Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Grabow unweit Dannenberg häufig geschehen sein und daher
dasselbe den Namen Jammerbruch führen.
Im Ii. Jahrhundert herrschte im Wendenreiche der Fürst
Gottschalk. Als Knabe war er im Kloster St. Michael
zu Lüneburg gewesen. Kaum aber hörte er, daß sein Vater
von den Sachsen erschlagen wäre, als in ihm das Wenden-
blut auswallte. Er warf Glauben und Bücher fort, schwamm
durch die Elbe und erschien wie ein Tiger, um seines Valers
Tod an den Sachsen zu rächen. Gefangen mußte er bald
Land und Leute verlassen. Nach zehn Jahren kehrte er mrück,
vertrieb die Sachsen und beries christliche Prediger. Da aber
diese einen Zehnten forderten, so entstand ein Aufruhr, in
dem Gottfchalk am Altare der Kirche zu Lenzen erschlagen
ward (1066). Wenn die Wenden auch nach und nach, nament-
lich durch die Bemühungen sächsischer (Lüneburger) Herzoge,
Christen wurden, so blieb doch der Haß gegen die Sachsen
in ihren Herzen zurück. Der sreie Sachse betrachtete sich als
hoch über dem Wenden stehend, weil dieser nicht das Unab-
hängigkeitsgefühl und den Drang nach selbständiger Thätigkeit
mit jenem teilte. Dem armen Volke wurden von den deutschen
Gutsherrn schwere Lasten auferlegt. Die Folge war, daß es
mißtrauisch, rachsüchtig, hinterlistig und abergläubisch blieb.
Erst später erhielt es mehr Rechte. Heute, wo der wendische
Bauer Herr seines eigenen Hofes ist, zeigt er sich fleißig und
sparsam; aber der Eigensinn und die Abergläubigkeit sind
noch seine Schattenseiten.
2. Hermann Billing.
Zwei Stunden östlich von der Stadt Soltau liegt an
der Eisenbahn, die hier die öde Heide durchzieht, der Hof
Stübeckshorn. Derselbe gehört zu der Bauernschaft Hötzingen
und besitzt große Gerechtfamkeiten und Freiheiten, die dem
Hofe von Lüneburger Herzogen, die hier Jagden abhielten,
verliehen sind. Er soll der Stammhof Hermann
Billings fein, der ihn feinem Hausmeier als erbliches
Eigentum schenkte. Noch immer heißen die Besitzer
von Stübeckshorn „Meier", und der älteste Sohn muß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Michael Hermann_Billing Hermann
Billings
76
Erstes Buch. Vierter Abschnitt.
Gemeine, den abgesetzten alten Rath wegen des erlittenen Schadens zu
entschädigen, und setzte ein Gericht ein, welches die Urheber des Aufstandes
mit Strenge bestrafte.
Kein Verlust traf den Herzog so schwer, als der Tod seines Kaisers
und Freundes Maximilian I. Seitdem blieb er ernst und in sich gekehrt,
ohne durch die Gnade, welche ihm Kaiser Karl V. erzeigte, zu der frühem
Thatkraft und Heiterkeit zurückgerufen zu werden. Immer fremder wurde
ihm die Zeit mit ihren Ansprüchen, immer unverständlicher das heimliche
Verständnis mancher deutschen Fürsten mit der französischen Krone. Dazu
kam das beengte Leben, welches durch ganz Deutschland vermöge der Re-
formation der Kirche hervorgerufen wurde. Es wurde dem alternden Erich
unheimlich in diesem Gedränge. Doch wußte er die Größe eines Luther
vollkommen zu begreifen, und trug kein Bedenken, dem in den Sätzen des
Glaubens so sehr von ihm abweichenden Manne auf dem 1521 zu Worms
gehaltenen Reichstage seine Theilnahme zu erkennen zu geben.
Achtes Kapitel.
Hildesheimische Stiftsfehde.
