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1. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 23

1917 - Breslau : Hirt
Übersicht über die Geschichte Pommerns. 23 den Nutzen der Einwanderung und begünstigten sie auf jede Weise. Nament- lich war es Herzog Barnim I. (1- 1278), der für dieses Werk auch deutsche Ritter und Edle nach Pommern zog und ihnen Landbesitz nach deutschem Lehnsrecht überwies. Diese Kolonisten drängten die slawischen Bewohner immer mehr zurück, so daß sie mit der Zeit verschwanden. Auch der Handel zog Ein- wanderer in das neuerschlossene, günstig am Meere gelegene Land, und es entstanden zum Teil bei den alten slawischen Ansiedlungen, zum Teil an anderen geeigneten Stellen Niederlassungen, die von den Landesherren mit deutschem Stadtrecht begabt wurden (1234 Stralsund, 1243 Stettin und Stargard, 1250 Greifswald). Die deutschen Bewohner kamen zumeist aus Niedersachsen, Westfalen, vom Rhein, aus dem Magdeburgischen Lande, von Lübeck u. a. O. herbei. So wurde Pommern ein deutsches Land. Die Her- zöge hatten zahlreiche Kämpfe mit den Dänenkönigen zu bestehen, deren Lehnshoheit sie lange Jahre anerkennen mußten. Daneben mußten sie sich gegen die Markgrafen von Brandenburg verteidigen und wurden nach 1227 diesen lehnsuntertänig, während das Fürstentum Rügen ein Lehen Däne- marks blieb. Ostpommern dagegen stand in enger Beziehung zu Polen. Während die Städte immer mehr erstarkten, schwächten die Herzöge ihre Macht durch Teilungen; so entstanden 1295 zwei Herzogtümer, Stettin und Wolgast. Zu derselben Zeit starb das ostpommerfche Herrschergeschlecht, das in Danzig seinen Sitz hatte, aus, das Land kam nach längeren Kämpfen zum großen Teil in den Besitz des Deutschen Ordens, der auch in den Ländern Lauenburg und Bütow gebot. 4. Pommerns Selbständigkeit. Nach dem Erlöschen des askanischen Fürstenhauses in Brandenburg (1320) gewannen die Herzöge nach langen Kriegen 1348 die Unabhängigkeit ihres Landes. Auch wurde 1325 das Fürstentum Rügen mit Pommern-Wolgast vereinigt und im Rügenschen Erbfolgekriege (1326- 1328) gegen die Mecklenburger behauptet. Enger als früher schlössen sich die Stettiner Herzöge Otto I. (I' 1344) und Barnim lll. (I' 1368) an das Reich an und bemühten sich, ihr kleines Gebiet zu heben. Doch wurde später die Fürstenmacht durch fortgesetzte Teilungen sehr geschwächt, die das Wolgaster Herzogtum einige Zeit in vier Herrschaften (Barth, Wolgast, Stargard, Stolp) zerfallen ließen. Dagegen gewannen zahlreiche pommersche Städte große Kraft durch den Anschluß an den Hansabund, der 1370 im Frieden zu Stralsund nach Überwältigung der dänischen Macht der Gebieter auf der Ostsee wurde. In ihm nahm Stralsund eine hervorragende Stellung ein. Der Handel nach Schweden, Norwegen, Dänemark, England und Rußland hob den Reichtum der Städte, in denen ein stolzes, energisches Geschlecht voll Selbstbewußtsein heranwuchs, das auch gar oft den Landesherren Trotz bot. Die stattlichen Kirchenbauten, die festen Mauern und Türme zeugen von dem kräftigen Leben dieser Zeit. In den Städten hatten sich bereits im 13. Jahrhundert die Franziskaner- und Domini- kanermönche angesiedelt, die einen großen Einfluß auf die Bevölkerung ge- wannen.

