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Aachen. Nach dem Tode seines Vaters, Pipin's des Kurzen,
wurde er 768 zum König der Franken gekrönt. Das Haupt-
ziel seine 46jährigen, segensreichen Regierung war: über alle
Völker germanischer Abkunft zu herrschen und Cul-
tur unter ihnen zu verbreiten. Wie von Geist, so war
er von Gestalt groß und stark, er maß über sechs Fuß, sein
Scheitel war rund, seine Augen groß und lebhaft. Ruhe, Hei-
terkeit und männliche Festigkeit sprach aus seiner ganzen Haltung;
sein stets gesunder Körper war durch alle mögliche abhärtende
Uebungen ausgebildet. Er war ein vollkommener Kriegsmann
und jagte durch seinen bloßen Anblick den Feinden Schrecken
ein. Bei der Belagerung des Longobardenkönigs Desiderius in
Pavia sagte dieser, als er Karln vom Walle herab gewahrte, zu
einem seiner Begleiter: „Laßt uns hinab steigen und in die Erde
uns verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so gewaltigen Fein-
des." Die rauhen Normannen flohen vor ihm, als er sich zu
ihrer Züchtigung aufgemacht hatte. Am Gestade der Nordsee
aber ihren Schiffen nachblickend, stand er in tiefem Schweigen
versunken, eine Thräne entrollte dem Auge des Helden, und er
sagte endlich: „Wenn diese schon, während ich lebe, Solches
wagen, was wird mein Volk von ihnen erdulden müssen, wenn
ich todt bin?"
Karl lebte in Nahrung und Kleidung höchst einfach, ver-
stand griechisch und war beredt in deutscher und lateinischer
Sprache. Er ließ die alten deutschen Heldenlieder sammeln,
deutsch predigen und übte sich selbst fleißig im Schreiben. Seine
Kinder erzog er sorgsam und streng, und war ein gütiger und lie-
bevoller Vater. In seiner Umgebung befand sich eine Gesellschaft
von Gelehrten; unter ihnen Alkuin, Paul Warnefried und
Eginhard. An seinem Hofe hatte er eine Schule errichtet,
welche er selbst oft beaufsichtigte. Bei dieser Gelegenheit lobte
er einst die fleißigen Schüler, die faulen aber tadelte er mit den
Worten: „Bei Gott, euer Adel und eure hübschen Gesichter
gelten Nichts bei mir. Von mir habt ihr Nichts zu hoffen,
wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut
macht."
Karl bekümmerte sich selbst um die alltäglichen Vorfälle im
Hauswesen, begünstigte die Handwerker und ließ die Bäcker
nach einer von ihm festgesetzten Brodtare backen. Gern bcschäfl
tigtc er sich mit Bauten (die Brücken zu Mainz und Nimwegen.
Dom und Bäder zu Aachen, Einrichtung von Märkten und
Straßen, Anlegung von Städten). Er ließ Sümpfe austrock-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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— 130 —
testantische Prinz.heinrich von Bourbon. Dieser und der
Admiral Coligny waren die Häupter der Hugenotten. Heinrich
trat zum Schein zum katholischen Glauben über, stellte sich dann
aber wieder an die Spitze seiner vorigen Glaubensgenossen und
wurde als rechtmäßiger Thronerbe nach dem Tode Heinrich's Iii.
König von Frankreich. Nach gänzlicher Besiegung seiner Feinde
ging er, um den Bürgerkriegen ein Ende zu machen und seinem
Lande das Glück des Friedens zu sichern, öffentlich zum katho-
lischen Bekenntniß über. Er erließ indessen 1598 das Edict
von Nantes, wodurch er den Protestanten Sicherheit im Staat
und freie Ausübung ihrer Religion versprach.
Bei seinem Heldenmuth und seiner Standhaftigkeit zeigte er
stets eine sanfte, menschenfreundliche Gesinnung und ein Herz,
welchem Rachsucht fremd war. Wenn man an seine Großtha-
ten und an seine väterliche Liebe zu seinen Unterthanen denkt,
so vergißt man gcrü seine Fehler. Der jetzige Franzose erinnert
sich noch oft an seine Worte: „Ich will, daß jeder Bauer alle
Sonntage ein Huhn in seinem Topfe habe." Als er einst in
Paris ausfuhr, wurden ihm, da sein Wagen in einer engen
Straße dmch ein Hinderniß aufgehalten wurde, von einem
Meuchelmörder, Franz Ravaillac, mit einem langen zweischnei-
digen Messer zwei Stöße in's Herz versetzt. So starb 1610
Heinrich Iv., „der beste König von Frankreich." Sein Mini-
ster Sully.
Ludwig Xiv., von 1643—1715, der Sohnludwig'sxiii.,
war der Enkel Heinrich's Iv. Ihm hatte die Natur alle Ga-
den verliehen, welche den Herrscher auszeichncn, eine hohe, edle
Gestalt, königlichen Anstand, eine einnehmende Stimme, ein
ausgezeichnetes Gedächtniß. Er besaß stete Gesundheit, ritterliche
Kraft und Entschlossenheit. Der Glanz seines Hofes übertraf
Alles, was man in jener Zeit in Europa sehen konnte. Die
ersten Gelehrten und Künstler, die weisesten Minister (Mazarin,
Colbert) und Feldherren (Conds, Türenne) umgaben ihn. So
glänzend aber seine Negierung auch war, so erregte er doch
~ durch seine Selbstsucht, seine Verschwendung und durch die kost-
spieligen, räuberischen Kriege die Unzufriedenheit der Unter-
thanen in so hohem Grade, daß sie über seinen Tod 1715 eben
nicht trauerten.
Kriege mit Spanien, Holland, dem deutschen Kaiser und mit Branden-
burg. Aufhebung des Edicts von Nantes 1683. „Mein Groß-
vater liebte die Hugenotten und fürchtete sie nicht; mein Vater liebte sie
nicht, aber er fürchtete sic; ich liebe sie weder, noch fürchte ich sie."
Gegen 100,000 Protestanten wanderten aus; davon 20,000 thätige
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Franz_Ravaillac Franz Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Sully Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nantes Paris Frankreich Europa Spanien Holland Nantes
— 135 —
Schmeicheleien groß geworden, ist er doch bescheiden; erzogen in
der Pracht, hat er doch einfache Sitten angenommen; entflammt
von Ruhmbegierde, opfert er doch seinen Ehrgeiz der Pflicht
auf." Joseph wollte die Aufklärung und das Glück seiner Un-
terthanen. Er begünstigte Künste und Wissenschaften, verfolgte
die Protestanten nicht, ließ bloß die Klöster fortbestehen, in wel-
chen Scbulen waren, und trat dem Aberglauben entgegen, wo
er nur konnte. Seine guten Absichten wurden häufig verkannt.
Joseph hatte sich Friedrich d. Gr. zum Muster genommen, mit
dem er persönlich befreundet war. Aus dem Kriege gegen die
Türken kehrte er krank zurück; auch sein Geist war niedergebeugt,
da ihm keiner von seinen großen Planen gelungen war. Er
starb an der Lungensucht 1790. Ihm folgte sein Bruder Leo-
pold Ii. 1790—1792, dessen Sohn Franz Ii. von 1792—
1806 beutfdt)er Kaiser, und von 1806—1835 Kaiser von
Oesterreich war. Ihm folgte sein Sohn als Ferdinand I.
Als derselbe im Jahre 1848 dem Thron entsagte, übernahm sein
Bruderssohn Franz Joseph die Regierung.
Preußen.
8. 75.
I. Die Kurfürsten von Brandenburg.
Friedrich Wilhelm der Große.
1640—1688.
Die Kurmark Brandenburg war aus der von Heinrich I.
gestifteten Markgrafschast Nordsachsen oder Nord mark ent-
standen. Albrecht der Bär und seine Nachfolger unterwar-
fen die Landstriche um die Havel und Spree bis jenseits der
Oder dem deutschen Reiche, so daß das Land aus folgenden
Theilen bestand:
1) Die Alt mark (so hieß nunmehr die Nordmark) an dem linken Elb-
ufer mit der Hauptstadt Stendal.
