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Hohenlohe-Brauneck, die später von dem Rittergeschlechte der Seinsheim abgelöst wurden (am Anfange des 15. Jahrhunderts).
Um für die Seinsheimische Schutz- oder Oberherrschaft Anschauungen zu sammeln, stehen wir eines Tages vor dem dreifachen Ritterdenkmale in unserer Kirche. Ich habe mir den Vorgang einer solchen Betrachtung sofort nach vollzogenem Ausgange niedergeschrieben, kann ihn also hier wiedergeben wie solgt:
Abb. 38. (Kinderzeichnung.)
Wir stellen uns in gemessener Entfernung vor dem ziemlich hoch oben in die Wand eingelassenen Denkmal auf. Mir ist es wohlbekannt, darum kann ich mich mit dem Rücken gegen die Wand vorläufig meinen Schülern zuwenden. Wohl haben es die meisten während der Gottesdienste schon gesehen, weil ich sie aufmerksam gemacht hatte; sonst sind die Anschauungen oft recht dürftig. Nun lasse ich sie zuerst still betrachten, etwa 2 Minuten lang. Sie sind alle, wie ich mit Befriedigung sehe, mit Interesse bei der Sache. — So, nun was hat euch gefallen? — Bunte Antworten: Die Ritterfrau, die drei Figuren, der junge Ritter, der Säbel. Ich wünsche nun mit Absicht Einzelheiten. Es ist oft possierlich, was den Schülern besonders gefällt.
„Een Lehrer, das Eündle, das unter dem Schemel vorguckt — Mir der Löwenkopf — Mir gefallen die Achselklappen
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Und nun zu den einzelnen Gestalten! Die Rittergestalten zuerst. Fangen wir unten an! Schuhe ohne Absatz, aber mit langen Sporen. Halt, hier der Riemen!
„Das ist wie leiden Soldaten — H. L., damit werden die Gamaschen gehalten.“
Ist scharf beobachtet. Da die Ringe am Knie? Eiserne Rüstung. Band am Knie. Was aus dem Panzer herausschaut! Die Wamsärmel. Um den Hals? Eine Kette.
, ,H. L., daran hängt etwas y ein Vogel ist drauf.11 ^ou einen (Schwan bedeuten; das ist der Schwanenorden. Auf der Schulter der Spangenorden. Offnes, langes, gelocktes Haar. Kopfbedeckung? — Der geschlossene Helm auf dem Betschemel. Wie er die Hände faltet! Dazwischen? Rosenkranz. Worauf sie aufliegen? Auf dem Betpult. Unter dem Schemel Löwenkopf. — Aehnlich berfahren wir mit Philipp.
Die Frau. Sie kniet auch. Langer, herab wallender Mantel; biele Falten. Ernstes Gesicht; Nonnenhaube, Witwenband um das Kinn.
„H. L., zwischen ihren Händen hält sie e Batterie.11
Richtig, Batterie, abgeleitet bort Pater (Vaterunser). Betpult. Unter dem Schemel lugt ein Hundskopf heraus. Warum wohl hier Hund, dort Löwenköpfe?
Zum Schluffe noch flüchtig die Wappen; das Seinsheimische kennen die bont 5. Jahrgang schon.
Wir ziehen heim. Hat es euch gefallen? Die strahlenden Gesichter berkünden es. Könnt ihr darüber schreiben? Ja, ja!
Wie das gewirkt hat, muß ich an einem Beispiel zeigen. Derselbe Knabe, der schon im 4. Jahrgang sich mit ganz besonderem Interesse der geschichtlichen (und ebenso der naturgeschichtlichen) Forschung hingegeben hat, schreibt einen prächtigen Aufsatz; ich will aber doch noch ausdrücklich betonen, daß die Aufsätze zwar kurz angeregt, aber von den
Abb. 39. (Kinderzeichnung.)
