Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Ostfriesland
I
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Dritte Periode.
stammt vorhanden, so folgte der jüngste Sohn dem
Vater in der Regierung und erbte die Herrlichkeit.
Die andern Geschwister wurden von ihm durch eine
Appanage abgefunden. Diese Erbfolge fand auch noch
in spateren Zeiten bei den Herrlichkeiten, ja, zufolge
des alten ostfriefischen Landrechts, sogar bei den Bau-
erhöfen statt. Uebrigens gingen diese Herrlichkeiten
nach der gesetzlichen Erbfolge nicht bloß auf die männ-
liche Linie, sondern in Ermangelung derselben auch
auf die weiblichen Nachkommen über.
4.
Gegenseitiges Verhältniß der Häuptlinge.
Ihre Fehden.
Ein trauriges Blatt in der vaterländischen Geschich-
te füllt überall diese Periode aus. Man kann sie das
Zeitalter der Fehden nennen. Verschwunden
war die alte Freiheit und Sicherheit des Volks, seine
altangestammten Rechte und Gerechtigkeiten waren ein
bloßes Blendwerk geworden, womit man cs bethörte.
Tief gesunken war der in dem goldenen Zeitalter der
Freiheit so sehr gestiegene Wohlstand des Landes und
überall leuchtete die Fackel innerlicher Unruhen und
gegenseitiger Befehdungen der Häuptlinge. Diese klei-
nen Regenten in den Herrlichkeits-Distrikten hatten
nemlich unter sich durchaus kein politisches Verhaltniß
und waren ganz unabhängig von einander. Es konnte
daher nicht fehlen, daß sie nicht, bei der allgemein
unter ihnen herrschend gewordenen Sucht, ihre Gebiete
zu erweitern und raubsüchtig ihre Hände nach fremdem
Eigcnthum auszustreckm, unter sich in die bittersten
Feindseligkeiten und Zankereien verwickelt wurden. So
befehdete denn einer den andern, unter dem Vorwän-
de, daß dieser oder jener Häuptling dem Volke seine
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Fünfte Periode.
Theda, Edzards des Großen zweite Tochter,
zeichnete sich schon als Kind durch ihre Frömmigkeit
und durch kindliche Liebe zu ihrem Vater rühmlich
aus. Welch ein Kontrast zwischen ihr und ihrer Ahn-
frau, der quadcn Foclke! Sie war in dem Kloster
Maricnthal zu Norden erzogen, nahm als ein Kind
von ungefähr zehn Jahren den geistlichen Orden an
und ließ sich als Nonne einkleidcn. Mit tiefer Rüh-
rung, mit einer heiligen Sehnsucht nach dem Unsicht-
baren, deß Braut sie jetzt geworden war, und an
dem ihre fromme Seele hing, nahm sie den Schleier.
Gern opferte sie den Schmuck ihrer goldgelben Haare
der Liebe zu ihrem himmlischen Bräutigam, verzichtete
mit Freuden auf die glanzenden Vorzüge und Aus-
zeichnungen ihrer hohen Geburt, fest vertrauend, daß
ein schöneres Kleinod sie einst schmücken uud eine himm-
lische Wonne sie für ihre Entsagung entschädigen wür-
de. Ihrem heißgeliebten Vater sandte sie in einem
aus der Fülle des Herzens geschriebenen Briefe eine
ihrer Haarlocken, die noch jetzt nebst dem eigenhändi-
gen Briefe in dem Auricher Regierungs-Archive sich
befindet. Möge letzterer als ein Denkmal ihres from-
men, rein-kindlichen Herzens und zugleich als eine
Probe des Geschmacks ihres Zeitalters hier in der Ur-
sprache ein Plätzchen finden.
Edele Walgeboren gnädige weerde
leeve Heer Bader.
Jhuwer ghenaden leeften wil ghcleven toe weten,
dat ick mij hebbe tleden laten nar der ghestlijckcit,
un mijn haer is mij afgesneden, daer ick ju een stren-
ghe van sende. Weerde leeve Heer Bader, hadd et
mij neet ghedaan dat loen, dat ick daer voer Hape toe
ontfacn, en ock vorder de leefre mijn leeve Heer Va-
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