170
Culmsee.
Seit jeher wurde darum vorzugsweise der Weizen angebaut. In be-
sonders umfangreichem Maßstabe wird jetzt auch der Zuckerrübenbau betrieben.
Bon den 18 im Betriebe befindlichen Zuckerfabriken Westpreußens befinden
sich allein vier im Culmerlande, darunter die größte ganz Deutschlands,
Culmsee. Auch wird viel Roggen ausgeführt. Der reiche Überschuß der
auf dem leichteren Boden gewonnenen Kartoffeln wird in den Gutsbrenne-
reien verarbeitet oder zur industriellen Verwertung nach Thorn gebracht,
wo sich eine der größten Spritfabriken der östlichen Provinzen befindet.
Auch eine Kartoffeldörrfabrik ist dort erbaut. Durch ausgedehnten Gemüsebau
zeichnet sich die Culmer Niederung aus. In der Umgebung von Briefen
wird besonders viel Weißkohl angebaut. Zur Gewinnung des Sauerkrauts
sind in Culm und Briefen Fabriken gegründet worden, deren Absatz auch
nach dem Westen Deutschlands sich alljährlich vergrößert. Vorzüglich gedeiht
das Obst. Ganze Kahnladungen, die aus dem Innern der Landschaft und
der Niederung kommen, werden nach Danzig und weiter hinaus verfrachtet.
Ein großer Teil des Obstes wird aber auch in der Culmer Obstkelterei und
der Pflaumenmusfabrik Bogguschau verarbeitet. Dem Obstbau wird von
den Bewohnern der Landschaft ein andauernd steigendes Interesse entgegen-
gebracht. Von den 20 00i> Obstbänmen, die die große Gärtnerei Lissomitz
im Kreise Thorn in den letzten Jahren durchschnittlich absetzte, wurden die
meisten im Culmerlande gepflanzt. Eine große Obstbaugärtnerei befindet
sich auch in Graudenz. Dort besteht auch eine Weidenverwertungsgenvssen-
schaft und in Culm eine Faßreifenfabrik. Beide Unternehmungen beziehen
die erforderlichen Weiden vorzugsweise ans der Weichselniedernng. Auch
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
180
Wenn ich an dem Getrümmer dieses Schlosses stand, mußte ich immer
wieder an die Ruine von Roggenhausen denken. Hier wie dort finden wir
dieselben Bestandteile der Landschaft, das tiefeingeschnittene Erosionstal eines
Flusses und anmutig geschweifte Randberge. Aber dennoch kann man sich
kaum verschiedenere Bilder denken. An der Ossa grünem Strande ver-
schwindet die Ruine beinahe im Baumgrün, und längs des Flüßchens, das
durch blumige Wiesen rauscht, bilden Erle und Hasel dichte Hecken. Kaum
bedürfte es da noch der blütenreichen Obstgärten im Grunde, um unsere
Seele mit idyllischem Frieden, behaglicher Lebensfreude zu erfüllen. Hier
an der Drewenz redet die Natur zu uns in einer ernsteren Sprache. Hier
umhüllt fein schattiger Buchenwald die Randberge des Tales; baumlos und
kahl liegt der breite Grund vor uns da, und auch die Hopfenplantage von
Marienhof vermag die Halden nicht freundlich zu beleben, da sie allzu ver-
einsamt in der weiten Fläche daliegt.
Herb und ernst ist die Stimmung der ganzen Landschaft, herb und ernst,
wie die Gedanken an frühere Zeiten, die uns in ihr kommen müssen, lagerte
doch in diesem Grunde dereinst die Macht der Ordensritter, um Jagiello
und seinen blutdürstigen Tartaren den Weg ins deutsche Land zu wehren,
den sie sich wenige Tage später durch die Schlacht bei Tannenberg dennoch
bahnen sollten.
