46
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Die Bauernkunst, die farbenliebende, humorvolle, derbe, die mit treffsicherem
Sinne fast immer das für die Umgebung Geeignete, für den jeweiligen Zweck am
besten Verwendbare in Hausschmuck, Hausgerät, Kleidung, Wagen, Schiffen usw. zu
finden wußte, schwindet mit der ehemaligen Heimstätte. Ihre Erzeugnisse schmücken,
fremdartig dreinschauend, überallher zusammengekauft, die Zimmer der Städte, und
wohlmeinend müht sich jetzt die Volkskunde, den ländlichen Handwerker mit
neuem Mute zum Schaffen zu beleben.
Im Braunschweigischen reicht das sächsische Haus im ganzen südwärts etwa
bis an die Bahnlinie Hildesheim —Braunschweig — Helmstedt, mit Ausnahme der
Hauptstadt, deren älteste Häuser das Gepräge der thüringischen Abart des frän-
Kischen Hauses tragen, das südlich von jener Linie herrscht. Der Vorsfelder Zipfel
gehört zum Gebiete der Rundlingsdörfer. Im Lande Braunschweig wird noch besonders
viel das Walmdach gefunden, das alle vier Seiten des Langhauses deckt, an den
Längsseiten besonders tief herabreichend. Sprüche an den braunschweigischen Bauern-
häusern': „Gott gebe allen, die mich kennen, was sie mir gönnen."
Wo Gott nicht selber baut das Haus,
Da richtet keine Müh was aus.
Hier baun wir alle feste
Und sein nur fremde Gäste.
Gegenüber den vielen Klagen, daß unsere Landbevölkerung zu entarten drohe
durch das Einwandern fremdsprachiger Arbeiter, die anfangen sich dauernd nieder-
zulassen, ist festzustellen, daß Hannover 1910 nächst Hessen-Nassau mit 98,9 Hundert-
teilen Deutschredenden noch die „deutscheste" Provinz war. Es haben aber doch die
Fremdsprachigen seit 1995 um 15686 Seelen und im Tausendsatz der Bevölkerung
um 9,2 mehr zugenommen als die Deutschen. Polnischredende waren vorhanden, am
meisten mit 11,1 °/00 im Reg.-Bez. Lüneburg, im Kreise Blumenthal allerdings weit
mehr als Fabrikarbeiter, 7568 oder 2,57 °/00 Holländer, zumeist in Bentheim. —
Unsere beiden Länder besitzen einen wohlhabenden tüchtigen Bauernstand. Der
Hannoversche ist gehoben worden durch das „Höferecht", das die Stellung des „An-
erben" stärkt. Unter seinem günstigen Einflüsse ist 1885—1998 die Zahl der Höfe
von 64999 auf 78999 gestiegen.
2. Religion.
A. Hannover.
a) 2 504805 = 85,1 (85,59) % der Bewohner sind evangelisch. Davon
gehörten 1911: 2332607 = 79 °/0 der lutherischen Landeskirche an; in
der ötadt Hannover waren es 1910: 256767, in Linden 58828 Seelen. Dem
Landeskonsistorium zu Hannover sind untergeordnet die Konsistorien zu Hannover
und Aurich, sowie das kleine Bezirkskonsistorium zu Neustadt a. H. in der
Grafschaft Hohnstein. Der höchste Geistliche ist der Abt von Loccum. Vier
General-Superintendenturen. Landes- und Bezirkssynoden.
135601 =4,6°/0 sind Reformierte. Konsistorium zu Aurich, mit dem
lutherischen vereinigt; dort auch die einzige General-Superintendentur. Die
Reformierten wohnen zumeist in Ostfriesland, den Grafschaften Bentheim
und Lingen (also in der Nähe der überwiegend reformierten Niederlande),
in der Nähe von Bremen, in Hannover 6559, in Linden 2214.
b) Von den 405693 (13,8 gegen 12,4°/» im Jahre 1885) Katholiken
gehören die rechts der Weser wohnenden zum Bistum Hildesheim, die auf
1 Nach Andres, Braunschweiger Volkskunde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 35 -
12. Noch höher gelegen, ja der höchstgelegene Ort des Harzes ist
Hohegeiß (620 m) mit etwa 1000 Einwohnern. Es hat feinen Namen
von einer Kapelle „Zum hohen Geist", die von den Mönchen des
Klosters Walkenried an der Heerstraße von Harzburg nach Nordhausen
für die fremden Reisenden, „die Elenden", erbaut war. Eine Ort-
schaft entstand hier infolge des Bergbaues, der aber wieder einge-
gangen ist. (Altere Siedelungen haben sonst nie solche hohe, freie
Lage.) Durch hohe Lage und trotzdem gleichmäßiges Klima empfiehlt
sich Hohegeiß als Höhenkurort. Einen großen Gegensatz zu dem
luftigen Hohegeiß bildet der nahe im tiefen, ungemein lieblichen Tal
der Zorg^ gelegene gleichnamige langgestreckte Flecken (350 m),
dessen Erzhütte eine Gründung des Klosters Walkenried ist (1300 Ein-
wohner). An dem großen Eisenwerke, das einer Genossenschaft ge-
hört, werden 300 Arbeiter beschäftigt; auch der Obelisk auf dem
Löwenwalle in Braunschweig wurde hier gegossen. Nie Zweigbahn
Zorge-Ellrich schließt sich an die Strecke Seesen, Osterode, Herzberg,
Walkenried - Nordhausen an.
