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— gegenüber der Armut, Krankheit, Arbeitsunfähigkeit usw.? —
Wohltätigkeitsanstalten, wie Speiseanstalt, Waisenhaus,
Hospital, Krankenhaus;
— gegenüber der Bosheit, Roheit, Unwissenheit usw.? — Bildungs-
anstalten, wie Schulen, Besserungsanstalten, Bibliotheken,
Sammlungen usw.
3. Von wem und wie werden diese Übel in einer Stadt-
gemeinde beseitigt und die Bedürfnisse der Gemeindeglieder be-
friedigt?
Chemnitz ist eine Stadt mit revidierter Städteordnuug, daher
sind zu ihrer Verwaltung zwei Körperschaften, der Stadtrat und die
Stadtverordneten, nötig. An der Spitze der Gemeindeverwaltung
stehen der Oberbürgermeister und sein Stellvertreter, der Bürger-
meister, die beide vom Stadtrate und von den Stadtverordneten
gewählt werden. Der Stadtrat besteht aus neun besoldeten, erst auf
sechs Jahre und danach auf Lebenszeit gewählten und sechzehn un-
besoldeten Mitgliedern. Er hat die Gemeinde zu vertreten und die
Gemeindeangelegenheiten und das Gemeindevermögen zu verwalten.
Die Stadtverordneten bilden eine Korporation aus 48 von Bürgern
auf mehrere Jahre gewählten Männern, die den Rat in den Ver-
waltungsgeschäften zu unterstützen haben. Diese beiden Korporationen
mit dem Oberbürgermeister und Bürgermeister an der Spitze bilden
nun die städtische Obrigkeit.
Die Stadträte teilen sich in die vielen öffentlichen Arbeiten:
Dem Polizeidirektor find die Polizisten, der Polizeihauptmann,
der Polizeiinspektor und Expedienten unterstellt. Die Gesundheits-
Polizei prüft die Milch, beschaut das Fleisch und andere Lebensmittel,
die oft verdorben und verfälscht sind; sie verbietet die Herstellung
gesundheitsschädlicher Wohnungen, regelt die Abfuhr des Unrats
(Dünger, Schlamm, Schmutz), trifft Maßregeln gegen ansteckende
Krankheiten. Die Sicherheitspolizei schützt die einzelnen Personen
gegen Beleidigungen, Betrügereien, Diebereien durch den Wach- und
Streifdienst auf Straßen und öffentlichen Plätzen, durch Beauf-
sichtigung bei öffentlichen Versammlungen usw.; die Polizisten wachen
darüber, daß die gesetzlichen Bestimmungen über das Verhalten auf
dem Jahrmarkte, beim Straßenverkehr usw. gehalten werden. Die
Sittlichkeitspolizei überwacht die Schankwirtschaften und andere Ver-
gnügungslokale, um Rauf- und Trunkenbolde unschädlich zu machen.
Die Armenpolizei hält die Arbeitsscheuen (Landstreicher, Strolche)
zur regelmäßigen Arbeit an (städtisches Versorghaus), verschafft den
Arbeitslosen (Arbeitsstätten) Beschäftigung, bringt verwahrloste Kinder
in die Besserungsanstalt (Versorghaus in Bernsdorf), elternlose ins
Waisenhaus (städtisches Waisenhaus und Johannenm), kranke und
altersschwache Personen ins Hospital zu St. Georg. Die Polizisten
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sahen wir das Hauptbassin der Wasserleitung. Es werden nun noch
die bekannten Straßen, Plätze, Bahnlinien dieses Stadtteils genannt.
Zusammenfassung: 1. Lage. 2. Öffentliche Anstalten.
3. Straßen und Plätze.
Darbietung: A. Spaziergang.
Auf der Feldstraße sahen wir das Hospital, Lazarett, Stadt-
krankenhans, auf der Zschopauer Straße die Kaserne, auf dem Bernsbach-
platze die 3. Bezirksschule, auf der Reitbahnstraße das Realgymnasium,
auf der Sedanstraße die Webschule, an der Annaberger Straße die
Kunsthütte. Wir besuchten noch den Rosenplatz, Stadtpark; auf dem
Wege dahin sahen wir den Eisenbahnviadukt der Zwickauer Bahnlinie.
B. Besprechung.
1. Lage.
Wo liegt dieser Stadtteil von unserer Schule aus? — von der
inneren Stadt aus? Zeige mit der Hand nach dieser Gegend! Gib
den Weg von unserer Schule aus dahin an! Zeige den Stadtteil
aus der Karte! Gib die Grenzen an! Die südliche Vorstadt grenzt
im 80. an Bernsdorf, im No. an die Zschopauer Straße, im Sw.
an die Stollberger Straße, im Nw. au die innere Stadt. Zeichnen.