Aber dennoch verlohnt auch dieser Gau unserer Heimat einen Besuch,
denn die Landschaft besitzt dort einen Stimmungswert, der sie von anderen
Gegenden scharf unterscheidet. Wandern wir später in den Forsten bei
Loukorsz am Ufer schmaler, flußähnlicher Waldseen dahin, von deren unter
Schilf und Binsen verborgenen Flut die Wildenten in ganzen Wolken hoch-
gehen, überschauen wir vom hohen Ufer den buchtenreichen Spiegel des
Partenschinsees, so werden wir diese Landschaften im Geiste sicherlich gar
oft mit der charaktervollen Flußlandschaft vergleichen, von der der wuchtige
Nawraberg und die trutzige Schloßruine von Kauernik aufragen.
Fritz Braun.
Abschied.
i§in Birkchen stand am Weizenfeld.
Gab Schatten kaum erst sechzehn Jahr';
Das hat den Bauer sehr erbost,
Daß die paar Fuß der Sonne bar.
Ich ging vorbei, der Bauer schlug,
Dem Stümmchen war so wund und weh,
Es quält die Axt, das Bäumchen ächzt
Und ruft mir zu: „Ade, ade!"
Die Krone schwankt, ein Böglein kam,
Das seinen Frieden hatte dort,
Noch einmal sucht im Hin und Her
Das Krallchen Halt im grünen Port.
Das Bäumchen sinkt, der Vogel fliegt
Mit wirrem Zwitscherlaut ins Land;
Ich schämte niich vor Baum und Tier
Und schloß die Augen mit der Hand.
Detlev v. Liliencron.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Das größte Kolonisationswerk in Westpreußen.
Westprenßen, besonders der östlich der Weichsel gelegene Teil der
Provinz, hat in den letzten achthundert Jahren eine zweimalige ziffernmäßig
nachweisbare Besiedlung erfahren, die jedesmal von besonders einschneidender
Bedeutung für die Provinz gewesen ist. Die erste Besiedlung erfolgte nach
dem Jahre 1231, gleich nach der Eroberung und Besitznahme des Landes durch
den Deutschen Ritterorden. Damals verschenkte die neue Herrschaft an Ein-
wanderer aus dem Reiche und an wenige dem Orden treu ergebene Preußen
für geleistete oder noch zu leistende Dienste große Teile des eben erst er-
oberten und durch den Krieg entvölkerten Landes. Diese Länderstrecken, die
sofort durch Grenzen festgelegt wurden, und die früheren Komtureigüter zu
beiden Seiten der Weichsel gehören zum wesentlichen Teile noch heute zu
den vom Orden begründeten Rittergütern.
Die zweite noch größere Besiedlung setzte 1886 mit dem Ankauf und
der Aufteilung eines großen Teiles dieser Güter durch die Königliche An-
siedlungs-Kommission in Posen ein, die durch das Gesetz vom 26. April 1886
ins Leben gerufen wurde, um das vom Polentum gefährdete deutsche Element
durch Ansiedlung deutscher Bauern und Arbeiter zu vermehren und zu
stärken. Während durch die erste Besiedlung große Güter in den Besitz
einzelner Personen gelangten, sind durch die Tätigkeit der Ansiedlungs-
Kommission viele Familien, Deutsche aus allen Teilen unsers Vaterlandes
und Rückwanderer aus Rußland und Galizien auf diesen Gütern ange-
siedelt worden.
Im Laufe der 25 Jahre hat die Königliche Ansiedlungskommission in
den beiden Regierungsbezirken der Provinz insgesamt 281 Güter, von denen
mehrere in einer Hand waren, Bauerngehöfte und selbst Gastwirtschaften,
rund 116 040 ba, 1/22 der gesamten Bodenfläche Westpreußens, angekauft.
