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c. '
Odoakers Reich in Italien. 19
erwartete er Hülfe gegen die rohen Alemannen und Rugier,
welche letztere Oesterreich, Salzburg, Tyrvl und das obere
Italien, also ein Land bedrohten, das sich kaum erst durch
Odoakers Wvhlthaten von den Verheerungen erholte, die
es in dem Kriege mit Orestes erlitten hatte. Die Ru-
gier vcranlaßten ihn auch zu einem Kriegsznge nach Rv-
ricum und Pannonien, auf welchem er die dort noch wohn-
haften , in solcher Ferne alles Schutzes entbehrenden
Römer an sich zog, und den König der Rugier Fava,
den Andre Feletheus nennen, sammt der Königin und
einer großen Volksmenge gefangen hinwegführte. Doch
zweideutig blieb immer sein Verhältnis; znm griechischen
Reiche. Zeno hörte nicht auf, ihn als den Usurpator,
sich selbst als den Verdrängten zu betrachten; und obgleich
Odvaker einen Zug nach Dalmatien unternahm, um die
Ermordung des ehemaligen Kaisers Julius Nepos zu
rächen, so war doch dieser Schritt keineswegs vermögend,
ihn bei dem byzantinischen Hofe beliebter zu machen;
vielmehr grollte, man dort der Macht, die ihn zur Rache
befähigte und vermuthetc, das Kaiserthum müsse ihm
mehr, als billig, am Herzen liegen, zumal, da er sich um
den lebenden Kaiser weniger zu kümmern scheine als um
den todten. Mir Freuden also ergriff man die Gelegen-
heit, welche der ostgothische König Theuderich zur Wie-
derherstellung der, wie behauptet wurde, schwer gekränkten
Ansprüche des griechischen Throns, gegeben, oder vielleicht
auch genommen hat.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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461
Die Zelt der Karolinger.
geu demselben in ihrem ganzen Schmucke mit Kruzifixen
und Kerzen entgegen; der Zug kam in die Kirche, und
nach gehaltner feierlichen Messe befahl der Bischoff, die
Leiche zu begraben. Da drängten sich die Normannen
plötzlich herbei, und zum Entsetzen der Christen stund
Hastings auf, zog sein Schwert und durchbohrte den
Bischoff am Altare. Dicß war die Losung zu allgemei-
nem Mord und zur Plünderung, und Hastings setzte
sich in der Stadt fest, machte sie zu einem Waffenplatz,
und verbreitete einige Jahre von dort aus Schrecken und
Verderben, bis er sich wieder nach dem Norden wandte.
England schien gänzlich die Eroberung der Norman-
nen zu werden. Denn hatte gleich Egbert (800—836),
zuerst König in Wessex, wozu auch Süsser gehörte,
bis 827 alle Reiche der Angelsachsen sich unterwor-
fen, nämlich Mercia mit Ostangeln, Ke nt, Es-
sex und North um brr la nd, hatte er gleich von den
Britten in Wales Denbigshire und die Insel
Anglesey erobert, und die Anfälle der Dänen glücklich
abgewehrt, so war doch schon unter seinem Sohne Et Hel-
wolf (836—857) das Land hart bedrängt, da dieser,
ein schwacher Regent, mehr auf die Begünstigung der
Geistlichkeit als auf die Vertheidigung des Landes dachte.
Besonders von 851 an war der Andrang der Feinde ge-
waltig. Die Dänen überwinterten auf den Inseln T ha-
uet und Shepey, und machten von hier aus ihre Ein-
fälle. Die immer höher steigende Gefahr hinderte indes-
sen Et Helwolf nicht (854), eine Pilgerreise nach Rom
anzutreten , und ein ganzes Jahr daselbst unter Andachts-
übungen zuzubringen. Bei dieser Gelegenheit ließ er sei-
nen sechsjährigen Sohn Alfred vom Pabste Leo Iv.
zum Könige salben. Dadurch sah sich aber Ethelbald,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Bischoff Bischoff Egbert Mercia Helwolf Alfred Leo_Iv Leo
Kaiser Friedrich I. Barbarossa.
