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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 106

1877 - Oldenburg : Stalling
106 - ders im hheren Adel ihre Sttze hatte und deshalb die aristo kratische genannt wurde, wollte einen gewaltsamen Bruch mit Rußland vermeiden, von dem sie nur einen unglcklichen Ausgang frchtete; sie hoffte vielmehr durch Befrderung des constitutionellen Lebens das Nationalgefhl nicht nur im eigenen Volke zu erhalten, sondern auch der die anderen frher zum alten Polenreiche gehrigen Theile zu verbreiten. Die Wiederherstellung Polens sollte, wie eine langsam aber sicher reifende Frucht, durch eine allgemein-nationale Verbreitung, durch weise und zweckmige Reformen aller Art, zur Blthe und Reife gedeihen. An der Spitze dieser Partei stand Fürst Adam Czartoryski, der einst in seiner Jugend unter Kosciuszko auf den Trmmern des alten Polens gefochten hatte. Eine andere Partei, zu welcher der kleinere Adel, die wissenschaftlich gebildeten Klassen und die Offiziere gehrten, hegte die Absicht, die erste sich darbietende Gelegenheit zu einer Losreiung von Rußland zu benutzen. Von glhender Vaterlandsliebe beseelt, aber ohne alle Erwgung der Umstnde und der politischen Lage Europa's bersah sie die bei einem Kampfe mit Rußland in Betracht kommende Ungleichheit der Krfte und wiegte sich im Gefhle ihrer Tapferkeit und ihres Hasses in den verwegensten Hoffnungen. Wenn auch zum grten Theil dem niederen Adel angehrig, war doch diese unmittelbar auf Volk und Heer wirkende Partei demokratischen Grundstzen ergeben. Unter ihr ragte als bedeutenderes Mitglied Joachim Lelewel hervor, der Professor an der Universitt Wilna gewesen war und nach Aufhebung seines Lehrstuhls in Warschau lebte, wo er die innigste Verbindung mit Allen unterhielt, die nach einer nationalen Erhebung gegen Rußland drsteten. Die demokratische Partei hatte schon im Jahre 1828, als die russischen Streitkrfte gegen die Trken fochten, an ein Losschlagen gedacht, ja einige Fanatiker waren entschlossen gewesen, den Kaiser Nicolaus bei seiner Anwesenheit in War-schau (1829) mit den ihn begleitenden Familiengliedern zu ermorden, hatten sich aber, da die Aristokraten die Mithlfe versagten, allein zu schwach gefhlt. So glomm im ganzen Lande gleichsam das Feuer unter der Asche, als die Kunde von der Julirevolution, von dem Aufstnde in Brssel wie

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 107

1877 - Oldenburg : Stalling
- 107 ein Blitz einschlug und das Feuer der Begeisterung zu hellen Flammen anfachte. Die alte Hoffnung der Polen auf Frankreichs Untersttzung steigerte die Kampflust. Da erschien im October 1830 ein Befehl des Kaisers, das polnische Heer auf den Kriegsfu zu setzen. Man frchtete, da dasselbe als Vorhut gegen Frankreich verwandt, und Polen von russischen Truppen besetzt werden sollte. Die Verschworenen, der Be-vlkerung der Hauptstadt gewi, beschlossen die Ausfhrung ihres Planes.*) Zwar hatte man eine dunkle Kunde von der Verschwrung, und der Grofrst Konstantin war nicht ohne Warnung geblieben. Am 29. November Abends sechs Uhr wollte man losschlagen. Die Russen waren in der grten Sorglosigkeit. Whrend ihre Offiziere sich in Theatern oder in Gesellschaften befanden, und die Soldaten in den Kasernen sich selbst ber-lassen waren, hatte der Grofrst Konstantin den Abend in seiner gewohnten Umgebung auf seinem Lustschlosse Belvedere heiter begonnen, ohne die mindeste Gefahr zu ahnen, als sich pltzlich das Ungeteilter entlud. Die Verschworenen hatten die Rollen bertheilt; ein Theil hatte die Ermordung des Vice-knigs, ein anderer die Erstrmung des Zeughauses, ein drit-ter die berrumpelung der Kaserne bernommen. Das An-znden eines am Ende der Stadt gelegenen Brauhauses sollte das Signal fem. Unter dem Rufe: Tod dem Tyrannen!" strzten gegen zwanzig Verschworene nach dem Belvedere, tdteten den Viceprsidenten und einen General, der dem Grofrsten hnlich sah, und wollten schon in Constantms Gemach dringen, als dieser durch die Geistesgegenwart seines Kammerdieners gerettet ward, der die Thr verriegelte und seinen Gebieter in einer Dachkammer in Sicherheit brachte. Constantin, von dem Vorfall aufs uerste erschreckt, verlie auf geheimen Wegen das Schlo und die Stadt. Whrend die Verschworenen die Rettung Constantms als ein Unglck ansahen, scheiterte auch die Entwaffnung der russischen Re-gttnenter, die sich vor ihren Kasernen in Schlachtordnung auf-gestellt hatten. Aber die Hauptsache, die Erstrmung des *) Wie unvorsichg man dabei verfuhr, beweist der Umstand, da am Lustschlosse des Grofrsten ein Zettel angeschlagen ward: ,.Bon Neujahr an zu vermiethen!"

