Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 51 —
Unter der Wasserarmut der Albhochfläche hatten in früheren Zeiten die Bewohner
sehr zu leiden. Es fehlte ihnen an Quellwasser, und sie mußten daher das Regen-
Wasser von den Dächern herab in Zisternen leiten. Diese waren 5—6 m tief und mit
Ton oder Zement wasserdicht gemacht. Für das Vieh hatte man sogenannte Hülen oder
Hülben, in welche das Regenwasser aus den Dorfgassen zusammenlief. Im trockenen
Sommer war natürlich das Wasser der Zisternen oft ekelerregend und ungesund. Dann
mußten die Leute mit ihren Wassertonnen die tiefen Täler aufsuchen und das Wasser
stundenweit auf steilen Wegen auf die Höhe schaffen. In neuerer Zeit ist jedoch dem
Wassermangel durch die staatliche Albwasserversorguug abgeholfen. Das Wasser wird
aus den Flußtälern auf die Höhe der Alb gepumpt und in großen Behältern gesammelt.
Von diesen gehen Leitungen nach den einzelnen Wohnorten, in Wohnhäuser und Ställe,
und der Albbewohner weiß es sehr zu schätzen, daß er jetzt, wenn er Wasser will, nur
den Hahneu öffnen darf. Etwa 75 000 Menschen haben an der Wohltat der Albwasser-
Versorgung teil.
Häufig kommen noch sogenannte Hungerbrunnen vor. Man der-
steht darunter Quellen, die nur in sehr nassen Jahrgäugeu, wenn Mißwachs
droht, ans unterirdischen Wasserbehältern gespeist werden. Ist dies der
Fall, so stürzt aus ihnen oft ein reißender Strom hervor. Eine eigen-
tümliche Erscheinung der Albhochfläche sind auch die Erdfälle. Dies
siud kreisrunde Einsenknngeu, die durch Einbruch unterirdischer Höhlungen
entstanden sind.
An Döhlen ist die Alb überaus reich. Man zählt deren 70 größere,
von denen die N e b e l h ö h l e bei dem Schlößchen Lichtensteiu die be-
kannteste, die C h a r l o t t e n h ö hl e bei Hürben die längste und schönste
ist. Dazu kommen noch viele kleinere Höhlen und Grotten. In vielen
dieser Höhlen finden sich wundervolle Tropfsteinbildungen, die entweder
nach Art der Eiszapfen von der Decke herabhängen oder vom Boden auf-
wärts wachsen. Sie entstehen dadurch, daß das durch die Decke herab-
träufelnde Wasser aufgelösten Kalk mit sich führt, der sich absetzt und beim
Verdunsten des Wassers erhärtet. In diesen Albhöhlen hausten in der
Vorzeit Tiere, die jetzt ausgestorben sind (Höhlenbär) oder nur noch int
hohen Norden leben (Renntier). Daß auch der Mensch in vorgeschichtlichen
Zeiten sie als Wohnung wählte, beweisen ansgesuudene Feuersteinwerkzeuge
und Geschirrscherben (Weinlands „Rnlaman").
Die Albbewohner siud ein kräftiges, zähes Geschlecht. Zäh hängt
der Älbler am Althergebrachten, er klebt an der Scholle und bebaut am
liebsten seinen Acker. Zäh hängt er an den alten Sitten und Gebräuchen.
Freilich die alten Trachten sind auch auf der weltentlegenen Hochfläche des
Gebirges fast ganz verschwunden. Das junge Geschlecht hat längst an-
gefangen, sich städtisch zu kleiden. Nur im Ulmer Land sieht man noch
häufig beim männlichen Geschlecht schwarze, lederne Kniehosen, eine blaue
Bluse über den Schultern und eine Zipfelmütze auf dem Kopf. Frauen und
Mädchen tragen dort oft noch Häubchen mit langen, schwarzen Seiden-
bändern, ein buntes Mieder und ein Nüster aus Granaten oder Glasperlen
mit einem Anhänger um den Hals. Aus dem Härtsfeld fällt bei den
Männern das kurze Wams aus dunklem Tuch mit einer langen Reihe von
Rollknöpfen und der dreieckige Hut besonders auf. Im allgemeinen hat
sich bei den Bauern auf der ganzen Alb das praktische blaue Überhemd am
meisten erhalten.
