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2. Nahrung. Ebenso einfach wie die Kleidung war die Nahrung. Sie bestand aus Wildbret, Milch, Butter, Käse, Brot, Haferbrei und wildem Obst. Das Fleisch der Herdentiere wurde fast nur bei Opfermahlen verzehrt. Das beliebteste Getränk war ein aus Hafer oder Gerste gebrautes Bier. Aus Bier und Honig bereiteten sie sich Met. Wein tauschten sie von den Römern ein.
3. Wohnung. Ihre Wohnungen lagen meistens einzeln und waren unansehnliche Hütten, aus Holz und Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt. Der Hauptraum des Hauses war die Halle. Im Hintergründe derselben befand sich der Herd, auf welchem das Feuer selten erlosch. Der Rauch mußte den Weg durch die Thüre oder durch Luken im Dach suchen. Stall und Scheune standen neben dem Wohnhause. Unterirdische Höhlen dienten als Keller und als Zufluchtsstätte bei feindlichen Überfällen.
4 Beschäftigung. Der freie Mann beschäftigte sich am liebsten mit Jagd und Waffenübung. Ackerbau und Viehzucht überließ er den Frauen und Knechten. Gewerbe wurden wenig gepflegt, am meisten noch die Schmiedekunst und die Weberei. Handwerker, welche gegen Bezahlung arbeiteten, gab es nicht. Jede Familie mußte sich die nötigen Geräte und Kleidungsstücke selbst anfertigen. Die Geräte wurden ans Holz, Stein, Horn oder Eisen gefertigt. Letzteres tauschten sie von ihren Nachbarn meistens gegen Bernstein oder Vieh ein.
3. Sitten und Gebräuche der alten Deutschen.
1. Jugenderziehung. Bei der Erziehung ihrer Kinder waren die Alten Deutschen vor allem auf Kräftigung und Abhärtung des Körpers bedacht. Das neugeborene Kind wurde ins kalte Wasser getaucht, und
f fürs ganze Leben, Sommer wie Winter, war das kalte Bad jedem ein tägliches Bedürfnis. Die Knaben lernten schon frühe, mit den Waffen umzugehen. Kraft und Gewandtheit mußten sie namentlich auch bei. dem sogenannten Schwerttanze erproben, wobei sie verschiedene Bewegungen zwischen aufgesteckten Schwertern auszuführen hatten., Sobald der Jüngling herangewachsen war, wurde er in öffentlicher Versammlung wehrhaft gemacht. Dabei überreichte ihm sein Vater oder der Vorsteher in feierlicher Weise Speer und Schild. Von diesem Tage an kamen ihm die Waffen nicht mehr von der Seite. Die Mädchen nahmen auch teil an den Übungen und Waffenspielen der Knaben; aber sie lernten auch von der Mutter die Arbeiten in Hans und Feld.
2. Vermählung. Beim Eintritt in den Ehestand brachte die Braut keine Ausstattung mit. Dagegen erhielt sie vom Bräutigam gewöhnlich
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feiten und Tugenden zu erlernen. Im 14. Jahre wurde er unter Verleihung eines Schwertes zum Knappen ernannt. Von nun an begleitete er stets seinen Herrn und übte sich in Führung von Lanze und Schwert. Hatte er sich hiebei bewährt, so erhielt er im 21. Jahre feierlich den Ritterschlag. Zu dieser wichtigen Handlung bereitete er sich durch religiöse Übungen vor. Am Tage vorher fastete er und verbrachte die Nacht andächtig betend in der Kirche (Waffenwacht). Am nächsten Tag empfing er die hl. Sakramente und legte hierauf vor dem Altare das Rittergelübde ab, nämlich „die Wahrheit zu reden, das Recht zu schützen, die Religion und ihre Diener, die Witwen und Waisen, sowie die Unschuld zu schirmen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen." Dann umgürtete man ihn mit dem Schwerte, und ein vornehmer Ritter, oft ein Fürst, erteilte ihm den Ritterschlag. Glänzende Feste beschlossen den Tag (Turniere).
3. Blütezeit und Entartung des Rittertums. Den höchsten Aufschwung erhielt das Ritterwesen während der Kreuzzüge; denn die Ritter bildeten den Kern der Kreuzheere und verrichteten oft geradezu fabelhafte Heldenthaten. In dieser Zeit erblühten die Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschherrn, deren Hauptaufgabe der Kampf gegen die Ungläubigen und der Schutz der christlichen Pilger im heiligen Lande war. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts aber verwilderte ein Teil der Ritter. Viele hatten durch Die Beschränkung der Fehden keine regelmäßige Beschäftigung mehr; aber sie waren ein gutes Leben gewöhnt und wollten nun in „Saus und Braus" fortleben. Bei solchen Rittern traten daher Beutelust und Plünderungssucht an die Stelle des ritterlichen. Sinnes. Mit rohen Gesellen hausten sie auf ihren Burgen. Bei der Dämmerung ritten sie ins Dickicht des Waldes und lauerten auf wehrlose Reifende oder überfielen die auf die Messen ziehenden Kaufleute Ja, sie brachen sogar am hellen Tage in die benachbarten Dörfer ein, zündeten die Gehöfte an, trieben die Herden weg, nahmen das Getreide mit und töteten oder verstümmelten die Bewohner. Die Zahl dieser Raubritter wuchs von Jahr zu Jahr, besonders zur Zeit des sogenannten Zwischenreichs (Interregnums). Um Ordnung zu schaffen, zogen die Könige und Fürsten mit Heeresmacht gegen sie. Die widerspenstigen Raubritter wurden gefangen und hingerichtet, ihre Burgen niedergebrannt.
4. Untergang. Außer dieser Entartung trugen auch andere Umstände zum Untergänge des Rittertums bei. Bisher gaben Körperkraft und Gewandtheit im Kampfe den Ausschlag. Nun wurde aber das Schießpulver erfunden, und mit den Schußwaffen konnte auch der Schwache den Starken kampfunfähig machen. Die schwere Eisenrüstung schützte
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standen leer und verlassen. Die Felder lagen verödet, und es fehlte an Arbeitskräften und Zugtieren, um sie bebauen zu können. Von Obstbäninen sah man fast keine Spur mehr. Die Raubtiere hatten sich vermehrt, und Rudel von Wölfen durchstreiften das entvölkerte Land. Außerdem gefährdeten Räuber- und Bettlerhorden, die sich aus den entlassenen Soldaten gebildet hatten, Sicherheit und Eigentum. Zucht und Sitte waren verschwunden, ein rohes und liederliches Leben war eingerissen. Aller Wohlstand war vernichtet; Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft lagen darnieder. So bot Deutschland ein Bild grauenvollster Verwüstung und beklagenswertester Ohnmacht.
41. Kursürst Maximilian I. (1598—1651).
1. Seine Bedeutung. Maximilian I. war nicht nur einer der größten Fürsten Bayerns und Deutschlands, sondern der damaligen Zeit überhaupt. Er war mit den besten Geistes- und Herzensgaben ausgestattet. Durch mehrjähriges Studium ait der Universität Ingolstadt hatte er sich eine gründliche Bildung erworben und sie durch große Reiseu erweitert und vervollkommnet.
2. Seine Regierung. Erst 25 Jahre alt, übernahm er die Regier-uug Bayerns. Er sah voraus, daß eine schwere Zeit nahe, welche auch an Bayern hohe Anforderungen stellen werde. Deswegen war er vor allem auf drei wichtige Dinge bedacht: auf Beschaffung von Geldmitteln, auf Festigung der inneren Ordnung und auf Bildung einer tüchtigen Kriegsmacht. Ersteres erreichte er durch weise Sparsamkeit int Staatshaushalte und Eröffnung neuer Einnahmequellen, wie durch die Einführung des Salzmonopols und die Vermehrung der Salzproduktion mittels der Solenleitung von Reichenhall nach Traunstein. Ordnung und Sicherheit im Lande erzielte er durch Verbesserung der Rechtspflege und Einführung eines neuen Gesetzbuches, welches so vorzüglich war, daß es 150 Jahre unverändert in Kraft blieb. An der Schaffung einer tüchtigen Kriegsmacht endlich arbeitete Maximilian 10 Jahre und gab seinem Heere in dem Niederländer Tilly einen ausgezeichneten Führer.
3. Seine Teilnahme am 30 jährigen Kriege. Maximilian kam bald in die Lage, von den Hilfsmitteln, welche in Friedenszeiten beschafft worden waren, einen erfolgreichen Gebrauch zu machen. Als Haupt des katholischen Fürstenbundes, der Liga, setzte er in dem unheilvollen 30 jährigen Kriege seine ganze Kraft daran, den Katholizismus in
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian_I. Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayerns Deutschlands Bayerns Traunstein Niederländer_Tilly Friedenszeiten
eines französischen Regiments daselbst. Beim Ausbruche der französischen Revolution 1789 mußte er mit seinen Eltern nach Mannheim flüchten. Hier verlebte er seine Jugendjahre. Mit größtem Fleiße widmete er sich seiner Ausbildung. Schon in früher Morgenstunde (5 Uhr) erhob er sich und blieb dieser Gewohnheit sein ganzes Leben lang treu. *) Nachdem er die Universitäten Landshut und Göttingen besucht hatte, bereicherte er durch ausgedehnte Reisen seine Kenntnisse. Den nachhaltigsten Eindruck auf ihn machte Italien mit seinen herrlichen Kunst-schätzen, und begeistert für die Kunst kehrte er nach München zurück. In den Kriegen von 1806 und den folgenden Jahren mußte er im bayerischen Heere ein Kommando übernehmen und für den ihm verhaßten Napoleon kämpfen. Er gab feiner Abneigung gegen den Gewalthaber und feiner „teutschen" Gesinnung so offen Ausdruck, daß ihn fein Vater von München nach Salzburg verbannen mußte, um Napoleons Zorn zu beschwichtigen. Da kam das Jahr 1813, wo sich alles gegen den Tyrannen erhob. Jubelnd spendete er aus seiner eigenen Tasche 20000 Gulden zur Ausrüstung der Armee und ftiftete zum Andenken an den herrlichen Sieg bei Leipzig die Armenfpeifnng, welche noch heute zwischen den Städten Aschasfeu-burg, Würzburg und Regensburg alljährlich wechselt. Im Wiener Kongreß trat er entschieden für die Einheit und Größe Deutschlands ein und verwandte sich eifrig, wenn auch vergeblich, um die Rückgabe aller von den Franzosen geraubten deutschen Kunstschätze. Seit 1816 war sein gewöhnlicher Aufenthaltsort Würzburg, im Sommer meist Brückenau.
2. Ludwig als Regent. Der Tod seines Vaters berief ihn 1825 auf den Thron. Im Staatshaushalte drang er überall auf größte Einfachheit und Sparsamkeit. Den Regierungsbezirken gab er geschichtliche Namen, um die einzelnen Volksstämme an ihre Vergangenheit zu erinnern. Zur Heranbildung von tüchtigen Technikern (von Baumeistern, Gewerbsleuten re.) errichtete er 3 polytechnische und gegen 30 Land-wirtfchasts- und Gewerbeschulen. Für die Zentralblindenanstalt und für die Universität, welche von Landshut nach München verlegt wurde, ließ er prächtige Gebäude herstellen. Ackerbau und Industrie blühten neu auf. Den Verkehr hob er durch Erbauung der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth im Jahre 1835, sowie
*) Ludwig erzählt selbst: „Mein Licht war immer das erste, wenn ich morgens ans den Max-Josephs-Platz hinaussah; dann kamen erst nach und nach die Lichter in den Bürgerhäusern zum Vorschein, und wenn andere auf ihr Bureau gingen, hatte ich schon alle Mappen durchgearbeitet".
