I Das türkische Reich.
733
unter welchem Erzbischöfe und Bischöfe stehen. Die niedere
Geistlichkeit ist sehr unwissend, aber rein in Sitten und
Wandel und dabei — arm; denn sie lebt nur von den
Almosen und milden Gaben der Frommen. Auch die Maro-
niten, etwa 200,000, sind Christen, die einen Patriarchen
haben und zahlreiche Klöster. Ihre Mönche zeichnen sich
durch eine sehr strenge Lebensweise ans; die Zahl derselben
wird — etwas unglaublich! zu 20 bis 25,000 angegeben.
Die Drusen, etwa 70,000, bilden eine muhamedanische
Sekte, die sich aber an die Vorschriften des Korans nicht
im Mindesten bindet. — Verschieden, wie die Völker, sind
auch die Sprachen. Zu den wichtigsten und verbreitetsten
gehören die türkische, griechische, armenische, kurdische (ein
Dialekt der persischen) und die arabische. — Ueber Kör-
perbau und Charakter der Türken s. §. 814 —
und der Griechen §. 835. Der Armenier ist von
mittleren: Wüchse; seine Züge sind regelmäßig. Sein lebhafter
Blick verkündet Ernst; schwarzes Haar umgibt seine Stirne.
Er ist mäßig, fleißig, sparsam, ordnungsliebend und gastfrei —
und nur Druck und orientalischer Despotismus verschuldet
die Flecken, die sich gar häufig in seinem Charakter finden.
So ist er versteckt, geizig und kriechend geworden; so hat sich
Gewinnsucht und Feigheit seines Herzens bemächtigt; so lebt
er nur für Handel und Erwerb. Armenier und Juden sind
daher die reichsten Wechsler und Handelsleute in den türkischen
Städten. — Die Maroniten sind tapfer, wohlhabend und
gastfrei, groß und schön; aus ihren blauen Augen leuchtet
Stolz; ihre Kleidung und ihre Waffen zeugen von Prachtliebe.
Verbrechen sind bei diesem Volke fast unbekannt. — Der
Druse hält viel auf öffentliche Ehre, und Gastfreundschaft
ist ihm heilig; er ist unternehmend und tapfer. — Die
Turkomanen, deren Zahl in der asiatischen Türkei etwa
4 Va Mill. beträgt, sind fast alle Nomaden. Sie haben
kleine Augen; das Gesicht ist platt, der Körper kräftig und
gut gebaut, der Wuchs schlank; die Gesichtszüge sind stark
und männlich. Ihr Charakter wird sehr ungünstig geschildert.
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Xi Tibet,
821
groß; die vornehmsten heißen Ku tuchtu's, die, so chelos
in Klöstern leben,' Gylong's. Man zählt kiele Tausende
solcher Klöster — auch Nonnenklöster — und hat Ln .einem
einzigen 3700 Mönche gefunden.. Miele Bilder schmücken
die Tempel; aber Anbetung derselben findet nicht- Statt,
sondern ist nach den Vorschriften der Buddha-Religion ver-
boten. — Die Tibetaner sind von starkem Körperbaue,
Haare und Augen schwarz; die Hautfarbe' ist bräunlich, auch
kupferröthlich? Sie werden alö ein sanftes, harmloses, freund-
liches, fried- .und dienstfertiges und mäßiges Volk geschildert,
das sich zugleich durch große Thätigkeit und Biederkeit aus-
zeichnet. Raub und Mord, Gewaltthätigkeiten und Blut-
vergießen sind bei ihm ganz unbekannt.
'§. 968. Bildung und eine ziemlich hohe Kültur kann den
Bewohnern dieses Gebirgslaudes nicht -abgesprochen werden.
Seit undenklichen Zeiten ist die Buchdruckerknnst bei -ihnen
eingeführt, und sie besitzen eine.reiche Literatur, besonders in
-der Theokogi'e, Heil- und Sternkunde, 'Geschichte u. s. w.
