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1. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 57

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 57 — Grenzen? — nach 0 gegen Belgien und Deutschland (v. Calais bis Belfort) 500 km, gegen die Schweiz und Italien (D. Belfort bis Nizza) 450 km — nach S die Mittelmeerküste (von Monaco bis Perpignan) 450 km, gegen die Pyrenäen 400 km — nach W gegen die atlant. Küste (von Bayonne bis Brest) 600 km, ebenso die Küste am Ärmelmeer. Welche natürlichen Grenzen bilden Schuh gegen Angriffe von außen? — gegen Italien, Schweiz und Spanien durch hohe Gebirgswälle, gegen England der Kanal. Suche die Eingangsthore nach Deutschland und Belgien? — Burguuder Pforte, Paß von Zabern, Straße von Mainz nach Metz n. s. w. Folge? Kriege — Festuugen. Gestalt? — Sechseck. Zeichnung im ungefähren Maßverhältnis nach den obigen Grenzbestimmungen. Gliederung? — Löwengolf — Einbuchtungen zwischen den Halbinseln Bretagne und Normandie. — Die Norman. Inseln (brit.). Ii, 2. Welche Vorzüge hat die Lage Frankreichs? a. Die Grenzgebirge und Meeresküsten gewähren nach vielen Seiten einen natürlichen Schutz gegen feindliche Angriffe von außen (Nach- weis!) Nur gegen Deutschland und Belgien liegt das Land ziem- lich offen da; daher haben die Franzosen dort die Festungen Toul, Verdun, Lille, Sedan, Belfort angelegt — daher hat sich die fran- zösische Sprache nach Belgien, Elsaß und der Schweiz verbreitet. b. Frankreich ist an 3 Seiten vom Meere begrenzt; daher können die Franzosen bequem mit andern Völkern in Handelsverbindung treten (Nachweis!) Die schiffbaren Flüsse und Kanäle führen leicht die Waren aus dem Innern bis an die Küste und umgekehrt. c. Infolge der südlichen und meritianen Lage ist das Klima so mild und feucht. Folge? Südfrüchte. Wie ist die Gliederung? Wenig Busen und gute Häfen; aber die Mündungen der meisten Flüsse erweitern sich busenartig, so daß die großen Seedampfer weit ins innere Land einfahren können. B. Die französischen Westalpen und ihre Vorländer. Ii, 1. Lage und Ausdehnung der Westalpen? — von Genf nach Nizza. Gestalt? Höhe? — über die Schneegrenzen — Hochgebirge. Berge? Mont Blane 4810 m, Mont Cenis. Abhänge? — nach Italien steil, nach Frankreich allmählich, Voralpen unter der Schneegrenze. Bodenbeschaffenheit? — im Hochgebirge Granit, Gneis, Glimmer- schiefer — Urgebirge, in den Vorländern zwischen Westalpen und Rhone Kalk und Kreide. Zwischen West- und Voralpen lange, enge

2. Europa - S. 84

1897 - Leipzig : Wunderlich
Vierte methodische Einheit. 1. Frankreich im allgemeinen. ^ik!: Wir lernen heute das Land unseres Erbfeindes kennen, ein von der Natur begünstigtes Land. Der Unterricht schreitet sort an der Hand dreier Fragen: I. Inwiefern ist Frankreich das Land des Erbfeindes? Die Kinder weisen auf Grund des Geschichtsunterrichts nach, wie seit Jahrhunderten die Franzosen feindlichen Sinnes gewesen sind und nehmen da besonders Bezug aus Ludwig Xiv. (Verwüstung der Pfalz), auf Napoleon I. (Preußens Demütigung. — Freiheitskriege) und auf Napoleon Iii. (Krieg 1870/71. — Der 2. September. — Versailles. — Revancheschreier.) Ii. Was lehrt die Karte über dieses Land? A. Sie verschafft uns zunächst eine genaue Kenntnis von der Gestalt und von der Lage der Republik. Wir finden: Frankreich hat ungefähr die Gestalt eines Vierecks*). Man kann unterscheiden eine 1. Nord seit e. Sie liegt am Ärmelkanal, also an dem Meeres- teile, der Frankreich von England trennt. 2. Ostseite. Sie beginnt an der Straße zwischen Dover und Calais (spr. kalä) und reicht bis zum Mittelmeere. (Grenze gegen Bel- gien, Deutschland, die Schweiz und Italien.) 3. Südseite. Sie wird gebildet von einem Teile des Mittel- meeres, dem Golfe äu Lion, (spr. dü liöng) und den Pyrenäen. (Grenze gegen Spanien.) 4. Westseite. Sie liegt an einem Teile des atlantischen Ozeans, am Golse von Biscaya, der einen nach Westen offenen Bogen bildet. Zur sachlichen Besprechung. a. Wie mag der Meeresteil, der England und Frankreich trennt, zu dem Namen „Ärmelkanal" gekommen sein? — Sprich dich über das französische Ufer des Kanals noch genauer aus! (Zwei Buchten, eine *) In gehobenen Schulen kann es auch als Sechseck mit drei Küsten und drei festländischen Seiten aufgefaßt werden.

3. Europa - S. 3

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 3 — Wenn 10 ein Kartenentfernung einer Entfernung von 400 km entsprechen, so entspricht 1 „ „ „ „ „ 40 „ und 100 „ (1 m) ., „ „ „ 4000 „ (4000000 in.) Sonach entspricht 1 Meter Kartenentfernung einer Ent- sernnng von 4000000 Meter in Wirklichkeit, d. h. mit anderen Worten: Die Karte von Europa ist in einem Maßstabe von 1 : 4000000 ge- zeichnet. Bei ihrer Herstellung hat also der Zeichner einen viel kleineren Maßstab verwendet, als bei der Herstellung der Karte von Deutschland. b. Ziel: Wir stellen fest, woher es kam, daß wir Deutschlands Meere, Geb irge und Städte so schnell auf derkartevon Europa wieder gefunden haben. Es wird gemeinsam gefunden, daß die Karte von Enropa zur Dar- stellung dieselben Zeichen verwendet, wie die Karte von Deutschland. Wir sehen auch aus der Karte von Europa dargestellt: a. Nord- und Ostsee als ausgedehnte blaue Flächen, b. Den Rhein, die Weser, die Elbe u. s. w. als schwarze Linien, e. Die norddeutsche Tiefebene als grünliche Fläche, 6. Die deutschen Mittelgebirge hellbraun, e. Die Alpen dunkelbraun, f. Die höchsten Berggipfel weiß, g. Die größeren Städte (Berlin) als schwärze Vierecke, die klei- neren Städte (Dresden) als schwarze Punkte, h. Die Eisenbahnen als unterbrochene Linien und i. Die Grenzen als farbige Linien. Ergebnisse. Wir haben sonach von der Karte von Europa zu merken: 1. Sie stellt einen großen Teil der von uns bewohnten Erde dar, nämlich die Länder Deutschland, Rußland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Norwegen, England, Spanien und Portugal, Italien, Türkei und Griechenland. 2. Sie ist im Maßstab von 1 : 4000000 gezeichnet. 3. Sie verwendet zur Darstellung dieselben Zeichen, wie die Karte von Deutschland. (Meer: blaue Fläche, Tiefebene: grünliche Fläche, Fluß: schwarze Linie, Grenze: farbige Linie, Eisenbahn: unterbrochene Linie u. s. w.) Anwendung. 1. Zeige Deutschland! Zeige Italien! Zeige Griechenland u. s. w. 2. Gehe von Berlin aus in gerader Linie immer nach Osten {Westen, Süden, Norden)! Durch welche Länder sührt dein Weg? 1*

4. Europa - S. 155

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 155 — Woher mag das kommen? Dort findet sich nicht nur Wärme (Süd- liche Lage!), sondern auch genügend Feuchtigkeit. (Meer!) 9. Religion der Bewohner. Ans allen drei Halbinseln finden wir Leute, die einen anderen Glauben haben als wir. Wir lernten kennen: Römisch-katholische Christen (Besonders auf der Pyrenäenhalbinsel und in Italien), griechisch-katholische Christen (Griechenland!), Mnhamedaner (Türkei) und Juden. (Besonders in Spanien, Rumänien und der Türkei). Vergleichen wir diese Religionen mit der nnsrigen, so finden wir: Am nächsten stehen uus die Anhänger der römisch-katholischen und der griechisch-katholischen Kirche, denn diese sind wie wir A. Christen. Sie verehren einen Gott und glauben, daß dieser sich in Jesum Christum, den er gesandt hat, geoffenbart hat. Ihr heiliges Bnch ist die Bibel. Doch müssen wir unterscheiden: Wir 1. evangelischen Christen haben zwei von Christo selbst eingesetzte Sakramente (Taufe und Abendmahl) und glauben, daß der Mensch ge- recht werde ohne des Gesetzes Werk allein durch den Glauben. — Die 2. katholischen Christen dagegen verehren wohl mit uns Gott und Jesum Christum, rufen aber auch die Jungfrau Maria und die Heiligen an. Sie glauben, daß der Mensch durch den Glauben und durch gute Werke selig werde. Sie stellen am Wege Christusbilder oder Bildsäulen der Heiligen aus, errichten auf den Hügeln Kapellen und unternehmen nach denselben an gewissen Festen Prozessionen und Wallfahrten. Sie teilen sich in a. griechisch-katholische Christen (Oberhaupt ist der Patriarch von Kon- stantinopel) und b. römisch-katholische Christen (Oberhaupt ist der Papst in Rom), haben aber sonst nur geringe Unterschiede. Ferner stehen uns die B. Juden. Sie verehren zwar auch nnr einen Gott, meinen aber, daß sich derselbe nur durch ihren Gesetzgeber Moses offenbart habe. C. Muhamedaner. Auch sie kennen nur einen Gott, sind aber der Überzeugung, daß sich dieser Gott ihnen durch Muhamed offenbart und seinen Willen im Koran niedergelegt habe. Alle drei Religionen sind sich also darin ähnlich, daß sie nur einen Gott anerkennen und sich als geoffenbart bezeichnen. 10. Staaten. Nur die Apeuninenhalbinsel bildet (Wenn wir von den Inseln Korsika und Malta absehen!) auch politisch ein Ganzes. (Königreich Italien.) In die Pyrenäenhalbinsel teilen sich zwei Völker. (Spanier und Portugiesen.) Auf der Balkanhalbinsel finden wir sogar eine ganze Anzahl Staaten. (Vergl. S. 144). Woher mag es kommen, daß nicht auch auf der Balkanhalbinsel die verschiedenen Volks- stamme zu einem großen Staate verschmelzen? (Der gittersörmige Auf- bau der Halbinsel ist daran schuld, er schließt die einzelnen Volksstämme

5. Europa - S. 229

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 229 — 7. Handel. (Ausfuhr von Kaviar, Getreide, Hanf, Wolle, Leder und Häuten, Pelzwaren, Metallen.) Vergleich. a. 3ifl: Wir vergleichen heute Rußland und Spanien mit- einander. Dies kann geschehen in Bezug auf: 1. Lage. a. Beide Länder sind Grenzländer, und zwar bildet Rußland den äußersten Osten, Spanien (und Portugal) den äußersten Westen unseres Erdteils.) b. Beide Länder grenzen im Süden an ein Binnenmeer, dessen Ausgang sie nicht besitzen. Gibraltar befindet sich in den Händen der Engländer, Konstantinopel in dem Besitze der Türken. 2. Bevölkerungsdichte. Beide Länder haben eine geringe Bevölkerungsdichte. In Spanien kommen nur 34, in Rußland sogar nur 18 Einwohner auf 1 qkm. (In Sachsen dagegen!) 3. Bodenbeschaffenheit. a. Beide Länder besitzen Randgebirge. (Ural, Kaukasus, Jailagebirge — cantabrisches Randgebirge, Pyrenäen, Gebirge von Granada.) b. Beide Länder haben im Inneren Erhebungen. (Waldai- höhe, Bergufer der Wolga — Scheidegebirge.) Doch ist das Innere Rußlands Tiefebene, das Innere Spaniens dagegen meist Hochebene. 4. Bewässerung. a. Beide Länder haben große Ströme aufzuweisen, doch haben die Flüsse Spaniens mit Ausnahme des Ebros alle eine entschieden West- liche Richtung, während die Flüsse Rußlauds sich vom Innern aus strahlenförmig über das Land verbreiten. Außerdem ist hervorzuheben, daß die spanischen Flüsse wasserärmer und nicht so zur Schisfahrt geeignet sind, wie die russischen Ströme. b. Rußland ist reich, Spanien arm an großen Seen. 5. Klima. Beide Länder haben Kontinentalklima, doch liegt das bei Spanien daran, daß die Randgebirge den Seewinden den Eingang versperren, während es in Rußland daher kommt, daß das Innere zu weit von dem

