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1. Teil 2 - S. 468

1882 - Leipzig : Brandstetter
468 Das deutsche Reichsheer. tionen mit dem noch ganz unvollständigen Heere begannen, hing an jeder Unternehmung wie ein Bleigewicht der maßgebende Einfluß des Hofgerichtsrats zu Wien; dazu dauerte das „Moderationsgeschäft", d. i. die Erledigung der Gefuche um Herabminderung der Matrikularbeiträge, fort, und während die Stände sich auf das entschiedenste weigerten, Kehl und Philippsburg herzustellen und zu armieren, ging ein Stück deutschen Bodens nach dem andern verloren und fiel der Verwüstung anheim. Vielleicht noch tiefer gesunken als im spanischen Erbfolgekriege erscheint das Reichskriegswesen im siebenjährigen Kriege. Bei Roßbach, wo von 100 Gewehren des Reichsvolkes kaum 20 losgingen, verlor die Reichsarmee den letzten Kredit und wurde vom eigenen Volke als „Reißausarmee" verhöhnt. Während das Reich sich mit den jämmerlichsten Kontingenten behelfen mußte, wurden die guten stehenden Truppen ein Gegenstand der Geldspekulation und fremden Interessen dienstbar gemacht. Die teils freiwillig geworbenen, teils in empörender Weise gepreßten, teils aus „kantonpflichtigen" Landeskindern zusammengesetzten Regimenter wurden von Sachsen, Hessen-Kassel, Braunschweig, Anspach und Bayreuth, von Anhalt, Hanau, Waldeck, Württemberg für sogenannte „Snbsidien" an Venedig, Dänemark, England oder Holland vermietet, um in Morea oder Schottland, in Kanada, am Kap der guten Hoffnung oder in Indien zu fechten und zu sterben. Aus Hessen-Kassel allein wurden schon 1687 an Venedig zum Krieg gegen die Türken in Morea 1000 Mann, 1702 an die Seemächte 9000, 1706 zum Krieg in Italien 11 500 und wieder nach dem Utrechter Frieden an England 12 000 Mann verschachert. Seit der Thronbesteigung Georgs Ii. zahlte England jährlich an den Landgrafen von Hessen 240 000 Pfd. (= 4 800 000 Mark). Im österreichischen Erbfolgekriege standen Hessen gegen Hessen, da der Landgraf Wilhelm Viii. 6000 seiner Landeskinder an Georg Ii. als Bundesgenossen der Kaiserin Maria Theresia, 6000 andere an Kaiser Karl Vii. vertäust hatte. Während der acht Jahre 1775 — 1783 lieferten Braunschweig, Hessen-Kassel, Hessen-Hanau, Ansbach, Waldeck und Anhalt-Zerbst zusammen 29166 Mann an die Engländer und erhielten dafür in Summa 1 790 113 Pfd. = 35 802 260 Mark. Ju den Verträgen wegen des amerikanischen Krieges fetzte man englischerseits fest, daß die Löhnung direkt an die Truppen ausgezahlt werden sollte, weil bei früheren Gelegenheiten einzelne deutsche Fürsten von der hohen englischen Löhnung, die bedeutend mehr betrug als die deutsche, den Mehrbetrag in die eigene Tasche gesteckt hatten. Wenn man bedenkt, welche kümmerliche Rolle die Reichsarmee im siebenjährigen Kriege gespielt, so erregt es doppelt unwilliges Staunen, kleine deutsche Fürsten kaum 13 Jahre nach dem Friedensschlüsse binnen weniger Monate 20 000 Mann für England liefern zu sehen. Und, was das Schlimmste ist, fast ohne Widerspruch im Reiche. Zwar erteilte 1777 der Wiener Hof feinen Gesandten den Auftrag, die Truppenlieferungen so