155
ähnlich bedrängten Lagen. Während seine Feinde die
Vernichtung des Heers als ein Strafgericht für den
Brand fcn- Peterskirche ansschriecn, sprach er zu Pavia,
den Fehdehandschuh in die Luft werfend, über alle Lvm-
bardenstädte, mit Ausnahme Pavias, Cremonas und Lo-
dis, die Rcichsacht. Doch die Geächteten stifteten nun-
mehr, vereinigt mit den Städten der Veroriesermark, am
1. Dcc. 1167 den sogenannten L o m b a r d e n b u n d, in-
dem sic sich gelobten: ,,Niemand solle mehr zahlen und
leisten , als seit der Zeit Heinrichs Iv. bis auf die Thron-
besteigung Friedrichs I. bezahlt und geleistet worden sey;
keine Stadt solle einseitig Krieg oder Frieden bcschlies-
scn, sondern jede der andern Beistand und Entschädigung
gewähren, innre Streitigkeiten auf dem Wege der Güte
und des Rechts beilegen, Anhänger des Kaisers verja-
gen, strafen und ihres Eigenthums berauben und den
erwählten Vorstehern oder Rectoren in allem, was
den Bund betreffe, unweigerlich gehorchen." Von Pa-
via aus bekriegte Friedrich im Winter 1167 auf 68 den neu-
gestifteten Bund, und wurde hiebei auch von Seiten Pi-
sas und Genuas unterstützt; denn jede dieser beiden Städte
wünschte in dein Streit, welchen sie über Sardinien hat-
ten, einen günstigen Spruch zu erzielen. Doch überzeugt,
daß ein neues deutsches Heer den Ausschlag geben müsse,
und aus Vesorgniß, in Pavia cingeschlossen zu werden,
sann der Kaiser auf dcu Rückzug über die Alpen, und
der Markgraf von Montserrat wirkte ihm den einzigen
noch offnen Weg durch das Gebiet des Grafen Humbcrt
von Maurienne aus. . Die Lombarden, Anfangs der Mei-
nung, als ob er mit Alexander unterhandeln wollte, hat-
ten kaum seine wahre Absicht erkannt, so fiengcn sie an,
ihm eifrig nachzusetzen; er aber ließ, um sie abzuschre-
cken , einige ihrer Geiseln am Wege aufknüpfen, und zu
Susa, am Fuße des Mont Cenis, einen edeln Brescia-
ncr als Verräther hinrichten: darüber erzürnt, empörten
sich die Bürger von Susa und verlangten, er solle alle
Geiseln jenseits der Alpen zurücktassen: Friedrich ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Pavias Heinrichs Friedrichs_I. Friedrich Friedrich Maurienne Alexander Alexander Friedrich
708
Zehntes Hauptstück.
dem Verdachte hochgchcnder Entwürfe ausgesetzt blieben,
die Könige von Frankreich aber durch die Gediegenheit
der innern Hülfsmittel, welche ihnen zu Gebote standen,
sowie durch ihre schlaue und rührige Thätigkett nach aus-
sen ins Auge fielen: so erhielt, was zunächst nur zwei
Staaten angieng, bald für alle übrigen ein bedeutendes
Interesse, und an sich verschiedenartige Bestrebungen
trafen wenigstens in der Absicht zusammen, zu verhin-
dern, daß nicht die Habsburger oder die französischen
Könige ein für unmittelbare und entferntere Nachbarn
gefährliches Uebergcwicht erlangen.
Hochburgund wurde Ludwig Xi. durch die Eidge-
nossen entrissen und gegen Ersatz von 150,000 fl. Kriegs-
kvstencrsatz am 24. Jan. 78 in dem erneuerten ewigen
Frieden zwischen Oestreich und der Schweitz an den Erz-
herzog abgetreten. Dagegen war Ludwig in den Nieder-
landen vorgerückt, und der am 18. Sept. 77 gcschloßne
Stillestand längst wieder aufgckündigt worden. Als je-
doch Friedrich ein Aufgebot in das Reich ergehen ließ,
kam man den 11. Juli 78 über einen zweiten Stillestand
überein, vermöge dessen Ludwig Eambray, Verdun und
alles im Hennegau Eroberte zurückgab. Nach dessen Ab-
lauf schlug Maximilian am 7. Aug. 79 die Franzosen
bei Guinegate, worauf der Krieg nur schwach fortgesetzt
wurde. Denn Ludwig Xi., der mit furchtbarem Arme
die Aristokratie entwaffnet, einen großen Theil ihrer
Güter an die Krone gerissen, selbst den Herzog von Bre-
tagne durch Schrecken gefesselt, ohne Anfrage bei den
Ständen jährlich an 5 Millionen Livres Abgaben erho-
den, das stehende Heer ansehnlich vermehrt, durch sorg-
fältige Instruktionen und Rathschläge für jeden beson-
dern Fall sämmtliche Beamten überwacht, mittelst wohl-
besoldeter Spione das In- und Ausland erkundet, und
als vertrauter Freund des Oberprofvßes Tristan l'her«
mite, dem er viele geheime Hinrichtungen auftrug, ganz
Frankreich in Angst erhalten hatte, verstrickte und lähmte
zuletzt sich selber in den Schlingen seiner Arglist: in je-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Ludwig_Eambray Ludwig Maximilian Maximilian Ludwig_Xi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oestreich Verdun Hennegau Frankreich
693 Neuntes Hauptstück.
Lund, da sich Eduard Iv., um durch Lord Fihhugh an-
gezettclte Unruhen zu dämpfen, nordwärts gewendet hatte.
Nun griffen die Kenter zu den Waffen, und Warwick
rief Heinrich Vi. als König aus. Von Allen verlassen,
eilte Eduard Iv. nach dem Haag zu Karl dem Kühnen.
Seine Gemahlin Elisabeth war aus dem Tower in die
Westminsterkirche geflohen, wo sie am 1. Okt. 70 einen
Cohn, den nachmaligen fünften Eduard, gebar.
Heinrich Vi., aus dem Tower befreit, um ein Werkzeug
des Grafen Warwick zu werden, zog am 13. Okt. mit
der Krone auf dem Haupt nach St. Paul. Diese Wen-
dung der Dinge war es, welche Ludwig Xi. sogleich zum
Schaden des burgundischen Herzogs benützte: er beschied
denselben vor das pariser Parlament, sprach dem trotzig
Ausbleibenden die Städte an der Somme ab, rückte noch
im Dez. 70, als Karl schon seine Truppen entließ, ins
Feld, und gewann mit Hülfe angeknüpfter Einverständ?
