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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 1

1843 - Potsdam : Riegel
I . .. : j. fl , ■ oif.,, -.ir .w N'iar Hu'j? I. Das preußische Wölk im Jahre L8ls. Süon Memel bis Dcmmin, von Colbcrg bis Glatz war in dem unvergeßlichen Frühlinge und Sommer des Jahres 1813 unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Übermuth einzuschränken. Krieg wollten die Preußen, Gefahr und Tod wollten sic; den Frieden fürchteten sic, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen und. preußischen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Riemen bis zur Elbe; Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren todt trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpf- ten; Krieg! der Tagelöhner, der keine Arbeit finden konnte; Krieg! die Wittwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des Stolzes - und des Schmerzes entließ. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knien, Officierc, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegs- dienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen; ja so- gar Jungfrauen unter mancherlei Verstellungen und Verlarvungcn drängten sich zu den Waffen; alle wollten sich üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Preußen war wieder das Sparta geworden, als welches seine Dichter es einst besangen; jede Stadt, jeder Flecken, ^cdcs Dorf schallte von Kriegslust und Kriegsmusik, und war in einen Übungs- und Waffcnplatz ver- wandelt; jede Feueresse ward eine Waffenschmiede. Das war das Schönste bei diesem heiligen Eifer und fröhlichen Gewimmel, daß alle Unterschiede von Ständen und Classen, von Altern und Stu- fen vergessen und aufgehoben waren; daß jeder sich demüthigte und hingab zu dem Geschäfte und Dienste, wo er der brauchbarste in. - 1

2. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 27

1843 - Potsdam : Riegel
27 rung, und man im Stande ist, Gegenstände in beträchtlicher Entfernung zu unterscheiden, ja grobe Schrift zu lesen. Im nörd- lichen Theile Mittel - Europas ist ebenfalls die Natur in dicken Schneemantcl gehüllt, und die blattlosen, weißstämmigen Birken, die dunkeln, hoch mit Schnee überdeckten Nadelhölzer, die von Schnee- und Eiskrhstallen flimmernden Buchen und Eichm, und die jetzt ihrer Blätter beraubten übrigen Laubhölzer ragen aus der Schneefläche, welche alles niedrige Gebüsch und Gesträuch über- deckt hat, hervor. Das Wild kommt aus den dichten Wal- dungen, und nähert sich dm menschlichen Wohnungen. In die Gärten, oft über die unter Schnee bcgrabenm Zäune und Gehege hinweg, kommen die Hasen, dem unter dem Schnee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse und Wölfe umschleichen die Dorfschaf- ten, dem Geflügel und den Hausthierm nachstellmd. Krähen und Raben lauern von Bäumen und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sperlinge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf den Straßm und den dampfenden Dün- gerhaufen nach Futter. Röthlich weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinm lothrecht in die Luft, und der Hauch der Men- schen zieht als grauer Rauch vom Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbckleidung. Seen und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten wohnmden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß schwer beladene Schlitten und Wagm sicher über sie hinfahren, und sie bilden dann nt diesen Ländern, welche an gebauten Stvaßen so arm sind, vortreffliche Wege. Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten Ostwinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf den Gebirgen eine beträchtliche Höhe erreicht, in den ebmen und lieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die langsamer fließenden Gewässer bedeckm sich, und das auf nicht lange Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter weg und kehrt wieder, und wenn auf eingetrermes Thauwetter plötzlich wieder Frost folgt, wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, welches aber bald wieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wie- derum fallmdm Schnee beseitigt wird. Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge be- schneit und die Gewässer in den nördlichsten und höchsten Gegmden dieser Länder auf wenige Tage mit dünnem Eise belegt. In den

