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880 schlug der Babenbergische Sorbenmarkgraf Poppo die empörerischen Sorben und Tschechen so, daß „keiner von solcher Menge
übrig blieb." 892 erlitt aber der Bischof Arno von Würzburg auf
dem Schloßberg bei Chemnitz im Gau der Chutizer den Märtyrertod von sorbischer Hand. Die westlichsten Sorbenstämme waren der deutschen Oberherrschaft unterworfen und mußten auch schon Zins
zahlen. Von Vorteil war, daß die Sachsen und Thüringer dem Christentum gewonnen waren, daß die Sachsen den Drang in sich
fühlten, ihre Herrschaft weiter nach Osten auszudehnen. Mit diesem
Entwickelungsabschnitt war zunächst dem Vordringen der Slawen
Halt geboten und der Anfang zur Zurückeroberung des verlorenen Gebietes gemacht.
Die Urgeschichte der Mark Meiszen.
1. Die Unterjochung der Daleminzier.
a) Wie Heinrich I. die Festung Gana zerstörte. Die Sorben ertrugen freilich die Oberherrschaft der Deutschen nur widerwillig. Sie suchten das Joch derselben abzuschütteln und ihre eigene Macht wieder bis an die Saale auszudehnen. Daher verbanden sie sich, wie früher mit den Awaren, Tschechen und Mähren, so jetzt mit den wilden Ungarn, die Arnulf von Kärnten 892 gegen den mächtigen Mährenfürsten Swatopluk zu Hilfe gerufen hatte und seit 908 ihre Waffen gegen ihre einstigen Bundesgenossen kehrten. Um diesen Plünderungen ein Ende zu machen, mußte Heinrich I. seine Ostgrenze sichern. Aber im Anfange schlugen ihn die Ungarn bei Püchau an der Mulde und Heinrich mußte sich in diese Burg flüchten. Dann schloß er 924 einen neunjährigen Waffenstillstand. In dieser Zeit erweiterte und befestigte er die Grenzburgen und legte auch neue an und versah sie mit genügender Besatzung. Er scheute sich nicht, selbst Verbrecher hierzu zu verwenden und siedelte z. B. bei Merseburg eine Verbrecherkolonie an, deren Aufgabe darin bestand, Raubzüge ins Sorbengebiet zu machen. Nachdem er sein Reiterheer ausgebildet hatte, unterwarf er die Heweller und nahm ihre Wasserburg Brenna-bor mitten im Winter ein. Hieraus griff er die Daleminzier an und schlug sie überall siegreich zurück. Bald hatte er den ganzen Gau erobert. Nur die Festung Gana an der Jahna widerstand ihm noch. Hier leisteten ihm die Daleminzier die verzweifeltste Gegenwehr und kämpften auf Tod und Leben um ihre Freiheit. Nach zwanzigtägiger Belagerung aber fiel sie den Deutschen in die Hände. Die sorbischen Männer wurden erschlagen, die Frauen und Kinder
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Extrahierte Personennamen: Arno von Würzburg Heinrich_I. Heinrich_I. Swatopluk Heinrich_I. Heinrich Heinrich
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Gefangene niederhauen. Noch kurz vor seinem Tode (965) unterwarf Gero (963) die Lausitzer. Es schien damit der Widerstand der Slawen gebrochen zu sein. Aber nach Ottos I. Tode brachen neue Wirrnisse ein und selbst der wettinische Graf Dedo führte ein tschechisches Heer nach Sachsen, das raubend und plündernd bis zur Saale vordrang. 983 erfolgte ein allgemeiner slawischer Aufstand. Havelberg, Brandenburg und Hamburg sanken in Schutt und Asche. Wieder verheerten Tschechen Sachsen bis hin nach Zeitz. Sachsen blieb einige Jahre in der Hand der Tschechen und alle Erwerbungen seit Karl I. und Heinrich I. schienen mit einem Schlage verloren zu sein. Selbst Meißen, dieser Schutzwall gegen die Slawen, geriet in des Tschechenherzogs Boleslaw Besitz. 985 ward Eckart I. (Ekkihard) zurrt Markgrafen von Meißen ernannt. Zunächst verwüstete er das Land der Milzener, um sie zum Abfall von den Tschechen und zur Herausgabe aller weggenommenen Burgen zu zwingen. So konnte er 987 wieder in Meißen, seinem Amtssitze, einziehen und diese Feste noch mehr ausbauen, um sie gegen Handstreiche zu sichern. Noch manchen blutigen Strauß hat er teils mit den Milzeneru, teils den Lausitzern, teils den Milzen, teils mit den Italienern ausgesuchten, ehe er, „der Schrecken seiner Feinde, die Stütze des Vaterlandes", 1002 durch Mörderhand siel. Das war ein schwerer Verlust für die Mari Meißen; denn schon machten die Polen mit neuem Ungestüm unter ihrem Herzog Boleslaw Chrabry (dem Tapfern, 992—1025) einen mächtigen Vorstoß nach Westen. Rasch eroberten sie Tschechien und das ostelbische Sorabien, und selbst Meißen siel wieder in die Hände der Feinde. Kaiser Heinrich Ii. mußte sogar 1002 den Polenherzog mit den Ländern der Lausitzer und Milzener belehnen, erhielt aber Meißen wieder zurück.
