303
Die asiatische Türkei.
auf, und die Haut schalet sich ab. Wer sich badet in
diesen Fluthen, der verliert seine ganze Haut. Be-
ständig schwimmen auf dem See große Klumpen As-
phalt oder Judenpech, eine Art Erdharz, welche
man benutzt, um Pferdegeschirre einzureihen, weil dann
die Pferde von Inserten nicht geplagt werden.—- Auf diese
Weise hat Gott der Gerechte das todte Meer als ein
Beispiel hingestellt, wie er schändliche Sünden der Un-
zucht straft. —' Das todte Meer erhalt durch den Jor-
dan und andere kleine Nebenflüsse immer neuen Zuwachs,
und fließet doch niemals über, obschon es keinen bekann-
ten Abfluß hat.
Die Hauptstadt Palastina's, die wichtigste Stadt des
Erdbodens, ist
Jerusalem, denn von Jerusalem ging das Licht des wah-
ren Glaubens aus. Das jetzige Jerusalem liegt nicht ganz an
der Stelle des ehemaligen, denn der Berg Sion liegt ausser-
halb der jetzigen Stadt, und Golgatha, wo unser Heiland am
Kreuze starb, innerhalb der Stadt. Das jetzige Jerusalem ist
eine starke Festung; eine Mauer von großen Quadern, 40 Fuß
hoch, umgibt die Stadt, und in der Mauer sind viele bis 120
Fuß hohe Thürme angebracht. Jerusalem hat 7 Thore, 3/4
Stunden Umfang und 20,000 Inwohner, von denen 10,000 Ju-
den, 5000 Christen und 5000 Muhammedaner sind. Im Ganzen
hat die Stadt ein finsteres Ansehen, wie alle Städte des Mor-
genlandes, und die größten Merkwürdigkeiten sind die Kirche
des h. Grabes, die verschiedenen Klöster der Christen und die
Omarmoschee. Die Kirche des h. Grabes hat die Form
des Kreuzes, ist 125 Schritt lang, 70 breit, und sehr unregel-
mäßig gebauet. Sie umfasset alle Stellen, die in der Geschichte
der Kreuzigung und Auferstehung Jesu merkwürdig sind. Mitten
im Eingänge der Kirche brennt immer eine Lampe über einer
Marmortafel, die von einem eisernen Geländer umgeben ist;
hier haben Joseph von Arimathia und Nikodemus die Leiche Jesu
einbalsamirt. Weiter links kommt man unter eine Kuppel, un-
ter welcher sich das h. Grab befindet. Dieses ist eine Felsenka-
pelle, mit weissem und braunem Marmor bekleidet, 6 Fuß lang,
6 Fuß breit, 9 Fuß hoch, der Eingang aber hat nur 4 Fuß
Höhe. Ein Stein hinten in dieser Kapelle, 3 Fuß hoch und
breit, und solang, wie die Kapelle breit ist, dient als Altar,
an welchem täglich von Morgens 2 Uhr bis Mittags 12 Uhr
Messe gehalten wird, denn auf diesem Steine lag die Leiche Jesu
im Grabe. Wer das h. Grab betreten will, muß seine Schuhe
ausziehen. Am Gewölbe des h. Grabes hangen 27 große silberne
Lampen, trefflich gearbeitet, die unaufhörlich brennen. — Einige
Schritte nördlich vom h. Grabe ist ein großer runder Stein von
grauem Marmor, wo Jesus nach seiner Auferstehung als Gärt-
ner zuerst der h. Magdalena erschien. Bon da rechts steigt man
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334 Ostindien.