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 28

1843 - Potsdam : Riegel
28 südlichsten und tief liegenden Gegenden sind Schnee und Eis den Bewohnern fast unbekannt. Der Winter ist dort so, wie im mitt- leren Europa der April und Mai; denn viele Pflanzen sind dort grün, und ein großer Theil der Bäume verliert sein Laub nicht ganz. Zugvögel, welche im Sommer im nördlichen und mittleren Europa nisteten, kommen in großen Schaaren hierher, um den Winter hier zuzubringen und die wärmere Jahreszeit zu erwarten, bei deren Eintreten sic sich allmählig nordwärts begeben, um dort den Sommer über zu bleiben und sich zu vermehren. Nur wenige der im mittleren Europa nistenden Wandervögel verlassen Europa ganz, das mittelländische Meer überfliegend und dem heißen Afrika zueilend, z. B. mehrere Schwalbenarten, Störche und Kraniche. Störche bleiben öfter den Winter im südlichsten Spanien, ebenso die Nachtigallen; der Pirol aber zieht bis Indien. Großbritannien und Irland, von Europa getrennt, vom Meere umgeben, haben einen gemäßigten Winter, so daß in den niedrigen Strichen, selbst im Winter, das Vieh im freien ausdaucrn und weiden kann. Schnee fällt wenig und immer nur auf kurze Zeit. Die Dauer des Winters ist in Europa um so länger, je mehr die Länder nach Nordosten liegen, und um so kürzer, je südlicher sie gelegen sind. Im äußersten Norden beginnt der vollkommene Winter schon mit dem Anfange des Oktobers, zu Umeo und Petersburg im Ende des Oktobers, und dauert dort bis zu Ende, hier bis in die Mitte des Aprils. Im nordöstlichen Rußland liegt der Schnee bis in die Mitte des Maimonats. In Stockholm fängt der Winter erst in der Mitte des Novembers an, und währt bis zum Ende des Märzes. Das plötzliche Umwandeln der Natur im Frühlinge kennen Europa's südlichste Länder nicht, indem ihnen grüne Bäume und Fluren nicht fehlten, und sie die lange Winterruhc der schlum- mernden Natur nicht vor Augen hatten. Je weiter nach Norden, um so plötzlicher tritt der Frühling ein, und in den nördlichsten Gegenden so schnell, daß man in einigen Tagen die beschneiten Gegenden wie durch einen Zauberschlag mit frischem Grün und Feldblumen bedeckt, das große Heer der Insekten sich entwickeln und mehren, und die ausgewanderten Vögel schaarenweise wieder- kehren sieht. Aber zwischen Blüthe- und Erntezeit ist nur ein kurzer Zwischenraum. In den langen Sommertagen, welche durch ihre Dauer drückend werdm und den Pfianzmwuchs

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 29

1843 - Potsdam : Riegel
29 beschleunigen, wird die Luft so erwärmt, daß sie in den kurzen Nächten, wo es nie ganz dunkel wird, weit nicht so ab- gekühlt wird, als int südlichen Europa, und es in Italien vor Aufgang der Sonne einem kälter vorkommt, als im mittleren Ruß- land, ja daß man hier behaglicher die Nacht im Freien zubringen kann, als dort. Im östlichen Theile des mittleren Ruß- lands, wo das trockene Sibirien nahe und das Meer ferne ist, wird die trockene Hitze im Sommer so groß, als im südlichsten Europa, und daselbst, so gut als in Süd-Eu- ropa, um die Mittagszeit die Arbeit eingestellt und geruht. Umgekehrt, wie der Frühling im Norden später, als südwärts eintritt, kommt der Herbst dort früher und schneller, und währt kürzere Feit. Der sogenannte Nachsommer im mittleren Europa erinnert noch an die verflossene warme Jahreszeit. Mit dem Reifen der Früchte und dem Gelbwerden des Laubes nimmt die Zahl der Infecten ab, und die Zugvögel, welche von ihnen sich nährten, wandern dem Süden zu. Das Laub fällt ab, kalte Stürme bewegen der blattlosen Bäume leere Zweige, bis Schnee und Eis das Dasein des Winters anzeigen. (K. Fr. B. Ix. Der S t a n b b a eh. Staubbach heißt nach Wyß mit seinem ursprünglichen Na- men der Plctschbach, und zwar von der Albe Pietschen, auf wel- cher er aus sieben nahe beisammenliegenden Quellen entspringt. Er fließt zwei Stunden von hier abwärts in einem tiefen Felsen- bett, durch einen Tannenwald, bis zu einer hervorragenden Felsen- wand, welche nach unten etwas gewölbt zurückweicht und die Staub- bach-Balm heißt. Hier bildet sich der erste oder obere Wasserfall, welcher, obschon an sich gar nicht unbedeutend, dennoch von dem Zweiten oder unteren Fall, der den eigentlich so genannten Staub- fall ausmacht, und an fünfzig Schritte von jenem entfernt ist, weit übertroffen wird. Dieser Letztere wurde sonst für 1100 Fuß hoch gehalten; er ist jedoch nach sorgfältigen Messungen mit Schnüren, welche Wyt-