Als Johann, Herzog zu Lauenburg, im Jahre 1504 zum Bischöfe
über Hildesheim erkoren wurde, fand er das Stift dergestalt verschuldet
und durch Verpfandungen seiner schönsten Aemter und Schlösser beraubt,
daß ihm nicht entgehen konnte, wie er nur durch Sparsamkeit und weise
Verwaltung das gesunkene Ansehen der bischöflichen Kirche wieder heben
könne. Deshalb trachtete er vornehmlich darnach, die an den Stiftsadel
verpfändeten Besitzungen wieder einzulösen. Diesem Beginnen aber wider-
setzten sich die Junker, weil sie dadurch ihrer bisherigen Macht beraubt wur-
den. Weil sie sich jedoch zu schwach fühlten, um ihrem Lehensherrn offen
zu widerstreben, wandten sie sich mit der Bitte um Schutz an Heinrich
den Jüngern von Wolfenbüttel und Erich den Aeltern von Göttingen-Ca-
lenberg. Mancherlei Reibungen hatten zwischen Heinrich dem Jüngern,
welcher 1514 nach dem Tode seines Vaters, des altern Heinrich, die Re-
gierung von Wolfenbüttel übernommen, und dem Bischöfe stattgefunden,
und eine verderbliche Spannung zwischen beiden erzeugt. Auf diese Stim-
mung des Hofes zu Wolfenbüttel mochte deßhalb der Edle Hans von Sal-
dern besonders rechnen, als er es wagte, seinem Lehensherrn, dem Bischöfe,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Karl_V. Karl_V. Johann Johann Heinrich Heinrich Erich Heinrich_dem_Jüngern Heinrich Heinrich Heinrich Hans_von_Sal-
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Worms Lauenburg Hildesheim
Neuntes Kapitel.
81
derlich machte. Sonnt war Peina abermals gerettet, und der Ruhm fei-
ner Vertheidiger wurde durch Lieder im Volke verbreitet. Nachdem Bischof
Johann sich durch eine Anzahl in Westphalen geworbener Knechte gestärkt
hatte, brach er noch ein Mal verwüstend in das Land zwischen Deister und
Leine ein. Aber seine Mittel waren zu sehr erschöpft, um den Forderungen
der Söldner genügen zu können. Er sah sich gezwungen, dieselben in ihre
Heimath zurückzusenden, und unfähig, den Kampf gegen die mächtigen
Verbündeten fortzusetzen, konnte er nur noch in Friedens-Unterhandlungen
Rettung finden. Endlich wurde 1523 durch Vermittelung mehrerer Gro-
ßen des Reiches und der Abgeordneten einzelner Städte der Hanse der
Friede zu Quedlinburg abgeschlossen. Den hier getroffenen Bestimmun-
gen zufolge verblieben die Fürsten von Wolfenbüttel und Calenberg im
Besitze sammtlicher dem Stifte entrissenen Aemter und Schlösser, welche sie
darauf unter einander theilten. Das Stift Hildesheim aber, dessen Vor-
steher früher zu den reichsten Fürsten des nördlichen Deutschlands gezahlt
wurden, bestand seit dieser Zeit nur aus den Aemtern Steuecwald, Marien-
burg und Peina und der Stadt Hildesheim. Voll Gram über das durch
ihn herbeigeführte Unglück seines Landes, begab sich Johann 1527 der Re-
gierung des Hochstiftes.
Neuntes Kapitel.
Uebersicht der inneren Verhältnisse.
Ein schlichtes, treuherziges Verhältniß gestaltete sich wahrend dieses
Zeitraums immer mehr zwischen dem Landesherrn und seinen Bürgern, an
deren Lustbarkeiten und Festen er gern Theil nahm. Namentlich pflegte
der Fürst in der fröhlichen Zeit des Faschings seine Städte zu besuchen.