den Umfang, schlechte krumme Straßen mit Kanälen und Lei-
chen zum Baden für die Hindu, 800,000 Jnw. (wie Paris), un-
ter denen Hindu, Engländer und viele andere Europäer, schwarze
Negersclaven, Araber, Perser, Mongolen u. s. w. Die Hauser
der Engländer sind Paläste, der Hindu aber elende Hütten aus
Bambusrohr. Wie wichtig der Handel ist, kann man daraus
ermessen, daß der Zoll wohl schon in einem Jahre 5 Millionen
Thaler eingebracht hat. Elephanten gehen auf den Straßen Cal-
cuttas ohne Führer hin und her, und tragen Lasten nach ihren
Bestimmungsorten, arbeiten am Flusse, u. s. w.— Dakka,
an einem andern Arme des Ganges, hat 200,000 Jnw. und lie-
fert die feinsten baumwollenen und seidenen Zeuge- — I a g r e-
nat am Meere hat einen uralten Hindutempel — Pagoden
werden -solche Tempel genannt— der in einem Felsen ausgehauen
ist, und jährlich von mehr als 1 Million Pilger besucht wird. —
Benares, am Ganges, die heilige Stadt der Hindu, hat
12,000 stein. Häuser, 16,000 Lehmhütten von Bambus, 500,000 Jnw.
und ist der Hauptsitz der Hindugelehrsamkeit. Viele Treppen
führen zum Ganges hinab, damit die Hindu das fromme Wa-
schen anstellen können. Benares ist die größte Stadt in Ostin-
dien, und handelt stark mit Diamanten, Indigo und Shawls.
— Delhi, in den letzten Zeiten die Residenz des Großmoguls,
soll zur Zeit ihres Flores 2 Mill. Inwohner gehabt haben. Als
1739 der Perserschach Nadir sie eroberte und plünderte, wur-
den 120,000 Jnw. niedergehauen- Nachher, 1761, kam noch ein
Fürst der Afghanen, und verwandelte sie in einen Schutthaufen,
und was dieser übrig ließ, zerstörten später noch die Mahratten.
In neuern Zeiten hat sie sich wieder etwas erholt, und zählt
»nun doch 200,000 Jnw. — Agra, die ältere Residenz des
Großmoguls, hatte ehemals eine Moschee dem Residenzschloß ge-
genüber, die in - und auswendig mit Gold überzogen war- Jetzt
ist auch hier von der alten Herrlichkeit nichts mehr übrig. —
Golkonda, Hauptstadt im ehemaligen Reiche Golkonda,
welches durch seine Diamantgruben weltberühmt ist, liegt als
starke Festung auf einem Berge. Hier werden die köstlichen Dia-
manten , welche die Gruben der Umgegend liefern, geschliffen,
und dann in den Handel gebracht. — Etwa 4 Stunden We-
ges von Aurungabad sind 20 alte Felsenpagoden der Hindu;
die eine, das Paradies genannt, ist 240 Fuß lang, 140 Fuß
breit, 90 hoch; Elephanten, Tiger und andere große Thiere, in
Felsen ausgehauen, doch nur mit halben Leibern, dienen als
Säulen des Gewölbes, und 50 Riescnsiguren zieren das Innere
der Pagode, alle sind aber im Felsen ausgehauen. Noch schöner
sind die Felsenpagoden- zu Ello re, in denen alle Götter der
Hindu ihre Tempel haben; die schönste Pagode Cailas ist 247
Fuß lang, 150 breit, 100 hoch. Man begreift nicht, wie Men-
schenhände solche herrliche Dome in Felsen haben aushöhlen kön-
nen. Die Pyramiden und Obelisken der alten Aegypter und die
Bauten der Babylonier sind nichts gegen diese Anlage der Pa-
goden durch die alten Hindu.
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Extrahierte Personennamen: Dakka
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Baden Paris Benares Ostin- Agra Golkonda Reiche_Golkonda
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Extrahierte Personennamen: Kotschinlchina
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Menam China Büffelka- Meerbu- Bengalen
358
China.
zweigen verbinden oft die getrennten Felsen. Die Thäler
sind reich an erhabenen Naturscenem Kurzum, Tibet ist
die asiatische Schweiz.
Ganz natürlich hat das Land ein kälteres Klima, als
man nach der südlichen Lage vermuthen sollte; ja, der
Winter ist strenger, als man ihn in Europa gewöhnlich
kennt.