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 30

1843 - Potsdam : Riegel
30 teñí»ad) und Wolf angestellt haben, nur 900 Berner Fuß, und nad) Tralles barometrischen Messungen 925 fran$. Fuß hoch- Wyß beschreibt die verschiedenen Erscheinungm dieses prachtvollen Wasserfalles, weld)e er nach Verschiedenheit der Jahreszeiten und der Wassermenge dem Beobachter darbietet. Wir hoffen, dem Leser mit einem Auszuge aus seiner Beschreibung einen wahren Genuß zu bereiten. Zuerst sd)ildert er den Staubbachfall, wie er sich an einem Sommertage darstellt. » Die erste Bedingung zum Dollgenuß « — heißt es da — »ist Sonnenglanz, und dieser währt an den längsten Sommertagen von ungefähr 7 Uhr des Morgens bis halb 1 Uhr des Mittags. Nicht nur die Regenbogen im Kessel, wo die zerstobenen Wasser sich sammeln, auch die fliegenden Wasserflocken in der Luft bedürfen des Sonnenscheins. Man schreitet gewöhn- lich vom Gasthofe oder vom Pfarrhause zuerst nad) der Stelle hin, wo der Bach zu Boden regnet, als wollte man erst ihn füh- len, bevor man ruhiger ihn betrachte. Am linken Ufer des Ba- d)es, durch Erlen, wandert man, von der Straße, die nad) dem tiefern Thale führt, rechts abgehend, hinauf, und fühlt sich bald auch bei wolkenlosem Himmel in einem Regenschauer, gegen den man sich selbst mit Sd)irmen verwahren mag. Etwas mühsam erklimmt mau den Hügel von Felstrümmern, den der Bach sich links von seinem Niedersturze gebildet hat, und sd)aut hinab in ein weites Becken, das unablässig von tausendfachem Schaumge- kräusel wimmelt. Aud) jenseits erblickt »Mn Sd)utthaufen, die voi» oben heruntergeworfen sind, und nicht ohne Verwunderung sieht man den Bach zwischen diesen zwei aufgestapelten Bollwerken im freien Durchgang davon rieseln. Kennbar rührt die Tiefe seines Beckens und diese Öffnung nad) der Lütschme (*) von der Gewalt der Wassermasse her, die nad) Gewittern und bei großer Schnee- schmelze hier im Mittelpunkte des Falles Raum geschafft, ohne doch die Hügel rechts und links zu vermindern. Schreitet man auf die rechte Seite des Kessels, so sindet man es leicht, dort hinab zu gelangen in den Umfang desselben, und alsbald wird man von einem doppelten Regenbogen umringt, der, gleich einem angeworfenen Nimbus, so genau mit uns verschmilzt, daß er Schritt urn Schritt, so lange wir im Sonnenglanz und *) So heißt der unten im Thale fließende Bach.