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Ludwig Ludwig Ludwig_erzählt Ludwig
Als eine der wichtigsten Aufgaben betrachtete Maximilian die Er-höhnng der Volksbildung. Kein bayerischer Fürst hat die Wissenschaft so gefördert wie er; vorzüglich unterstützte er die vaterländische Ge-lchichtssorschung und die Naturwissenschaften. Die angesehensten Ge-sehrten zog er nach Bayern, überhaupt verkehrte er gerne im Kreise hervorragender Männer. Talentvolle Studierende erhielten große Stipendien (Unterstützungsgelder) oder wurden in dem von ihm gegründeten prächtigen Maximilianeum zu München untergebracht. Auch das Volksschulwesen lag ihm sehr am Herzen und wurde teilweise gesetzlich geregelt. Esters besuchte er höhere und niedere Schulen und wohnte den Prüfungen bei. In dem von ihm errichteten „bayerischen National-museum" ließ er alles sammeln und aufstellen, was der Kunstfleiß der Bayern von altersher hervorgebracht hat. Das Los der Armen suchte er durch Gründung des „St. Johannisvereins für freiwillige Armenpflege" zu verbessern.
Handel und Verkehr hob er durch Erbauung neuer Bahnlinien und durch Erweiterung der Postverbinbungen. Der elektrische Telegraph kam allgemein zur Einführung. Zur Hebung von Industrie und Gewerbe veranstaltete er in München die erste Industrie-Ausstellung im Glas-palaste, welchen er zu diesem Zwecke eigens errichten ließ. Häufig erschien er in Werkstätten, Fabriken und selbst ans Märkten und spornte mit ermunternben Worten zu höherer Strebsamkeit an. So war Maximilian in allem ein Muster treuer Pflichterfüllung und leuchtete durch Reinheit seines Wanbels bent ganzen Volke voran.
4. Die letzte Zeit seiner Regierung. Wieberholt bethätigte er auch eine beutsche Gesinnung und seine Liebe zum Gesamtvaterlaube. Er wanbte seinen ganzen Einfluß auf für die Befreiung der Schleswig-Holsteiner vom bänischen Joche und gab sich alle Mühe, die Uneinigkeit zwischen Österreich und Preußen zu beseitigen. Da raffte ihn plötzlich eine heftige Krankheit am 10. März 1864 bahin. Mit ihm schieb einer der ebelsten und besten Fürsten, die je eine Krone getrogen. Als Aus brück der Verehrung und Dankbarkeit errichtete das Bayernvvlk bern unvergeßlichen Könige ein herrliches Denkmal in der Maximiliansstraße zu München.
54. Das neue „Deutsche Reich" (1871) und Kaiser Wilhelm I.
(1871—1888).
1. Die Kriege 1864 und 1866. Die Herzogtümer Sch leswig und Holstein gehörten zum beutscheu Buube, stauben aber unter
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Johannisvereins Maximilian Maximilian Wilhelm_I.
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eine technische Hochschnle, Präparandenfchulen und Lehrerinnenseminare wurden errichtet, die Schulordnungen und Lehrpläne verbessert. Ebenso war Ludwig ein Freund der Künste. Besonders hatte sich die Musik, die Baukunst und das Kunstgewerbe seiner Vorliebe zu erfreuen. Die großartigen Schloßbauten Neufchwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee liefern Den besten Beweis für feinen hohen Kunstsinn. Die prachtglänzende Einrichtung derselben ließ er fast durchweg in Bayern anfertigen; darum hat sich das bayerische Kunstgewerbe seitdem ungemein gehoben. Mit Verehrung blickte das Bayernvolk zu seinem Herrscher empor, und die Gedenkfeier der 700 jährigen Regierung des Hauses Wittelsbach über Bayern (1880) war ein Freudenfest im ganzen Lande. Mit dem Ehrengeschenke, das ihm sein Volk bei dieser Gelegenheit übergab, begründete er die Wittelsbacher Landesstiftung zur Förderung der Industrie und des Handwerks.
4. Sein Ende. Leider war Ludwig in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr bei voller Gesundheit, er war geisteskrank. Man brachte ihn darum endlich nach Schloß Berg am Starnbergersee, wo ihm ärztliche Pflege zu teil werden sollte. An feine Stelle war am 10. Juni 1886 eine Regentschaft getreten. Am 13. Juni abends machte der kranke König in Begleitung seines Arztes einen Spaziergang im Parke des Schlosses. Dabei geriet er in den See, wo er mit dem Arzte, der ihn retten wollte, den Tod fand. Überall im Bayernlande bedauerte man den unglücklichen Fürsten auf's innigste.