Das Kitma der Albhochfläche ist regen- und schneereich, windig
und rauh. Die Alb ist eines der regenreichsten Gebiete Württembergs und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 10 —
Die. größten Seen des Schwarzwaldes sind der Titisee und der
Schluchsee im südlichen Teil des Gebirges. Sie sind keine Karseen, sondern
liegen in einer slach trogsörmigen Einsenkimg und sind von eiszeitlichen Auf-
schüttungen umgeben und gestant.
6. Die Bewohner,
a) Ihre Eigen schafte n.
Die Bevölkerung des waldreichen württ. Schwarz-
Waldes ist wegen des rauhen K l i m a s und der Unergiebig-
keit des Bodens uicht sehr zahlreich. Die Schwarzwälder sind
Der Wildsee (links balzender Auerhahn).
gesunde, kräftige Leute mit Hellem, natürlichem Verstände, offeu, treuherzig,
gastfreundlich, ernst, streng religiös und voll Liebe zu ihrer Heimat („O
Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!"). Sie sind meist katholischen
Glaubens. Nur in: württ. Schwarzwald überwiegt das evangelische Bekennt-
ms, und zwar wohnen auch hier die Protestanten mehr im Norden, die Katho-
liken mehr im Süden. Die alten Trachten der Schwarzwälder Land-
bevölkeruug haben schon vielfach der städtischen Kleidnng weichen müssen.
Immerhin sieht man noch in manchen Gegenden, besonders an Sonn- und
Festtagen sowie bei festlichen Anlässen, bei den Frauen mehr als bei den
Männern, die malerischen, farbenprächtigen Trachten (z. B. im Gutach-,
Schupbach- und Elztal). Im württembergischen Schwarzwald wird nament-
lich in den Bezirken Nagold und Calw noch Frauen- und Männertracht ge-
tragen; nur ist sie weniger bunt als im badischen Teil des Gebirges.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
73
bürgen) herein. Obermarchtal, ehemaliges Kloster, großes Schloß.
Untermarchtal, Mutterhaus der barmherzigen Schwestern von Gmünd
mit Mägdeschule. Munderkingen, Kunststickerei und Bürstenwarenfabri-
kation. Ehingen*, niederes Konvikt sür katholische Geistliche. Große
Zementindustrie, Baumwollspinnerei. Vor dem Austritt der Donau aus
Württemberg liegt
U l m *,
die größte Stadt des Oberlandes und zweitgrößte Stadt des Landes (55 000
Einw.). Seiuer günstigen Lage an uralten Handelsstraßen und an der
Mündung von Jller und Blau, die die Douau von hier ab schiffbar machen,
verdankt die Stadt ihre Entwicklung. Ulm war schon in alter Zeit als freie
Alm.
Reichsstadt weithin berühmt. Sein Reichtum war sprichwörtlich gervordeu
(„Ulmer Geld geht durch alle Welt"). Vou dem Unternehmungsgeist und
dem Stolz der alten Reichsstädter zeugt heute noch Ulms herrliches Münster,
das die zweitgrößte Kirche Deutschlands ist und den höchsten Kirchturm der
Welt besitzt (161 m). Die Altstadt hat enge, malerische Straßen und Gassen
mit alten, hochgiebeligen Häusern. Berühmt ist das mit schönen Malereien
gezierte'rathaus. Die Ulmer halten viel auf heitere Geselligkeit und
zeichnen sich durch Humor aus. Die alten Sitten und Bräuche halten sie
hoch in Ehren (Schwörmontag, Fischerstechen).