Andrerseits wußte der Bürger ein so glückliches Verhältniß zu seinem Herrn
zu schätzen. Es war nichts Ungewöhnliches, daß der Rath bei Fürstenkin-
dem Pathe sein mußte; dann zeugte das stattliche Angebinde, welches dem
Täufling verehrt wurde, von dem Reichthum und der Freigebigkeit der Ge-
meine. Wenn Fürsten in die Stadt einritten, wurden sie sammt ihrem
zahlreichen Gefolge aus gemeinem Seckel beköstigt; Wein und Bier wurde
alsdann in die Herberge in reichlichem Maße geliefert, und auf dem Stadt-
hause wurden die Töchter und Frauen der Patricier und Zunftherren von
den edlen Herren zum Tanze geführt. Aber auch mitten in diesen Lustbar-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Peina Johann Johann Johann Johann
82
Erstes Buch. Vierter Abschnitt.
keilen vergaß der Rach nicht, über die Sicherheit der Stadt zu wachen und
durch gewaffnete Bürger eine plötzliche Bewältigung von Seiten detz Lan-
desherrn zu verhüten.
Das bisher so einfache Leben am Fürstenhofe wurde nach und nach
künstlicher und kostspieliger. Dort fand jeder einreitende Edle, jeder Bot-
schaft bringende Reisige Obdach und Nahrung. Weil nun die Zahl der
am Hoflager lebenden Ritter und Diener fortwährend zunahm, und dadurch
die Kosten sich mehrten, schien es erforderlich, die Dienste und Ansprüche
der Einzelnen durch die Hofordnung festzustellen. Durch diese wurden den
höheren Beamten, als Marfchall, Drost, Schenke und Kämmerer, so wie
den unteren Dienern ihre Obliegenheiten auf's bestimmteste vorgeschrieben.
Selbst die Höfe der kleineren Fürsten glaubten einer Anzahl von ritterlichen
Beamten nicht entbehren zu können, die fast ausschließlich zum Prunke
dienten. So hatte sich Otto Cocles von Göttingen bei seiner Abdankung
den nur unbedeutenden Jahrgehalt von 200 Gulden Vorbehalten, aber die
Kleidung für ein stattliches Gefolge mußte ihm geliefert werden. Hierdurch
und durch kostspielige Fehden wurden die Fürsten häufig zu Anleihen ge-
zwungen, welche sie mit ihren Städten unterhandelten; die Folge davon
war, daß der Ratb sich der Verlegenheit feines Herrn bediente, um neue
Freiheiten für die Bürgerschaft zu erwerben. Wie bedeutend mußte in Folge
dessen die Macht der Städte wachsen, als deren Bürger Grafen und Frei-
herren sich einfchreiben ließen. Drohte ihnen Gewalt, wurde ihr Handel
durch Wegelagerung gestört/ so fanden sie in ihren Bündnissen leicht die
Mittel, sich Achtung zu verschaffen. Die Befestigungen der Städte ge-
wannen an Umfang, die Bürger an Gewandtheit in Führung der Waffen,
namentlich der großen eisernen Geschütze. Ein kriegerischer Sinn durch-
drang die Zünfte; der zunehmende Handel mehrte den Reichthum. Da-
mals galt Eimbeck durch seinen Verkehr für eine mächtige Stadt, Göttin-
gen rühmte sich seiner Wollwebereien, und Hannover gewann durch die Er-
findung des Breyhans einen erheblichen Erwerbszweig. Was die Bürger
hob und belebte, war die Teilnahme an der Verwaltung und die dadurch
erzeugte Liebe für das gemeine Wesen. Das Gefühl der Ehre adelte ihr
Thun; die genaue Bekanntschaft mit der Geschichte der Vaterstadt flößte
ihnen einen Stolz auf die Thaten der Vorfahren ein, der zum rühmlichen
Nacheifer anfpornte. Die Häuser gewannen an Stattlichkeit und Bequem-
lichkeit; mit seltener Freigebigkeit sorgte man für Arme, und die Menge
der Siechhäuser und Hospitäler reden noch zu uns von dem frommen
Sinne der Bürger des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts. Es war
das fröhliche Jugendleben der Städte; überall herrschte Sitte, nirgends ein
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Otto_Cocles_von_Göttingen Otto
Neuntes Kapitel.
