54
ger zu benennen, der sich durch Größe und Körperkraft aus-
zeichnet.
Gleich der Fichte, die, vom Sturm zersplittert,
Niederstürzet in das hohle Thal —
Das Gebirg erbebt, der Grund erzittert
Unter ihrem lauten Donnerhall:
So stürzt in sein Schwert der Telamone
Und Sigeion wankt, es wankt der Wald;
Wehruf wogt durch's Heer im dumpfen Tone
Wie durch's Meer, das am Gestade schallt.
6. Diomedes,
Sohn des Tydeus, zeichnete sich in hohem Grade durch Tapfer-
keit aus, so daß er der Stolz der Griechen aber der Schrek-
ken der Trojaner war. Dabei besaß er eine solche Klugheit,
daß ihm selbst Nestor seine Hochschötzung wegen dieser Eigen-
schaft nicht versagte. Er war es vorzüglich, welcher des entmu-
thigten Agamemnon's Plan, die Eroberung Troja's endlich auszu-
geben, durch Muth und Standhaftigkeit zu verhindern wußte. Nach
Troja's Falle kehrte er glücklich nach Argos zurück. —
15.
Rector,
ein Sohn des Königs Priamus, war der Vornehmste unter den
trojanischen Helden. Er wurde von Achilles getödtet, an sei-
nen Wagen gebunden und um Trojas Mauern herumgeschleppt.
Muth, Tapferkeit, Keuschheit, Edelmnth und ein zartes Gefühl
zeichnete diesen Helden aus, dessen theuern Leichnam der Vater
aus dem Lager des Achilles nur erst nach vielen Bitten und nach
Zahlung eines bedeutenden Lösegeldes zurückerhielt.
Obgleich Trojas größter Held gefallen war, so blieb dennoch
die Stadt noch unerobert.
Endlich aber erdachten die Griechen eine List. Sie bauten
ein großes hölzernes Pferd, ließen eine Menge guter Krieger, un-
ter andern den Odysseus, Diomedes, Men ela us in den
hohlen Leib desselben schlüpfen und gingen zurück aus ihre Schiffe,
segelten auch wirklich zum Schein davon, gleich als ob sie die
Belagerung anfgeben wollten. Das Pferd aber ließen sie im La-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
kurg wurde deßhalb angefeindet, unter andern von einem spar-
tanischen Jünglinge, Namens
Alkander.
Dieser, ein funger, heftiger Mann, verfolgte den Gesetz-
geber mit einem Stocke und schlug ihm sogar das Auge blutig.
Als das Volk, zu dem Lykurg gesprochen hatte, das blutlrie-
fende Gesicht seines Gesetzgebers sah, wurde es gerührt, aber
auch zur Rache gegen den Thäter gestimmt. Alk and er, die
mißbilligende Stimmung des Volkes bemerkend, ergriff schleunig
die Flucht; doch bald wurde er erfaßt und vor Lykurg gebracht,
der das Richter- und Strafamt über ihn ausüben sollte. Was
that aber Lykurg? Er nahm den Jüngling mit sich in seine Woh-
nung, behandelte ihn freundlich, und da er hörte, daß er von
Andern zu dieser Frevelthat verleitet worden sei, so verzieh er
ihm aroümütbia "nv muckt!» ífm hnfmrrk ri, ipinpm trpltpftptt
Ans
eii
ke
h
i
t . i
tapfer, listig und kühn, was unempfindlich gegen Hitze und Kälte,
gegen Hunger und Durst, sowie gegen körperlichen Schmerz ma-
chen konnte. Sie gingen mit geschorenen Köpfen und in bloßen
Füßen, schliefen auf Stroh und trugen in allen Jahreszeiten gleiche
Kleidung. Alle ihre Leibesübungen und Spiele waren Arbeiten zur
Stärkung des Körpers. Bald mußten sie nackend mit einander
fechten oder ringen, bald an steile Oerter klettern, sich im Werfen
Hcschichtssrcund I. 2te Auflage. 5
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
91
zehn Feldherren, bei Marathon (490) gegen die Perser, zu deren
Besiegung er auch noch dadurch viel beitrug, daß er durch ver-
nünftige Vorstellungen die so nöthige Eintracht erhielt und die
übrigen bewog, den Miltiades als Oberbefehlshaber anzuerkennen
und ihm zu folgen.