Von diesen waren
32 Wirtschaften 1— 50 ha groß
37 „ 50- 100 „ „
44 - „ 100— 200 „ „
88 „ 200— 500 „ „
58 „ 500—1000 „ „
22 „ über 1000 „ „
, Die größten Güter waren Poldersee (1127 ha), Kreis Berent, Richthof,
- Kreis Danzig Höhe, mit Hoch-Kelpin, Smengorschin und Nestempohl (2513 ha),
die drei Nebengüter im Kreise Karthaus, Summin und Lippi (1219 ha),
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
383
Die Burgen des Deutschen Ordens in Preußen.
An kaum zwei Menschenaltern hat der Deutsche Ritterorden Altpreußen
erobert und aus dem wilden Land ein wohlgeordnetes Staatswesen ge-
schaffen. Mit nur 10 Ritterbrüdern begann um 1230 die Unternehmung,
in den schwersten Zeiten des Kampfes mochten 200 nach Preußen beordert
sein, in der Blütezeit haben höchstens 500 den Staatskörper dargestellt. Nicht
die Zahlen gaben den Ausschlag, sondern die Tugenden: Tapferkeit, Weit-
blick, wirtschaftliches Können; diese fordern unsere Bewunderung heraus!
Das wesentlichste Mittel, durch welches die Ritter ihre Erfolge erzielten,
war der Burgenbau, und da uns noch zahlreiche Burgreste verblieben sind,
so können wir daran am handgreiflichsten das Wesen des Ritterordens er-
forschen.
Die Ordensburgen hatten zunächst eine militärische Bedeutung: sie ent-
standen im Zuge des Eroberungskrieges. Wohlvorbedacht wurden sie mit
gelegentlichen Kreuzfahrer-Haufen an geeigneter Stelle durch Erd- und Holz-
werk gegründet und später nach Bedarf und Gelegenheit in Mauerwerk
ausgebaut.
Nessau und Thorn oben an der Weichsel waren die ersten Burgen.
Von hier wurde der Feind aus dem Kulmerland, wo er selbst wohl nur
Eroberer war, hinausgedrängt, und dies den Einfällen offne Hochplateau
förmlich mit Burgen — 20 an der Zahl — gespickt. Bei der weiteren
Eroberung bediente sich der Orden des Wasserwegs: die Weichsel und Nogat
hinab, die Haffküste entlang und wieder die Flußmündungen aufwärts.
Heimatkunde, Ii. Teil. 25
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
386
(an anderen Stellen der Provinz — Dirschau, Konitz — sind sie spurlos
verschwunden).
Hier sei gleich einer andern Abart der preußischen Burgen gedacht, der
Bischofsburgen, welche Bischof oder Kapitel in den ihnen vom Orden abge-
tretenen Landesteilen errichteten. Im Culmerland waren es die verschwun-
denen Burgen zu Culmsee, Löbau, Kauernik. In Pomesanien: Marien-
werder, Schönberg, Riesenburg, die ganz oder teilweis noch stehen. In
Ostpreußen gehören Allenstein und Heilsberg in diese Gattung. Sie wurden
sortisikatorisch und wirtschaftlich nach gleichen Grundsätzen wie die Ordens-
burgen gebaut, weichen aber in der innern Gliederung völlig von ihnen ab.
