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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 109

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 109 — fördern. Man hat Ackerbauschulen und Niederlassungen gegründet, bis jetzt mit geringem Erfolge. „Die jüdischen Einwandrer lassen sich auch hier am liebsten in den Städten nieder, vor allem in Jerusalem, und leben fast ausschließlich von den Unterstützungen, die sie von ihren Volksgenossen in Europa erhalten" (Th. Fischer). Einen guten Erfolg haben dagegen deutsche Ansiedlungen gehabt. 1869 wurde von der württembergischen Sekte der Templer eine erste Niederlassung bei Haifa gegründet, der bald andre in Jaffa, bei Sarona in der Nähe von Jaffa und bei Jerusalem folgten (Abb. 20). Die Zahl der Deutschen, die aber jetzt nicht mehr bloß aus Templern besteht, beträgt etwa 1500. „Es sind fleißige, biedere, betriebsame Leute, und sie haben einen sehr wohltätigen Einfluß auf die Eingeborenen ausgeübt, namentlich in wirtschaftlicher Hinsicht. Daß heute in Palästina Wagen verwendet werden, Ivo sie zu brauchen sind, ist ihr Verdienst. Freilich haben sie in der Landesnatur und in der türkischen Verwaltung begründete große Abb. 20. Deutsche Ansiedlung bei Jaffa. Hindernisse zu überwinden gehabt. Aber Handel und Verkehr ist zum großen Teil in ihren Händen. Deutsche Gasthäuser und Kaufläden mehren sich. Auch erzielt die evangelische Mission immer mehr Erfolge unter den Eingebornen. In den beiden Waisen- Häusern werden 100 — 200 Knaben und Mädchen deutsch-evangelisch erzogen" (Th. Fischer). Die Wirtschaftsverhältnisse sind erbärmlich. Nur etwa % der Landfläche ist angebaut. Der Ackerbau wird von den Eingeborenen noch in ganz ver- alteter Weise betrieben. Zudem ist die Bevölkerung mit Steuern überlastet, was jeden weiteren Aufschwung hindert. Doch ist ein Fortschritt in der letzten Zeit nicht zu verkennen. Namentlich das Beispiel deutscher und andrer Kolonisten und die aus europäische Anregung hin erfolgte Anlage von Straßen und Eisen- bahnen (Jaffa—jerusalem, Haifa—hedfchasbahn) haben anregend gewirkt. Nach Fischer könnte das Land bei gehörigem Anbau und Ausnutzung des Wassers zu Berieselungsanlagen mindestens viermal soviel Bewohner ernähren wie heute.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 111

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 111 — mehr als 70 Synagogen und über zahlreiche Hospize; Christen aller Bekenntnisse und der verschiedensten Nationen haben hier ihre Kirchen, ihre Klöster, die griechische allein deren 21, ihre Hospitäler, Waisenhäuser, Schulen u. dergl., oft eigenartige Bauwerke, ganze Stadtteile, wie das große armenische Kloster in der Südwestecke der Stadt, das 3000 Pilger auf- zunehmen vermag, oder die von einer hohen Mauer umschlossene russische Ausiedlung nw. von der Altstadt, die hochgelegen die Stadt wie eine Festung beherrscht. Auf der Hochfläche im N.-W. dehnen sich weitläufig gebaute, große Höfe und Gärten umschließende europäische Niederlassungen aus". (Fischer.) Sie enthalten zahlreiche evangelische und katholische An- stalten christlicher Liebe und Barmherzigkeit, so auch eine Reihe deutscher Stiftungen: ein Abb. 21. Jerusalem. (3h3 großes farbiges Anschauungsbild bei F. E. Wachsmuth in Leipzig erschienen.) Hospital der Kaiserswerter Diakonissen, ein Hospiz des Johanniterordens, ein Waisenhaus der Baseler Mission, Erziehungsanstalten, ein Hans für Aussätzige, jetzt auch eine deutsche evangelische Kirche. Ö. von Jerusalem, jenseits des Kidrontales, erhebt sich der Ölberg, der die Stadt noch um 50 in überragt. An seinem Fuße zeigt mau den Garten Gethsemane, und über ihn führt die Straßenach Jericho an den Orten Bethanien und Bethphage vorbei. <^wei Stunden s. von Jerusalem liegt Bethlehem, der Geburtsort Jesu, noch heute ein ansehnlicher Ort; noch weiter s. Hebron, einst Königssitz, ehe Jerusalem Hauptstadt wurde. Im untern Jordantal lag im Altertum Jericho, zur Zeit Jesu eine große, glänzende L-tadt, die namentlich durch Herodes den Großen mit prächtigen Palästen, Amphitheater, Rennbahn und allem Luxus ausgestattet wurde. Der gewaltige Karawanenverkehr der sich hier kreuzenden Straßen von Jerusalem nach Damaskus und von Arabien nach Phönizien machte sie zu einem wichtigen Handelsplatze. Die ganze Umgegend aber war stundenweit bewäs-