,,Wir müssen," sagte er, „unsere eigene Ehre der Ehre
der Nation, unser Leben dem Wohle des Staates uachsetzen.
Letzteres aber kann nur durch Eintracht erhalten werden."
Musterhaft benahm er sich nach der erfolgten Niederlage der
Feinde, durch welche den, ihren Sieg verfolgenden, Griechen nicht
nur viele Gefangene, sondern auch eine ansehnliche Beute zurück-
gelassen wurde, die er bewachen mußte. Obgleich er die beste
Gelegenheit hatte, sich hieran zu bereichern, so that er es doch
nicht. Er war ein Mann von Ehre, der mehr das allgemeine
Wohl, als sein eigenes im Auge behielt. Von ihm können wir
lernen, wie man Güter, die uns von Andern anvertraut werden,
verwalten soll.
„Man soll das anvertraute Gut
Gewissenhaft verwalten;
Und nie damit, bei Edelmuth,
Zu eignem Vortheil schalten."
Unrecht Gut hilft nicht, sagt schon Salomo (Sprüchw.
10, 2).
Obgleich Aristides den Ausspruch dieses Weisen nicht kannte,
so gestattete er doch weder sich, noch seinen Untergebenen, eine
Beute anzutasten, die dem Heere gemeinschaftlich war.
Nach des Miltiades Tode erhielt er das Amt eines Archon-
ten (489) in Athen, das er ebenfalls zur allgemeinen Zufrieden-
heit verwaltete.
Nur ein Mann, der auch ein solches Amt bekleidete, sah mit
neidischen Augen auf ihn. Es war der ehrgeizige und herrsch-
süchtige Themistokles, dessen Plänen der immer geradsinnige und
gerechte Aristides oft kräftig entgegentrat.
Was that Themistokles deßhalb? Er suchte durch seine Par-
tei auszubreiten, als wolle sich Aristides dadurch, daß er alle
Streitigkeiten unter seinen Mitbürgern schlichte, nur Freunde er-
werben, um sich nachher zum Könige von Athen aufzuwerfen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]
kurg wurde deßhalb angefeindet, unter andern von einem spar-
tanischen Jünglinge, Namens
Alkan der.
Dieser, ein junger, heftiger Mann, verfolgte den Gesetz-
geber mit einem Stocke und schlug ihm sogar das Auge blutig.
Als das Volk, zu dem Lykurg gesprochen hatte, das blutlrie-
fende Gesicht seines Gesetzgebers sah, wurde es gerührt, aber
auch zur Rache gegen den Thäter gestimmt. Alk and er, die
mißbilligende Stimmung des Volkes bemerkend, ergriff schleunig
die Flucht; doch bald wurde er erfaßt und vor Lykurg gebracht,
der das Richter- und Strafamt über ihn ausüben sollte. Was
that aber Lykurg? Er nahm den Jüngling mit sich in seine Woh-
nung, behandelte ihn freundlich, und da er hörte, daß er von
Andern zu dieser Frevelthat verleitet worden sei, so verzieh er
ihm großmüthig und machte ihn dadurch zu seinem treuesten
Anhänger und aufrichtigsten Freunde.
Kind, wenn ein Mensch, recht rauh und wild,
Dein Leben dir mit Haß vergilt,
Dir weh thut, dich verhöhnt und schilt:
So nimm die Sanftmuth dir zum Schild.
Endlich war Lykurgs dritter Hauptzweck, die Spartaner zu
einem kräftigen Kriegsvolke zu machen und sie zur Tapfer-
keit und Vaterlandsliebe heranzuziehen.