Es gibt viele Klosterschulen; zwölf lstchere Lehranstalten blühen;'
es fehlt. nicht an bedeutenden- Büchersammlnngen. In der
Bildhauerkunst', haben sie es ;it einem hohen Grade der Voll-,
kounuenheit. gebracht. -— Landbau und. Viehzucht sind Haupt-
beschäftigungen; der Gewcrbfleiß aber liefert Seiden- und
Wollenzeuge, Papier, Waffen, Holzwaaren u. a. Ein leb-
hafter Verkehr findet Statt mit'-den angrenzenden Ländern;
besonders werden Pferde, seidenartige, silberweiße Uakfchwcife,
Wolle, Moschus, Borax, Goldstaub und Salz ausgeführt.-.—
Die beiden Groß-Lama's beherrschest das eigentäche Tibet;
das weltliche Oberhaupt in Butan aber ist ein Radscha.
Sie stehen unter der Schutzherrschaft des Kaisers von China,
welchem alljährlich reiche Geschenke zugehen.
§. 969. Hlassa (Lassa), die ansehnliche. Haupt-
stadt, des Landes und die Residenz des Dalai-Lama,-liegt, von
einer steinernen Ringmauer umgeben, etwa in der.mitte des
Landes in einer großen,' fruchtbaren Thalebeue, hat viele
Klöster und Tempel und mehrere höhere Uuterrjchtsanstalten
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Xvii. G U y a N a.
1055
die Hauptstadt der Provinz Rio grande do Norte mit 3oo0
Einw., liegt unfern der Mündung des ebenso genannten Flusses
im Norden der vorigen und besitzt einen Hafen. — Parna-
hyba (Parnaiba), eine Stadt in der Provinz Piauhy und
im Nordwesten der vorigen an der Mündung des Parnahyba,
hat einen Hafen und 5000 Einw., welche einen ansehnlichen
Verkehr treiben. — Maranhao (San Luis do M>), die
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt im Westen der
vorigen auf der 11 Meilen im Umfange habenden plantagcn-
reichen Insel Maranhao und zählt 30,000 Einw. Die Pal-
laste des Statthalters und des Bischofs, das vormalige Jesuiten-
Kollegium und mehrere Kirchen und Klöster sind ansehnliche
Gebäude; der Hafen ist stark besticht, der Handel blühend. —
Para (Velem), die schöne Hauptstadt der Provinz gleiches
Namens, im Westen der vorigeii und an der 3 Stunden brei-
ten Mündung des Gran Para, hat viele ansehnliche, schöne
Gebäude, einen Dom und mehrere andere prachtvolle Kirchen,
ein theologisches Seminar, einen botanischen Garten, einen
Hafen lnrd 12,Ooo Einw., die einen sehr blühenden Verkehr
unterhalten. 2" den I. 1831 und 1835 ward die Stadt,
die damals gegen 30,000 Einw. zählte, durch die Indianer
sehr verwüstet. — Santarem, eine volkreiche Stadt im
Westen der vorigen und am Maranhon, treibt starken Landbau,
Sclstfffahrt und Haudel.
Xvii. Guyana.
tz. 1224. Unter diesem Namen wurde sonst der ganze
Landstrich längs der Meeresküste und zwischen dem Maranhon
und Orinoko begriffen; gegenwärtig aber umfaßt derselbe ein
weit kleineres Gebiet, das sich zwischen 317 — 326v3° der
Länge und 0% — 72/3° der Breite ausdehnt und von dem
atlantischen Meere, Brasilicit und Kolumbien begrenzt wird.
Da die südlichen und westlichen Grenzert nicht genau bestimmt
sind; so schwanken auch die Angaben über die Größe des
Fläch enge Haltes, der etwa 6000 Omcilen betragen
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770
Die einzelnen Länder Asien'ö.
am zahlreichsten. — Die Gelehrten-Sprache der Hindus ist das
uralte Sanskrit; gegenwärtig nur Büchersprache, erscheint
dieselbe aber nicht allein als die Stammmutter der jetzigen
indischen Volks-Dialekte, sondern auch der meisten gebildeten
europäischen Sprachen. Die jetzige Sprache dieses Volkes
theilt sich in sehr viele Mundarten, von denen jede ihre
eigene Schrift hat. Das Englische in ihren Besitzungen
einzufschren und immer weiter zu verbreiten, ist das Streben
der jetzigen britischen Regierung, — Die Hindus bekennen
sich zur bra mini scheu Religion; Brama (der Erschaffer),
Wisch nn (der Erhalter) und Schiwa oder Schi wen
(der Zerstörer) werden als die drei Hauptgottheiteu verehrt.