83
ängstlich abgewogener Anstand; man gab sich der Freude mit ganzer Seele
hin, und fühlte sich in derben, körnigen Späßen behaglich; überall strömte
Kraft aus, die erst mit der spater um sich greifenden Verfeinerung welkte.
Wie eigenthümlich war das unter dem Namen Grael bekannte Volksfest
der Braunschweiger, von dessen Besuch sich der umwohnende Adel nie ab-
halten ließ. Aehnliche Vergnügungen rief die Fastenzeit hervor. Bei die-
ser frischen, lebhaften Jugend blieb das Schwert auch wahrend der Lustbar-
keiten nicht immer in der Scheide, und es war viel Zeit und Unglück er-
forderlich, um die rasche Kampflust und den überwallenden Muthwillen der
Vürgersöhne zu ersticken. Es pflegt aber im menschlichen Leben das Haschen
nach Genuß dem Streben nach dem Hohem und demzufolge der Entsa-
gung weltlicher Freuden hart zu begegnen. Auf diese Weise können wir
erklären, wie ein strenger Sittenprediger Gehör und Nachahmung bei der
kräftigen Jugend fand. Von Erfurt hatte sich der Italiener Johann Ca-
pistrano, aus dem Orden der Franciscaner, nach Göttingen begeben, wo er
durch eine feurige Rede auf dem Marktplatze seine Zuhörer bewog, dem
Kartenspiel wie den Würfeln zu entsagen und Schmuck und Zierrath den
Flammen zu übergeben. Aber mit der Entfernung dieses merkwürdigen
Mannes kehrte auch der alte Muthwille zurück, der sich im kecken Ergreifen
der Gegenwart gefiel. — Auch jetzt noch ließ der Adel von seinem Fehdele-
den nicht ab; selten ergab er sich den Wissenschaften; sein Genosse blieb das
Schwert, und gegen Sold trat er in den Dienst v-m Fürsten oder Städten.
Trotz der Strenge, mit welcher einzelne Herzoge ohne Ansehn der
Person die Uebertreter des Landfriedens straften, glaubten die Junker der
Selbsthülfe nicht entsagen zu dürfen > und trugen kein Bedenken, gegen die
mächtigsten Städte in die Schranken zu treten. Freilich mußte es jetzt den
an Macht wachsenden Fürsten und den von gleichem Interesse getriebenen
Städten leichter werden als früher, über den vom Kaiser gebotenen Land-
frieden zu wachen, besonders da erstere durch das Dingen von Söldnern
sich von dem Dienste ihrer Lehensmanner mehr und mehr unabhängig
machten. Diese Söldner, welche wir unter dem Namen der Landsknechte
begreifen, entschieden die Schlachten, seitdem man von den Schweizern ge-
lernt hatte, daß ein gut geordnetes Fußvolk vor den unbehülslichen Eisen-
reitern den Vorzug verdiene. So geschah es, daß bald auch Edle in der
Reihe der Fußknechte fochten, bis es ihnen gelang, selbst eine Rotte dieser
unwiderstehlichen Krieger einem Fürsten gegen Sold zuzuführen. Daß bei
diesen bunt zusammengesetzten Rotten keine strenge Zucht galt, mußten befreun-
dete wie feindliche Lander erfahren, und oftmals kostete es dem Landesherrn
viel Mühe, sich der in seinen Dienst gerufenen-Knechte wieder zu entledigen.
6 *
v
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Grael Johann_Ca- Johann
84
Erstes Buch Fünfterabschnitt.
Fünfter Abschnitt.
Von der Beendigung der hildesheimischen Stists-
fehde bis zum Aussterben des grubenhagischen
Herzogshauses. Von 1523 bis 1596.
Erstes Kapitel.
Lüneburgische Linie. Die Reformation.
