103
gegen die Russen, und zerstört ihrevorräthe; verliert
aber Schweidnitz und Kolberg und sieht, besonders /
nach Georgs Ii. Tode, fast alle seine Hulfsquellen er«
schöpft.
1762. Der Tod der Elisabeth und Peters Iii. Thronbe«
steignng verschaffen ihm Frieden mit Rußland
und Schweden, den Peters Nachfolgerin, Katha-
rina Ii., bestätigt. Es folgt ein Waffenstillstand und
1763, -en 15. Febr. -er Hubertsbuxgev
Friede.
§. 96.
Joseph Ii., Deutscher «Kaiser, 1*65—90.
Erste Theilung Polens, 1772.
Franz I. ff 1765; ihm folgt sein und Maria Theresiens
Sohn, Joseph Ii.
Erste Theilung Polens. Der polnische Thron war
1765 nach Augusts Iii. Tode erledigt. Rußland, das Po«
len niederhalten will, und Preußen mischen sich in die Wahl.
Stanislaus Au gu stus P o niatow s ky, König von Po-
len, 1764 (ff 1798). Gegen ihre verderbliche Einmischung in
alle Reichsangelegenheiten waffnen sich die katholischen Polen
(Conföderation von Dar 1767) und die Türken, und Ruß-
land, im Kriege gegen Letztere, erobert 1769 die Moldau
und Wallach ei. Gegen diese Vergrößerung Rußlands ver-
einigen sich Friederich und Joseph 1770, und um Frieden
und Gleichgewicht herzustellen, nimmt man seine Entschädi«
gung von Polen, von welchem 5000 Meilen abgerissen, und
unter Ru ßl and, Preuß cn und 0 c ft r c t ch getheilt werden.
Der Bairische Erbfolgekrieg, 1778.
Mit dem Churfürsten Maximilian Joseph stirbt 1777
der bairische Mannestamm aus. Karl Theodor von de»
Pfalz, der nächste Erbe, überläßt den größten Theil des
Landes an Joseph, der wegen alter Ansprüche Daiern besetzt
hat. Friedcrich erklärt sich gegen den Vertrag als Beschützer
des Herzoge von Zwcibrücken, des Erben der pfälzischen
Chur. In Böhmen stehen schon die Heere schlagfertig, doch
im Mai 1779 wird der Friede zu Teschen geschlossen.
Joseph giebt Baiern heraus bis auf das Jnnviertel und
Braunau.
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Extrahierte Personennamen: Peters Peters Joseph_Ii Franz_I. Maria_Theresiens Maria Joseph_Ii Augusts Stanislaus Friederich Joseph Maximilian_Joseph Maximilian Karl_Theodor_von_de»
Pfalz Karl Joseph
104
Deutscher Fürstenbund, 1785.
Nach Mariatheresiens Tode (1780), drohen Zo«
sephs Bestreben, Barern durch Tausch an sich zu bringen,
und mehrere Neuerungen dem Reiche Nachtheil. Friederich
stiftet deshalb den deutschen Fürstenbund zur Aufrechthaltung
der Reichsverfassung mit Hannover, Sachsen und mehreren
andern Fürsten. Friederich -s 1786. Zoseph -s 1790,
nachdem er durch zu rasches Neuern die Ungarn und Nieder«
länder gegen sich empört hat. Erst durch seinen Nachfolger
Leopold Ii. werden die Gemüther versöhnt. (§. 101.)
§. 97.
Die übrigen Mächte Europas am Ende des
18. Jahrhunderts.
Preußen feit Friederichsh. Bode, den
17. Äuguft 1786.
Es steht auf der Höhe des Einflusses auf die europäischen
Angelegenheiten, nach welchem Friederich gestrebt hatte. Die-
sem folgt
Friederich Wilhelm Ii., seines Bruders Sohn, von
1786 — 1797.
Streitigkeiten der Niederländer mit ihrem
Erbstatthalter. Durch ein preußisches Heer wird dieser
wieder eingesetzt, 1787.
Anspach und Bayreuth durch Erbschaft preußisch, 1791.
Das im Zahr 1789 mit Polen geschlossene Bündniß durch
Rußlands drohenden Einfluß und den ungünstigen Gang des
französischen Revolutionskriegs aufgelöst. Preußen erhältsüd,
preußen und Neu-Ostpreußen durch
Die zweite und dritte Theilung Polens 1793
und 95 (vergl. Rußland).