Doch ist Tibet reich an vielen eigenthümlichen Pro-
dukten. Man hat hier Getraide, auch Reis (doch nicht
hinlänglich), Obst, Südfrüchte, den ächten Rhabarber (in
Tibet eigenthümlich), reiche Gold - und Silbergruben,
Quecksilber, weisses Kupfer, Mcirmor u. s. w. Ein wich-
tiges Product des Mineralreichs ist der Borax, den viele
Seen Tibets absetzen. Im Thierreich ist wichtig das Mo-
schusthier, noch mehr das grunzende schwarze Rindvieh
mit seidenhaarigem Schwänze; der Ochs dieser seltsamen
Thiere heißt Pack, die Kuh Dhch ihre langen Schwänze
mit langen Seidenhaaren werden im ganzen Orient ge-
schätzt, sind in der Hand des untersten Stallknechts und
des höchsten Fürsten, und dienen als Fliegenwedel, als
Schmuck für Pferde und Elephanten, als Zierde auf den
Helmen der Krieger, und zum letztern Zweck werden sie
von den Chinesen roth gefaxbt. Die Schafe Tibets haben
breite 40 Pf. schwere Fettschwänze, und liefern die feinste
Wolle in der Welt. Noch feiner ist die Wolle, welche
die tibetanischen Bergziegen im Winter vor der Brust
unter den längeren Ziegenhaaren haben, und aus dieser
Wolle werden in Caschemir die köstlichen Schawls verfer-
tigt. Ueberhaupt ist in Tibet das Thierreich sehr man-
nigfaltig , und die Tibetaner ernähren sich mehr von der
Viehzucht, als vom Ackerbau, der ihrem Boden weniger
zusagt..
Die Tibetaner sind nicht ohrif Bildung, verstehen den
Äcker-, Garten - und Bergbau, haben viele musikalische
Instrumente, seit uralter Zeit Buchdruckereien mit Lettern,
die in hölzerne Tafeln eingegraben sind.
Die Religion in Tibet ist die lamaische, doch nicht
bloß in Tibet gilt sie, sondern von der Wolga bis zur
Halbinsel Korea zählt sie über 100 Millionen Bekenner,
und auch die regierende Kaiserfamilie in China ist ihr zu-
gethan. Nach dem Glauben der Lamaiten wohnt ein gött-
liches Wesen zur Erlösung der Menschen in einem mensch-
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Extrahierte Personennamen: Dhch
Extrahierte Ortsnamen: China Tibet Europa Tibet Tibet Tibets Caschemir Tibet Tibet Tibet Korea China
350
China.
Reich ist China an köstlichen Producten, auch an sel-
tenen, die man sonst nirgends antrifft. Hausthiere sind
Pferde, Rindvieh, Schafe, sehr viele Schweine, Elephan-
ten und Kamecle. Man findet Tiger, Baren, Rhino-
ceros, Affen, Bisamthiere, Hirsche, Gold - und Silber-
fasanen, viele andere prächtig gefiederte Vögel, Gold-
fische, deren eigentliches Vaterland hier ist. Der Seiden-
wurm macht sein Gespinst im Freien, und lebt ohne
menschliche Pflege; auch hat derselbe hier vielleicht ur-
sprünglich sein Vaterland. Einige Jnsecten tragen auf
ihren Federn einen Staub, aus dem Wachs bereitet wird.
Man hat auch Wachsbaume, Firnißbaume, Talgbaume,
Litschibaume mit einer köstlichen Steinfrucht, viele Pracht-
blumen, z. B. den herrlichen Enkianthus, alle europäi-
schen und ostindischen Fruchtbaume, Reis und Baumwolle.
China ist das rechte Vaterland des Thees; im I. 1805
kauften die Engländer und Nordamerikaner, welche be-
kanntlich die stärksten Theetrinkcr sind, aus China 45
Mill. Pf. Thee. — China hat Gold und Silber, rothes
und weisses Kupfer, Eisen, Steinkohlen, köstliche Porzel-
lanerde.
Die Bewohner China's sind nicht alle eigentliche Chi-
nesen, sondern es sind auch Mantschu und andere
Mongolen, auch Juden. Die Mantschutungusen er-
oberten nämlich China vor etwa 200 Jahren, und nah-
men die Sitten und Gebräuche der Besiegten an. Der
chinesische Kaiser, ein Mantschu, ist also ein Fremdling,
aber die Chinesen scheinen es vergessen zu haben, daß
ihre Beherrscher Fremdlinge sind, und tragen willig das
Joch.