Nachdem Heinrich der Mittlere in Folge der hildesheimischen Stifts-
fehde 1520 die Regierung seinen Söhnen Otto, Ernst und Franz übertra-
gen hatte, entsagte Otto seinem Antheil an der Herrschaft gegen Einräu-
mung von Harburg, wohin er sich mit seiner Gemahlin Meta von Campe-
Isenbüttel zurückzog. Seitdem finden wir in Harburg das kleine Hoflager
eines Zweiges des lüneburgischen Fürstenhauses, welcher jedoch schon mit
dem durch Gelehrsamkeit ausgezeichneten Wilhelm, einem Großsohne Otto's,
1642 erlosch. Wie nun auch Franz, gegen Abtretung von Gifhorn, 1539
dem väterlichen Erbe entsagte, regierte Ernst allein das Herzogthum Lüne-
burg, mit welchem 1549, nach dem Tode von Franz, auch Gifhom wieder
vereinigt wurde.
Herzog Ernst empfing seine Erziehung am kurfürstlichen Hofe zu
Sachsen; sodann besuchte er unter der Aufsicht des bekannten Spalatinus
die Universität zu Wittenberg, woselbst er mit Eifer die Lehre von Martin
Luther sich zu eigen machte.
Schon lange hatten sich die Klagen über das sittenlose Leben der
Geistlichkeit gehaust. Der Mönche Weltlust, der Bischöfe glanzende Hof-
haltung, die Verderbniß vor allen Dingen, welche in Rom vorherrschte, ließ
die Völker das Bedürfniß einer Verbesserung der Kirchenzucht lebhaft em-
pfinden. Seit dem Schisma bereits war der Glaube an die Untrüglichkeit
des Papstes größtentheils geschwunden. Als dann durch die Lehre von Jo-
hann Huß der Widerwille gegen die Gewalt der Kirche und die zuchtlose
Geistlichkeit sich mehrte, erkannte man auf dem Concil zu Basel die Noth-
wendigkeit, zunächst die Bewohner der Klöster zu einer strengem Beobach-
tung der Ordensgesetze anzuhalten. Demzufolge wurde einzelnen frommen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Ernst Franz_übertra- Franz Otto Meta_von_Campe-
Isenbüttel Wilhelm Franz Franz Ernst Franz Franz Ernst Ernst Martin
Luther
Extrahierte Ortsnamen: Harburg Harburg Gifhorn Sachsen Wittenberg Rom Basel
122
Zweites Buch. Erster Abschnitt.
Fünftes Kapitel.
Uebersichl der inneren Verhältnisse.
Es hat kein Krieg dem deutschen Vaterlande so tiefe und bleibende
Wunden geschlagen, wie der dreißig Jahre lang zwischen Evangelischen und
Katholischen wüthende Kampf, wenn schon selbst aus diesem Ereignisse
manche segensreiche Folgen sich ergaben. Schon gegen Ende des sechszehn-
ten und im Anfänge des siebzehnten Jahrhunderts hatten Seuchen die
Städte und Dörfer unsers Landes entvölkert, als der Krieg mit seinen
Schrecken hereinbrach. Handel und Gewerbe erstarben, der Feldbau konnte
zum Theil wegen Mangel an Zugvieh nicht bestritten werden. Kaiserliche
und Liguisten, Schweden und dänische Soldner verschlangen die Kräfte des
armen Landes, das unter den ausgeschriebenen Abgaben und Brandscha-
tzungen erlag. Keine Stadt, kein Dorf entrann dem allgemeinen Unglück;
Tilly's Horden begnügten sich nicht immer mit der Plünderung; überall
bezeichneten rauchende Wohnungen den Weg, welchen sie gezogen waren.
Bürger und Bauern gaben verzweifelnd sich selbst verloren, und wollten
nicht von Neuem für Fremde bauen und erndten. Der Dienst der Kirchen
und Schulen hörte auf, Zigeuner durchstreiften in Banden die Landschaft,
bewaffnetes Landvolk glühte nach Rache, und fand durch die Söldner einen
martervollen Tod; im Gebirge lauerten unverdrossen die Harzschützen; die
alte Tüchtigkeit des Volksstammes zwischen Weser und Elbe schien in La-
stern jeder Art erstorben zu sein; es hörten Zucht und Sparsamkeit und
der kecke, frische Scherz an den Höfen der Fürsten auf.
