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5.
Der Riese auf der Hünenburg.
Einst wohnte auf der Hünenburg bei Hohenrode ein Riese, der die Gr. Wiedener Kirche zerstören wollte. Er nahm Felsblöcke und schleuderte sie uach dem Kirchturme. Sie erreichten ihn aber nicht, vielmehr fiel der eine an der Kirchhofsmauer, der andere am Ausgange des Dorfes nach Kl. Wieden zu nieder, wo sie noch jetzt zu sehen sind.
6.
Die Riesenbuche.
Auf dem Deister, etwa eine halbe Stunde von der „Teufelsküche," steht eine große Buche, die nennt man die Riesenbuche. Sie hat zwei Kronen, denn unten hat sich der Baum geteilt und ist in zwei Stämmen in die Höhe geschossen; an diesem Teile des Baumes finden sich im Holze förmliche Stufen, die sollen von einem Riesen herrühren, der sie hineingetreten haben soll, und darum nennt man den Baum die Riesenbuche.
7.
Der Fährmann und die Zwerge.
Zu dem Fährmann in Gr. Wieden ist einmal vor vielen Jahren ein kleiner Unterirdischer (Zwerg) gekommen, der hat ihn gefragt, ob er wohl gegen guten Lohn die Nacht hindurch überfahren wolle. Der Fährmann hat natürlich nicht nein gesagt, und da ist dann am Abend der Kleine wiedergekommen, ist in den Kahn gestiegen und hat gesagt, er solle nur abstoßen. Das hat der Fährmann auch getan, ist aber verwundert gewesen, daß der Kahn so schwer und tief ging, als wäre er ganz voll, und noch mehr hat er sich gewundert, als ihm der Kleine, nachdem sie drüben angekommen, gesagt, nun solle er wieder zurückfahren, dabei im Kahn stehen geblieben und so bis zum frühen Morgen immer hin und her gefahren ist. Endlich ist er dann ausgestiegen und hat den Fährmann gefragt: „Nun möchtest Du auch wohl gern wissen, was Du übergefahren hast?" Und als der es bejaht, hat der Kleine gesagt: „So sieh mir über die rechte Schulter!" Das hat der Fährmann getan und
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haben, aber sie solle ihn nie ganz abspinnen. Das hat sie denn auch getan, hat gesponnen jahraus, jahrein, und immer war der Wocken voll, und sie bekam soviel Garn, daß sie immer ein Stück vom schönsten^Linnen zum andern legte. Endlich dachte sie aber doch einmal: „Möchtest doch gern wissen, was wohl unter dem
Flachse sitzen mag, daß du ihn nie ganz abspinnen sollst," und ihre Neugier ward immer größer und größer, und dabei spann sie immer schneller und schneller und hatte zuletzt das Ende des Fadens zwischen den Fingern. Aber unter dem Flachs saß nichts am Wocken, und soviel sie denn auch drehte, der ewige Flachs war und blieb fort.
10.
Die Zwerge im Erbserrfelde.
Ein Bauer hatte ein schönes Erbsenfeld, aber als es zur Ernte ging, wurden die Schoten leerer und leerer, und wenn er sich auf die Wacht stellte, um den Dieb zu fangen, hörte er’s rascheln, sah aber niemand. Da nahm er denn einmal seinen Knecht mit hinaus, den ließ er das eine Ende eines Strickes sassen, er aber nahm das andere in die Hand, und so liefen sie das Erbsenfeld auf und nieder und rissen den Zwergen die Nebelkappen ab. Da waren sie gefangen und haben dem Bauer die Erbsen teuer bezahlt, daß sie nur ihre Nebelkappen wiederbekamen, und sowie sie die hatten, hui! waren sie fort.
11.
Der Zwerg und der Bauer.