2. Teil 2 - S. 52

1882 - Leipzig : Brandstetter
52 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. Diese Einrichtung wurde selbst noch nach dem dreißigjährigen Kriege festgehalten. Was nicht verkauft wurde, mußte einem Frankfurter Kaufmanne überlassen werden, von welchem es der Hamburger wieder zurückkaufte, der es nun, als in Frankfurt gekauft, weiter führte, meistens wohl mit Frankfurter Fuhrgelegeuheit. Es war dies allerdings nur ein Scheinkauf, denn der Hamburger zahlte, außer den Niederlags- und Umladegebühren, eigentlich dem Kaufmauue iu Frankfurt nur eine Provision. Allein für Frankfurt war dies immer ein großer Vorteil, weil sie gezahlt werden mußte, und es läßt sich wohl denken, daß die Hansestädte sich bald über feste Sätze mit den Frankfurtern geeinigt haben, um jeder Überteuerung vorzubeugen. Schon früh scheint inan auch den, wenigstens später allgemein eingeschlagenen Ausweg ergriffen zu haben, einen Frankfurter Kaufmann als Faktor eines Hamburgschen, Lübeckschen rc. Hauses zu ernennen und zu besolden, einen in der Sprache des Mittelalters sogenannten „Leger", der die Breslauer Waren als Eigentum behandelte und anerkannte, auch wenn er sie uicht bezogen hatte, und im Interesse jenes Hauses weiter beförderte. Dieser Ausweg wurde, obgleich gewiß schou lange benutzt, als eine Begünstigung zwischen den Städten Frankfurt und Breslau im Jahre 1646 gesetzlich anerkannt. 9. Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. (9zach: Job. Janssen, Zustände des deutschen Volkes am Ausgange des Mittelalters. Freibnrg. 1878. S. 353—366.) J)ie Hansa erreichte ihre höchste Blüte als Handelsmacht im 15. Jahrhundert. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich damals über Rußland, Dänemark, Schweden und Norwegen, England und Schottland, Frankreich, Spanien und Portugal, das Innere Deutschlands, Littanen und Polen. Rußland und der skandinavische Norden wurden noch vollständig von den Hanseaten beherrscht, und England befand sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts in Sachen des Handels Deutschland gegenüber in demselben Verhältnis, in welchem sich gegenwärtig Deutschland zu England befindet. Unter den hanseatischen Städten nahm z. B. Danzig eine wahre Weltstellung ein. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts stand der dortige Handel mit allen Ländern, welche im Bereiche des hanseatischen Seeverkehrs lagen, von Lissabon im Westen bis nach Nowgorod und Finnland im Osten, in unmittelbarem Verkehr und eröffnete sich außerdem nach Littanen, Polen und Ungarn besondere Wege. Aus den skandinavischen Reichen holten die Kaufleute namentlich Eisen, Kupfer, Pelzwerk, Fischwaren, Pech, Harz, Teer und verschiedene Holzarten und führten dagegen unter anderem feine wollene Tücher, Seidenwaren, Sammet, Metall-waren, Roggen, Weizen, Flachs, Hanf, Hopfen, Öl, rheinische und spanische