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 152

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 152 — Lama, eine Verkörperung Buddhas, der göttliche Verehrung genießt und in der Hauptstadt Lhasa in einem prächtigen Palaste wohnt. Unter ihm stehen zahl- reiche Mönchspriester, Lamas, die allein 1f8 der Bevölkerung ausmachen und in 3000 über das Land zerstreuten Klöstern in stiller Abgeschiedenheit leben. Der ganze Gottesdienst besteht in äußerlichem Formelkram: feierlichen Umzügen, Wallfahrten, Herleiern von Gebeten, ohrenbetäubender Musik usw. Staatlich gehört Tibet seit alter Zeit zu China, doch ist die Abhängigkeit nur lose. Am Hofe des Dalai Lama lebt stets ein hoher chinesischer Beamter, der die Hoheitsrechte wahrnimmt. Neuerdings haben auch die Engländer Einfluß gewonnen. Das bis dahin Abb. 30. Die Residenz des Dalai Lama bei Lhasa. Fremden streng verschlossene Land ist seitdem dem Handel geöffnet. — Die Hauptstadt Lhasa (30000 E.) liegt an einem Nebenflüsse des Brahmaputra, 3600 in hoch. Bonden Bewohnern sind 18000 Mönche. Lhasa ist die heilige Stadt der Buddhisten, die von weither nach hier Wallfahrten unternehmen. Das eigentliche Heiligtum ist der Wohnsitz des Lamas, 1 km w. der Stadt. Er besteht aus einer Anhäufung von Tempeln, Klöstern und Palästen, die eine steil aufsteigende Felsmasse krönen (Abb. 30). Ungläubigen war das Betreten der Stadt streng verboten, und die Engländer, die sie 1904 besetzten, waren die ersten Europäer, die genauere Kunde über Lhasa brachten. 2. Das Hanhai. Allgemeines. Das Hanhai, der n., größere Abschnitt Mittelasiens, liegt bedeutend niedriger als Tibet (800 —1500 m) und ist vorwiegend eben. Doch