2) Die Mittel mark, um die Havel und Spree, mit der Hauptstadt
Brandenburg, später Berlin. <
3) Die Neumark, auf dem rechten User der Oder mit der Hauptstadt
K üstrin (an der Mündung der Warthe in die Oder).
4) Die Priegnitz, nordwestlich von der Mittelmark und nordöstlich
von der Altmark am reckten User der Elbe, mit der Hauptstadt Perleberg?
8) Die Uckermark, in deren Mitte die südlich von der Insel Usedom
in das pommcrsche Haff gießende Ucker entspringt, mit der Hauptstadt
Prenzlow.
Aus dem Geschlechte der Hohenzollern haben bis jetzt 17
Regenten über die brandenburgifch-preußischen Lande geherrscht.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Friedrich_d Friedrich Franz_Ii Franz Ferdinand_I. Franz_Joseph Franz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Heinrich_I. Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Brandenburg Stendal Berlin Altmark Perleberg
— 36 —
Werfen mit dem Diskus, einer schweren Metallscheibe. Jeder
Kampfer mußte sich zehn Monate zu diesen öffentlichen Wett-
kämpfen vorbereitet haben. Derjenige wurde glücklich gepriesen,
welchem vor so zahlreicher Versammlung, zu der auch eine große
Menge Griechen aus fremden Ländern sich cinfand, von den
Kampfrichtern der Kampfpreis, ein einfacher Kranz von Ocl-
zweigen, zugcsprochen wurde. Glücklich pries sich die Stadt,
deren Bürger er war, feierlich war sein Einzug daselbst, Gesänge
der edelsten Dichter verherrlichten seinen Namen. (Die Söhne
des Diagoras.) Aber auch Künstler, Gelehrte und Dichter
wetteiferten (Herodot). Aller Streit war während des Festes
bcigelegt, Verträge wurden geschlossen, durch gegenseitige Mit-
theilungcn wurden Bildung und Kenntnisse verbreitet und erhöht,
innige Freundschaften wurden geknüpft; Tapferkeit, Ehrgefühl,
Wohlanständigkeit wurden achtungswerth. Olympiaden von
777 v. Ehr. an.
Die pythischen Spiele bei Delphi, dem Apollo zu Ehren, zum Anden-
ken an seinen Sieg über den Drachen Python; die nein ei sch en bei
Ne mea in Argolis, dem Zeus zu Ehren; die ist hm ischen aus dem
Isthmus von Korinth, dem Poseidon zu Ehren. Vergleich dieser Feste
mit den römischen Volksfesten und mit den Turnieren im Mittelalter
den Wettrennen der Engländer, den Kunstausstellungen, den Schützenfesten.
Aehnliche Vcreinigungspunkte, wie die Spiele, waren die Orakel und
der Amphi ktyonen-Bund, d. b. die Bundesversammlung der griechischen
Staaten zu Thermopylä und später zu Delphi.
8. 20.
Sparta. Lykurg.
Der südöstliche Theil des Peloponnes hieß Lakonika, durch
welches sich bis zum Vorgebirge Tänarum, dem heutigen Ma-
tapan, das steile Taygetusgcbirge zieht, dessen schneegekrönte
Gipfel sich zu Abhängen herabsenken, welche einst mit Wcin-
und Platanenpflanzungen bedeckt waren. Im Innern barg der
Taygetus treffliches Eisen. Der Euro tas strömt durch eine
reiche und fruchtbare Ebene, und bespülte die Hauptstadt Sparta
oder Lakedämon.
Lykurg, der Sohn eines Königs, gab 888 v. Ehr. den
Spartanern Gesetze. In Sparta regierten immer zwei Könige.