3. Teil 2 - S. 296

1882 - Leipzig : Brandstetter
296 Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. Bürger in Dresden, Donat Freywald, wollte dem Kurfürsten 12000 Gulden in ^ Münze leihen unter der Bedingung, daß ihm die Obligation ans Spezies gestellt werde, und die Bedingung ward zugestanden, „weil man des Geldes sehr bedürftig, ^ie Böhmen borgten in Holland, Nürnberg und an anderen Orten, baten Sachsen vergebens um 400000 Gulden, wendeten sich auch an Hamburg. Gezwungene Anleihen kamen in Böhmen nicht selten vor Der sächsische Gesandte berichtet 1619 aus Bohmen: „Künftige Woche sollen die versprochenen drei Monate Sold gewiß ins Lager geführt werden, wie dann vergangenen Sonnabend von Nürnberg 200000 Gulden, so die Union auf ihren Kredit aufgebracht, angekommen. So hat man auch dem Burin, einem vom Adel, so vergangener Tagen allhier gestorben, bei 100000 Gnlden Baaifchaft (damnt sich die Herren Directores gegen seinen Erben verschrieben) abgenommen. Die angelegten Steuern tragen auch ein Großes ans. Man hat aber doch gestern alle Handelsleute zusammen fordern lassen und an dieselben inständig begehrt: 20000 Gülden herzuleihen, welche ihnen von dem aus Holland zu erwartenden Geld wiederum erstattet werden sollen. Sie entschuldigen sich aber, daß es ihnen bei itzigen widerwärtigen Sänften unmöglich, und haben also nichts bewilliget. Zn Olmütz in Mähren wird anitzo vou den Herren Ständen auch wiederum ein Landtag gehalten; die haben nunmehr alle geistlichen Güter (welche sich über acht Millionen erstrecken sollen) gänzlich eingezogen, lassen auch allen goldenen und silbernen Kirchen-Ornat schmelzen und zu Bezahlung des Kriegsvolks vermünzen." Am unheilbringendsten für Deutschland waren die fremden Hilfsgelder und Truppensendungen, die, mit großen Worten ausposaunt, besonders den einen kriegenden Teil soweit vorwärts trieben, daß er nicht mehr zurück konnte, dann aber bald in ihrer Geringfügigkeit sich zeigten und das deutsche Land den Fremden überantworteten. Österreich erhielt die meiste Unterstützung von Madrid und Rom, Böhmen von den Niederlanden, England, Savoyen, Venedig und an Truppen von Ungarn und Siebenbürgen. Ein Zeitungsartikel aus dem Haag vom März 1620 schreibt: „Auf 18. und 19. dieses hat man zu London in England angefangen, die Trommel zu rühren, um alle willige Edelleute und Soldaten für den König in Böhmen anzunehmen; und ist pnbliciret worden, daß ein jeder, der Lust hätte, Ihrer Maj. Sohn, dem König in Böhmen, zu dienen, sich den 24. dieses solle zu Westminster im Palast finden lassen, allda ihrer Kapitän Namen sollen augezeigt und Geld gegeben werden. Und solle Gras von Northnmberland auch mit etlichen Tausend Mann herausziehen wollen, denn er großen Vermögens und ein tapferer Kriegsmann. Und hat die Stadt London allein Ihrer Maj. 800000 Philippsthaler gegeben, ohne das andere fürnehme Herren, auch die Kaufleute, beifchießeu werden. Desgleichen beschicht große Präparation iit Schott- und Irland und soll dieses Volk nach Hamburg geführt und durch Hessen und Sachsen geleitet werden, welches dem spanischen Gesandten nicht gestillt." Wenn die Unterstützung von seiten der Engländer auch keineswegs den Erwartungen entsprach, die dieser pomphafte

4. Das Mittelalter - S. 139

1877 - Leipzig : Brandstetter
139 Lothar feind, denn dieser hielt es mit dem Volke, und so gingen sie von seiner Partei zu seinen Brüdern Ludwig und Karl. Diese Beiden kamen mit ihren Heeren bei Straßburg zusammen; die Deutschen, unter Ludwig, standen am rechten Ufer des Rheinstroms, die Westfranken, unter Karl dem Kahlen, am linken Ufer, und die Fürsten und Völker schwuren sich wechselsweis einen Bundeseid zum Kampfe gegen den Kaiser Lothar. Als nun dieser einsah, daß er allein einer solchen vereinigten Macht nicht widerstehen konnte, bat er um Frieden. Um diesen aber zu erhalten, verließ und verrieth jetzt der ehrlose Mann das Sachsenvolk. Nun brach König Ludwig gegen dasselbe auf und flugs zogen die Edelinge freudig mit ihm, um die Freien wieder zu unterdrücken. Leider gelang's auch ihrer Uebermacht und Ludwig verfuhr mit unmenschlicher Strenge gegen die Besiegten. Ein-hundertundvierzig von denstellingern wurden hingerichtet, Diele aridere qxau* sam verstümmelt. So büßten sie es, daß sie, auf ein Fürstenwort vertrauend, ihre alte Verfassung und Unabhängigkeit herzustellen unternommen hatten. 4. Der Vertrag zu Verdün. Nun erst vereinigten sich Ludwig und Karl mit Lothar zum Frieden und in der Stadt Verdün schlossen sie 843 einen Theilungsvertrag. Ludwig bekam alle Länder diesseit des Rheinstroms, wo Deutsch geredet ward, des guten Weines willen aber auch die Städte Mainz, Speier und Worms mit ihren Gebieten jenseits des Rheins und das Alles als ein eigenes, selbstherrliches Königreich. Die Länder am andern Ufer des Rheins, nämlich Burgund und die Niederlande, dazu Italien mit der Kaiserwürde, empfing Lothar. Alles westfränkische Land aber, das hinter Lothar's Reich lag, fiel dem Karl zu, welcher „der Kahle" hieß, und dessen Reich zwischen Rhone, Saone, Maas und Schelde, dem Mittelmeere und den Pyrenäen, ward später Frankreich genannt. Seitdem schieden sich die Deutschen von den Westfranken (Franzosen) mehr und mehr, und Deutschland ging seinen eigenen Weg. 6. Angelsachsen und Normannen. 1. Alfred der Große (880 n. Chr.). 1 Alfred's Jugend. Egbert, der zuerst alle Königreiche Englands unter seiner Herrschaft vereinigte, hatte zwei Söhne, von denen Ethelstan zum Könige, Ethelwolf aber für die Kirche erzogen wurde. Als aber der ältere Bruder starb, mußte doch der milde und friedliebende Ethelwolf die Regierung übernehmen. Er hatte mit seiner Frau Osburga fünf Söhne, deren jüngster der Liebling beider Eltern war. Sein Name war Alfred und er war im Jahre 849 geboren. Weil Ethelwolf den Knaben um der herrlichen Gaben