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 217

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 217 — Adelaide, der Geologe Johannes Menge, den man als den „Vater der australischen Mineralogie" verehrt, Richard Semon, der Erforscher der Tierwelt Australiens, Rudolf von Lendenfeld, dem wir eine genauere Kenntnis der ostaustralischen Gebirge der- danken u. a. Auch die Sprachen der Eingeborenen sind nicht von Engländern, sondern fast ausschließlich von deutschen Gelehrten erforscht worden. Im öffenllichen und politischen Leben dagegen haben unsre Landsleute in Australien nie eine hervorragende Rolle gespielt. Dazu ist ihre Zahl zu gering. Als „ruhige, durch- weg in ihrer Tätigkeit aufgehende Bürger" halten sie sich meist vom Parteigetriebe fern und bereiten der Regierung keinerlei Schwierigkeiten. Trotzdem ist die öffentliche Meinung ihnen im allgemeinen keineswegs günstig. Wegen ihrer Arbeitsamkeit und Genügsamkeit werden sie meist scheel angesehen, und namentlich die deutschen Arbeiter gelten bei ihren anspruchsvolleren englischen Genossen als Lohndrücker. Wie anderwärts, so ist auch in Australien zu beklagen, daß viele unter den Deutschen leicht ihr Volkstum aufgeben. Das ist namentlich dort der Fall, wo sie stark zerstreut unter der englischen Bevölkerung leben. Kinder aus Ehen zwischen Deutschen und Engländern lernen gewöhnlich nur die englische Sprache. Besser steht es in solchen Bezirken, wo Deutsche in größerer Zahl zusammenleben. Hier gibt es deutsche Kirchen und Schulen, die sämtlich von den lutherischen Kirchengemeinden unterhalten werden, und Gesang-, Turner- und Schützenvereine, die die Pflege des Deutschtums als ihre Aufgabe betrachten. Zwei deutsche Seminare versorgen die Schulen mit Lehrern. Von großer Bedeutung für die Erhaltung des Deutschtums sind auch die vier, allerdings wöchentlich nur einmal erscheinenden deutschen Zeitungen. Gleichwohl steht zu befürchten, daß sich das Deutschtum in Australien auf die Dauer nicht wird halten können, um so weniger, als der Zuzug neuer Ansiedler aus der alten Heimat schon seit Jahren sehr gering ist und der alte Stamm allmählich ausstirbt. „So werden die Deutschen aller Wahrscheinlichkeit nach auch hier die Rolle des Kultur- düngers gespielt haben, wie in allen englisch redenden Ländern". 3. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Ackerbau ist in Australien wegen der Trockenheit des Innern auf die Randgebiete beschränkt und steht an wirtschaftlicher Bedeutung weit hinter der Viehzucht zurück. Selbst in dem regenreicheren O. und S.-O. reicht der Anbau nicht über 300 km weit ins Land hinein. Fast überall hat der Acker-- bau mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Lang anhaltende Dürren, Glut- winde, Überschwemmungen (S. 207), Hagel, Heuschreckenschwärme richten oft ungeheuren Schaden an. Dazu kommt die Kaninchen- und Sperlingsplage (S. 211). Schwere Schädigungen bringt auch der Arbeitermcingel (S. 215), der für den Landmann unerschwinglich hohe Arbeitslohn und in den tropischen Gegenden das Verbot, farbige Arbeiter zu verwenden. In vielen Gegenden ist der Anbau nur bei künstlicher Bewässerung möglich, und um das nötige Naß zu erhalten, mußten kostspielige Wasserleitungen und große Staubecken an- gelegt werden, von denen eines in Südwales 945 Mill. cbm faßt (größte Tal- sperre Deutschlands an der Eder 230 Mill. cbm). Inmitten trockener Steppen- gebiete hat man durch Tiefbohrungen artesische Brunnen erschlossen und dadurch fruchtbare Oasen geschaffen. Der Betrieb des Ackerbaus steht auf der Höhe.

5. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 216

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 216 — die Küstengegendcn hinaus. Selbst in Viktoria, das die dichteste Bevölkerung ausweist, kommen nur 6 E. auf das qkm, in Neu-Südwales 1,9, in den andern Staaten nur 0,1 bis 0,3. Auffallend ist bei dem Vorherrschen der Landwirtschaft das starke Übergewicht der städtischen, insbesondere der großstädtischen Bevölkerung. Die vier Großstädte Sidney, Melbourne, Brisbane und Adelaide beherbergen fast 1i5 der gesamten Bewohner des Erd- teils, und während Landwirtschaft und Bergbau beständig unter Arbeitermangel leiden, nimmt in den Großstädten die Arbeitslosigkeit stetig zu und bildet ein Übel, gegen das die Stadtverwaltungen vergeblich ankämpfen. Trotz mancher fremden Beimischungen trägt die Bevölkerung Australiens körperlich wie geistig, in Sitten und Gewohnheiten durchaus das Gepräge des englischen Volkstums. „Mit der Zeit haben sich allerdings mancherlei Unterschiede zwischen den Briten und den Colonials herausgebildet. Vor allem wird in Australien dem Sport, den Wetten und der Spekulation in einer Weise gehuldigt, wie sonst wohl nirgends auf Erden; sie bilden auch die Hauptgegenstände der Unterhaltung. Ferner will man eine gewisse körperliche und geistige Entartung erkannt haben, für die man die nachteilige Wirkung des heißen Klimas, die ihm wenig angepaßte rein englische Ernährungsweise mit ihrem allzugroßen Fleischgenuß und die aus England übernommene Kleidung verantwortlich machen möchte" (Hassert). Unter der nichtbritischen Bevölkerung sind die Deutschen (rnnd 100000) am stärksten vertreten. Am zahlreichsten sind sie in Südaustralien (30 000) und Queensland (38 000). Die stärkste Niederlassung hat Adelaide mit 6000 Seelen. Die Einwanderung der Deutschen ist stoßweise erfolgt. 1838 kamen ganze Scharen von Lutherischen, meist Bauern, die sich durch die Einführung der neuen Agende in ihrem Glauben bedrückt fühlten, aus Branden- bürg, Schlesien und Pommern, darunter die ganze Gemeinde Klemzig mit ihrem Pfarrer, die in Australien ein neues Klemzig gründete. Einen neuen Zuwachs brachte das Re- volutionsjahr 1848. Es waren meist Angehörige der gebildeten Stände, die mit den poli- tischen Zuständen ihres Heimatlandes unzufrieden waren. Später, nach der Entdeckung der großen Bodenschätze, kamen viele Bergleute, namentlich aus dem Harz. Endlich wurden in den Jahren von 1862—72 durch den in Brisbane wohnenden deutschen Kaufmann Heusler in Verbindung mit dem Hamburger Kaufmannshause Godefroy etwa 10000 deutsche Bauern aus der Uckermark, aus Preußen, Pommern, Schlesien und Württemberg in Queensland angesiedelt, wo ganze Gebiete jetzt fast rein deutsche Bevölkerung haben. Es gibt dort 50 Gemeinden mit 24 lutherischen Geistlichen. Der Hauptsitz der Deutschen ist das einst menschenleere Wald- und Skrubgebiet der Darling Downs (S. 202), das heute das „Paradies Australiens" genannt wird. Die Deutschen Australiens gehören überwiegend der Landbevölkerung an. In den Städten sind sie meist als Handwerker tätig, weniger als Kaufleute. „Namentlich unter den Bäckern, Fleischern und Schuhmachern trifft man viele Deutsche, und von den Uhr- machern und Optikern wird sogar gesagt, sie seien fast alle deutscher Herkunft." Die Deutschen haben sich um die Hebung der Kultur Australiens große Verdienste erworben. Weite Ödländereien, wie die Darling Downs, sind von ihnen urbar gemacht und in fruchtbare Gefilde umgewandelt worden. Winzer aus Hattenheim im Rheingau legten 1837 in Neu-Südwales die ersten Weinpflanzungen an, und bis heute wird der Weinbau überwiegend von Deutschen betrieben. Ein Deutscher, Gunst, war es auch, der 1858 den Zuckerrohrbau in Queensland einführte. Hervorragenden Anteil haben Deutsche auch an der wissenschaftlichen Erforschung Australiens, wie der Forschungsreisende Leichhardt, der bei dem Versuch, den Erdteil von O. nach W. zu durchqueren, seinen Tod fand, der Botaniker Mueller, der zuerst die Pflanzenwelt Australiens wissenschaftlich beschrieben und eingeordnet hat, Richard Schomburgk, der Schöpfer des Botanischen Gartens in

6. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 271

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 271 — Sprache aufgegeben haben. Seit der Ausrichtung des Deutschen Reiches indessen haben sich die Verhältnisse etwas gebessert. Der nationale Sinn ist gekräftigt worden, und allerorten hat man sich zu Vereinen zusammengeschlossen, die der Pflege des Deutschtums dienen sollen. 1901 wurde in Philadelphia der „Deutsch-amerikanische Nationalbund" gegründet, der eine Zusammenfassung aller deutschen Vereine darstellt und der Pflege deutsch-ameri- kauischer Geschichte, Bühne und Presse, der Vertretung politischer Wünsche dienen und die Einführung der deutschen Sprache als Unterrichtsgegenstand in den öffentlichen Schulen er- streben will. Die stärkste Stütze des Deutschtums ist bisher die Kirche mit ihrer deutschen Predigt gewesen. Wo die Deutschen in größerer Zahl beieinander wohnen, haben sie auch eigne Schulen. Die größte Kirchengemeinschaft, die „Evangelisch-Lutherische Synodal- konferenz", hatte 1904 2955 Gemeinden mit 2888 Pastoren und 3334 Gemeindeschulen mit 1066 Lehrern und 112555 Schülern. Im Jahre 1900 gab es 613 deutsche Zeitungen und Zeitschriften, deren Leiter und Mitarbeiter sich zu einem Nationalverbande vereinigt haben. Alle größeren Städte haben auch deutsche Theater. Alles in allem genommen, ist das Deutschtum trotz des Rückgangs der Einwanderung sichtlich erstarkt. Gleichwohl sind Kenner der Verhältnisse der Ansicht, daß es sich auf die Dauer nicht zu halten vermöge. Das angelsächsische Volkstum hat weitaus das Übergewicht. Wirtschaftlich und sozial steht der Deutsche durch tausend Fäden mit diesem in Verbindung. Er ist genötigt, die englische Sprache zu lernen und sie im täglichen Verkehr zu gebrauchen. So wird er unmerklich immer mehr in das Amerikanertnm hineingezogen, und das zweite und dritte Geschlecht geht gewöhnlich schon ganz darin auf. Neger und Mttlatten (Mischlinge von Weißen und Negern, 10 Mill.) sind über das ganze Gebiet der Union verbreitet, zahlreich aber nur in den Südstaaten, wo sie z. Teil mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Die Neger sind seit dem 17. Jahrhundert als Sklaven zur Bearbeitung der Pflanzungen eingeführt worden. 1865 erhielten sie die Freiheit, 1867 Bürgerrechte; aber die gesellschaftliche Gleichberechtigung ist ihnen bis heute versagt. Mit unsäglicher Verachtung, ja Haß blickt der Weiße auf die Farbigen herab, und nicht wenige von diesen fallen alljährlich der Volkswut zum Opfer. Die Neger sind Haupt- sächlich Arbeiter auf den großen Pflanzungen. Sie haben ihre eigenen Schulen und Kirchen und passen sich immer mehr der Kultur der Weißen an. Sie gelten aber im allgemeinen als faul und wenig lernbegierig, und nur verhältnismäßig wenige unter ihnen haben es zu einer höheren wissenschaftlichen Bildung gebracht. Religion. In den Vereinigten Staaten herrscht völlige Religionsfreiheit. Weit überwiegend ist das evangelische Bekenntnis. Etwa ^ Mill. sind Katholiken, 1,8 Mill. Juden. Eine Staatskirche gibt es nicht, sondern nur Freikirchen. Die Evangelischen sind in eine Menge von Bekenntnissen gespalten. Am zahlreichsten sind die Methodisten. Baptisten, Presbyterianer und die Lutherischen. Trotz der Jagd nach dem Gelde herrscht unter ^den Amerikanern ein lebhafter religiöser Sinn. Die Sonntagsfeier ist ähnlich streng wie in England. Große Summen werden für kirchliche Zwecke geopfert, und Leute in den höchsten Stellungen halten es nicht für unter ihrer Würde, persönlich kirchliche Mission zu treiben, wie z. B. der frühere Präsident Rooscvelt, der Sonntagsschule hielt. Geistesleben. Das Bildungswesen wird in regem Wetteifer von den Regie- rungen, den Kirchen, den Gemeinden und reichen Privatleuten gefördert. Ein Schulzwang besteht allerdings nur in wenigen Staaten, und der Besuch dauert bei der Volksschule im all- gemeinen nur fünf Jahre. Die Zahl der des Lesens und Schreibens Unkundigen ist darum verhältnismäßig groß. Schon früh tritt der junge Amerikaner ins Erwerbsleben ein, und wenn er Trieb und Lust zur Fortbildung hat, bietet sich ihm in Abend- und Handelsschulen noch reichlich Gelegenheit dazu. Der weitergehenden Bildung dienen zahlreiche, sehr verschieden-