Lykurg entging dem Verdachte, als strebe er unrechtmäßig nach
der Königswürde, dadurch, daß er das Land verließ, und weite
Reisen unternahm. So lernte er die Einrichtungen, Sitten und
Gesetze fremder Völker kennen, vorzüglich die Gesetze des Mi-
nos auf Kreta. Der Wunsch, seinem Vaterlande durch seine
Erfahrungen nützlich zu werden, führte ihn nach zehn Jahren
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- 37 —
dahin zurück. Vom Orakel zu Delphi waren seine Gesetze für
die besten erklärt worden; Sparta, Hattees ausgesagt, werde der
blühendste Staat der Erde sein, so lange es die Gesetze Lykurg's
nicht verletze.
Nach diesen Gesetzen wurden Ephoren und eine Rathsver-
sammlung, in welcher Keiner unter 60 Jahr alt sein durfte,
eingesetzt/ das Land wurde in neun und dreißig tausend gleiche
Theile getheilt und eben so vielen Bürgern zum Besitz angewie-
sen. Die Tapferkeit der Bürger sollte die Mauer der Stadt
sein, und Sparta keine von Steinen haben. Die Erziehung
war daher so beschaffen, daß jeder Bürger ein tüchtiger Krieger
werden mußte.
Mäßigkeit in Nahrung und Einfachheit in Kleidung, Abhär-
tungen jeglicher Art, öffentliche Leibesübungen für Jünglinge
und Mädchen, und die strengste Zucht machten die Körper
zum Kriege tauglich. Die Gesundheit der Eltern ging über auf
die Kinder, welche nackt auf harten Nohrbetten schliefen, wozu
sie das Rohr mit bloßen Händen ohne Messer an dem schilfrei-
chen Ufer des Eurotas sammeln mußten. Man lehrte sie Hitze
und Kälte, Hunger und Durst, körperliche Schmerzen gleichmä-
ßig ertragen. Dazu taugten keine schwächlichen und verwachse-
nen Kinder; diese wurden sogleich nach ihrer Geburt ausgesetzt.
Der Staat übernahm die Erziehung der Kinder von ihrem sie-
benten Jahre an. Gemeinschaftliche Mahlzeiten; die schwarze
Suppe. Höchste Ehrerbietung der Jugend gegen das Al-
ter. Gewöhnung an bestimmte, kurze Antworten. Bündige
Reden, kein leeres Geschwätz. —
Zum Häuserbau war Nichts als Art und Säge erlaubt,
Gold und Silber durfte Niemand besitzen, die Münzen waren
von Eisen. Den Acker bestellten die Sklaven (Heloten). Bloß
dem freien Bürger gebührten die Waffen. Sieg oder Tod
war das Losungswort in der Schlacht, der Feige war für im-
mer ehrlos. Die Opfer waren von geringem Werth, damit
auch der Arme sie bringen könnte. Von den Göttern sollte sich
der Spartaner nichts Anderes erbitten, als daß sie ihm verleihen
möchten, rechtschaffen zu sein und seine Pflichten zu erfüllen.
Künste und Wissenschaften übte man nicht. Die Gesetze
Lykurg's waren nicht geschrieben, sondern in Sprüchen abge-
faßt, so daß Jeder sie auswendig lernen konnte.. Die Häupter
der Spartaner schwuren dem Lykurg, seine Gesetze zu halten bis
zu seiner Wiederkehr; er ging außer Landes, kehrte nie wieder
und man sagt, daß er sich zu Tode gehungert habe.
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— 38 -
Die Kriege, durch welche die Spartaner ihr westliches Nachbarland,
Messenien, unterjochten, heißen die messcnisehen. Die messenischen Helden
Aristodemns und Aristomencs. Der athenische Sänger Tyrtäus.
§. 21.
Athen. Solon.
Die Landzunge Attika, durch den saronischen Meerbusen
von Argolis getrennt, endigt sich in das Vorgebirge Suni um.