niffe St. Quentin, Amiens und andre wichtige Plätze
ohne Schwertstreich. Da er am 13. Fcbr. 71 auf 15
Jahre mit Heinrich Frieden schloß, so wußte Karl einen
Doppelkrieg mit Frankreich und England nur dadurch zu
verhüten, daß öffentlich auch er Heinrich Vi. anerkannte;
insgeheim aber schenkte er Eduard Iv. 50,000 Gulden,
rüstete zu Vere in Holland 4 große Schiffe für ihn aus
und miethete, um ihn nach England zu bringen, 14 han-
seatische Fahrzeuge. Den 12. März 71 lief Eduard in
den Humbcr ein und setzte bei Ravenspur 900 Englän-
der und 300 Flamändcr mit »hange guns«, Hänge- oder
Händröhren? ans Land. Er stellte sich, als komme er
nicht, um den Thron, sondern nur um das Erbe seines
verstorbnen Vaters wieder zu fordern; auf seinem Ba-
rett trug er eine Straußfeder, das Zeichen Eduards, des
lankastrischen Prinzen von Wales, und seine Leute rie-
fen in Städten und Dörfern, durch welche sie zogcu:
«lang lebe König Heinrich!« In York schwur er, zuerst
vor dem Thore, dann ans dem Altar der Kathedrale,
alle Ansprüche auf die Krone ab. Aber während seine
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iv. Eduard_Iv. Fihhugh Heinrich_Vi Heinrich Eduard_Iv Eduard Karl Elisabeth Cohn Eduard Eduard Heinrich_Vi Heinrich Paul Ludwig_Xi Ludwig Karl Karl Heinrich Heinrich Karl Karl Heinrich_Vi Heinrich Eduard_Iv Eduard Eduard Eduard Eduards Eduards Heinrich! Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Westminsterkirche Amiens Frankreich England Holland England Wales
/ 1 \
Kaiser Friedrich I. Barbarossa. 175
land mit seinen Wundern dämmerte am Horizont: die
seltsamen Dichtungen vom Gefässe des wahren Bluts
Jesu (von den: sanguis realis oder dem Sankt Gral) und
von den Templeisen oder den Wächtern des gchcimniß-
vollen Tempels auf dem Berge Mvnsalvatsch, wo der
Grat aufbewahrt worden, besonders von Titurel und sei-
nem Großenkel Parcifal, spielten in die Abentheuer des
Brittenkbnigs Arthur und seiner gefeierten Tafelrunde
herein. Wenn das Nitterthum in Italien durch das ge-
waltige Treiben der Bürger überboten und in England,
obgleich hier die Gesänge der Minstrels erschallten,
nie von einer gewissen Rohheit frei wurde, so begannen
in Deutschland gvldne Tage für die Ritterpoeste, als
Friedrich Barbarossa derselben während seines letzten Jahr-
zehnts die staufischen Burgen erschloß. Unter der groß-
ßen Zahl deutscher Sänger ragen hervor Walther von
der Vogel weide (1190 — 1230), Heinrich von
Deldegk (um 1184), Hart mann von der Aue
(um 1195), Gottfried von S t r a ß b u r g (um 1200),
R e i m a r der Alte, Heinrich von Ofterdingen,
K l i n g s o h r ans Ungarn und Wolfram von E s ch i l-
bach ans dem bairischen Nordgau,- diese 5 um 1207,
und der Letztere Verfasser der Epopöen Titurel und Par»
cifal, die er dem Prvvencalcn Gniot nachdichtete; später
glänzten Ulrich von Lichtenstein aus Steiermark
(um 1246), König Wenzel v v n B ö h m e n (gest. 1253),
Graf Heinrich von B o t t e n l a u b e oder Henneberg
(gest. 1254), Herzog Heinrich!, v o n A n h a l t (gest.
1267), K o n r a d i n von Hohenstaufen, Markgraf
Heinrich von Meissen (gest. 1288), Herzog Hein-
rich Iv. von Breslau (gest. 1290), Herzog Johann
von Brabant (gest. 1294), und Markgraf Otto Iv.
von Brandenburg mit dem Pfeile (gest. 1303).