2. Lebensbilder und Sagen aus der Provinz Pommern - S. 7

1910 - Leipzig : Hirt
2. Wie die Pommern Christen wurden. 7 Die Frauen der Pommern hatten es im groen und ganzen etwas besser als die Frauen der brigen wendischen Stmme; aber die Viel-weiberei herrschte auch hier, und hufig wurden neugeborene Mdchen gettet, weil die Pommern nicht so viel Weiber haben wollten. So lebten die Wenden zur Zeit Karls des Groen. Sie hatten also schon ein geordnetes Gemeinschaftsleben: eine Art von Staatsform und ein Kriegertum. und waren wirtschaftlich selbstndig, als sie mit ihren Nachbarn in Streit gerieten. Ihrer wirtschaftlichen Selbstndigkeit und der Eigenart ihres Charakters ist es zuzuschreiben, da zur Unterwerfung Pommerns Jahrhunderte ntig gewesen sind. Der Pommer war und ist kraftvoll, tapfer, von zher Aus-dauer, standhaft, anhnglich und treu? 2. Wie die Pommern Christen wurden. Die Deutschen, die Polen und die Dnen versuchten nacheinander Pommern zu erobern; denn es lag ihnen daran, die Ostseekste zu haben, die fr den Handel sehr wichtig war. Einst zog im Jahre 1122 König Boleslaw von Polen gegen (Stettin, drang im Winter der die gefrorenen Smpfe vor und nahm es ein. Herzog Wartislaw, der in Stettin regierte, mute Polens Oberhoheit anerkennen, mute versprechen, Tribut zu zahlen und dafr zu sorgen, da sein Volk christlich wrde. Pommern bestand damals ans zwei Frstentmern; denn Herzog Swantibor I. hatte sein Land unter seine vier Sohne geteilt. Die beiden lteren bekamen das Land zwischen Peene und Perfante mit der Hauptstadt Stettin, und die beiden jngeren erhielten das Land von der Per-sante bis zur Weichsel mit der Hauptstadt Danzig. Der Teil mit Stettin hie Vorpommern oder Slawien, der Teil mit Danzig hie Hinter-Pommern oder Pommerellen. Die Leute, die hier wohnten, trugen dicke Pelzrcke, und weil Pelz slawisch Kozuch heit, so nannte man sie danach Kaschuben und ihr Land das Land der Kaschuben. Das stliche Pommerellen mit Danzig kam spter 1308 an den Deutschen Ritter-orden. Der westliche Teil des Landes fiel an Vorpommern und wurde mit diesem verbunden. Wartislaw von Stettin, unter dem Pommern christlich werden sollte, war Swantibors ltester Sohn. Der Polenknig besorgte selber einen Bischof, Bernhard hie er, der die Pommern bekehren sollte. Aber er richtete nichts bei ihnen aus.

3. Lebensbilder und Sagen aus der Provinz Pommern - S. 5

1910 - Leipzig : Hirt
Lebensbilder und Sagen aus der Provinz Pommern. 1. Wie es in Pommern zur Wendenzeit aussah. Zur Zeit Karls des Groen wohnten an der Ostseekste die Wenden; sie gehrten zu den Slawen, zu denen auch die Polen und die Russen gehren, und wurden von diesen Pomorzi, d. h. die am Meere wohnen, genannt. Daraus ist der Name Pommern entstanden. Die Slawen ver-drngten im sechsten und siebenten Jahrhundert die Germanen aus dem Osten Deutschlands. Die Wenden waren nicht sehr groe, aber krftige und tapfere Menschen. Ihr Haar und ihre Hautfarbe waren dunkel. Sie sahen also anders aus als die Germanen, die blonde Haare und blaue Augen hatten und sehr groß waren. Ihr Land war voll von Wldern und Smpfen; und da es damals Bren und Wlfe dort gab und sie auch hufig von ihren Feinden an-gegriffen wurden, so muten sie ihre Wohnungen sicher bauen. Die auf dem Lande wohnten, machten das meist so: sie schtteten einen ringfrmigen Erdwall auf, der nach auen steil, nach innen aber schwcher abfiel; oben auf diesen Wall pflanzten sie noch rundherum dicht nebeneinander zuge-spitzte Pfhle, Palisaden; nur an einer Stelle war ein Tor in dem Wall, so da man nur diese eine Stelle besonders gut bewachen mute, wenn Feinde kamen. Innerhalb des Walles bauten die Wenden ihre einfachen Htten auf; sie waren aus Holz und Lehm gemacht und mit Stroh ge-deckt. Oft gruben sie um den Erdwall auch noch einen tiefen Graben und machten um den noch einen Wall herum, so da die Festung doppelt geschtzt war. Bei dem Bau einer solchen Festung muten alle in der Nhe wohnenden Pommern helfen; sie hatten dafr aber auch das Recht, in die Festung zu flchten, wenn Feinde kamen. Viele Pommern bauten ihre Htten mitten in den Smpfen, um recht sicher zu wohnen. Da rammten sie vorher bis in den festen Grund des Sumpfes Pfhle ein; auf ihnen erbauten sie ein Balkengerst, und darauf wurde dann erst die Htte errichtet, meist auch ganz einfach aus Holz und Lehm. Diese Bauten nannte man Pfahlbauten. Die Pfahlbauten waren besonders fr die Wenden sehr praktisch, die sich mit Fischfang ernhrten. Da, wo viele Pommern zusammen wohnten, lebten sie in Drfern beieinander, die auch meist von ringfrmigen Mauern umgeben waren. In der Mitte des Dorfes lag ein Teich; um den Teich herum standen im Kreise die Huser.