2. Öffentliche Gebäude und Anstalten.
Im Stadtkrankenhause werden die Kranken von Ärzten behandelt,
von Wärterinnen gepflegt. Diese Anstalt ist eine große Wohltat,
besonders für Kranke, die zu Hause keine Verpflegung haben können.
Hier bekommen sie auch Arzneien, Bäder, Massage usw. Die Gene-
senden sinden Erquickung und Stärkung in dem parkähnlichen Garten.
Schenkungen ans Krankenhaus vou E. M. Müller, Stadtältester in Ch.,
ca. 16000 M., von Zschörner 8000 M. usw. Das Lazarett ist
das Krankenhaus für die Soldaten. Die kranken Soldaten erhalten
hier unentgeltlich Heilung durch die Militärärzte und Pflege durch
die Lazarettgehilfen. Diese Anstalt ist daher wie jene eine Wohl-
tätigkeitsanstalt.
Das Hospital zu St. Georg ist ein großes Gebäude mit vielen
kleineren Wohnungen, vom hiesigen Stadtrat erbaut. Alte Leute
finden hier Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege. Urteil?
Wohltat. Durch Schenkungen und Stiftungen (Leonhardt 150 000 M.,
Zipper, Hübner, Hartmann) hat sich diese Anstalt vergrößert, so daß
viele alte Leute diese Wohltat genießen können. Urteil über die
Gründer und Geber? — edle Menschen, die zum Wohle der Mit-
menschen wirken und schaffen. Ebert hat dem Waisenhause 60 000 M.
vermacht, so daß die Zinsen alljährlich für würdige Waisenkinder in
der Sparkasse zu Ch. angelegt werden. Auf der Altchemnitzer Straße
sind aus der Kränkelstiftung (300 000 M.) Gebäude errichtet worden,
wo arme Leute (die mit vielen Kindern bevorzugt) für weniges Geld
Prüll, Die Heimatkunde. 4. Aufl. G
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Extrahierte Personennamen: Georg Leonhardt Zipper Hartmann Ebert
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schöne, geräumige und luftige Wohnungen erhalten. Diese Wohl-
tätigkeitsanstalten werden auf dem Stadtplane aufgesucht und in die
Wandtafelzeichnung eingetragen. Auch die Kaserne zeichnen wir ein
und besprechen sie ganz kurz nach Ausdehnung und Zweck; da sie
später in einer besonderen Lektion behandelt wird.
3. Bezirksschule ist eine Volksschule; denn sie unterrichtet schul-
Pflichtige Kinder vom 6.—14. Jahre in acht aufsteigenden Klafsen-
stufen. Gefahren, die aus dem Zusammenleben so vieler Schüler
erwachsen? — Zank, Schlägerei, Unruhen usw. Bedürfnisse? Vor-
schristen? (Schulordnung — konkret.) Von wem? — Wozu? —
Ordnung, Ruhe. — Wer überwacht die Ausführung dieser Schul-
gefetze? Folge? Erziehung zur Verträglichkeit, Reinlichkeit, Pünkt-
lichkeit, Aufmerksamkeit — Aneignung von Fertigkeiten im Schreiben,
Lesen, Rechnen, Zeichnen, Turnen und Kenntnissen (in Religion, Ge-
schichte, Geographie und Naturkunde). Das Realgymnasium ist eine höhere
Schule, wo Knaben und Jünglinge in der Regel vom 10.—20. Lebens-
jahre vorzugsweise in fremden Sprachen, mathematischen Fächern,
Naturwissenschaften usw. unterrichtet und für höhere Ämter (im Bau-,
Steuer-, Postfach usw.) vorbereitet werden. Esche-Stiftung. (Siehe
in den geschichtlichen Einzelbildern!) Caspari-Stistung vom Lehrer-
kollegium zu Ehren des früheren Direktors Caspari gegründet zur
Unterstützung von Schülern. Bürgermeister Müller-Stiftung von
Bürgern gegründet, um unbemittelten Söhnen von städtischen Unter-
beamten eine höhere Bildung zu ermöglichen. Die Webschule ist eine
Fachschule. Hier lernen Jünglinge, die sich besonders im Webfache
ausbilden wollen, das Zeichnen von Webmustern, die höhere Kunst
des Webens. Sie weben Buchstaben, Blumen und sinnige Figuren
in die Webstoffe. Das städtische Versorghaus zu Gernsdorf ist
Besserungsanstalt. Hier werden Kinder vom 6.—14. Lebensjahre
untergebracht, die sich strafbarer Handlungen schuldig gemacht und
durch ihr schlechtes Verhalten allgemeines Ärgernis gegeben haben,
damit ihre völlige sittliche Verwahrlosung verhütet werde. Nachweis,
daß alle diese Schulanstalten der Erziehung und Bildung der Meuschen
dienen. Sie sind daher Bildungsanstalten.
Johanniskirche: Zweck des Gottesdienstes, des Kindergottesdienstes,
der kirchlichen Unterredungen? Veredlung und Bildung der Menschen
(konkret). Zeichnen. (Geschichtliches in Einzelbildern.) Die Kinder-
bewahranstalten sind für Kinder vorschulpflichtigen Alters errichtet,
deren Eltern ihrem täglichen Broterwerb den Tag über außer dem
Hause nachgehen. Gefahren für solche Kinder? Aufgabe dieser Anstalt?
Urteil? Wohltat, Segen, Bildungsanstalt. Krippen beherbergen
kleinere, der Wartung bedürftige Kinder.
3. Öffentliche Plätze.
Der Rosenplatz, der alte Friedhof und der Stadtpark sind mit
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Die Wasserleitung versorgt die volksreiche Stadt reichlich mit
Wasser.
2. a) Stadtkrankenhaus,Lazarett, Naturheilanstalt gewähren Kranken
Heilung und Pflege, im Waisenhaus und Johanneum werden eltern-
lose Kinder, im städtischen Versorghaus zu Bernsdorf sittlich geführ-
dete Kinder erzogen, im Hospital alte, arbeitsunfähige Leute versorgt,
in Krippen kleinere der Wartung bedürftige Kinder auferzogen. Alle
diese Anstalten hat der hiesige Stadtrat zur Erhaltuug des Lebens,
zum Wohle der Stadtbewohner gegründet; man nennt sie daher
städtische Wohltätigkeitsanstalten; ebenso gehören hierher Turnhalle,
Hedwig-, Volks- und Stadtbad, denn sie sind zur Stärkung und
Kräftigung des Körpers errichtet. Kinder unter zwölf Jahren dürfen
nicht in der Fabrik arbeiten. Untersuchung der Nahrungsmittel durch
die Behörde. Volksklinik — Armenpfleger — Speiseanstalt. Auf-
gabe? Wert?
Der Erziehungsverein schickt arme, schwächliche Schulkinder
während der großen Ferien aufs Land, damit sie dort durch die
reine, frische Luft an Leib und Geist gekräftigt werden. Der Sama-
riterverein befähigt Männer und Frauen, daß sie den Verunglückten
die erste Hilfeleistung geben können, solange kein Arzt zur Stelle ist.
Deutsche Frauenvereine haben sich die schöne Aufgabe gestellt, im
Kriege dem Volke in Waffen zu dienen, im Frieden die Not der
Armen zu lindern. Diese Vereine sind Wohltätigkeitsvereine.
b) Die verschiedenen Bezirksschulen und Bürgerschulen, die Real-
schule, das Gymnasium, Realgymnasium, die Webschule, die technischen
Lehranstalten, Kirchen, das Theater und die Stadtbibliothek sind
Bildungsanstalten. Warum? Sie haben alle die Aufgabe, die
Menschen zu bilden; die Kirche sucht dies zu erreichen durch Predigt,
die Schule durch Unterricht, das Theater durch Schauspiele. Stelle
die Volks-, die höheren und Fachschulen zusammen und vergleiche sie
nach ihren Ausgaben! (Siehe Besprechung!) Alle an diesen Bildungs-
anstalten wirkenden Personen gehören dem Lehrstande an. (Wer
gehört zum Nährstande?)
e) Schillerplatz, Schloßteichanlagen, Stadtpark, Rosenplatz usw.
im gewissen Sinne auch Zeisig- und Küchwald sind Promenaden für
Spaziergänger. Die Bäume, Sträucher und Blumen reinigen die
Luft von der schädlichen Kohlensäure und erfüllen sie dafür mit dem
guten Sauerstoffe; solche Anlagen dienen der Gesundheit, sind daher
eine Wohltat für die Bewohner und außerdem eine Zierde der Stadt.
Verdienstvolle Männer, die für das Wohl der Stadt in hervor-
ragender Weise tätig waren, sind Oberbürgermeister Müller, die Stadt-
räte Zipper, Clauß, Kunze, der Kaufmann Leonhardt usw. Inwiefern?
Einstellen in die Reihe anderer Wohltäter unserer Stadt.
Anwendung: Wie hat der Stadtrat für die Gesundheit der Be-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]