Die Chinesen sind von gelber Hautfarbe, von mittler
Größe und untersetzt. Sie haben einen oben zugespitzten
Kopf, ein breites Gesicht, ein platte Stirn, kleine Au-
gen, eine stumpfe Nase, kurze schwarze Augenbraunen,
große Ohren, einen dünnen Bart, schwarzes schlichtes
Haupthaar, aber alles Haar wird abgeschoren, nur einen
Büschel auf dem Scheitel laßt man stehen. Das Kleid
sieht wie ein Schlafrock aus, unter welchem man ein sei-
denes Hemd trägt. Ganz allgemein ist ein spitziger Hut.
Die Reichen lassen sich die Nagel an den Fingern recht
lang wachsen, damit man sehen könne, daß sie nicht zu
arbeiten brauchen. Vornehme Frauen lassen sich nicht
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Extrahierte Ortsnamen: China China China China China China
374 Aegypten.
europäische Einrichtungen in seinem Staate. — Die Ara-
der in Aegypten sind theils Fellahs (Ackersleute), theils
Beduinen (Nomaden), und leben in Lehmhütten, Höh-
len, Schutthaufen, mit Lumpen bedeckt, immer jammernd,
um Mitleiden zu erwecken, daß Türken und Mameluken
ihr verstecktes Geld nicht vermuthen mögen, denn oft
sind sie nicht arm.
Die Mameluken im Lande waren ursprünglich
Sclaven aus der Gegend des Caucasus, aus denen ein
Sultan von Aegypten im 13. Jahrhundert ein besonderes
Truppencorps errichtete. Sie wurden bald rebellisch, misch-
ten sich in Regierungsangelegenheiten, ermordeten den
Sultan, und riefen 1254 einen Mameluken zum Sultan
von Aegypten aus. Erst 1517 wurde durch die Türken
die Mamelukenherrfchaft vernichtet, aber noch immer sind
die Beis (Fürsten) in Oberägypten Mameluken, die
dem Pascha nur gehorchen, so viel ihnen beliebt. In
ganz Aegypten sollen nur 12,000 Mameluken seyn; sie
ergänzen sich noch immer durch gekaufte Sclaven, und
sind zu stolz, um sich mit den Aegyptern zu verheirathen.
Die Kopten werden für Abkömmlinge der Urinwoh-
ner Aegyptens gehalten, und machen noch immer den
größten Theil der Bevölkerung aus. Sie haben eine
schwarzgelbe räucherige Haut, ein aufgedunsenes Gesicht,
dicke hervorstehende Augen, runde Wurstlippen, eine platte
Nase. Sie sind Christen von der Secte der Monophy-
siten, d. h. sie glauben nur an eine Natur in Christo,
und gehören daher weder zu den Katholiken, noch zu den
Griechen. Sie halten ihren besondern Patriarchen zu
Cairo, haben den Gottesdienst des Nachts vom Sonn-
abend auf den Sonntag, und zwar in der koptischen
Sprache, die eine todte Sprache ist, (mit der griechischen
verwandt) , und die Muttersprache Aegyptens unter den
Ptolomäern gewesen seyn soll. Ihr Gottesdienst besteht
in Gesang und Messe; Predigt ist selten, der Patriarch
predigt nur einmal im Jahr. Zur Communion wird ge-
säuertes Brod verwendet, und der Wein mit einem Löffel-
chen gereicht. Im Uebrigen stimmen sie mit den Griechen
überein. Die Kopten leben in tiefem Drucke, wissen sich
aber doch den Muhammedanern als Schreiber, Mäkler
und Handwerker unentbehrlich zu machen.
Ueber die Sitten der herrschenden Völker Aegyptens,
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379
Abyssinien.
Abyssiniens Products sind die ägyptischen, oder besser
die afrikanischen überhaupt, welche oben angegeben sind.
Zn Abyssinien wachsen wild unsere Tulpen, Nelken, Ra-
nunkeln, Georginen, Hyacinthen, Rosen, Lilien u. s. w.