Ulm hat große militärische Bedeutung, indem es als eine Haupt-
festung das Douautal gegett entert von Westen kommenden Feind über-
wacht. Es beherbergt eine der größten Garnisonen des Deutschen Reiches,
ist Kreishauptstadt des Donaukreises und Sitz eines Landgerichts und anderer
Behörden. Seine höheren und niederen Schulen erfreuen sich des besten
Rufes. Seiner Lage zwischen zwei Hauptgetreidekammern des Landes
(Ulmer Alb und Oberschwaben) verdankt es den größten Fruchtmarkt
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
213
französische Hof wurde für viele deutsche Höfe tonangebendes Muster mit
seiner Etikette und Pracht, seinen kostspieligen Bauten, von denen Versailles
{Baumeister Le Vau und dann Mansart) allein, ohne die von fronenden
Bauern oder Soldaten geleistete Arbeit, etwa 500 Millionen Mark heutigen
Geldwertes kostete, und mit seiner offen zur Schau getragenen Unsittlichkeit
neben der peinlichsten Kirchlichkeit (Maitressen Ludwigs zuerst Fräulein de la
Vallière, dann zwei Jahre noch neben dieser seit 1667 die nicht verwitwete
Madame de Montespan, die bis 1690 am Hofe blieb; nach dem Tode seiner
Gemahlin [1688] heiratete Ludwig 1684 die Erzieherin seiner und der Montespan
Kinder, die seit 1660 verwitwete Mme. Scarron [geh. d’Aubigné, f 1719], die
er zur Marquise von Maintenon erhob). Im Dienste des Königs, seines Ruhms
und seiner alles bedeutenden Hoheit kam die akademisch-klassicistische (römisch-
italienische) Richtung der bildenden Künste vollends zur Herrschaft (in
der Architektur der Barockstil s. S. 186). Zentralisierend und uniformierend
wirkte die Schaffung der Académie royale de peinture et sculpture 1664,
deren erster Leiter der Maler L ehrun (1619—1690) die Säle von Versailles
schmückte und die Vorlagen für die königliche Gohelinsfabrik schuf. Die 1666
geschaffene Académie de France à Rome lieferte die malerische und plastische
Dekoration der königlichen Gärten und Gebäude. Der glänzendste Vertreter
der klassicistisch-römischen Richtung der Malerei war Nicolas Poussin
(1594—1665), der Meister der heroischen Landschaft Claude Gelée, genannt
Lorrain (1600—82). Original-national blieb nur die Porträtmalerei. Den
Park von Versailles schuf der geniale Gartenkünstler Le Nôtre
(1618-1700).
Auch die französische Litteratur, insbesondere das Drama,
erlebte unter Ludwig Xiv. ihr goldenes Zeitalter. Auf die
formelle Seite übte die 1635 gegründete Académie française immer
grösseren Einfluss. Die klassische französische Tragödie mit ihrer Beob-
achtung der drei aristotelischen Einheiten, ihrem Alexandriner, ihren aus
fremden Völkern und fernen Zeiten, vor allem dem Altertum entnommenen
Stoffen begründete schon Pierre Corneille (1606—81), dessen vom Hof
nicht beeinflusste Wirksamkeit vor die Epoche Ludwigs fällt. Höfischer
Dramatiker der Glanzperiode Ludwigs war Jean Racine (1639—99), der
sich vor Corneille durch grössere psychologische Vertiefung auszeichnete. Er
schuf 1667—77 Dramen antiken, und 1690, von Frau von Maintenon veran-
lasst, biblischen Stoffes. Er war bei seiner Thätigkeit vielfach beraten von
dem Meister des französischen (Sitten- und Charakter-) Lustspiels
Jean Baptiste Molière (ursprünglich Poquelin, 1622—73). Noch mehr als
Molière war ein echter Vertreter französischen Geistes der nicht in der Hof-
luft lebende Jean de la Fontaine (1621—95), dessen bedeutendstes Werk
seine Fabeln sind. Als Kritiker und Theoretiker wurde für die Kunst-
dichtung massgebend Boileau-Despréaux (1636—1711), der jedoch inseinén
Satires und Epitres, noch mehr in seinen Oden hinter seinem Vorbild Horaz zu-
rückblieb. In den letzten Jahrzehnden seines Lebens begünstigte Ludwig die
Oper. — Die rhetorische Richtung und Begabung des französischen Wesens
verkörperte sich auch in bedeutenden Kanzelrednern u. a. Bossuet
(1627—1704), 1669—1681 Erzieher des Dauphin, der 1711 starb (Verfasser
einer Uebersicht der Weltgeschichte und einer Politik, sowie Veranstalter
von Klassikerausgaben „in usum Delphini“), der seine kirchengeschichtlichen
Kenntnisse zu der Bekämpfung des Protestantismus verwandte. François
Fénelon, 1651—1715 Erzieher des hoffnungsvollen „petit Dauphin“ Louis
von Bourgogne, der 1712 starb, schrieb u. a. für seinen Zögling die aventures
de Télémaque, welche über die Aufgaben der Regierung wesentlich andere
Anschauungen enthalten als die des Sonnenkönigs. Der bedeutendste
der Prosaiker war aber Blaise Pascal, 1623—52, einerseits Bekämpfer
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Scarron Nicolas Claude_Gelée Lorrain Le_Nôtre Ludwig_Xiv Ludwig Pierre_Corneille Ludwigs Ludwigs Ludwigs Jean_Racine von_Maintenon Jean_Baptiste_Molière Jean_de_la_Fontaine Ludwig Ludwig François
Fénelon Louis
von_Bourgogne Blaise_Pascal
250
§ 76. Preussen unter Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I.
Friedrichs I. Regierung. Das Testament des grossen Kur-
fürsten, das die staatliche Einheit der brandenburgisch-preussischen
Gebiete gefährdete, indem es den jüngeren Söhnen aus zweiter
Ehe besondere Landesteile als Regenten allerdings unter der
Oberhoheit des Kurfürsten zuwies, hatte Kurfürst Friedrich Iii.
alsbald aufgehoben. Auch sein politischer Haupterfolg,
dass er sich und seinem Haus die Königswürde ver-
schaffte (s. S. 232), war für die Einheit und damit für die
Zukunft des Staatswesens unmittelbar bedeutungsvoll, formell,
sofern die verschiedenen Gebiete jetzt erst unter einen einzigen
Herrschaftstitel zusammengefasst waren, sachlich, sofern die Ertei-
lung des privilegium de non appellando für alle zum Reich gehörigen
Gebiete der preussischen Monarchie (1702) die Voraussetzung für
eine einheitliche und selbständige Justiz war: 1703 wurde das Ober-
appellationsgericht in Berlin errichtet als höchste Instanz für die
preussische Monarchie; für die Kurlande blieb diese dem Kammer-
gericht. Sonst war die Regierung Friedrichs I., der in Ent-
faltung von Prunk und Kunstpflege nach dem Muster
Ludwigs Xiv. Beruf und Glück des Herrschers sah,
arm an sachlich wertvollen und dauerhaften Erfolgen. In der
äusseren Politik war die Zustimmung des Kaisers zu der Auf-
hebung des Testaments des grossen Kurfürsten mit der Rück-
gabe des Schwiebuser Kreises (s. S. 224), die jedoch ein Wieder-
aufleben der Ansprüche auf die schlesischen Fürstentümer er-
möglichte, und der Ruhm der preussischen Waffen, die im
österreichischen Erbfolgekrieg fremden Interessen dienten, mit
dem Verzicht auf eine selbständige preussische Politik im nor-
dischen Krieg teuer erkauft. Im Innern folgte auf die Zeit,
wo Friedrichs Erzieher, der tüchtige und gewissenhafte, aber
selbstherrische Eberhard von Danckelmann (1(543—1722), die
Geschäfte leitete, nach dessen Sturz 1697 eine verschwen-
derische und unredliche Günstlingsherrschaft, der
erst 1711 auf Betreiben des Kronprinzen durch Bestrafung der
offenkundig Schuldigen und Entlassung des allmächtigen Kolbe
von Wartenberg ein Ende gemacht wurde. Für die Pflege von
Kunst und Wissenschaft geschah viel, für Volksbildung so gut
wie nichts. Eine Schöpfung von bleibendem Wert war die
Gründung der Universität Halle 1694; das von Hering ent-
worfene, von dem Hamburger Andreas Schlüter (1664—1714)
ausgeführte Zeughaus, der Umbau des königlichen Schlosses und
das Denkmal des grossen Kurfürsten, beide von Schlüter, zeichnen
sich vor den sonstigen Erzeugnissen des Barockstils dadurch aus,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs_I. Friedrich_Iii Friedrich Friedrichs_I. Friedrichs_I. Ludwigs Friedrichs Friedrichs Eberhard_von_Danckelmann Kolbe
von_Wartenberg Hering Andreas_Schlüter
— 296 —
gründet war das Urteil durch die Uebergriffe des Ordens in
weltliche Angelegenheiten. Ein Jahr nachher starb Clemens Xiv.
Geduldet blieben die Jesuiten als Weltpriester, die Unterricht
erteilten, in Preussen und als organisierter Orden in Russland.
§ 91. Die Anfänge Ludwigs Xvi.
In den letzten Regierungsjahren Ludwigs Xv. kam es zu
einem Streit zwischen dem Königtum und den Parlamenten.
Als der König einen Prozess gegen den bisherigen Gouverneur
der Bretagne niederschlug, protestierte das Pariser Parlament
„gegen die rechtlosen Uebergriffe willkürlicher Gewalt“ (1770),
und da es in seinem Widerstand verharrte, hob derkanzler
Maupeou das Pariser Parlament und dann die übri-
gen Parlamente auf und setzte an ihre Stelle königliche
Obergerichte. Die Massregel, die mit Abschaffung der Käuf-
lichkeit der Richterstellen eine Reform des Gerichtswesens ein-
leiten sollte, war formell ein Rechtsbruch und wurde als solcher
aufs heftigste von der Presse angegriffen. Eine der ersten
Regierungshandlungenludwigsxvi. (1774—92), derzwanzig-
jährig seinem Grossvater folgte, war die Wiederherstellung
der Parlamente. Der junge König war in seinem Privat-
leben tadellos, aber für seinen Beruf ebensowenig begabt als er-
zogen, in Gunstbezeugungen („Pensionen“) auf Kosten der Staats-
kasse verschwenderisch und bei gutem Willen indolent und
schwach. Diese Schwäche zeigte er gleich zu Anfang seiner
Regierung darin, dass er sich von seiner Tante Adelaide be-
stimmen liess, statt des ehrenwerten tüchtigen Machauld den
charakterlosen Grafen Maurepas zu seinem ersten Minister zu
machen. Die Gemahlin des Königs war (seit 1770) Marie
Antoinette von Oesterreich, die, persönlich sittenrein, aber
verschwenderisch, durch die Unvorsichtigkeit ihres Benehmens
der üblen Nachrede Stoff bot und ihre geistige Ueberlegenheit
über den König benützte, um die Politik nach ihren Launen
und im österreichischen Interesse zu beeinflussen. Die Unzu-
friedenheit über die Verluste und Opfer, die das österreichische
Bündnis Frankreich verursachte, übertrug sich auf ihre Person.
Dass er den Willen, zu bessern, hatte, bewies der König
durch die Ernennung Turgots (1727—81) zum Generab
kontrolleur der Finanzen. Turgot war im allgemeinen ein
Anhänger der physiokratischen Schule (s. S. 260) und hatte als
Intendant in Limoges (seit 1761) sich um die wirtschaftliche
Hebung dieser Provinz durch seine hingebende, von Menschen-
liebe und Sachkenntnis getragene Arbeit die grössten Verdienste
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Clemens_Xiv Ludwigs Ludwigs_Xv. Ludwigs Marie
Antoinette
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Russland Adelaide Oesterreich Frankreich Limoges
300
zusammen, der die Wiederherstellung des Rechtszustands von
1763 verlangte.
Der Krieg- bis zum Eingreifen Frankreichs. Die eigent-
lichen Feindseligkeiten eröffneten 1775 die blutigen Gefechte hei
Lexinyton und Bunkershill. Das englische Heer, dessen Kern
seit 1775 von ihren Landesherrn an England verkaufte deutsche
Truppen, besonders Braunschweiger und Hessen, bildeten, war
an kriegerischer Leistungsfähigkeit den amerikanischen Milizen
überlegen, hatte aber bei der grossen Ausdehnung des Kriegs-
schauplatzes eine unlösbare Aufgabe; und in Georg Washing-
ton (1732—99), der sich schon in dem Krieg gegen die Fran-
zosen 1756—62 hervorgethan hatte, gaben sich die Amerikaner
einen Oberfeldherrn, der sich durch militärische Tüchtigkeit,
selbstlose Hingabe an die Sache seines Vaterlandes und un-
erschütterliche Festigkeit allen Schwierigkeiten gegenüber aus-
zeichnete. Er zwang den neuen englischen Obergeneral Howe,
Boston zu räumen, und am 4. Juli 1776 sprach nach Vorgang
und auf Antrag Virginiens der Kongress der vereinigten Kolonien
in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung der
„vereinigten Staaten von Amerika“ aus; diz Berufung auf
die „allgemeinen Menschenrechte“, der in Amerika selbst hinsicht-
lich der Sklaven keine Folge gegeben wurde, entsprang wesent-
lich puritanischen Anschauungen und war geeignet, in Frankreich
für die Sache der Kolonien Stimmung zu machen: viele Franzosen
traten als Freiwillige unter dem jugendlichen Marquis von Lafayette
(1777) in amerikanische Dienste, und Beaumarchais organisierte mit
geheimer Unterstützung der französischen Regierung grossartige
Sendungen von Geld und Kriegsmaterial nach Amerika; er selbst
wurde freilich darüber zum Bettler, und erst 1835 erhielten
seine Erben eine Abfindungssumme. Nachdem die Niederlage hei
Brooklyn (August 1776) von Washington durch die glücklichen
Ueberfälle von Trenton (26. Dez. 1776) und Princeton (3. Jan.
1777) wett gemacht war, wurde 16. Oktober 1777 ein eng-
lisches Korps auf dem Marsch von Quebeck nach New-York
bei Saratöga zur Ergebung gezwungen. Jetzt erreichte
Franklin, seit 1776 Vertreter des Kongresses in Paris, das
den schlichten Amerikaner mit Begeisterung aufgenommen
hatte1), dass Frankreich 6. Februar 1778 mit den ver-
einigten Staaten einen Freundschafts-und Handels-
vertrag, sowie einen eventuellen Bündnisvertrag
schloss.
9 In der Akademie begrüsste ihn d’Alembert mit dem Verse: „Eripuit
coelo fulmen sceptrumque tyrannis.“
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Washing- Howe August Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Hessen Boston Philadelphia Amerika Frankreich Amerika Brooklyn Washington Trenton New-York Saratöga Paris Frankreich
maas
88
Caraffa erwirkte 1542 von Paul Iii. die Neugestaltung der Inqui-
sition nach spanischem Muster; das Sanctum Officium machte sich
zuerst an die Hochgestellten, es unterdrückte, am schonungs-
losesten und blutigsten unter Paul Iv. und Pius V., den, fast nur
in den höheren Ständen sich findenden, italienischen Protestan-
tismus.
Am meisten gab der Gegenreformation Kraft und
Ziel der 1540 endgültig gegründete Jesuitenorden,
dessen Stifter der spanische Ritter Ignatius Loyola
mit schwärmerischer Religiosität und selbstverleugnender Hin-
gebung an die kirchliche Idee grosse Weltklugheit, kühlste und
das Einzelnste umfassende Berechnung, zähe Willensstärke und
Arbeitskraft, mit grosser Anpassungsfähigkeit unbeirrtes Fest-
halten des Ziels, mit persönlicher Demut ausnehmende Herrsch-
gewandtheit undherrschensfreudeverband. Demorden eigen-
tümlich war von Anfang an strengste Disziplin (Gehor-
sam „perinde ac si cadaver essent“) und dabei doch möglichst
grosse Ausbildung der Verstandes- und Willens-
kräfte des einzelnen, schärfste Zentralisation und
Verwendung des einzelnen auf dem für seine Eigen-
art passendsten Posten, soweit der ausgesprochen inter-
nationale Charakter des Ordens es zuliess, unbedingte
Unterwerfung unter die Dogmen und starke Avert-
schätzung und Pflege wissenschaftlicher Bildung.
Loyola, selbst gerade kein Mann tiefgehender wissenschaftlicher
Bildung oder Interessen, griff in der Lehre nach dem Vorgang
der spanischen Theologen der Avende des Xv. und Xvi. Jahr-
hunderts auf Thomas vonaquino als höchste Autorität
zurück, hat aber dabei die formelle Seite des Huma-
nismus der Bildung und der bildenden Thätigkeit
seines Ordens mit schärfster und berechnendster Ausnützung
dienstbar gemacht. In Betreff des Verhältnisses
von Staat und Kirche nahm der Orden die mittelalter-
liche Anschauung entschieden wieder auf, wusste dabei
aber die Mittel moderner Politik rücksichtslos zu hand-
haben. Er stellte sich unbedingt in den Dienst des Papstes;
seine Organisation ist straff zentralisiert; die Befugnisse des
von der Generalkongregation auf Lebenszeit gewählten
Generals sind sehr gross, er ist jedem Ordensgenossen an Christi
Statt; aber er wird von einem Admonitor und von Assistenten
beraten und überwacht und kann von der Generalkongregation
abgesetzt werden. Der Orden gewann Einfluss haupt-
sächlich durch (höheren und mittleren) Unterricht, durch
den Beichtstuhl (vor allem Gewissensberatung der Fürsten
I
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: 88
Caraffa Ritter_Ignatius_Loyola Loyola Thomas_vonaquino Christi
211
Freiheit (Missbrauch der lettres de cachet) verfügen dürfe.
