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1. Lehrbuch der Geographie - S. 104

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 104 — Die Hälfte der Ausfuhr besteht in Lebensmitteln (Getreide, Mühlenfabrikate, Vieh); außerdem werden exportiert Rohstoffe und Halbfabrikate der Industrie (Metalle, Flachs und Hanf, Öle, Tierhäute, Waldprodukte) und in geringem Maße Judustrieerzeuguisse, besonders nach Russisch-Asien. Die Einfuhr um- faßt alle europäischen Jndustrieartikel, besonders Maschinen, Stahl- und Eisen- waren; ferner Kolonialwaren, Thee, Wein, Wolle und Baumwolle. Deutsch- land tauscht besonders russisches Getreide gegen Fabrikate seiner Großindustrie ein. Hlerfcrffung, Wervobnev und Städte. tz 66. Das europäische Rußland, 10 mal so groß wie das deutsche Reich, umfaßt zwei dnrch Personalunion verbundene Staaten, das Kaiserreich Rußland und das Großfürstentum Finnland (von der Größe des Königreichs Preußen). Rußland ist eine absolute, Finnland eine konstitutionelle Erb- Monarchie. Dem Kaiser oder Zar („Selbstherrscher aller Reußen"), dessen Besehl (Ukas) Gesetzeskraft hat, stehen in weltlichen Angelegenheiten der Reichsrat und der Senat, in geistlichen der heilige Synod beratend und ausführend zur Seite. Obwohl das europäische Rußland doppelt so viel Einwohner wie das deutsche Reich hat, ist es nächst Skandinavien der am dünnsten bevölkerte Staat Europas (Volksdichte 19). Es wird jetzt in Gon- vernements (— Provinzen) eingeteilt, deren jedes mehrere Kreise enthält. Die Bewohner des europäischen Rußland sind größtenteils Slaven (die durch ihren Dialekt unterschiedenen Großrussen [f. Abb. 26], Weißrussen, Klein- russen und die Polen; auch die Kosaken sind seit langer Zeit ein militärisch organisierter Stamm der Russen). Neben den Slaven treten im N. und Nw. Finnen, Litauer und Deutsche, im Sw. Rumäuier und im 8. Ange- hörige des türkischen und mongolischen Stammes auf (Kirgisen, Tataren, Kalmüken). Im ganzen Reiche zerstreut lebeu mehrere Millionen Juden. Diese sowie die Deutscheu sind jetzt vielfacher Bedrückung ausgesetzt. — Die herrschende Staatskirche ist die griechisch-orthodoxe; die Polen sind römisch-katholisch. In der Volksbildung steht Rußland sehr hinter dem europäischen Westen zurück. Handels- und Industriestädte auf der Centralplatte: 1. Moskau*), ehemalige Hauptstadt des russischen Reiches, ausgezeichnet durch Pracht und Reichtum, Mittelpunkt des russischen Binnenhandels mit großen Messeu; durch große Kohlenlager der Umgegend zu bedeutender Fabrik- *) Moskau, das „Rom der russisch-griechischen Kirche, die Stadt des Glockengeläuts und der Klöster", liegt auf den hohen Ufern der Moskwa (zur Oka, Nebenfluß der Wolga). In der Mitte erhebt sich die Citadelle (= kleine Festung) mit dem Residenzschlosse (Kreml) der Zaren. Die Stadt hat viele Holzhäuser. — Einzug Napoleons und Brand (14. 9. 1812).