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 5

1858 - Breslau : Hirt
Umschau im Lande. 5 An Fischen sind die Gewässer Pommerns ziemlich reich. In Seen, Flüssen und im Meere wühlt der Aal im Schlamme nach Insekten und Würmern und schlüpft des Nachts auf die Wiesen, um Regenwürmer und Schnecken zu erhaschen. Geräucherte Aale von goldgelber Farbe werden unter dem Namen Spickaale versandt; andere marinirt man. An der Küste, in den Flüssen und Seen werden Lachse, Neunaugen, Makrelen von emsigen Fischern bei Tag und Nacht gefangen. Der Fang der Seekrebse oder Hummern wird am Gestade der Ostsee bald mit größerem, bald mit geringerem Er- folge betrieben. Der Hummer ist dunkelbraun marmorirt, mißt 1v2 Fuß, hat zwei gewaltige Scheren und wird mit Reusen gefangen. Am einträglichsten aber ist der Fang der Heringe. 6. Die Zahl der Bewohner beträgt 1,200,000, welche auf einem Flächenraum von 576 Quadratmeilen wohnen. Sie reden die deutsche Sprache, sprechen aber den plattdeutschen Dialekt und gehören meist zur evangelischen Kirche. Außer der deutschen Bevölkerung lebt in dem Ostzipfel der Pro- vinz, im Regierungsbezirk Köslin bei Stolpe eine kleine Anzahl von Kassuben. Siebewohnen den nördlichen Theil von Pomerellen, einem lieblichen Berglande an der Ostsee und Weichsel. Ihre Sprache ist der polnischen so ähnlich, daß sich ein Kassube mit einem Polen leicht verständigen kann. Die Männer tragen weite, weiß- leinene Hosen und eine kurze, in der Regel zugeknöpfte Jacke, über die sie im Winter und bei Regenwetter noch einen blauen Mantel von selbstgefertigtem Wollenzeuge ziehen. Sie sind meist arm und wohnen in Hütten von Lehmwänden mit Strohdächern und kleinen Fenstern; manche haben sich sogar an Abhängen von Hügeln Höhlen in die Erde eingegraben, die sie mit Bohlen ausgezimmert haben. Mit ihrer Armuth verbindet sich große Unreinlichkeit. Die Kassuben in Pommern gehören zur evangelischen Kirche, die in Preußen aber sind Katholiken. Das Land zerfällt in die -drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin, Stralsund. Die höchsten Provinzial-Behörden, der Ober-Präsident, der General-Superintendent mit dem Konsistorium, der kommandirende General des zweiten Armee-Corps, haben ihren Sitz in der Hauptstadt Stettin. Jeder Regierungsbezirk ist in landräthliche Kreise getheilt, deren es 25 giebt. In jeder Stadt ist ein Magistrat, in jedem Dorfe ein Schulzenamt und daneben in vielen ein Gutsherr. Die Bewohner der Dörfer scheiden sich in Doppelhüfner, Vollbauern, Halbbauern, Käther oder Kossathen und in besitzlose Jnstleute oder Jnlieger. In jedem Kreise besteht ein Kreis-Gericht, welches einen Jeden in seinem guten Rechte schützt. Wer da glaubt, daß ihm nicht sein Recht ge- worden sei, der kann sich noch an höhere Gerichtshöfe wenden, deren es für jeden Regierungsbezirk einen giebt, und welche Appellations- gerichte genannt werden.