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 112

1877 - Oldenburg : Stalling
I 112 - Die Russen hatten inzwischen Zeit gehabt, ihre Streit-frste zusammenzuziehen. Im Februar 1831 berschritt der russische Feldmarschall, Graf Diebitsch-Sabalkanski, mit 118,000 Mann und 400 Kanonen die polnische Grenze und lie seine Truppen in verschiedenen Abtheilungen die Richtung nach Warschau nehmen. Jetzt erst dachten die Polen an die Befestigung der Hauptstadt und der jenseits der Weichsel ge-legenen Vorstadt Praga und betrieben eine grere Volks-bewaffnung, ohne sich jedoch zu dem hochherzigen Entschlsse zu erheben, durch Freigebung der Leibeigenen der Nationalkraft mehr Nachdruck zu geben. Die Polen hatten ihre Streitmacht, hchstens 45,000 Mann, auf dem rechten Weichselufer der-sammelt. Mehrere fr die Polen gnstige Gefechte gingen den greren Kmpfen voran. Am 14. Februar berraschte der polnische General Dwernicki bei Stoczeck die Russen und nahm ihnen Gefangene und Geschtze ab. Am 15. und 17. Februar fochten Skrzynecki und der tapfere General Zymirski mit Erfolg gegen russische Corps. Um aber nicht von der russischen Hauptmacht umgangen zu werden, zogen sich die Polen langsam und in vollkommener Ordnung nach Wawer zurck, wo es am 19. Februar zu einer Schlacht kam, die zwar unentschieden blieb, den Russen aber groe Verluste ver-ursachte. Am 24. Februar stieen die Polen unter den Ge-neralen Jankowski und Malachowski bei Bialolenka aus die Russen, muten aber nach dem tapfersten Widerstande dem zahlreicheren Feinde das Schlachtfeld berlassen. Die Polen nahmen hierauf bei Grochow eine feste Stellung, wo es am 25. Februar zur Schlacht kam. Die Polen hatten 45,000 Mann, die Russen 70,000, mehr als noch einmal so vielge-schtz und schwere Reiterei, woran es den Polen gnzlich fehlte. Die Polen fochten mit dem Gefhle der Rache fr so viele an ihrer Nation begangene Frevel; Infanterie und Lanzen-reiter entwickelten die ausgezeichnetste Tapferkeit. Ein Erlen-Wldchen vor Grochow, der Schlssel der polnischen Stellung, wurde von den Polen mehrmals verloren und wiedergewon-nen, und die schwere Reiterei der Russen von der polnischen Artillerie mit groem Verluste zurckgewiesen, aber endlich muten sie vor der Uebermacht das Schlachtfeld rumen, auf dem sie 8000, die Russen 12,000 Tobte und Verwundete I

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 114

1877 - Oldenburg : Stalling
114 nachzuholen, schlugen fehl. Dwernicki, der in Volhynien den Aufstand untersttzen sollte, erlag einer dreimal strkeren Macht der Russen unter Rdiger und mute sich mit 6000 Mann auf streichisches Gebiet retten, wo er entwaffnet und gefan-gen wurde. Zwar erhob sich in Volhynien, Podolien, in der Ukraine, sogar in Samogitien der polnische Adel an der Spitze seiner Bauern, unterlag aber beim Mangel einer regelmigen Truppenmacht den Russen, oder rettete sich nach Polen. Indessen konnte Skrzynecki in Folge der ungeheueren Anstrengungen der Polen wieder der 75,000 Mann mit 140 Geschtzen verfgen; er htte die zwischen dem Narew und dem Bug stehende 22,000 Mann russischer Garden erdrcken knnen, schickte aber aus Furcht vor einem Ueberfall Warschaus bedeutende Streitkrfte dahin ab und lie Diebitsch Zeit, den Garden zu Hlfe zu kommen. So fhrte er denn die unglckliche Schlacht bei Ostrolenka herbei (26. Mai), wo die heldenmthigste Tapferkeit die begangenen Migriffe nicht wieder gut machen konnte. Die Polen verloren hier 7000, die Russen 9000 Mann. Diebitsch sollte seinen Sieg nicht lange berleben: er starb am 10. Juni bei Pultusk, bald darauf am 27. Juni der Grofrst Konstantin bei Witepsk, beide an der Cholera. Jener hatte in diesem Kriege, den er mit anderen Augen als ein Nationalrusse ansehen mochte, nicht die frhere Energie be-wiesen; dieser soll der die Tapferkeit der Polen, als ob sie sein Werk wre, seine Freude geuert haben. Der Pltz-liche Hintritt beider Männer veranlate das Gercht, da ihr Tod kein natrlicher gewesen sei. Eine noch niederschlagendere Wirkung auf die Hoffnungen der Polen als die Schlacht bei Ostrolenka brachte die Nach-richt von dem Fehlschlagen der Unternehmung auf Litthauen, wohin General Gielgud Anfangs Juni mit 12,000 Mann abgeschickt war. Auch hier zeigte sich die Uneinigkeit und Unfhigkeit der polnischen Fhrer. Ein rasches Vordringen gegen Wilna, wo nur 3000 Russen standen, wrde diese Stadt und einen Theil der Provinz den Polen in die Hnde geliefert haben, aber Gielgud, der als geborener Litthauer mehr Sorge fr seine Gter in diesem Lande als fr die Sache des Vaterlandes hatte, vergeudete in Unthtigkeit die kostbare Zeit,

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 115

1877 - Oldenburg : Stalling
115 wurde, als er endlich vor Wilna ankam, von den inzwischen verstrkten Russen zurckgeschlagen und genthigt, am 12. Juli bei Memel der die preuische Grenze zu gehen, wo sein Corps die Waffen streckte. In demselben Augenblicke wurde Gielgud von einem aus den Reihen hervorsprengenden Offizier mit den Worten: Stirb, Verrther!" erschossen. Dagegen schlug sich sein Untergeneral Dembinski mit 4000 Mann durch die Russen durch und erreichte glcklich Warschau. Nach Diebitsch's Tode hatte Graf Paskewitsch-Eriwanski, durch seine Kriegfhrung gegen Persien und in Kleinasien be-rhmt, den Oberbefehl der die russischen Truppen bernommen. Er fate den Plan, den Krieg an die untere Weichsel zu ver-legen und ging auf das linke Ufer, um Warschau von seiner schwchsten Seite aus anzugreifen. Hier waren Schrecken und Verwirrung in stetem Steigen. Skrzynecki's Thatenlosigkeit, die Unzufriedenheit der die Maregeln der Regierung, welche die Vertheidigung des Vaterlandes Preis zu geben schien, der Verdacht eines Verrathes, die Lhmung aller Krfte brachten am 15. August einen Aufstand hervor. Der Pbel erbrach unter der Leitung des Priesters Pulawski die Gesng-niffe und ermordete einige dreiig Personen, die hier wegen wirklicher oder vermeintlicher Verrtherei saen, Schuldige und Unschuldige, sogar Frauen. Nachdem Skrzynecki am 10. August den Oberbefehl abgegeben, war dieser einstweilen an Dembinski und Prondzynski bertragen worden, aber bei* dem Erlschen aller Begeisterung und Thatkraft nahm die Anarchie immer mehr berhand. Die provisorische Regierung lste sich auf; Czartoryski entfloh verkleidet ins polnische Lager. Der vom Pbel eingeschchterte Reichstag ernannte den rnkesch-tigen General Krukowiecki zum Prsidenten, der treuloser Weise die Verwirrung mehrte, um sich fr den Verrath des Vater-landes beim Kaiser einen Dank zu verdienen. Als Paskewitsch gegen die Hauptstadt vorrckte, schickte Krukowiecki, angeblich um Lebensmittel zu suchen, den Genuesen Romarino mit 20,000 Mann weit von Warschau weg, so da in der Stadt nur noch 34,000 Mann blieben. Am 6. und 7. September begannen die Russen den Sturm auf die pol-ntschen Verschanzungen, aber auch jetzt in der uersten Be-drngni fehlte unter den polnischen Generalen alle Einheit 8*