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 168

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 168 — gegen dasselbe erhob, konnte er nicht länger untätig bleiben. Die Sachsen fochten im Verein mit den Preußen rühmlich bei Kaiserslautern und später bei Wetzlar. Da aber 1795 Preußen mit Frankreich einen Sondervertrag zu Basel schloß, ließ er sich gleichfalls int Vertrage zu Erlangen 1796 zur Neutralität bestimmen und sein Land war durch die preußische Grenz- oder Demarkationslinie. vor dem Einfalle der Franzosen geschützt. ^Preußen hatte 1806 schon mit Sachsen und Rurhessen über die Stiftung eines norddeutschen Bundes verhandelt, als der Krieg ausbrach. Friedrich August schloß sich an Preußen an und stellte ihm ein Heer von 22000 Mann. Leider war ihnen das Kriegsglück abhold. 7000 davon gerieten bei Jena in französische Gefangenschaft. Der allgefürchtete Eroberer zeigte sich gegen Sachsen nicht so streng, als man erwartete. Zwar besetzte er ohne weiteres Leipzig und Dresden und verlangte große Lieferungen und hohe Kriegsauflagen (sieben Millionen), aber er entließ die Gefangenen in ihre Heimat und schloß mit Friedrich August sogar einen Waffenstillstand, dem bald darnach der Friede zu Posen (am 11. Dezember 1806) folgte.*) 7. Sachsens Erhebung zum Königreiche. Dieser Friedensschluß hat für Sachsen und die Wettiner eine außerordentliche Bedeutung erlangt, obgleich Sachsen keinen Fuß breit Land gewann oder verlor. Es ward jedoch zum unabhängigen Königreiche erhoben und Friedrich August hieß nun der Erste, nicht mehr der Dritte. So erlangten jetzt die Wettiner ohne ihren, vielleicht gegen ihren Willen die sächsische Königskrone. Die Reichsverfassung war *) In klug berechneter Weise wußte Napoleon den Haß und das Mißtrauen der Sachsen gegen Preußen zu entfachen. Schon vor der Schlacht bei Jena schrieb er in seinem Aufrufe: Die Preußen wollen Sachsen zwingen, seiner Unabhängigkeit zu entsagen, indem sie es schon zu ihren Provinzen zählen. Er aber wolle die sächsische Unabhängigkeit, Verfassung und Freiheit schützen. Nach der Schlacht bei Jena ließ er in der „Leipziger Zeitung" ausführen, daß Preußen der Störer des allgemeinen Weltfriedens, die Königin Luise die persönliche Veranlass enrt des Krieges, Napoleon hingegen der Schirmherr des Friedens sei. Da seine Truppen Sachsen, obgleich es noch als feindlich galt, ausnahmsweise milde behandelten, söhnte man sich bald mit dem Umschwung der Verhältnisse aus und verehrte in Napoleon den großen Kaiser, den unwiderstehlichen Sieger und Friedensbringer. Aber da dann Sachsen unaufhörlich Truppen stellen mußte, gewann auch die franzosenfeindliche Richtung an Boben. Insbesondre 1809 wünschten „viele Sachsen Österreich den Sieg. Infolgedessen ließ Napoleon eine scharfe Überwachung der Zeitungen einführen. Außerdem erregten die Verbrennungen englischer Waren in Leipzig und die drückenden Durchzüge der Truppen nach Rußland das Volk tief. Schon machte sich die Unzufriedenheit in allerlei verächtlichen Ausdrücken über Napoleon, den „Räuber", den „Mörder", den „Vielfraß an Ländern" Luft und Ende 1812 ward es auch manchem Sachsen klar, daß man 1813 unerhörte Dinge erleben, daß die Rache den großen Verbrecher ereilen, die „Dreizehn" ihre schlimme Eigenschaft bewähren werde.

7. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 188

1910 - Leipzig : Wunderlich
188 Karl Lamprecht. Ägypten, in das schon die Züge Ludwigs des Heiligen französische Heere geführt hatten, 1798 durch Napoleon scheinbar für Frankreichs Herrschaft und sicherer für Frankreichs Kultur gewonnen worden, bis sich schließlich, nach schwankenden Einflüssen, England 1882 in den Besitz des Landes brachte; so hat ferner Frankreich seit 1830 Algier erobert und dem 1881 Tunis hinzugefügt. Der äußerste Süden endlich des Weltteils war ursprünglich niederländischen Elementen anheimgefallen, über die sich dann Engländer, zunächst in der Kapkolonie, derart hinwegschoben, daß die ursprünglichen Kolonisten teilweis der neuen englischen Herrschaft anheimfielen, teilweis nach Norden und ins Innere zur Bildung neuer Staaten auswichen. War dies in ganz kurzen und groben Zügen die Lage bis in den Be- ginn der ersten achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, so war doch schon um diese Zeit klar, daß in diesen Zustand binnen kurzem Bewegung kommen würde durch ein Element, dessen Fehlen einst allein dem Papste seinen Machtspruch zugunsten Portugals ermöglicht hatte: durch die genauere Kenntnis des Landes. In der Tat hatte, während die poli- tischen Machtverhältnisse sich einstweilen weniger änderten, die wissen- schaftliche Beherrschung Afrikas in dem letzten halben Jahrhundert vor 1880 entscheidende Fortschritte gemacht: und es konnte nicht aus- bleiben, daß ihre Ergebnisse auch zur Verschiebung der politischen Lage führten. Da ist es denn bezeichnend, daß das staatliche Gebilde, das am frühesten neues Leben in die politische Konstellation brachte und von dessen Auftauchen an wohl am ehesten die heute bestehende neue Macht- Verteilung in Afrika datiert werden kann, der Kongostaat gewesen ist: in hohem Grade ein Erzeugnis auch rein wissenschaftlicher Kraftbetä- tigung. König Leopold Ii. von Belgien hatte im Jahre 1876 zur Erforschung der noch unbekannten Teile Afrikas eine „Internationale afrikanische Gesellschaft" begründet, an der sich, mit Ausnahme der Engländer, An- gehörige aller wichtigen Nationen beteiligten. Aus dieser Gesellschaft entstand im Jahre 1878, nach Stanleys erster Durchquerung Afrikas in der Richtung von Zanzibar nach der Mündung des Kongos, das Comite d'etudes du haut Congo als Vorläufer der späteren Jnter- nationalen Kongogesellschaft; und Stanley und Brazza, letzterer unter Erwerbung von Hoheitsrechten für Frankreich, fetzten dann im befondern die Erforschung und territoriale Bezwingung des Kongogebietes fort; 1879 wurde die Station Vivi gegründet, 1881 Stanley Pool und im gleichen Jahre Leopoldville. So sah es denn bald danach aus, als wenn hier aus zuerst vornehmlich wissenschaftlichen Studien ein neues Staats- wesen irgendwelcher Art hervorgehen werde: die echt moderne Ver- bindung wissenschaftlicher Bewältigung der Welt und freien Unter- nehmertnms stellte sich ein: und als Hauptunternehmer des neuen

8. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 189

1910 - Leipzig : Wunderlich
Stellung d. deutschen Kolonialpolitik innerhalb d. kolonialen Bestrebungen usw. 189 in Entstehung begriffenen Gebildes erschien der wirtschaftlich unter- nehmendste Kopf unter den Souveränen Europas, König Leopold. Allein die benachbarte wichtigste Kolonialmacht, das alte Portugal, und das allgegenwärtige England waren nicht gewillt, in dem aus- gedehnten Gebiete des Kongos einen so gefährlichen Konkurrenten auf- kommen zu lassen; und so gingen sie auch ihrerseits mit Landkäufen und Vertragsschlüssen vor. Dabei beruhigten sie sich aber bald nicht bloß mit der Absicht, den Einfluß der Kongogefellschaft zu vernichten; sie wollten vielmehr die Nutznießung der Gebiete des Kongobeckens für sich monopolisieren und einigten sich zu diesem Zwecke im Februar 1884 auf einen Vertrag, dessen Durchführung Portugal vor allem ein Recht der Zollerhebung an der Kongomündung gegenüber allen Mächten (mit Ausnahme natürlich Englands), England aber wesentlich die poli- tische Herrschaft im Hinterlande und damit den Hochsitz an einer der wichtigsten Stellen für eine künftige Verbindung der Kapbesitzungen und Ägyptens zu geben bestimmt war. Indes die beiden Staaten drangen mit ihren selbstsüchtigen Plänen nicht durch. Die anderen Mächte prote- Merten unter Führung des Deutscheu Reiches gegen den Vertrag; eine Konferenz zur Ordnung der Kongofrage, die von November 1884 bis Februar 1885 in Berlin tagte, führte schließlich dazu, daß die Vereinigung der Territorien der Kongogesellschaft innerhalb bestimmter Grenzen als selbständiger Staat anerkannt wurde; und im August nahm Leopold Ii. den Titel eines Souveräns des unabhängigen Kongostaates an. Wir haben hier nicht auf die inneren, entwicklungsgeschichtlich über- aus lehrreichen Schicksale des Kongostaates einzugehen — sie zeigen wie an einem Schulbeispiele, welchen Wandlungen und Gefahren ein auf den Prinzipien moderner Unternehmung und wissenschaftlicher Technik auf- gebauter Staat ausgesetzt sein kann —, wir nehmen auch nur vorüber- gehend davon Notiz, daß dieser Staat inzwischen kommerziell wie poli- tisch in ein immer engeres Verhältnis zu Belgien getreten ist: für unsere Betrachtung erscheint es als vornehmlich wichtig, daß es die Bildungs- triebe eben dieses Staates vor allem gewesen sind, die den jüngsten politischen Wettbewerb um Afrika eröffneten. In diesen Wettbewerb traten nun neben England, Frankreich und dem Deutschen Reiche auch Italien, im Hintergrunde mit gewissen Neigungen für Abeffinien und Umgegend auch Rußland ein: mit Aus- nähme Österreichs also alle Großmächte Europas. Von diesen Mächten blieb zunächst Italien hinter den übrigen zurück. Es machte seit dem Jahre 1882, zum Teil wohl, um sich über die Fort- schritte Frankreichs in Tunis zu trösten, eine Reihe von Erwerbungen an der afrikanischen Nordostküste, die später zu der Kolonie Erythräa ver- einigt worden find. Aber die stolze Absicht, es von hier aus zur Beherr- schung der gesamten Nordostecke und namentlich Abessiniens zu bringen, scheiterte. Nach einem unglücklichen Kriege gegen den Negus in den

9. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 13

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 13 - Zwischenhandel ihren Mitbewerbern. Ihre Reederei und ihr Schiffsbau waren nicht entwickelt genug. Daher fielen sie fremden Schifffahrern in die Hände. Durch die Ausgaben für die Seefrachten aber entgingen ihnen hohe Gewinne. Nur solche Völker, die eine hoch entwickelte Reederei und Schiffahrt und einen ruhigen, umsichtigen Kaufmanns- und Gewerbestand haben, können Kolonien gewinnbringend verwalten. Infolge ihrer verfehlten Kolonialpolitik mußten sie am Ende auch den größten Teil ihrer überseeischen Besitzungen verlieren. Aus Angst vor dem drohenden Verlust hielten sie diese Gebiete nieder und ließen sie nicht sich gedeihlich entwickeln. Gerade darum aber entstand in den amerikanischen Gebieten das Bestreben, sich vom Mutterland, das sie so schnöde und stiefmütterlich behandelte, loszureißen und sich selbständig zu machen. In den napoleonifchen Kriegen brachen in Mexiko und andern spanischen Kolonien Aufstände ans, welche von England eifrig gefördert wurden, weil es daraus Nutzen für feinen Handel zu ziehen hoffte. 1817 erhob sich Chile und erkämpfte sich in einem siebenjährigen Kriege seine Freiheit und Unabhängigkeit. Ihm folgten die andern nach. So waren um 1825 alle spanischen Kolonien frei und unabhängig. Die meisten verwandelten sich nach dem Vorbilde der Vereinsstaaten in Republiken, nur Mexiko und Brasilien machten eine Ausnahme, doch haben sie ihre Fürsten wieder vertrieben, Mexiko nach kurzer Zeit, Brasilien 1890. Da Spanien 1899 auch Kuba nebst Portoriko an die Union abtreten und die Philippinen an sie verkaufen mußte, so besitzt es von feinem einstigen Kolonialreiche nur noch einige kümmerliche Reste. Portugal hat zwar seine afrikanischen Besitzungen bis heute behauptet, aber bereits 1898 schloß England mit dem Deutschen Reiche um ihretwillen eine Art Teilungsvertrag, der jedoch geheim gehalten wird. Zweifellos fällt früher oder später ein großer Teil davon wegen Portugals starker Verschuldung England zu, das schon oft die Hand nach manchem portugiesischen Besitze ausgestreckt hat. Ii. Die Niederlande als Kolonialmacht. 1. Der gewerbliche Aufschwung der Niederländer. Die fruchtbaren Gebiete an den Mündungen des Rheins, der Maas und der Schelde, das heutige Belgien und Holland, gehörten ehemals zum alten Deutschen Reiche. Doch gewannen die Grasen von Flandern (an der Schelde), von Seeland (an der Rheinmündung), Holland (an der Issel) und die Herzoge von Brabant (zwischen Maas und Schelde) schon früh große Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Doch kam um 1450 das Haus Burgund (Karl der Kühne) in den

10. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 16

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 16 — 1585) das reiche Antwerpen und verheerten es. Nun wanderte von den Antwerpenern aus, wer irgend konnte. Die südlichen Provinzen unterwarfen sich und blieben der katholischen Kirche treu. Aber ihre wirtschaftliche Blüte war geknickt und der Welthandel mußte sich einen neuen Sammelpunkt suchen. Spaniens Glanbenseifrer konnten wohl zerstören, aber nicht aufbauen; sie wollten ernten, aber nicht im Schweiße ihres Angesichts säen, pflügen und arbeiten. In den nördlichen Landschaften tobten die Kämpfe weiter. Hier fanden die Spanier natürliche Schwierigkeiten, die sie nicht überwinden konnten. Um die spanischen Heere zurückzutreiben, scheuten sich die Holländer nicht, die schützenden Dämme und Deiche zu durchschneiden. Die über die niedrigen Fluren widerstandslos dahin brausenden Fluten zwangen die Feinde zum Rückzüge. Namentlich die „Geusen" („ßunv pen", deren Wahlspruch lautete: treu bis zum Bettelsackj schürten die Aufstände. Unter Wilhelm von Oranten vereinigten sich 1579 die nördlichen Landschaften und erklärten sich 1581 für unabhängig. Die neue Republik der „vereinigten Niederlande" lag natürlich mit Spanien ununterbrochen in Krieg. Da nun damals Portugal und Spanien vereinigt waren (1580—1640), so mußte und konnte sich Holland an beide halten. Der Krieg aber ward vornehmlich zur See ausgefochteu und hat keinen eigentlichen Friedenschluß, sondern nur einen Waffenstillstand gefunden. Erst 1648 erkannte Spanien Holland als freien Staat an. 3. Hollands wunderbarer kolonialer Aufschwung. Die Seekriege bestanden damals fast nur aus Kaperei, aus der kriegsmäßigen Seeräuberei. Man suchte vor allem die Handelsmarine zu vernichten und Küsten- und Hafenstädte zu beschießen und zu brandschatzen. Hierin zeigten sich die Niederländer bald als Meister. Die überseeischen Niederlassungen Spaniens und Portugals wurden geplündert und die mit amerikanischem Silber beladenen Schiffe weggenommen. Diese Kaperei bildete lange einen reichsprudelnden Einkommensquell. Freilich nahmen 1594 die Spanier in Lissabon den Niederländern auch 50 Schiffe weg. Dafür vernichteten sie die spanische Flotte bei Gibraltar und erkämpften sich damit auch die Seeherrschaft im Mittelmeer. Hatte der Papst Alexander einst den Spaniern und Portugiesen die ganze neue Welt und das unermeßliche Weltmeer zugesprochen, so verkündeten die wagemutigen und kriegs- und seetüchtigen Niederländer stolz: Das Meer ist frei (mare liberum) und wir haben das Recht, mit allen fremden Ländern Handel zu treiben. Von diesem Rechte machten sie nun auch den ausgiebigsten Gebrauch. Niemand machte ihnen jetzt das Weltmeer streitig. Die Wälder des Schwarzwaldes, des Wasgenwaldes und der Ardennen spendeten ihnen das zum Schiffsbau erforderliche Holz, das der Rhein, die Mosel und die Maas ihnen billig zuführten.
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