Friederich Wilhelm Hl. von 1797.
(Das Uebrige, was Preußen betrifft, fällt in die allge-
meine europäische Geschichte.)
Rußland nach Peter d. Gr., f 1725.
Katharina!, von 1726—1727. Gewaltiger Einflußmen-
zikoffs.
Peter 11., 1727 —1730, steht unter dem Einfluß der Dol«
g oru cki.
Anna, von 1730 — 1740. Sie macht den Grafen Biron
zum Herzoge von Kurland; schützt im polnischen
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Extrahierte Personennamen: Friederich_-s Leopold_Ii Leopold Friederich Friederich_Wilhelm_Ii Wilhelm Friederich_Wilhelm Wilhelm Peter_d Katharina! Peter_11. Biron
Extrahierte Ortsnamen: Mariatheresiens Hannover Sachsen Ungarn Europas Polens Kurland
105
Erbfolgekrtege August Iii. gegen den von Frankreich
unterstützten Stanislaus, 1735 (§. 90 und 93.).
Der russische Feldmarschall Münnich erobert Dan-
zig.— Glücklicher Krieg gegen die Türken mit Oest-
reich, 1736 — 1739.
Zw an Iii., für ihn regiert nach Birons Sturz die Prinzes-
sin Anna, Mutter Zwans.
Elisabeth, 1741 — 1762, Tochter Peters d. Gr., stürzt
mit Lestocq's Hülfe die vorige Regentschaft und
führt gegen Preußen den 7jährigen Krieg (§. 95.).
(Unglückliches Schicksal Zwans.)
Peter Hi. (1762), Enkel Peters d. Gr., Herzog von Hol-
stein- Gottorp, wird durch unzeitige Willkür verhaßt,
und durch seine Gemahlin mit des Grafen Orlow S
Hülfe gestürzt (§. 95.). Zhm folgt
Katharina Ii., 1762 —1796, des Vorigen Witwe.
Die thätige und ruhmvolle Regierung dieser ausgezeich-
neten Frau vollendet Rußlands Bildung und erhebt dessen An-
sehen bis zu dem Puncte, auf welchem es seitdem steht.
Sie besetzt den polnischen Thron, 1764 (§.96.).
Zn zwei glücklichen Kriegen gegen die Türken, 1769 —
1774 (§. 96.) und 1787—1792, letzteres Mal im Bunde mit
Oestreich, gewinnt Rußland außer mehreren Eroberungen freie
Schifffahrt auf dem schwarzen Meere (Potemkin, Su-
w a r o w). Um dieselbe Zeit ist es im Kriege gegen Schweden
glücklich, bis 1790.
Zweite Theilung Polens, 1793.
Seit der ersten Theilung hört Rußland nicht auf, in Po-
len Uneinigkeit und Schwäche zu befördern, eine Partei gegen
die andre unterstützend, den König aber aller Macht berau-
bend. Die zu Abstellung dieser Uebel mit Preußens Hülfe
1791 gegebne neue Verfassung durch ein russisches Heer
und den Targowiher Bund gestürzt, 1792. Preußen
hebt sein Bündniß mit Polen auf (s. oben), und beide reißen
wieder 5000 ss) Meilen von Polen ab, 1795.
Polnischer Aufstand (Kosciuszco) und gänz-
liche Zerstückelung Polens, 1795. — Der Rest Polens
wird von Rußland aus beherrscht und ist von russischen Heeren
besetzt. Kosciuszco und Madalinsky rufen die Polen auf
zur Abwersung des Zochs und Herstellung der Verfassung von
1791; werden aber geschlagen und Warschau von Suwarov
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Extrahierte Personennamen: August Stanislaus Feldmarschall_Münnich Anna Elisabeth Peters Peter_Hi Peters Gottorp Orlow Katharina_Ii Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Polens Polen Polens Polens Polen Warschau
126
seiner Vertreibung übernimmt sein Bruder Wilhelm die Ne-
gierung des Landes.