Um diesen Zweck zu erreichen, mußte er sein Augenmerk
hauptsächlich auf die Iu g endb i ld ung richten. Schwache oder
verwachsene Kinder wurden gleich nach ihrer Geburt auf dem
Berge Taygetus dem Hungertode preisgegeben. Vom sie-
benten Jahre an hörte die häusliche Erziehung der Knaben auf
und begann von da ab unter der Aufsicht des Staates in öffent-
lichen Häusern. Hier wurden die Knaben in Allem geübt, was
tapfer, listig und kühn, was unempfindlich gegen Hitze und Kälte,
gegen Hunger und Durst, sowie gegen körperlichen Schmerz ma-
chen konnte. Sie gingen mit geschorenen Köpfen und in bloßen
Füßen, schliefen auf Stroh und trugen in allen Jahreszeiten gleiche
Kleidung. Alle ihre Leibesübungen und Spiele waren Arbeiten zur
Stärkung des Körpers. Bald mußten sie nackend mit einander
fechten oder ringen, bald au steile Oerter klettern, sich im Wersen
Geschichtrfrcund I. 2te Auflage. 5
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
67
nur einmal Krieg geführt und der in der Flucht begriffene Feind
nicht verfolgt werden.
Das höchste Glück der Spartaner, welche mit Löwenmuth
fochten, war der Kriegsruhm und der Tod für das Vater-
land. Nur Kriegslieder und Opfergesänge durften gesungen
werden. Frohen Muths warfen sie sich unter dem Klange der
Flöten in die Schlacht. Der Fliehende war ehrlos. Um dem
Feinde immer nahe zu fein, trugen sie kurze Schwerter. Um vor-
dem strömenden Blute nicht zu schrecken, trugen sie rothe Klei-
dung. Die spartanische Mutter fand sich geehrt und pries sich
glücklich, wenn ihr Sohn in der Schlacht fiel, und sie reichte ihm
den Schild mit den Worten: ,,Mit ihm oder auf ihm!^
Durch Lykurg's Gesetze wurden die Spartaner ein unabhän-
giges, durch sich selbst starkes, weit und breit gefürchtetes Volk.
Was die Bildung des Geistes anlangt, welche doch des
Menschen höchstes Streben und edelste Zierde sein sollte, so blieb
ihnen diese zwar nicht ganz fremd (man sah vorzugsweise auf ge-
sunden Verstand und richtiges Denken); doch konnten Künste und
Wisienschaften unter ihnen nie recht zur Blüthe gelangen.
Lykurgs Gesetze sind nicht alle gut zu nennen. Wenn
wir dieselben nach den göttlichen Gesetzen prüfen, so werden
wir leicht zu unterscheideu im Stande sein, ob wir sie gut oder
schlecht heißen müssen.
Daß er feinen Spartanern die größte Ehrfurt gegen das
Alter — sogar bei Androhung harter Strafen — einflößte, war
löblich (3. Mos. 19, 33). Kein spartanischer Jüngling durfte
sich erdreisten, ohne aufgefordert zu sein, in das Gespräch alter
Personen mit einzustimmen; er mußte sich bescheiden zurückzie-
hen, und es war ihm nicht einmal erlaubt, in Gegenwart al-
ter Personen sich zu setzen. Wie weit die Ehrfurcht gegen das
Alter ging, lehrt uns folgende Erzählung: ,,Bei der Feier der
olympischen Spiele waren alle Bänke auf dem Schonplätze so be-
setzt, daß es höchst schwierig war, noch einen leeren Sitz zu
finden. Ein Greis, welcher in die Versammlung der Zuschauer
trat, wurde deßhalb von allen Bänken zurückgewiesen und bespöttelt.
