Einleitung
Wie geschrieben steht, ist der Mensch der Herr der Erde. Aber
nur ein vernünftiger, gebildeter Mensch ist es. Aues ist, wie Pau-
lus sagt, sein; die Erde unter seinen Füßen, der Himmel, der sich
über seinem Haupte wölbt. Wie in einem kleinen Rundgemalde
wollen wir daher die Welt beschauen, und unsere Kenntnisse erwei-
tern, damit wir nicht bloß dem Körper, sondern auch dem Geiste
nach Menschen sind und es in immer höherem Sinne werden.
Mit Freuden schlag' ich mein Lesebuch auf, denn es ist mir
ein freundlicher Führer durch alle Gebiete des Wissens. Bald führt
es mir ein liebliches Gedicht, bald eine malerische Beschreibung, jetzt
einen ernsten Aufsatz, einen tiefsinnigen Spruch, dann wieder eine
anmuthige Erzählung, eine scherzhafte Nathselfrage vor, und lehrt
mich zugleich in den Verfassern die tüchtigsten und hervorragendsten
Geister deutscher Nation kennen. — So sei es mir denn ein lieber
und willkommener Gefährte in meiner Schulzeit. —
I. Das Wellgebüude im Allgemeinen.
I Das Weltgcbäude.
Es steht ein groß geräumig Haus
auf unsichtbaren Säulen,
es mstst's und geht's kein Wandrer aus,
und keiner darf drin weilen;
nach einem unbegriffnen Plan
ist es mit Kunst gezimmert,
Wand er, Jugendfreund.
es stckkt sich selbst die Lampe an,
die es mit Pracht durchschimmert;
cs hat ein Dach, krnstallcnrcin,
von einem cinz'gen Edelstein —
doch noch kein Auge schaute
den Meister, der es baute.
(ir. v. Schiller.)
1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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ß
ein dunkler und mäßig warmer, ja ein bewohnbarer Weltkörper sein.
Wie die Erde ringsum mit erquikkender Luft umgeben ist, so um-
giebt die Sonne ringsum das erfreuliche Licht; es ist nicht noth-
wendig , dass dasselbe auf dem Sonnenkörper selbst eine unaussteh-
liche zerstörende Hitze verursachen müsse, sondern ihre Strahlen erzeu-
gen die Warme und Hitze erst, wenn sie sich mit der irdischen Luft
vermischen, und ziehen dieselbe gleichsam aus den Körpern hervor.
Denn dass die Erde eine große Menge von verborgener Warme in
sich hat, und nur auf etwas warten muss, um sie von sich zu geben,
das ist daran zu erkennen, dass zwei kalte Körper mitten im Winter
durch anhaltendes Reiben zuerst in Warme, hernach in Hitze und
endlich in Glut gebracht werden können. Und wie geht es zu, je
weiter man an einem hohen Berg hinaufsteigt, und je naher man
der Sonne kommt, dass man immer mehr in die Hände hauchen
muss, und zuletzt vor Schnee und Eis nimmer weiter kommt, fragen
die Nattttkundigm, wenn die Sonne ein sprühendes Feuer sein soll?