Da kann man auf das Klima schließen. Das Einhorn,
dessen Daseyn in der Natur man schon vielseitig geläug-
net hat, soll sich doch noch in den Wäldern Abyssiniens
vorfinden. Man muß es nur nicht mit dem Rhinoceros
verwechseln, welches hier im Lande auch sehr häufig ist.
Die Bewohner des Landes sind theils Abyssi'nier, theils
Mauren, Araber, (Muhammedaner), Gallas (Heiden,
zu den Negern gehörend) und Juden. Die Abyssi'nier
sind schlank gebauet, von hellschwarzer Farbe mit schwar-
zem schlichtem Haar, und bekennen sich zur christlichen
Religion, d. h. sie halten sich zu den Kopten in Aegyp-
ten, von denen sie auch ihren Abuna (obersten Priester)
annehmen. Doch haben sie auch vieles aus dem Juden-
thum, z. B. die Kinder werden beschnitten am 8. Tage,
getauft am 40. Tage, und man feiert den Sabbat so
gut, wie den Sonntag. Das Abendmahl empfängt man
nicht unter 25 Jahren. Alle Geistlichen tragen ein Kreuz,
das sie den Begegnenden zum Küssen darreichen. — In
Künsten und Wissenschaften, sogar in den gewöhnlichsten
Handwerken ist man noch weit zurück. Die Häuser sind
elend, man kennt keine steinerne Brücken, kein gemünztes
Geld ■, mit dem Handel geben sich nur die Weiber ab.
Beim Esten langt jeder mit den Fingern zu, und Vor-
nehme lassen sich von ihren Sclaven die Speisen stück-
weise mit den Fingern in den Mund stecken. Auch ge-
hört es bei Gastmahlen zur Höflichkeit, daß jeder seinen
Nachbar oder seine Nachbarinn auf diese Manier füttere.
— Der König des Landes, der große Negus genannt,
sieht jeden Unterthanen als seinen Sclaven an, und schal-
tet .mit Hessen Vermögen nach Belieben. Augen ausfte-
chen, Hände und Füße abhacken, ans Kreuz nageln, le-
bendig schinden und steinigen u. s. w. sind übliche Todes-
strafen. Das Wappen des Königs ist ein Löwe, der ein
Kreuz hält, mit der Umschrift: Gesiegt hat der Lö we
von Juda. Neuern Nachrichten zufolge soll der große
Negus jetzt wie ein Gefangener in seiner Stadt Gnn-
dar leben, da Abyssinien sich in drei Staaten getrennt
hat.
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393
Guinea.
Im Handel tauschen sie bloß die Waaren, doch brauchen
sie statt Geldes auch Korallen, Glasperlen und Kauris.
Fast immer sind unter den Negerstammen unaufhör-
liche Kriege, aber gewöhnlich betragen die Armeen nur
einige hundert Mann, und eine Schlacht ist in einer oder
zwei Stunden entschieden, der Krieg oft in 10 bis 14
Tagen, oft auch in zwei und drei Tagen. Ausser den
alten Waffen sind auch die Schießgewehre fast bei allen
Negerstämmen in Gebrauch. Alle Gefangenen werden
Sclaven, und wenn es Könige wären.
Abscheulich ist die Sitte, daß man vornehmen Verstor-
benen Leute zur Bedienung in die andere Welt mitgibt,
d. h. man mordet sie an seinem Grabe, und begräbt sie
dann mit ihm. Auf der Pfefferküste wird' die erste Frau
mitbegraben, nachdem man sie erst halb getödtet hat.
Der Religion nach sind viele Neger Muhammedaner,
andere beten Fetische an, und feinen Fetisch macht jeder
sich selbst, was nur lebhaft auf seine Phantasie wirkt,
kann er zum Fetisch erheben, einen Baum oder Felsen,
ein Hühnerei, einen getrockneten Affenkopf, einen alten
Ziegenbock, ein Kuhhorn, einen Dattelkern, Fischgräten,
Holzstückchen, Eidechsen, Schlangen, unförmliche Klötze,
kurz, was jedem beliebt. Mancher Fetisch hat einen weit
verbreiteten Ruhm, und wird deswegen wohl für große
Summen verkauft.