2. Lehrbuch der Geographie - S. 106

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
- 106 — 15. Berditschew, bedeutender Binnenhandelsplatz für Getreide und Vieh. 16. Kiew (fijeff) am Dnjepr, eine der heiligen Städte Rußlands, Wall- fahrtsort mit zahlreichen Kirchen und Klöstern, Festung und Universität, Mittel- Punkt der 'russischen Zuckerindustrie. Lederfabriken. Städte der Weichsel- und Pripetniederung: 17. Brest-Litowsk, starke Festung am Bug. 18. Warschau, ehemalige Hauptstadt des Königreichs Polen, Festuug, eine der bedeutendsten Fabrikstädte des Reiches (Metallwaren, Woll- und Seidengewebe, Fabrikation von Bier, Branntwein und Zucker). Getreide- und Wollmärkte. 19. Lodz, das „polnische Manchester", bedeutendster Fabrikort Polens, besonders in Textilindustrie. Küftenstädte der russischen und finnischen Seenplatte: 20. Libau, bedeutender Ausfuhrhafen für dieselben Landesprodukte wie die folgende Stadt. 21. Riga, Festung an der Dünamündung, wichtigster Handelsplatz der Ostseeprovinzen, besonders für landwirtschaftliche Produkte (Getreide, Flachs, Haus, Hanfsamen, Leinsamen und Leinöl, Holz, Felle, Häute); unter den Ein- wohnern viele Deutsche. 22. Dorpat (russisch Jurjew) mit bedeutendem Binnenhandel, Flachs- und Hanfbau, Universität. 23. St. Petersburg au der Newamündung, von Peter dem Großen (1703) gegründet, Haupt- und Residenzstadt des Reiches, Mittelpunkt des gewerblichen, kaufmännischen und geistigen Lebens. Werften für Schiffsbau; wetteifert mit Riga in der Aussuhr von Landesprodukten. Universität. Nach der Seeseite durch die starke Juselsestung Kronstadt gedeckt. 24. Helsingsors, Hauptstadt Finnlands, Haupthandelsplatz für die Produkte der finnischen Seenplatte (Werksteine, Holz, Waldprodukte und Fifche). Nach der Seeseite durch die Juselsestung Sweaborg, das „nordische Gibraltar", gedeckt. 25. Archangelsk*) an der Dwinamündung, einziger, 7 Monate vereister Hafen Rußlands am Eismeere; Ausfuhr von Leinsaat, Flachs, Hafer, Waldpro- dnkten (Holz, Pech, Teer,) Thrau und Pelzwerk. Deutsche Kolonien in Hlußlcrnd. § 67. Im russischen Reiche leben gegen 11/% Millionen Deutsche, meist Württemberger und Badenser, welche um 1800 eingewandert sind. Über 300000 leben in mehr als 500 Kolonien in den folgenden Kolonialgebieten beisammen: *) Im Jahre 1553 von Engländern angelegt.

3. Lehrbuch der Geographie - S. 49

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 49 — Thon und Mergel, welche Geschiebe, kleinere und größere erratische Blöcke einschließen) begraben ist, so ist Bergbau nur an wenigen Stellen möglich. Reich an Kohlen, Eisen, Zink und Blei sind die Tarnowitzer Höhen, einer der wichtigsten deutschen Bergwerksdistrikte und für Zink das bedeutendste Gebiet der Erde. Bei Kottbns auf der Niederlausitzer Platte und bei Fürsten- Walde im mittleren Thalzuge werden Braunkohlen gefördert. Bei Rüdersdorf und Spereuberg unweit Berlin und auf Rügen tritt das Grundgebirge zu Tage und giebt Anlaß zur Gewinnung von Kalkstein, Gips und Kreide. Im Osten, in der Mitte und im Nordwesten unseres Gebiets (Jnowrazlaw südl. vom Weichselknie, Sperenberg bei Berlin und Segeberg in Holstein) sind mächtige Steinsalzlager, die zum Teil auch Gips und Kalisalze enthalten, erbohrt. Die Lehmdecke des Flachlandes bietet Material zu Ziegeln (die Ebene das Land des Ziegelrohbaus) und in den eingeschlossenen Granit- blocken Stoff zu Werk- und Pflastersteinen. Der Torf der Moore und Brüche hat lange Zeit das einzige Brennmaterial des Flachlandes gebildet. An den Küsten wird Bernstein gefischt und gegraben (Samland). — Die Industrie hat es sehr wenig mit der Verarbeitung einheimischer Produkte (Kartoffeln zu Spiritus, Zuckerrüben zu Zucker, Schiffsbau au den Küsten) zu thnn und fußt meistens auf der Einfuhr ausländischer Rohstoffe. Den bedeutendsten Jndustriebezirk bildet Berlin mit seiner volkreichen Um- gebung. Je weiter nach 0., desto mehr nimmt die Industrie ab und der Ackerbau zu. — Der Handel vermittelt die Einfuhr von Nahrungsmitteln, besonders Brotkorn, und Rohstoffen der Industrie und die Ausfuhr fertiger Jndustrieerzeuguifse. Wewobner, Staaten und St<ädte. § 83, Da das norddeutsche Flachland fast die Hälfte des Reichsgebietes, aber nur den dritten Teil der Bewohner des Reiches umfaßt, fo ist es im ganzen schwach bevölkert. Der uordostdeutsche Teil des Flachlandes enthält die meisten nicht deutschen Reichsaugehörigen (in Schleswig über 100000 Dänen, im Spreewalde und auf der Niederlausitzer Platte fast 100000 Wenden, an der Ostgrenze in Oberschlesien, Posen, West- und Ostpreußen über 2 Millionen Polen — in Westpr.kassubeu, in Ostpr.masnren genannt — in Ostpreußen etwa 150 000 Litauer, in Posen, Westpreußen und Berlin etwa 200 000 Juden). Die deutsche Bevölkerung besteht in den Flachlandsbuchten aus Oberdeutscheu, sonst in der ganzen nordostdeutschen Niederung aus Nieder- deutschen. Der Konfession nach ist die Bevölkerung an den Ostgrenzen (Ober- fchlesien, Posen, Westpreußen) vorwiegend katholisch, in den übrigeu Teilen des nordostdeutschen Flachlandes protestantisch. Brust und Berdrow, Lehrbuch der Geographie. 4

4. Lehrbuch der Geographie - S. 101

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 101 — ziehender Rand wendet sich am Wolgaknie südwärts und erreicht die Manytfch- Niederung (Ergaui-Hügel). Nordwestlich von dieser Centralplatte erhebt sich als Wasserscheide zwischen Wolga und Dwina der nordrussische Land- 18. Rußland. rücken, der mit einem nördlichen Ausläufer (Timan-Berge) das Eisnieer er- reicht. Im W. der Centralplatte bildet der westrussische Landrücken die Wasserscheide zwischen Dnjepr einerseits, Niemen und Düna andererseits. Ihm gegenüber erhebt sich am linken Weichselufer die polnische Platte, in der Lysa Gora 611 in hoch. — Diesen Erhebungen sind sumpfe seen- und