Als er sich jedoch den Sitzen nahete, wo die Spartaner (Laeedä-
monier) waren, standen sämmtliche Jünglinge ehrfurchtsvoll auf,
5 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
69
andern Tage kam der Redner wieder, zeigte einen Sack und sagte:
„Spartaner, dathut Brod hinein!" „Jetzt," sagten sie,
„haben wir Dich verstanden," und gaben reichlich. —
Es wurde Jemand gefragt, warum Lykurg so wenige Gesetze
gegeben habe. Er antwortete: „Leute, die wenig Worte machen,
brauchen auch wenig Gesetze."
Eine treffende kurze Antwort heißt heute noch eine lakoni-
sche Antwort.
19.
Solon, der Gesetzgeber der Athener.
600 v. Chr.
Solon, ein Abkömmling des Kodrus, eines atheniensischen
Königs, war einer der sieben Weisen Griechenlands. Da seine
Familie verarmt war, so wurde er Kaufmann, und als er wieder
zu Vermögen gelangte, ging er auf Reisen und suchte auf diesen
seine Kenntnisse zu erweitern. Nach seiner Zurückkunft lebte er in
dem Umgänge der besten und verständigsten Menschen seiner Zeit
und erwarb sich das Vertrauen aller seiner Mitbürger, so daß sie
ihn am Ende ersuchten, ihr Gesetzgeber zu werden und ihnen
eine bessere Verfassung zu geben. Dies geschah auch. Bei seiner
Gesetzgebung, die auch in der Folge andern Völkern, namentlich
den Römern, zum Muster diente, ließ er es nicht dabei
bewenden, öffentlichen Verbrechen und Lastern vorzubeugen, viel-
mehr suchte er durch dieselben die Sitten seiner Mitbürger zu
beffern, ihren Sinn zu veredeln und sie zu guten Menschen zu bil-
den. So setzte er z. B. fest, daß Kinder nicht nur zur Achtung
und zum Gehorsam gegen ihre Eltern, sondern auch zur Pflege
im Alter verpflichtet sein sollten. Wer dies unterließ, wurde
durch öffentliche Schande gebrandmarkt.
Auf den Vater- und Muttermord setzte er gar keine Strafe.
Er wurde daher einst gefragt, warum er kein Gesetz dafür
gegeben habe. Seine Antwort war:
„Weil ich ein solches Verbrechen für unnatürlich und
bei gesunden Sinnen für unmöglich halte."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
72
„Die beiden Brüder Kleobis und Biton." Diese hatten
sich nämlich aus kindlicher Liebe vor den Wagen ihrer Mutter ge-
spannt und waren, nachdem sie ihre Pflicht erfüllt und die Mut-
ter Gott für sie um Segen gebeten hatte, zum Erwachen in eine
bessere Welt sanft eingeschlummert.
„Sonderbar!" sagte Krösus, „du zählst also auch die Tod-
ten zu den Glücklichen? Aber unter den Lebenden glaube ich
doch auch wohl Anspruch auf vorzügliche Glückseligkeit machen zu
können." — Solon: „Reich bist du und ein gewaltiger König,
aber darum nenne ich dich noch lange nicht glücklich. Glücklich
ist, nach meiner Meinung, Niemand zu preisen, er habe
denn glücklich geendet."
Krösus war nun nicht mehr geneigt, dieses Gespräch fortzu-
setzen und entließ Solon unzufrieden und ohne ihm einen Beweis
feiner Gnade zu geben.
Als der Gesetzgeber den Hof des Königs verließ, begegnete
ihm der beliebte Fabeldichter Aesop und sagte zu ihm: „Wenn
man zu Königen kommt, so fordert es die Klugheit, ihnen etwas
Angenehmes und Schmeichelhaftes zu sagen." „Nein!" antwor-
tete Solon, „man muß ihnen die Wahrheit sagen, oder ganz
von ihnen wegbleiben."
Umringt von Sardes wundervollen Schätzen
Auf Asia's höchsten üppig stolzen Thron,
Sprach Krösus, sich an fremdem Lob zu letzen,
Behaglich kühn zu Hellas weisem Sohn.