Unter den Bergen Attika's ist der Hymettus berühmt durch
seinen vorzüglichen Honig, der Pcntelikuö durch seinen wei,
ßen Marmor, aus welchem fast alle Prachtgebäude des Lan-
des aufgeführt waren, und das ehemals an Silber reiche
Laurium. Die klare, milde Luft Attika's, der heitere Himmel
und, wo der Fleiß des Menschen nicht fehlte, die Fruchtbarkeit,
beglückten seine Bewohner. Fast in der Mitte des Landes an
den Bächen Kcphisslls und Jlissus, beinahe zwei Stunden vom
Meer und der Hafenstadt Piräeus, der Insel Salamis
gegenüber lag die Hauptstadt Athenä, so genannt von ihrer
Schutzgöttin. Die Burg Kekropia war von Kekrops auf einem
150 Fuß hohen Felsen gebaut und hieß später Akropolis.
Nach Kodrus waren zu Athen die Archonten die höchsten
obrigkeitlichen Personen. Zu dieser Würde gelangte 594v. Ehr.
Solon, von der Insel Salamis gebürtig, ein Abkömmling des
Kodrus, einer der sieben Weisen Griechenlands. Mit Ge-
fahr seines Lebens beredete er die Athener zur Wiedereroberung
von Salamis. Der glückliche Erfolg dieses Unternehmens, seine
sanften, einnehmenden Sitten und viele Kenntnisse erwarben ihm
das Vertrauen seiner Mitbürger. Sie machten ihn zum Archon
und trugen ihm auf, neue Gesetze zu verfassen. Durch seine
geordnete Gesetzgebung hat er sich das größte Verdienst um
sein Vaterland erworben. Die Gesetze, welche der ganze Staat
zu halten gelobte, waren öffentlich aufgestellt. Nach ihnen durf-
ten Verschwender und unsittliche Menschen nicht vor den vom
Senat zusammenberufenen Volksversammlungen reden, und er-
hielten kein Amt; wer einen Andern bestach oder sich bestechen
ließ, wurde mit zehnfachem Ersätze der Geldsumme, mit Ehrlo-
sigkeit, selbst mit dem Tode bestraft. Die Stunden des öffent-
lichen Jugendunterrichts im Gymnasium waren genau be-
stimmt; wer seine Kinder nicht in's Gymnasium schicken konnte,
mußte sie den Ackerbau oder ein Handwerk lernen lassen; die
Kinder derer, welche im Treffen gefallen waren, ließ der Staat
erziehen. Vergleich der Gymnasien der Griechen mit unseren
Bildungsanstalten. Gymnastik.
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105
8. 61.
Entdeckung von Amerika.
Columbus. 1492.
Christoph Columbus heißt eigentlich Christophoro
Colombo; die Spanier nennen ihn Christoval Colon. Er
war nach seiner eignen Aussage in seinem Testamente 1436 zu
Genua geboren. Von seinem Vater, einem rechtschaffenen
Handwerksmann und Wollkämmer, wurde er sorgfältig erzogen
und zeigte schon früh die Neigung zum Seewesen. Schon in
seinem vierzehnten Jahr machte er eine Fahrt im Mittelmeer,
welche nicht ohne große Gefahr war, weil Seeraub ein Gewerbe
war, und weil ein Handelsfahrzeug stch oft von einem Hafen
zum andern durchkämpfen mußte; denn das Mittclmeer glich da-
mals vollkommen dem Mittlern Europa zur Zeit des Faustrechts.
Columbus befand sich im Jahr 1470, nachdem er unter andern
auch eine Fahrt nach Island mitgemacht hatte, bei einer genue-
sischen Flotte, welche an der Küste von Portugal vier reichen
venctianischen Galeeren auflauerte. Zwischen Lissabon und dem
Cap. St. Vincent entspann sich ein mörderischer Kampf. Das
Schiff, welches Columbus commandirte, kämpfte mit einem groß-
ßen feindlichen; beide Schiffe waren mit Enterhaken aneinander
geschlossen und konnten, als die venetianische Galeere in Flam-
men gerieth, nicht getrennt werden. Um sich zu retten, stürzte
sich die Besatzung in's Meer und es gelang Columbus, die zwei
Seemeilen entfernte Küste von Portugal schwimmend zu errei-
chen. So betrat Columbus die pyrcnäische Halbinsel als Schiff-
brüchiger und begab sich nach Lissabon, wo er sich häuslich nie-
derließ, und wo ihm seine vorzüglichen Eigenschaften Achtung
und Liebe erwarben.