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 31

1843 - Potsdam : Riegel
31 im Thaunebcl bleiben, bald vorrückt, bald zurückweicht, wo wir gehen und stehm. Ja die Wasscrtropfen hängen sich an die Klei- der, und glühn einzeln wieder in unvergleichlicher Pracht; aber die Nässe gestattet nicht, sich dieses Feengewandes lange zu freuen, und ein fröstelndes Gefühl von Sterblichkeit treibt um so eher aus der Tiefe wieder ans Ufer, da die Gefahr am Tage liegt, von irgend einem zufällig herabgeschwemmten Steine plötzlich und selbst tödtcnd verletzt zu werden. In sicherer Entfernung dann lagern die Wanderer sich hin und genießen sorglos, was ihnen bisher entgangen war. Mit unermüdetem Staunen erhebt sich das Auge nach der hohen, im Blau des Himmels scharfgezeichneten dunkelgrauen Kante, wo die Najade zweitheilig ihr fliegendes Gewand in die Lüfte hängt. -— Eine Hälfte des Baches, doch unmerkbar von der andern getrennt, fällt beinahe senkrecht herab, und wiirde an der Felswand nicdcr- gleitcn, wenn diese nicht von oben bis unter die Mitte sich leise zurückzöge, und der Wassersäule freieres Fortschweben gestattete. Mit der zweiten Hälfte ungefähr, etwas kühner vorspringend, zer- splittert sich die Masse in jenm Gischt und Staub, der so duftig, so ganz ätherisch niederwärts schwebt, und an den Bachsturz im Salzburgischen erinnert, welchem das Landvolk den Namen des Schleierfalls ertheilt. Die innere Partie des Staubbaches fällt abwärts der Mitte ihres Weges, als wollte sie versuchen, sich anzuhalten, auf eine schräg vorstehende Bank, und rieselt von da in tausend blendenden Schaumstrahlcn vollends an dem dunkeln Gestein nach dem Kessel hinab, während die äußere, durch Schnel- ligkeit und Schwere die Luft unter sich pressend, in Millionen Schaumbläschen immer mehr zerschillt, und weit herum einen ewi- gen Thau zur Erde spritzt. Es ist unterhaltend, das Wasser von seinem Ausströmen an der hohrn Felsrinne bis zu seinem Zerstie- den mit dem Blicke zu verfolgen. Erst bricht es so wüthmd her- vor, daß man erschrickt von dem furchtbaren Sturze, dm man er- wartet; aber kaum hundert Schuhe gefallen, breitet sich's reichlich aus, und die zusammmgedrängte Säule zergeht in einzelne schnee- weiße Wölklein, die man nicht übel schon Wasserrakettcn benannt hat, weil sie forteilend, gleich jenen stammenden, einen Schweif zurücklassen, der eine halbe Secunde lang ihre Bahn bezeichnet, bis sie völlig — ich möchte sagen in Wasscrfunken —, aus ein- ander sprühend, sich zur Unsichtbarkeit verlieren.

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 41

1843 - Potsdam : Riegel
41 Die Grotte von Caripe behält in der genau gemessmcn Ent- fernung von 472 Metres oder 1458 Fuß vom Eingänge, noch ihre ursprüngliche Richtung, die nämliche Weite und die gleiche Hohe von 60 — 70 Fuß. Mir ist auf beiden Festlanden keine Berghöhle von fo einförmiger und regelmäßiger Bildung bekannt. Wir hatten Mühe, die Indianer zu vermögen, über den Vordcr- theil der Grotte, welchen sie alljährlich zur Linsammlung des Fet- tes besuchen, tiefer einzugehen, und es bedurfte des Gewichts und Ansehens der los Padnes, um sie zu der Stelle hinzubringen, wo der Boden plötzlich unter einem Winkel von 60° in die Höhe steigt, und wo der Waldstrom einen kleinen unterirdischen Wasser- fall bildet. Die Eingeborncn verbinden mystische Vorstellungen mit dem von Nachtvögeln bewohnten Raume. Sie glauben, die Geister ihrer Vorfahren halten sich im Hintertheil der Grotte auf. Der Mensch, sagen sic, soll eine heilige Scheu vor Orten tragen, welche weder die Sonne, Zis, noch der Mond, Nana, bescheint, gu den Guacharo's gehen, bedeutet, zu seinen Vätern gehen, oder sterben. Auch nchmm die Zauberer, Piaclles, und die Giftmischer, Imorons, ihre nächtlichen Gauklerkünste am Eingänge der Grotte vor, um den Häuptling der bösen Geister, Ivorokiamo, zu be- schwören. So gleichen sich einander unter allen Himmelsstrichen die frühesten Dichtungen der Völker, vorzüglich jene, welche die zwei weltregierendcn Grundsätze, das Leben der Seelen nach dem Tode, das Glück der Gerechten und die Bestrafung der Sünder, betreffen. Die verschiedensten und die rohesten Sprachen enthalten eine Anzahl Bilder, welche sich einander überall ähnlich sind, weil ihre Quelle in unserem Verstände und in unseren Empsindungcn liegt. Die Finsterniß gesellt sich allenthalben der Vorstellung vom Tode bei. Die Grotte von Caripe ist der Griechen Un- terwelt (Tartan) und die über dem unterirdischen Fluß schwe- benden, Klagetöne ausstoßenden Guacharo's erinnern an die stygi-- schm Vögel. An der Stelle, wo der Fluß den unterirdischm Wasserfall bil- det, stellt sich die der Grottenöffnung gegenüberliegende, reich bewachsene Landschaft auf eine sehr malerische Weise dar. Man erblickt sie am Ausgange eines geradlinigten, 240 Toisen langen Canals. Die vom Gewölbe herabhängenden und in der Luft schwe- benden, Säulen gleichenden Stalactiten stellm sich auf der grünen Fläche wundersam dar. Die Öffnung der Grotte erscheint um

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 8

1843 - Potsdam : Riegel
8 Der dritte, ein Richter des Volks, sagte: »Nie nahm ich Geschenke; nie bestand ich starr auf meinen Sinn; im Schwersten suchte ich mich jederzeit zuerst zu überwinden; darum hat mich Gott mit meinem Alter gesegnet.« Da traten ihre Söhne und Enkel 31t ihnen heran, küßten ihre Hände und kränzten sie mit Blumen. Und die Väter segneten sie und sprachen: »Wie eure Jugend sei auch euer Alter! Eure Kin- der seien euch, was ihr uns seid, auf unserem greisen Haare eine blühende Roscnkrone.« Das Alter ist eine schöne Krone; man findet sic nur aus dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und Weisheit. (Herder.) Iv. Die Bäume. Theobald und Julius, zwei fromme Jünglinge, waren mit einander aufgewachsen von früher Kindheit an. Die ganze, fröh- liche Knabenzeit war ihnen zusammen vcrschwebt, und alle harm- losen Spiele der Jugend hatten sic gemeinschaftlich getrieben; und es war kein Ort der süßen, heimathlichen Gegend, wo nicht ihre jugendlichen Seelen in einander geflossen waren im holden Wechsel- bund inniger Freundschaft und Liebe. Die Jahre gingen dahin; aus den Knaben wurden Jünglinge. Da erweiterte sich ihre Brust; bedeutungsvoller ward jedes Wort, das sie sprachen, reicher und blühender ihre Phantasie, süßer und ahnungsvoller ihre Träume. Und mit der wachsenden Kraft ihres inneren Lebens erstarkte auch in hoher Fülle der feste Bund ihrer Freundschaft, also, daß sic nie mit seligeren Gefühlen einander umschlangen. Da nahete sich ihnen des Lebens ernster und schwüler Tag; Theobalds Vater rüstete sich, mit all' den Seinigen das Land der Heimath zu verlassen und über das Meer zu segeln. Und als die Jünglinge das Wort vernahmen, das ihnen Trennung ge- bot, da hielten sie sich umfaßt in schmerzlicher Rührung und wein- ten einer an des anderen Brust. Am Abend vor dem bangen Ab- schiedstage gingen sie zusammen in ein Gebüsch, nahe bei Theo-