Also wäre es wohl möglich, dass sie an sich ein fester, mit mil-
dem Licht umflossener Weltkörper sei, und dass auf ihr Jahr aus
Jahr ein wunderschöne Blumen blühen und duften, und statt der
Menschen fromme Engel dort wohnen, und ist dort, wie im neuen
Jerusalem keine Nacht und kein Winter, sondern Tag und zwar ein
ewiger freudenvoller Sabbath und hoher Feiertag. (Hebels
4. Ueberall geht die Sonne Morgens auf.
Also wird es überall erträglich sein. Die Sonne wird dir
zum Fleiße leuchten, und da die Sonne auf-, also auch niedergeht,
so wird auch Ruhe dir winken. Der Tag wird am Morgen be-
ginnen und viele Stunden haben. Kein Tag wird, in Nacht ver-
kleidet, dir entwischen können, die Sonne zeiget ihn dir. Du ist
es Morgen, wo die Sonne aufgeht, überall wirst du auch Morgen
haben. Da ist Leben, wo Bewegung und Arbeit ist. Arbeit ist
das Köstlichste des Lebens, des Menschenlebens Kern. Ueberall und
jeden Tag ruft Jeden Gott zur Arbeit auf, und hilft die ärgsten
Feinde besiegen, Langeweile, Armuth, Schande. Was bedarfst du
denn mehr als Sonnenschein und mit ihm Morgen, Frühling,
Heiterkeit und Hoffnung.
Wohin du auch verschlagen seiest und verwiesen werdest, Freund
es geht doch überall die Sonne Morgens auf und scheinet ebenso
helle auf des Tagelöhners Hütte wie auf des Königs Schloss. Sie
grüßt voll Freundlichkeit den treuen Arbeiter in der Frühe, und
scheidet nicht ohne Verheißung, wenn sie am Abend zur Ruhr
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winkt. So lange es noch eine Sonn? giebt, foll's mfc Nicht dun-
kel sein auf Erden. — Die Sonne geht, sie bleibt nicht stehen,
sie führt hinweg die bösen Tage, und bringt die bessern wieder. Sir
geht auf, die Sonne, sie führt uns Alle an zum Heldenlauf, zum
wüthigen Vorwärts! Und am Morgen schon fängt sie an und ret-
tet aus Nacht und Finsterniss. Sie öffnet, ein Bild der göttlichen
Vorsehung, allen Geschöpfen ihr segnendes Strahlenher;, und strö-
met Leben und Wonne aus. Die Hilfe kommt, sei ruhig, Mensch,
cs kommt der Trost, die Ecquikkung, sobald es nur sein kann, ge-
wiss zur schikklichsten Stunde.
Du bist nicht verlassen, wo du bist, wenn du die Sprache
der Sonne verstehest. Wie eine liebende Mutter zur Wiege des
Kindes, so kommt sie an deine Ruhestätte am Morgen frühe und
holet dich heraus, hat dir den Tisch mit Freude gedekkt und führet
dich hinein in den herrlichen Garten der Erde, in den großen Bi-
buotheksaal der Natur. Die Sonne geht von selbst auf, du musst
sie nicht wecken, und immer ist es Gott, der an deinem Werke das
Erste und Größte thut. — Ueberall die Sonne, sei zufrieden, nicht
überall freilich die gleichen schwarzen Häuserreihen, die gleichen ver-
witternden Menschen, die gleichen engen Wände und Gewohnheiten,
aber überall die gleiche ewige und täglich junge, frische Sonne!
Und wie Vieles liegt in der Sonne eines einzigen Tages! Wie
Vieles bringt sie an das Licht, wie Manches wekkt und reifet sie!
Und Morgens frühe kommt sie wieder, mit allen ihren Kräften. —
Auch in fremdem Lande wird dein Gutes erkannt werden, können
deine Fehler nicht verborgen bleiben, muss dein Fleiß dir Früchte
tragen, wird bescheidener Hoffnung ein Erntetag kommen.
(K. Steiger.)
5. Die große Weide.
_ Auf einer großen Weide gehen
viel tausend Schafe silberweiß;
wie wir sie heute wandeln sehen,
sah sie der allerältste Greis.
Sie altern nie und trinken Leben
aus einem unerschöpften Vom,
ein Hirt ist ihnen zugegeben
mit schön gebognem Silberhorn.
Er treibt sie aus zu goldnenthoren,
er überzählt sie jede Nacht
und hat der Lämmer keins verloren,
so oft er auch den Weg vollbracht.
Ein treuer Hund hilft sie ihm leiten,
ein muntrer Widder geht voran.
Die Heerde, kannst du sie mir deuten?
Und auch den Hirten zeig' mir an!
(Fr. v. Schiller.)
6. Der aufgegangene Mond.
. Der Mond ist aufgegangen,
die gold'nen Sterne prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
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Wie ist die Welt so stille,
und in der Dämm'rung Hülle
so traulich und so hold!
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund.und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil un?re Augen sie nicht seh'n.
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
(M. Claudius.^
7. Der Mond.
Ihr werdet nun auch wohl begierig sein, etwas von dem
Monde zu erfahren, der so oft unsere Nachte erleuchtet.
Erstlich, der Mond ist auch eine große Kugel, die im uner-
messlichen Weltraum schwebt, nicht anders als die Erde und die
Sonne, aber ist fünfzigmal kleiner als die Erde und nicht viel über
50,000 Meilen von ihr entfernt.
Zweitens, der Mond muss auch sein Licht von der Sonne
empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die
Sonne gekehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer
die nämliche Hälfte hell und die nämliche finster bleibe, so dreht
sich der Mond wie die Erde ebenfalls um sich selber oder um seine
Axe, in 29 und einem halben Tag. Daraus folgt, dass in dieser
langen Zeit Tag und Nacht nur Einmal auf dem Monde wechseln.
Der Tag dauert dort an Einem Ort so lange, als ungefähr zwei
von unsern Wochen, und eben so lange die Nacht, und ein Nacht-
wächter muss sich schon sehr in Acht nehmen, dass ec in den Stun-
den nicht irre wird, wenn es einmal anfängt 223 zu schlagen oder
309. — Aber
Drittens, der Mond bewegt sich in der nämlichen Zeit auch
um die Erde. Dies sieht man abermals an den Sternen. Wenn
man einen langsam gehenden Wagen in weiter Ferne beobachtet,
meint man, er stehe still. Wenn man aber bemerkt, wie er doch
nicht immer neben dem nämlichen Baum an der Straße sich befin-
det, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so er-
kennt man, dass er nicht still steht, sondern weiter geht. Wenn er
aber in einem großen Kreis herum führe, so müsste er doch zuletzt
wieder zu dem nämlichen Baum kommen, bei welchem er zuerst
stand, und daran müsste man erkennen, dass er jetzt seinen Kreis-
.auf vollendet hat; also auch der Mond. Er hält sich nicht jede
Nacht bei dem nämlichen Sterne auf, wenn er noch so schön ist.
wndern er rükkt weiter von einem zum andern. Am andern Abend
um die nämliche Zeit ist er schon um ein Beträchtliches vorgerükkt.
aber ungefähr in oben benannter Zeit, etwas früher, kommt er wie-
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rer, welche sich aus den Gebirgen erheben. Einer unter ihnen ist
über 9000 Fuß, ja einer sogar 9200 Fuß rief. Die Menge der
Vulkane ist außerordentlich und lasst auf ungeheure Umwälzungen
schließen, welche der Mond früher auf seiner Oberflache erlitten hat.
Schröter vermuthet, dass die größeren Krater und Ringgebicge alle
auf einmal entstanden seien. So viel ist gewiss, dass die Gewalt
des unterirdischen Feuers, welche dem Monde seine jetzige zerrissene
Gestalt gab, ungeheuer gewesen sein muss; dass aber die sogenann-
ten Ae'rolithen oder Meteorsteine, welche zuweilen aus der Lust auf
die Erde fallen, aus jenen Vulkanen des Mondes kommen, wird
noch bezweifelt. Habt Respekt vor dem Stcrnseher und vor der
göttlichen Allmacht, die einem schwachen Menschenkinde den Ver-
stand und die Geschikklichkeit geben kann, auf 50,000 Meilen weit
Berge auszumessen, die man mit bloßen Augen gar nicht sehen kann.
Siebentens und letztens, was soll der Mond am Himmel? —-
Antwort. Was die Erde soll. So viel ist gewiss, er erhellt durch
sein mildes Licht, welches der Wiederschein von seinem Sonnen-
schein ist, unsere Nachte. Hinwiederum erhellt die Erde mit ihrem
Sonnenglanze des Mondes lange, lange Nacht. Sieht man nicht
in den ersten Tagen des Neulichts, wenn der Mond noch wie eine
krumme Sichel am Himmel steht, sieht man nicht auch den übrigen
dunklen Theil seiner Scheibe oder seine Nacht durch einen dunklen
Schimmer erhellt? Das ist eine Wirkung des Sonnenscheins, der
von der erleuchteten Halbkugel unserer Erde auf den Mond fallt,
oder ist der Erdschein im Monde.
Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass auch jener Weltkör-
per allerlei vernünftige und unvernünftige Geschöpfe beherbergt, die
sich in ihrer Nacht auch über den milden Erdschein freuen. Viel-
leicht glauben die einfältigen Leute dort auch lange her, die Erde
gehe um den Mond herum und sei blos ihretwegen da.
(3. V. Hebel.)
8 Der Nachtwandler.
Es wandelt still und ganz allein
des Nachts umher bei Sternenschein
nur selten auch bei hellem Tag,
doch immer dann ganz bleich und schwach
Bald nimmt es ab, bald nimmt es zu,
und findet weder Rast noch Ruh'.
Ob's auch geheime Kräfte har;
man noch nicht ganz ergründet hat;
nur so viel ist ganz offenbar,
daff es der Grund der Fluchen war.
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s Die Grde.
Nach dem Augenschein und nach dem allgemeinen Glauben
wäre die Erde mit allen ihren Bergen und Thalern eine große runde
Flache gleich einer ungeheuer großen Scheibe. Am Nandr derselben
weiter hinaus kommt nichts mehr, dort ist gleichsam der Himmel
an sie angefügt, der wie eine große hohle Halbkugel über ihr steht
und sie bedekkt. Dort geht am Tag die Sonne auf und unter,
bald früher, bald spater, bald links an einem gewiffen bekannten
Berg oder Haus, bald rechts, und bringt Tag und Nacht den Mond
und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch über un-
sern Häuptern zu stehen.
Das wäre nun Alles gut, wenn's Niemand besser wüsste, aber
die Gelehrten wisscn's besser. Denn, wenn einer daheim weggeht,
und will reisen bis an's Ende der Erde, an den Rand, wo man die
Sterne mit der Hand greifen kann, und er geht am ersten April
von Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann
reisen, wenn er will durch Deutschland, durch Polen, durch Russland,
nach Asien hinein durch die Muhamcdanec und Heiden, vom Land
auf's Wasser, und vom Wasser wieder auf's Land, und immer wei-
ter. Aber endlich, wenn er will daran denken, wie lang er schon
von den Seinigen weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat an's
Ende der Erde und wieder zurükk, auf einmal wird's ihm heimlich
in seinem Gemüth, es wird nach und nach Alles, wie es daheim
war, er hört seine Landessprache wieder sprechen, zuletzt erblikkt er
von Weitem einen Kirchthurm, den er auch schon gesehen hat, und
wenn er auf ihn hingeht, kommt ec in ein wohlbekanntes Dorf,
und hat nur noch zwei Stunden oder drei, so ist er wieder daheim,
und hat das Ende der Erde nie gesehen. Nämlich er reisst um die
Erde, und kommt zuletzt wieder auf den alten Flekk, von dem er
ausging.
Es sind schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschie-
denen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je
nachdem, ist Alles geschehen.
Der englische Seekapitän Cook ist in Einem Leben zweimal
um die ganze Erde herum gereisst, und von der andern Seite wieder
heimgekommen, aber das dritte Mal haben ihn die Wilden auf der
Insel Owaihi todt geschlagen und gegessen.
Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Ge-
lehrten Folgendes: die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund
abgeschnittene Fläche, nein, sie ist eine ungeheure große Kugel. Fer-
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Extrahierte Personennamen: Cook
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Russland Asien
J3
ttec: sie hängt und schwebt frei und ohne Unterstützung, wie die
Sonne und der Mond, in dem unermesslichen Raum des Weltalls
unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Ferner: ste
ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die Hitze oder der
Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Thieren
und vernünftigen Menschen belebt. Man muss nicht glauben, dass
auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hänge,
und in Gefahr stehe, von der Erde weg und in die Luft herabzu-
fallen. Dies ist lächerlich. Überall werden die Körper durch ihre
Schwere an die Erde angezogen, und können ihr nicht entlaufen.
Überall nennt man unten, was man unter den Füßen hat-, und
oben, was über dem Haupt hinaus ist. Alle sind oben, so lang si:
die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht und Sterne
über ihrem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten
Mal hören sollte, wie groß diese Kugel sei.
Der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem
Punkt der Oberfläche durch das Centrum hindurch zum andern Punkt
Eintausend sieben hundert und zwanzig deutsche Meilen. Der Um-
kreis der Kugel aber betragt fünftausend vierhundert deutsche Meilen.
Ihre ganze Masse aber beträgt mehr als 2662 Millionen Mei-
len im Klaftermaß. Das haben die Gelehrten mit großer Genauig-
keit ausgemessen und ausgerechnet, und sprechen davon, wie von ei-
ner gemeinen Sache. Aber Niemand kann die göttliche Allmacht
begreifen, die diese ungeheure Kugel schwebend in der unsichtbaren
Hand trägt, und jedem Pflänzlern darauf seinen Thau und sein
Gedeihen giebt, und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendi-
gen Odem in die Nase. Man rechnet, daß tausend Millionen Men-
schen zu gleicher Zeit auf der Erde leben, und bei dem lieben Gott in
die Kost gehen, ohne das Gethier. (J. P. Hebel.)
L0. An die Erde.
Du, die Dritte in Gunst bei dem Flammenkönige des Him-
mels, nächst Merkur dem Lebensprudelec und der glanzstrahlenden
Venus, hör' uns Erde, du Schöne, du Holde, du ewiglich Junge
sterblicher Wesen geliebte Mutter.
Wenn auf der Alpe, im ewigen Schnee, die Gemse nicht hun-
gert, nicht auf treibender Eisinsel der Polarbär, nicht die Straußen-
brut in der Wüste, schon im Ei von Mutterpflege verlassen, wenn
die Mückenschwärme der Luft, die wimmelnde Fischbrut der Ge»
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Wässer, ihren täglichen Theil bekommen: o, vergiß dann nicht uns,
die wir ja auch deine Kinder, deinen heiligen Altar umringen.
Lass sie nicht wiederkehren, die kummerherben Jahre.
Nährtest du nicht, gesegnete Erde, huldreich in deinem üppigen
Schooße zahllosen Menschenschlag: Landereroberer, blutige Gewalt-
thatsmänner , die in fliegender Hast ihr Jahrhundert verfinsterten,
eine angebaute Welt verheerten, Kunst und Geist von der errunge-
nen Höhe stürzten, von einer schönern, edlem Zeit nur dürftige Rui-
nen sparten? — Huldreiche, du hörst uns, und mit dir hört uns
der Himmel; der Hunger erzeugt Unthat nicht mehr; Unwissenheit,
Rohheit, Heimtükke und Missgunst entfernen sich mit dem lauernden
Drangsale immer weiter von unseren Hütten.
Selig ein Volk, das dein sich getröstet! Selbstständig, frei,
sicher im heiligen Schutz des Gesetzes und rein in Sitten, hebt es
sich auf zu Macht, zu Licht, zu unsterblicher Ehre.
Schenk auch mir, Mildgeberin, eine Flur und eine Hütte!
Schenke sie in der Luftstille des Thals; lass uns dort, mich und
meine gewünschte Freundin, deine tägliche Huld preisen, mit zum
Himmel geschlagenem Auge. Spat dereinst, wenn unsre ergrauten
Häupter sich niederkrümmen, bette uns dicht an einander zur Ruh
in deinem heiligen Schooße. Au neuem Leben erwacht, preisen wir
dich noch, wenn wir emporschweben von dir. (ß. Fa^e.)
Ii. Die Sterne.
Wie die Blume unwillkürlich ihr Angesicht der Sonne zuwen-
det, so wird auch des Wandrers Blikk in klarer Nacht, wo um ihn
Alles ruht und schweigt, mit sanfter, stiller Gewalt hinaufgezogen
zu den leuchtenden Sternen. Erhabene Ruhe, himmlischer Friede
wohnt in ihren lichterfüllten Höhen und senkt sich still herab in
unser Herz. Wer nicht unter dem Drukk der Sorgen oder in eiteln
Zerstreuungen wie lebendig begraben ist, dem bewegt ein wunderba-
res, erhabenes Gefühl seine Brust. Auf dem Felde der Unendlich-
keit blühen und glühen hier die himmlischen Lichter, und jedes unter
ihnen leuchtet so ruhig, so lieblich herab, blikkt so freundlich ihn an,
dass er sie fragen möchte: wie heißest du und du und du? und will-
kommen ist der Freund, der ihn in ihre Bekanntschaft einführen will.
Bei weitem die meisten Sterne sind Fixsterne, d. h. fest-
stehende, die ihre Stellung gegen einander behalten. Selbst durch
Fernrohre erscheinen sie nicht größer, woraus hervorgeht, dass sie eine
unermessliche Entfernung und eine ungeheure Größe haben müssen.
Man pflegt sie nach ihrer verschiedenen Helligkeit für das Auge m
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Hauptsterne hat, die aber kleiner sind. — Die Sterne c, a, e, f, g
bilden fast einen Bogen, denkt man sich diesen Bogen über g hin-
aus noch 1è mal so lang und ein wenig gerader fortgesetzt, so trifft
man auf einen Stern erster Größe, Arctur im Sternbild Boo-
tes. An Sommerabenden steht der große Bär vom Polarüern
aus westlich und der Arctur also südwestlich. Im Winter ist letz-
terer unter dem Horizonte. — Denken wir uns eine Linie vom
Polarstern aus über k hinaus 2 bis 3mal so lang, so kommen wir
auf einen Stern erster Größe, Spica, der zum Sternbild der
Jungfrau gehört. Er steht an Frühlingsabenden südlich, ist aber
im Nachsommer schon unter, ehe es dunkel wird. Die Jungfrau
ist eins von den 12 Sternbildern, die vorne im Kalender unter dem
Namen Zeichen des Thierkreises genannt sind. Im Kalender
steht über jedem Monat das Zeichen des Sternbildes, in dessen Ge-
gend die Sonne sich in dem Monat befindet; dies Sternbild ist
also zu der-Zeit nicht zu sehen, eben weil es hinter der Sonne
steht, aber erscheint ungefähr nach einem halben Jahre des Nachts
am südlichen Himmel in der Höhe, in welcher die Sonne vor einem
halben Jahre am Tage stand. — Eine Linie von e aus zwischen
d und e hindurch reichlich Lmal so lang als von a nach g trifft
auch auf einen Stern erster Größe mit reinem weißen Licht, die
Wega, zur Leier gehörig, und nahe daran in der Milchstraße
liegt der Schwan. An Sommerabendcn steht die Wega fast ge-
rade über uns; um die Zeit findet man von der Wega aus über
den Polarstern weg fast eben so weit jenseits desselben, also tief im
Norden, die Eapella, einen Stern erster Größe im Fuhrmann.
An Winterabenden ist es natürlich umgekehrt: die Eapella steht fast
gerade über uns, die Wega dagegen taucht am nördlichen Horizont
einige Stunden unter, und kommt also nur nordwestlich oder nord-
östlich zum Vorschein. Der Polarstern steht mit a, b und der Ea-
pella im rechten Winkel. — Eine Linie von k über die Wega weg
trifft ungefähr auf den Atoir, der ein Stern erster Größe im Ad-
ler ist. — An Winterabenden, wo die Eapella fast in unserm Ze-
nith steht, sehen wir nicht sehr weit von derselben an der andern
Seite der Milchstraße das bekannte Siebengestirn, das zum
Stier gehört, und den Aldebaran, Stern erster Größe, auch
im Stier, g, f, Eapella und Aldebaran liegen in gerader Linie und
die beiden letzten bilden mit dem Siebengestirn einen rechten Win-
kel. — Noch weiter vom Polarstern entfernt links unter dem Alde-
baran sehen wir im Winter das schöne Sternbild Orion Abends
am Himmel aufgehen, das aus 2 Dreiekken, dem dazwischen liegen-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
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den Jakobsstabe und vielen andern kleinen Sternen besteht. Der
Jakobsstab besteht aus 3 fast in gerader Linie nahe beisammen lie-
genden Sternen zweiter Größe. Eine gerade Linie vom Siebenge-
stirn über den Aldebaran weg noch 2mal so lang führt auf densel-
den hin. In jedem Dreiekk oberhalb und unterhalb des Jakobs-
stabes ist ein Stern erster Größe. — Der Jakobsstab zeigt unge-
fähr auf den Sirius hin, der von dem Orion links noch weiter
nach unten steht und von allen uns sichrbaren Firsternen der hellste
ist. Ec gehört zum großen Hund, und in den Hundstagen be-
findet sich die Sonne in dieser Gegend, er ist also im Winter sicht-
bar. Er steht wie der Orion rechts an der Milchstraße und beiden
gegenüber auf der andern Seite der Milchstraße sehen wir den
Procoon im kleinen Hund. — Aber das Feld, auf dem wir
hier wandeln, ist unendlich, wir müssen davon abstehen, mehr der
Sterne zu nennen. In manchem Schulatlas findet sich außer den
Landkarten auch eine brauchbare Sternkarte, die mehr leisten kann,
als eine Beschreibung. (Schlichting.)
Ld> Der Morgenstern.
vom Glanz des ew'gcn Lichts beseelt.
Willst du der Lämmer Namen kennen?
Die dritte Sylbe wird ihn nennen.
Am frühen Tag erscheint das Ganze,
und steigt empor mit heiterm Sinn,
und in des Morgens jungem Glanze
verkündetes die Gebieterin;
Verkünder sie durch alle Weiten»
sprich, kannst du mirdasrathseldeuten?
(Sh. Körner.)
13. Dir Planeten.
Bis jetzt haben wir in unsern Betrachtungen über das Welt-
gebäude unsern Wohnplatz, die Erde, die Sonne und den Mond
näher kennen gelernt. Jetzt erheben wir unser Auge zu den leuch-
tenden Sternen, an denen sich so oft das Auge des nächtlichen
Wanderers ergötzt. Wer etwa in der Nahe einer großen Haupt-
stadt lebt, der kann wissen, was eine Illumination ist, und wie herr-
lich es aussieht, wenn zu Ehren eines großen Herrn in der ganzen
Stadt viele tausend kleine Lampen zu gleicher Zeit angezündet wer-
den und brennen. Das Auge kann sich nicht satt schauen, und
überall erblikkt es etwas Anderes und Schöneres. Aber alle diese
irdische Herrlichkeit ist in gar keine Vergleichung zu sehen mit der
großen himmlischen Illumination, die in jebec wolkenlosen Nacht
Wander, Jugendfreund. 2
steiler Anmuth kommt s gezogen,
wie Roftnhekken blüht es auf,
und durch des Äthers goldne Wogen
steigt es mit goldncr Pracht heraus-
kannst du des Räthsels Lösung finden ?
Zwei Sylben mögen sic verkünden.
Wohl giebt es eine mächt'gc Heerde,
von keinem Auge noch gezählt;
sie weidet herrlich, fern der Erde,
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TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]