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 117

1877 - Oldenburg : Stalling
117 Unterdrckung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit welcher die trkische Herrschaft der die Griechen noch fr milb gelten mute. Diejenigen Mitglieber des Reichstages, die fr die Thronentsetzung des Hauses Romanow ge-stimmt hatten, wrben im Betretungsfalle nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. *) Die Gter der Ausgewanberten wrben eingezogen, was bei Czar-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Die Entflohenen und Gechteten, beren man an 4000 rechnete, wanbten sich unter allgemeiner Theilnahme der Völker an ihrem Geschicke bet Deutschland nach der Schweiz, nach Frankreich und England, um in der Verbannung, das Brob der Trbsal essenb, gnstigerer Zeiten zu harren. Noch grer war das Unglck, das der das Land als solches verhngt wrbe. Alle Klassen des Volkes wrben einer unerhrten Militr- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wrbe entwaffnet und den Bauern alle schneibenben Werkzeuge mit Ausnahme der zum Ackerbau nothwenbigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen warb mit dem Tode bestraft. Die russischen Behrben wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behanblung der Unterworfenen. Die Constitution von 1815 wrbe aufgehoben, bagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonberter Verwaltung gemacht, in >eren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut berathende Versammlungen eingesetzt wrben, die ohne alle Bebeutung waren. Paskewitsch, der fr die glckliche Beenbigung bieses Krieges den Titel: Fürst von Warschau erhalten, wrbe als Statthalter an die Spitze der Militr - und Civilgewalt gestellt. Die Polen bilbeten kein ; selbststnbiges Heer mehr, sonbern wrben den russischen Re-! gimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenben, be-I sonbers nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitten zu Warschau und Wilna wrben geschlossen, die Schulen auf russischen Fu eingerichtet und russische Sprache und Geschichte .zu den wichtigsten Lehrgegenstnben erhoben. 25er Hebung der .katholischen Religion suchte man die grten Hinbernisse ent- *) Der elende Krukowiecki wurde in eine Heine Stadt im Innern ^'Rulands verwiesen, wo er mit Verachtung beladen endete.

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 299

1877 - Oldenburg : Stalling
299 liche Vernderung eintreten zu lassen. Alexander ging mit dem besten Beispiel voran: er erklrte alle Leibeigenen seines Hauses fr frei und berlie ihnen die von ihnen bebauten Gter unentgeltlich. Am 17. Mrz 1861 wurde das Manifest der die Aufhebung der Leibeigenschaft in allen Kirchen verlesen. Die Ausfhrung geschah mit eben so vieler Einsicht als Energie, und weder der Widerstand des in semen Ein-fnften geschmlerten Adels, noch die Aufstnde der Bauern, die lieber ohne alle Ablsung frei werden wollten, konnten den Kaiser in der Ausfhrung eines Planes hemmen, der auf die Eivilisation Rulands von unberechenbarem Einflu fein mute. Whrend Kaiser Nicolaus gegen die Polen einen furchtbaren Druck ausgebt hatte, war der edelmthigere Alexander Ii. geneigt, eine vershnliche Politik gegen sie zu befolgen. Mehrfache Verbesserungen in der Verwaltung, auf geistigem und materiellem Gebiet, wurden theils ausgefhrt, theils vorbereitet. Aber diese Versuche, die Polen mit ihrem Schicksal auszushnen, scheiterten, da diese Nation in der Erinnerung an ihre ehemalige Gre und Selbststndigkeit ein Recht zu haben glaubte, ihr Reich in seiner alten Ausdehnung, wie es vor 1772 bestanden, wiederherzustellen. Die Hoffnungen der Polen auf Verwirklichung dieses Zieles erwachten um so str-fer, als in Italien das Nationalittsprincip den Sieg er-rungen hatte, und man verlie sich darauf, da Frankreich, wie fr Italien, so auch fr Polen als natrlicher Beschtzer der Nationalitten auftreten werde. Schon feit dem Winter 1860 auf 1861 stieg die Ghrung immer mehr und Kund-gebungen religis-nationaler Art blieben nicht ohne Eindruck auf den feurigen Charakter des Polen. Wallfahrten nach dem Schlachtfelde von Grochow am Jahrestage der Schlacht (25. Febr. 1861), Anlegung von Trauerkleidern und natio-nalen Farben, Trauergottesdienst fr den in Paris verstorbenen Fürsten Czartoryski und fr die bei einzelnen Aufstnden Ge-fallenen, schrten die Gluth der politischen Leidenschaft. Da solche Demonstrationen nicht aufhrten, wurde im October 1861 der ganz Polen der Belagerungszustand verhngt; zahlreiche Verhaftungen kamen vor, sogar in den Kirchen, wo man revolutionre Lieder sang, und viele Schuldige wanderten