13. Rechter Nebenfluß der Jorge ist die Wieda. die durch
Wieda und Walkenried fließt. Wieda hat eine Eisenhütte und
zählt 1600 Einwohner. Es hat in der Nähe zwei der schönsten Aus-
sichtspunkte: den Stöberhai (720 m), den höchsten bewohnten braun-
schweigischen Aussichtspunkt und die höchste Erhebung der Wasser-
scheide zwischen Elbe und Weser, und den (preußischen) Ravensberg
(660 m) mit weiter Übersicht über die Höhenzüge und Täler des
Harzes.
Mitten in dem am Ausgange des Harzes gelegenen Walken-
ried (290 m hoch, 1500 Einwohner) erinnern herrliche Ruinen an
das einstige berühmte Iisterzienserkloster, das im 12. Jahrhundert
gegründet wurde und an dessen Vau man 80 Jahre gearbeitet hat. Das
reich ausgestattete Kloster der betriebsamen und werktätigen Mönche
erwarb sich ausgedehnte und fruchtbare Ländereien, auch in anderen
Staaten, so daß sein Abt sich rühmte, er könne auf der Reise nach
Rom jede Nacht in eigenem Hause schlafen. Walkenried war ein
freies Reichsstift, dessen Äbte bischöfliche Macht und auf den Reichs-
tagen Sitz und Stimme hatten. Durch den Bauernkrieg nahm diese
Herrlichkeit aber ein jähes Ende. Mit wildem Jubel erstürmten auf-
ständische Bauern das Kloster und plünderten, zerschlugen und ver-
wüsteten es. Man erzählt, sie hätten starke Taue an dem Turme,
dessen unteres Gebälk sie angesägt hatten, befestigt und so den Turm
niedergerissen' er durchschlug das Gewölbe des Hauptschiffes, und
bald stürzte auch ein Teil des Chors nach. Die Ruinen, namentlich
der Kreuzgang und der jetzt als Kirche dienende Kapitelsaal, sind
Zeugen für die einstige Herrlichkeit des edlen Gebäudes. — Walken-
ried ist Sitz eines Amtsgerichts, Oberforstamts und Forstamts und
besitzt eine Domäne. In dem nahen Sachsenstein wird Gips ge-
wonnen.
3*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Hohegeiß Jorge
Extrahierte Ortsnamen: Harzburg Nordhausen Braunschweig Osterode Herzberg Nordhausen Ravensberg Walken-
ried Rom Oberforstamts Sachsenstein
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 63 -
Das Landgericht gliedert sich in vier Zivilkammern, eine Kammer
für Handelssachen und zwei Strafkammern. Die Zivilkammern be-
arbeiten wichtigere bürgerliche Rechtsstreitigkeiten und Berufungen und Beschwerden
in den von den Amtsgerichten verhandelten bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und
Entscheidungen in Grundbuchsachen. Die Strafkammern beschäftigen sich mit
Hauptverhandlungen in Strafsachen, mit Berufungen bei Vergehen oder Über-
tretungen, mit Beschwerden gegen Beschlüsse der Amtsgerichte in Strafsachen.
Das Schwurgericht ist zuständig für die schwersten Verbrechen.
3. Gesetzgebung in Braunschweig. Alle Gesetzesvorlagen haben bei der
Landesregierung ihren Ursprung und werden von ihr verkündigt. Alle Gesetze,
die die Landesverfassung oder das Landes-Finanz- und Steuerwesen betreffen,
können nur iu Kraft treten, nachdem der Landtag zugestimmt hat. Bei anderen
Gesetzen, besonders im Landespolizeiwesen, ist ein Gutachten und Rat des Land-
tages ausreichend.
Das Staatsministerium ist die oberste Regierungsbehörde und zählt wenig-
stens drei Mitglieder, einen Staatsminister und zwei Wirkliche Eeheimräte, die
der Landesfürst ernennt und nach Gefallen verabschiedet (jetzt v, Otto, Hartwieg,
Wolfs).
Landesbischof ist der Herzog. Für Kirchengesetze ist die Zustimmung der
Landessynode nötig, die aus 14 geistlichen und 13 weltlichen Mitgliedern besteht.
Die Katholiken unterstehen dem Bischof in Hildesheim.