Die rechte, echte Ordensburg ist also in der Komturei zu erblicken, wie
sie im ersten frischen Schaffen des Ordens, in der Zeit der spannenden
Kämpfe und des dem siegreichen Ausgang folgenden Aufschwunges sich als
Muster herausbildete. Grade in Westpreußen finden sich vorwiegend die
Reste dieser wertvollen Anlagen vor. (Z. B. Steinbrecht, Preußen zur Zeit
der Landmeister, Berlin 1888.) Will man diese Komtureiburgen verstehen,
so muß man auf die bahnbrechenden Klostersiedelungen der Zisterzienser
zurückgehen, wie wir sie in Oliva und Pelplin haben. Beide, Kloster wie
Ordensburg, bestehen in einer um einen Kreuzhof gruppierten Klausuranlage
für die Ordensbrüder, mit der Kirche als vornehmstem Ordensraum, aus
den Nebenanlagen für Wohlfahrt und Gastzwecke, aus den Wirtschaftshöfen
mit den Viehställen, Speichern und Wohnungen und endlich aus dem
fließenden Wasser mit Teichen und Mühlen. Aber während beim Kloster
dieses alles in einem lieblichen Tale friedlich und malerisch weit aus-
gebreitet liegt, selbst die Klausur in behaglicher Breite sich an eine hoch
und weit gegliederte Kirche anschmiegt, ist dagegen die Ordenskomturei durch
militärische Rücksichten auf die beherrschende annäherungsschwierige Höhen-
lage angewiesen. Die Wirtschaftshöfe und ihre Gebäude, von Gräben und
Mauern zusammengefaßt, drängen sich um die Herrenklausur, das Konvents-
Haus, welches als enges, hohes Gebäudeviereck, kastellartig — statt des fried-
lichen Glockenturms wohl mit einem drohenden Wehrturm überhöht —
emporragt.
In diesen Konventshäusern der Komturei gipfelt die Baukunst des
Ordens. Haben wir Vorburgen, Gräben und Zwinger mit all ihren Wehr-
einrichtungen durchschritten, so umfängt uns innen ein klosterartiger Hof
von mäßiger Weite und desto ausfälliger Höhe; denn Platzbeschränkung und
Höhengewinnung sind Forderungen der Verteidigung. Wo wir solche Höfe
noch haben — in Marienburg und Heilsberg — da sind sie von bestricken-
dem Reiz, als hätte die Baukunst sich hier ein besonderes Plätzchen ersehen.
Die Umgänge sind mehrgeschossig. Wie Flure vermitteln sie den Verkehr
zu den Schloßrüumen: zu den unterirdischen, bisweilen zweigeschossigen Vor-
ratskellern; zu den Hofräumen — welche aus der wärmespendenden Kvn-
ventsküche und dem Melzhaus, aus den Vorratsräumen und den Wachstuben
bestehen —; zu den bevorzugteren Diensträumen endlich des Haupt- und
Herrengeschosses, nämlich der Kirche, dem Kapitelsaal, dem Konventsremter,
dem Dormitorium, der Herrenstube und der Komturs-Wohnung. Die Mauer-
krone, unter Dach, ist ringsum durchbrochen durch Wehrgangsöffnungen, und
über das steile Dach hinaus streben Ecktürme auf, deren einer bisweilen
durch besondere Höhe und Stärke ausgezeichnet ist.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
388
dem Hauptschloß derart beherrscht, daß selbst ein eingedrungener Feind sie
nicht zum Bollwerk gegen dasselbe benutzen konnte. War das Land erst
sicherer und besiedelt, so entstanden im Komtureibezirk die Ordenshöfe, Wald-
ämter, Fischmeistereien, Kobbelbuden (Gestüte), — im kleinen nach denselben
Regeln wie die Komturei selbst befestigt. Später, bei zunehmender Aus-
dehnung der Komtureibezirke, bekamen größere Teile besondere Burgsitze,
die an Ausdehnung und Amtsbefugnissen einer Komturei nicht nachstanden,
doch der Klausur und des Aufwandes eines Konventshauses entbehrten.
Die Deutschritter griffen mit der Gründung der Ostmark eine brennende
nationale Frage auf. Das Unternehmen löste im deutschen Volke die höchste
Begeisterung aus. In Bericht und Sang wurden die Taten und das neue
Leben tut Ostland gepriesen, und mancher, dem das Leben im engherzigen
Reiche nicht mehr gedeihen wollte, folgte kurz entschlossen mit Familie und
Hausrat dem Zug an den freien Weichselstrom, einer neuen hoffnungs-
reicheren Heimat zu. Welch frisches Leben dort unter der zielbewußten
Leitung des Ordens erblühte, können wir uns am besten vorstellen an der
gewaltigen Bautätigkeit, die jetzt anhub: in kaum 50 Jahren, von 1270
bis 1320, entstanden über 40 Komtureien, wie jetzt die eine, Marienburg,
noch teilweise steht, und ebensoviel Städte mit Mauern, Kirchen und Stadt-
haus. Das erforderte viel tüchtige Bauleute und zeitigte eine Fülle von
Erfahrungen, die sich in Leistungen von dauernder kunstgeschichtlicher Be-
deutung niederschlugen.
