für Verstand und Herz. 15
morgens auf den Hof eines wohlhabenden Bauers. Sie
fanden ihn vor dem Stalle, und hörten , als sie sich ihm
näherten, wie er es dem Knechte hart verwies, daß er
die Stricke, woran die Pferde gespannt gewesen waren,
über Nacht am Wagen im Neger» gelassen, und nicht ins
Trockene gebracht hatte. „0 weh! der Mann ist ge-
nau/' sprach einer zum anderen, „hier wird es nicht viel
geben!" Wir wollen wenigstens versuchen, sagte einer,
und sie gingen näher. Der Herr empfing die Fremden
sehr freundlich, und indeß er mit ihnen in sein Haus
ging, brachten sie rhr Begehren an. Wie groß war ih-
re Verwunderung, als er ihnen sehr bereitwillig ein an-
sehnliches Geschenk an Gelde gab, und auch noch Korn
zu schicken versprach. Die Bürger konnten in ihrer dank-
baren Rührung sich nicht enthalten, dem wohlthätigen
Manne zu gestehen, daß seine Mildthätigkeit ihnen ganz
unerwartet sei, indem der Verweis, den er vorhin dem
Knechte wegen einer so unbedeutenden Kleinigkeit gegeben
hätte, sie auf den Argwohn gebracht habe, daß er wohl
sehr genau seyn müsse.
..Lieben Freunde", war seine Antwort, „eben da-
durch, daß ich das Meinige jederzeit zu Rathe hielt, kam
ich in den glücklichen Zustand, wohlthätig seyn zu können."
Schäme dich nicht der Sparsamkeit, und halte sie
nicht für Geiz; nur des Geizes mußt du dich schämen.
Weigere dich nicht wohlthätig zu seyn, indem du die
Wohlthätigkeit fälschlich für Verschwendung hältst; aber
gehe bei deinem Wohlthun mit Vorsicht zu Werke.
16. Der Verschwender.
Als einstmals im März die Sonne warm schien,
Veilchen blüheten und Lerchen sangen ¡ da trat ein Schä-
fer vor secne Thür, und sprach zu sich selbst: „Bist
du nicht ein Thor, daß du den Heuboden so schonst?
Was soll dir das Heu? Es wachst alle Tage mehr Gras
zu, und ist jetzt schon genug da, daß die Schaje leben
können. " Sogleich ging er in den Schasstall, und hieb
dle Stangen entzwei, aus denen das Heu lag, so daß es
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
I?
für Verstand und Herz.
Holdritter bat die Leute sehr , er versprach, ihnen alles
zu geben, was sie verlangen könnten; aber umsonst. Er
bat sie, ihm doch nur wenigstens den Weg nach dem ande-
ren Dorfe zu zeigen. — „Ach, sagten sie, wer soll in
dem Wetter hinausgehen? in dem Wetter jagt man kei-
nen Hund hinaus. ‘ Der Herr und sein Kutscher waren
beide in großer Verlegenheit. Was -sollten sie nun ma-
chen? — Die Wege waren nicht mehr zu sehen, und
'ohnedies ihnen in dieser (legend unbekannt. ~ Wir
wollen noch eine Probe machen, sagten sie, und pochten
an einem ziemlich verfallenen Hause an. — , Wer ist
da?" fragte 6ne Stimme, die viel sanfter und freund-
licher war, als sie von den übrigen Dauern gehört hat-
ten. Die Stimme kam von einem Dauer, der so eben
zur Thür heraustrat. — Sie eröffneten dem Fragenden
ihr Anliegen. — „Za, sagte der Mann, ich wollte sie
gern bei mir behalten, aber bei mir würde es Zhnen wohl
nicht gefallen. Ich könnte nichts als trockenes Brodt
vorsetzen, denn ich bin arm — und wo sollte ich ihre
Pferde hinthun? — Aber warten Sie doch — es
wohnt ein Pachter, ein sehr guter Mann, nicht weit
vom Dorfe, der wird Sie gewiß aufnehmen. Kommen
Sie'."" Der freundliche Mann brachte die Reisenden zu
dem Pachter hin, und sie wurden gern von demselben
aufgenommen. — Wie dankte der Herr von Holdrmer
dem Manne, der ihm aus einer so großen Verlegenheit ge,
hoffen hatte. Er drückte ihm bei seinem Abschiede einiges
Geld in die Hand, welches er anzunehmen sich anfangs
sehr weigerte. „Nein, sagte der brave Bauer, ich bin
wohl arm, aber ich will mir doch so eine Kleinigkeit nicht
bezahlen lassen. Man muß ja emanoer immer dienen,
ohne sich erst bezahlen zu lassen; wie wollte man denn
sonst durchkommen? Endlich nahm er das Gelb wie
erstaunte er aber, als er zu Hause fand, daß es vier schö-
ne blanke Goldstücke waren, die ihm Der fremde Herr
gegeben hatte.
Manche Menschen sind bloß darum undienstfertig,
weil sie zu bequem und gemächlich sind. Sie möch-
ten andern wohl dienen, aber' di« Mühe scheint ihnen
z« groß.
2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
21
für Verstand und Herz.
Tabackspfeifen war die Stube so voll Dampf, daß man
nicht auf einen Schritt weit um sich sehen konnte. Nach-
dem man eine Weile bei einander gesessen hatte, that ei,
ner den Vorschlag, ob man nicht Karten spielen wollte.
Alle waren es zufrieden, und Stephan wurde auch dazu
eingeladen; aber er verstand das Spiel nicht. Doch bald
fand sich einer, der sich erbot, es ihn zu lehren, und ehe
der Abend zu Ende ging, Hane es Stephan schon gelernt.
Am nächsten Sonntage fand er sich wieder ein und nun
sollte er schon um Geld spielen. Er hielt es für schimpf-
lich, dieß auszuschlagen; und siehe da, er hatte das
Glück, zu gewinnen. Wir wollen hören, ob das so ein
großes Glück war. Stephan bekam nun sehr viele Lust
zum Spielen, aber er ivar nicht immer so glücklich wie
im Anfange; oft verlor er die Paar Groschen, weiche er
sehr nöthig gebrauchte, um sich Frühstück und Abendbrodt
zu kaufen, und dann mußte er hungern. Das gefiel ihm
freilich^ nicht, aber dennoch konnte er von dem Spielen
nicht loskommen; denn wenn er auch manchmal sich'vor-
nahm: heute will ich gewiß nicht wieder ins Wirthshaus
gehen und spielen! so ließ er sich doch immer wieder ver-
führen, wenn einer seiner Kameraden kam, und ihm zu-
redete. Die Hoffnung, das Verlorene wieder zu gewin-
nen, trieb ihn immer wieder in das Wirthshaus und an
den Spieltisch; aber "wie traurig schlich er dann des
Abends nach Hause, wenn er nun abermals verloren,
oder doch nichts gewonnen hatte! Einst war er dadurch
in so große Geldnoth gerathen, daß er sich gar nicht mehr
zu helfen wußte,. und da kam er auf den schrecklichen Ge-
danken, in einem Hause, wo er arbeitete,' zu stehlen.
Er nahm einen Rock und einen silbernen Löffel weg, nicht
ohne große Angst und Beklemmung. 0, hätte er doch
lieber gehungert, oder Andere um eine Gabe angespro-
chen '. Als er den Löffel verkaufen wollte, wurde er als ver-
dächtig angehalten, sein Diebstahl kam heraus, und er
mußte lange im Gefängnisse sitzen. Dadurch kam er vol-
lends herunter, und von dieser Zeit an wurde er nie wie-
der recht fröhlich, und gelangte auch niemals zu einigem
Wohlstände. Wie traurig sind die Folgen der Spielsucht!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Stephan Stephan Stephan
2 6 I. Erzählungen
Dorfs war ein Bauer mit feiner Frau und zwei Kinder»
zum Hochzeitftste eingeladen. Die Eltern hatten es auch
für sich und die Kinder zugesagt. Man kann denken, wie
sehr sich die Kinder freimen auf den Schmaus, die bun-
ten Kleider, die Musik, und was ihnen sonst noch ange-
nehm dabei vorkam. Auf den Mitlag wurde der Mann
sehr krank; deßwegen mußte die Frau zu Hause bleiben,
und ohne die Eltern sollten die Kinder nicht nach diesem
Hochzeitftste hingehen. Da weinten die Kruder sehr, daß
sie vergebens auf diese Lust gehofft hatten. Das eine
Kind war gar so unwillig, daß es sagte: „Warum muß-
te denn der Vater eben heme krank werden, da wir ein-
mal eine Lust haben sollten?'* — Aber hört, Kinder,
was geschah. Den Abend kam Feuer in dem Hochzeit-
hause aus: und weil es von unten an zu brennen fing,
die Gäste aber oben waren, so kamen viele Leute auf der
Treppe zu Schaden, oder wurden vor Schrecken hernach
krank. Da merkten die Eltern, daß die Krankheit des
Vaters (der hernach bald wieder besser wurde), welche
sie verhindert hatte, auch dahin zu gehen, eine wohlthätige
Schickung und Regierung Gottes gewesen sei, und lob-
ten Gott dafür. Ihre Kinder aber belehrten sie an die-
sem Beispiele, daß Gott auck bei zugeschickten Leiden die
besten Absichten habe, und daß, wenn wir oft nicht so-
gleich wissen, wozu das Leiden uns gut ist, wir doch her-
nach erfahren werden, wie gut es unser himmlischer Va-
ter mit uns meine. Nöm. 8, 26.
24. Der Baumverd erber.
Hans that gern unnütze und böse Dinge. Wenn er
die Pflugeisen vdn der Schmiede holte, und unterweges
einen jungen Baum sah, so machteer sich daran, und
probirte die Eisen, ob sie scharf wären. Der Herr des
Dorfes hatte zwei Reiben Obst - und Maulbeerbaume an
den Weg setzen lassen, und sah immer mit Verdruß, daß
sie beschädigt waren. Er ließ daher so lange auflauern,
bis Hans dabei betroffen wurde. Er wurde empfindlich
gestraft, und mußte seinen halben Lohn daran wenden,
die beschädigten Bäume zu bezahlen. Da sagte er: „Ich
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
I
Erzählungen für Verstand und Herz.
i. Die ungezogenen Kinder.
ħenn Franz und Christian aus der Schule kamen, so
sahe man sie nie still und ordentlich nach Hause gehen,
sondern immer stürzten sie mit lautem Geschrei aus dem
Schulhause heraus, wenn sie merkten, daß der Lehrer ih-
nen nicht nachsah. Kaum waren sie auf die Straße ge-
kommen, so jagten sie sich wild herum, und warfen ein-
ander mit Erbklößen, oder wohl gar mit Steinen. Hat-
te es geregnet, so gingen sie nickt, wo es trocken war,
sondern sie wateten mitten durch die Pfützen hindurch,
und bespritzten einander mit dem schmutzigen Wasser.
Wenn sie ein Huhn, oder eine Ente, oder ein anderes
Thier auf ihrem Wege antrgfen, so jagten sie es vor sich
her, warfen es mit Steinen, und hatten eine boshafte
Freude daran, das arme Thier, so viel sie konnten, zu
beängstigen. Als sie sich eines Tages auch so ungezogen
auf der Straße betrugen, kam ein alter Mann gegangen,
und verwies ihnen ihre Ungezogenheit. Ihr solltet euch
schämen, sagte er, denn es schickt sich nicht für Kinder,
welche aus der Schule kommen, wo sie so viel Gutes ge-
hört haben, wild und ungezogen zu seyn. Die bösen
Knaben hörten kaum auf das, was der alte Mann sagte,
und liefen lachend und tobend fort. Die Aufführung der
Knaben mißfiel also dem alten Manne sehr. Konnte
sie wohl irgend einem verständigen Wrenschen gefallen?
Was verständigen Menschen mißfällt, das
ist unanständig. ✓ ,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
35
für Verstand und Herz.
Aber so geht es wenn man einmal eine böse Gewohnheit
angenommen bat. Kommt jemand, und will sie uns ab-
gewöhnen, so kehren wir ihm den Rücken, oder lachen
wohl gar, wenn wir schon so schlimm sind, wie Adam.
Ach! die bösen Gewohnheiten!
Adam war ein leichtsinniger Mensch der nicht über-
legte, was er that. Er batte sich das Werfen mir Stei-
nen stark angewöhnt. Neberall, wo e-r hinkam. und ei-
nen Stein liegen sah, ergriff er den Stein, und warf
ihn von sich, ohne sich vorder umzusehen, ob nickt jemand
in der Nahe sei, den der Stein treffen könnte. Der un-
besonnene Mensch! Das meinte Herr Frühling, als er
zu Adam sagre: gieb Acht! gieb Acht.
Schon einigemal hatte Frühling seinem kleinen
Nachbar wegen des Werfens Vorstellungen gemacht.
Adam, sagte er, Adam, denke nur. was du thust Du
wirfst überall hin, auch wohin du nicht siehest. Es gehen
so viele Menschen auf und ab; es legen sich so viele in
die Gebüsche, in die du so oft wirfst. Adam 1 wenn du
einmal einem ein Loch in den Kopf, oder ein Auge aus-
würfest! Adam, bedenke das. Das wäre für deine El-
tern ein Herzeleid, und du würdest tüchtig bestraft.
Aber, wer kann mir denn das Werfen verbieten?
Es ist doch gut, wenn ich mich darin übe. So sprach
Adam.
Lieber kleiner Nachbar, versetzte darauf Herr Früh-
ling , übe du dich immer iin Werfen. aber nur nicht da,
wo Menschen gehen. Suche dir ein Plätzchen aus, wo
niemand hinkommt, da mache dir ein Ziel von Papier,
oder stelle dir einen alten Topf hin, und danach wirf, so
lange du willst. Das wird dir kein Mensch verbieten.
Aber wenn du hier wirfst, so ist niemand seines Lebens
sicher.
Die Vorstellungen des Herrn Frühling waren recht
gut gemeint, allein Adam ließ sie zu einem Ohre hinein,
zum andern hinaus.
Eines Tages ging Adams Vater mit der Mutter
spahieren, und kaum waren sie fort, so ging Adam in den
Garten, und sing an, mit Steinen nach den Sperlingen
zu werfen, die er gewahr wurde. Er dachte wohl an Herrn
3 *
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
für Verstand und Herz. 9
erspart hätte, und daß sich dann noch alles hätte wieder
gut machen lassen. Er nahm sich fest vor, nie wieder
lügen, und lieber eine verdiente Strafe zu leiden, als
dir Unwahrheit zu sagen; aber es dauerte lange, ehe er
seines Vaters Zutrauen wieder gewinnen konnte, und
-ieß that ihm sehr weh.
9. Der aufrichtige Gottfried.
„Wer hat unter meinen Papieren auf meiner Stu,
be gestört?" fragte ziemlich unwillig Herr Tischbein seine
Kinder. — Er hatte es ihnen streng verboten, nichts
von seinen Büchern und Schriften anzurühren; und gera-
de jetzt fehlte ihm ein wichtiges beschriebenes Biatt, und
er merkte an allen Umständen, daß jemand bei seinen
Sacheil gewesen war.
Vater, fing Gottfried an, vergieß es mir, ich bins
gewesen. Ich wollte malen, und suchte weißes Papier
— ich will es gewiß nicht wieder thun. Eigentlich
verdientest du Strafe, antwortete ihm der Vater, aber
weil du so aufrichtig bist, will ich es dir vergeben! Zum
Glücke fand sich auch das Blatt wieder, was Gottfried
bei seinem Suchen verworfen hatte.
So aufrichtig war Gottfried immer in allen seinen
Worten und Handlungen, und daher hatte jeder Liebe
und Vertrauen zu ihm.
io. Verwogenheit.
Der kleine Adolph Frisch hatte gehört, daß Peter
Flink, ein etwas größerer Knabe, einen hohen Baum
erklettert, und vor kurzem sogar einen hohen Felsen er-
klimmt, und sich an den äußersten Rand desselben hinge,
stellt habe. Tausend , rief der kleine Adolph, tausend!
das möchte ich doch auch einmal versuchen. Herz habe
ich, das ist wahr; nun wer weiß was noch geschieht.
Du bist nicht klug, sagte seine ältere Schwester Do-
ris. Du, kleines Männchen, du willst hohe Felsen er-
klimmen?
Höre, Mädchen, rief der empfindliche kleine Frisch,
halte du dein Plappermäulchen! du verstehst davon nichts.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried Gottfried Adolph_Frisch Peter
Flink Adolph
io I. Erzählungen
Ihre ergebenste Dienerin, mein hochgeehrtester Herr
Bruder! versetzte Doris lächelnd. Das habe ich nicht
gewußt, daß ein Mädchen über so etwas nicht urtheilen
sollte. Aber das ist ihm doch erlaubt zu sagen, daß ein
Knabe, wenn er tollkühn ist und närrische Streiche macht,
dabei wohl einmal den Hals brechen kann.
Laß mich in Ruhe! rief Adolph Frisch, und drehe-
te sich um.
Nach einigen Tagen verläßt der unbesonnene Knabe
das Haus seiner Eltern, und schlendert in das nahe Thal,
das voll Felsen war. Aha! rief er seinen Kameraden
zsi, die ihn begleiteten, hier sehe ich einen recht hoben
steilen Felsen; - den will ich auch wie eine Gemse er-
klettern.
Das laß du bleiben! sagten seine Kameraden.
Aber Adolph ließ sich nicht abhalten, er kroch den
Felsen hinan, und als er oben stand, rief er den übrigen
zu: Bin ich nicht ein Held? Seht ihr mich wohl?
Gebt Acht! jetzt will ich auf Einem Beine stehen!
Den Knaben, die unter dem Felsen standen, lief es
vor Schrecken eiskalt über den Rücken..
Der tollkühne Adolph hob wirklich das eine Bein in
die Höhe, und stand auf dem andern eine Weile ruhig
da. Doch, ach! er verliert das Gleichgewicht. Dar-
über erschrickt er; sein Leib kippt über, und der unglück-
liche Knabe stürze von dem Felsen hinab. Todt erreicht
er den Boden.
Seine Freunde eilen schreckenvoll nach Hause, und
melden den traurigen Vorfall. Der ganze Ort geräth in
Bewegung. Man eist ins Thal, und sieht den Unglück-
lichen jämmerlich zerschlagen in seinem Blute liegen.
Man untersucht ihn, findet aber keine Spur von Leben
mehr in.ihm. Seine Eltern, seine Schwester jammern
trostlos. Es hilft alles nichts. Er bleibt todt. Alle
Einwohner des Ortes, die ihn kannten und wegen seiner
Munterkeit liebten, bedauerten ihn. Ach, sagten viele,
daß er so verwegen seyn konnte! Wie wahr ist das Sprich-
wort: Wer sich ohne Noth in Gefahr giebt/
kommt'darin urn'.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
für Verstand und Herz. 39
ziges Mal feinen lieben Eltern wieder ungehorsam zu
seyn.
34. Der unbesonnene Spaß.
Wenn Ferdinand Gespenstergeschichten hatte erzäh-
len hören, so konnte er oft die ganze Nacht nicht einschla-
fen, denn er war unglaublich furchtsam, und ob ihm gleich
seine Eltern und Lehrer oft genug gesagt hatten, daß es
thöricht sei, sich vor Gespenstern zu fürchten, so konnte er
doch die Furcht davor nicht unterdrücken. Als er zu einem
Schlossermeister in die Lehre gekommen war, mußte er mit
den beiden Söhnen seines Meisters auf einer Bodenkammer
schlafen. Diese Knaben hatten es dem offenherzigen Fer-
dinand bald angemerkt, daß er sich vor Gespenstern fürch-
te, und beschlossen, sich einmal mit ihm einen Spaß zu
machen. Der eine gab daher eines Abends vor, daß er
sehr müde wäre, und früh zu Bette gehen wolle. Er
hatte aber mit seinem Bruder verabredet, daß er sich un-
ter Ferdinands Bette legen, uckd wenn dieser im Bette
wäre, erst mit Ketten rasseln, dann plötzlich hervorkom-
men, und in ein weißes Betttuch gehüllt, an fein Bette
treten wolle; der Bruder sollte die Thür der Schlaftam-
mer verschließen, damit Ferdinand nicht entwischen könne.
Was ineint ihr zu dieser Verabredung? — Alles geschah,
wie es verabredet war, und der furchtsame Ferdinand
wurde auch wirklich durch das Rasseln der Ketten unter
seinem Bette getäuscht, daß er in die größeste Furcht ge-
rieth, und in seinem Bette Angstschweiß schwitzte. Er
rief endlich um Hülfe, bekam aber keine Antwort. Nun
stieg feine Angst aufs Höchste; er sprang aus dem Bette,
und wollte zur Thür hinaus, als die weiße Gestalt vor
ihn trat, und ihn packte. Ohnmächtig stürzte Ferdinand
auf die Erde, und gab keinen Laut von sich. Endlich
merkten die bösen Buben, was sie mit ihrem unbesonne-
nen Spaße angerichtet hallen, und wollten nun den ar-
men Ferdinand aus seinem Irrthume reißen; aber jetzt
war es zu spät. Ferdinand lag leblos da. Angstvoll rie-
fen sie ihre Eltern herbei, und mit großer Mühe wurde
der ohnmächtige Ferdinand wieder ins Leben gebracht;
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Gespenstergeschichten Ferdinand Ferdinands Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand
67
für Verstand und Herz.
65. Unreinlich keit.
Der kleine Fleck zeichnete sich unter allen
seinen Mitschülern durch Schmutz und Unreinlich-
keit ans, denn man hatte ihn zu-Haufe nicht früh
genug zur Reinlichkeit angehalten, daher ihm War
die Unreinlichkeit zur Gewohnheit geworden.
Seine Eltern wand en viel an feinen Anzag;
dennoch ging er so schmutzig und unordentlich
einher, dass man ihn nicht ohne Unwillen ansehen
konnte. Ein neues Kleid trug er kaum zwei* oder
dreimal, so war es schon mit Tinte, Gel, Bier
oder dergleichen beschmutzt, und an feinen All-
tagskleidern konnte man kaum noch die Farbe er-
kennen, so sehr waren sie mit Staub und Schmutz
bedeckt. Die Schuhe waren nur dann rein, wenn
sie vom Schuster kamen : daher waren lie sehr bald
vom Kothe zerfreisen, lo dass lie aufsprangen.
Kurz et verdarb durch seine Unreiblichkeit sowohl
feine Kleider, als er lieh dadurch verächtlich und
verhasst machtet denn niemand haue ihn gern
um fielt.
Allein noch grösser war der Schade, dên er
seiner Gesundheit dadurch zufügte. Er bekam öf-
ters Geschwüre an den Füssen, weil er lie nicht
wusch und die Nägel nicht abschnitt; und endlich
brach ein ekelhafter Ansschlag am Kopse ûnd am
ganzen Leihe aus. Dielen liess ersieh durch un-
verständige Rathgeher zu zeitig vertreiben, Wö’-
durch er lebenslang einen siechen Körper behielt.
66. Der gute. Rath'.
Karl war ein munterer Knabe. Gern spran?
er auf Wiesen und Bergen herum. Alles was es
fand, sah er von allen Seiten an, uiid liess sich
davon von verständigen Lebten erzählen.- Auf diè-
se Weise wurde Karl verständig. In seinem sechs-
ten Jahre wußte er schon viel.
Aber bei all’ feinem Verstände hatte Karl doch
5 *
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl