Vorbemerkung.
Die 26. Bearbeitung der Ausgabe A der E. von Seydlitz'schen Geographie weist im
ersten Teile eine größere Änderung auf: alles Methodische ist ausgeschieden.
Als Einführung in die hauptsächlichsten Grundbegriffe der Erdkunde ist die
sehr beifällig aufgenommene Form einer „Reise um die Erde" aus der Vorstufe
zu den Heftausgaben des Seydlitz in gekürzter Darstellung gewählt. Die Globus-
lehre ist ungetrennt dem ersten Teile einverleibt. Die Auswahl des wegen seiner
Schwierigkeit auf mehrere Klassen zu verteilenden Stoffes wird sich unschwer ermög-
lichen lassen. Für Wiederholungen dürfte die neue Form nur von Vorteil sein.
Von § 71 an ist der Umfang des Textes derselbe geblieben, aber eine andere
Einteilung Europas angenommen. Die bisherige Paragraphierung mußte aus
diesem Grunde, sowie um sachliche Änderungen vornehmen zu können, aufgegeben werden.
Vielfachen Wünschen entsprechend ist die Zahl der Paragraphen bedeutend vermindert.
Der Inhalt hat, abgesehen von den notwendigen Berichtigungen und einer sorg-
fältigen stilistischen Durchsicht nach drei Gesichtspunkten, eine gründliche Durch-
arbeitung erfahren. Einmal ist der Namenstoff weiter beschränkt. Sachliche Be-
denken dürften hiergegen kaum geltend gemacht werden, obwohl vielleicht hier und da
lokale Wünsche dadurch sich der Erfüllung entziehen. Wo aus irgendwelchen Gründen
mehr Namen für erforderlich erachtet werden, erlaubt der Raum die Hinzufügung durch
die Schüler. Eine völlige Übereinstimmung der Ansichten über die Notwendigkeit oder
Entbehrlichkeit eines Namens wird sich ja niemals erzielen lassen.
Sodann ist die reine Kartenbeschreibung bedeutend herabgemindert, um
die jugendlichen Benutzer zu ständigem Gebrauche des Atlas zu nötigen und dem
anschanungslosen mechanischen Auswendiglernen entgegenzuarbeiten. Wo die Aus-
spräche eines Namens Schwierigkeiten machen konnte, wo der im Erfassen von Zu-
sammenhängen noch ungeübte Blick eines Schülers der Stufe, für die das Buch bestimmt
ist, nicht ausreichen konnte, ist die alte Art natürlich beibehalten worden.
Endlich sind — soweit der Raum es gestattete — das schildernde und das begrün-
dende Moment kräftiger herausgearbeitet, beides Dinge, deren außerordent-
liche Bedeutsamkeit für die Erdkunde als Wissensgebiet und als Bildungsmittel gar
nicht genug beherzigt werden können.
Die früher in Übereinstimmung mit der Ausgabe B des Seydlitz gewählten Sym-
bole der Einwohnerzahlen sind beseitigt. Es bedarf aber wohl kaum der
Erinnerung, daß die Zahlen nur zum geringsten Teile als Lernstoff zu betrachten sind.
Zumeist sollen sie nur eine allgemeine Auffassung der Größenverhältnisse der Sied-
lungen und ihre Vergleichung untereinander ermöglichen. Alle Zahlen sind
grundsätzlich abgerundet. Ein Schulbuch, das ja kein statistisches Werk sein kann,
dürfte hierdurch noch am ehesten dem auf diesem Gebiete besonders starken Fließen aller
Dinge gerecht werden.
Eines Wortes der Begründung bedarf die am meisten ins Auge fallende äußere
Änderung des Buches. Es erhob sich die Frage: Testbilder oder Bilder-
anhang? Ohne weiteres war klar, daß, wie auch in den Heftausgaben, die An-
schauungsbilder der „Reise um die Erde", die Grund- und Einzelbegriffe zu veranschau-
lichen bestimmt sind, in den Tert eingereiht werden mußten. Da auf diese Weise dem
früher eine geschlossene Übersicht wichtiger Landschafts- und Volkstypen bietenden Bilder-
anhang ein wesentlicher Teil seines Inhalts entzogen wurde, ein lückenhafter Anhang
aber seine Daseinsberechtigung und seinen Zweck verfehlt haben würde, so blieb als
einzig richtiger Ausweg — trotz der Bedenken, die dem Verfahren stets entgegenstehen —
nur die Einreihung sämtlicher Bilder in den Test übrig. Bei der Auswahl der Bilder,
deren Zahl noch eine Vermehrung erfahren hat, ist die Anthropogeographie stärker als
bisher berücksichtigt.