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 243

1877 - Oldenburg : Stalling
243 - Nationalitten und oft von vorgefaten Meinungen und Tu-schungen abhngig. Die Februarrevolution und die Ereignisse in Wien brachten in Ungarn einen gewaltigen Eindruck hervor. An der Spitze der Opposition im Reichstage sprach Kossuth sein Verdammungsurtheil der das ganze streichische Regie-rungssystem aus. Auf seinen Antrag wurde dem Kaiser am 16. Mrz 1848 eine Adresse berreicht, worin eine nationale von fremden Einflssen freie Regierung und ein verantwort liches nur fr Ungarn bestimmtes Ministerium verlangt wurde, das in Pesth seinen Sitz haben sollte. In einer zu Preburg am 11. April zum ersten Mal in magyarischer Sprache ge-haltenen Rede genehmigte der Kaiser die Beschlsse des Reichs-tages. In dem neuen ungarischen Ministerium bernahmen Graf Ludwig Batthyani den Vorsitz und Kossuth die Finanzen. Whrend die Wiener Regierung in demselben den Anfang zur Losreiung von Oestreich und zur Auflsung des Gesammt-staates erblickte, indem Bhmen, Galizien und das streichische Italien dieselben Forderungen stellen konnten, beging das un-garische Ministerium die Ungerechtigkeit, seinen Antheil an der streichischen Staatsschuld abzulehnen und behandelte die so-genannten ungarischen Nebenlnder, Kroatien, Slavonien, die Militrgrenze nebst Siebenbrgen mit hochfahrender Rckfichts-losigkeit. Nachdem der Reichstag zu Preburg durch eine Reihe von Beschlssen Ungarn in einen Staat mit parlamen-tarischen Institutionen verwandelt hatte, wurde derselbe nach Pesth verlegt, und hier am 5. Juli vom Palatm Erzherzog Stephan im Namen des Knigs von Ungarn erffnet. Mit Eifersucht und Mitrauen sahen Serben und Kroaten die freie nationale Gestaltung Ungarns und weigerten sich, die Herrschaft des Ministeriums und des Reichstags anzu-erkennen. Aus dieser Erhebung der Sdslaven gegen die Magyaren beschlo die Wiener Regierung ihre Vortheile zu i; ziehen. Sie ernannte den Baron Jellachich, einen eifrigen Anhnger des einigen" Oestreichs, zum Banus von Kroatien. | Man ermunterte ihn zum geheimen Widerstand gegen die Ungarn, während man ihn offen zum Gehorsam gegen das neue Ministerium aufforderte; man entsetzte ihn auf dessen ; Beschwerde, um ihn im rechten Augenblick wieder zu erheben. I Kossuth, in dieser Weise von den Sdslaven und dem Wiener 16*