Mal kommt ein Zwerg zu einem Bauer, sagt ihm, er solle ihm täglich eine Gerstenähre schneiden, es werde sein Schade nicht sein. Da tuts auch der Bauer, geht täglich selber hin und schneidet die Ähre; der Zwerg aber kommt Tag für Tag, nimmt seine Ähre auf den Rücken und nicket damit von dannen; das Vieh des Bauern aber wird von Tag zu Tag größer und fetter, und dabei füttert er es kaum. Mal indessen hat der Bauer keine Zeit, und da schickt er seinen Knecht. Der schneidet auch die Ähre, wie er jedoch den Zwerg so unter derselbeu dahinanken sieht, lacht er ihn aus und sagt, es sei ja nur eine Ähre, unter der brauche er doch nicht so
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Bäche und Flüsse überzogen sich in einer Nacht mit einer dicken Eisdecke, die schnell dicker wurde. Die Menschen jammerten wegen großer Kälte und die sonst so munteren Fischlein des Hollenbaches hatten auch Grund dazu. Als die muntere Forellenschar nach nächtlichen Streifzügen in ihre Höhlungen zurückgekehrt war, da versiegte plötzlich der Quell ihres Lebens. Der Barmannsbrunnen war bis auf den Grund eingefroren, der Augenblick des Vergehens für alle Lebewesen des Baches und doch auch der Erlösung für eine gequälte Menschenseele war da. In fiebernder Eile zerschlug Barmann die dicken Eisplatten des Brunnens, immer fürchtend, der große Augenblick könne nur zu schnell vergehen. Die zerbrochenen Eisstücke füllte er mit dem Marter-siebe aus der Quelle und warf sie auf die Wiese. Pochenden Herzens kam er dem Grunde des Brunnens näher, ob ihn wohl diesesmal seine Hoffnung wieder im Stiche ließ? Er zerschlug die letzte Decke und sah vor sich die schwarze Erde, fest wie die Diele der Scheune. Das letzte Eisstück war aus dem gähnenden Brunnen gefüllt, da zog ein befreiender Hauch durch Baxmanns Seele, der Bannspruch hatte seine Wirkung verloren, er war frei. —
Die stillen Gemüter der Oldendorfer waren aufs höchste erregt, als man die Rückkehr Baxmanns vernahm. Man wollte nun einmal nichts von dem Störenfriede wissen und erinnerte sich deshalb auch nicht mehr des gegebenen Versprechens. Baxmann wurde aufs neue seiner Heimat entführt und an die frühere Stätte seiner Wirksamkeit, an den Brunnen im Totentale festgebannt. Die neue Aufgabe, die man ihm gab, hatte wieder den Brunnen zu leeren, aber nicht mehr mit einem Siebe, sondern mit einem Nähhute sollte er das schwere Werk vollbringen. Das hat denn auch der Heimatlose getreulich versucht, aber es ist ihm bisher nicht gelungen. Er wird wohl die Baxmannsqualen bis ans Ende der Zeiten ertragen müssen. Nur bisweilen ergreift ihn der Mißmut über seine erfolglose Arbeit und Sehnsucht uach den menschlichen Stätten so stark, daß er den Nähhut beiseite wirft und im Walde bergauf und bergab wandert, ähnlich wie Rübezahl im Riesengebirge. Die wunderlichsten Gestalten nimmt er dann an, und wehe dem Menschen, der die Hand gegen ihn erhebt. Als zahmes Reh geht er dem Jäger entgegen, der bei seinem Anblick verwirrt die Büchse senkt, und als
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— li-
ste ihre Götter verehrten, sondern am häuslichen Herde vereinigte sich die ganze Familie zum Opfer und Gebet. Der Hausvater war der Priester, der Herd der Altar, das Haus die Kirche. Außerdem gab es Opferstätten im Walde unter mächtigen Eichen, auf Wiesen, an Quellen, Teichen und Flüssen, auf Bergen und Hügeln, bei großen Steinen und Felsen. Der felsige Hohenstein und der Osterberg (der heutige Paschenberg), die Alte Bückeburg bei Obern-kirchen und die Alte Laufe auf dem Deister waren solche Opferstätten. Aber auch in jedem Dorfe war eine solche Stätte, das war der Tie.
Der mächtigste Gott unserer Vorfahren war Wodan. Er wohnte nach dem Glauben der alten Deutschen in einem jchöncn, herrlichen Saale, der Walhalla. Aus seinem Antlitze strahlte nur ein Auge, die Sonne, um seine Schultern trug er einen blauen Mantel mit goldenen Sternen = der Himmel mit den Sternen, und ein breiter Wolkenhut bedeckte fein Haupt. Vor ihm lagen seine Jagdhunde, zwei Wölfe, und auf seinen Schultern saßen seine Boten, zwei Raben. Auf einem achtbeinigen Roß ritt er durch die Luft. Die Helden, die im Kampfe gefallen waren, kamen in die Walhalla. Mit Wodan zogen sie jeden Tag auf die Jagd, am Abend heilten alle Wunden zugleich, und in Walhalla wurden sie mit Schweinebraten und Milch festlich bewirtet. Der Mittwoch war dem Wodan geweiht. Der Tag heißt heute noch in der englischen Sprache Wodanstag. Um die Zeit des Winteranfanges fuhr Wodan mit dem wilden Heer durch die Lüfte, stürzte im Walde die eilten Bäume um, segnete aber auch Bäume und Fluren zur nächsten Ernte. Die Sage vom roilben Jäger erinnert noch an ihn. (Siehe Anhang 26.)
Wodans Gemahlin war Freia, nach der der Freitag seinen Namen hat. Sie war das Vorbild der Frauen auf Erden. Sie war die Beschützerin des Hauses und spann fleißig am Spinnrocken. Faule Spinnerinnen bestrafte sie, gute belohnte sie (die Sage von Frau Holle).
Wodans Sohn hieß Donar, der Donnerer. Aus seinem roten Barte zuckten die Blitze, seine Hand warf die Donnerkeile zur Erde nieder, und wenn er mit seinem Wagen, der mit eicht
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Ziegenböcken bespannt war, über die Wolken fuhr, dann sagten die Leute auf Erden: Es donnert. Mit einem Hammer spaltete er das Erdreich und machte es fruchtbar. Er war deshalb der Gott des Ackerbaues und der Beschützer der Heimat. Er scheint bei den Cheruskern besonders hoch geehrt worden zu sein, denn ehe sie zur Lchlacht auf dem Jdistavisusfelde sich versammelten, kamen die Führer des Volkes im heiligen Haine des Donar, im Harrl, zusammen, um den Beschützer der Heimat um seinen Schutz gegen die Römer anzuflehen. Auf der Alten Bückeburg wurden ihm bukki = Böcke geopfert. Der herumgetragene Hammer rief die Deutscheu zum Gericht und zum Kampfe. Deshalb war aber auch in alter Zeit der Donnerstag, der nach ihm benannt ist neben dem Dienstag der Gerichtstag.
In unserer Heimat scheint auch die Göttin Ostara sehr verehrt worden zu sein. Sie war die Göttin des Frühlings. Im Frühling loderten deshalb von dai heiligen Bergen — dem Hohenstein, dem Osterberge — die Osterafeuer weit ins Land hinein, unsere heutigen Osterfeuer. Daß sie auf dem Hohenstein verehrt wurde, geht aus einer Tafel hervor, die unter dem Hohenstein einst gefunden worden ist. *)
Den Göttern brachte man Opfer. Man opferte Schafe, Ziegen, Rinder, weiße Pferde oder Getreide, Milch und Honig. Das Blut der Opfertiere wurde in einem Kessel gesammelt. Dann wurde das Volk und der Altar damit besprengt. Das Haupt, die Haut und die Eingeweide wurde zu Ehren der Götter verbrannt, das übrige unter das Volk verteilt und gemeinschaftlich verzehrt. Auch Menschen wurden geopfert, besonders Kriegsgefangene.
Die ganze Natur, Luft und Erde, Baum und Strauch glaubte man bevölkert von Elfen, Nixen, Kobolden, Riesen und Zwergen. Als Elfen bezeichnete man die Lustgeister, Nixen waren die Wassergeister, Kobolde die Hausgeister, die auf dem Herde ihre Wohnung hatten. (Siehe die Sagen über Riesen und Zwerge!)
*) Sie war aus gebranntem Ton und befand sich im Besitze der Familie von Münchhansen. Später kam sie nach Helmstedt, wo sie verschwunden ist. Es befanden sich ans ihr Runen, ein Götzenbild, eine Scheibe und eine hufeisenförmige Figur.
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Hermann sei ein treuer Freund der Römer, aber er irrte sich, Hermann fand keinen Gefallen am römischen Wesen.
In der Zeit nun, da Varus die Cherusker knechtete, kehrte Hermann in sein Vaterland zurück. Mit glühendem Haß im Herzen sah er die Schmach seines Volkes und beschloß, dessen Retter zu werden. In der Stille schickte er, ohne daß Varus etwas merkte, Boten an die Angrivarier, Brukterer und die Chatten und verabredete mit deren Fürsten, das Vaterland von den Römern zu befreien. Sie lockten Varus aus seinem Lager an der Weser in den Teutoburger Wald und vernichteten das römische Heer in einer dreitägigen Schlacht (im Jahre 9 n. Chr.). Als Varus sah, daß alles verloren war, stürzte er sich in sein Schwert.
f Hermann und Flavins. Sieben Jahre nach diesem glänzenden Siege kam noch einmal ein römisches Heer unter dem Feldherrn Germanikus in das Wesertal. Wieder rief Hermann sein Volk zur Wehr gegen den alten Feind. Im Heere der Römer befand sich auch Flavius. Der hielt es für eine Ehre, bei den Römern zu dienen, ja, er war ganz ein Römer geworden und sah auf sein rauhes Vaterland und die ungebildeten Deutschen mit Verachtung herab. Er war mitgekommen, um im Heere der Römer gegen sein eigenes Volk zu kämpfen. An der Weser traf er mit seinem Bruder zusammen. Hermann stand auf dem rechten, Fla-vius auf dem linken Ufer. Hermann rief ihm zu: „O, komm herüber zu deinem freien Volk! Was kämpfest du in den Reihen der Römer gegen dein eigenes Vaterland! Hörst du nicht die alten Eichen rauschen? Denkst du nicht unserer alten Mutter, die dich bittet, doch in die Heimat zurückzukehren? Denke an deine Verwandten, an deine alten Götter, die zu verraten du im Begriff stehst!" — Flavius erwiderte: „Was kann mir die Heimat geben? Sie ist kalt und rauh, aber wie schön und sonnig ist es in Rom! In Rom ist das wahre Glück, dort wohnt der mächtige Kaiser, dort winkt mir Ehre und Ansehen!" — Hermann versetzte darauf: „Du solltest dein Volk anführen gegen den Feind deines Vaterlandes, aber du verrätst es an seine Feinde." — „Ich bin kein Verräter," entgegnete Flavius, „aber du wirst ein schlimmes Ende nehmen, wenn du nicht aufhörst gegen Rom zu kämpfen." — Her-
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Extrahierte Personennamen: Hermann Hermann Varus Hermann Varus Varus Varus Hermann Hermann Hermann Hermann Hermann
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mann sah, daß sein Bruder nur noch ein Auge hatte. „Ich sehe, daß Du nur noch ein Äuge halt, was hast bu für das verlorene bekommen?" — „Diese golbene 'Kette und die römische Ritterwürbe," entgegnete Flavins stolz. Spöttisch rief Hermann: „Wie leicht ist es boch, ein Knecht zu werben!" — Ergrimmt barüber wollte Flavins nach biesen Worten sich in die Weser werfen, um mit seinem Bruder zu kämpfen, aber die Römer hielten ihn zurück.
f Die Schlacht aus dem Jdistavisusselde. Am fol-genben Tage überschritten die Römer den Fluß und kamen auf das Jbistavisusfelb. Dieses lag zwischen der Weser und den Anhöhen vor bern Süntel. Dort lagerten sie sich. Die römische Reiterei überschritt den Strom weiter aufwärts und würde von den Cheruskern in verstellter Flucht in ein enges Walbtal gelockt und bort fast vollstänbig vernichtet. Am Abeub versammelten sich Hermann und die deutschen Fürsten in einem heiligen Haine — dem Harrl —, um sich durch Opfer die Götter geneigt zu machen und den Sieg zu erflehen. Ihre Völker standen auf den Anhöhen, die sich von Welsede und Rohden bis Weibeck ziehen und auf denen die Dörfer Segelhorst, Barksen, Zersen, Wickbolsen, Bensen, Habbesen und Höfingen liegen. Die Cherusker stauben in der Mitte der Aufstellung, um sich im gegebenen Augenblicke auf die Römer zu stürzen. Am anberen Morgen begann die Schlacht, die vom Morgen bis in die Nacht dauerte. Die Cherusker brachen zu früh los und gerieten in ein furchtbares Handgemenge mit den Römern. Gleichzeitig aber umging' ein Teil der Römer den Finnen- und Schweineberg und fiel den Deutschen in die Seite. Ein Teil der Deutschen konnte sich noch rechtzeitig in die Schluchten des Süntels retten, die Cherusker aber suchten sich stromabwärts durchzuschlagen. Dabei kamen viele um, auch fanden viele ihren Tod in der Weser, die sie zu durchschwimmen suchten, und unter den einstürzenden Ufern des Stromes. Auch Hermann war uerrounbet und geriet in große Gefahr. Um sich unkenntlich zu machen, hatte er fein Gesicht mit seinem Blute bestrichen. Das und sein schnelles Pferb retteten ihn. Auf dem Schlachtfelbe errichteten die Römer einen Hügel als Siegesmal, legten die erbeuteten Waffen barauf und schrieben unten die Namen der besiegten Völker daran. *)
_ *) Die Lage des Jdistavisusfeldes ist zweifelhaft. Ein neuerer Forscher, Professor Knoke, verlegt die Schlacht in die Gegend von Eisbergen.
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Extrahierte Personennamen: Flavins Hermann Hermann Hermann Knoke
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sprachen wird. Wegen seiner niedrigen Lage heißt noch heute der ganze Norden Deutschlands Niedersachsen.
t Der erste Glaubensbote im Sachsenlande. Viele deutsche Völker waren allmählich schon Christen geworden, die Sachsen aber verehrten an den heiligen Orten noch immer ihre Götter und haßten das Christentum und seine Boten. Aber trotz der großen Gefahren, die ihnen drohten, kamen doch auch zuletzt Glaubensboten ins Sachsenland. Auch zu den Engern kam einst ein solcher Bote des Christentums. Das war Lebuin.
Lebuin hatte erfahren, daß in Marklo an der Weser eine große Versammlung der Sachsen stattfinden sollte, und er beschloß, auch dorthin zu gehen und den Heiden die Botschaft von Jesu Christo zu verkünden. Unterwegs kehrte er bei einem mächtigen Manne im Lande der Engern, den er schon kannte, ein und genoß dessen Gastfreundschaft. Folkbert, so hieß der Mann, nahm ihn freundlich auf und fragte ihn: „Wohin willst du?" — „In die Versammlung zu Marklo," erwiderte der heilige Mann. „So wird es um dein Leben geschehen sein," entgegnete jener. Darauf der Mann Gottes: „Der Herr ist meine Hilfe!"
Als nun der Tag der Versammlung herangekommen war, zog von allen Seiten eine große Menge Volkes nach dem Orte, und auch Lebuin zog hin. Auf einem großen, freien Platze, der rund herum mit Zweigen vom Haselnußstrauche eingefriedigt war, stand ein Priester im weißen, lang herabwallenden Gewände und brachte den Göttern ein Opfer. Er schlachtete ein weißes Pferd und tat das Haupt, die Haut und die Eingeweide in einen großen Opferkessel und sprach laut Gebete zu der Gottheit. Das Volk aber lauschte außerhalb der Umfriedigung in lautloser Stille den Worten seines Priesters. Da erschallen aus der dichten Volksmenge plötzlich laute Worte. Alle Köpfe drehen sich nach dem Sprecher um, der es wagt, die heilige Handlung zu stören. Lebuin ist es, dem sich die wild rollenden Augen der Versammelten zuwenden. Mit lauter, fester Stimme redete er zu ihnen: „Gott hat mir befohlen, zu euch zu reden, daß ihr euch zu ihm bekehrt. Wenn ihr aber seine Befehle für nichts achtet, so wird er einen gar mächtigen und
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strengen König senden, der euer Land verwüsten und euch töten
wird/" Als er so redet, brechen sie von allen Seiten in ein wüstes
Geschrei aus. „Sehet den Verführer, den Räuber unserer Heiligtümer, den Feind des ganzen Vaterlandes/" so schallt es durcheinander, „er soll mit seinem Blute den Frevel büßen/" Da reißen sie aus den Zäunen Pfähle aus und spitzen sie zu, um ihn damit zu töten. Einige aber suchten dies zu hindern, besonders einer namens Buto, dessen Wort viel bei ihnen galt. Von einem Hügel rief er in das Getümmel: „Tapfere Männer, höret mir zu. Wenn sonst Gesandte zu uns kommen, so hören wir ihre Botschaft und entlassen sie mit Geschenken. Diesen Boten Gottes aber haben wir beschimpft, ja beinah getötet. Ist sein Gott so mächtig, so
werden wir bald als wahr erkennen, was er gesagt hat." Das rettete Lebuin. Sie beschlossen, daß der Bote Gottes von niemand angegriffen würde, sondern daß er gehen könne, wohin er wolle. Da lobte Lebuin den Herrn, daß er ihn errettet, und redete von ihm zu allen, die es hören wollten.
Der Sachsenkrieg. Westlich von den Sachsen wohnten die Franken. Diese waren schon lange Christen. Zwischen ihnen und den Sachsen fand oft Krieg statt. Die Sachsen machten oft räuberische Einfälle in das Frankenland. Darum beschloß der Frankenkönig Karl der Große, die Sachsen zu bestrafen und sie zum Christentum zu führen. Das geschah in einem dreißigjährigen Kriege (772—804).
Im Jahre 772 rückte Karl im Diemeltale gegen die Sachsen heran und zerstörte das alte Heiligtum des sächsischen Volkes, die Jrminsul. Das war ein gewaltiger Baum, unter dem die Sachsen ihre Götter verehrten. Nachdem er bis zur Weser vorgerückt
war, kehrte et" wieder um. Im nächsten Jahre rächten sich die Sachsen für die Zerstörung der Jrminsul, in dem sie einen Kriegszug in das Gebiet der christlichen Hessen unternahmen und dort die christlichen Kirchen zerstörten. Unt sie zur Annahme des Christentums zu zwingen oder sie vollständig zu vernichten, zog Karl 775 abermals ins Sachsenland. Am Brunsberge bei Horter, wo sich die Sachsen verschanzt hatten, erzwang er sich den Übergang über die Weser. Mit einem Teile seines Heeres zog
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