Zwei Jahre danach (1004) brach Boleslaw schon wieder in Meißen ein, verheerte die Lommatzscher Pflege und führte gegen 3000 Menschen in Gefangenschaft. Zwar entriß ihm Heinrich Ii. Böhmen und das Milzenerland samt der Feste Bautzen, aber wenige Jahre danach fiel der Pole wiederum verheerend ins deutsche Gebiet ein, suchte diesmal die nördlichen Striche von Magdeburg bis Zerbst heim und entführte abermals Tausende von (meist slawischen) Bewohnern, um sein dünnbevölkertes Reich zu bevölkern. Selbst Bautzen mußte sich ergeben. Anstatt gemeinsam gegen den polnischen Erbfeind zu streiten, befehdeten sich die beiden Grafen von Bautzen und Meißen und verbrannten einander die Besitzungen. Meißen erhielt statt des verräterischen, polenfreundlichen Markgrafen einen neuen, einen Sohn Eckarts. 1013 leistete der Polenherzog in Merseburg abermals den Treueid und ward dafür mit der Ober- und Niederlausitz belehnt. Doch währte der Friede nur kurze Zeit. Boleslaws Sohn (Miecislaw oder Miesko) drang 1015 über die Elbe vor und eroberte die Unterstadt von Meißen. Dann zündete
Franke, Sächsische Geschichte. 2. Aufl. 5
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Extrahierte Personennamen: Gero_( Ottos_I. Karl_I. Karl_I. Heinrich_I. Boleslaw Mari_Meißen Boleslaw_Chrabry Boleslaw Heinrich_Ii Heinrich Boleslaw Boleslaw Heinrich_Ii Heinrich Boleslaws Boleslaws Franke
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er die wasserentblößte Oberstadt an. Da rief der Markgraf (Hermann, Eckarts Sohn) die Frauen zu Hilfe. Wütend schleuderten sie schwere Steine den Polen auf die Köpfe und löschten den Brand mit Met, da es an Wasser gebrach. Zum Glück schwoll die Elbe sehr an und nötigte die polnischen Horden zum Rückzüge. Doch noch einmal kehrten sie wieder und suchten die Mark Meißen heim; dann endigte 1018 zu Bautzen ein Friede die Polenkriege. Boleslaw nahm feine Eroberungen wie früher zu Sehen.
Aber nach Heinrichs Ii. Tode (1024) entbrannten die Polenkriege von neuem. Boleslaw hatte sich 1025 kurz vor seinem Ende zum König von Polen erklärt und damit auch die deutsche Lehnshoheit abgeschüttelt. Sein Sohn Miesko nahm gleichfalls die Königswürde an und fiel 1028 und 1029 in die deutschen Marken ein, um furchtbar zu Haufen. Dedis Sohn, Dietrich von Wettin, trieb die Feinde aus dem Lande. Dann rückte Konrad Ii. gegen Polen vor. 1032 mußte der Pole Frieden machen und die Laufitzen samt 9000 Gefangenen wieder herausgeben. Selbst Polen ward geteilt Miesko ward wieder Lehnsherzog des deutschen Kaisers. Seitdem traten ruhigere Zeiten für Meißen ein, und die polnischen und tschechischen Raubzüge nahmen ein Ende. Der neue Meißner Markgraf erhielt zugleich die Oberlausitz und erwarb sich auch die Niederlausitz. So stand man 1032 etwa da, wo schon hundert Jahre vorher Heinrich I. gestanden. Das deutsche Schwert hatte den sorbischen Boden trotz aller Anfechtungen behauptet.
3. Die Errichtung der Mark Meißen.
Karl der Große begnügte sich mit der militärischen Sicherung der Saale, Heinrich I. mit der der Elbe. Dazu heischte Heinrich I. noch Zinszahlung und äußerliche Unterwerfung. Mehr hat Heinrich nicht erstrebt und konnte er auch nicht erstreben. Erst sein Sohn und Nachfolger dachte daran, die Länder zwischen Saale und Elbe als Marken seinem Reiche einzugliedern. Gero war der gewaltige Markherzog, der über alle slawischen Neuländer gebot. Nach seinem Tode (965) ward sein Grenzreich in fünf Marken geteilt: in die Nordmark (Brandenburg), Ostmark (zwischen unterer Saale — Elbe und Spree), Zeitz (Don der Saale bis zur Chemnitz), Merseburg (von der Saale bis zur Mulde bei Wurzen) und Meißen (von der Mulde dem Namen nach bis zur Oder, im allgemeinen aber nur die Gaue der Daleminzier, Nisaner und Milzener). Diese Markeinrichtung verknüpfte er mit der Schaffung von Bistümern (946 Bistum Havelberg, 949 Bistum Brandenburg, 959 Bistum Meißen, 965 Bistum Meißen, 968 Bistum Zeitz [später Sitz in Naumburg]). Diese Bistümer wurden 968 dem Erzbistum Magdeburg unterstellt.
Die Marken Zeitz und Merseburg haben keinen langen Bestand
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Extrahierte Personennamen: Hermann Boleslaw Boleslaw Heinrichs Heinrichs Boleslaw Boleslaw Miesko Dedis Dietrich_von_Wettin Konrad_Ii Konrad Heinrich_I. Karl Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich Heinrich Gero
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hat sich Sachsens Gebiet im Laufe der Geschichte oft verändert. Durch die deutsche Reichsverfassung aber ist fernerhin jede Gebietsveränderung ausgeschlossen, da sie jedem deutschen Staate seine Unverletzlichkeit zusichert, es sei denn, daß Deutschland selbst von einer fremden Macht zerstückelt würde.
2. Sachsens politische Stellung zu Schweden, Polen und Frankreich, zu Österreich und Preußen.
Für Sachsens Geschicke war die Stellung, die seine Fürsten teils zu Frankreich, Polen und Schweden, Preußen und Österreich einnahmen, von wesentlicher Bedeutung. Zu Schweden trat es im Dreißigjährigen und im Nordischen Kriege in nähere Berührung. Zwar hatte Sachsen anfangs niemals unmittelbaren Grund, mit Schweden in Beziehung zu treten; aber besondere Umstände zwangen es dazu. Im Dreißigjährigen Kriege war es die Einmischung Gustav Adolfs in die deutschen Angelegenheiten und im Nordischen Kriege Sachsens Verbindung mit Polen und Augusts Bündnis mit Rußland und Dänemark. Im Dreißigjährigen Kriege war zwar Schweden zweimal Sachsens hochgepriesener Retter aus der Not, aber dann ein um so mehr gefürchteter Bedränger, im Nordischen Kriege war gleich von Anfang an das Verhältnis feindseliger Natur und verhängte gleichfalls über unser Vaterland großes Unheil. Noch einmal kamen zwar die Schweden nach Sachsen, nämlich im Jahre 1813, wo sie an der großen Völkerschlacht auch gegen unser Vaterland kämpften, aber diesmal traten sowohl die Schweden als die Sachsen zurück, da beide nur unbedeutende Verbündete der mächtigen Hauptgegner bildeten. So verdankte zwar unser Vaterland nebst dem übrigen Deutschland den Schweden die wertvolle Glaubensfreiheit, aber dieses Gut wurde teuer erkauft, und vornehmlich war es unser Vaterland, das den Kelch des Leidens bis auf die Neige leeren mußte. Es ist darum kein Wunder, daß trotz Gustav Adolf die Schweden bei uns in keinem guten Andenken standen und stehen. „Warte du Schwede!"