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Extrahierte Personennamen: H._L. Rosenkranz Philipp Philipp
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waren bemalt, nur eine nicht An der einen Wand kämpften zwei Ritter miteinander. An der andern stritten wieder ein Ritter und ein Mann. Dieser Mann hatte auf seiner Hand einen Halbmond liegen. Mit einem roten Gewand war er gekleidet. Sein Kinn war mit langen, roten Haaren bewachsen. Auch sein Kopf war mit roten Haaren bewachsen. Ich sagte: „Das wird der Berggeist Rübezahl sein!“ Ueber einem kleinen Türbögelein war ein langer Zug Leute. Ich sagte zu mir: ,,Das wird eine Prozession sein. Als wir alles betrachtet hatten, bedankten wir uns und verließen das Schloß
Leider habe ich das selbst noch nicht gesehen; ich lese also in dem Werke über die „Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg"*) Heft Ii nach:
„Die übrigen Wände — sind bemalt. Auf weißem Grunde farbiges Laubwerk, aber auch figürliche Motive: Goliath und David, Samson mit dem Löwen, Auferstehung Christi und jüngstes Gericht: ferner einige halblebensgroße Personifikationen: Sol, Luna, Mars, Merkur, durch gemalte Renaissancesäulen getrennt. Interessante, dekorativ-handwerkliche Arbeiten der Frührenaissance, vielfach beschädigt "
Natürlich berede ich mich mit Christian.
Der Auszug aus dem Aufsatz ist ein Beispiel aus vielen dafür, wie meine Schar in der Zwischenzeit tätig ist; auch eine Menge charakteristischer Zeichnungen läuft ein.
Für die eigentliche geschichtliche Behandlung meines Gebiets liegt nun viel Stoff bereit, wozu ich nicht viel zu ergänzen brauche, worunter das wichtigste ist, daß der Domherr Michael im Jahre 1517 im Einverständnis mit seiner Schwester „auf die Freieigenschaft des Dorfes Untern-breit verzichtet" und dasselbe dem Bischof „Söhnen und Töchtern zu leihen aufgetragen" hat. Das Lehenswesen im kleinen (s. „Flayders Haus", das ein Brandenburger Lehen war, S. 90) erläutern wir uns an einigen kennzeichnenden Beispielen. Wir erörtern ganz kurz die Befugnisse der Oberherrschaft, auf die wir im Kapitel über das Gerichtswesen noch einmal zu sprechen kommen, und schließen allmählich das interessante Gebiet ab. Ich erwähne noch besonders, daß der 5. Jahrgang noch bis ans Ende der Seinsheimischen Herrschaft (1635) hinaus-
*) München, R. Oldenbourg, 1911; S. 247.
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Extrahierte Personennamen: Rübezahl David David Christi Christian Michael
Extrahierte Ortsnamen: Unterfranken Luna Oldenbourg
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Auch sonst mangelt es nicht an Quellen, Einblick in das bürgerliche Leben zu bekommen. Aus dem Ende der Dorfzeit haben sich noch Vermächtnisse, Verträge, Teilungsniederschriften und vor allem Verzeichnisse der Haus- und Feldgeräte, insbesondere auch von Kleidungsstücken, herüber gerettet. Das sind lauter Dinge, die den Unterricht anschaulich beleben.
Wir freuen uns, wenn Ausdrücke, die heute noch im Volksmunde gebräuchlich sind, aus der Vergangenheit emporquellen. Und wie staunen wir, wenn wir von Dingen hören, die heute längst kein Bürger in seinem Hause hat und wie bemühen wir uns, Ausdrücke, die uns ganz fremd geworden sind, zu enträtseln! Ein anschauliches Bild über das Hauswesen gewinnen wir aus dem
„ Inventarium der verlassen Hab und Guet Hansen Heberleins und seiner ehelichen Hausfrauen mit Namen Elisabeth ...