„Man nennt mit Recht, o Solon, dich den Weisen — i
Blick' aus zu meinem Thron; ich frage dich:
Du sahst die weite Welt auf deinen Reisen —
Wen rühmst du der Beglückten Höchster? sprich!"
Und Solon sprach: „Es lebte zu Athen
Ein Mann, der Tellus hieß. Ihm ward beschieden,
Zu schöner Zeit durch Wohlfahrt und durch Frieden
Die liebe Vaterstadt beglückt zu sehen."
„Drei wackre Söhne wurden ihm geboren,
Sie haben rühmlich, so wie er, gestrebt;
Auch seine Enkel hat er noch erlebt,
Und nichts Geliebtes hat er je verloren."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
96
der allgemein geachtete Aristides zu bestimmen. Dieser Schatz,
das glückliche Loos Griechenlands genannt, wurde zu
Delphi niedergelegt.
Aristides verwaltete die ihm übertragenen Aemter so treu und
gewissenhaft, daß er in der größten Armuth starb. Der Staat
übernahm nicht nur, in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste,
die Kosten des öffentlichen Begräbnisses, sondern sorgte auch für
seine Familie dadurch, daß er derselben jährlich eine nicht unbe-
deutende Summe anssetzte. So machte er das dem Aristides durch
seine Verbannung angethane Unrecht einigermaßen wieder gut und
brachte dem Verdienste seine Kronen.
26.
Pausania s.
(480 v. Chr.)
Pausanias, dessen Iugendgeschichte nur wenig bekannt ist,
hatte als der Sohn des spartanischen Königs Kleombrotus das
nächste Recht zur Krone. Das Ansehen, welches ihm seine Geburt
verlieh, vergrößerte sich noch durch seine glänzenden Eigenschaften.
Er wurde deshalb fast einstimmig zum Vormund des Plistarch
erklärt, dessen großer Vater den Heldentod für's Vaterland ge-
storben war.
Bei der Abwesenheit des einen Königs, Enripindes, der
im Kampfe bei Salamis für Griechenlands Freiheit focht, übertrug
man ihm die Regentschaft, und da die Spartaner sahen, daß er
das Ruder des Staates mit sicherer und kräftiger Hand lenkte,
so wurde er bald daraus selbst König.
Dieser Mann hat sich vorzüglich dadurch einen bleibenden
Ruhm erworben, daß er Griechenland, welches in der größten
Gefahr schwebte, eine persische Provinz zu werden, mit befreien
half.
Obgleich die Spartaner sich früher um das allgemeine
Wohl Griechenlands wenig verdient machten, so gehört doch
Pausanias zu denjenigen, die wir hiervon ausnehmen müssen,
und er stände gewiß eben so flecken- und makellos da, als sein
Neffe Leonidas, wenn er bei seinen hohen Kriegstugenden nicht
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
99
Laut wurde Pausanias wegen seiner Anmaßung getadelt.
Hierauf ging er nach Theben, welche Stadt mit den persischen
Feldherrn Mardonius schon früher ein Bündniß geschloffen hatte.
Er belagerte diesen Ort und uöthigte ihn, die persisch gesinnten
Oberhäupter auszuliefern, die er mit grausamer Strenge hinrichten
ließ. Seine Milde, die er vor und in der Schlacht bei Platäa
bewiesen, und die ihn so beliebt gemacht hatte, schien ganz aus
seinem Charakter verschwunden zu sein. An ihre Stelle war
Strenge getreten, durch welche er die Griechen auf jede Weise
kränkte und ihnen nur zu deutlich das spartanische Uebergewicht
merken ließ. Jedoch folgten sie ihm, als ihrem Oberfeldherrn,
nach Asiens Küste. Hier machte er bedeutende Eroberungen. Er
unterwarf sich in kurzer Zeit die Insel Cppern und segelte hierauf
an die Nordküste von Kleinasien, wo er den Schlüssel von der
Halbinsel, die persische Stadt Bpzanz (Constantinopel), eroberte.
Dieses Glück erhöhte seinen Stolz und Hochmuth noch mehr
und von jetzt ab erkannte man mehr und mehr seinen Plan, sich
mit dem persischen Könige zu verbinden, wodurch er große Vor-
theile für sich zu erlangen hoffte.
Um stich dem persischen Monarchen geneigt zu machen,
schickte er diesem mehrere angesehene Perser, welche ihm bei der
Eroberung von Bpzanz in die Hände gefallen waren, ohne Löse-
geld 'zurück. Hierauf ließ er sich mit ihm in einen höchst ver-
rätherischen Briefwechsel ein und erfuhr durch den Statthalter
Artabaces, daß der König nicht abgeneigt sei, auf seinen Plan
einzugehen und ihm sogar eine seiner Töchter, wie Pausanias ver-
langt, zur Gemahlin zu geben. Der Plan bestand aber in nichts
Anderm, als ganz Griechenland dem Perserkönige zu unterwerfen.
Die günstige Nachricht, die ihm der Statthalter überbrachte,
regte ihn so freudig auf, daß er von jetzt an alle Klugheit aus den
Augen setzte.
Die vaterländischen Sitten, die er bisher streng beobachtet
hatte, legte er ab. Anstatt der einfachen Kleidung, welche die
Spartaner trugen, legte er die feinsten morgenländischen Stoffe an
und betrug sich dabei wie ein morgenländischer Fürst, herrisch und
abstoßend. Seine Tafel prangte mit den ausgesuchtesten Leckereien
7 *
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
86
einer andern Unternehmung gegen die Feinde von Athen. Daher
beschuldigten ihn seine Gegner, er habe sich durch das Geld der
Perser bestechen lassen, und brachten es wirklich dahin, daß er
von dem Volke verurtheilt wurde, 50 Talente zu bezahlen, als so
viel die Ausrüstung der Flotte gekostet hatte. Da er diese hohe
Geldstrase nicht zu zahlen vermochte, so wurde er in einen unter-
irdischen Kerker geworfen, wo er — zwei Jahre nach dein Siege
bei Marathon — an seinen Wunden starb.
So endete ein rechtschaffener Mann, ein Mann, der so un-
eigennützig war, daß er bei seinen Siegen immer das Wohl
seines Vaterlandes dem eigenen vorzog. Die Wunden, an
welchen er starb, hatte er in der Verteidigung Derer erhalten, die
ihn zuletzt mit schnödem Undank behandelten.
24.
Themistokles,
(geb. 500 v. Chr., gest. 466.)
der Sohn eines begüterten Bürgers, gehört zu den größten Feld-
herren und Staatsmännern, welche Athen hervorbrachte. Schon
als Knabe entwickelte er solche Fähigkeiten, daß seine Lehrer über
ihn das Urtheil fällten: „es werde aus ihm entweder etwas sehr
Gutes, oder etwas sehr Schlimmes, jedenfalls aber habe man in
ihm einen ganz ungewöhnlichen Mann zu erwarten."
Als Jüngling war er ein so unsinniger Verschwender, daß
ihn sein Vater sogar enterbte. Dieses strenge Verfahren brachte
jedoch die wohlthätigsten Wirkungen für ihn hervor; denn von
jetzt ab bemühte er sich, die Liebe und das verlorne Vertrauen
seines Vaters, sowie aller gutgesinnten Bürger wieder zu gewinnen.
Er gab die schlechten Gesellschaften auf, die ihn sehr oft zum Bösen
verleitet hatten, und wählte sich neue Freunde, welche er durch sein
geistiges Uebergewicht so zu fesseln verstand, daß sie ihm mit Ach-
tung und Liebe ergeben waren. Besondere Neigung und Lust fand
er an den Staatsgeschäften, denen er sich auch für immer zu
widmen beschloß. Oft pflegte er zu sage«: „die Trophäen des
Miltiades lassen mich nicht schlafen", und als man ihn einst in
einer Gesellschaft aufforderte, die Leier zu spielen, gab er sie mit
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]