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 17

1858 - Breslau : Hirt
17 B. Blicke in die Vergangenheit Pommerns. I. Otto von Dambcrg, der Apostel der Pommern. (Is. Juni 1124.) 1. Die wendischen Bewohner Pommerns waren noch wilde, hartnäckige Heiden, während die stammverwandten Polen bereits der christlichen Kirche angehörten. Zwar hatte sie Boleslaus Iii. von Polen seiner Oberhoheit unterworfen, aber das Christenthum fand bei ihnen keine Stätte. Da wandte sich Boleslaus mit dringen- den Bitten an den frommen Bischof Otto von Bamberg, er solle doch kommen und die heidnischen Pommern der Kirche Christi ge- winnen. Otto erkannte darin den Ruf des Herrn und mit Recht; denn er war wie kein Anderer vorbereitet für den schweren Missions- dienst unter den pommerschen Heiden. Lange war er Kapellan und Geheimschreiber am polnischen Hose gewesen und hatte in dieser Stel- lung das slavische Wesen kennen gelernt. Dann wurde er Kanzler und Siegelbewahrer des deutschen Kaisers und stand als Wohlthäter der Armen und kunstverständiger Bauherr schon damals in hohem Ansehen. So geschah es, daß ihm der Kaiser das erledigte Bisthum Bamberg verlieh, obwohl viel Hohe von Geburt darnach strebten. Bei seinem feierlichen Einzuge stieg er am Eingänge der Stadt vom Rosse und wallete demüthig an dem scharfen Wintertage über hoch- liegenden Schnee barfuß in die Domkirche zu Bamberg, um zum Bischof geweiht zu werden. Bald erlangte Otto hohen Ruhm; denn er war von hoher, edler Gestalt und angenehmen Sitten, dabei aber von Herzen demüthig, und verwendete seine reichen Einkünfte zur Gründung von Kirchen und Klöstern und zur Pflege der Armen. Alle einzelnen Kranken in Bamberg kannte er und sorgte für sie. Besonders eifrig und geschickt war er im Religions-Unterricht des Volkes. Einst brachte man ihm einen sehr theuren Fisch zur Tafel. Da sprach er zu seinem Haushalter: „Fern sei es, daß der elende Otto heute allein so viel Geld verzehren sollte. Bring diesen kost- baren Fisch meinem Herrn Christus. Bring ihn demselben, wo du Einen auf dem Krankenlager findest." Zu einer andern Zeit ward ihm ein köstlicher Pelz zum Geschenk gesendet. „Ich will die kostbare Gabe so gut aufbewahren," rief der Bischof, „daß keine Diebe sie stehlen und keine Motten sie verzehren können" — und warf den Pelz- einem armen gichtbrüchigen Kranken um. 2. Dieser Mann nun vertauschte die Herrlichkeit seines Bischofs- sitzes mit dem Dornenwege des Missionars. Auf seinem Zuge zu- nächst nach Polen wird er überall feierlich und ehrerbietig empfangen. Von Gnesen kommt ihm der polnische Herzog mit der Geistlichkeit und zahllosem Volk barfuß entgegen. Er spendet ihnen seinen Segen und fleht am Grabe des heil. Adalbert um Gelingen für sein schweres Werk. Reichlich versehen mit kostbaren Meßgewändern, Kelchen und Pcmmern. _ o