Hannover, im Herbst 1914.
Richard Tronnier.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
10.
Staatliche Einrichtungen.
19
An Matrikularbeitrag zahlte Bremen 1910/11: 934000 Mark und steht hiermit
an 16. Stelle unter den 26 deutschen Einzelstaaten.
Die Zahl der Reichstagswähler betrug 1912: 74449.
Die Verfassung des bremischen Staats (vom 21. Februar 1854, in neuer
Redaktion vom 17. November 1875 und vom 1. Januar 1894) ist republi-
kanisch. gur Ausübung der Staatsgewalt bestehen der Senat und die
Bürgerschaft: jedoch hat der Senat die Leitung und Oberaufsicht in allen
Staatsangelegenheiten, sowie die vollziehende Gewalt.
Der Senat besteht aus 16 unter wesentlicher Mitwirkung des Senats von der
Bürgerschaft auf Lebenszeit erwählten Mitgliedern (Senatoren), wovon wenigstens
10 Rechtsgelehrte und 3 Kaufleute sein müssen. Zwei Mitglieder des Senats sind
Bürgermeister, die auf vier Jahre gewählt werden,- alle zwei Jahre tritt einer von
ihnen aus, der eine der Bürgermeister ist für die Dauer des Jahres der Präsident
des Senats. Der Titel des Senats ist: Hoher Senat.
Die Bürgerschaft besteht aus 150 Vertretern der Staatsbürger, darunter vom Ge-
lehrtenstande der Stadt Bremen 14, vom Kaufmannskonvent 40, vom (Bewerbekonvent20,
von den übrigen in der Stadt Bremen wohnenden Staatsbürgern 52, von der Stadt
Vegesack 4, von der Stadt Bremerhaven 8, aus dem Landgebiet 12. Die Vertreter
werden auf 6 Jahre gewählt,' alle 3 Jahre scheidet die eine Hälfte aus, die Aus-
tretenden sind aber sofort wieder wählbar; wählbar und wahlfähig sind alle 25jährigen
bremischen Staatsbürger (d. h. solche Angehörige des Staates, die den bremischen
Staatsbürgereid geleistet haben). Die Gesamtzahl dieser ist zurzeit etwa 22450. Die
öffentlichen Versammlungen der Bürgerschaft finden im Konventsaale der Börse in
der Regel Mittwochs von 6 Uhr nachmittags an statt.
Die Ausübung der gemeinschaftlichen Rechte geschieht von Senat und
Bürgerschaft entweder unmittelbar durch übereinstimmende Beschlüsse oder
mittelbar durch Ausschüsse, die aus Mitgliedern des Senats und der Bürger-
schaft für die einzelnen Verwaltungszweige gebildet sind, die sog. Deputa-
tionen. Solche ständige Deputationen bestehen für die Verwaltung der
Finanzen, der Steuern, des Bauwesens, der Häfen und Eisenbahnen, der
(Erleuchtungs- und Wasserwerke, der Schulen usw.
Neben den staatlichen Regierungsgeschäften versieht der Senat für die
Stadt Bremen die Befugnisse eines Magistrats, wie die Bürgerschaft bald in
ihrer Gesamtheit, bald unter Ausschluß der Vertreter der nicht-stadtbremischen
Gemeinden die Geschäfte einer Stadtverordnetenversammlung neben denen
einer Landesvertretung erledigt. Es gibt deshalb auch keine eigene Stadt-
Kasse und keine städtischen Beamten; die Beamten der Stadt Bremen sind
Staatsbeamte. Für die Verwaltung der kommunalen Interessen des Land-
gebiets bestehen ein Kreistag (28 Vertreter) und ein Kreisausschuß (7), an
deren Spitze ein Senator (der „Landherr") steht. Die Hafenstädte Vegesack
und Bremerhaven verwalten nach besonderen städtischen Verfassungen ihre
Angelegenheiten selbständig.
Die Brutto-Einnahmen des Staats betrugen 1911 fast 50 Mill. Mark,
die Brutto-Ausgaben 60 Mill. Mark: die Staatsschuld beträgt (1911)
rund 300 Mill. Mark. Die hauptsächlichsten Steuern sind: die Grund-
und Gebäudesteuer, die Einkommensteuer, die Erbschafts- und Veräußerungs-
abgäbe, einige gewerbliche Steuern, die Schiffahrtsabgabe.