4. Politische Einteilung. Braunschweig wird eingeteilt in
sechs Kreise:
1. Braunschweig, 544 qkm groß, mit 191000 Einwohnern
2. Wolfenbüttel, 736 „ „ „ 86000
3. Helmstedt, 799 „ „ „ 79000
4. Blankenburg, 475 „ „ „ 36000 „
5. Gandersheim, 544 „ „ „ 50000
6. Holzminden, 574 „ „ „ 52000 „
5. Bevölkerung. Am 1. Dezember 1910 wurden im Her-
zogtum 494 387 Einwohner gezählt (1905: 485 958), 242 739 mann-
lichen, 251648 weiblichen Geschlechts. 237 944 wohnten in ötädten,
256 443 in Landgemeinden. Auf 1 qkm kommen in Braunschweig
135 Einwohner, im Deutschen Reich 120. 1905 waren 450760 (92,5%)
lutherisch, 4720 (0,97%) reformiert, 26 504 (5,5%) katholisch, 1815
(0,39%) israelitisch. 1905 waren von 1000 Einwohnern 289 in
Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 455 in Industrie, Bergbau, Bau-
fach, 121 im Handel, 57,3 im Staats- und Gemeindedienst, 70 in
anderen Berussarten.
6. Wichtige Staatsstraßen. Die Leipziger Straße: Graunfchweig — Wolfen-
büttel—hessen; die Frankfurter Straße: Braunschweig—thiede—lutter a. 23.—
Seesen Ildehausen; die Celler Straße: Braunschweig—steinhof; die Hildes-
heimer Straße: Braunschweig—vechelde—bettmar; die Magdeburger Straße:
Braunschweig—königslutter—helmstedt—magdeburg; die Hannoversche Straße:
Vechelde Sierße; die Holzmindener Straße: Seesen—holzminden—hölter; die
Hamelnsche Straße: Eschershausen—halle a. W.—Bessingen; die Nordhäuser
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Otto Wolfs Wolfenbüttel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 64 -
Poststraße: Blankenburg—hasselfelde—ilfeld; die Elbingeröder Poststraße:
Blankenburg—hüttenrode—rübeland; die Harzstraße: Bad Harzburg—braun-
lage—hohegeiß—ilfeld; die Thedinghäuser Landstraße: Thedinghausen—verden.
Die Kommunikationswege dienen der Verbindung der Ortschaften
und Gemarkungen und werden von den Kreiskommunalverbänden unterhalten.
7. Eisenbahnen. Die Linie Vraunschweig - Wolfenbüttel, die erste Bahn in
Norddeutschland und die erste deutsche Staatsbahn, wurde 1838 eröffnet als ein
Teil der Strecke Braunschweig—bad Harzburg. Dann folgten: Braunschweig—
Oschersleben, Braunschweig—peine—hannover, Börßum—kreiensen, Jerxheim—
Helmstedt, Kreiensen—holzminden—höxter, Vienenburg—oker—goslar, Bör-
ßum—jerxheim, Fallersleben—öbisfelde, Braunschweig—helmstedt, Seesen—oste-
rode— Herzberg—nordhausen, Schöningen—eilsleben—magdeburg, Halberstadt—
Blankenburg, Langelsheim—lautenthal, Hameln—coppenbrügge, Holzminden—
Fürstenberg, Seesen—langelsheim usw.
8. Liebestätigkeit im Herzogtum. In alter Zeit ergossen sich Ströme des
Segens aus der Liebestätigkeit der Klöster: St. Ägidien, St. Blasii, Franzis-
kanerkloster (Brüdernkirche) und Kreuzkloster in Braunschweig; ferner Riddags-
hausen und Steterburg in der Nähe Braunschweigs; St. Lorenz in Schöningen,
St. Ludgeri und St. Marienberg in Helmstedt; Marienthal bei Helmstedt und
Königslutter; Brunshausen und Gandersheim, Clus und Amelunrborn; Michael-
stein bei Blankenburg und Walkenried. Als später sich die Städte ausdehnten,
entstanden Stätten christlicher Liebestätigkeit in Hospitälern und Stiften,
Konventen und Beguinenhäusern — für Witwen und Waisen, für Arme
und Alte, für Pilger, Sieche und Aussätzige (St. Leonhard). Noch wirken in
Braunschweig segensreich das Waisenhaus Beatae Mariae Virginis (Zur heil.
Jungfrau Maria) und der Thomashof, als Zufluchtsstätte für alleinstehende
alte Frauen gegründet; in Helmstedt der Georgenhof als städtisches Armenhaus,
in Blankenburg das Hospital St. Georg für 50 alte Männer und Frauen, sowie
sogenannte Hospitale in Gandersheim, Helmstedt, Seesen, Calvörde, Hasselfelde.
Auch weltliche Gemeinschaften, sogenannte Laienbruderschaften, wie Lollharden
oder Alexianer, stellten sich in den Dienst der Armen und Leidenden.