Aufstand und Krieg in Polen. — Tief begrün-
deter Haß der Polen gegen die Russen (vergl. §.96 u. 97.),
besonders gegen den Statthalter, den Großfürsten Constan-
tin, und Hoffnung auf Beistand Frankreichs bewirken einen
Aufstand gegen das russische Militair inwarschau
(den 29. Nov. 1830). Die Nüssen werden verjagt und das
ganze Volk ergreift nach und nach die Waffen — Dictator
Chlopicky — der Reichstag erklärt den Thron für erle-
digt. — Ein russisches Heer, das unter Diebitsch im Febr.
1831 in Polen einrückt, findet verzweifelten Widerstand bei
Grochow und Praga; nach Skrzynecky's Siege bei Wawr
erfolgt auch in Litthauen und Volhynien der Volksaufstand.
Aber nach Dwernicky's Niederlage wird in Volhynien, nach
der Schlacht bei Ostrolenka (26. Marz 1851), auch in Lit-
thauen der Aufstand gedampft. Uneinigkeit der Polen und
Preußens Beistand machen nach Warschau's Fall (den 8. Sept.
1831) gänzliche Unterwerfung Polens möglich, das in eine
russische Provinz verwandelt wird (Paskewitsch).
Auch in S a ch se n, H e ssen, H a n n o v e r, d e r S ch w e i z,
den italiänischen Fürstenthümern, dem Kirchen-
staate, wo die Carbonari wieder ihr Haupt erheben, und an
andern Orten entstanden durch mannichfache Mißstimmung
und durch eine Partei, die in Hinblick und Hoffnung auf
Frankreich die bestehende Ordnung unrzustürzen suchte, Unru-
hen, in deren Folge mehrere neue Verfassungen in ein-
zelnen deutschen Staaten gegeben wurden, und die zuletzt zu
den Bun d estagsb esch lü ssen vom 28. Juni 1852 An-
laß gaben. Nach einem letzten Versuch, durch die Waffen eine
Revolution zu bewirken (Frankfurter Attentat), mußte
diese Bewegung den Maßregeln der Negierungen weichen. —
Im Ganzen aber scheint Deutschland durch innigere Verbin-
dung seiner Staaten untereinander (Deutscher Zollverein
— Eisenbahnen) zu erstarken, und mit lebhafter erwachtem
Nationalgefühl (Schleswig-Holsteinischeangelegenheit) selbst
von den Verfinsterungsversuchen Noms ungehindert in zeit-
gemäßer Entwicklung, die auch auf das kirchliche Leben
sich erstreckt (Losreißung deutscher Katholiken von Rom —
Gustav-Adolphsverein, gestiftet 1832), stets fortzuschrei-
ten. Preußische Reichsstände 1847.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Grochow
Extrahierte Ortsnamen: Polen Constan- Frankreichs Polen Ostrolenka Polen Frankreich Deutschland Rom
96
§. 88.
Wrrdere europäische Staaten.
Spanien und Portugal. -— Letzteres trennt sich
von Spanien, 1640, und wird unter dem Herzoge von Bra-
ganza (Johann Iv.) wieder ein unabhängigeskönigrcich.—
Spanien, dessen Philipp Ii. vergeblich seine Herrschaft über
England und Frankreich auszudehnen gesucht, unter sietem
Streben nach unbedingter Königs - und Kirchengewalt, durch
die fortwährenden Kriege mit den Niederländern, England
(die unüberwindliche Flotte §. 77.), Frankreich (§.78.86.),
Portugal, von 1565 bis 1697, und unfähige Negierungen
unter Philipp Iii., 1598 — 1621, Philipp Iv., 1621 — 65,
Karl Ii., 1665 — 1700, gänzlich geschwächt, versinkt in
dumpfe Kraftlosigkeit.
Holland, nach 80jährigem Kampfe, seit 1646 von
Spanien losgerissen, von Erbsiatthaltern aus dem Hause
Oranten in seinen Kriegen angeführt, nimmt Antheil am
20jährigen Kriege, und besteht unter Wilhelm Iii. den
schweren Kampf gegen Frankreich glücklich mit Hülfe seiner
Seehelden Tromp und de Ruyter. — Neuer Wohlstand,
Pracht und eine Menge von Gelehrten und Künstlern machen
die Niederlande berühmt. Niederländische Maler: Ruben s,
van Dyk, Rembrand. Außerdem viele Frühere seit Zoh.
van Eyk (1441).