Als Baumaterial bot sich der bildsame Ton und der ungefügige Fiud-
lingsgranit. Der Ton gab die schlichten, ernst wirkenden roten Mauer-
flächen her und zu ihrer Belebung die hellfarbigen Glasuren und die sili-
granartig seinen Formen und Skulpturen an Portalen, Friesen, Giebeln ttnd
Gewölben. Trotzig stand dazu — als Sockel der Mauern, als Fassung der
Tore, als Stützen gewölbter Hallen — der unverwüstliche, jedem Wetter,
jeder Last widerstehende Granit. Aus der Vereinigung dieser Gegensätze
der eisenschlanken Granitpfeiler und zarten Gespinnste der Sterngewölbe
entstanden die gefälligen Remterhallen der Marienburg.
Ebenso erfindungsreich war man in der Kunst, diese Remter für nor-
dische Winter wohnlich zu machen. Durch Öfen int Untergeschoß wurden
Steine erhitzt; an ihnen strich frische Luft hin, erwärmte sich und ward durch
den Fußboden in den Saal geleitet. Dieselbe Feuerungsanlage sog durch
einen Kamin im Saale tue verbrauchte Luft ab: also eine Luftheizung mit
Ventilation, an der kein heutiger Hygieniker etwas aussetzen würde.
Bewunderung hat unsere Zeit stets den großzügigen Wasserversorgungen
und Entwässerungsanlagen aus der Ordenszeit gezollt. Die Burgen lagen
stets an einem natürlichen Wasser, doch so hoch darüber, daß es zur Spülung
nicht benutzt werden konnte. Es galt also ein fließendes Gewässer oft viele
Meilen weit aus höheren Quellen künstlich herbeizuziehen. Der Radaune-
Kaual in Danztg, der Mühlengraben in Marienburg, die Bache in Thorn,
die Hommel in Elbing, der Landgraben in Königsberg: das sind zum Bei-
spiel solche neugeschaffenen bis heut nutzbaren Wasserläufe. Sie wurden in
ihrem Lauf für Fischteiche, Mühlgetriebe, auch zu Trinkwasserleitungen für
Städte ausgenutzt, spülten in den Gräben der Burg die fabelhaften „Dansker"
(von denen noch Beispiele in Marienburg, Marienwerder und Thorn stehen)
und konnten in Belagerungsfällen zur Füllung der Gräben aufgestaut
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
391
Die Plastik in Preußen zur Zeit des Deutschen
Ritterordens ').