5. Sein Nachfolger. Die Königswürde ging nun auf feinen Bruder Otto über; aber auch dieser ist in gleicher Weise erkrankt. Darum mußte sein Oheim, Prinz Luitpold, als „des Königreichs Bayern Verweser" die Regierung des Landes übernehmen.
57. Prinz-Regent Luitpold von Bayern
(seit 10. Juni 1886).
1. Jugendzeit und Ausbildung. Prinz - Regent Luitpold wurde als dritter Sohn Ludwig I. am 12. März 1821 im Residenzschlosfe zu Würzburg geboren. Wie seine Geschwister erhielt auch er eine ausgezeichnete Erziehung. Besonders rasch und gern lernte er Sprachen, weshalb er heute imstande ist, sich mit fast sämtlichen Gesandten am Münchner Hofe in ihrer Landessprache zu unterhalten. Aber auch die körperliche Ausbildung wurde nicht vergessen und durch einfache
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Otto Prinz-Regent_Luitpold_von_Bayern Ludwig_I.
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ein Rindergespann, ein gezäumtes Schlachtroß, sowie Speer und Schild.
Dies sollte die Braut mahnen, daß sie die Genossin des Mannes in Arbeit und Gefahr sei.
3. Tugenden. Wahrheit und Treue ging den alten Deutschen über alles. Ein gegebenes Wort galt bei ihnen so viel, wie anderswo ein Schwur. List und Trug kannten sie nicht. Offen forderten sie den Feind heraus und bestimmten Zeit und Ort des Kampfes. Jeder suchte den anderen an Kühnheit und Tapferkeit zu übertreffen. Die versprochene Treue hielten sich Führer und Gefolge bis in den Tod. Für Freiheit und Vaterland setzten sie bereitwillig Gut und Blut ein. Gastfreundschaft und Bewirtung übte kein anderes Volk so freigebig aus. Jemanden vom Hause abweisen, wurde für sündlich gehalten.
4. Untugenden. Der schlimmste Fehler der alten Deutschen war die Liebe zu Trunk und Spiel. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen zuzubringen. Das Würfelspiel trieben sie wie ein Geschäft. Mancher verlor dabei Hab und Gut, [sogar seilte Freiheit und begab sich ohne Murren in die Knechtschaft.
4. Altdeutsches Volksleben.
1. Stände. Das deutsche Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Erstere schieden sich in Adelige und gemeine Freie, letztere in Hörige und Sklaven. Die Adeligen hatten größeres Ansehen und mehr Besitz, aber keine Vorrechte vor den übrigen Freien. Die Freien allein trugen Waffen, und nur sie waren Grundbesitzer und nahmen allein am Gemeindeleben teil. Die Hörigen stammten wahrscheinlich von den unter- ' worfelten Ureinwohnern; sie erhielten von ihrem Herrn Grundstücke zur ♦ Nutznießung und führten ihren eigenen Haushalt. Dafür mußten sie ihrem Herrn verschiedene Dienste leisten und bestimmte Abgaben an Vieh und Getreide entrichten. Die Sklaven oder Knechte waren ursprünglich Kriegsgefangene, oft auch Freie, die im Spiel ihre Freiheit verloren hatten. Sie lebten im Hanse ihres Herrn. Die Hörigen konnten nur mit dem Grund und Boden, den sie bebauten, veräußert werden; die Sklaven hingegen wurden wie jede andere Sache verkauft und vertauscht, jedoch im allgemeinen gut behandelt.
2 Staatliche Einteilung. Die deutschen Völkerschaften hatten kein gemeinsames Oberhaupt, bildeten also keinen zusammenhängenden Staat.
Nur einzelne Volksstämme hatten Könige, die aus den edlen Geschlechtern gewählt wurden. Mehrere benachbarte Grundbesitzer bildeten eine Ge-
l*
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er sich erworben, und in einem größeren Anüeil an der Bente. Hatte
er aber die Schlacht verloren, so murde er mit dem Tode bestraft.
7. Hermann und die Rönlvr (9 n. Chr.).
1. Vordringen der Römer. Zur Z« der Geburt Christi rückten die Römer über den Rhein und die Doncttl, besetzten die Gegenden am Neckar und Main und drangen Über die Weser bis an die Elbe vor.