1819 widmete sich Lehrer Albrecht in Braunschweig der Pflege taubstummer
Kinder: Entstehung der Taubstummenanstalt. Zehn Jahre später unter-
richtete der Arzt Dr. Lachmann in seinem Hause an der Wilhelmstraße vier Blinde:
Anfang der Blindenanstalt. 1868 nahm sich Pastor Stutzer der Blödsinnigen
und Fallsüchtigen an: Ansang der I d i o t e n a n st a l t in Neu-Erkerode. Geistes-
kranke finden Pflege in Königslutter. 1852 wurde mit drei Mädchen das
Rettungshaus, eröffnet. 1870 fing das Marien stift an, Hilfskräfte für
den Dienst an Verwundeten in Kriegszeiten und an Leidenden in Zeiten des
Friedens auszubilden. Das Luisenstift in Braunschweig nimmt Epileptiker auf;
das Krüppelheim ist eine von der entschlafenen Herzogin Elisabeth gegründete Heil-
und Pflegeanstalt für verkrüppelte Kinder.
Die große soziale Gesetzgebung unterstützt jetzt den Arbeiter in Krankheit
und im Alter. Über alle Lebensalter erstreckt sich die christliche Liebestätigkeit der
Inneren Mission, von den notleidenden Säuglingen an bis zu dem hilflosen
Alter. In sogenannten Krippen und Kleinkinderbewahranstalten, Iugendhorten,
Jünglings- und Iungfrauenvereinen, in Vereinen christlicher Männer und Frauen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Leonhard) Mariae Maria) Maria Georg Albrecht Albrecht Lachmann Elisabeth
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
ist die Innere Mission tätig. In Sonntagsschulen, Lehrlingsheimen und Mädchen-
Heimen, Herbergen zur Heimat, Soldaten- und Seemannsheimen sammelt sie
klein und groß zu christlicher Bewahrung und Stärkung. In Arbeiterkolonien.
Frauenheimen, Trinkerasylen sucht sie die Gesunkenen wieder emporzurichten.
Für die Heidenbekehrung wirken u. a. die von Braunschweig stark
unterstützten Vereine Leipziger Missionsgesellschaft und Allgemeiner Protestantischer
Missionsverein. Die in Ländern anderer Konfessionen gelegenen lutherischen Ee-
meinden werden durch den Gustav-Adolf-Verein unterstützt. So wird vom
Staate, von den Gemeinden und Einzelnen manches Liebeswerk vollbracht.
9. Fragen zur Heimatkunde.
1. Welches ist die geographische Länge und Breite deines Wohnortes? Wie-
viel Kilometer ist er a) vom Äquator, b) vom Nordpol entfernt?
2. Nenne Städte, welche mit deinem Wohnorte gleiche geographische Breite
und Länge haben!
3. Wie lang ist der längste und der kürzeste Tag in deinem Wohnorte?
4. a) Wieviel Grad liegt dein Wohnort östlicher als der für die Mittel-
europäische Zeit maßgebende 15° 5. L.? b) Wieviel Minuten geht die Uhr
früher als Ortszeit ist?
5. Welchem Flußgebiet gehört dein Wohnort an?
6. Wie hoch liegt dein Wohnort über dem Meere?
7. a) Wie hoch ist der höchste Turm des Wohnorts und der höchste Berg
in der Nähe? b) Wie groß ist die Aussichtsw eite und die Aussichtsfläch e
von beiden? (Die Aussichtsweite berechnet man nach der Formel J/h. 3,8 km, die
Aussichtsfläche nach der Formel h. 45,365 km. Die Aussichtsweite der Schnee-
Koppe: "[/1600. 3,8 km — 152 km; das Gesichtsfeld — 72 584 qkm, d. i. fast die
Größe Bayerns. Wäre die Galerie des Andreasturms 81 m hoch, so 1/81. 3,8 —
34,2 km Sehweite.)
8. Welches ist die mittlere Jahreswärme und die mittlere Regenhöhe des
Wohnortes?
9. Aus welchen Eesteinsarten ist der Erdboden deines Wohnortes zusammen^
gesetzt?
10. Wieviel Einwohner hat a) dein Wohnort, b)die nächste Stadt ?
11. Was ist a) von deiner Wohnung 1 km entfernt, was b) 10 km,
c) 100 km?
12. Bestimme auf dem Meßtischblatte die Lage deines Wohnhauses und die
ungefähre Höhenlage über dem Meeresspiegel!
13. Wie weit ist dein Wohnort entfernt a) von der Kreisstadt, b) von
Braunschweig, c) von Hannover, d) von Bremen, e) von Hamburg, f) von
Berlin: Wie lange dauert die Eisenbahnfahrt dahin?