Reben diesen gibt cs noch cinc zahllose Menge von Unter-
göttern; die indische Mythologie zählt deren nicht weniger
als 30,000 auf. Sehr zahlreich ist auch das Heer der
Priester (Braminen); sie sind theils Religions-Diener bei den
mit vielen Götzenbildern geschmückten Tempeln (Pagoden),
theils Mönche und Einsiedler. Glänzende religiöse Feste
werden häufig gefeiert; auch Tänzerinnen (Bajaderen)
erscheinen thätig bei denselben. Die uralten heiligen Bücher
oder die Weda ms — Seelenwanderung, Opfer, Baden,
Selbstreinigung und Selbstpeinignng, Verbrennung der Wittwen,
Die Sikh's sind Deisten, entfernt von Bilderanbetung und
Abgötterei; der Islamismus zählt viele Bekenner; auch
gibt cs Christen (..Va Mill.), Parsen und Juden. — Die
Hindus gehören zur kaukasischen Menscheuraffe; der Körper,
zwar zart gebaut, ist wohlgebildet; die Gesichtszüge sind
ausdrucksvoll. Die im Allgemeinen bräunlich-gelbe Hautfarbe
geht bei den höhern Kasten oder Ständen in eine lichtere
über. Dieses Volk sondert sich nämlich ab in vier Kasten
oder streng geschiedene Stände. — Diese sind: i) die Bra-
minen, zu denen die Gelehrten, Priester, Gesetzverständige
und Staatsbeamten gehören; die Tschettries oder die
Krieger und Fürsten (Radscha's, Raja's); 3) die
Waischias (Massier), welche.die Landwirthe und Kaufleute
begreift, und 4) die Schudders (Suders) oder die
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782
Die einzelnen Länder Asien's.
vorigen, war früher die Residenz des Herrschers und hatte
damals über 100,000 Einw. In einigen Tempeln befinden
sich Werke altindischer Bildhauerei; es gibt mehrere Schulen;
viele Pilger wallfahrten zu den hiesigen Heiligthümern. —
Butschanpnr (Boochanpoor), eine volkreiche Stadt im
Süden der vorigen und am Tapty, treibt bedeutenden Handel.
§. 918. 2) Das Königreich Lahore erstreckt sich
zwischen dem 88. und 96.° der Länge und dem 30. und
3-1*/,.° der Breite über den nordwestlichen Theil Vorder-
Jndiens und wird im Norden und Westen von Afghanistan,
im Osten von Tibet und im Süden von dem indo-britischen
Reiche begrenzt. Die Größe beträgt 3300 Qmeil; die
Zahl der Einw. ist 4 Mill. Gebirge (der Himalaya)
ragen an der Nord- und Ostgrenze empor; das Uebrige ist
größtentheils eben. An der Westseite strömt der Indus, der
hier den Pnndschnud (Pendschnad) aufnimmt. Dieser
entsteht aus der Vereinigung von fünf ansehnlichen Flüssen,
welche dem Lande, das sie bewässern, den Namen Pendschab
(Pundschab) d. h. Fünfflußland, gegeben haben. Diese
Flüsse sind: der Dschylnm»(Ihylum), einst Hydaspes,
der T scheu ab, früher Akesines, der Rawi, vormals
Hydraotes, der Setledsche und der Bcgah. Rauh ist
die Luft in den Gebirgen, heiß und trocken in den südlichen Flach-
landen. Die Bewohner sind größtentheils Sikbs (Seikhs)