Die Gemüthsart der Neger, die nicht von Europäern
verderbt sind, wird sehr gelobt. Sie sollen gutmüthig,
treu, ehrlich und dienstfertig seyn. Auch leben sie immer
unbesorgt, heiter und fröhlich, und alles, was belustigt,
ist ihnen willkommen. Bedürfen sie nichts, so arbeiten
sie nichts, und der Blick in die Zukunft ist ihnen fremd.
Aber haben sie Tages die schwersten Arbeiten gethan, so
kennen sie keine bessere Erholung, als Abends einige Stun-
den zu hüpfen und zu singen. Die Neger sind, wie alle
Wilden, noch Kinder. Um eine Grenadiermütze führten
zwei Negerkönige einen blutigen Krieg. Freilich haben
die Neger auch ihre bösen Seiten. Sie sind ungemein
trage, (doch nicht die Weiber), rachsüchtig und grausam,
und viele stehlen mit ihren Fußzehen so geschickt, wie un-
sere Taschenspieler mit den Händen, Die Neger sind nicht
ohne natürliche Anlagen für Wissenschaften und Künste:
die Kinder der Neger, welche in den Schulen zu Phila-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
405
Länder der Ostküste Africa's.
gen liegt es nördlich von Sofala, nach Andern ist Sofala nur
eine Provinz von Monomotapa, nach noch Andern ist Monomo-
tapa der Titel des Landessürsten. So groß sind unsere Wiffen-
heiten von diesem Lande. Daher sagt schon ein älterer deutscher
Dichter:
Der Thiere Regiment in Monomotapa
War durch Natur und Gunst dem Löwen zugefallen u. s. w.
In Monomotapa ist der h. Geist-Fluß oder Manika,
und Gold soll viel vorhanden seyn. Die Portugiesen haben an
den Küsten und Flüssen viele Niederlassungen, und geben dafür
dem Landesherrn jährlich ein Sammetkissen, einen schönen Sessel
und andere Kleinigkeiten. Die Frauen der Kaffern hier haben
3 Löcher in den Lippen, in welche sie Stückchen Zinn stecken.
3. Die Küste Mozambique.
Sie wird von der Insel Madagaskar durch einen langen und
breiten, klippenvollen Kanal getrennt, welcher die Straße
von Mozambique heißt. An der Südgränze ist der große
Fluß Zambese, an der Nordgränze der Fluß Co ave, im
Westen das hohe Lupatagebirge oder Spina mundi. Won
derküste Mozambique ist zu unterscheiden die ebenfalls
hier liegende kleine Insel Mozambique. Das Jnselchen ist
kaum eine Stunde lang, nur eine halbe Stunde vom festen
Lande entfernt, sehr dürre, und hat nur Cisternenwasser, denn
es ist eine todte Sandbank; auch ist die Luft ungesund. Das
Jnselchen gehört den Portugiesen, und wird von ihnen als ein
Werbannungsort gebraucht. Sie haben hier die S ta d t Mo-
zambique mit 350 steinernen Häusern und Kirchen und 3000
Inwohnern (Portugiesen, Negern, Arabern) und einem treff-
lichen Hafen, der für den africanischen und ostindischen Handel
von großer Wichtigkeit ist, auch hat der portugiesische General-
kapitain, unter dem alle Besitzungen der Portugiesen an der
Ostküste Africa's/stehen, hier seinen Sitz.
4. Die Küste Zanguebar.
Sie reicht von der Mündung des Coave bis zur Mündung
des Doara, 400 Stunden lang, und hat niedrigen, sumpfigen,
mit undurchdringlichem Gehölz besetzten Boden. Eine Menge
Flüsse und Sümpfe zerschneiden die Küste in mehrere Inseln.