Im gleichen Grade, als die schlichte Sitte früherer Tage schwand,
gewann die Regierung an Künstlichkeit; die Zahl der fürstlichen Diener
mehrte sich; gelehrte Doctoren verdrängten mit ihrer Kenntnis des römi-
schen Rechts den nach bestem Wissen und Gewissen sprechenden Edlen; Ti-
tel und Würden wurden erfunden, die untere Dienerschaft vergrößert, selbst
in den Tagen des Friedens ein Troß von Trabanten, Arkebusi'rern und
Gardereitern gehalten, deren Löhnung die Kräfte der Landschaft verzehrte.
Adel und Städte büßten die frühere Stellung gegen den Landesherrn ein.
Auf eine ungewöhnlich rasche Art mehrte sich die Gewalt der Fürsten, für
welche der Kaiser und das römische Recht sprachen. Das Streben des
Landesherrn war häufig auf eine unumschränkte Herrschaft gerichtet. Aber
noch war er nicht durch eine gesonderte Hofdienerschaft von der engen Be-
rührung mit dem Volke geschieden, und Heinrich Julius trug kein Beden-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Julius Heinrich
Fünftes Kapitel.
99
Fünftes Kapitel.
Die Lande Braunschweig unter der Regierung des Herzogs
Julius. Von 1568 — 1589.
Weil Herzog Julius als Kind wegen einer Krümmung der Füße
zum Ritterdienste untauglich schien, hatte ihn sein Vater, Heinrich der
Jüngere von Wolfenbüttel, zum Geistlichen bestimmt. Auf den Hochschu-
len zu Cöln und Löwen, an welchem letzteren Orte er von seinem Fußscha-
den genas, machte sich Julius frühzeitig mit den Wissenschaften und den
Lehren der katholischen Kirche, in denen er erzogen worden, vertraut. Doch
regten sich bald Zweifel in dem Jünglinge an der Wahrheit dieses Glau-
bens; er sah, mit welcher Begeisterung die Unterthanen seines Vaters dem
von Wittenberg aus verkündeten Evangelium anhingen, und durch Ge-
spräche mit verständigen Männern über das Verhältniß beider streitenden
Kirchen zu einander, über ihre Forderungen und Lehren aufgeklärt, folgte
er dem Drange seines Herzens und stellte sich auf die Seite der Protestan-
ten. Seit diesem Augenblicke hatte er den unversöhnlichen Groll seines
eifrig katholischen Vaters zu bekämpfen. Wenn auch Heinrich der Jüngere
nicht Hand an den Sohn zu legen beschloß, wie er es anfangs zu thun
gewilligt war, so mußte sich doch dieser mehr als ein Mal vor dem Zorne
des Vaters verbergen und gleich einem Verstoßenen, welchem die Mittel
zur Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse versagt waren, war er
dem Spott der Dienerschaft des Hofes zu Wolfenbüttel ausgesetzt. End-
lich, vpn treuen Freunden gewarnt, überzeugt, daß ec leicht das Opfer der
leidenschaftlichen Heftigkeit seines Vaters werden könne, floh Julius zu
seinem Schwager, dem Markgrafen Hans von Brandenburg. Nun hätte
derselbe allerdings, nachdem seine Brüder Karl Victor und Philipp Magnus
in der Schlacht bei Sievershausen den Tod gefunden hatten, als einziger
Sohn von Heinrich Ii. für den Erben der wolfenbüttelschen Lande gelten
sollen; aber der Vater zürnte dem Sohne fortwährend dermaßen, daß er
sich, in der Hoffnung, Erben zu gewinnen, zu einer zweiten Verbindung
entschloß. Als jedoch diese Ehe kinderlos blieb und der Sohn der Eva von
Trott verständig genug dachte, um den rechtmäßigen Erben nicht zu beein-
trächtigen, ließ sich der alternde Heinrich Ii. endlich bewegen, seinem Sohne
die Versöhnung anzubieten und ihn in die Heimath zurückzurufen. Also
erschien Julius vor dem Vater, der jetzt einsehen lernte, daß der Glaube
7*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Julius Julius Heinrich_der
Jüngere_von_Wolfenbüttel Heinrich Julius Heinrich_der_Jüngere Heinrich Julius Hans_von_Brandenburg Karl_Victor Karl Philipp_Magnus Philipp Magnus Heinrich_Ii Heinrich Eva_von
Trott Heinrich_Ii Heinrich Julius
102
Erstes Buch. Fünfter Abschnitt.
zogthums Lüneburg von einer Regentschaft geführt, die aus drei durch
Rechtlichkeit ausgezeichneten Männern, dem Statthalter Thomas Grote,
dem Großvoigte Jürgen von der Wense und dem Kanzler Clammer be-
stand. Durch ste wurde der Frieden im Lande aufrecht erhalten, das Ge-
deihen des Evangeliums gefördert.
Nachdem der junge Friedrich in der Schlacht bei Sievershausen sei-
nen Tod gefunden hatte, übernahm 1555 Franz Otto die Regierung-, aber
auch dieser starb als Jüngling 1559, und die Verwaltung des Landes
wurde nun von seinen beiden jüngeren Brüdern, Heinrich und Wilhelm,
einer auf dem Landtage zu Celle getroffenen Verabredung gemäß, gemein-
schaftlich besorgt. Durch sie wurden die Streitigkeiten, an denen es zwi-
schen dem Rath der Stadt Lüneburg, der mit eifersüchtiger Wachsamkeit
seine Gerechtsame hütete, und den Landesherren fast nie fehlte, glücklich
ausgeglichen; eine von ihnen erlassene Kirchenordnung führte eine größere
Einheit im Glauben und Gottesdienst der Anhänger der augsburgischen
Confefsi'on herbei.
Diese gemeinschaftliche Regierung der Söhne von Ernst dem From-
men dauerte bis zum Jahre 1569, in welchem sich die Brüder dahin ver-
glichen, daß die Aemter Dannenberg, Hitzacker, Lüchow und Scharnebeck
sammt dem Schlosse zu Göhrde an Heinrich sielen, Wilhelm dagegen im
Besitze des Herzogthums verblieb. So bildeten sich abermals zwei Linien des
Hauses Lüneburg. In Dannenberg resi'dirte Heinrich, der Stammherr des
jüngeren braunschweigischen Hauses; in Celle hielt Wilhelm, der Ahnherr
der Könige von England und Hannover, seinen Hof. Gleich dem treffli-
chen Julius von Wolfenbüttel, hörte Wilhelm freundlich auf die Klagen
und Vorstellungen eines jeden seiner Unterthanen. Ueberzeugt, daß der
Segen eines Landes vornehmlich auf einer gewissenhaften Seelsorge seiner
Prediger beruhe, trachtete er mit einem Fleiße nach der zweckmäßigen Stel-
lung der Geistlichkeit, welchem der Erfolg nicht fehlen konnte.
Durch das Aussterben der Grafen von Hoya und Bruchhaufen er-
hielt das Herzogthum Lüneburg (1582) einen stattlichen Zuwachs; nicht
minder durch das Erlöschen des Grafenhauses von Diepholz (1585), dessen
Besitzungen, einer schon früher vom Kaiser Maximilian ectheilten Anwart-
schaft zufolge, ungetheilt an Wilhelm sielen.