Erstlich in der Stuben: 2 verschlossene Tische und 2 Register über die Eynung, auch etlich Brief; 3 Ablaßhahnen, guet und bös; 5 Schenkhahnen und etlich Schnitthoppen, auch alte neue; 4 beschlagene schlechte Löffel; 1 Siedeln unverschlossen; 1 Gießbehälter, borin. etliche Gleser; 2 Faulbett; 1 Gießfaß famt einem küpfern Becken; 1 Buchsen mit Löffeln buchsbaumen; 2 zinnene Salzfeßlein; 2 Ben! mit Schrannen; 3 schleckte Benk; 1 Sesseln; 1 kleine Sideln; 1 Mörser.
Folgt in der kleinen Stuben: 1 Arrnbrüstwinden; 1 Behelter dorinnen; 1 schlechts Seil, domit man Heu und Stroe zeucht.
Folgt in der Kammern: 9 Unterbett mit kölischen Ziechen; 1 Unterbett in einer weißen Ziechen; 3 Unterbett mit schlechten Ziechen; 3 gute Deckbett; 3 schlechte Deckbett; 7 guete Psulm mit kölischen Ziechen; 2 schlechte Psulm; 5 Küssen mit kölischen Ziechen; 2 Küssen mit einer weißen Ziechen; 1 Harnischs Rück und Krebs; 1 Ringkragen; 1 Armschienen; 12 Paar siech-sener Leilacher; 8 Paar grober Leilacher; 6 Tischtücher; 6 Handswelen; 1 silberen hohen Becher; f Stück von einer schwarzen Leinbet; 1 Schleier mit einer gülden Leisten; 1 rote sam-ntete gurtet mit zweien bergüldten Senkeln silbern, Hot Wilhelm; 1 Korellen-Paternoster und etliche kleine Korellein, ungefaßt, hat Wilhelm; 1 weiß Goller mit einem gülden Kragen und mit 3 silberen Schüsselein; 1 Halshemede mit einem breiten schwarzen Borten; 1 schwarze sattinene Schauben
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Extrahierte Personennamen: Hansen_Heberleins Wilhelm Wilhelm
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Mehrere Schüler haben sich auch die äußere Inschrift, die nicht wesentlich anders lautet, notiert und sie wird darum auch in neue Form gekleidet, aber sonst weiter nicht beachtet.
Immer noch nicht sind wir mit unseren Vorbereitungen zu Ende. Droben auf dem Kirchhof unter einer offenen Halle aus der Renaissancezeit ist Grabdenkmal neben Grabdenkmal gereiht und das erste ist das Klaus Beringers, eben eines der beiden gesetzten Baumeister. Wäre es weniger künstlerisch, als es tatsächlich ist, wir müßten es doch sehen. Kein umsichtiger Lehrer wird sich solche wertvolle Gelegenheiten, Gebäude und Personen aus alter Zeit in Beziehung zu bringen, entgehen lassen.
Ich kündige meinen Schülern an: So, heute wollen wir einmal den Klaus Beringer besuchen.
Allgemeines Staunen. Einige meinen doch: Aus dem Kirchhof,
Herr Lehrer? — Ja, droben auf dem Kirchhof! Darob Freude.
Nur kurz und recht füll — wir wollen die Toten nicht stören—weilen wir. Von Kopf bis zu Fuß verfolgen wir Kleidungsstück um Kleidungsstück; auch Frau Beringer wird gründlich gemustert. Dann lesen wir die Inschriften; geht schon recht gut. Die des Ratsherrn notieren wir.
Noch einige Tage ist Zeit zur freien Beobachtung. Fleißig stehen meine Bürschlein und Mägdlein droben bei den Denkmälern. Aber der Totengräber meldet mir: „An der Beringersgrust is e Spalt, da sicht mer ’n Sarg, wenn die Sonn grad neischeint; da werfen a paar Kinner Stee nei!" — „Besten Dank, Herr Hamberger!" —
Am andern Tag: Kinder, wie lange ruht denn der Beringer schon drunten in seiner Gruft? — Schon wollen sie plappern: Herr Lehrer, der und der hat ....! Unter keinen Umständen darf ich dulden, daß der Ernst der Angelegenheit irgendwie verwischt wird. — Seht, über 300 Jahr ruht er und niemand hat ihn in seiner Ruhe gestört. Da kommen einige neugierige und naseweise Buben und gucken durch einen Spalt hinunter und werfen gar noch Steinchen hinein!