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Braunschweig Hannover Bremen Hamburg Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 12 —
Schwiegersohn Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen
(f 1139) und Lothars Gemahlin Richenza (f 1141). An der Stelle des
Benediktinerklosters, welches ehemals zu der Kirche gehörte, befindet sich jetzt
die Landes-Jrrenanstalt. Nö. von Königslutter zieht der lauggestreckte Dorm in
der Richtung von W. nach O. Am Südrande desselben liegt Süpp-
lingenburg, welches einst dem Grafen Lothar gehörte, der 1106 Herzog
von Sachsen, 1125 deutscher Köuig und 1133 römischer Kaiser wurde. Der-
selbe schenkte sein Stammgut Süpplingenburg den Tempelherren; später kam
es an den Johanniterorden. Deshalb schenkte auch Prinz Albrecht von
Preußen, unser Regent, welcher Herrenmeister des evangelischen Johanniter-
ordens ist, der Kirche in Süpplingenburg ein schönes Kruzifix und zwei
Altarleuchter. Das benachbarte Dorf Gr. Steinum hat seinen Namen von
den großen Steinen, die in der Umgegend aus den Feldern liegen und welche
die Riesen aus ihren Schuhen geschüttet haben sollen. Einer von diesen
Steinen heißt der Wippstein, weil er so auf einem andern lag, daß er als
Schaukel (Wippe) benutzt werden konnte, wenn sich sechs Männer auf jedes
Ende setzten. Als die Franzosen 1809 hierher kamen, meinten sie, die Leute
hätten ihre Schätze unter dem Steine versteckt. Sie versuchten ihn deshalb
mit Baumstämmen abzuheben, wobei er aber in drei Stücke zerbrach.
4. Die Stadt Schöningcn (8000 Ew.) an der sö. Seite des Elms (Bahn
nach Jerxheim, Eilsleben, Helmstedt, Oschersleben) heißt im Volksmunde
„Scheinig". Die Sage erzählt, König Heinrich I. habe hier die Ungarn 933
angegriffen, obgleich seine Heerführer vom Kampfe abrieten, da die Feinde
zwölfmal stärker waren als die Deutscheu, indem er erklärte: „Dat sall
schein und dat mot schein, well Gott!" Er besiegte die Ungarn und
gründete auf dem Schlachtfelde eine Stadt, die er „Schein ig" nannte.
In Wirklichkeit ist die Stadt neben dem L o r e n z k l o st e r entstanden,
welches einst von Augustinermönchen (Luthers Orden) bewohnt war (Domäne).
Außerdem wurden die Leute durch die Salzquellen, welche in der
Nähe der Stadt am Fuße des Elms entspringen, veranlaßt, sich hier anzu-
siedeln. Jetzt wird die Sole aus einer Tiefe von 500 m mittelst eines
Pumpwerkes zu Tage gefördert und in großen Pfannen gekocht. Hierbei
verdampft das Wasser, während das Salz zurückbleibt. Die Saline, welche
Staatseigentum ist, liefert jährlich 100 000 Ctr. Salz (Solbad). In Schö-
ningen soll der Erzbischof Willigis von Mainz, welcher ums Jahr
1000 lebte, als Sohn eines Stellmachers geboren sein. Deshalb wählte er
das Rad zu seinem Wappenzeichen und ließ den Vers darunter schreiben:
„Willigis, Willigis, deiner Abkunft nie vergiß"!
5* Die Stadt Schöppenstedt (3500 Ew.) liegt am fw. Abhänge
des Elms (Bahn Braunfchweig-Ofchersleben) an der A l t e n a u, die in
dem Thale zwischen Elm und Asse entlang fließt und oberhalb Wolfenbüttel
in die Oker mündet. Schöppenstedt soll seinen Namen von den Schöpften
haben, welche als Beisitzer im altdeutschen Gerichte dem Richter halfen, das
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Stolze Heinrich Richenza Lothar Albrecht_von
Preußen Albrecht Steinum Heinrich_I. Elms Willigis Willigis
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 23 —
und hält den gezogenen Degen in der Faust, als ob er seine Soldaten noch
einmal gegen die Feinde führen wollte.
5. Die Altewiek, welche den so. Teil der Stadt bildet, hat 2 Thore,
das Magnithor und das Augustthor (Ägidienthor). Die Magnikirche
wurde bereits i. I. 1031 vom Bischof von Halberstadt eingeweiht Sie ge-
hörte nämlich zum Bistum Halberstadt, weil sie auf dem rechten Ufer der
Oker liegt; dagegen gehörten die Kirchen auf dem linken Okerufer zum Bis-
tum Hudeshdut. Gleichwie die Oker die Bistümer Hildesheim und Halber-
stadt schied, so trennte sie auch den Darlingan (r.) vom Ostsalengan (l.) und
das Gebiet der Nordthüringer (r.), deren Ortsnamen meist auf „leben" Cd. h.
Erbe, Besitztum) endigen (z. B. Ampleben, Sambleben am Elm), von dem
der Sachsen (L). Die Türme der Magnikirche sind nur niedrig, da sie durch
Sturm und Blitzschlag, sowie bei Belagerungen wiederholt beschädigt sind.
Als Herzog Friedrich Ulrich die Stadt Brauuschweig 1615 belagerte, sollen
auf diese Türme allein 1000 Schüsse abgefeuert fein. Tie Ägidienkirche
wurde 1115 von der Gräfin Gertrud von Braunschweig, mit der das Grafen-
geschlecht der Brunonen 1117 ausstarb, gegründet, 1811 aber von der West-
sälischen Regierung in ein Heu- und Strohmagazin verwandelt. Jetzt dient
sie als „Ägidienhalle" zur Ausstellung von Gemälden. Blumen, Geflügel,
Naturaliensammlungen u. s. w., sowie zur Aufführung von Konzerten. Das
dazu gehörige Kloster der Benediktinermönche, welches bis vor wenigen
Jahren als Gesäuguis benutzt wurde, ist größtenteils niedergerissen, seitdem
ans dem Rennelberge (Turnierplatz!) vor dem Petrithore ein neues Ge-
fängnis erbaut ist. In der Ägidienkirche befand sich im Mittelalter der
Sarg des h. Autor, des Schutzheiligen der Stadt Braunschweig. Dieser
lebte ums Jahr 350 und war Bischof von Trier. Die Gräfin Gertrud
holte die Gebeine des h. Autor heimlich von Trier nach Braunschweig. Als
König Philipp von Hohenstaufen seinen Gegenkaiser Otto Iv. von Braun-
schweig bekriegte und im Jahre 1200 die Stadt Braunschweig belagerte, soll
der h. Autor Braunschweig beschützt haben, indem er mit einem seurigeu
Schwerte auf der Stadtmauer auf- und abgiug und die Feinde zurücktrieb.
Seitdem verehrte ihn die Stadt als ihren Schutzheiligen. Die Bürgerschaft
ließ für seine Gebeine einen silbernen Sarg anfertigen, der alljährlich in
feierlicher Prozession unter Begleitung des Rates, der Geistlichkeit und der
Bürgerschaft um die Stadt getragen wurde. An seinem Namenstage
(20. August) verehrte ihm die Bürgerschaft 5 Wachslichte, jedes 1 Ctr.
schwer, die auf den Hochaltar gestellt und beim Gottesdienste angezündet
wurden. Der zweite Patron der Kirche war der h. Ägidius(5 um 720 als
Abt eines Klosters bei Arles a. d. Rhonemündung), dessen Gebeine die
„gute" Gräfiu Gertrud gleichfalls nach Braunschweig geholt hatte. In
dem Eckhaufe am Ägidienmarkte (jetzt Hypothekenbank) hatte der
Dichter G. E. Lessing, welcher Bibliothekar in Wolfenbüttel war, bei dem
Weinhävdler Angott zwei Zimmer gemietet, welche er bewohnte, wenn er
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ulrich Friedrich Gertrud_von_Braunschweig Gertrud Philipp_von_Hohenstaufen Philipp Otto August Lessing
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 10 —
und Philipp von Schwaben im Jahre 1200 wurde Helmstedt von dem Erz-
bischof Ludolf von Magdeburg verbrannt. Als die Feiude auch das Kloster
Marienberg plündern wollten, trat ihnen die Jungfrau Maria wie eine
Königin mit der Krone aus dem Haupte entgegen, so daß der erste Soldat
vor Schrecken tot zu Boden stürzte, während die andern eilig davon liefen.
Als Helmstedt 1279 von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg belagert
wurde, spannte sie einen seidenen Faden zwischen dem Kloster Marienberg^
und der Stephanskirche aus, ging aus demselben hin und her und fing die
feindlichen Geschosse in ihrem goldenen Mantel auf. Jetzt wohnen keine
Nonnen mehr in dem Kloster, sondern 7 unverheiratete evangelische Damen,
welche eine höhere Mädchenschule und ein Krankenhaus leiten und kunstvolle
Altar- und Kanzeldecken sticken.
6. Umgegend. Eine Stunde ö. von Helmstedt im Lappwalde liegt
der „Brunnen", dessen eisenhaltiges Wasser zum Trinken und Baden be-
nutzt wird. In dem großen Gasthause daselbst finden die Fremden Unter-
kirnst und Verpflegung (Konzerte, Sommertheater). Zur Erinnerung an den
Krieg von 1870—1871 hat man hier ein Kriegerdenkmal errichtet, welches
einen sterbenden Löwen darstellt. Das Dorf E mm erst edt w. von Helmstedt
wurde zu der Zeit, als Helmstedt noch eine Universität hatte, von Studenten
viel besucht. Als die Knechte des Dorses eines Sonntags aus der Kegelbahn
den Studeuteu keinen Platz machen wollten, schalt sie der Wirt tüchtig aus,
nannte sie Esel, Schlingel, Flegel und dickdrebische Bengel, und meinte dann
doch noch, er habe es ihnen nur „durch die Blume" zu verstehen gegeben,
daß sie die Kegelbahn verlassen sollten. In dem Kloster Marienthal n. von
Helmstedt soll Till Eulenspiegel Kirchenvogt gewesen sein. Als ihn der Abt
einst beauftragte, aufzupassen, ob die Mönche auch des Nachts alle deu
Gottesdieust besuchten, nahm er aus der Treppe, welche vom Kloster in die
Kirche sührte, die beiden untersten Stufen fort, so daß die Mönche an dieser
Stelle stolperten und „Au!" riefen. Eulenspiegel hatte sich unter der Treppe
versteckt und machte bei jedem Schrei einen Kreidestnch; zuletzt zählte er an
den Strichen nach, ob alle Mönche in der Kirche gewesen waren.