Als Wilhelm 1581 von einer Schwermuth befallen wurde, welche
ihm die Führung der Geschäfte nicht gestattete, wurde von den Standen
des Herzogthums die Regierung dem Herzoge Philipp Ii. von Grubenha-
gen übertragen. Dieser war es, welcher an einem zu Lüneburg gehaltenen
Fürstentage Theil nahm, woselbst man die Werbung eines Hülfsheeres zu
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Thomas_Grote Friedrich Friedrich Franz_Otto Franz Otto Heinrich Heinrich Wilhelm Ernst Heinrich Heinrich Wilhelm Heinrich Heinrich Wilhelm Julius_von_Wolfenbüttel Wilhelm Maximilian Maximilian Wilhelm Wilhelm Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Sievershausen Lüneburg Dannenberg Hitzacker Lüchow Scharnebeck Lüneburg Dannenberg Celle England Hannover Diepholz
138 Zweites Buch. Zweiter Abschnitt.
Grund von Furcht bewegt, daß der Landesherr von Jesuiten zur Unterdrü-
ckung der herrschenden Kirche verleitet werden könne. Die Schloßkirche in
Hannover wurde für den katholischen Gottesdienst eingerichtet, die vor lan-
ger als hundert Jahren vertriebenen Mönche kehrten zurück, und die von
zwei Bischöfen gelesene Messe wurde durch die Stimmen italienischer Sän-
ger verherrlicht. Höhere und geringere Hofdiener, Bürger und Beamte,
zum Theil weil die erhebende Feier des Meßopfers sie hinriß, zum Theil
aus unlauteren Gründen, traten zu der Religion des Landesherrn über.
Gewiß würde die Zahl der solchergestalt ihren früheren Glauben Verleug-
nenden ungleich größer gewesen sein, wenn nicht Gerhard Molanus, Abt
zu Loccum, mit rastloser Thätigkeit dem entgegen gewirkt hatte. In die-
sen Bestrebungen wurde er auf's kräftigste durch den geschäftserfahrenen,
vielvermögenden Otto Grote unterstützt. Nur durch den Eifer dieser Män-
ner wurde verhütet, daß keine Katholiken zu einflußreichen Stellen erhoben
wurden, daß die vom Fürsten beabsichtigte Stiftung von Klöstern unter-
blieb, und dadurch einer drohenden Spaltung zwischen dem Volke und dem
Regenten Raum gegeben wurde. Aber Grote's Bemühungen gingen noch
weiter; er wußte zu verhindern, daß die wachsende, durch Franzosen und
Italiener vermehrte Hofpartei den Fürsten nicht dem Interesse seiner evan-
gelischen Brüder entfremde.
, Johann Friedrich war ehrgeizig , stolz-, es schien ihm unverträglich
mit der fürstlichen Gewalt, des Raths oder der Mitwirkung der Stande
zu bedürfen; sein Streben war der Erwerb der kurfürstlichen Würde.
Das stehende Heer wurde bis zu einem Grade vermehrt, der nothwendig
das Land mit Schulden überhäufen mußte. Dafür hatte der Sohn
Georgs die Genugthuung, daß ihm von dem großen Ludwig Xiv. ge-
schmeichelt wurde, damit er diesem eine Schaar von 10,000 Calenbergern
überlasse. Ueberdieß konnte der Herzog der fremden Hülfsgelder nicht ent-
behren, da der Glanz seiner Hofhaltung, das von ihm angelegte Herren-
hausen einen Aufwand erforderte, welchen das Land nicht zu bestreiten
vermochte. Die Klagen der Stande verhallten vor Johann Friedrich, der
eine jede Beschwerde von Seiten der Unterthanen für eine Verletzung der
unbeschrankten Fürstengewalt betrachtete. Ihm schwebte Ludwig Xiv. zu
sehr als Vorbild vor, als daß er, gleich seinem edlen Vater, den treuherzi-
gen Worten der Stände hätte Gehör schenken können.
Auf einer Reise nach Italien begriffen, starb Johann Friedrich 1679
in 'Augsburg.
Georg Wilhelm, welcher seit 1665 seinen Hof von Hannover nach
Celle verlegt hatte, huldigte allerdings der herrschenden Mode, indem er
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gerhard_Molanus Loccum Otto_Grote Otto Johann_Friedrich Johann Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Friedrich Johann Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Friedrich Johann Friedrich Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Georgs Italien 'Augsburg Hannover Celle