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 109

1877 - Oldenburg : Stalling
109 zwischenkunft zu Gunsten Polens erlangt haben wrden. In der That forderte die demokratische Partei, von der die Schild-erhebung ausgegangen, eine Kriegserklrung an Rußland, das Einrcken aller zur Verfgung stehenden Truppen in Litthauen, eine Aufforderung an die Bevlkerung von Volhynien, Podo-lien und der Ukraine zur Rckkehr unter den polnischen Staats-verband, und eine allgemeine Bewaffnung des Volkes. Zu-nchst fhlte man das Bedrfni eines tchtigen Heerfhrers, und diese Stelle wurde dem sechszigjhrigen General Joseph Clopicki bertragen, der einst an Kosziusco's Seite fr Polens Freiheit gefochten, dann unter Napoleon gegen Spanien ge-dient und spter Divifionsgeneral geworden war, aber von Konstantin beleidigt, die Stelle aufgegeben hatte. Wenn aber auch Clopicki den grten Ruf im Heere besa, so war er doch ohne allen staatsmnnischen Blick, und an strategischen Talenten wurde er von einigen jngeren Offizieren bertroffen; er hatte stets nur auf hheren Befehl gehandelt und niemals eine selbststndige Rolle gespielt. Von jeher nur an Befehlen oder Gehorchen gewhnt, fate er gegen die nach dem 29. November auftauchenden demokratischen Elemente, gegen die zahl-reichen politischen Zeitschriften und Klubbs, gegen das Auf-tauchen bertriebener Meinungen, den tiefsten Widerwillen, und diese Uebelstnde erschienen ihm grer als die von auen drohenden Gefahren. Er lie sich daher am 5. December bis zur Wiederherstellung der Ordnung von der provisorischen Regierung zum Dictator ernennen, und machte diese, aus der nun Lelewel ausscheiden mute, zu seinem Ministerium. Da die polnischen Groen, die in dem bereilten Aufstand ein Hebel sahen, ihrem Vaterlande den Krieg ersparen, und den Weg der Unterhandlung einschlagen wollten, an deren Gelingen jedoch bei dem bekannten Charakter des Kaisers Nicolaus nicht zu denken war, so lie sich Clopicki durch den Fürsten Lubecki bestimmen, diesen und den Grafen Jezierski nach Petersburg zu schicken. Die beiden Abgeordneten sollten Nichts als die ungeschmlerte Ausfhrung der Verfassung von 1815 verlangen, und nur zum Schein, um das Volk zu befriedigen, sollte der Uebertragung dieser Verfassung auf die altpolnischen Provinzen Rulands Erwhnung geschehen, ohne da man auf dieser Forderung bestehen wollte.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 110

1877 - Oldenburg : Stalling
Nicolaus hatte unterdessen einen Ausruf an die Polen erlassen, worin er ihnen, mit Ausnahme der Anstifter des 29. November, Verzeihung des Geschehenen versprach, wenn sie den Verwaltungsrath wiederherstellten, die aus dem Zeug-Hause genommenen Waffen ablieferten und alle gefangenen Russen wieder aus freien Fu setzten. Die Hauptsache war aber die Bestimmung, da das polnische Heer sich bei Plock zusammenziehen und die Befehle des Kaisers erwarten sollte. Es stand zu vermuthen, da diese Befehle entweder in der Auflsung des Nationalheeres oder in dessen Verlegung nach dem Innern Rulands bestehen wrden. Als nun die beiden Abgeordneten nach Petersburg kamen, wies sie der Kaiser mit ihren Forderungen ab, bezog sich auf seinen Aufruf und drohte im Weigerungsfalle mit Polens Vernichtung. Lubecki, der seinen Auftrag nur angenommen, um mit Sicherheit aus Polen zu entkommen, blieb in Peters-brg; Jezierski kehrte mit traurigen Ahnungen nach Warschau zurck. Clopicki suchte noch immer den Kaiser vershnlich zu stimmen; er hatte die politischen Vereine geschlossen, die Tages-presse unter Aufsicht gestellt, die aus den altpolnischen Pro-vinzen herbeieilenden Freiwilligen zurckgewiesen und erklrt, auf dem Boden der Wiener Vertrge und der Verfassung von 1815 stehen bleiben zu wollen. Aber seine Migung und Halbheit schwchte die Widerstandskraft der Polen, ohne Ru-lands Angriff zu verhindern. Der am 18. December versammelte Reichstag erklrte den Aufstand vom 29. November fr den Ausdruck des Volkswillens, worauf Clopicki, da diese Erklrung jede Ausshnung mit dem Czaren unmglich machte, die Dictatur niederlegte. Er lie sich 'jedoch zur Wiederannahme seines Amtes bewegen, mute aber gestatten, da ihm ein Aufsichtsrath zur Seite gesetzt und ein Manifest erlassen wurde, das die Volkserhebung rechtfertigte. Clopicki ernannte nun ein Ministerium, in welchem auch Lelewel sa, und einen Nationalrath unter der Prsidentschaft Czartoryski's, sah sich aber fortwhrend den Angriffen der Demokraten ausgesetzt, die ihm Unthtigkeit, ja Verrath vorwarfen. Sie suchten seine Stellung zu untergraben, und als er Lelewel und An-dere verhaften lie, mute er sie wieder freigeben. Nun war
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