und von den übrigen Hindus nur in religiöser Hinsicht ver-
schieden; denn obgleich sie sich zur braminischen Religion
bekennen, so haben sie doch auch manche Lehren des Islam
angenommen. Sie stehen unter mehrern Häuptlingen (Ser-
bar s)./ an-deren Spitze aber ein gemeinschaftliches erbliches
Oberhaupt (Maha Radscha) sich befindet. Die Ein-
künfte sollen gegen 25 Mill. Gulden betragen; das Heer,
'größtentheils auf europäische Weise orgapisirt, besteht aus
80,000 Mann. — Amret'si.r, die offene Hauptstadt des
Bundes der Sikhs, im Nordwesten von Delhi und zwischen
den Flüssen Rawi und Begah, zählt 100,000 Einw., welche
Shawls, Steinsalz u. s.. w. ausführen.- — Lahore, eine
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Maha_Radscha
Extrahierte Ortsnamen: Tapty Lahore Jndiens Afghanistan Tibet Lahore
V. Die vereinigten Staaten.
971
friedliche Verträge bestimmt, mehr in das Innere und die
Landstrecken jenseits des Missisippi zurückgezogen, wo sie, ein
kräftiger, abgehärteter und kriegslustiger Meuscheuschlag, meist
von Jagd und Fischfang leben. Einige Stämme haben sich
auch zwischen den europäischen Ausiedlungen niedergelassen,
bekennen sich zum Christenthum, treiben Ackerbau und werden
sich so nach und nach zu einer höher« Kultur erheben. Die
Anzahl der Indianer vermindert sich immer mehr; manche
Stämme sind schon ausgestorben, andere dem Erlöschen nahe.
Mit dem Jabre 1607 begannen die Einwanderungen der
Europäer; die ersten unter denselben waren Engländer,
denen später Deutsche, Schweizer, Franzosen, Nie-
derländer und Schweden gefolgt sind. Und so besteht
denn gegenwärtig die Hauptmasse der Bewohner aus den
Abkömmlingen dieser europäischen Ansiedler und aus neuen Ein-
wanderern, die noch alljährlich ans unserm Erdtheile zuströmen.
In den südlichen Staaten wird die Sklaverei noch geduldet,
und Neger als Sklaven sind daher in diesen Gegenden zahlreich.
— Am meisten verbreitet ist die englische Sprache; sie
gilt als Staatssprache. Doch nicht allein in einzelnen
Ortschaften, sondern selbst in ganzen Distrikten hört man die
deutsche und eben so die französische Sprache. — Es
herrscht eine unbeschränkte Glaubensfreiheit; eine Staats-
Religion gibt es nicht. Jeder Verehrer des einzigen wahren
Gottes, sei er nun Christ oder Jude oder Mnhamedaner —
bekenne er sich zu einer Kirche oder Sekte, zu der er nur
immer wolle, ist im Genusse aller bürgerlichen Rechte, und
die Anhänger der verschiedenen christlichen Bekenntnisse, so wie
Inden und Heiden leben in diesem Lande friedlich neben und
unter einander. Hier gibt es außer Katholiken, (1 Mill.),
Lutheranern (600,000), Reformirten (500,000),
Episkopalen (500,000) und Presbyterianern (2,200,000)
noch eine ansehnliche Menge von christlichen Secten, zu denen
Baptisten (4% Mill.), Mennoniten und Methodisten
(3 Mill.), Kongregationalisten (i1/, Mill.), Univer-
salsten (600,000), Christianer (300,000), Unitarier
63*
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972
Die einzelnen Länder Amerika's.
(180,000), Quäker (100,000), Herrnhnthcr (12,600),
Mormoniten (12,000), Zitterer (6000), Sociniancr, Har-
monisten, Swcdenborgianer, Schwenkfeldinner u. a. gehören.