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 20

1858 - Breslau : Hirt
20 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. ten und brannten sie Alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster. Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder in die Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute beladen einher, und einige ihrer Haufen kamen auch nach Schlesien. Die wilden Feinde stießen in der Gegend von Liegnitz, da wo später das Kloster Wahlstalt erbaut wurde, auf ein christliches Heer unter Heinrich Ii. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen die fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen, aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht. Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber- mals schicken sich die Wilden zum Rückzuge an. Da erhebt es sich aus ihren Reihen wie ein -Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es speit Rauch, Feuerflammen und Steine. Den christlichen Streitern sinkt dermuth; sie meinen, der Teufel selbst kämpfe für die Heiden. Viele flohen; nur Herzog Heinrich nicht. Er siel im wilden Getümmel, die Mongolen hieben ihm den Kopf ab, steckten denselben auf eine Stange und zogen damit vor das Schloß zu Liegnitz. Doch hier wurden sie blutig abgewiesen, und sie eilten durch Oberschlesien zu- rück, weil-ein böhmisches Heer im Anzuge war. Als die fromme Hedwig den Tod ihres einzigen Sohnes ver- nahm, tröstete sie ihre weinende Schwiegertochter und sprach in groß- ßer Fassung: „Es ist Gottes Wille, und uns muß gefallen, was Gott will und Gott gefällt." — Das Land aber war durch den sechswöchentlichen Aufenthalt der Mongolen in Schlesien zur Wüste geworden. Von jetzt ab wurden die Einwanderungen der Deutschen noch häufiger, polnische Sitten und polnische Sprache verschwinden auf der Westseite des Landes immer mehr. * * * Rach dem Tode Heinrich Ii. zerfiel Niederschlefien in drei Fürsten- thümer: Breslau, Liegnitz und Glogau. Dabei blieb's aber nicht; durch fortwährende Theilung der Länder unter die hinterlassenen Söhne der Fürsten entstanden der kleinen Fürstenthümer in Schlesien noch mehrere. Ohne Krieg zwischen den Brüdern und Verwandten ging es bei solchen Theilungen selten ab; denn die schlesischen Für- sten aus der Familie der polnischen Piasten waren meist voll Hab- sucht und Kampflust, verübten gegen einander List und schändlichen Betrug und brauchten viel Geld. Dadurch kam es dahin, daß die schlesischen Herzöge bald ohnmächtige Herren wurden und sich nach dem Schutze eines Mächtigeren umsehen mußten. So gelang es dem Könige Johann von Böhmen, sie alle nach einander zu böhmi-

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
H Wie ez in der Provinz Posen aussteht. großes Unglück, von dem es betroffen wurde, wohl Allen bekannt geworden ist. Es ist Boj an owo, welches im Sommer 1857 in- nerhalb weniger Stunden ein Raub der Flammen wurde. Das Feuer verbreitete sich so schnell von Straße zu Straße, von Haus zu Haus, daß die meisten Bewohner nur das nackte Leben retten konnten und selbst die nöthigsten Hausgeräthe, Kleidungsstücke, Maa- ren und Geld verloren. Auch die Gotteshäuser und Schulen, das Rathhaus und andere öffentliche Gebäude brannten ab; nur wenige Hütten blieben übrig. Viele Leute fanden ihren Tod in den Flam- men. Wenn auch von allen Seiten reichliche Gaben an Geld und Sachen den verarmten Bewohnern zuflossen, so ist das doch nur eine sehr geringe Entschädigung für das Verlorne gewesen. Das Unglück ist um so mehr zu beklagen, als es durch boshafte Brandstiftung entstanden ist. Fraustadt gehört zu den bedeutendsten Städten des Großherzogthums. Auch hier wird fleißig Tuch gewebt. Viele Wind- mühle?: umgeben die Stadt, wie dies auch bei Lissa und Rawicz der Fall ist. Eine Menge großer und wohlhabender Dörfer liegen in der nächsten Umgegend. Zur Zeit des 30jährigen Krieges wirkte hier ein treuer Seelenhirt, dessen Andenken bis auf den heutigen Tag in Segen geblieben ist, Valerius Herberg er, der das schöne Lied: .,,Valet will ich dir geben," gemacht hat, als die Pest in seiner Gemeinde furchtbar wüthete und er sich auch auf den Tod vorbe- reitete. Viele seiner Predigten hat er in der ,,Herzpostille" ge- sammelt und der Nachwelt hinterlaffen. In vielen christlichen Häu- sern werden sie heute noch zur Erquickung und Erbauung fleißig gelesen. S. Leseb. Th. Iii. S. 72 u. Ausz. S. 169.) Die älteste Stadt des Landes ist Gnesen; es liegt auf dem' Wege von Posen nach Jnowraclaw. Sie war vor Alters die Residenz der polnischen Herzöge und Könige, und bis zur Theilung Polens der Wohnsitz des Erzbischofs-Primas des Reiches, der höch- sten Person nach dem Könige, welche, wenn der Thron erledigt war, auch die Regierung bis zur Wahl des neuen Königs führte. Doch der Glanz Gnesens ist jetzt dahin, es ist eine Stadt von 8000 Ein- wohnern ; nur der alte Dom mit seinen Heiligthümern erinnert noch an die alte Größe. Mitten in der Kirche steht das Grabmal des heiligen Ad albert, dessen Gebeine Boleslaw Chrobry von den heidnischen Preußen kaufte und hierher brachte. Auf einem Altare von Marmor steht der silberne Sarg, der die Uebcrreste des heiligen Bischofs enthält. Auf dem Sarge liegt eine silberne Statue dessel- den in vollem Priesterschmucke. Sein Haupt wird in einem beson- deren Reliquienschranke aufbewahrt und nur zwei Mal im Jahre öffentlich gezeigt. Außerdem ruhen in den Capellen, welche das Schiff der Kirche rings umgeben, die Gebeine noch vieler denkwür- diger Personen, so die der Gemahlin Miecislaw's I., die sich um die Einführung des Christenthums in Polen große Verdienste er- worben hat. . . - -

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 15

1858 - Breslau : Hirt
Die Bewohn» und ihre Deschäftigungen. ' 8. Die Dcwohner und ihre Beschäftigungen. Die ursprüngliche Bevölkerung der Provinz bestand aus Polen, neben welchen sich jedoch so viele Deutsche angesiedelt haben, daß diese jetzt den dritten Theil der ganzen Bevölkerung b-etragen. Die ersten Ansiedelungen der Deutschen in Polen fanden schon zu Ende des 12. und zu Anfang des 13. Jahrhunderts von Schlesien aus statt. Eine andere, sehr beträchtliche Einwanderung erfolgte wäh- rend des 30 jährigen Krieges. Viele evangelische Schlesier, welche vom deutschen Kaiser um ihres Glaubens willen bedrückt und ver- folgt wurden, flohen nach Polen; da nahmen die Grundherren sie gern auf; denn sie waren fleißig und in mancherlei Gewerben wohl unterrichtet. Da die Bedrückung in Schlesien bis 1740 fortdauerte, wo das Land von Friedrich dem Großen dem preußischen Staate einverleibt wurde, so vermehrte sich auch bis dahin die Zahl der deutschen Ansiedler. Während dadurch die deutsche Bevölkerung, be- sonders in den Grenzdistricten von Schlesien und Brandenburg, zu- nahm, entstanden seit 1773, wo ein Theil Großpolens an die Krone Preußens kam, auch in den Gegenden an der Netze zahlreiche An- siedelungen durch einwandernde Deutsche. Nachdem 1793 auch der- jenige Theil Großpolens unter preußische Landeshoheit gekommen war, welcher jetzt mit dem größten Theile des Netzedistrictes das Groß- herzogthum Posen bildet, erfolgte eine noch beträchtlichere Einwan- derung, welche seit 1815, wo die Provinz ihre gegenwärtige Gestalt drhielt, sich fortgesetzt hat und immer noch fortgeht. Die Zahl der Katholiken beträgt gerade noch einmal so viel, als die der Evange- lischen. Auch Juden sind schon im 12. Jahrhundert als Einwan- derer nach Posen gekommen und sind hier viel zahlreicher als in jeder andern Provinz des preußischen Staates, so daß sie fast die Hälfte derer ausmachen, die überhaupt in Preußen wohnen. Sie sind meist in Städten ansäßig und treiben Handel; auf dem platten Lande sind viele Wirths- und Gasthäuser in ihren Händen. Ihre Zahl beträgt im Ganzen 80,000. Die Bauernhöfe und Häuser in den Dörfern gewinnen ein immer freundlicheres Aussehen, werden massiv gebaut und mit Ziegeln gedeckt; die Wirthschaften bekommen eine zweckmäßige innere Einrichtung; Schmutz und Unordnung, die früher sprüchwörtlich waren, weichen immer mehr. So zahlreich auch die polnischen Städte find, so haben doch die meisten weniger als 2000 Einwohner und haben Ackerbau zu ihrer Hauptbeschäftigung. An Mineralien wird in der Provinz gewonnen: 1) Kupfererz, welches in einigen dazu eingerichteten Hütten geschmolzen wird; 2) bedeutender ist die Ausbeute von Eisenerz, das in Hammerwerken und Eisengießereien verarbeitet wird. 3) Auch Kalk wird bei Birn- baum, Meseritz, Posen und Bromberg gebrannt. Auf Moll-