Den Adel schloss er thatsächlich im allgemeinen von
.allen höheren, wirklich bedeutenden Staatsämtern aus,
beliess ihm aber die sehr einkommensreichen G-ouverneurstellen
(die meist in absentia bekleidet wurden) und verschwenderisch
bezahlte Hofämter. Auch dieg-eistlichen wurden von den
Ministerposten ausgeschlossen, die mit Leuten bürger-
licher Abkunft, später auch nur mittlerer Begabung, besetzt
wurden. Den Klerus betrachtete Ludwig als den ersten Stand
des Königreichs, übertrug aber so ziemlich alle, wirklich mit
geistlichen Funktionen verbundenen Kirchenstellen an, zumeist
geistig und sittlich würdige, Persönlichkeiten bürgerlicher Ab-
kunft. Dagegen wurden die Parlamente auf ihre gerichtlichen
Obliegenheiten beschränkt und ihnen vor der Einregistrierung
der Dekrete keine remontrance zugelassen. Louvois, ein
Zivilist, dem sein Vater Michel Le Tellier vorgearbeitet hatte,
schuf, seit 1600 massgebender Leiter des Kriegsministeriums,
durch wesentliche Einschränkung der Verkäuflichkeit der Offiziers-
stellen und Ausmerzung des Kriegsspekulantentums ein vom
König abhängiges, zentralisiertes und stetig kon-
trolliertes stehendes, aber immer noch in der Regel ge-
worbenes, jedoch überwiegend nationales Heer (1678:
100000 Mann Garnisonen ; 120000 Mann Feldtruppen, worunter
30000 Fremde). Der eigentliche Leiter der seit 1669 ge-
schaffenen Artillerie truppen war Vauban, der erfolgreiche
Belagerer von 53 und Erbauer von 33 Festungen, sowie Organi-
sator eines Stabs von Genieoffizieren (noch keine
Genietruppen).
Jean Baptiste Colbert (f 1683) brachte, seit 1665 contrô-
leur général —- für seine Zeit — Ordnung und Ehrlichkeit in
die Finanzverwaltung, minderte die Staatsschuld u. a. auch
(wie Sully) durch Reduktion der Staatsrenten und vermehrte,
insbesondere durch Erhöhung und Zusammenlegung der Zölle,
die Staatseinnahmen. Im allgemeinen ein Anhänger
•des „Merkantilismus“ suchte er Industrie und Han-
del durch Schutzzölle auf Fabrikate oder gar durch
Einfuhrverbote und Ausfuhrzölle auf Rohstoffe, zum Teil
auf Kosten der Landwirtschaft, zu heben. Er schuf
•durch Begünstigung oder Erteilung bezw. königliche Ausübung
von Monopolen neue Industriezweige (insbesondere Luxus-
industrie), von denen manche blühten, reglementierte aber die
gewerbliche Erzeugung bis ins einzelste. Das Strassenwesen
hob er und gab die Anregung zum Bau des Kanals von
Languedoc (1681 vollendet). Er veranlasste die Gründung,
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Michel_Le_Tellier Organi- Jean_Baptiste_Colbert Sully
Zweiter Teil.
Neueste Geschichte von 1789 ab.
Erster Abschnitt.
Die grosse französische Revolution und Napoleon I.
Kapitel Xxvii.
Die französische Revolution und der erste
Koalitionskrieg.
§ 93. Frankreich vor der Revolution.
Die französischen Zustände vor der Revolution. Der
Widerspruch zwischen den zur Schau getragenen
Anschauungen und Neigungen der herrschenden
oder tonangebenden Kreise und den thatsächlichen
politischen und gesellschaftlichen Zuständen, der
für die letzten Jahrzehnde des aufgeklärten Despotismus über-
haupt bezeichnend ist, war nirgends so grell und tief, wie in
dem Frankreich, das Ludwig Xv. seinem Enkel hinterlassen
hatte. Hier war die staatliche und kirchliche Ordnung,
die eine Hüterin des Rechts, der Sittlichkeit und Religion sein
sollte, einelüge: das Recht war in launenhafte Willkür, Sitte
und Sittlichkeit in den Schliff gefälliger, das Schlechte verhüllen-
der und begünstigender Umgangsformen, die Religion in Frömmelei
oder blosses Zeremoniell ohne inneren Gehalt verkehrt. Die
oppositionelle Litteratur (s. S. 257ff.) beherrschte die ge-
bildeten Klassen, die in ihren Anschauungen und ihrem Ver-
halten für sich nur noch die Autorität der äusseren Stellung und
des Zeremoniells anerkannten und so das Gefühl für Autorität
untergruben.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frömmelei