§ 4. Der Elm.
1. Lage. Der Elm ist ein Höhenzug, welcher sich in der Richtung
von So. nach Nw. auf der Grenze der drei Kreise Braunschweig, Wolfen-
büttel und Helmstedt entlang zieht. Er ist von Schöningen bis Bornum
etwa 25 km laug und im Nw. 12 Km, im So. 4 km breit. Der Elm
besteht aus Muschelkalk (Steinbrüche, Kalkösen!) und ist mit schönen Buchen-
Wäldern bestaudeu. Auf der Ostseite des Elms entspringt die Schunter (r.
Nbsl. der Oker), welche l. die Lutter und die Wabe ausnimmt. Letztere ent-
springt auf der Westseite des Elms im Reitling, einem schönen Thale bei
Lucklum, welches vom Kuxberg (300 w) und Herzberg eingeschlossen wird.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Schwaben Philipp Ludolf_von_Magdeburg Maria Maria Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Flegel Till_Eulenspiegel_Kirchenvogt Eulenspiegel Elms Nbsl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 55 —
die Steuern (Gruud-, Gewerbe-, Einkommensteuer, Zölle, Stempel-, Erbschafts-,
Veränderungs- und Vermögenssteuer, Gerichtsfportelu 2c.) Die Herzogliche
Kammer beaufsichtigt und verpachtet die 70 Domänen (Staats- und Klostergüter)
und verwaltet die staatlichen Forsten und Bergwerke. Die Baudirektion leitet die
staatlichen Hoch- und Wegebauten (4400 Km Staats- und Gemeindechausseen).
5. Die Justizbehörden sorgen dafür, daß jedem Einwohner des
Landes nach den bestehenden Gesetzen sein Recht zuteil werde. Es giebt in
unserem Herzogtums 24 Amtsgerichte, ein Landgericht (Braunschweig) und ein
Oberlandesgericht (Brauuschweig). Das Reichsgericht zu Leipzig ist der
höchste Gerichtshof des deutschen Reiches. Bei allen Gerichten kommen sowohl
bürgerliche Rechtsstreitigkeiten als auch Strafsachen zur Verhandlung. Die schwer-
steu Gesetzesübertretungen (Mord, Brandstiftung, Urkundenfälschung, Meineid ?c.)
werden vor dem Schwurgerichte zu Braunschweig abgeurteilt. Gefangenanstalten be-
finden sich iit Braunschweig vor dem Petrithore und in Wolfenbüttel (Znchthans).
6. Kirchenwesen. Die Einwohner unseres Landes gehören mit Aus-
nähme von etwa 20 000 Katholiken, 5000 Reformierten und 1800 Juden zur
lutherischen Kirche. Die lutherische Lehre wurde hier zuerst 152] durch
Gottschalk Kruse, einen Mönch des Ägidienklosters zu Braunschweig,
verkündigt. In der Stadt Braunschweig wurde die Reformation 1528
durch deu Professor D. Johannes Bugenhagen aus Wittenberg eingeführt.
Derselbe arbeitete im Auftrage des Rates eiue evangelische Kircheuordnung
für die Stadt aus, nach welcher der Gottesdienst fortan abgehalten wurde.
Das Laud wurde 1542 lutherisch, nachdem der strengkatholische Herzog
Heinrich d I. dnrch deu Schmalkaldischeu Bund aus seinem Lande vertrieben
war. Als der Herzog jedoch 1547 nach der Besiegung des Schmalkaldischeu
Bundes in der Schlacht bei Mühlberg durch Kaiser Karl V. wieder in sein
Laud zurückkehrte, schaffte er die lutherische Lehre wieder ab. Seil: Sohn,
Herzog Julius, aber führte 1568 die Reformation endgültig im ganzen Lande
ein. Oberster Landesbischof ist der Landesfürst. Die oberste Kirchenbehörde
ist das Konsistorium zu Wolfenbüttel. Unter demselben stehen 4 General-
sllperintendenten zu Brauuschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt und Gandersheim.
Kirchengesetze werden von dem Regenten, als dem stellvertretenden Landesbischof,
unter Zustimmung der Landessynode erlassen, welche ans 18 weltlichen und
14 geistlichen Mitgliedern besteht. — Die Katholiken unseres Landes stehen
unter dem Bischof zu Hildesheim.