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 17

1858 - Breslau : Hirt
if v. Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen. I. Die Slaven. Nachdem in der großen Völkerwanderung im 4ten und 5ten Jahrhundert nach Christi Geburt die deutschen Völker dem Westen zu gezogen waren, breiteten sich in den weiten Ebenen östlich der Oder die Slaven aus. Der Theil dieses Volkes, welcher an der mittleren Weichsel wohnte, führt den Namen Lechen oder Polen. Det Hauptort derselben war das in der zweiten Hälfte des 6ten Jahr- hunderts gegründete Gnesen. Die alten Slaven werden als ein kräftiges Geschlecht mit nicht sehr weißer Haut und zwischen hellbraun und roth die Mitte haltendem Haar geschildert. Sie lebten dürftig, unreinlich in elenden, hier und dort zerstreuten Hütten, aber frei von der Herrschaft eines Mannes. Man lobt ihre eheliche Treue, ihre Bereitwilligkeit, Verirrte auf den rechten Weg zu führen, die milde Behandlung der Gefangenen und ihre Liebe zur Musik. Nur um die Lenden gegürtet eilten sie mit Wurfspieß, Bogen und kleinem Schild, meistentheils zu Fuße, dem Feinde entgegen und stritten tapfer. In unaufhörlichen, räuberischen Einfällen verheerten sie mit Rohheit, Grausamkeit und Zerstörungswuth die angrenzenden Länder. Sie lebten in Geschlechter gegliedert, welche allmählich aus den einzelnen Familien sich gebildet hatten, unter einem Aeltesten standen und ein gemeinsames Besitzthum hatten. Sie übten die Blutrache, d. h. jedes Glied des Geschlechts war verpflichtet, die Verletzung oder Tödtung eines der Ihrigen an dem Blute des Verbrechers zu rächen. Acker- bau und namentlich Viehzucht waren die Hauptbeschäftigung, seitdem die einzelnen Slavenstämme seßhaft geworden waren. Bald ragten Einzelne durch Reichthum an Land hervor und gewannen das An- schen von Herren; Andere geriethen in Armuth und verloren ihr freies' Grundeigenthum und wurden von ihnen abhängig. Die völ- lig frei blieben, bildeten den Adel. Die Slaven hatten den Glauben an einen höchsten Gott, den sie den weißen Gott oder Gott des Lich- tes nannten, aber sie verehrten neben ihm auch noch viele andere Götter an heiligen Stätten, Bergen, Quellen und Bäumen. Dahin begab sich, wenn die Abenddämmerung hereinbrach, der Slave, brachte' dort ein kleines Opfer, schlug sich an die Stirn und sang den Göt- tern gefällige Worte. Diebstähle waren bei den Slaven damals unerhört, Fremde nahmen sie gastfreundlich auf und setzten ihnen das Beste vor, was sie hatten: Fleisch und Gemüse, ein Gebäck aus Weizenmehl und Butter, dazu Meth, aus wildem Honig trefflich be- reitet. Die Tobten wurden verbrannt; ihre Asche sammelte man m thönernen Gefäßen und barg sie in der Erde. - Einige Lieblmgsge- Posen.

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 18

1858 - Breslau : Hirt
18 Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen. räche des Verstorbenen, auch ein Geldstück oder Speise und Trank pflegte man den Todten mitzugeben. Ueber den Gräbern wurden Opfer dargebracht, Tänze und feierliche Spiele veranstaltet zur Ehre der Götter. 2. Die Sagen von Dopitl, Diast und Miesko. Als erster Herzog der Polen wird Lech genannt, welcher Gnesen gründete. Ihm folgte eine Reihe anderer Fürsten, deren letzter Pom- pilius, Popiel Ii., durch seine Nichtswürdigkeit das Polenreich an den Rand des Verderbens brachte. In allen Schandthaten war er ge- übt. Darum traf ihn auch schreckliche Strafe. Er hatte seine Oheime ermordet und sie unbeerdigt liegen gelassen. Aus ihren Leichen ent- standen zahllose Mäuse; über Seen und Flüsse, selbst durch brennende Feuerhaufen verfolgten sie ihn, bis sie ihn sammt seinem sündhaften Weibe und zweien Söhnen auf einem hohen Thurme am Goplo- See, auf welchen er sich geflüchtet hatte, durch ihre Bisse tödteten. — Nun lebte damals ein armer Landmann, mit Namen Piast, verbor- gen und niedrig, aber gewissenhaft. Zwei Fremde, himmlische Bo- ten, früher von der Thüre des Pompilius vertrieben, verschmähten es nicht, in seine Hütte einzutreten. Sie wurden von den Haus- bewohnern aufs freundlichste umarmt und zum Niederlassen gebeten. Er und sein Weib trugen ihnen auf, was sie hatten, ein wenig Fleisch und ein geringes Maß Bier. Sie hätten es zur Festfeier der Haar- beschneidung ihres kleinen Sohnes angeschafft; möge es ihren Hun- ger und Durst stillen, sagten sie zu den Fremden. Nun begab es sich, daß es den zur Königswahl in Krußwicz versammelten polni- schen Herren an Lebensmitteln gebrach, und einige von ihnen kamen zur Hütte des Piast. Sie setzten sich mit an den gastlichen Tisch unter fteiem Himmel, und siehe: da vermehrte sich die Speise, ver- mehrte sich die Masse des Getränks, so daß die Menge der geborg- ten Gefäße sie nicht zu fassen vermochte. Durch dieses Wunder, welches sich vor ihren Augen vollzieht, werden die erstaunten polni- schen Herren bewogen sammt ihren hinzugeladenen Genossen, dem Landmann Piast die Königskrone zu überreichen. Dieser Piast wurde nun der Vater eines viele Jahrhunderte blühenden Fürstengeschlechts^ — Unter seinen Nachkommen ist von besonderer Bedeutung Miesko oder Miecislaw. Dieser war 7 Jahre lang nach seiner Geburt blind. Als er nun sein siebentes Jahr erreicht hatte, lud der Vater, der Sitte gemäß, seine Grasen und anderen Vornehmen zu einem stattlichen Gastmahle. Aber mitten unter den Freuden des Mahles, während die Andern jubelten und in die Hände klatschten, seufzte der Vater aus tiefster Brust, wenn er der Blindheit seines Sohnes ge- dachte. Da erscholl plötzlich die wunderbare Kunde, der blinde Knabe sei sehend geworden. Zur großen Freude aller Anwesenden, beson- ders aber der Eltern, wurde der sehend gewordene Sohn herbeigeführt. Der Vater aber rief seine älteren Vertrauten zusammen und fragte.
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