Man spricht von mehrern Königreichen, Magadoxo, Ju-
do, Zanguebar selbst, Me linde u. a. m. Der ansehn-
lichste Staat ist Mel in de, von Arabern und Negern bewohnt,
die sich in Seide und Baumwolle kleiden, die Frauen tragen
goldgestickte Schleier. Der König ist ein Muhammedaner. Wenn
er ausgeht, so tragen seine Hofleute ihn auf ihren Schultern,
und durchräuchern die Straßen mit Wohlgerüchen. Zieht er in
eine Stadt ein, so empfangen ihn junge Mädchen mit Blumen
und Gesängen, es wird Weihrauch angezündet, und Priester
opfern. So eine Figur macht der König von Melinde. Die
Stadt Melinde liegt am Meere, hat einen großen, am Ein-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Die afrikanischen Inseln.
Die hiesigen 2lffen sind zum Theil sehr boshaft. Bienen gibt
es, die einen giftigen Honig bereiten, und Ameisen, welche
einen gesunden Honig liefern. Auch hat man Seidenwür-
mer, Schildkröten, jedoch auch verheerende Heuschrecken. Das
Pflanzenreich liefert in üppiger Fülle alle trefflichen Früchte der
heissen Avne Africa's, aber auch viele seltene. An einer Staude
wachsen schwarze Pflaumen, die statt des Steines 10 bis 12
Kerne haben. Eine andere Art Pflaumen, auch mit Kernen,
schmeckt wie Feigen. Ein Gewächs, unserm Flachs ähnlich, kauen
die Madegassen, um schwarze Zahne und Lippen und einen wohl-
riechenden Athem zu bekommen. Der Drachenblutbaum gibt aus
Einschnitten einen rothen Saft, und seine Birnen haben in ihren
Steinen einen Kern, welcher wie die Muskatnuß schmeckt und
riecht. f Vom indianischen Blumenrohr dienen die Blatter zu
Hausbüchern, Wanden und Tellern, die Beeren zu Mehl, die
Hülsen zu Oel, das Herz zu Gemüse. Der Sandranha ist schwarz
wie Ebenholz und glatt wie Horn, das Fieguernholz brennt wie
eine Fackel; man hat Holz, das wie Kümmel riecht; Aepfel, die
reif in vier Theile zerspringen; Früchte von der Gestalt der
Erbsen, die zum Lothen gebraucht werden wie Borax. U. s. w.
u. s. w. Was das Mineralreich hier Treffliches habe, wissen wir
nicht.— Die ganze Insel steht unter vielen Königen und Häupt-
lingen; alle Versuche der Europäer, sich auf der herrlichen Insel
niederzulassen, sind gescheitert: ihre Besatzungen sind von den
Landeseingebornen wieder ausgerottet. Nur hat auf Verlangen
des mächtigen Königs Radama die englische Missionsgeseuschaft
22 Schulen errichtet, in welchen 1824 über 2000 Kinder unter-
richtet wurden. Die Bewohner der Insel, Madegassen ge-
nannt, sind theils Schwarze, Neger (die Urinwohner), theils
Olivenfarbige, Araber (jetzt das herrschende Volk, aus Arabien
eingewandert), theils Malaien. Die Neger und Araber haben
unter sich erbliche Gasten, wie die Hindu, und die letzteren be-
wahren auch noch die arabische Sprache, und glauben an Mu-
hammed. Die anderen sind Heiden. Die Madegaffen tragen ein
Tuch um die Lenden gewunden, auch ein Mäntelchen über Rücken
und Brust. Die Weiber tragen gehörige Schürzen wie Röcke
und ein Mieder, Arme, Brust und Rücken zu bedecken. ^Die
Kleider sind von -Baumwolle oder Seide. — Die an unglückli-
chen Tagen gcbornen Kinder werden umgebracht — ausgesetzt,
ersauft oder wilden Thieren vorgeworfen. Alle Tage im März
und April, der Mittwoch und Freitag und der letzte Tag aller
Monate sind solche Unglückstage Die Leichen werden ordentlich
in Sargen begraben. Frauen nimmt jeder so viele, wie er er-
nähren kann, und mancherlei Handwerke sind bekannt. Uebrigens
sind die Madegassen munter, lachen und scherzen gern, nehmen
Reisende gutmüthig aus, versorgen sie mit Lebensmitteln, und
zeigen ihnen den Weg.
Wir kommen nun zu den Inseln an der Westküste
Africa's.
7) Die Insel St. Helena, den Engländern gehörend, ist
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