2. Einfluß der Ron«. Anfangs zeigten sich die Römer sehr sreunblich gegen die unterworfenen Deutschen und behandelten sie wie Bundesgenossen.- Darum traten viele Deutsche in das römische Heer
ein, und deutsche Fürsten schickten sogar ihre Söhne nach Rom, um sie
dort erziehen und bilden zu lassen.
3. Bedrückung durch Varus. Die freundliche Behandlung hörte aber oftf, als der römische Feldherr Varns Statthalter in Deutschland wurde. Dieser legte den Deutschen Steuern, Fron- und Kriegsdienste aus und hielt nach römischer Weise Gericht über sie. Das verdroß die Deutschen gewaltig. Sie waren gewohnt, daß die ältesten und erfahrensten Männer in öffentlicher Versammlung Recht sprachen. Nun ab erließ Varus durch römische Richter nach römischen Gesetzen und in römischer Sprache Gericht halten, in einer Sprache also, welche die Deutschen gar nicht verstanden. Gar manches Urteil lautete auf Prügelstrafe oder gar auf Tod. Nach deutschem Rechte aber dursten nur die Priester ein Todesurteil aussprechen, und zu Prügelstrafe durfte ein freier deutscher Mann überhaupt nie verurteilt werden; dadurch wäre er entehrt worden. Varus verlangte sogar von den Deutschen, sie sollten römische Sitten annehmen und römisch sprechen.
4. Erhebung unter Hermann. Aus dieser Gefahr der vollständigen Unterjochung rettete das deutsche Vaterland der Cheruskerfürst Hermann oder Arminius. Er war in römischen Kriegsdiensten gestanden und hatte die Felbzüge der Römer mitgemacht, war selbst zum römischen Ritter ernannt worben, bewahrte aber trotzbem seine bentsche Gesinnung. Seine Lanbsleute wollte er nicht zu Knechten der Römer werben lassen. In geheimen, nächtlichen Versammlungen begeisterte er sie mit feurigen Reden zu einer Verschwörung gegen die verhaßten Fremdlinge. Auf Verabredung mußte sich ein deutscher Volksstamm jenseits des Teutoburger Waldes empören. Dadurch sollte Varus veranlaßt werden, von seinem Lager an der Weser durch dieses unwegsame Gebirg zu marschieren. Hier wollte man ihn überfallen. Varus nahm auch wirklich mit feinen
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Extrahierte Personennamen: Hermann Varus Varns Varus Varus Hermann Hermann Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rhein Main Rom Deutschland
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Königs Schutz, wofür Abgaben zu entrichten waren. Handelsstraßen wurden angelegt, Brücken gebaut (z. B. bei Mainz^ und ein Kanal zwischen Altmühl und Rednitz herzustellen versucht.
5. Wissenschaft und Bildung. Aber auch Wissenschaft und Bildung lagen Karl sehr am Herzen. Die größten Gelehrten jener Zeit befanden sich an seinem Hofe und bildeten seine tägliche Gesellschaft. Er richtete hier eine Schule ein, in welcher nicht nur seine Kinder, sondern auch andere begabte Jünglinge unterrichtet wurden. Gerne besuchte er dieselbe, ermunterte die Fleißigen und tadelte die Faulen. Ferner veranlaßte er die Erzbischöfe, Klosterschulen zu errichten, in welchen die Geistlichen herangebildet wurden (Tegernsee, Freising, Bamberg, Augsburg, Fulda, Reichenau u. a.) Nach seiner Krönung zum Kaiser ging er sogar mit dem Plane um, Volksschulen zu gründen; wenigstens sollte jeder Unterthan das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis auswendig lernen. — Die alten deutschen Heldenlieder ließ er aufschreiben; Winden und Monaten gab er deutsche Namen; sogar eine deutsche Sprachlehre begann er abzufassen.
16. Karl des Großen häusliches Leben.
1. Karls Person. Karl der Große war von kräftigem Körperbau und hervorragender Gestalt. Mit Leichtigkeit zerbrach er ein Hufeisen, und mit einer Hand konnte er einen bewaffneten Mann hoch über sein Haupt heben. Seine Augen waren groß und lebhaft, sein Gesichtsausdruck wohlwollend, seine Stimme hell, sein Gang fest, seine ganze Erscheinung würdig und stattlich.