5. Lehrbuch der Geographie - S. 105

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 105 thätigkeit befähigt (Baumwoll-, Woll- und Leinengewebe, Maschinen, Eisen- waren, Bijonteriewaren, Leder- und Pelzsachen). Als Knotenpunkt des russischen Eisenbahnnetzes hat Moskau Verbindung mit Wologda, Nischni Nowgorod, Oreuburg (nach Asien), Astrachan, Krim, Warschan-Berlin, St. Petersburg. 2. Tnla, das „russische Birmingham", Fabrikort für Werkzeuge, Gewehre und Klingen (kaiserliche Waffenfabrik); in der Nähe Eisenminen. 3. Charkow (karkoff), Stapelplatz des südrussischen Handels mit vier großen Messen; Universität. Handels- und Industriestädte im Wolgabecken: 4. Wolögda, Endpunkt der nordrussischen Eisenbahn, Jndustrieort und Stapelplatz des nordrussischen Binnenhandels. 5. Nischni Nowgorod (Okamündung), der „innere Hafen Rußlands", größter Meßort des Reiches, Hauptmesfe Juli und Angust: Austausch der Produkte des Wolgabeckens (Gewebe, Zucker, Salz, Wachs, Pelze und Felle) und der Jndnstrieartikel des europäischen Westens gegen die Erzeugnisse Sibiriens, Turaus, Persiens, Chinas, Kleinasiens (Thee, Baumwolle, Wolle, Seide, Weine). 6. Kasan, am Wiesenufer der Wolga, Fabrikstadt, wichtiger Mittelpunkt für den europäisch-sibirischen Binnenhandel. Alte Tatarenhauptstadt. Universität. 7. Sarätow am Bergufer der Wolga, mit bedeutender Tabakfabrik, Stapelplatz für das Salz der Steppen, an deren Nordwestecke die Stadt liegt. Bergwerksstädte im Uralgebirge: 8. Perm an der Kama, Bergwerksort, in der Nähe Eisen- und Kupfer- gruben; Kanonengießerei. 9. Jekatarinbürg, Oberbergamt für den Ural und Sibirien, in der Nähe Nickel- und Platinerze. 10. Orenbnrg, Festung am Uralfluß, Ausgangspunkt des Karawanen- Handels nach Jnnerasien; in der Nähe Gold, Kupfer, Eisen, Steinsalz. Handels- und Hafenplätze des südrussischen Steppengebietes: 11. Astrachan, Jnfelstadt im Wolgadelta, größter Handelsplatz des Süd- ostens, vielsprachig und nationenbunt (Russen, Kalmüken, Tataren, Perser, Armenier), Kriegshafen der kafpischen Flotte. Die „Riesensöhne der Wolga", Stör und Hausen, liefern Kaviar und Hausenblase; Handelsverkehr mit Persien. 12. Sewastopol auf der waldlosen Steppenhalbinsel Krim, das „russische Gibraltar", Kriegshafen. 13. Nikolajew, Hauptkriegshafen des schwarzen Meeres mit Kriegswerft. 14. Odessa am schwarzen Meere, zweiter Seehandelsplatz Rußlands, besonders in Getreide, Hausen, Talg und Spiritus, Sitz der russischen Dampf- schiffahrtgesellschaft; Universität.

6. Lehrbuch der Geographie - S. 314

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
-- 314 — Frankreich hat seine Ostgrenzen gegen Italien und das deutsche Reich zu sichern. Die wenigen gangbaren Alpenstraßen nach Italien (welche?) und die Eisenbahnlinie Nizza-Genua am Mittelmeer sind durch Sperrforts geschützt. Die Verteidigungslinie gegen Deutschland zieht sich über die Bur- gnnder Pforte zur Mosel, zur Maas und zur belgischen Grenze und besteht aus einer großen Zahl befestigter Lager, Waffenplätze zweiten Ranges und Sperrforts. Die Hauptplätze sind Belsort (Burgunder Pforte) mit dem Rück- halt an Besan^on, von 17 Forts umgebene Hauptfestuug, Epiual (Mosellinie), Tonl mit 40 Km langem Fortgürtel (Verbindung von Mosel- und Maaslinie) und Verduu mit fast ebenso langer Umgürtung (Maaslinie). Mehrere Dutzend größerer Werke und Sperrforts verknüpfen diese Waffenplätze. Rußlands Grenzen berühren im W. das deutsche Reich und Österreich. Die Sicherung der russisch-deutscheu Grenzlinie beruht auf den meist sehr starken Plätzen Kowno und Grodno (Niemen), Goniondsk, Lomza, Neu- Georgiewsk, Warschau; Österreich zugewandt liegen Jwangorod, Brest-Litowskii, Lnzk, Robno, Dnbno, Kamenez-Podolsk und Chotin. Österreich-Ungarn scheint Rußland gegenüber ungenügend verteidigt, da nördlich von den Karpaten nur die Festungen Olmütz, Krakau und Przemysl liegen. Italien hat seine natür- lichen Grenzen gegen Frankreich und Österreich durch Sperrforts verstärkt. Unter den Kriegsflotten der 6 Großmächte sind diejenigen des deutschen Reiches und Österreichs-Ungarns die kleinsten; weit bedeutender ist die russische (4 Abteilungen: im stillen Ocean, in der Ostsee, dem schwarzen und dem kas- pischen Meere); die stärkste Kriegsmarine besitzen Großbritannien, Frankreich und Italien.— Nenne die bedeutendsten Kriegshäfen der Großmächte! Die Wehrkraft der außereuropäischen Staaten. § 267. Die stehenden Heere (das „Volk in Waffen") sind eine Eigentümlichkeit Europas; in den Despotien, sowie in den Republiken der neuen Welt wird die Ordnung meistens durch ein kleines Heer von Sold- trnppen (in der Union z. B. nur 28 000 Mann) aufrecht erhalten. Im Kriegsfalle tritt in den Republikeu die Gesamtheit der waffenfähigen Bürger und vor allem die Flotte in Thätigkeit. Die Kolonien besitzen gewöhnlich eiue angeworbene Schutztruppe, teils aus Europäern, teils aus Eingeborenen be- stehend. Nenne Beispiele! B. Wirtschaftliche Geographie. Kinl'eitung. § 268. Der Erwerb des menschlichen Lebensunterhaltes beruht auf der Urproduktion, der Industrie und dem Handel.

7. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 327

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
327 die erste Theilung Polens (1772) erhielt es außer der Zipser Gespannschaft noch Galizien und Lodomirien als ein eigenes Königlich. Brandenburg erhebt sich in dieser Periode zum Range einer europäischen Großmacht. Im westfälischen Frieden erlangte es den östlichen Theil von Hinterpommern und die säcularisirten Stifter Magdeburg, Minden, Halberstadt und Camin als weltliche Fürstentümer; im Frieden zu Oliva, einem Kloster bei Danzig, (1660) erhielt der große Kurfürst das Herzogthum Preußen als unabhängiges Land; sein Sohn nahm 1701 den Königstitel an. Im Frieden von Utrecht (1713) erhielt Preußen das Herzogthum Geldern und Neufchatel, 1720 Stettin, Usedom, Wollin und Vorpommern und im Hubertsburger Frieden (1763) Schlesien. Durch die erste Theilung Polens (1772) erlangte Preußen das 1466 an Polen abgetretene Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und den Netze-Distrikt. § 100. Das Ende der englischen Revolution. Mit dem Tode Karls T. (1649) war England eine Republik geworden. England Am Tage der Hinrichtung des Königs (8 95) erklärte das Haus der Gemeinen Republik Jeden für einen Verräther, welcher den Prinzen von Wales oder sonst Jemanden ^-leeo. zum Könige vorschlagen werde, und schrieb eine Eidesformel vor, welchen Jeden zur Treue gegen die bestehende Regierung ohne König und ohne Oberhaus verpflichtete. Allein die Schotten und Irländer ergriffen für Karl Ii. die Waffen, welcher besiegt wurde und nach mancherlei Abenteuern in die Normandie entfloh. Der englische Gesandte im Haag war, weil er die Anklageakte gegen Karl L Die Navi-versaßt hatte, ermordet, sein Nachfolger auf der Straße mishandelt worden. Ans Rache erließ das Parlament die Navigationsakte (1651), welche gebot, daßmit Holland, außereuropäische Waaren nur auf englischen, europäische nur auf Schiffen Englands oder des erzeugenden Landes eingeführt werden könnten. Den Holländern war diese Akte so gefährlich, daß sie die Zurücknahme derselben forderten und ihre übermächtige Flotte in den Canal schickten. Mit aller Energie rüstete das englische Parlament eine Kriegsflotte aus. Das Kriegsglück begünstigte seinen Admiral Blake, welcher 1653 in einer dreitägigen Schlacht die Holländer unter ihren berühmten Führern Tromp und Runter schlug. Die Navigationsakte ist 1821 und 1825 wesentlich gemildert und der Verkehr aller mit England in Frieden lebenden Nationen auf gleichen Fuß gesetzt worden. Als Schottland und Irland unterworfen waren, wollte das Parlament die Gromn)eli Landmacht, auf welcher Cromwells Ansehen ruhte, verringern. Cromwell jagte «magt^das es darum auseinander und ordnete ein neues an (das Barebone-Parlament), Parlament welches aus „frommen, gottessürchtigen Leuten" bestand.*) Aber auch dieses ver- *) Wenn man die Namen derselben liest (Habakuk, Hesekiel, Zerubabel re.), glaubt man sich in einen alttestamentlichen Sanhedrin versetzt. Andere Vornamen, wie Wiedergeboren, Seitreuimglauben, Tödtediesünde k., waren von neuer puritanischer Erfindung. Der Bruder eines Parlamentsmitglieds, des Lederhändlers Barebone, welcher den Vornamen „Preisegott" führte, hieß insgemein Verdammter Barebone, denn von seinem gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns gestorben wäre, wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Theil weggeschnitten.

8. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 345

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
345 Leitung der Staatsangelegenheiten ihren Günstlingen überließ. 1742 berief sie den Sohn ihrer älteren Schwester Anna, welche an den Herzog von Holstein-Gottorp vermählt war. nach Petersburg und ernannte ihn zum Nachfolger. Als sie 1762 ^e(er jjj starb, folgte ihr derselbe unter dem Namen Peter Iii. Er war ein entschiedener wird mm Anhänger Friedrichs des Großen von Preußen und schloß alsdann Friede und Bünd- '^ahlin nis mit ihm. Da er aber durch seine unbegrenzte Vorliebe für Preußen, durch seine strengen Erlasse gegen die Tracht der Geistlichkeit, durch Einziehung der Kirchengüter 2c. sich viele Feinde zuzog, brach schon nach sechs Monaten eine Verschwörung aus, welche ihm Thron und Leben kostete. An seiner Stelle wurde seine ®ema^n'jtat()nrina ^ Katharina Ii., eine geborne Prinzessin von Anhalt-Zerbst, als Kaiserin ausge-rufen. War sie gleich nicht frei von manchen weiblichen Schwächen, so vereinigte verdrängt, sie doch auch viele große Eigenschaften in sich, durch welche sie Rußland hob. Sie entfernte Neuerungen, welche Misfallen erregt hatten, begünstigte Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft und zeigte großen Eifer für die Erweiterung und Verbesserung der russischen Flotte. Gleich nach ihrem Regierungsantritt ließ sie den Frieden mit Friedrich Ii. von Preußen bestätigen, aber das mit ihm vereinigte russische Hilfsheer zurückkehren. Auf ihr Machtgebot entstanden neue Städte, erschienen zahlreiche Kolonisten aus dem Auslande und wurden Kanäle und Straßen angelegt. Man bewunderte allgemein ihr Talent, aber es zeigten sich im Innern auch Ruhestörer. Gefährlich war die Empörung des Kosaken Pugatschew, welcher sich für Peter Iii. ausgab, großen Anhang fand, Kasan eroberte und Moskau bedrohte; allein er wurde zuletzt von den eigenen Leuten verrathen und enthauptet (1776). Katharinas Einfluß nach außen machte sich namentlich in der Theilung Polens und im Kriege mit den Türken geltend. Unter ihren Günstlingen war der bedeutendste Fürst Potemkin, welcher seit 1776 alle Unternehmungen leitete und die Kaiserin oft auf eine fast fabelhafte Weise, namentlich bei Gelegenheit ihrer Reise nach der eben erworbenen Halbinsel Krim über den wahren Stand des Landes zu täuschen wußte. Katharina war gut unterrichtet, verfaßte für Ruß' land ein eigenes Gesetzbuch und stand mit Voltaire, Diderot u. a. Schriftstellern in Briefwechsel. Sie verschaffte Rußland den Besitz von Polen und der Krim und starb nach einer 34jährigen Regierung. Ihr Sohn Paul bestieg nun den ^ ^-ism Thron (1796—1801). § 104. Preußens Erhebung in die Reihe der europäischen Großmächte. 1. Die ältere Geschichte Brandenburgs und Preußens. Die Grundlage der preußischen Monarchie bildet die Mark Brandenburg, Entstehung welche 1415 der Burggraf Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohen- ^Mark zollern nebst der Kurwürde erb- und eigenthümlich erhielt. Brandenburg war nach bürg, der Völkerwanderung von slavischen Stämmen, den Wenden, in Besitz genommen worden, gegen welche Karl der Große mehrere Grenzmarken errichtete. Heinrich I. besiegte die Wenden und Heoetler, eroberte Brennabor und gründete die Nordmark (Margrasschast Nordsachsen), in welcher Otto I. das Christenthum verkündigen und die Bisthüwer Havelberg und Brandenburg errichten ließ. 1134 belehnte Kaiser Lothar Ii. einen Grafen von Ballenstädt, Albrecht den

9. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 353

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
353 bedeckte das lockige Haar; an der Seite hing der kleine Degen, die Rechte hielt den Krückenstock, den er auch zu Pferde nicht ablegte. Er schnupfte sehr stark. Er liebte gute Einfälle und nahm freimüthige Aeußerungen gut auf. Geduldig ertrug er die Beschwerden des Alters; er ging gebückt; die Wassersucht machte ihn zuletzt unbeholfen. Aber nie verließ ihn die alte Heiterkeit, und bis zum letzten Tage besorgte er die Regiernngsgeschäste. Er starb 17b6, 74 Jahre alt. § 106. Maria Theresia und Joseph Ii. Es ist schon erwähnt worden, wie Maria Theresia die Erfüllung der prag-^^m ^es matischen Sanction durchsetzte, wie sie ihrem Gemahle Franz I. die Kaiser- rcftaunb frone verschaffte (1745—1765), und wie sie trotz ihres Bundes mit Frankreich und England dem Könige von Preußen Friedrich Ii. nach langem Kampfe Schlesien einräumen mußte (1763). Ihr Minister und Rathgeber war Fürst Kaunitz, welcher zur Aufhebung des Jesuitenordens durch Clemens Xiv. (dieser hatte schon als Cardina l Ganganelli seine Mißbilligung des Ordens offen dargelegt) beitrug (1773), und die Kaiserin bewog, ihre Einwilligung zur Theilung Polens zu geben, obwohl sie lange gegen diesen Gewaltstreich sich gesträubt hatte. Polen war ein Wahlreich mit republikanischer Verfassung unter einem König, ^ erf(e der ohne Macht und Ansehen war. Der Adel war im Besitze aller Aemter und Theilung wählte den König. Auf dem polnischen Reichstage ging es in der Regel so stür- 177-2! misch her, daß die Verwirrung und Unordnung auf demselben sprüchwörtlich geworden ist. Die Unordnung im Land wuchs durch den Zwiespalt zwischen den Katholiken und den Reformisten (Dissidenten), welche Gleichheit der Rechte mit den Katholiken forderten. Als 1763 mit dem Tode Augusts Iii. der polnische Thron erledigt wurde, verlangte Katharina Ii. von Rußland die polnische Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky. Russische Truppen rückten in Polen ein und setzten den Willen der Kaiserin durch. Der größere Theil der polnischen Nation misbilligte die Wahl Poniatowsky's, einigte sich zu einer Ver- bindung, Conf öd eration genannt, und erregte einen blutigen Bürgerkrieg, in welchem die Gegenpartei, von Rußland unterstützt, siegreich war. Die russischen Erfolge machten Preußen und Oesterreich eifersüchtig. Friedrich der Große machte den Russen den Vorschlag einer Theilung Polens zwischen Rußland, Preußen und Oesterreich. Anfangs war Maria Theresia diesem Plane durchaus abgeneigt; aber ihr Sohn Joseph I. und Kaun itz wußten sie endlich dafür zu gewinnen. 1772 theilten Rußland, Oesterreich und Preußen 4500 Quadratmeilen polnischer Länder unter sich. Rußland erhielt das größte, Oesterreich das fruchtbarste, Preußen das kleinste Stück bei dieser ersten Theilung Polens. *) Friedrich der Große und Einzige lebt in taufend Anekdoten im Herzen des preußischen und deutschen Volkes fort. Seit 1851 schmückt ein Reiterdenkmal des großen Königs, ein Meisterwerk des Bildhauers Rauch, die preußische Hauptstadt. Außer ihm verewigt es seine tüchtigsten Feldherrn, seinen Bruder den Prinzen Heinrich, Ferdinand von Braunschweig, Leopold von Dessau, Keith, Schwerin, Seydlitz, Winterfeldt, Ziethen rc. Hass ton, Handb. d. Gesch. 3. Aufl. 23

10. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 367

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
wieder gewählt werden müßten, rief einen royalistisc^en Ausstand hervor, welchen die Truppen des Convents unter dem General Bonaparte niederwarfen. § 111. Der Untergang Polens 1795. Seit der ersten Theilung Polens übte Katharina Ii. auf die Verhältnissek^charina Ii. dieses Landes den entschiedensten Einfluß. Die Polen ertrugen den russi-<;on"öber->iion schen Einfluß mit Widerwillen, und als Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt war, glaubten sie, es sei die Zeit gekommen, die frühere Selbständigkeit wieder zu erlangen. Sie entwarfen eine neue Verfassung, gegen welche ein Theil des Adels Katharina um Beistand bat und zur Wiederher^ Targowiecz stellung der alten Verfassung die Conföderation zu Targowiecz schloß. Nussi- herbei, sche Truppen ruckten zu Gunsten der Conföderation ein. An der Spitze der Pa-t rio ten stand Thaddäus Kosciu sko, welcher unter Washington im amerikanischen Freiheitskriege mitgefochten hatte; auch in seinem Vaterlande kämpfte er anfangs mit Erfolg. Allein Verrath und Zwietracht hemmten den Fortgang des begonnenen Kampfes. Sobald König Stanislaus Poniatowsky den Aufforderungen der Kaiserin folgte und sich den Conföderirten anschloß, mußten die Patrioten die Waffen niederlegen und ihr Vaterland verlassen. Zu spät erkannten die Conföderirten ihren Irrthum; Rußland und Preußen erklärten eine neue Thei-,-^"^^' lung Polens für unerläßlich. Da der polnische Reichstag sich nicht gefügig erwies, umstellten russische Truppen das Sitzungshaus und setzten es durch', daß Rußland die Hälfte von Litt hauen, Preußen den größten Theil von Großpolen nebst den Städten Danzig und Thorn erhielt. Polen blieb auf den dritten Theil sei» nes früheren Gebietes beschränkt. Zwei Jahre darauf erhoben sich die Polen von Neuem. Das rücksichtslos”bu^ Auftreten des russischen Gesandten Igel ström erbitterte die polnische Nation und Kosciurko. veranlaßte sie abermals zu den Waffen zu greifen. Kosciusko übernahm die Führung. Die russische Besatzung in Warschau wurde theils niedergemacht, theils gefangen und Jgelströms Palast ein Raub der Flammen; vier angesehene Anhänger der russischen Partei mußten ihren Verrath am Galgen büßen. Die Preußen, welche nach der Eroberung von Krakau das stark befestigte Warschau belagerten, wurden von Kosciusko, Domb row sky und I ose ph Poniatowsky, dem Neffen des Königs, zum Rückzug genöthigt. Als aber die russische Armee unter Suw arow in Polen einrückte, mußte Kosciusko der Uebermacht weichen. In der Schlacht bei Matsch iewicz (1794) wurden die Polen besiegt; Kosciusko, von einer Kugel getroffen, sank mit den Worten „Finis Poloniae“ vom Pferde und fiel in russische Ge? Niederlage fangenschast. Praga wurde unter großem Blutvergießen erstürmt und Suwarow^ hielt seinen Einzug in Warschau. Rußland, Oesterreich und Preußen theilten nun Polen ganz unter sich. Oester- Finis reich erhielt West Galizien bis zum Bug mit 2100 Quadratmeilen, Preußen das Poloniae Land links der Weichsel nebst der Hauptstadt Warschau, ungefähr 2700 Quadrat- 1 meilen, und den Rest mit 8500 Quadratmeilen zog Rußland an sich. Stanislaus Poniatowsky entsagte der Königskrone und lebte bis 1798 in Petersburg von einem Gnadengehalt. Kosciusko, welchen Kaiser Paul Iii. freigab, wandte sich nach der
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