In den ältesten Zeiten wurde Polen der Mark Meißen gefährlich, als der kühne Polenherzog Boleflaw 1004 Bautzen eroberte und 1015 sogar Meißen bestürmte. Als aber Konrad Ii. (1024 bis 1039) die Polen besiegt hatte, schoben sich zwischen Sachsen und Polen die Lausitz und Schlesien ein, und jahrhundertelang fand zwischen beiden Ländern kein näherer Verkehr statt. Erst als Friedrich August I. als August Ii. 1697 den polnischen Königsthron bestieg, da ward jene für Sachsen so unheilvolle Verbindung gestiftet, die zuerst bis 1763 währte. Zwar lehnte Friedrich August Iii. die polnische Krone ab, aber wider seinen Willen übergab ihm Napoleon 1807 das Herzogtum Warschau, das er bis zum Jahre 1813 inne hatte. Auch diese zweite Verbindung erwies sich unheilvoll für
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Augusts Gustav_Adolf Gustav Adolf Konrad_Ii Konrad Friedrich_August_I. Friedrich August_I. August Friedrich Friedrich August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Deutschland Sachsens Schweden Polen Frankreich Sachsens Frankreich Polen Schweden Sachsen Sachsens Sachsens Schweden Sachsen Schweden Sachsen Deutschland Schweden Schweden Sachsen Polen Sachsen Warschau
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als Gefangene weggeführt. Die Festung selbst wurde geschleift und dem Erdboden gleichgemacht. An sie erinnert nur noch der Name des Baches Jahna, der bei Riesa in die Elbe mündet. So hatte Heinrich I. mit absichtlich blutiger Strenge die Macht der Dalemin-zier gebrochen.
b) Die Gründung der Burg Meißen. Heinrich I. sorgte nun auch dafür, daß er das eroberte Land dauernd besitzen konnte. Er sah voraus, daß sich die unterworfenen Sorben nur der Gewalt fügen würden. Darum mußte stets eine deutsche Kriegsmacht in dem eroberten Lande bleiben und die Sorben im Zaume halten. Für die deutschen Krieger mußte auch eine starke Schutzwehr, ein sicherer Hort und eine feste Burg errichtet werden, „dafür die Feinde einen Äb-fcheu und das Land gewissen Schutz hatte". Darum legte Heinrich auf einem an der Elbe gelegenen steilen Berge eine Burg an. Diese erhielt den Namen Meißen, den man als Grenzheim deutet. Die ersten Befestigungswerke lagen am Fuße des Berges und hießen die Wasserburg. Dann aber ließ man den Schloßberg räumen, die Bäume und Sträucher ausroden, gleich ebnen und ein wohlverwahret festes Schloß errichten. Dies Schloß war sowohl eine Brustwehr für die Besatzung als auch eine fürstliche Wohnung für den Markgrafen, welcher nachmals hier fein Hoflager aufschlug. So ward die Burg Meißen gegründet. In welchem Jahre dies geschehen ist, weiß man nicht genau. Gewöhnlich nimmt man das Jahr 928 an.
2. Die Zeit der blutigen Kämpfe und Verwüstungen.
Nachdem Heinrich die westelbischen Sorben (= Daleminzier) unterjocht hatte, drang er nach Böhmen vor und zwang die Tschechen zu Huldigung und Zinszahlung. Unterdessen erhoben sich die Nordslawen in Mecklenburg und metzelten die Bewohner einer Stadt (Walsleben) nieder, wurden aber 929 bei Lenzen aufs Haupt geschlagen und völlig aufgerieben. Dann drang Heinrich auch über die Elbe vor, besiegte die Lnsizer und nahm ihre Hauptburg, Lebusa ein. Die Daleminzier waren so von ihrer Machtlosigkeit überzeugt, daß sie sich 933 nicht den Madjaren anzuschließen wagten, sondern deren Hilfe höhnend zurückwiesen. Seitdem wären die westelbischen Sorben stets untertänig gewesen, wenn nicht unter Otto I. und seinen Nachfolgern das Reich in große Wirrnisse geraten wäre.
Schon Otto I. hatte oft mit den aufsässigen Tschechen zu kämpfen. Erst 950 erkannten sie seine Lehnshoheit wieder an. Der tapfere Markherzog Gero hielt zwar die nördlichen Slawen im Zaume und schob die deutsche Herrschaft bis zur Oder vor. Doch empörten sich diese während des Ungarneinfalles 955 von neuem. Sie wurden aber noch 955 völlig besiegt, und Otto ließ zur Abschreckung 700
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto_I. Otto_I. Gero Otto
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zertrümmert, und deshalb war Friedrich August an sich schon selbständig. Leider wurde ihm und seinem Volke die Freude über diese unerwartete Rangerhöhung vergällt; denn der schlaue Korse gab nichts, ohne einen Gegendienst zu verlangen. Der neue König mußte dem Rheinbünde beitreten und dem Kaiser von Frankreich ein Hilfsheer von 6000 Mann stellen, für später mehr versprechen. So mußte jetzt Sachsen abermals seine Waffen gegen Preußen kehren. Nach dem Frieden zu Tilsit übertrug ihm Napoleon das neugebildete Herzogtum Warschau; so ward Friedrich August nun auch Herrscher über Polen, trotzdem er früher die politische Königskrone, durch welche über Sachsen soviel Unheil gebracht worden war, abgelehnt hatte. Dies Geschenk war auch jetzt durchaus kein Borteil für Sachsen, denn wiederum mußte sächsisches Geld nach Polen wandern*), und außerdem ward Sachsen vollends mit Preußen verfeindet und ganz und gar an das korsische Weltreich gekettet.
8. Sachsen im Bunde mit Frankreich.
Bei aller Größe und bei allem äußeren Glanze fühlte sich das Land nicht glücklich. Es hatte ja alle Selbständigkeit verloren und sowohl das Volk als der König waren der Willkür des sremden Eroberers schutzlos preisgegeben. Fort und fort gab es Einquartierungen und Durchmärsche. Der Handel war durch die Festlandssperre geschädigt. Die Sachsen mußten zu seiner Ehre ihr Blut im Auslande , namentlich in Spanien, verspritzen. 1809 fochten sie 16000 Mann stark gegen Österreich und zeichneten sich durch ihre Kaltblütigkeit bei Wagram aus, ernteten allerdings dafür in den amtlichen Schlachtenberichten nur Undank und Verunglimpfung, jedenfalls um den Ruhm der großen Nation nicht zu schmälern. Unterdessen hatten die Österreicher Dresden besetzt und die schwarzen Husaren des Herzogs von Braunschweig die Einwohner gebrandschatzt. Im Frieden zu Preßburg erhielt es dafür einige böhmische Enklaven in der Oberlausitz, sowie die sächsischen Güter des ausgelösten Deutschen Ritterordens. Unterdessen ward das Heer vollständig nach französischem Muster umgestaltet, neu bewaffnet und neu eingeübt. Dann baute Sachsen auf Napoleons Machtgebot für 6—7 Millionen Taler die Festung Torgau, während die Festungswerke von Dresden niedergerissen wurden. Für den ungeheuern und übermütigen Zug Napoleons nach Rußland mußte es 21000 Mann in trefflicher Ausrüstung und 7000 Pferde samt 48 Geschützen stellen, die zumeist mit den Österreichern nach Südrußland hineinmarschierten. Nur 3 Reiterregimenter waren bei dem Hauptheere. Sie erstürmten bei Borodino
*) Ein Pfarrer dichtete damals: „Sei gegrüßt, des Vaterlandes Vater! . . . ruft die polnische Nation . . . Komm bald wieder in die Königsstadt, die jetzt keinen Vater hat!" ruft jeder Sachse.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Napoleon Friedrich Friedrich August Napoleons Napoleons Borodino
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbünde Frankreich Sachsen Tilsit Warschau Sachsen Sachsen Polen Sachsen Sachsen Frankreich Sachsen Spanien Dresden Sachsen Napoleons Dresden
20t>
Ein schon früher zwischen Kursachsen und Dänemark
bestandenes Vertheidigungsbündniß wurde 1698 erneuert,
und auch auf Polen ausgedehnt, und mit dem Czaren
von Rußland am 21. November 1699 auch ein Angriffs-
bündniß geschlossen. Den Vorwand zu einem Angriff Po-
lens liehen die Eingriffe Schwedens in die Rechte der
liefländi sch en Ritterschaft. Ein liefländischer Edel-
mann , I o h a n n R e i n h o l d von P a t k u l trat in säch-
sische Dienste, als er aus Liefland flüchten mußte, und
bestärkte den König August in seinem Vorsatze, Liefland
den Schweden zu entreißen. Friedrich August sand-
te im Juli 1700 dem Könige von Dänemark 8000
Mann zu Hilfe. Diese wurden aber von den hannover-
schen und z e l l i s ch e n Truppen zurückgeworfen, und schon
im August sah sich der König von Dänemark zum Frie-
den von Travendal genöthigt. In Liefland eröffnete
der Graf von Flcmming im März 1700 den Krieg
durch Eroberung einiger Schanzen und die Belagerung von
Riga. Vergebens hatte August die Polen zur Theil-
nahme an dem Kriege zu bewegen gesucht. Er ging nun
selbst mit seinem Heere von 20,000 Mann über die Düna,
um Riga anzugreifen, richtete aber nichts aus. Er mach-
te nun Friedensvorschläge, mit denen es ihm aber kein Ernst
war und die auch zurückgewiefen wurden. Mittlerweile
war Karl Xll. mit 15,000 Mann bei Pernau gelandet,
hatte am 30 November bei Narva das russische Heer
von 80,000 Mann vernichtet und wandte sich nun gegen
den König von Polen. Er schlug im Jahre 1701 die
Sachsen unfern Riga, verfolgte sie durch Kurland,
und befreite noch in demselben Jahre ganz Liefland von
ihnen. König August ließ nun wiederholt Friedensvor-
schläge thun, die der erzürnte Sieger aber alle zurückwies
und einer polnischen Gesandtschaft die Antwort gab:
„er wolle in Warschau sie anhören."
König August hatte vergeblich Hilfe bei den Polen
und bei Frankreich gesucht, nun ließ er in Sachsen
für schweres Geld Mannschaft werben, aber es wurden,
wahrscheinlich ohne sein Wissen, viele Leute gewaltsam aus-
gehoben und eine Menge Familien um ihre Ernährer ge-
bracht. 20,000 Mann brachen nach Polen auf, wurden
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_August Friedrich August August Dänemark August Ernst Karl_Xll Karl August August
Extrahierte Ortsnamen: Kursachsen Schwedens Schweden Dänemark Riga Riga Narva Polen Sachsen Riga Kurland Warschau Frankreich Sachsen Polen
Achtes Buch.
Von der Erhebung Sachsens zum König-
reiche bis zum Jahre 1834.
Vierzigstes Capitel,
Auswärtige und Kriegsbegebenheiten vom
Jahre 1806 bis 1813.
v-^achsen hatte durch seine Erhebung zum Königreiche
nichts gewonnen, wohl aber durch seinen gezwungenen Bei-
tritt zum Rheinbunde seine Selbstständigkeit eingebüßt und
war nunmehr gezwungen, an allen Kriegen Frankreichs
Theil zu nehmen. Dazu kamen Handels und Censurbe-
schrankungen und andere drückende Einmischungen des
französischen Kaisers in die innern Landesangelegenhei-
ten. Schon gleich nach erfolgter Erhebung zur Königswürde
mußte Friedrich August abermals 6000 Mann, den
Rest seines Heeres, nach Preußen zur Bekämpfung seines
ehemaligen Bundesgenossen, senden. Die Lorbeeren, die
sich die sächsischen Krieger bei der Belagerung von
Danzig und in der Schlacht bei F r i e d l a n d erkämpften,
konnten ihm keine Freude machen, denn die Sache, für die
sie kämpften, war keine gerechte, und Gerechtigkeit war
stets der Leitstern dieses Fürsten. Eben so wenig konnten
ihm die Vortheile, die ihm durch den Frieden von Til-
sit zusielen, angenehm sein, er wurde zum erblichen Her-
zog von Warschau ernannt, welches 1851 Geviertmei-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August
207
aber am 9. Juli 1702 bei Klißow nach tapferer Ge-
genwehr besiegt, dann in mehreren Gefechten geschlagen,
und König August, der vergebens die Polen zur Ver-
theidigung seines Thrones zu vermögen gestrebt Halle, ward
auf Verlangen des Königs von Schweden von einer ihm
ergebenen Partei der polnischen Großen am 6. Februar
1704 des polnischen Thrones verlustig erklärt. August
ließ den Prinzen Johann Sobieski, des vorigen Kö-
nigs Sohn, den einige Polen wählen wollten, in S ch l e s i e n
ausheben und nach der Pleißenburg bringen, verstärkte
sich bei Krakau mit sächsischen Truppen und sam-
melte alle seine Anhänger um sich. Er wurde aber im März
von den Schweden unter Rheinschilds Befehl plötz-
lich überfallen und entkam nur mit Mühe, von Wenigen
begleitet, nach Sendomir. Karl Xii. setzte die
Wahl eines Gegenkönigs, des Woiwoden von Posen,
Stanislaus Lesczynski durch, die am 12. Juli 1704
erfolgte. Die Sachsen eroberten zwar, während Karl
Lemberg belagerte, Warschau wieder, machten den
General Horn mit 1500 Schweden gefangen und zer-
streuten diegegenconföderation, doch wurde das säch-
sische Heer unter Schulenburg's Befehl am 7. No-
vember bei Punitz an der schlesischen Grenze geschla-
gen und mir dem Könige über die Oder zu stiehen gezwun-
gen. Bei Warschau wurden die Sachsen unter Pay-
kels Befehl am 20. Juli abermals geschlagen, und dar,
auf begab sich August, während am 4. October 1705
sein Gegenkönig gekrönt wurde, auf großen Umwegen
zum Czar Peter, mit dem er in Grodno zusammen-
traf. Beide Fürsten erneuerten ihr Bündniß, und Peter
gab sein Heer dem P o l e n k ö n i g e, der damit die Schwe-
den von einer Seite angreifen sollte, während Schulen-
burg den Befehl erhielt, mit einem zusammengebrachten
Heere, wozu aus Sachsen abermals 20,000 gestellt wur-
den, von der schlesischen Grenze aus dem Feinde in
den Rücken zu fallen. Bei diesem Heere befanden sich
auf 6000 Russen und einige Lausend Franzosen und
Baiern; doch diese Hilfstruppen brachten die Sachsen
in's Unglück, denn als Schulenburg am 3. Februar
1706 die Schweden unfern Fraustadt an der Slawa
1
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Extrahierte Personennamen: August August Johann_Sobieski Johann Rheinschilds Karl_Xii Karl Stanislaus_Lesczynski Karl
Lemberg Karl August Peter Peter Schulenburg
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die Rechtspflege war die Bekanntmachung einer neuen Pro-
zeßordnung im Jahr 1724, die, wenn gleich noch höchst
mangelhaft, doch eine Reihe von Mißbräuchen abstellte.
Auch fehlte es nicht an vielen zweckmäßigen Polizeiordnungen.
Ueber das Darniederliegen des Handels und der Ge-
werbe unter Friedrich August I. sind allerdings große
und mannigfache Klagen geführt worden, doch wenn auch
Einiges nicht ungegründet war, so ist doch im Allgemeinen
vieles übertrieben worden. Woher hatte wohl Sachsen
auch die unermeßlichen Summen nehmen sollen, die König
August zu seinen Kriegen und zu seinen Festen brauchte,
wenn sie nicht durch Handel und Gewerbe gewonnen wor-
den wären. Aber es ist auch durch viele Lhatsachen erwie-
sen, daß es bei allem Druck und bei allen Abgaben mit
Sachsens Gewerbthätigkeit und Handel so gar schlecht nicht
stand; denn der polnische Kronenerwerb hatte bei den
vielen und schrecklichen Bußen für Sachsen auch das Gu-
te, daß für den sächsischen Handel und für die Manu,
facturen dieses Landes in Polen ein großer Markt geöff-
net wurde; auch das Bündniß des Kurfürsten mit Ruß-
land begünstigte den Absatz sächsischer Producte dahin.
Eine Menge vornehmer Polen nahmen des Hofes wegen
einen langem oder kürzern Aufenthalt in Dresden, die
Söhne der polnischen Großen studirten in Leipzig.
Aus dieser Stadt wurden auch alle Lurusbedürfnisse des
polnischen Adels genommen, und so wurde denn wenig-
stens einigermaßen der Schaden wieder vergütet, den Sach-
sen durch Polen erlitt. Uebrigens war die Regierung
auch bemüht den Handel und die Gewerbe zu heben, und
wo es nur nicht auf baare Unterstützung ankam, da war sie
nicht säumig, diesen Hauptquellen des bürgerlichen Erwerbes
allen Beistand zu leisten. Der Hof und das Heer kleidete
sich in inländisches Luch, die Ausfuhr der rohen Arbeits-
stoffe wurde verboten, fremde Fabrikanten wurden durch
Privilegien in's Land gezogen, die einheimischen durch man-
cherlei Begünstigungen unterstützt und der Absatz der Fabrik-
waaren durch Handelsverträge mit auswärtigen Staaten er-
leichtert. Außer den schon vorhandenen entstanden neue
Sammt - und Seidenmanufacturen und Gold - und Sil-
berfabriken, die Wollen - und Waumwollenwebereien waren
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Extrahierte Personennamen: Friedrich August_I. August