Und nicht blos-das Echo der Gesänge von Karl und Ar-
thnr hörte man diesseits des Rheins, im Heimathland ger-
manischer Stämme: andre Erinnerungen tauchten aus
dem Schvoße der Zeit, verblichne Bilder aus den Tagen
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Großenkel_Parcifal Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich_von
Deldegk Heinrich Gottfried Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Wolfram_von_E Ulrich_von_Lichtenstein König_Wenzel Heinrich_von_B Heinrich Heinrich! Heinrich Heinrich_von_Meissen Heinrich Johann
von_Brabant Johann Otto_Iv Otto Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Jesu Brittenkbnigs_Arthur Italien England Deutschland Ungarn Steiermark Henneberg Breslau Brandenburg Rheins Heimathland
Unerwarteter Stoß, den die Hierarchie erleidet. 585
Königs war durch Alexander Iii., wenn gleich in zwei-
deutigen Ausdrücken, doch wieder anerkannt worden:
Eduard entschied 1292 für Johann Baliol, der sogleich
unbedingt huldigte. Nun gieng aber in Rechtssachen die
Appellation an den brittischen Obcrlchcusherrn, und Ba-
liol wurde gleich im ersten Jahre nicht weniger als vier-
mal nach England beschicden: dies empörte die schottischen
Barone so sehr, daß sie 1195, als Edtiard eben nach
Frankreich absegeln wollte, ihren König zu einem Schny-
und Trutzbündniffe mit Philipp Iv. nöthigten. So kam
cs, daß Eduard, da auch Wales wieder in Unruhe geriet!),
nur einen kleinen Theil des Hecres nach Guienne absandte:
mit der Hauptmacht gewann er am 27. April 96 den
Sieg bei Dunbar, in Folge dessen Baliol gefangen und
abgesctzt und die Verwaltung Schottlands dem 'Grafen
von Sussex übergeben wurde. Auch Adolf that nickts
Entscheidendes gegen Philipp, obwohl er mit englischen
Substdicn ein starkes Heer geworben hatte; denn kaum
machte ec Anstalt, in Frankreich cinznrücken, so trat der
Pabst vermittelnd dazwischen und gebot Waffenruhe. Es
war dies Bvnifacius Viii-, zehnter Nachfolger des
Klemens, welcher den Untergang Kouradins gesehen; denn
von 71 bis 76 hatte Gregor X., dann ganz kurze Zeit
Innocenz V., Hadrian V. und Johannes Xxi.,
^hierauf von 77 bis 80 Nikolaus Hl., bis 85 Mar.
tin Iv., bis 87 Hon orin6 Iv., bis 92 Nikolaus Iv.
den Stuhl Petri eingenommen; hierauf konnte sich die
französisch-neapolitanische Parthci der Kardinale mit der
andern, welche bald als psibstliche, bald als italienische,
oder auch als deutsche erscheint, lange Zeit nickt vereini-
gen: den 15. Juli 94 endlich wurde Petrus de Murrhone,
Einsiedler und Volksheiliger in den Abruzzen, den jede
Parthci beherrschen zu können hoffte, als Cölestin V.
erhoben; bald ergab sich, daß er willenloses Werkzeug der
Neapolitaner fey; Niemand erhielt die Kardinalswürde,
ausser wer zu den Günstlingen Karls Ii. gehörte, der erst
im Jahre 89 ans der aragonischcn Gefangenschaft zurücki-
Bauer's Gksch- Iii. Bd. 2ü
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Iii Alexander Eduard Eduard Johann_Baliol Johann Philipp_Iv Philipp Eduard Eduard Adolf Adolf Philipp Philipp Klemens Gregor_X. Gregor_X. Innocenz_V. Innocenz_V. Hadrian_V. Johannes_Xxi Nikolaus Nikolaus Karls
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Wales Guienne Schottlands Sussex Frankreich Karls
390
Drittes Hauptstück.