Abb. 10. Klaus Beringers Gruft. (Kinderzeichnung.)
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Extrahierte Personennamen: Klaus_Beringers Klaus_Beringer Beringer Hamberger Ernst Klaus_Beringers
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Leichnam aus Böhmen. 1622/23 ziehen hier und in der Nachbarschaft kaiserliche und andere Kriegsvölker durch usw.
16. Das Grabmal eines Geistlichen und die Schwedenfahne.*)
Wir wandern zwischen hinein wieder einmal hinaus auf den Friedhof und beachten, ehe wir die große Staffel hinaufsteigen, an einer Gedächtnistafel, daß er in unsrer Marktzeit (1566) angelegt worden ist. Und wie schön ist die Halle mit dem Tonnengewölbe. In der sog. Kapelle (durch Georg Ludwig den Aelteren erbaut) versammeln wir uns um das Grabdenkmal des Geistlichen Georg Conrad, der 1631 gestorben ist. Es ist uns eigentlich nicht um die Person Conrads zu tun. Wir wollten lieber unseren Wolfgang Ammon sehen, der uns so vieles über den Krieg berichtet hat; aber von ihm ist keines vorhanden. So soll uns Conrad, der z. Z. Ammons 1. Pfarrer war, aushelfen. Wir betrachten genau seine äußere Erscheinung und lesen mit etwas Mühe und Ausdauer die Inschrift rings um den Stein herum. Zweckmäßiger Weise setze ich gleich hierher den selbständigen Aufsatz eines Schülers, der uns genauen Aufschluß gibt.
„Des Herrn Georg Conrad Grabdenkmal.
Ich stehe droben in der Friedhofskapelle. An der rechten Seitenwand ist ein männliches Bild, aus Sandsteinen gehauen, angebracht. Dieses stellt einen Geistlichen vor, welcher Georg Conradus geheißen hat. Die Figur ist in Lebensgröße. Ich betrachte sie. Der Een Pfarrer hat die Hände gefaltet. Seine Kleidung besteht aus einem langen Chorrock. Ueber diesem zieht sich ein feingefaltenes Mäntelein. Die Aermel sind sehr weit. Sein Haupt ist mit einem zierlichen Käppiein bedeckt. Darunter schauen neugierig auf beiden Seiten mehrere Locken hervor. Auch hat er eine Schnurre und einen Spitzbart. Seinen Hals umstarrt**) eine mächtige Halskrause. Ihn umwindet**) eine Inschrift, welche lautet: „Anno S. H. 1631, den 25. Aug., verschied selig in Gott der ehrwürdig und wohlgelehrte Herr Georgus Conradi, wohlverdienter Seelsorger zu Mb allhier,
*) Das Stück ist bei Wiederkehr der Wechselreihe nicht mehr in den Krieg, sondern vor ihm eingestellt worden. Pfarrer Conrad war schon zu Beginn des Kriegs Psarrherr und Hauptmann Wolsg. Groe ist 1610 gestorben.
**) Ringen um den Ausdruck.
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Nr. 1. Joh. Adolf, der 1643 die Herrschaft über Marktbreit übernommen hatte und 1670 in den Fürstenstand erhoben wurde (gest. 1683).
Nr. 2. Ferdinand (gest. 1703).
Nr. 3. Adam Franz (gest. 1732).
Nr. 4. Joseph Adam (gest. 1782).
Nun studieren wir ihre Tracht. Besonders verweilen wir bei dem fast lebensgroßen Bild Josephs. Am meisten sticht natürlich die Perücke mit dem Zopf ins Auge. Perücken- und Zopfzeit!