5. Die neue Zeit - S. 158

1877 - Leipzig : Brandstetter
158 Spanier darin die sieben nördlichen Provinzen als frei anerkennen mußten Diese sieben hießen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Oberyssel, Grö-ningen und Friesland und blieben bis zur Zeit der ersten französischen Revolution eine Republik, unter dem Namen der sieben vereinigten Provinzen. Reformation in England und Schottland. 1. Heinrich Viii. und der Papst. Zu der Zeit, als Karl V. Kaiser in Deutschland war, regierte König Heinrich Viii. in England. Dieser war anfangs ein sehr eifriger Anhänger des Papstes und hatte selbst gegen Luther geschrieben, so daß er vom heiligen Vater den Titel „Beschützer des Glaubens" empfing. Aber die Freundschaft dauerte nicht lange. Heinrich hatte auf Befehl seines Vaters schon im 18ten Jahre die 24jährige Katharina von Aragonien, Ferdinands des Katholischen und derjsabella Tochter, heirathen müssen, konnte aber seine Frau nicht leiden. Indessen hatte er sie aus Pflichtgefühl geduldet. Katharina gab ihm eine Tochter, Maria, aber keine männlichen Erben, welche der König so sehr wünschte. Die Ungleichheit des Alters, auch der Zwang, den ihm seine Gemahlin auferlegte, machten den leidenschaftlichen König immer mißvergnügter. Bereits 17 Jahre hatte er mit seiner Gemahlin gelebt, als er eine ihrer Hofdamen kennen lernte, die ihn durch ihre Anmuth und Schönheit so bezauberte, daß er nun durchaus seine Frau los sein wollte, um das Hoffräulein heirathen zu können. Annaboleyn (Bulehn) war ihr Name. Um die Scheidung möglich zu machen, führte Heinrich an, seine Ehe mit Katharina sei unrechtmäßig, weil diese schon früher seines verstorbenen Bruders Frau gewesen sei. Vor Allem mußte aber der Papst erst die Scheidung erlauben und diesem hätte es auch nur ein Wort gekostet, aber er hatte mancherlei Rücksichten zu nehmen. Katharina war die Base Kaiser Karl's V. und dieser drohte dem Papste, falls derselbe die Scheidung gestatten wollte. Indessen wagte es der Papst auch nicht, geradezu dem König von England sein Gesuch abzuschlagen. Er schickte einen Legaten nach London, der die fcache untersuchen sollte, aber sogleich die Weisung erhalten hatte, Alles möglichst in die Länge zu ziehen. Diese Kunst verstand der Legat meisterhaft; doch kam ihm auch die Härtnäckigkeit der Königin sehr zu Hülfe. Als diese vorgeladen worden war, fiel sie ihrem Gemahl zu Füßen und erinnerte ihn unter vielen Thränen daran, wie sie nun seit 20 Jahren bereits sein treues Weib sei. Aber diese Erinnerung brachte den König erst recht auf. Da sich die Unterhandlungen vier Jahre lang hinzogen, riß dem ungeduldigen Heinrich die Geduld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher auf den Einfall kam, der König möchte doch bei allen Universitäten sich Raths erholen, ob es Unrecht sei,