Die Anteilnahme an den Werken der bildenden Kunst hat sich in Ost-
und Westpreußen bisher vornehmlich auf die Schöpfungen der Baukunst
beschränkt. Man kennt und bewundert die stolzen Burgen des Ordens und
der Bischöfe, und man beachtet die gotischen Pfarrkirchen, Stadttore und
Rathäuser; zahlreiche und gute Veröffentlichungen haben uns auch bereits
das Verständnis dieser Werke erschlossen. Viel ungünstiger stehen die Er-
zeugnisse der Malerei und Bildnerei da. Nur wenige Stücke sind so volks-
tümlich wie das Marienbild am Marienburger Schloßkirchen-Chor oder
Memlings jüngstes Gericht in Danzig. Freilich haben rauhe Kriege und
Zeiten eines schweren wirtschaftlichen Niederganges den alten Denkmäler-
bestand sehr stark gelichtet, aber noch ist immer genug vorhanden, um uns
ein ungefähres Bild von der Kunst der Ordenszeit zu verschaffen. Auf ein
Zweiggebiet müssen wir dabei allerdings verzichten: ans die Grabmalplastik,
die bei dem Fehlen eines bildsamen Werksteins sich nicht recht entwickeln
konnte. Die Kalksteinplatten, die zahlreich eingeführt wurden, gestatten
keinen reichen bildnerischen Schmuck und von den früher wohl in größerer
Zahl vorhanden gewesenen Messing- und Bronze-Grabmälern sind nur drei
in Thorn (1361), in Nenmark (1393) und in Braunsberg (1494) erhalten,
zwar sehr schöne Stücke, aber doch isolierte Reste einer einst umfangreicheren
Entwickelungsreihe. Sv müssen wir uns auf die Architektur- und Altar-
plastik beschränken. Ein paar frühe Stücke finden wir in einigen der ältesten
Kulturstätten Pommerellens. In Danzig, in der Olafskapelle der Marien-
kirche, und in Zuckau in der ehemaligen Klosterkirche sind es zwei Steinreliefs,
die Anbetung der heiligen drei Könige darstellend, vielleicht Überreste alter
Altarretabeln: es sind unbeholfene Arbeiten von altertümlichem Gepräge, die
nur in eine Zeit geringerer Kunsttätigkeit hineinpassen, etwa in die letzten
Jahre der pommerellischen Herzöge.
Vorgeschrittener sind schon die Figürchen am Pelpliner Nordportal, die
wohl gleichzeitig mit dem Kirchenbau entstanden sind und in das zweite
Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts gehören.
Reicher und vielfältiger ist die Kunstübung in dem rechts der Weichsel
liegenden Preußen, wo der deutsche Ritterorden eine so lebhafte Bautätigkeit
entfaltete. Die Reiterfigur vom Birglauer Schloßportal (ca. 1260) und die
Figuren von der goldenen Pforte in Marienburg (ca. 1270) sind wohl die
ältesten figürlichen Bildwerke; ihnen schließen sich die Figuren der Pfarr-
kirche zu Griffen an: alle drei Denkmälergruppen, aus Ton gemeißelt, zeigen
trotz ihrer engen Abhängigkeit von der Architektur, daß bereits damals ein
Stamm gut geschulter Bildhauer ins Land gerufen war.
Auch im 14. Jahrhundert ist der Zusammenhang von Bildnerei und
Baukunst zunächst noch vorherrschend. Die in der Gotik beliebten Apostel-
0 Die Druckstöcke zu deu Abbildungen dieses Aufsatzes sind Eigentum des Denkmal-
archives der Provinz Westpreußen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
395
Apostel Bartholomäus
aus der fati). Pfarr-
kirche zu Kulm.
Christusfigur aus der Marienkirche zu
Thoru.
Marienfiguren aus der
a) von der Korken-
machertür.
Marienkirche zu Danzig.
b) aus der Marienkapelle
der Priesterbrüderschaft.
Maria und Johannes von der
Kreuztragungsgruppe in der
kath. Pfarrkirche zu Neuruark.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Bartholomäus Maria Maria Johannes
398
schätzendem Maße haben sie geistige Bildung gepflegt und unterstützt, weit
mehr als die übrigen Ritterorden.
Die Orde ns geistlichen nahmen in den andern Ritterorden eine auf-
fallend untergeordnete Stellung ein, im Deutschen Orden dagegen eine
günstigere, weil aus ihnen in der Regel die Domherren und Bischöfe des
Ordenslandes ernannt wurden. Sie besaßen eine gute Vorbildung und
konnten ihrerseits an der Verwaltung des Staatswesens teilnehmen. Jedes
Konventshaus, in dem 12 Ritterbrüder und 6 Priesterbrüder waren, sollte
— so bestimmte Winrich von Kniprode — „zwei besonders gelehrte Ordens-
mitglieder beherbergen, von denen der eine ein gelehrter Theologe sein, der
andere eine gründliche juristische Bildung haben sollte."