Ob ich ihnen auch etwas erzählen soll aus der Schwarzenberger Herrschaftszeit? —
War da Freude eingekehrt im Herrscherhaus (z. B. als Graf Joh. Adolf Fürst wurde), da feierten die Marktbreiter ein großes Fest. In der Ratsstube versammelten sich die Ratsherren und der Amtsverwalter (Schultheiß gab es nicht mehr) und im großen Saale die Bürger mit ihren schwarzen Mänteln. Vor dem Rathause wartete schon die männliche Schuljugend mit den 3 Lehrern. Und nun zogen sie alle „Paar um Paar" zur Kirche. Voran bliesen die Stadtmusikanten mit Zinken und Posaunen und hinter ihnen schritten würdig Rat- und Bürgerschaft. Nach dem Gottesdienst blies die Musik vom Turm, die Kinder erhielten Wecke, die Alten Wein. Und erst nach der Nachmittagskirche! Da marschierte die junge Bürgerschaft aus mit Trommeln und „Hautboisten" und mit blauweißen Fahnen. „Mit etlichen Musketiersalven schloß das landesfröhliche Fest."
Solche Bitter beleben die Vergangenheit, und sind sie auch nicht überall möglich, so doch öfter, als man denkt. Erst neulich habe ich in einem Kirchenbuch einer Dorfgemeinde eine Trauerfeier (nach dem Tode eines Markgrafen) beschrieben gelesen, wie man es sich nicht besser wünschen kann.
Fließen die Quellen überreich, so tut's einem ordentlich leid, wenn man manches schöne Stück liegen lassen muß. In derselben Jnbelschrist, die uns so reizenden Stoff über den Latemfchulhausbau geboten hat, sinde ich gleich 2 solche Festlichkeiten beschrieben, ganz im Stil der Zeit, mit überschwenglicher Breite. Da ist zuerst die Jubelfeier aus dem Jahre 1707 selbst. Man sieht, wie die Schüler der Lateinschule, auch Knirpse von 4% Jahr und Mägdelein, fein ausstaffieret, in der Kirche reihen- und wechselweise vor- und zurücktreten und ihre Reime (Gedichte kann ich sie nicht heißen) aufsagen oder singen. Es war eine sonderliche Zeit und ich möchte sie einmal aufleben lassen in aller Wirk-
Zimmermann, Geschichte, Mittelstufe. 14
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Extrahierte Personennamen: Joh Adolf Adolf Ferdinand_( Ferdinand Adam_Franz_( Franz Joseph_Adam Adolf_Fürst Adolf Zimmermann
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jetzt Amtshaus genannt. Für die Musikanten errichtet man eine grüne Bühne an einem Hause auf dem Marktplatz vor dem Schlosse. Draußen in der Maingasse ein Haupttor. Die Rathaustüren mit Tannen verkleidet und neu angestrichen. Alle Hausbesitzer bemühen sich, ihre Häuser zu schmücken. Die drei Bürgerkompagnien werden „stattlich herausmontiert" „mit leonischen Tressen" und erhalten neue große, blauweiße Kokarden. — Große Erwartung allenthalben!
2. Der Einzug. Endlich am 21. Nov. löst sich die Spannung. Vor dem Maintor stehen Ratsherren und Bürgerschaft mit stattlichen Perücken. Zwei reiten entgegen. Die Stücke donnern, die 12 Tamboure wirbeln. Die Ratsherren verbeugen sich tief. Der Oberbürgermeister tritt vor und überreicht auf seidenen Kissen die Schlüssel der Stadt.
Abends französische Beleuchtung. Rektor und Kantor und die Stadtmusikanten bringen eine Nachtmusik. Dazwischen spielen die Zwergpfeifer. Unter der gaffenden Menge gehen auf und ab Soldaten, die der Fürst mitgebracht hat.
Am andern Tag Festgottesdienst und Huldigung auf dem Rathause.
3. Jetzt das Bild. Zwar ganz genau kann es uns die Serenade nicht widerspiegeln; ist es doch im voraus gemalt worden. Tut nichts! Es ist eben doch im Geist der Zeit. Erst orientieren wir uns. Richtig, da das Schloß; dahinter schaut das Flaydershaus vor. Daneben mit den Giebeln auf dem Markt zwei niedrige Häuser; das eine war das Gerichtsschreibershaus. Die sind nimmer da; welches Haus ist jetzt auf ihrem Platz? — Wie die Bürgersoldaten so stramm stehen und schießen; lauter „Vivat!" fahren zu ihren Flinten heraus. Ui, und im Vordergrund die „Stück" mit aufwärts gerichteter Mündung. Und die Musikanten mit blauweiß geschmückten Blasinstrumenten. Ein Junge auf dem Rücken die Pauke; ein Musikant schlägt darauf. Ach, könnten wir die Musik hören! Wie schön die bunten Röcke, Hosen und langen Strümpfe sind und die Schnallenschuhe. Aber ernst und würdig sehen sie mit ihren Perücken aus. —
Es ist kein künstlerisches Bild, das vor uns hängt; aber es ist ein Heimatbild und darum ist's uns wert. Eifrig beschauen es die Schüler, sprechen sich selbst aus und vergessen kaum einige Kleinigkeiten. Ich brauche nur Anregungen zu geben.
4. Ehe wir unsere Stunde beschließen, zeige ich noch ein Buch, das ein Bürger jener Zeit mit seinen Aufzeichnungen gefüllt hat. Ich lese vor:
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Schülern in voller Selbständigkeit und Mannigfaltigkeit geschaffen werden. — Lasse dich hören, lieber Christian!
„Ich sehe Friedrich von Seinsheim. Ich stehe vornen auf dem Marktplatz vor dem Hause des Friedrichs von Seinsheim. Es ist das Jahr 1497. Vor der Türe steht ein Reitknecht und in seiner einen Hand halt er die Zügel eines sehr schön gesattelten Pferdes. In seiner anderen Hand hält er eine Reitpeitsche. Das Pferd trägt auf seinem Kopfe einen Busch, welcher aus blauen und weißen Haaren besteht. Ich denke mir, das bedeutet das Seinsheimer Wappen. Auf einmal geht die Türe auf und Herr Friedrich von Seinsheim mit seiner Frau kommt heraus. Unter der Türe bleiben sie stehen und reden noch einige Worte miteinander, welche ich nicht verstehen kann. Zum Schluß geben sie einander die Hand. Herr Friedrich geht etwas gebückt auf sein Pferd zu, während seine Frau wieder ins Haus schreitet. Jetzt ist Friedrich bei seinem Pferde angelangt und sein Reitknecht hält den linken Bügel bereit und sein Herr steigt hinein. Da sehe ich, daß er Schuhe ohne Absätze hat. Ich trete jetzt näher hinzu, um ihn zu betrachten. Mit einer eisernen Rüstung ist er gekleidet. Auf seinem Kopfe hat er einen Helm. Seine grauen und gerollten Haare hängen ihm bis über die Schultern und um seinen Hals hängt ein Kettlein, worauf das „Schwanenwappenu ist. Auf seiner linken Achselklappe ist der Spangenorden. An seinen Schuhen hat er silberne Sporen. An seiner linken Seite hängt ein langer Degen. Jetzt steigt er vollends auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen und es sprengt davon. Ich schaue ihm' nach, bis ich ihn nicht mehr sehen kann. Ich denke mir, er reitet nach Wässerndorf. Der Diener geht ins Haus und ich gehe heim.“ Vergleiche ich diesen und andere Aufsätze mit solchen aus früherer Zeit meines Unterrichts (siehe übrigens auch das Gebiet Nr. 63 „Die drei Ritterfiguren in unserer Kirche" in meinem Aufsatzbuche), so darf ich mit ^Befriedigung feststellen: Mit mir selbst ist die ganze Klasse weiter vorwärts und tiefer gedrungen.
An dem Aufsatze Christians bemerke ich wohlgefällig folgendes: Er hat den Ritter Friedrich ohne weiteres aus dem starren Denkmal herausgenommen und lebendig auf den Marktplatz versetzt. Dabei wählt er als Zeit der Handlung einige Jahre vor dem Tode und läßt
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Seinsheim Friedrich Friedrichs Friedrich_von_Seinsheim Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Christians Friedrich Friedrich
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