6. Die neue Zeit - S. 220

1877 - Leipzig : Brandstetter
220 das schöne Elsaß und die Rheinfestung Philippsburg abgesehen. Bisher hatte er die Schweden nur schwach unterstützt und die Unterstützung am Ende ganz eingezogen, als diese selbst ihm schon zu mächtig wurden. Bei dem neuen Glückswechsel aber erneuerte er sogleich wieder das Bündniß mit denselben, versprach reichliche Unterstützung an Geld und Mannschaft und brachte es zugleich bei dem Könige von Polen dahin, daß der mit den Schweden abgelaufene Waffenstillstand noch auf sechsundzwanzig Jahre verlängert wurde, damit ihre ganze Kraft sich einzig gegen den Kaiser richten könnte. Endlich fand auch Frankreich selbst eine längst gesuchte Gelegenheit, öffentlich gegen Kaiser und Reich aufzutreten. Der Kurfürst von Trier hatte mit den Schweden den Vertrag abgeschlossen, sich aller Theilnahme am Kriege zu enthalten, und darauf eine französische Besatzung zum Schutze in seine Stadt genommen. Hierdurch beleidigt, ließ der König von Spanien, Philipp Iii., seine Truppen von Luxemburg gegen Trier aufbrechen. Die Stadt ward erobert, die französische Besatzung niedergehauen und der Kurfürst gefangen fortgeführt. Sogleich erklärte der Minister Richelieu an Spanien den Krieg, welcher in den Niederlanden und in Italien eröffnet ward. Gegen Oesterreich aber, den Bundesgenossen Spaniens, zog ein französisches Heer ohne vorhergegangene Kriegsertlärung. Während der Herzog Bernhard von Weimar, von Frankreich unterstützt, am Rheine focht, rückten die Schweden aus Pommern, — so weit waren sie zurückgetrieben — und erfochten unter Anführung Banners und Wrangels einen glänzenden Sieg über das vereinigte österreichische und sächsische Heer bei Wittstock am 24. September 1636. In Folge dieses Sieges wurde ganz Thüringen und Hessen von den Kaiserlichen befreit und das Vertranen der Protestanten zu den schwedischen Waffen von Neuem belebt. Das unglückliche Sachsen mußte jetzt für sein Bündniß mit dem Kaiser tief die Rache der Sieger fühlen. Der Kaiser erlebte das Ende dieses Krieges nicht Er starb zu Wien am 15. Februar 1637 und sein Sohn Ferdinand Iii. ward Erbe wie des Thrones, so des Krieges. 15. Ferdinand Iii. (von 1637—1657). Ferdinand Iii. war neunundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, und regierte zwanzig Jahre. Während der ersten Hälfte seiner Regierung hatte er noch immerfort mit den Greueln eines Krieges aus Kriegen zu kämpfen. Wie früher der böhmisch-pfälzische den dänischen und dieser den schwedischen Krieg erzeugte, so hatte jetzt Gustav Adolph's Verschwinden und das Nördlingersiegesglück auch noch einen französischen herbeigeführt. Wegen Religionsfreiheit war der Krieg angefangen; im Fortgange desselben aber trat die Religion immer mehr in den Hintergrund und selbstsüchtige Zwecke einzelner Fürsten an ihre Stelle. Darum verliert auch im Fortgange der Zeit dieser Krieg immer mehr von dem Interesse, welches er früher darbot. Frankreich trachtete nur nach deutschen Besitzungen am Rheine, Schweden wollte sein Gebiet an der Ostsee erweitern. Bei den deutschen Fürsten trat sichtbar das Streben nach völliger Unabhängigkeit hervor;