Wir besitzen folgende Beschreibung von ihm: „Er war von
hohem, schlankem Wüchse, wohlgeformt, voll Muskelkraft und
hatte eine edle, würdevolle Haltung. Sein Gesicht war länglich
und stark mit Sommersprossen bedeckt. Die Gesichtsfarbe war
bräunlich, die Nase gebogen, die Backenknochen erhaben, die
Augen hellgrau, aber flammend. Sein Haar war in der
Jugend von heller Farbe, Sorgen und Unruhen hatten es aber
früh grau gemacht, und in seinem dreißigsten Jahre war es
schneeweiß. Mäßig im Leben, einfach in seinen Sitten, war er
beredt, einnehmend und leutselig gegen Jedermann und bewies
auch in seinem häuslichen Leben ein Güte und Anmuth, welche
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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— 43 —
„Die beiden unsterblichen Töchter" des Epcuninondas.
Die Landtruppcn bestanden aus Schwerbewaffneten, welche in
dicht geschlossenen Reihen angriffcn, Leichtbewaffneten, welche nur
Wurswaffcn führten, und Peltasten, welche mit einem leichten Schilde
und einem Wurfspieße bewaffnet waren. Die Reiterei bildete stch erst
nach den Perscrkriegen. Die Hauptwaffe des Schiffes war der Schna-
bel, durch welchen die feindlichen Schiffe in den Grund gebohrt oder
die Ruder derselben zerstört wurden. Auch das Entern wurde geübt.
Gewöhnlich wurde nur in der guten Jahreszeit gekriegt. Ocffcntliche
Leichenreden ehrten die Gefallenen, auch sorgte der Staat für deren
Kinder.
8. 24.
Macedonien. Alexander.
Durch dm Paß von Tempe gelangte man von Thessalien
aus nach Macedonien und dessen Hauptstadt Pella. Der
ehrgeizige König dieses Landes, Philippus, nährte die Uneinig-
keit der Griechen, und errang nach dem Siege bei Chäronea,
nicht weit von Theben in Böotien, 338 v. Chr. die Oberherr-
schaft über Griechenland.
Macedonien ist ein abgeschlossenes Gebirgsland; östlich davon lag Thra-
cien oder Thrake, südlich das ageische Meer und Thessalien, westlich Jllp-
rien, nördlich wohnten rauhe Bergvölker. Die Halbinsel Chalkidike
und der Berg Athos. Die Flüsse Strymon, Axius und Haliak-
mon. Die Macedonier waren dorischer Abkunft.
In dem Treffen bei Chäronea kämpfte auch Philipp's acht-
zehnjähriger Sohn Alexander, welcher zwei Jahre später des
Vaters Thron bestieg. Daß er ein tapferer Krieger und kühner
Eroberer werden würde, merkte man ihm bereits als Knaben an.
Als er einst ein ungezähmtes Pferd, welches selbst von den kun-
digsten Reitern nicht regiert werden konnte, bändigte, rief sein
erstaunter Vater ihin zu: „Mein Sohn, suche dir ein anderes
Königreich, Macedonien ist für dich zu klein!" Der Ruhm und
die Siege Philipp's machten ihn traurig, weil er glaubte, daß
der Vater ihm Nichts mehr zu erobern übrig lassen würde. Seine
ausgezeichneten Anlagen und die sorgfältigste Erziehung und
Bildung durch den großen Philosophen Aristoteles berechtigten
zu den schönsten Hoffnungen. Er liebte im hohen Grade die
Wissenschaften. Die Gesänge des Hoiner soll er stets bei sich
geführt und täglich darin gelesen haben.
Sobald er die Nachbarvölker Makedoniens unterworfen und
zinsbar gemacht hatte, rüstete er sich zur Eroberung des großen
persischen Reichs. Gerne folgten ihm als dem Oberfeldhcrrn die
Griechen. An der Spitze eines Heeres von 35,000 Mann
drang er über den Hellespont in Kleinasien ein.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander