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Bevölkerung. — Geistige Kultur.
§ 5, 6.
Unter der im bremischen Gebiete lebenden Bevölkerung steht begreiflicherweise der
Teil obenan, der auch dort seine Heimat besitzt: im Jahre 1905 betrug dieser 51°/0,
im Jahre 1871 dagegen 62%. Die überwiegende Mehrzahl der eingewanderten Personen
stammt aus der Provinz Hannover und dem Großherzogtum Oldenburg. 2000 Personen
waren Ausländer. — Dem Alter nach gehörten 31,3% den Altersklassen 1-15 Jahren,
63,2% den Altersklassen 15 — 60, 5,5% denen über 60 Jahre an.
§ 6. Geistige Kultur.
Kirche. Für die kirchlichen Bedürfnisse der evangelischen Bevölkerung
sind im bremischen Staatsgebiete insgesamt 87 gottesdienstliche Räume, darunter
29 Kirchen (16 Kirchen mit 27 Predigern in der Stadt B.), vorhanden. Die
Gemeindeverfassung der evangelischen Kirchen ist vorherrschend presbyterial;
die Vermögensverwaltung und die übrigen äußeren Angelegenheiten jeder
Gemeinde liegen unter Mitwirkung des Kirchenvorstandes den Bauherren ob;
die kirchenobrigkeitlichen und bischöflichen Rechte ruhen beim Senat. Die
kirchliche Lehrfreiheit ist die freieste in den deutschen Staaten,- Kirche und
Schule sind vollständig getrennt. Für die Stadt Bremen besteht der Grund-
satz der kirchlichen Freizügigkeit, wodurch die alte Kirchspieleinteilung ihre
Bedeutung verloren hat. — Die Katholiken besitzen die Johannis- und
Marienkirche und die St. Raphaelskapelle in Bremen und die Marienkirche
in Bremerhaven; sie gehören zum Sprengel des Bischofs von Osnabrück. —
Die Israeliten haben seit 1876 in Bremen eine Synagoge.
Bremen hat zahlreiche kirchliche Vereine: Norddeutsche Missions-Eesellschast, Gustav-
Adolf-Verein, Protestantenverein, Evangelischer Verein, Verein für innere Mission u. a.
Bremen ist der einzige Staat des Deutschen Reiches, der sür kirchliche Zwecke
keine Ausgaben hat.
Schulwesen. An Volksschulen besaß der bremische Staat im Jahre 1911
76 mit 876 Schulklassen und mit einer Schülerzahl von 39 048; davon waren
47 in der Stadt Bremen, 1 in Vegesack, 6 in Bremerhaven und 22 im Land-
gebiet. Von allen Schulen waren nur 6 einklassig, 3 zweiklassig, alle anderen
vier- und mehrklassig; die Volksschulen der Stadt Bremen sind fast sämtlich
achtstufig, für jedes Schuljahr ist eine besondere Klasse bestimmt. — Den
Unterricht erteilten (1911) 677 Lehrer und 335 Lehrerinnen.
Im Anschluß an die Volksschulen seien auch noch erwähnt die drei Waisenhäuser,
die Hilfsschule für schwachbegabte Kinder, die Taubstummenanstalt, die Idiotenanstalt
sin Horn) für schwachsinnige und zwei Erziehungsanstalten für verwahrloste Kinder
sin Ellen), ferner drei Haushaltungsschulen und eine Knaben-Handfertigkeitsschule.
An höheren Schulen waren 1911 28 mit 5433 Schülern und 4144
Schülerinnen vorhanden; davon waren 13 öffentliche und 15 Privatschulen.
Die hohe Zahl der letzteren erklärt sich dadurch, daß, abweichend von den
meisten übrigen deutschen Staaten, in Bremen die höheren Mädchenschulen
und die Vorbereitungsschulen für die höheren Knabenschulen sämtlich Privat-
anstalten sind. — Die Stadt Bremen besitzt 2 Gymnasien („Altes" und
„Neues Gymnasium"), 1 Reform-Realgymnasium, 1 Oberrealschule, 3 (1914:4)
Realschulen, 5 Privatvorschulen und 9 Privat-Mädchenschulen, darunter 5 Ly-
zeen. Vegesack hat an höheren Schulen ein Realgymnasium und eine Privat-
Mädchenschule (Lyzeum), Bremerhaven ein Gymnasium, eine Realschule, ein
Lyzeum, eine Oberrealschule für Mädchen und eine Privat-Mädchenschule. —
Der Unterricht an diesen Anstalten wurde (1911) von 397 Lehrern und
196 Lehrerinnen erteilt.
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§9-
Geschichtliche Entwicklung.
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trafen \ Der Ort war nicht so weit von der See entfernt, daß nicht alle damals
üblichen Schiffe heraufkommenkonnten, anderseits lag er auch nicht so nahe, daß er den
Plünderungen der gefürchteten Normannen in allzu hohem Grade ausgesetzt war.
Nachdem der erste Bischof, Willehad, 789 die erste christliche Kirche auf
der Düne des rechten Weserufers gegründet hatte2, begann Bremen, besonders
als nach der Zerstörung Hamburgs durch die normannischen Seeräuber im
Jahre 843 das kurz zuvor vom Bischof Ansgar begründete nordische Erz-
bistum hierher verlegt wurde, der Ausgangspunkt für die christliche Mission
in Nordeuropa zu werden. Unter der Herrschaft mächtiger Kirchenfürsten,
jenes Adaldag, des Kanzlers und Freundes der Ottonen, des hochstrebenden
Adalbert, des Vertrauten Heinrichs Iv., der hier am Weserstrand ein zweites
Rom, ein nordisches Patriarchat gründen wollte, wurde es der Mittelpunkt des
geistigen Lebens jener Lande, ihres politischen Treibens und ihres Wirtschaft-
lichen Verkehrs. „Bremen wurde durch sein Verdienst weit und breit, wie
nur Rom selbst, bekannt, und Andächtige und Gesandte kamen aus den fernsten
Gegenden, selbst aus Island, Grönland und von den Orkneys, bittend, daß
Adalbert ihnen Prediger sende", schreibt der berühmte Geschichtschreiber
Adam von Bremen, ein jüngerer Zeitgenosse Adalberts Wenn jene
Pläne Adalberts auch scheiterten, so blieb dem Erzstifte doch ein wichtiger Ein-
fluß auf alle geistlichen und weltlichen Angelegenheiten des nordwestlichen
Deutschlands, und seine Handelsbeziehungen reichten nach allen damals be-
kannten Meeren. Bei Eroberung neuer Kolonisationsgebiete an der Ostsee
gab die bremische Kirche der livländischen Hauptstadt Riga ihre ersten geist-
lichen Fürsten- bremische Seefahrer halfen 1141 Lissabon erobern, und um
1190 gründeten Bürger von Bremen und Lübeck in dem Lager vor Akkon
ein Feldspital, aus dem der Deutsche Orden hervorging.
Schwer waren die Drangsale, welche die Stadt im 12. Jahrhundert
während der Kämpfe zwischen den Erzbischöfen und den Welfen um die her-
zogliche Gewalt auszustehen hatte. In der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
Hunderts machte sich die durch den Verkehr erstarkte Stadt mehr und mehr
von den Erzbischöfen unabhängig und bildete ein Staatswesen für sich nach
Art der freien Reichsstädte- Bremen hörte daher auch auf, die gewöhnliche
Residenz der Erzbischöfe zu sein, die sich in der Burg zu Bremervörde sicherer
fühlten. Im Jahre 1225 wird zuerst urkundlich ein Stadtrat erwähnt.
1 Von alters her überschritten die Wege von Friesland und Westfalen nach der
Ostsee hin hier die Weser. Fluß- und Seeschiffahrt begegnen sich hier.
- Die erste Kirche (789) war ein Holzbau? Willehads Nachfolger, Bischof Wille-
rich (unter der Regierung des Kaisers Ludwig des Frommen), verwandelte diesen in
einen steinernen, und diese zweite Domkirche stand etwa 250 Jahre, bis sie im Jahre
1043 in Flammen aufging. Der dritte, heute noch stehende Dom wurde im Jahre 1045
vom Crzbischof Bezelin begonnen; sein Nachfolger Adalbert ließ den begonnenen
Neubau aber wieder abbrechen, um ihn nach dem Vorbilde des Domes von Benevent
auszuführen. Nach Adalberts Tode (1072) vollendete Liemar das Werk, das im Laufe
der Zeit dann viele Veränderungen erlitt. Leine heutige Gestalt hat der Dom durch
Umbau und Erneuerung in den Iahren 1888—1900 erhalten.
s Adam von Bremen, Domherr und Scholastikus, kam, wahrscheinlich von Erz-
bischof Adalbert aus Obersachsen berufen, 1067 nach Bremen, wo er um 1076 starb.
Seine Geschichte des Erzbistums Hamburg von dessen Gründung bis zum Tode Adal-
berts (1072) ist zugleich die einzige bedeutende Quelle aus jener Zeit für die Geschichte
und Geographie des Nordens. Vgl. S. Günther, Adam von Bremen, der erste deutsche
Geograph (Prag 1894).
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