7. Die neue Zeit - S. 223

1877 - Leipzig : Brandstetter
223 Mißmuth ig zog er sich nach Böhmen zurück und legte den Oberbefehl nieder, welchen jetzt Wrangel übernahm. Bereits waren zwei Waffengefährten des Kaisers vom Kampfplatze getreten. Im Jahre i645 hatte der hartbedrängte König von Dänemark Frieden mit den Schweden geschlossen ; zwei Wochen später war auch der Kurfürst von Sachsen, dessen Land rein ausgesogen war, einen Waffenstillstand eingegangen. Der Kurfürst von Bayern folgte diesem Beispiele und der Kaiser stand jetzt allein einem überlegenen Feinde gegenüber. Er selbst stellte sich, da sein Feldherr Gallas eben gestorben war, an die Spitze des Heeres und hemmte die Fortschritte der Schweden. Bald ließ auch der Kurfürst von Bayern seine Truppen wieder zu den Kaiserlichen stoßen, und Wrangel mußte sich aus Böhmen nach den Rheingegenden zurückziehen. Dort vereinigte er sich mit dem berühmten französischen General Türenne und Beide zogen unter schrecklichen Verwüstungen durch das unglückliche Bayern, Wrangel drang bis an den Bodensee vor und nahm Bregenz, während der schwedische General Königsmark die kleine Seite von Prag am 25. Juli 1648 eroberte. Schon sollte die Hauptstadt selbst bestürmt werden; da endlich, nach so namenlosen Leiden und Drangsalen, erscholl plötzlich, wie eine Stimme vom Himmel, der Ruf — Friede! In Prag hatte der unselige Krieg begonnen, in Prag erlosch auch die verheerende Flamme. 16. Der westphiilische Friede (1648). Schon im Jahre 1641 waren die beiden westphälischen Städte Münster und Osnabrück zu den Orten ausersehen, wo die Gesandten der kriegführenden Mächte den längst ersehnten Frieden unterhandeln sollten, aber erst im Jahre 1643 nahmen die eigentlichen Unterhandlungen ihren Anfang und zwar mit den Katholiken zu Münster, mit den Protestanten zu Osnabrück. Der päpstliche Nuntius und der Botschafter von Venedig, als Vermittler Beider, hatten ihren Sitz in Münster. Der kaiserliche Gesandte, Gras von Trautmannsdorf, leitete vorzüglich die Geschäfte. Bei den einzelnen Unterhandlungen stellten sich unermeßliche Schwierigkeiten ein, indem jeder Theil nur gewinnen, keiner verlieren wollte, und mehr als einmal drohten die Unterhandlungen sich wieder zu zerschlagen. Insbesondere machten die Ausländer, die Franzosen zu Münster und die Schweden zu Osnabrück, übermäßige Forderungen, wie dieses vorauszusehen war. Während die Gesandten unterhandelten und . durch gegenseitige Ueberlistungen und Täuschungen aller Art die Verhältnisse auf das Aeußerste verwickelten, fochten die Heere fort, und die Siege und die Niederlagen hemmten oder förderten die Unterhandlungen der Gesandten. Die Unterhandlungen wurden absichtlich in die Länge gezogen, weil die kriegführenden Mächte von einem Tage zum andern hofften, daß das Glück der Waffen sich zu ihrem Vortheil wenden würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forderungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch die Thätigkeit des biederen