*'>v 2. Lebensweise. Karl übte sich beständig im Reiten, Jagen und
Schwimmen; keiner konnte es ihm bierin zuvorthun. Er kleidete sich sehr einfach, so daß er in der Tracht von einem anderen Franken kaum zu unterscheiden war. Meist trug er Gewänder, die seine Töchter selbst gesponnen und gewebt hatten. Nur bei festlichen Gelegenheiten zeigte er sich in kostbaren Kleidern. In Speise und Trank war er mäßig und scheute nichts so sehr als Trunkenheit. Während der Tafel hörte er gerne Musik, oder er ließ sich die Geschichten und Thaten der Alten vorlesen. Karl war auch gern geistig thätig: Er las viel, sprach geläufig Latein, verstand Griechisch und lernte als Mann noch die Kunst des Schreibens.
3. Familienleben. Für die Erziehung seiner Kinder war Karl sehr besorgt. Zuerst ließ er sie in allen nützlichen Kenntnissen unter-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karls_Person Karls Karl Karl Karl Karl Karl
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dem Morgenlande und führten dessen Produkte dem Abendlande zu, z. B. Seide, Baumwolle, Zucker, Pfeffer, Ingwer, Muskatnüsse, Alaun, Farbstoffe, Perlen, Schmucksachen. Nicht nur die Kreuzfahrer, sondern auch die Daheimgebliebenen lernten diese Diuge gebrauchen. Die Kaufleute mußten sie deswegen in großen Mengen aus dem Oriente herbeischaffen. Ferner wurden die Erzeugnisse der deutschen Gewerbe durch die heimischen Kreuzfahrer den fremden Völkern bekannt. Diese schätzten die deutschen Waren wegen ihrer Schönheit und Güte sehr hoch und kauften sie gerne. Namentlich Waffen und Rüstungen gehörten bald zu den wichtigsten Ausfuhrartikeln. Ebenfo wurden Wollen-, Leinen-und Lederwaren in die fernsten Länder verschickt. Die Handwerker
hatten deshalb alle Hände voll zu thun. So nahmen Handel und
Gewerbe einen ungeheuren Aufschwung, und der Wohlstand stieg im ganzen Lande, besonders in den Städten. Bald waren sie die Sitze
des Wohllebens und des Luxus, und die Bürger trugen ihren Reich-
tum durch Prunkbauten auch äußerlich zur Schau. Viele herrliche Dome, Rathäuser, Privatpaläste, wie wir sie gegenwärtig noch in manchen Städten bewundern (Nürnberg, Rothenburg, Würzburg), entstanden in jener Zeit.
Weiterhin wurden die geographischen und naturgeschichtlichen Kenntnisse vermehrt. Man versuchte Landkarten zu zeichnen; man brachte fremde Pflanzen, besonders Blumen, in die Heimat. Endlich erhob sich in dieser Zeit die Dichtkunst zu hoher Blüte. Die Heldenthaten der Kreuzfahrer wurden in Liedern besungen, und „die fahrenden Sänger" waren überall gerne gesehen und hoch geehrt.
21. Das Rittertum.
1. Entstehung des Ritterstandes. Schon bei den alten Germanen finden wir berittene Krieger, und in den Heeren Karls des Großen war die Reiterei die vornehmste Waffengattung. Damals mußte sich jeder Heerespflichtige selbst ausrüsten. Die Ausrüstung des Reiters war mit großen Kosten verbunden, deshalb konnten nur die Reichen, die Großgrundbesitzer, als Reiter dienen. Solche standen daher auch in höherem Ansehen, erlangten allmählich eine bevorrechtete Stellung und bildeten einen besonderen Stand, den Ritterstand.
2. Ausbildung der Ritter. Die Ausnahme in den Ritterstand setzte eine vieljährige Vorbereitung voraus. Mit dem 7. Lebensjahre wurde der Ritterknabe an den Hof eines Edlen, gewöhnlich an den des Lehensherrn, gebracht, um als Edelknabe (Page) die ritterlichen Fertig-
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