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 44

1843 - Potsdam : Riegel
44 Daseins zurückzulassen. Unsere Hauswirthe erzählten, wie die er- sten Ordensgeistlichen, die in diesem Berglande das kleine Dorf Santa Maria gründeten, während eines Monats in der Höhle wohnten, und wie hier, bei Fackelschein auf einem Felsstücke reli- giöse Mysterien von ihnen gefeiert wurden. Der einsame Ort diente den Missionaren zur Fluchtstätte gegen die Verfolgungen eines an den Ufern des Rio Caripe gelagerten kriegerischen Anfüh- rers der Tuapocans. <Al-,. ». Humboldt.) Xi. Gin Tag unter dem Äguator. Jnic glücklich bin ich hier, wie tief und innig kommt hier so manches zu meinem Verständnisse, das mir vorher unerreichbar stand! Die Heiligkeit dieses Ortes, wo alle Kräfte sich harmonisch vereinen, zeitiget Gefühle und Gedanken. Ich meine besser zu ver- stehen, was es heiße, Geschichtschreiber der Natur sein. Ich ver- senke mich täglich in das große und unaussprechliche Stillleben der Natur, und vermag ich auch nicht, es ganz zu erfassen, so er- füllt mich doch die Ahnung seiner Herrlichkeit mit nie gefühlter Wonne. Es ist drei Uhr Morgens; ich verlasse meine Hangmatte, denn der Schlaf stiehl mich Aufgeregten; ich öffne die Läden, und sehe hinaus in die dunkle, hehre Nacht. Feierlich flimmern die Sterne, und der Strom glänzt im Widerscheine des untergehenden Mondes zu mir herüber. Wie geheimnißvoll und stille ist alles um mich her! Ich wandle mit der Blendlaterne hinaus in die kühle Varanda und betrachte meine trauten Freunde: Bäume und Gesträuche, die um die Wohnung her stehen. Manche schlafen mit dicht zusammengelegten Blättern, andere aber, die Tagschläfer sind, ragen ruhig ausgebreitet in die stille Nacht auf; wenige Blu- men stehen geöffnet; nur ihr süß duftenden Paullinien-Hecken be- grüßet mit feinstem Wohlgeruche den Wanderer, und du erhabene, düsterschattende Manga, deren dichtbelaubte Krone mich gegen den Nachtthau schützet. Gespensterhaft flattern große Nachtschmetter- linge um die verführenden Lichter meiner Laterne. Immer stärker durchnäßt der Thau die frisch aufathmenden Wiesen, und die Nacht-

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 10

1843 - Potsdam : Riegel
10 Wipfel; aber die Rinde war zerfurcht und zersprungen. «Siehe,« sprach Julius, »wie find unsere Namen verändert und peraltert■ Ach, du Lieber, wie ist es doch so ganz anders, denn ehemals! Hat nicht auch die Fert unsere Wangen zerfurcht und die Züge des Angesichts uns entstellt?« »Laß uns nicht klagen, mein Bruder,« sagte Theobald da- rauf, «mag auch die Schrift unserer Namen veraltet sein, sie wird erst verwittern mit dem Leben des Baumes. Mag auch unser An- gesicht nicht mehr jugendlich blühen; siehe, das heilige Leben un- serer Freundschaft ist uns geblieben, und wir sind noch immer die Nämlichen. Was mit heiligem Sinnr gezeichnet ist in die Rinde des Baumes und in das reine, liebende Herz, das kann die Feit wohl anders gestalten; aber das Wort selbst bleibt stehen mit un- auslöscklicher Schrift.« Also sprachen die Freunde, und einige Feit nachher starben sie und wurden neben einander begraben unter den Schatten der hei- ligen Bäume. Und mail betrachtete die Namen und die Bäume lange mit zarter Ehrfurcht, und noch viele Jahre erhielt sich die Sage von den beiden Freunden in der ganzen Gegend umher. (I. H. Christ. Rönne.) V. Geschwindigkeit. Nichts ist groß, nichts ist klein, für sich betrachtet; alles beruht auf Verhältnissen und auf dem Fweck, zu dem eine Sache bestimmt ist. Etwas kann sehr klein und doch zu groß, sehr groß und doch zll klein sein, nach den verschiedenen Absichten, zu dcneil es ange- wandt werden soll. Für den Wallsisch ist der Ocean ein nicht zu großer Tummelplatz, und Millionen Thierchen stnden in einem Wassertropfcn Raum genug. Von dem großesten der Thiere bis zu dem Ei oder den Äderchen des kleinsten Infcctcs, welcher Ab- stand! Und wie verschwindet wieder alle Größe und Herrlichkeit unserer Erde, ja unser Erdball selbst, gegen das Weltall! — Diese Bemerkungen sind so oft gemacht, daß sie, ungeachtet ihres erhabenen Sinnes, wenig Eindruck mehr machen, rmd doch muß man einen von Eigendünkel verblendeten, oder einen sehr beschränk-
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