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 46

1894 - Dresden : Ehlermann
4(3 Preussische Monarchie. — § 15. Prägung preussischer Eigenart. des Königs im Hinblick auf seinen Sohn Friedrich: „Hier steht einer, der mich rächen wird“). Vii. Innere Fortschritte, a) Der Ackerbau wird auf alle Weise gefördert. ,,Landesmeliorationen“ in grossem Umfang. Durch Austrocknen von Mooren werden Viehweiden gewonnen (im Havellande Anlage des Gutes Königshorst, dessen Butter berühmt). Heranziehung von Ausländern (Holländer) für Viehwirtschaften. Besetzung wüster Strecken mit Ansiedlern (die durch den Erzbischof F i r m i a n vertriebenen protestantischen Salzburger in dem durch die Pest verödeten litauischen Preussen). Kartoffelfelder bei Berlin seit 1728. b) Gewerbe. Hebung der Betriebsamkeit (Tuchweberei u. a.), Beispiel des Staates durch Anlegung von Fabriken (die Tuchweberei in der Klosterstrasse zu Berlin liefert das blaue Tuch der Uniformen, die Gewehrfabrik in Spandau die Waffen). Schutz des Gewerbes durch hohe Eingangszölle (Wolle, Baumwolle, Seide), c) Hebung der Städte. In Ostpreussen neben Anlegung von mehreren hundert Dörfern Gründung von 4 Städten. Anregung zur Bauthätigkeit (Wohlhabendere werden zu Neubauten gezwungen). In Berlin wird die Friedrichsstadt erweitert, die Wilhelmstrasse angelegt. Bau von Kirchen (Böhmische, Dreifaltigkeits-, Jerusalemer Kirche); ein Kadettenkorps- und ein Krankenhaus (Charite) wird eingerichtet; in Potsdam, nunmehr der zweiten Residenzstadt, wird das grosse Militärwaisenhaus begründet, d) Religion. Beispiel des Königs in Beobachtung christlicher Sitte. Friedrich Wilhelm nach dem Muster seines Grossvaters Schutzherr der Evangelischen. Aufnahme der vertriebenen Salzburger (deren Ansiedelung s. oben a). e) Bildung. Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Gründung von Volksschulen (Anstellung von Unteroffizieren als Lehrer). Bei Missachtung der Gelehrsamkeit doch Schätzung der Wissenschaft, wo sie dem praktischen Leben nützt. (Vernachlässigung der Akademie ; G u n d 1 i n g, ein nicht ungelehrter, aber charakterloser und am Hof verspotteter Mann, deren Präsident. Überweisung von 2000 astronomischen, mathematischen, physikalischen und medizinischen Werken nebst einer Sammlung von Naturerzeugnissen). Viii. Bedeutung der Person des Königs. Friedrich Wilhelm, bei aller Grösse königlicher Denkart doch rauh in seinen Neigungen (Jagd, Tabakskollegium, burschi-