Die Zahl der Juden beträgt 35,000, und die meisten Indianer
sind noch Heiden. Die Unterhaltung der Kirchen und Geistlichen
liegt nicht dem Staate ob, sondern den Gemeinden. Im Jahre
1835 zählte man 17,673 Kirchen und 15,038 Geistliche. —•
Die Nord-Amerikaner sind ein kräftiger Menschenschlag,
dem größten Theile nach offen und freimüthig. Kein Vorrang
findet Statt; Verschiedenheit der Stände ist unbekannt, und
nirgends zeigt sich europäische Demuth, Unterwürfigkeit und
Kriecherei der niedern Volksklassen gegen die höher». Und
doch gibt's noch Sklaven in diesem Lande der Freiheit!
Und wenn Klugheit, Unternehmungsgeist und Thätigkeit,
Tapferkeit und Stolz auf das Vaterland und seinen Ruhm
bei diesem Volke gepriesen werden muß; so müssen wir von
der andern Seite ans seine Gier nach Geld und Reichthum
und ans seinen Eigennutz und seine Habsucht mit Verachtung
herabsehen. Wohl sind die Bewohner des innern Landes
menschenfreundlich und gegen Fremdlinge gastfrei; allein die
Bewohner der Seestädte gleichen ganz denen unserer großen
Städte, und der Lnrns und alle Laster einer entarteten
Civilisation sind auch bei ihnen zu finden.
§. 11-1!. In den ältern oder nordöstlichen Staaten der
Union geschieht bereits Viel für höhere Bildung. Hier
werden zahlreiche Kollegien (Gymnasien), Akademien (höhere
Bürgerschulen) und Universitäten gefunden; diese sind ganz,
wie die englischen, eingerichtet. Ueberdies bestehen nach den
verschiedenen Rcligions-Partheien mehrere theologische Schulen;
auch stndiren viele junge Leute, ohne jemals eine Universität
zu besuchen, bei einem Juristen oder Arzte, und ihre Kenntnisse
genügen in dem spätern Geschäftsleben. In den größer»
Städtert finden sich mannigfaltige wissenschaftliche Vereine und
ansehnliche Büchersammlungen. Auch um das Volksschnl-
wesen steht es jetzt besser, besonders in den nördlichen Staaten,
als dies noch vor kurzer Zeit der Fall war. Einen äußerst
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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I.
D a s
F e st I n it d.
1083
erhoben hat. — In sämmtlichen Niederlassungen sind Ackerbau
und Viehzucht die Hauptbeschäftigungen; auch die Industrie
ist in raschem Vorschreiten und der Handel blühend. Zahl-
reiche Schulen — sliicí) mehrere Gymnasien — sorgen für die
Bildung des Volkes; man findet gemeinnützige und gelehrte
Gesellschaften, Bibliotheken und andere wissenschaftliche Anstalten.
§. 1250. Da bei Weitem der größte Theil des Innern
dieses Festlandes noch unbekannt ist, so kann von einer Gin-
theilung desselben bis jetzt keine Rede sein. Die Ostküste heißt
Neu-Sud-Wales, jedoch wird auch in engerm Sinne unter
diesem Namen nur die britische Straf- Kolonie begriffen. Daö
übrige Küstenland hat von seinen Entdeckern verschiedene Be-
nennungen erhalten. So finden wir an der Nordseste K arpen -
taria-, Arnhems- und Van Diemens-Land — an der
Westküste De Witts-, Eendragts-, Edels- und Le eil -
w in-Land — und an der Südseite Nuyts-, Flinders-,
Band ins- (Napoleons-) und Grants-Land. Wir be-
trachten hier die einzelnen Ansiedlnngen, und diese sind folgende:
1) Neu-Süd-Wales. Seit dem I. 1788 werden Ver-
brecher aus Groß-Britannien und Irland in diesen Gegenden
angesiedelt, um sie sowohl durch Gewöhnung an nützliche Lus-
tigkeit, z. B. an Landban, als auch durch strenge Aufsicht ni.ö
religiösen Unterricht zu bessern. Die, so nach überstandener
Strafzeit in der Kolonie zurückbleiben wollen, erhalten, gleich
den einwandernden freien Leuten, ein Stück Land nebst den
nöthigen Geräthschaften als Eigenthum, und nur die Unver-
besserlichen werden fortan zu öffentlichen Arbeiten verwendet
und durch eine englische Besatzung im Zaum gehalten. Die
Oberfläche dieses Landes mag gegen 2000 Qmeil. betra-
gen, auf denen im I. 1843 173,400 Weiße, theils Freie,
theils Sträflinge, wohnten. Etwa 3/4 derselben sind Prote-
stanten, V, aber Katholiken. Zu den wichtigsten Beschäftigungen
gehören Landban und Viehzucht; besonders wird viel Baum-
wolle gewonnen, und die Schaafzucht ist sehr bedeutet,d. Jähr-
lich werden über 10 Mill. Pfund Wolle ausgeführt. Die Fa-
briken vermehren sich von Jahr zu Jahr; von großer Wichtig-
70 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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226
Allgemeine Erdkunde.
den sich mit der römischen Kirche unirt, nehmen aber das Abend-
mahl unter beiden Gestalten und lassen ihre Priester heirathen.
§. 958. Die monophysitische oder eutychianische Kirche
nimmt in Jesus nur eine einzige Natur, hie göttliche, an, und macht
das Kreuz nur mit einem Finger. Zu ihr gehören mehre Sekten.
1) Die j akobitisch e Kirche; sie verehrt die Heiligen, hat Bilder-
dienst, zum Theil sich der römischen Kirche angeschlassen, und einen
Patriarchen zu Karemid bei Diarbekr. 2) Die Kopten in Aegyp-
ten, Habesch und Nubien taufen ihre Kinder, und beschneiden sie
am achten Tage nach der Geburt, feiern außer dem Sonntage
auch noch einen Theil des Sonnabendes und haben den Patriarchen
von Alexandria, der in Kahira wohnt, zum geistlichen Oberhaupte.
Dieser ernennt für Habesch einen Stellvertreter, der den Titel Abuna
führt. Das Christenthum in diesem letztern Lande ist sehr durch
Aberglauben verunstaltet.
8. 959. 3) Die armenische Kirch e, deren Oberhaupt der
Katholikos aller Armenier ist, welcher im Kloster zu Etschmiadzin
wohnt, hat wenige Festtage und verwirft den Bilderdienst. Die
Armenier haben außer mehren anderen Patriarchen auch einen
in Constantinopel, und sich zum Theil der römischen Kirche an-
geschlossen. 4) Die Maroniten leben meistens in dem Gebirge
des Libanon und auf der Insel Cypern. Sie nehmen in Jesus
eine Person und zwei Naturen an. Diese beiden Naturen haben
aber nur einen Willen, und die Anhänger dieser Lehre heißen des-
halb auch Monothelcten. Sie haben sich zum Theil mit der
katholischen Kirche vereinigt. Ihr Oberhaupt, der Patriarch von
Antiochien, der im Kloster Kanobin im Libanon wohnt, erkennt
die Suprematie des Papstes an.
§. 960. Unter allen zur morgenländischen Kirche sich beken-
nenden Völkern ist die Bibel nicht in die Hände der großen Masse
des Volks gedrungen; sie beichten ihre Sünden, empfangen von den
Priestern Absolution, glauben an ein Fegefeuer, haben überhaupt
eine große Menge von Ceremonien, welche der Protestant für aber-
gläubisch hält, und eine zum größten Theile höchst unwissende
Priesterschaft.
§.961. Die abendländische oder lateinische Kirche, auch
römisch-katholische genannt, hat den in Rom wohnenden Papst
zum Oberhaupte, der unfehlbar ist. Die Katholiken haben sieben
Sakramente, Ohrenbeichte, Transsubstantiation, Heiligendienst, Glau-
den an ein Fegefeuer, Ablaß der Sünden, lassen Mönchgelübde der
Armuth, Keuschheit und des Gehorsams zu, und verbieten den
Priestern die Ehe. In den meisten Ländern darf bte Masse des
Volks nicht in der Bibel lesen, und ist daher in religiöser Hinsicht
ganz vom Priester abhängig. Diese Kirche zählt ihre meisten An-
hänger im südlichen Europa, mit Ausnahme der östlichen Halbinsel,
also in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, in den meisten
Staaten des österreichischen Kaiserthums, in einigen Theilen des
südlichen Deutschlands, in Irland, Belgien und den von katho-
lischen Völkern gegründeten Kolonien. Auch in den Vereinigten
Staaten von Nord-Amerika, namentlich in Louisiana, Missouri,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nubien Alexandria Kahira Constantinopel Cypern Rom Europa Portugal Spanien Frankreich Italien Deutschlands Irland Belgien Nord-Amerika Louisiana Missouri
Ii!. Kultur - Geographie. 227
Florida und Maryland, leben im Ganzen nahe an eine Million
Katholiken.
8. 962. Alle Christen, welche die Autorität des Papstes in
Glaubenssachen verwerfen, und auch nicht zur griechischen Kirche
gehören, sondern in Glaubenssachen lediglich die Aussprüche der
Bibel anerkennen, begreift man unter dem allgemeinen Namen
Protestanten. Sie erkennen entweder nur eine Person in der
Gottheit an, — Unitarier, — oder glauben an die Dreieinig-
keit — Tri nitari er. t '
§. 963. Zu den Unitariern gehören die 2t ri an er, sodann
die Socinianer, welche die Gottheit Christs leugnen, diesen letz-
tem aber für den ausgezeichnetsten Menschen erklären, der je gelebt Han
Sie verwerfen alle Wunder, erklären die Bibel ohne alle Künstelei
nach ihrem einfachen und natürlichen Sinne, ohne allen Mysticismus
und sind zahlreich in Siebenbürgen; auch in Preußen, Holland und
England leben viele Socinianer. Leugner der Dreieinigkeit giebt es
unter allen protestantischen Sekten, namentlich unter den gebildeten
Klassen, überall in großer Anzahl. In den Vereinigten Staaten
bilden sie eine eigene Kirche.
§. 964. Unter den Protestanten, die sämmtlich wie die
vorigen auch das Lesen der Bibel dem Volke zur Pflicht machen,
und nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl, anerkennen,
das Heirathen den Geistlichen erlauben, Mönchsgelübde für unzu-
lässig halten, Heiligenanrufungen, Bilderdienst, Ohrenbeichte, Un-
fehlbarkeit des Papstes und dergleichen mehr verwerfen, sind die
Lutheraner, Reformirten und 2lnglikaner die zahl-
reichsten.
8. 965. Die Lutheraner oder Evangelischen nehmen
bei dem Abendmahle die wirkliche Gegenwart Christi an. Ihre
Geistlichen sind dem Landesfürsten oder in Republiken dem Staate
Unterthan. In Schweden und einigen andern Ländern haben sie
Bischöfe und Erzbischöfe, jedoch ohne hierarchischen Einfluß. Sie
bilden die Mehrzahl im mittlern und nördlichen Deutschland, in
Preußen, Skandinavien, den Ostseeprovinzen des russischen Reichs
und sind zahlreich in Ungarn und den vereinigten Staaten von
Nord-Amerika, besonders in Pennsylvanien, Maryland, Ohio rc.
8. 966. Die Reformirten, Kalvinisten oder Zwing-
lis n er verwerfen im Abendmahle die wirkliche Gegenwart Christi
und glauben an eine Prädestination oder Vorherbestimmung zur
Seligkeit. Ihr Kultus ist sehr einfach, die Kirchenregierung ganz
republikanisch. In Deutschland, der Schweiz, im südlichen Frank-
reich, Ungern und Siebenbürgen, in den Niederlanden und in
Nord-Amerika zählt diese Kirche die meisten Anhänger. ■— In
vielen Staaten, namentlich in Deutschland, haben Lutheraner und
Reformirte sich zu einer evangelischen Kirche vereinigt.
8».967. Die Anglikaner oder Episkopalen in Groß-
britannien bilden die englische Hochkirche. Sie hat in Hierarchie
und Kirchendisciplin viel vom Katholicismus beibehalten. Ihre
Grundlehren sind in 39 kalvinistischen Artikeln zusammengefaßt.
Sie ist herrschende Kirche in Großbritannien, und hat in den Ko-
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