So hat der Orden frühzeitig auf das Schulwesen in seinem Staate
große Sorgfalt verwendet; er wurde darin von den Bischöfen und Städten
reich unterstützt. Schon um das Jahr 1300 lassen sich Schulen in den
Städten nachweisen, die älteste in Elbing, nach deren Muster viele andere
eingerichtet zu sein scheinen. Im 14. Jahrhundert kennen wir Schulen in
Danzig, Königsberg, Thoru, Marienburg, Graudenz, Braunsberg und vielen
anderen Städten. Auch auf dem Lande gab es zahlreiche Schulen. Neben
ihnen waren die Kloster- und Domschulen Bildungsstätten höheren Ranges.
Die Domschulen, deren es in den vier Bistümern des Ordenlandes je eine
gab, dienten besonders zur Heranbildung der künftigen Geistlichen. Die
Lehrer waren im wesentlichen Geistliche, auf dem Lande auch vielfach ältere
Studenten der Theologie, die die niederen Weihen bereits bekommen hatten
und nun eine praktische Vorbildung für einen Zweig ihres künftigen Be-
rufes erhielten.
In Heilsberg und Frauenburg wurden Knaben preußischer Herkunft
in sogenannten „Preußenschulen" besonders für das geistliche Amt vor-
bereitet, damit sie ihre Landsleute desto besser unterrichten könnten. Um die
Erlernung der preußischen Sprache zu erleichtern, hatte schon im Jahre 1228
der päpstliche Legat Wilhelm von Modena die damals übliche lateinische
Grammatik des Donat mit vieler Mühe ins preußische übersetzt.
Um dieses ganze System wohldurchdachter Fürsorge für die Volksbildung
abzuschließen, hat man aber außerdem noch an die Gründung einer Universität
gedacht. Der Nachfolger Winrich von Kniprodes, der Hochmeister Conrad
Zöllner von Rotenstein, hatte den Plan gefaßt, in der damals blühenden
Stadt Cnlm eine Universität zu errichten, und in der Bestätignngsurkunde
des Papstes Urban Vi. vom 9. Februar 1387 heißt es, man habe die Stadt
Cnlm gewählt, weil „sie die vorzüglichste und vor anderen Städten zu einer
Universität bequem sei, eine gesunde Luft, wie einen Überfluß an Lebens-
mitteln wie andern nötigen Dingen habe. Diese Universität soll in allen
Dingen der Universität zu Bologna gleich sein, und es sollen zu allen Zeiten
die Theologie, das kanonische und bürgerliche Recht und alle andern erlaubten
Wissenschaften gelehrt werden. Die neue Universität soll das Recht und die
Vollmacht haben, alle akademischen Würden zu verleihen; die an ihr Pro-
movierten sollen das Recht haben, auf allen andern Universitäten Vorlesungen
zu halten."
Dieser umfassende Plan scheint nicht zur Ausführung gekommen zu
sein; jedenfalls fehlt es gänzlich an Nachrichten über das Zustandekommen
der Universität.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Winrich_von_Kniprode_— Wilhelm Winrich_von_Kniprodes Conrad
Zöllner_von_Rotenstein Urban
399
Daher mußten die jungen Gelehrten des Ordenslandes ausländische
Universitäten besuchen, um ihre Bildung zu vervollständigen. Schon im
Jahre 1313 wird ein aus Preußen stammender Student in Paris genannt.
In den zweihundert Jahren von ca. 1325—1525 kennen wir (durch Perlbachs
^?i-u88ia. 86bo1n8tion") etwa 4000 Studenten aus dem Ordensgebiet. Von
ihnen bezogen die meisten (über 1200) die Leipziger Universität, an deren
Gründung fünf akademische Lehrer und 35 Studenten aus dem Preußen-
lande Anteil nahmen; und in den späteren Jahren haben Preußen dreizehnmal
die Rektoratswürde bekleidet. Sehr besucht waren auch Krakau, Prag, Wien,
Köln und später Wittenberg und Frankfurt. In Bologna studierten meist
Juristen in vorgerücktem Alter, die sich dort sehr ausgezeichnet haben.
Naturgemäß lieferten in der Heimat die Städte die weitaus größte
Zahl der Studenten, aber viele stammten auch vom Lande. Aus dem Bistum
Ermland können wir in dem Zeitraum der vorgenannten 200 Jahre allein
über 1000 Studenten nachweisen. Aus Marienburg stammten 160 Studenten,
Elbing 250, Königsberg 410 und aus der blühenden Handelsstadt Danzig
die meisten, 750.
Sie haben sich in die Wissenschaften aller Fakultäten vertieft und sind
nach beendigtem Studium als Theologen, Juristen und Ärzte in die Heimat
zurückgekehrt; manche freilich zogen es vor, dem akademischen Beruf auf den
Universitäten treu zu bleiben.
Im „Marienburger Treßlerbnch" begegnen wir zahlreichen Posten von
Geldausgaben, die an Ärzte, Wundärzte, Augenärzte, Äpotheker, ebenso für
Medikamente und Salben gezahlt wurden. Die Ärzte des Hochmeisters
müssen sich eines guten Rufes erfreut haben, denn wir hören, daß der
Großfürst Witold von Littauen den Augenarzt ans Marienburg zu sich
bitten läßt. In der Vorburg des Marienburger Schlosses stand eine Apo-
theke, und wir wissen aus dem Treßlerbnch, wie teuer die Pulver oder
purgaciones waren, die der Apotheker dem Hochmeister oder den Ordens-
brüdern bereitete. Die Bezahlung der Ärzte war verhältnismäßig vorzüglich;
der Wundarzt Wachsmuth z. B. hatte im Jahre 1403 dem Ritter Nikolaus
von Schillingsdorf den Finger geheilt, der ihm auf dem Winterfeldzug
zweimal durchschossen war, und bekam dafür 3 Mark, eine für die damalige
Zeit erhebliche Summe. Der Wert der „Mark" betrug nach heutigem Gelde
etwa 13 Mark. Wachsmuth hat jahrelang den Hochmeister auf allen Reisen
und Feldzügen begleitet. Neben ihm war Meister Bartholomeus angesehen,
der oft nach weit entfernten Burgen geschickt wurde, um besonders schwere
Fälle zu behandeln; er stand auch am Krankenlager und Sterbebett des
Hochmeisters Konrad von Jungingen 1407, wofür er einen besonderen Lohn
von 8 Mark (= 104 Reichsmark) erhielt.
Noch in einer anderen Beziehung konnte sich im Orden und unter seinem
Einfluß im ganzen Ordenslande ein Zweig geistigen Lebens ausbilden. Der
Orden war Landesherr, und sein wichtigster Besitz, das in sich abgeschlossene
Ordensland Preußen, hatte seine Landesgeschichte — anders als bei den
übrigen Ritterorden. Da nun die Geistlichen eine angesehene Stellung im
Orden einnahmen und im allgemeinen wohl eine vorzügliche Bildung besaßen,
so fehlte es nicht an Männern, die befähigt waren, eine Geschichte des
Ordens zu schreiben. Der Ordenspriester Peter von Dusburg schrieb am
hochmeisterlichen Hof seine „Chronik des Preußenlandes" und widmete sie
Heimatkunde. Ii. Teil.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Wachsmuth Ritter_Nikolaus
von_Schillingsdorf Nikolaus Wachsmuth Konrad_von_Jungingen Konrad Peter_von_Dusburg
Extrahierte Ortsnamen: Paris Krakau Prag Wien Wittenberg Frankfurt Bologna Marienburg Elbing Königsberg Danzig Marienburg Marienburger_Schlosses