Schweden.— Christina, Tochter Gustav Adolphs,
berühmt durch ihre Gelehrsamkeit, geboren 1626, legt 1654
die Krone nieder (es folgtekarl X.), lebt in den Niederlanden,
wo sie katholisch wird, in Frankreich, Italien, Hamburg,
und stirbt 1689 nach fruchtlosen Versuchen, den Thron wieder
zu besteigen.
Rußland, im Alterthum von Scythen und Sarma-
ten, später von vielerlei andern Nomadenvölkern bewohnt
(Slaven, Finnen, Tschuden, Chazaren, Petschenegen u. s. w.),
wurde 862 von den Warägern unter Rurik in Besitz ge-
nommen ; jedoch nur das nördliche. — Wladimir ver-
einigte das ganze Rußland unter seiner Herrschaft, 980, und
führte das Christenthum ein. 1238 wurde Rußland von den
Mongolen unterjocht (Dschingis - Chan und dessen Söhne,
§.63.), und durch Zvan Wasiliewicz (1477—81) wieder
befreit. 1598 erlosch Ruriks Stamm, und 1613 kam das
Haus Romanov auf den Thron.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Iv. Johann_Iv. Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp Philipp_Iv. Philipp_Iv. Karl_Ii Karl Wilhelm Tromp Rembrand Christina Gustav_Adolphs Gustav Ruriks_Stamm
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Spanien Spanien England Frankreich England Frankreich Portugal Holland Spanien Frankreich Niederlande Schweden Niederlanden Frankreich Italien Hamburg Sarma- Haus_Romanov
97
Iii. Daö achtzehnte Jahrhundert.
§- Ss-
Meter der Große, geb. 1672, f 1725«
Bei Feodors Iii. Tode folgt dessen Stief-Bruder P e-
ter, gegen den die ältere Schwester Sophia vergeblich die
Strelihen aufwiegelt. Peter, 1682 gekrönt, lernt durch Le«
fort europäische Bildung kennen. Nach einer zweiten miß-
lungenen Strelihen - Empörung geht die bisherige Negentin
Sophia ins Kloster, 1689. Peter errichtet eine europäische
Miliz, legt 1694 zuarchangel ein Seearsenal an, erobert
1696 Asov mithülfe einerflotte, und schließt mit den Tür-
ken Waffenstillstand. — Neue Strelihen-Verschwörung ver-
eitelt.
1697 reiset Peter mit einer Gesandtschaft durch Preußen,
Deutschland, Holland (wo er zu Saardamm den
Schiffbau lernt) und segelt nach England; nimmt See«
leute und Künstler mit. Durch einen nochmaligen Auf-
stand nach Moskau gerufen, benimmt er durch furcht-
bare Rache den Russen die Lust zu Empörungen, und
sucht europäische Sitte und Kunstfleiß kräftig zu ver-
breiten.
1703 legt er nach Eroberung von Zngermanland den Grund
zu Petersburg.
1716 u. 17 macht er eine zweite Reise durch Europa, und
stirbt 1725. Ihm folgte, da sein Sohn, zum Tode
verurtheilt, gestorben war, seine Gemahlin Katha-
rina I.
§. 90.
«Kuvl Xii. und dev Nordische Kvieq,
17vv 1721.
Karl Xii., geb. 1662, -j- 1718, kommt 1697 zur Re-
gierung. 1700 entsteht der große Nordische Krieg; Däne-
mark, Polen, Rußland gegen das an der Ostsee mäch-
tige, von England und Holland unterstützte Schweden.
Erste Periode, dänischer .Krieg. —
Karl Xii., 18 Zahr alt, schlagt die Dänen bei Kopenha-
gen, und zwingt sie zum Travendahler Frieden, 1700.
Dtüve Wcltgesch. 8. Lust. 7
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Extrahierte Personennamen: Sophia Peter Sophia Peter Katha-
rina_I.
§ Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Dtüve_Wcltgesch
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland England Moskau Petersburg Europa Polen Ostsee England Holland Schweden
417
Königs Schatz und das Vermögen des Volkes mehrten sich. Er
befahl unter anderen auch den Anbau der Kartoffel, obgleich man
allgemein ein Vorurtheil gegen diese Frucht hatte, und führte sie
dadurch in Deutschland ein.
Die nächste Sorge widmete er der Armee. Im Frühling
und Herbst machte er mit derselben große Uebungen. Er hielt
streng auf die Gesetze und unterwarf sich ihnen selbst. Unfern
von Sanssouci stand ihm eine Windmühle sehr im Wege, aber
da ihn der Müller bei seinem eigenen Kammergericht zu verkla-
gen drohte, ließ er sich lieber jene Unbequemlichkeit gefallen, als
daß er Gewalt gebraucht hätte.
Im Umgang war Friedrich kurz und zufahrend. Den großen
dreieckigen Tressenhut auf dem Kopfe, in etwas gebückter Stellung
in abgetragener blauer Uniform mit rothen Aufschlägen und brei-
ten Schößen, hinten der lange Zopf, in kurzen schwarzen Bein-
kleidern und langen Stiefeln, den Degen an der Seite, und in
der Hand den berühmten Krückenstock trat er auf die Leute zu,
und jagte ihnen mit seinem scharfen Blick Ehrfurcht oder Schrecken
ein. In Religionssacheu war er sehr freisinnig. Er ließ alle
glauben, meinen, reden, schreiben, drucken, was sie wollten, be-
schützte jeden, der in sein Land floh und hielt streng auf allge-
meine Duldung. Als der Jesuitenorden in allen katholischen Län-
dern durch eine päpstliche Bulle aufgehoben wurde, ließ ihn
Friedrich allein im katholischen Schlesien bestehen. Er wollte die
allgemeine Toleranz auch auf sie ausdehnen.
Des Königs näheren Umgang bildeten meist Franzosen.
Mit dem berühmten französischen Schriftsteller Voltaire, stand er
in Briefwechsel und ließ ihn auch nach Berlin kommen, wo er
ihn mit Wohlthaten überhäufte. Voltaire aber lohnte dem König
mit Undank. Er ließ, als er nach Frankreich zurückgekehrt war,
eine verläumderische Schmähschrift auf den großen Monarchen
drucken.
Maria Theresia hatte die Regierung ihrem Sohne Joseph Ii.
übergebe». Dieser durfte der Vergrößerung Rußlands nicht ru-
hig zusehen und bedrohte Katharinen Ii., als sie auch in Polen
eindrang, mit Krieg. Friedrich versprach, den Frieden zu ver-
mitteln, und erhielt dafür einen Antheil an der polnischen Beute.
Von drei Seiten drangen Oestreicher, Russen und Preußen in
Polen ein und proklamirten die Theilung. Preußen bekam da-
mals das untere Weichselland unter dem Namen Westpreußen.
Der alte Fritz, wie die Preußen ihren großen König nann-
ten, behielt seine Geisteskräfte bis zum letzten Augenblick. Er
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Schriftsteller_Voltaire Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Friedrich Friedrich Fritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sanssouci Berlin Frankreich Polen Weichselland
293
schichte und Verfassung verschiedenen Länder und Völker mit
Schonung ihrer Eigenthümlichkeiten zu einem kräftigen Ein-
heits-Staate zu verbinden. Denn es gibt Deutsche, Slaven,
Czechen, Polen, Slowaken, Wenden, Magyaren, Italiener,
Wlachen, Juden, Griechen, Armenier, Zigeuner; und diese
Völker stehen auf den verschiedensten Bildungsstufen. Da fin-
den sich in den Dalmatischen Gebirgen noch bewaffnete, wild-
freie Montenegriner, in den Savannen Ungarns noch Nomaden.
Im Jahre 1848 wurde Oestreich tief erschüttert, es hat aber
bisher alle Gefahren glücklich überstanden. Dem Gekämmt-
staate wurde in der stürmischen Zeit, im März 1849, eine neue
Verfassung gegeben, deren Ausführung aber wohl nie erfolgen
wird. Der jetzige Kaiser ist der Habsburger Franz Joseph.
Aus dem reichbegüterten Grafengeschlcchtc Habsburg an der
Aar und am Oberrheine bestieg 1273 der Graf Rudolph den
deutschen Kaiserthron. Er bekämpfte 1278 auf dem March-
felde (S. 269) den mächtigen Böhmenkönig Ottokar, wel-
cher den Grafen-Kaiser nicht anerkennen wollte, nahm ihm
zur Strafe die Markgrafschaft Oestreich, Steiermark
und Krain ab und belehnte damit sein eignes Haus, welches
rasch in Macht und Ansehn durch Erbschaft, Heirathen und
Ankauf sehr hoch stieg. Seit dem löten Jahrh, blieb die
deutsche Kaiserkrone ununterbrochen bei den östreichischen Erz-
herzögen, wie sie sich seit Maximilian I. zu nennen pflegten.
Es gingen dem Hause Habsburg im Mittelalter zwar die
Stammgüter in der Schweiz verloren, dafür wurden aber
Kärnthen 1336, Tyrol 1363, Triest und Vorderöstreich durch
Heirathen und Erbverträge erworben. Karl V., Maximi-
lians Enkel, übergab diese deutschen Besitzungen, neben wel-
chen er noch die spanischen Länder inne hatte, seinem Bruder
Ferdinand. Dieser vereinigte hiermit 1526 auf seinem
Haupte auch die^Kronen der Wahlreiche Ilngärn, Böhmen und
Mähren (mit Schlesien und Lausitz). Im 17ten Jahrh, gin-
gen die Lausitz an die Sachsen und der Elsaß an die Franzo-
sen verloren, dafür wurden im spanischen Erbfolgckriege aber
auch die frühern spanischen Niederlande (Belgien) erworben.
Im 18tcn Jahrh, kamen Mantua, Mailand, Siebenbürgen,
Galizien und Bukowina hinzu. Als im I. 1740 der Habs-
burger Mannsstamm mit Karl Vi. ausstarb, so wurde seine
heldenmüthrge Tochter, die treffliche Maria Theresia,
welche mit dem Herzoge Franz von Lothringen vermählt
war, ringsum von Feinden angegriffen. Sie erkaufte sich
zuletzt den Frieden dadurch, daß sie Schlesien dem größten
Theile nach an den König von Preußen, Friedrich den Gr.
abtrat. Für den Verlust Schlesiens entschädigte etwas die
Besitznahme von Galizien und Lodomirien 1772 bei der ersten
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Franz_Joseph Franz Rudolph Ottokar Ottokar Maximilian_I. Karl_V. Karl_V. Ferdinand Ferdinand Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Franz_von_Lothringen Franz Friedrich Friedrich
9
wie zerschlagener Kieselstein aus, ergraut aber bald an der
Luft. Es wird ungesotten versendet.
Nicht weit davon liegt die Handelsstadt Bochnia,
ebenfalls mit einem Steinsalzwerk. —
Im Osten des Weichselgebietes entspringen als Neben-
flüsse der Weichsel, der San nicht weit vom Dniéster, der
ins schwarze Meer geht, und der Bug, zwischen Lemberg
und Brody. Lemberg mit 60,000 Einw., worunter 20,000
Juden, ist der Hauptort von östereichisch Galizien. Es hat
eine Universität. Brody liegt an der russischen Grenze, ist
freie Handelsstadt mit 22,000 Einw., fast lauter Juden.
In der angrenzenden Bukowina entspringen zwei Neben-
flüsse der Donau, Sereth und Pruth, woran die Hauptstadt
der Bukowina, Tschernowitz liegt. Galizien (Lodomirien)
nebst der moldauischen Bukowina gehörte früher zu Polen,
wurde seit dertheilung dieses Landes 1772 aber östreichischer
Antheil. Seine Südgrenze sind die Karpathen, welche es
von Ungarn scheiden. Es umfaßt 1637 □ Meilen, 4,800,000
Einw., darunter mehr als 200,000 Juden. Der Westen
wird von Polen, der Osten von Rußniaken bewohnt. Hier
bedürfen Ackerbau, Handel und Gewerbe ^noch gar sehr der
Hebung. Der Bolksunterricht steht sehr tief. —
Polen.
Wo Weichsel und San sich vereinigen, liegt S an do-
rn ir. Bon da beginnt Polen; es ist ein reiches Kornland,
hat auch an Holz Ueberfluß. Dieses Land ist eine ungeheuere
Ebene. Es entbehrt daher fast aller Gebirgsprodukte, nur
etwas Eisen und Kupfer findet sich, und ist arm an Natur-
schönheiten. In ihr wechselt leichtes, oft gutes Ackerland
mit dürrem Sandboden, mit Haiden und großen Wäldern,
worin Wölfe und Bären hausen. An den Ufern sind weniger
Wiesen als bruchige Stellen; jedoch sind die Moorgegenden
der Weichsel noch nicht zu vergleichen mit den östlich gelege-
nen Morästen und Sümpfen. An Wildpret und Waldbie-
nen, Pferden und Rindvieh ist kein Mangel. Die polni-
schen Pferde sind klein und unansehnlich, aber ausdauernd.
Die Polen sind Slaven und haben ihre eigene Sprache. Sie
sind lebhaft und geistreich, kräftig, im Kriege gewandt. Der
vornehme Pole ist stolz, zu Unruhen geneigt, den Vergnü-
gungen ergeben, liebt Glanz und macht Aufwand. Dabei
ist er gastfrei, herzlich, seinen Freunden ergeben; die Deut-
schen haßt er. Seine Bildung ist oberflächlich. Man zählte
noch vor nicht langer Zeit in Polen 100 hochadliche Fami-
lren. Niedere Edelleute aber gibt cs in Menge an 28,00«
Köpfe. Der gemeine Pole lebt in tiefer Unwissenheit und Nie-
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TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
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unter August kl. (der Starke, zum polnischen König ge-
wählt 1697, f 1733) der sächsische Hof Polen ansteckte.
Verschwendung, Ueppigkeit, Prachtliebe, Leibenschaftlichkeit
schamlose Bestechlichkeit richteten den Staat zu Grunde und
unter August Ili. ging alles in Erbärmlichkeit über.
Rußland erstarkte unter Peter b. Gr. und mischte sich
in die polnischen Zwiste. Leicht gelang es Catharina 1764 nach
Augusts Hi. Tode, Stanislaus Poniatowsky auf den Thron
zu bringen. Im Jahre 1772 lub sie den preußischen und
östreichischen Hof zur Theilung Polens ein, bald barauf
wiederhole sie es und endlich schritt sie zur völligen Ver-
nichtung Polens.
Als polnische Edelleute durch eine neue Verfassung am
3. Mai 1791 das Vaterland retten, Polen zu einem Erdreiche
und den Bürgerftanb zum Mitglied des Reichstags machen
wollten, da mochte es die russische Kaiserin nicht dulden,
sie wollte das geschwächte Polen sich nicht innerlich erstarken
lassen. Solche unerhörte Gewaltthat und solches schwere
Schicksal entstammte dre Gemüther der Polen. Im Frühling
1794 fanden sich ausgewanderte Brüder, vor allen Koseiusko
und Madalinsky in Ärakau ein. Am 4. April wurde den
Russen bei Raelawice ein siegreiches Treffen geliefert. Doch
das Volk hatte keine Zeit zur Rüstung gehabt, von allen
Seiten erschienen feindliche Truppen. Im unglücklichen Ge-
fechte bei Maeziejowiee sank Koseiusko mit den Worten vom
Pferde ,,nun ist es mit Polen aus", und wurde gefangen.
Am 4. Rov. wurde Praga erstürmt, wo das Kriegsvolk des
rohen Suwarow, wie einst Tilly's Schaaren in Magdeburg,
ein fürchterliches Blutbad von 20,060 Schlachtopfern anrich-
teten und die geplünderte Stadt in Asche legten. Polen
hörte 1795 auf ein eigener Staat zu sein. Eilf Jahre spä-
ter bildete zwar Napoleon das Großherzogthum Warschau,
doch seine Flucht 1812 schon zertrümmerte es. Denn der
Wiener Congreß gab das Herzogthum Warschau unter dem
Titel Königreich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland.
Dieser suchte Polen mit seinem Mißgeschicke auszusöhnen,
aber die Rauhheit des russischen Statthalters, des Großfür-
sten Constantin, verdarb Alles und erweckte Unzufriedenheit
mit der Fremdherrschaft. Die Polen wagten daher, durch
die Juliereigniffe in Paris angeregt, im Rov. 1830 gegen
den Kaiser Nicolaus einen plötzlichen Aufstand. Ein mörde-
rischer Kampf war die Folge. Trotz der heldenmütlstgen
Tapferkeit der Polen schloß er mit völliger Niederlage.
Denn Warschau fiel am 8. Sept. 1831 und Polen wurde
dem russischen Reiche einverleibt. Ein polnisches Reich gibt
es nicht mehr; was man so nennt, ist nur eine russische
Provinz. —
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Extrahierte Personennamen: August August Peter_b Catharina Augusts Stanislaus_Poniatowsky Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Constantin Nicolaus