8. Die neue Zeit - S. 380

1877 - Leipzig : Brandstetter
380 ©cnerat sntmijt „ach Italien. Nach mehreren kleineren Gefechten kam am November 1796 bei den, Dorfe Arkole zu einer Haup,Wacht . D-ef-sdors liegt an einem kleinen Flusse, Alpon, welcher durch eine von Sumpfen durchschnittene Ebene in die Etsch fließt. Die über den Alpon führende Brücke war durch die am jenseitigen User aufgestellte oficrrctchtlche Artillerie gedeckt. Um den Besitz der Brücke und des Dorfes ward drei Tage lang hintereinander fast mit übermenschlicher Anstrenauna gemmpft. Ganze Kolonnen der anstürmenden Republikaner wurden von mörderischen Feuer der Oesterreicher niedergeschmettert. Die Generale stellten sich selbst an die Spitze und führten ihre Reihen im Sturmschritt aus tue Brücke, aber sie wurden blutig zurückgeworfen. Da ergriff Bona-parte selbst die Fahne, und mit dem Ruse: „Mir nach!" stürzt er mitten tm Kugelregen vorwärts auf die Brücke. Schon hatte er die Mitte erreicht, schon hatte er die Fahne als Siegeszeichen aufgepflanzt, da plötzlich erschien eine neue österreichische Truppenabtheilung und richtete sogleich das Geschütz aus den anstürmenden Feind. Es entstand ein furchtbares Getümmel auf der Brücke. Die Vordersten wichen bestürzt zurück und rissen bei so großer Gefahr ihren kühnen General, der nicht weichen wollte, mitten durch Todte und Sterbende mit Gewalt fort. Aber im Gedränge stürzte er von der Brücke in den Sumpf, bis zur Mitte des Körpers. Schon ist er vom Feinde umgeben, als die Grenadiere die Gefahr bemerken. Da erschallt der allgemeine Ruf: „Soldaten, vorwärts den General zu retten!" Sie kehren wüthend zurück, stürzen auf den Feind, drängen ihn über die Brücke zurück und Bonaparte ist gerettet. Zu gleicher Zeit erscheint eine französische Kolonne im Rücken des österreichischen Heeres und dieses tritt voll Bestürzung seinen Rückzug an. Diese dreitägige Mordschlacht entschied auch über Mantua's Schicksal Nachdem Wurmser alle Hülfsmittel des Muthes und eiserner Beharrlichkeit erschöpft hatte, mußte er sich aus Mangel an Lebensmitteln (1797) mit der ganzen Besatzung von 20,000 Mann kriegsgesangen ergeben. So ward Oesterreich zum Frieden (Kampo Formio) gezwungen, mußte Belgien und die Länder, die es in Italien besessen, abtreten und erhielt dagegen den größten Theil des Gebietes der tausendjährigen Republik Venedig, das der französische General früher verschenkte, als er es hatte; d. h. et versprach es an Oesterreich und eroberte es sodann. Dagegen bildete er aus den österreichischen Besitzungen in Italien eine neue eis-alpinische Republik mit der Hauptstadt Mailand; aus dem Gebiet von Genua ward die ligurische Republik gebildet. 3. So verließ Bonaparte ruhmgekrönt den ersten Schauplatz feiner glänzenden Siege, und da der französischen Republik damals nur noch ein Feind unbesiegbar war, das seemächtige England, so wurden alle Anstrengungen gegen dieses gerichtet und Bonaparte schon den 28. October 17ej7 zum Oberbefehlshaber der Armee gegen England ernannt. In

9. Die neue Zeit - S. 383

1877 - Leipzig : Brandstetter
großen Aufgabe zu schwach war, sollte einem Stärkeren weichen. Schnell brachte Bonaparte mehrere der einflußreichsten Männer, besonders den schlauen Sieyes, aus seine Seite, dann bewog er die erschrockenen Direktoren zur Abdankung und ließ sich vom Senat (dem Rath der Alten) zum obersten Befehlshaber der ganzen bewaffneten Macht ernennen. Nun mochten aber Viele schon ahnen, wohin eine solche Militärdiktatur führe, und als sich der Senat wie der Rath der 200 in St. Cloud versammelten, erhoben in letzterem die Republikaner ihre Stimme: „Außer dem Gesetz! Nieder mit dem Diktator!" Da trat Bonaparte mit mehreren Grenadieren in den Saal. Ein lautes Geschrei bestürmte ihn; man faßte ihn beim Kragen, Einige sollen mit Dolchen auf ihn losgerannt sein Nur mit Hülfe seiner Grenadiere ward er der Wuth seiner Feinde entrissen. Draußen aber versammelte Bonaparte seine treuen Soldaten um sich und sprach: „Ich habe Feinde, kann ich auf Euch zählen?" Hoch lebe Bonaparte! war die Antwort. Und sogleich befahl er dem General Mürat, mit geschlossener Kolonne in den Saal zu rücken und die Versammlung auseinander zu treiben. Der Sturmmarsch wurde geschlagen, die Saalthüren aufgerissen und auf das Kommando „Vorwärts!" rückten die Grenadiere mit gefälltem Bajonnet in der ganzen Weite des Saales vor. Und augenblicklich stoben alle Mitglieder der Versammlung aus Thüren und Fenstern. Am lö. Dezember 179u wurde eine neue Verfassung eingeführt — die vierte seit zehn Jahren. Es wurden auf zehn Jahre drei Konsuln ernannt, von denen aber Bonaparte der erste und eigentliche Regent war. Er ernannte zu allen Stellen des Krieges und des Friedens; er allein befehligte das Heer. Aber es war auch Zeit, daß eine festere Ordnung wiederkehrte, und diese Ordnung konnte nur mit eiserner Faust aufrecht erhalten werden. Nun gewann Frankreich sogleich ein neues Leben und der Kriegsschauplatz wurde mit Siegen eröffnet. Moreau ging über den Rhein, Bonaparte selbst über den großen St. Bernhard, gleich Hannibal, nach Italien, wo er am 5. Mai 1800 die große Schlacht bei Matengo den Oesterreichern abgewann. Die Eroberung von Oberitalien war die Folge des Sieges und als Moreau in Deutschland einen glänzenden Sieg bei Hohenlinden (3. Dezember) gewonnen hatte und bis Linz vorgedrungen war, kam es im Jahre 1801 zum Frieden von Lüneville (in Lothringen), den Kaiser Franz, von einem zehnjährigen Kampfe erschöpft, eingehen mußte, während Paul, Kaiser von Rußland, dessen Truppen in der Schweiz und Italien mitgefochten hatten, vom Kriegsschauplätze abtrat. In diesem Frieden verlor Deutschland das ganze linke Rheinufer; alle deutschen Fürsten wurden durch die eingezogenen (fäfularifirten) geistlichen Güter entschädigt dafür, daß sie dem Kaiser im letzten Kriege nicht beigestanden hatten. 5. Während der Ruhe arbeitete Bonaparte unablässig an der innern Wohlfahrt des Landes und suchte die durch die Revolution geschlagenen

10. Die neue Zeit - S. 403

1877 - Leipzig : Brandstetter
Zehnter Abschnitt. Revolutionen und Entwickelungskämpfe der letzten 50 Jahre in Deutschland und Frankreich. 1. Der deutsche Bund und Fürst Metternich. Nm 8. Juli war Ludwig Xviii. auf den Thron seiner Väter zurückgekehrt, am folgenden Tage zogen die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich Wilhelm Iii. in Paris ein. Am 20. November 1815 schlossen die verbündeten Mächte (Rußland, Oesterreich, Preußen, England) zum zweiten Mal Frieden mit Frankreich, das 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen, die geraubten Kunstwerke ausliefern, Savoyen und Nizza an das Königreich Sardinien, Saarlouis und Saarbrücken an Preußen, Landau an Bayern abtreten mußte. Daß Frankreich so gut davon kam, verdankte es besonders dem Wohlwollen des Kaisers Alexander und auch Wellingtons; für die Sicherheit Deutschlands war durchaus keine feste Westgrenze gewonnen und vergebens wiesen patriotische Staatsmänner und Generale darauf hin, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, um die früheren deutschen Reichslande, Elsaß und Lothringen, den Franzosen wieder abzunehmen. Auf dem Wiener Congreß, der die neue Ordnung der Dinge in Europa feststellte, wurden bereits die deutschen Interessen in den Hintergrund geschoben und England war mit Frankreich, Oesterreich mit Rußland wenigstens darin einverstanden, Deutschland nicht zu voller Machtentwickelung kommen zu lassen. Der edle deutsche Freiherr von Stein hatte auf dem Wiener Congreß nichts mehr zu sagen; der preußische Staatskanzler Hardenberg war schmiegsamer und was hätte auch Preußen, die kleinste Großmacht, gegen die drei andern vermocht? So mußten die preußischen Staatsmänner vor dem schlauen ränkevollen französischen Diplomaten Talleyrand und seinem Geistesverwandten Metternich, dein ersten Minister und bald nachher Staatskanzler Oesterreichs, die
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