Das Staatswappen Bremens ist im roten Feld ein silberner, schräg-
rechtshin liegender Schlüssel mit aufwärts gekehrter und links gerichteter
Schließplatte. Die Landesfarben sind Rot und Weiß; die Bremer Flagge ist
rot-weiß, achtmal horizontal gestreift hinter zwei Reihen ebenso geschachter Vierecke.
2*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
26
Ortsbeschreibung.
§11.
entlang, bildet mit Arsten eine kirchliche Gemeinde. In beiden Orten wohnen
seit alten Zeiten viele Straßenmacher. Die Feldmark Neuenland grenzt un-
mittelbar an die Süder-Vorstadt- hier liegen die Militär-Schießstände. Die
Dörfer Kirchhuchting, Mittelshuchting (an der Bremen - Oldenburger
Chaussee und Eisenbahn) und Brokhuchting sind die einzigen bremischen auf
dem linken Ufer der Ochtum gelegenen Ortschaften. - Im Niedervieland liegen
unterhalb Woltmershausen die Weserdörfer Rablinghausen, Lankenau,
Seehausen und Hasenbüren. Zum Kirchspiel Rablinghausen gehören noch
Strom und Strömerdeich. An der Ochtum liegen die beiden alten Übergänge
Kattenturm und Warturm.
Iii. Die Stadt Vegesack.
Etwa 16 km nordwestlich von der Stadt Bremen liegt aus dem rechten
Weserufer, dicht unterhalb der Mündung der Lesum und der Aue in die
Weser, die freundliche Hafenstadt Vegesack. In den Iahren 1619 - 1623 wurde
hier in der Aue-Niederung von den Bremern ein Hafen angelegt, worin die
Schiffer ungefährdet überwintern konnten; um diesen entstand nun nach und
nach eine kleine Ansiedlung, die (wahrscheinlich nach einem hier gelegenen
Wirtshaus „to de Vegesack") Vegesack genannt wurde. Im Stader Vergleich
von 1741 wurde die Landeshoheit über Vegesack an Hannover abgetreten;
durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 gelangte Bremen indes
wieder in den vollen Besitz der Stadt. Der Ort wurde nun ein beliebter
Wohnsitz der seemännischen Bevölkerung und blühte durch Schiffbau und damit
zusammenhängende Gewerbe auf. 1816 erhielt Vegesack (damals mit etwa
1500 Einwohnern) ein eigenes Amt, 1821 eine Kirche,- am 1. Januar 1852
wurde der Flecken mit etwa 3700 Einwohnern zur Stadt erhoben. Seit
1832 ist Vegesack durch eine Chaussee, seit 1863 durch eine Eisenbahn mit
Bremen verbunden. Eine Kleinbahn führt weiter bis Blumenthal und Farge
und von hier weiter bis Wulsdorf. In das Hafenbassin können Schiffe mit
4\ m Tiefgang einlaufen. (Abb. 6.)
Neben Schiffbau („Bremer Vulkan") und Heringsfischerei („Bremen-Vege-
sacker Fischereigesellschaft") sind noch Segelmacherei, Reepschlägerei (d. i. Seil-
spinnerei), Holzhandel und zwei Wandplattenfabriken als wichtige Erwerbs-
quellen zu nennen. Die Stadt hat jetzt 4400 Einw., darunter viele See-
leute und Angehörige der in ihrem Berufe abwesenden Kapitäne und Seefahrer?
mit den unmittelbar angrenzenden hannoverschen Ortschaften Grohn (im 0),
Aumund (im No), Fähr und Lobbendorf (im W), die als Vororte von
Vegesack zu betrachten sind, beträgt die hier angesiedelte Bevölkerung aber
etwa 14000. Die Stadt hat eine 14 klassige Volksschule, ein Reform-Real-
gymnasium, eine städtische höhere Mädchenschule (Lyzeum) und eine gewerb-
liche Fortbildungsschule.
Vegesack ist der einzige zu Bremen gehörende Ort, der auf der hohen Geest
liegt, die hier gegen die Weser steil abfällt und den Straßen teilweise eine
bedeutende Steigung gibt. Das hohe Ufer ist überall mit Häusern und
Gärten, auch mit Villen wohlhabender Bremer Familien besetzt. Die „Strand-
lust" an der Dampfschiffbrücke ist eine schöne und vielbesuchte Gartenanlage.
In der Nähe wird das Gerhard Rohlfs-Denkmal errichtet.
Die Umgegend der Stadt mit den Nachbarorten Blumenthal, St. Magnus,
Schönebeck, Leuchtenburg und Holthorst bildet durch ihre höhere, luftige Lage,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Blumenthal Blumenthal Magnus Magnus