7. Schulwesen. Die erste Schule unseres Landes ist die technische
Hochschule zu Brauuschweig, auf welcher Baumeister, Ingenieure, Chemiker
lind Apotheker ausgebildet werden. Dieselbe heißt Carolo-Wilhelrnina, weil
sie 1745 unter Herzog Karl I. als eine Zwischenschnle zwischen Gymnasinm
und Universität (Collegium Carolinum) gegründet und 1862 unter Herzog
Wilhelm in ein Polytechnikum umgewandelt wurde. 187 7 wurde die Anstalt ans
ihrem alteu Gebäude am Bohlwege in das prächtige neue Gebäude an der Neuen
Promenade verlegt. (Große Sammlung von Maschinen, ausgestopften Vögeln zc.)
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Gottschalk_Kruse Johannes_Bugenhagen Heinrich_d_I. Heinrich Karl_V. Karl_V. Julius Karl_I. Karl_I. Wilhelm
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
mährend der Nacht zu verhüten, sperrte man die Straßen voneinander durch Ketten und Schläge ab. Da jeder Bürger das Recht hatte, Waffeu zu tragen, so nahmen die Schlägereien oft ein blutiges Ende.
4. Gilden und Innungen. Im Mittelalter hatte das Handwerk „goldenen Boden". Um sich gegenseitig Schutz und Hilfe zu leisten, traten schon im 13. Jahrhundert die Goldschmiede, Lakenmacher (Tuchmacher), Lohgerber, Schuhmacher, Schneider, Fleischer, Bäcker u. s. w. zu besonderen Innungen (ix h. Einigungen) oder Gilden (Zünften) zusammen. Die einzelnen Zünfte unterschieden sich äußerlich durch Fahnen, Abzeichen und besondere Bräuche. An der Spitze einer jeden Zunft stand der Zunftmeister (Junuugs-, Gilde- oder Altmeister). Dieser genoß ein hohes Ansehen und hatte oft Sitz und Stimme im Rate. Die Jmmngs-genossen hielten meist brüderlich zusammen. Sie wohnten gern in derselben Gasse,*) verkehrten in derselben Herberge, hatten gemeinschaftliche Feste, einen gemeinschaftlichen Trinkbecher und eine gemeinschaftliche — Totenbahre. Auch bildeten sie einen besonderen Teil des Bürgerheeres und kämpften auf den Stadtmauern gegen feindliche Überfälle unter Anführung ihrer Zunftmeister. Der Innung gehörten Meister, Geselle und Lehrling an. Nach beendeter Lehrzeit erhielt der Lehrling von der Innung den „Lehrbrief". Hatte der Lehrling seine Gesellenprüfung bestanden, so wanderte er von Stadt zu Stadt, grüßte den fremden Meister mit bestimmt vorgeschriebenem Spruche und erhielt dafür ein Geschenk, falls der Meister keine Arbeit für ihn hatte. Wollte jemand Zunftmeister werden, so mußte er ein besonderes Meisterstück machen. Ohne Einwilligung der Innung konnte kein Geselle Meister werden, auch war es einem fremden Meister, bevor er Mitglied der Innung geworden war, nicht gestattet, sein Handwerk in der Stadt zu treiben. Um das Handwerk vor Überfüllung zu schützen, hatten die Zünfte festgesetzt, daß jeder ältere Meister nur einen, ein junger Meister gar keinen Lehrling halten durste. Die Jnnungsmeister hatten anfangs sogar richterliches Recht über die Mitglieder. Später ging ihnen dieses
Recht verloren, doch hielten sie auch da noch streng auf Zucht und Ehre, und
so kam es, daß der Handwerkerstand in damaliger Zeit sehr geachtet war.
Söhne von Müllern, Schäfern, Leinwebern, Barbieren, Zöllnern, Badern, Bütteln, Pfeifern und vor allem von Scharfrichtern konnten jedoch niemals in eine Innung aufgenommen werden, da sie für „unehrlich" galten. (Vergl. S. 34).
(Deutsche Jugend 4, S. 168: Vom deutschen Handwerk in der guten alten Zeit).
5. Handel und Wandel. Die Handwerker verkauften ihre Waren teils in ihren Häusern, teils in besonderen Verkaufshallen oder in Buden auf dem Markte. Die großartigste Verkaufsstelle der ganzen Stadt aber war das Gewandhaus, worin ums Jahr 1400 etwa 44 Wandschneider (Tuchmacher) ihre Ausstände hatten. Auf dem Markte sah man die Schuhmacher, Kürschner, Goldschmiede u. a. in gemeinsamen Ausständen. Damit die Käufer von Zeugwaren nicht betrogen werden sollten, wurde am Rathaufe eine eiserne Elle angebracht, damit man das Zeug nachmessen konnte. Auch stand dort eine Wage zum Nachwiegen bereit. Fremde hatten einen Zoll für ihre Waren zu zahlen.
Die Kaufleute brachten ihre Waren zu Schiffe auf der Oker, Aller und
Weser bis nach Bremen, und nach Westen hin standen sie mit Cöln, Gent,
*) Nach den Gewerben sind in Braunschweig benannt worden die Schuh-, Weber-, Knochenhauer-, Kannengießcrstraße, Hutfiltern (von den Hutmachern), Olfchlägern n. a.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]