der Fürsten Wahl König und Kaiser?« Aber nicht nur
dies: bald erfuhr Bvnifaz, ebenso verwundert als entrü»
stet, Albrccht habe ein enges Bündniß mit Philipp ge-
schlossen; denn weit entfernt, sich dem Ausspruche in Be-
treff Eduards und Guidos zu fügen, grollte der französische
König im höchsten Grade darüber, daß Bvnifaz unpar-
theiisch entschieden hatte: «Philipp solle Gnienne an
England zurückgeben und dem Grafen von Flandern nicht
nur alle eroberten Platze wieder einräumen, sondern auch
seine Tockter freilassen und aller Einsprache in ihre Ver-
mählung sich enthalten.« Als diese Entscheidung den
27. Juni 98 im Staatsrath verlesen wurde, riß der
Graf von Artois dem Bischvffe von Durham, der sie
publicirte, die Bulle aus der Hand und warf sie ins
Feuer, und der König erklärte, sogleich nach Ablauf des
Waffenstillstandes den Krieg erneuern zu wollen. Dieß
that er wirklich, eroberte 1299 ganz Flandern, nahm den
Grafen Guido nebst Söhnen gefangen und schlug sein
Land zu den Krondomäucn. Das Bündniß mit Albrecht
aber ließ er selbst durch seinen Kanzler 9t o garet dem
Pabste anzeigen, mit dem höhnenden Beisatz: «er habe
cs für das Beste seines Reichs zuträglich gefunden, sich
den Kaiser aufs engste zu verbinden, damit er den Kreuy-
zug in den Orient, wozu Bvnifaz so dringend aufgefordcrt
habe, desto ruhiger autreten könne.« Doch eben in diesem
Bündnisse fand Bvnifaz die Hoffnung, den deutschen Kö-
nig zu stürzen; denn Albrecht hatte sich darüber mit den
Reichefürsten entzweit, die cs nicht wenig befremdete, daß
derselbe, geblendet durch den Vorschlag einer Heuralh
zwischen seinem Sohne Rudolf und Philipps Schwester
Blanka, im Dezember 99, als er mit dem französischen
Könige in Qnatrevan.r znsammenkam, nicht daran gedacht
hatte, auf Rückgabe der Länder und Rechte zu dringen,
die seit einiger Zeit, zumal in Lothringen, von Deutsch-
land waren abgerissen worden. Wie nun auf einem
Reichstage in Nürnberg die Herstellung des arelatischcn
Reichs zu Gunsten des mit Oestreich belehnten Rudolfs
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Eduards Eduards Graf_von_Artois Guido Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Rudolf Rudolf Philipps
Extrahierte Ortsnamen: England Flandern Flandern Qnatrevan Lothringen Nürnberg
Zeiten vor und während der Kirchenspaltung ic. 465
sein Vermittlungsgeschäft keineswegs mit Ernst: auch hier
war es ihm nur um den äusscrn Glanz zu thun, den er
liebte, weil die Menschen sich dadurch blenden lassen.
Sv mußte den» der Dauphin im März 57 einen Waffen-
stitlstaud mit dem schwarzen Prinzen eingehen, worauf
dieser den stets mit Ehrerbietung behandelten Johann
nach England führte. Auf weissem Streithengste mit
prächtigem Reitzeug ritt der gefangne König in London
ein: als der Zug die Westmünsterhalle erreichte, erhob sich
Eduard ]Ii., der von Prälaten und Baronen umgeben auf
dem Throne saß, gicng Johann entgegen, umarmte ihn,
führte ihn zu einem glänzenden Mahle und wies ihm den
Pallast Savoy, spater das Schloß Windsor zur Wohnung
an. Zwei Könige also, Johann der Gute und David von
Schottland waren in Eduards Gewalt. 1351 hatte er
Letzterem erlaubt, nach Schottland zu gehen und dort we-
gen seiner Auslösung zu unterhandeln; da man aber
Eduards Forderungen zu hoch gefunden hatte, war Da-
vid, seinem Worte treu, wie Friedrich von Oestreich, in
die Gefangenschaft zurückgekehrt. Im November 57 end-
lich kam man über seine Auslösung gegen 100,000 Mark,
die in Terminen bezahlt werden sollten, und zugleich über
einen zehnjährigen Waffenstillstand ins Reine. Wie die
Schotten ihrer Armuth wegen die Termine nicht einhat-
tcn konnten, wurde nach langen Unterhandlungen 1365
eine neue glimpflichere Ucbereinkunft und ein 25jähriger
Waffenstillstand eingegangen, und dieser 1369, neben Er-
mäßigung des Lösegelds, auf 90,000 Mark bestätigt. Kurz
nachher starb David: sein Schwestersohn und Nachfolger
Robert beobachtete treulich den sogenannten großen
Waffenstillstand und trug die Schuld au England in
Jahresraten zu 4000 Mark vollends ab. Als Robert
ohne Erben starb, begann die Rcgentenrcihe des Hauses
Stuart. Wei-t schwieriger war die Auslösung des Kö-
nigs Johann: Eduard verlangte ausser großem Lösegelde
die Oberhoheit über alle englisch-französischen Besitzungen,
und in Frankreich herrschte die äusserste Verwirrung.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Johann Eduard_]Ii Eduard Johann Johann Johann David_von
Schottland David Eduards_Gewalt Eduards Eduards Eduards Friedrich_von_Oestreich Friedrich David David Robert Robert Johann Johann Eduard Eduard
Extrahierte Ortsnamen: England London Schottland England Frankreich
Sieg d. Pabfith. üb. d. Conctle«. Erfind, d. Buchdruckerkunst. 647
probe wieder gerechtfertigt hervor, und stets wird uns
ihr liebenswürdig großes Bild zwei schöne Tugenden zu-
gleich vergegenwärtigen: kindliche Frömmigkeit und kühn
sich aufopfernde Vaterlandsliebe. Nur auf dem Land
konnte eine solche Retterin Frankreichs geboren werden;
denn aus den untern Ständen rckrutirt sich die Ge-
schichte, wenn es gilt, eine neue Bahn zu brechen. —
Vergeblich hatte Bedford den jungen Heinrich zu Paris
krönen lassen: die Engländer waren fortan einen Schritt
hinter den Franzosen zurück. Im Jahre 52 schlief, in
Folge beiderseitiger Erschöpfung, der Krieg beinahe ein,
und während des Novembers starb die Herzogin von
Bedford, Schwester des burgundischen Philipp, die bis-
her immer noch den Bruch zwischen ihrem Gemahle und
Bruder verhindert hatte. Da nun Bedford, ohne die
Trauerzeit abzuwarten und ohne dem Herzog eine An-
zeige zu machen, Jacqueline, die Tochter des Gra-
fen von St. Pol, eines burgundischen Vasallen, heura-
thete, und da Karls Vii. Minister den Tiefbeleidigten
noch dazu eifrig bearbeiteten, so stand einzig der Um-
stand im Wege, daß Philipp sein Wort gegeben hatte,
nicht einseitig Frieden zu schließen. Man kam also auf
den Ausweg, unter Vermittlung des Pabstes, als des
gemeinschaftlichen Vaters aller christlichen Fürsten, einen
allgemeinen Frieden zu unterhandeln, zu welchem Be-
hufe, ausser den Gesandten Englands, Frankreichs und
Burgunds, Abgeordnete des Kaisers, der Könige von
Sicilien, Eypern, Norwegen, Polen, Kastilien und Ara-
gon, Deputirte deutscher und italiänischer Fürsten, der
flandrischen und Hansestädte 1435 in Arras einen Kon-
greß bildeten, der für gesellige Bildung und Hvfsitte so
wirksam wurde als die Cvncilien für die Wissenschaft.
Ueberspannte Forderungen der Engländer gaben dem bur-
gundischen Herzoge Anlaß, sich seines Wortes für ent-
bunden zu erklären, und so erfolgte denn am 26. Scpt.,
unter wechselseitiger Zusicherung von Vergessenheit des
Geschehnen, ein Friedensschluß, in welchem Karl die
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Extrahierte Personennamen: Bedford Heinrich_zu_Paris Heinrich Bedford Philipp Philipp Jacqueline Karls Philipp Philipp Karl