8. Römische Geschichte - S. 7

1893 - Dresden : Ehlermann
I. Die Anfänge Roms. 7 Das ganze Leben des Römers durch Religion geweiht, keine Handlung ohne heilige Gebräuche begonnen. Erkundung der Zukunft durch Vogelschau (Flug, Geschrei, Fressen, z. B. der heiligen Hühner) — die „auspicia“ —, durch Schau der Eingeweide der Opfertiere — die „haru-spicia“ (den Etruskern entlehnt) —, durch Beachtung ausserordentlicher Wunderzeichen — portenta und prodigia — wie Stein- und Blutregen, Einschlagen des Blitzes und ähnliches. Die Beobachtung aller jener Zeichen Geschäft der zahlreichen „augures“ und „haruspices“. Die Sibyllinischen Bücher (vgl. o.) Staatsorakel. Ausgebildete Priesterschaft, in „Kollegien“ zusammengeschlossen. Ausser den augures i) die Salier, Priester des Mars, die Wächter des heiligen Schildes, den man vom Himmel gefallen wähnte. Umzug im März unter Tanzen und Singen. 2) die Vestalinnen, die das heilige Stadtfeuer zu unterhalten hatten. Sie waren (wie die christlichen Nonnen) zur Jungfrauenschaft verpflichtet. 3) die pontifices, denen die Überwachung sämtlicher religiöser Einrichtungen oblag und an deren Spitze der Oberpriester (pontifex maximus) stand. In den meisten Kollegien Opferanzünder (flamines). Eine von vorgeschrittener Menschlichkeit zeugende Einrichtung ist die Priesterschaft derfetialen, welche den Ausbruch eines Krieges durch vorgängige Unterhandlung zu verhindern suchen und ihn im Falle der Unvermeidlichkeit unter religiösen Formen ankündigen mussten. Strenge Religionsübungen, Sühnungen und Büssungen. Dabei frohe Feste, wie die Saturnalien, unserem Erntefest ähnlich, wo der Herr seine Knechte bediente, die Luper-kalien mit heiteren Scherzen, die Palilien, an welchen man das Geburtsfest der Stadt Rom feierte. I. Rom als Freistaat. Erster Zeitraum. Gründung eines römisch - italischen Reiches. 510—266 v. Chr. Erster Abschnitt. Von der Gründung des Freistaates bis zur Beendigung des Ständekampfes. 510 — 366 (300) v. Chr. Zweiter Abschnitt. Von der Beendigung des Ständekampfes bis zur Unterwerfung des eigentlichen Italiens. 366 (300) —266 v. Chr. Zweiter Zeitraum. Gründung des römischen Weltreiches. 264 —133 v. Chr. Erster Abschnitt. Der Kampf mit den semitischen Puniern. 264 bis 201 (146) v. Chr.

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 62

1891 - Dresden : Höckner
f — 62 — g) Die Kirche und die geistige Bildung. 1. In Gallien fanden die Franken eine vollkommen ausgebildete Kirchenverfassung vor, dagegen war die römische Kirchen-verfafsnng des Rhein- und Mojelgebietes durch den Einbruch der Germanen zertrümmert. Doch werden Köln, Trier, Tongern, Mastricht und Mainz schon wahrend des 6., Speier, Straßburg und Constanz während des 7. Jahrh, als Bischofssitze wieder genannt Die fränkische Kirche entwickelte sich, wenn es auch seit der Einverleibung gotischer und burgundischer Gebiete nicht ganz an Beziehungen zu Rom fehlte, bis zum Beginn des 6. Jahrh, völlig selbständig als Landeskirche. 2. Zu einer bedeutenden, aber auch bedrohlichen Macht erwuchs die Kirche durch Einräumung von Vorrechten (Immunitäten) wie durch ausgedehnte Landverleihungen, welche ihr sowohl vom König wie von Privatpersonen zu teil wurden *) und die sie fortwährend zu vermehren und durch eine geordnete Verwaltung immer ertragsfähiger zu machen bestrebt war. Die reichbegüterten Bischöfe bildeten dem weltlichen Dienstadel gegenüber eine geistliche Aristokratie und übten als Angehörige des gallischrömischen Provinzialadels und berufene Vertreter der romanischen Bevölkerung den germanischen Landesherren gegenüber, überdies im Besitz einer überlegenen Bildung, bald einen außerordentlichen Einfluß auch auf weltliche Angelegenheiten aus. 3. Dennoch hielten die Könige streng an dem Grundsatz fest, daß die Kirche dem Staat untergeordnet sei. Deshalb beanspruchte der König auch das Bestätigungsrecht der nach kanonischem Recht von Klerus und Volk ihres Sprengels gewählten Bischöse und brachte dies auch gegenüber den Beschlüssen der Synoden zur Geltung. Trotzdem gingen manche Bischofssitze in den erblichen Besitz großer Geschlechter über, andererseits hob aber auch der König nicht selten das Wahlrecht der Gemeinde durch unmittelbares Eingreifen auf und ernannte sogar Laien zu Bischöfen oder verkaufte die Bistümer um Geld (Simonie). 4. Die Verweltlichung des geistlichen Standes hatte den Niedergang der litterarischen Bildung zur Folge. Die einst *) Schon im 6. Jahrh, begannen die Könige nicht nur königliche Güter, sondern auch die königlichen Einkünfte ganzer Gaue an einzelne weltliche Grundherren oder an die Kirche zu übertragen, ja sogar die den königlichen Gütern als solchen zustehenden Befreiungen von staatlichen Lasten und später auch von der Amtsgewalt der öffentlichen Beamten (emunitas, immunitas) dem nunmehrigen Inhaber einzuräumen.

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 162

1891 - Dresden : Höckner
baltischen Küstenlanden das lübische, im norddeutschen Binnenlande das Magdeburger Recht. 3. So drang die deutsche Kolonisation rasch vor in das noch unter slawischen Fürsten stehende Obotritenland oder Mecklenburg (Rostock, Wismar. Parchim), in das Fürstentum Rügen auf dem Festlande (Stralsund, Greifswald), obwohl dasselbe noch lange unter dänischer Herrschaft verblieb, nach Vorpommern (Stettin) und Hinterpommern (Stargard. Colberg), langsamer nach Pommerellen (Kloster Oliva, Altstadt Danzig). 4. Gleichzeitig begründeten deutsche Heere (das deutsche Nachspiel der Kreuzzüge) die Herrschaft des christlichen Germanentums in den weiten Landen an der Weichsel bis zum finnischen Meerbusen. Als eine Kolonie von Lübeck begründete der bremische Domherr Adalbert von Apeldorn an der Mündung der Düna die Stadt Riga, zugleich als Sitz fernes Bistums, und stiftete für die Unterwerfung des Landes 1202 den Orden der Schwertbrüder nach dem Muster der Templer. Dieser vollzog dann unter der Hoheit des Bistums, unterstützt von Kreuzfahrerscharen und von den Dänen, die Eroberung Livlands und Estlands (Reval). Doch blieb das Deutschtum hier auf die eingewanderten Edelleute und niederdeutschen Bürger beschränkt. 5. Weit glänzender entwickelte sich der Staat des deutschen Ordens in Preußen'), wo zwischen Weichsel und Memel, der Ostsee und der polnischen Grenzwaldung in einer Anzahl wesentlich selbständiger Landschaften mehrere den Litauern verwandte heidnische Stämme hausten. Sie nannten sich selbstrühmend Prucr oder Prutheui (wohl vom litauischen protas = Einsicht, Verstand). Nachdem der erste Versuch des großen Hochmeisters Hermann von Salza, auf den Ruf des Königs Andreas von Ungarn wider die heidnischen Kumauen dem Orden in Siebenbürgen eine Herrschaft zu gründen, gescheitert war, rief der Herzog Konrad von 1226 Mafovien, einer der polnischen Teilfürsten, 1226 die Hilfe des *) Organisation des Ordens. Die Mehrzahl der Mitglieder (auch Freie, nicht nur Adelige) waren Laienbrüder, nur eine kleine Minderzahl Geistliche, alle gebunden durch das dreifache Mönchsgelübde, die Ritterbrü-der außerdem durch das Gelübde des Kampfes gegen die Ungläubigen «.weißer Mantel, schwarzes Kreuz). Eine strenge Regel stellte das ganze Leben der Ordensbrüder unter ein eisernes Gesetz („Konvente" von 12 Brüdern unter einem Komtur, d. i. Commendator = „Gebietiger", eine Gruppe von Koni-tureien unter einem Landmeister, der ganze Orden unter dem vom Kapitel der Gebietiger beratenen Hochmeister).
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