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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 17

1888 - Berlin : Hertz
Albrecht Ii. Johann I. und Otto Iti. 17 Uns des Sprüchworts Wahrheit erproben." So sprechend Hube er feinem Hund einem leckeren Bissen hingeworfen; das Thier aber habe das Fleisch berochen und fei davon geschlichen, und selbst, nachdem man es drei Tage lang ohne andere Nahrnng eingeschlossen, habe es des Markgrafen Gabe nicht berührt. — In einer Zeit, wo solche Sagen Glauben finden konnten, war es nicht zu verwundern, wenn der Markgraf sich durch den Fluch des Erzbischofs bald sehr gedrückt fühlte. Er fürchtete zumal noch stärkere Maßregeln Seitens des Papstes, und doch war ihm gerade damals die ganze Kraft feines Volks nöthig, um die wieder drohenden Kämpfe mit den Danen zu bestehen. Er beschloß daher, den Erzbischof zu versöhnen, mußte sich jedoch zu diesem Zweck zu einem schweren Opfer bequemen. Er und fein Bruder Albrecht übergaben alle ihre Erbgüter (die anhaltifchen Familiengüter) dem Erzbisthum Magdeburg zum Eigenthum, unter der Bebingung freilich, daß sie als Lehens güter ihm und allen feinen Erben wieder übertragen würden. In der Domkirche zu Magdeburg vor dem Hochaltar fanb in Gegenwart eines päpstlichen Bevollmächtigten und zahlreicher Ritter und Geistlichen bic feierliche Uebergabe statt. An biefe Schenkung knüpften sich langwierige und oft erneuerte Fehden zwischen den späteren Markgrafen und dem Erzstift Magbeburg, aber Otto erreichte feinen nächsten Zweck: er wurde vom Bann und vom Gelübbe des Kreuzzugs befreit und konnte nun feine volle Kraft gegen die Dänen wenben, welchen er auch eine bebeutenbe Niederlage beibrachte. Albrecht Ii. (1205 —1220), welcher Otto Ii. folgte, zeichnete sich unter den heftigen Kämpfen, welche in Deutschland durch den Streit zweier Gegenkönige (Otto Iv. und Philipp) erregt wurden, sowie in den Fehden gegen Dänemark durch Tapferkeit, in all feinem Thun aber zugleich durch besonnene Einsicht aus. Sein Bestreben war besonders darauf gerichtet, das Gebiet Brandenburgs nach der Meeresküste hin zu vergrößern. Um in diesem Unternehmen leichter vorfchreiten zu können, versöhnte er sich mit dem Nachfolger des alten Erbfeindes feines Hauses, Heinrich’6 des Löwen, mit dem braunschweigischen Herzog Otto (als König von Deutfchlanb Otto Iv. genannt). In Begleitung feines Oheims, des alten Herzogs Bernharb von Sachsen, besuchte er den welfifchen Fürsten in seiner Bnrg Braunschweig. Dort stanb ein ehernes Löwenbilb, welches Heinrich der Löwe mit aufgesperrtem Rachen gen Osten hin gerichtet hatte, weil er bort in der Mark Branbenburg seinen Hauptseinb wußte. Der alte Bernhard aber sagte lächelnd zu dem ehernen ^öwen: ,,Wic lange willst du noch nach Osten schauen? Jetzt ist es Zeit, mit deinem Angesicht den Norden zu schrecken." — Otto von Braunfchweig faßte diese Hinbeutung des neuen Frcunbcs lebhaft auf und seitdem fand Brandenburg oft willige Hülfe bei den Nachkommen Heinrich's des Löwen in dem fortwährend erneuerten Kampfe mit Dänemark. Johann I. und Otto Iii. (1220 -1267). — Albrecht’« Söhne Johann I. und Otto Iii. waren noch minderjährig, als ihnen die Herrschaft über die Markgraffchaft zufiel. Unter der Leitung ihrer klugen und entschloß jenen Mutter, der Markgräfin Mathilde, erreichten sie das Alter der Großjährigkeit ; der Weisheit der mütterlichen Leitung ist cs zuzuschreiben, daß sie der Welt ein Beispiel rührender Eintracht, Liebe und Treue in der ge- Hahn. preuh. Gesch. 20. Aufl. 2

2. Geschichte - S. 59

1913 - Berlin : Oehmigke
— 59 — seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben-gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor

3. Geschichte - S. 53

1913 - Berlin : Oehmigke
es trieb manchmal auch diesen verdüsterten Fürsten hinaus in den frischen, harzduftenden Wald, hinaus in die klare Herbstluft, die über den Jagdgründen der alten ballenstädtischen Fürsten, der Liebenwalder, Grimnitzer und Werbelliner Forst so wonnig wehte. So auch einst im Jahre 1534, nachdem seine Gemahlin schon lange von ihm gewichen war. Heut schien der Renner unter dem Fürsten nicht müde zu werden, — weit, weit ab von den Weidgesellen jagte er dahin durch die grüne Waldwildnis, auf deren leuchtendem Moose die Strahlen der Herbstsonne mit den leise rauschenden Fichtenzweigen spielten. Der Abend brach allmählich herein. Der Kurfürst ritt auf Liebenwalde zu, wo er die Nacht zubringen wollte. Da springt auf einmal ein gewaltiges Wildschwein vor ihm auf. Er schwingt den Speer, erjagt ihm nach, er treibt's in einen Morast. Jetzt sitzt er ab. Er faßt den Spieß fest in die Hände und will das Ungetüme Tier, das sich geängstigt gegen ihn gewandt hat, abfangen. Da springt es wider ihn an, Feuer sprüht aus dem Rachen und den weit geöffneten Nüstern; Joachims Speer lodert auf aber der Eber ist verschwunden. Schon dnnkelt's am Himmel. Soeben glaubte Joachim noch die Glocken von Liebenwalde zu vernehmen — jetzt ist alles, alles still; nur fern am Rande des Morastes fliegen krächzend die Krähen auf. Er sucht und sucht den Weg und findet ihn erst, als von fernher Lichter durch das Holz schimmern. Aber er sieht's: nicht nach Liebenwalde, nach Grimnitz ist er gekommen. Da scheut aus einmal sein Pferd vor einer Anzahl weißer, mondscheinbeleuchteter Steine; aber ein kräftiger Rück der nervigen Faust bringt es wieder zurecht. Der Fürst kennt den Ort wohl; es ist der Bärenskirchhof, und die Sage erzählt, daß hier ein Förster begraben sei, der die Todeswunde noch von einem schon getöteten Eber erhalten habe. Die Nächte vorher hatte es aus dem nahen Forste gerufen, daß der „Stumpfschwanz" ihn morden werde. Als er das erlegte Wild auf den Wagen werfen wollte, da fiel der Kops des Ebers herunter; der fcharfe Hauer schlitzte ihm den Schenkel. Er starb an der Wunde. Joachim gedachte der alten Sage — in Schweiß gebadet kam er zu Grimnitz an. Auch ihm war das Erscheinen des Ebers ein verhängnisvolles Zeichen gewesen ■— er starb anderthalb Jahr daraus. Nachdem Joachim I. in Lehnin bestattet worden war, änderte sich das düstere Aussehen des Berliner Schlosses gar bald. Ein

4. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 109

1847 - Berlin : Reimer
109 schwarzen Meere, an diese die Haiden, die sich hie und da, auch im folgenden Klimagürtel, finden. 48. Der Klimagürtel des Weinstocks. Hier werden große Waldungen, Roggen- u. Haferfelder selten; neben dem Waizen wird im S. Mais und auch Reis gebaut; die Kultur der Rebe und fei- nerer europäischer Obstarten ist charakteristisch; es kommen, gepflegt, im S. selbst Edelsrüchte fort. 49. Der Klimagürtel der Edelsrüchte und immer- grünen Laubholzarten. In der unteren Region fehlen nörd- liche Waldbäume und größere Waldungen überhaupt; ebenso der Rasen. Statt der nördlichen Forsten kleinere Gehölze von Bäu- men ohne periodischen Laubfall, und Pflanzungen von Edelfrucht- bäumen rc. ; statt des Rasens mancherlei immergrüne Sträucher und Kräuter; die seltenen Wiesen müssen gepflegt werden. — Im Sü- den der Zone zeigen sich bereits, an geschützten Stellen, einige tro- pische Pflanzenformen. — 50. Die europ äische Thierwelt ist fast unter allen Breiten gleichartig, nur im äußersten Süden und Norden cigen- thümlich; aber dort mit den Geschöpfen der benachbarten asiatischen Gegenden, hier mit denen der Polarländer der Erde übereinstim- mend. — Im Allgemeinen kommen die europäischen wilden Thiere weder an Größe noch an Wildheit den tropischen gleich, und ihre Zahl ist beschränkt, selbst in den am wenigsten bewohnten, den Po- lar-Gegenden des Erdtheils. Die Raubthiere (Bär, Wolf, Fuchs, wilde Katze, Luchs) sind zwar, mit Ausnahme des Eisbären, fast über den ganzen Kontinent, aber sehr spärlich verbreitet, häufiger nur in den abgelegensten Waldgegenden der sarmatischen Ebene und den einsamsten Gebirgsrevieren; in manchen Ländern sind sie ganz ausgerottet. Auch die Menge wilder grasfressender Thiere, namentlich der größeren Arten (Hirsch, Reh, Schwein rc.), ist bei der zunehmenden Bewohnung und Entwaldung merklich im Abneh- men; einige Arten sind ganz verschwunden, andere (Elenn, Auer- ochs) nur noch in den Urwaldungen Ost-Europa's, oder (Stein- bock, Gemse) auf den höchsten Firsten des Hochgebirges in geringer Zahl vorhanden. Am ärmsten sind die südlichen Halbinseln an sol- chen Thieren. — Hausthiere. Süd-Europa ist reicher an Arten. Hier das Kameel, Maulthier, der Esel und Büffel, neben denjenigen Ge- schlechtern, welche die Mitte und den Norden des Erdtheils bewoh-

5. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 110

1847 - Berlin : Reimer
110 nen, dem Pferde, Rinde, Schafe, Schweine und der Ziege; in den äußersten Polargegenden nur ,das Rennthier und der allverbreitete Hund. — Das mehrere oder mindere Gedeihen dieser Thiere hängt vom Klima und der Nahrungsweise, oder auch von der Pflege ab; wo jene zu ungünstig sind, oder wo letztere fehlt, da tritt Verküm- merung ein, und beweiset, daß die Urheimath unserer Hausthiere unter einem milderen Himmelsstrich zu suchen ist. — In der Vertheilung der unvollkommener organisirten Geschöpfe (Insekten, Amphibien, Fische u.) zeigt sich dasselbe Gesetz, wie bei den Säugethieren (und auch bei den Pflanzen): nämlich der Süden des Erdtheils ist reicher an Arten und Gattungen, der Norden in der Zahl und Menge dieser Thiere. —

6. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 100

1847 - Berlin : Reimer
100 mehr noch als die West-Malayen, besonders aus den Sandwichs-, Gesellschaft?-, Freundschafts- und neu-seeländischen Inseln, dem Christenthum und europäischer Civilisation, aber auch europäischen Lastern zugänglich geworden. — Die nahe Verwandtschaft ihrer Sprachen unter einander und mit den west-malayischen, ihre einstigen weiten Seefahrten, die Künstlichkeit ihres Zahlen-Systems, ihrer feuda- len, mehr oder minder verfallenen Staatsversassungen u. s. w. beweisen, daß sie einst auf einer höheren Gesittungsstufe stauden und erst nach und nach verwildert sind. — 6. Papuas, Haraforas u. Negritos. — Auf d. äußeren australischen Jnselreihe, v. Neu-Guinea bis zu den neuen Hebriden, ja schon aus Celebes re. wohnen rohe, schüchterne Völkerschaften v. schmutzig-dunkler Farbe u. krausem od. schlichtem Haar, die Papuas u. Haraforas, die mau als Uebergänge zwischen den dunkelfarbigen polynesischcn u. den Negritos-Stämmen zu betrachten hat. Ueberall, wo sie mit hellfarbigen Völkerschaften gemcinschastlich dieselben Inseln bewohnen (s. oben!), sind sie schwächer und daher geknechtet oder in die Schlupfwinkel der Gebirge und Wälder zurückgescheucht. — Die Negritos, mit dunkler, ja schwar- zer Hautfarbe und schwarzem, krausem, selbst wolligem Haar und deshalb den Negern ähnlich, unterscheiden sich von ihnen durch den Schädel- und Körperbau; es sind die rohesten und häßlichsten Völker der Malahen-Nace. — Träge und thierisch, aber zugleich genügsam, harmlos, srohsinnig, muthig und auffassungs- fähig, scheinen sie dennoch zu ewiger Rohheit verdammt zu seyn. Von der ar- men Natur des australischen Festlandes, die ihnen weder Wild, noch Fische, noch eßbare Früchte in ausreichender Menge, ja nicht einmal überall Trinkwasser bietet, zu immerwährendem Umherschweisen, familienweise oder in schwachen Horden, ge- zwungen; ohne andere Hausthiere als den Hund, ohne Kleidung und feste Woh- nungen ist ihr Daseyn nur durch den Besitz des Feuers u. die Abwesenheit jedes Raubthieres möglich geblieben. — Aber auch bei ihnen finden sich Spuren eines früheren, glücklicheren Zustandes. — A m e r i k a. I. Allgemeine Verhältnisse. 1. Nach den vielfältigen Bedrückungen und Verfolgungen, blutigen Kriegen und sittlichen Herabwürdigungen, welche die Eu- ropäer über die Ureinwohner von Amerika gebracht haben; nach den zahlreichen Kolonisationen, welche Jahrhunderte hindurch von Eu- ropa und auf zwanghafte Weise auch von Afrika aus in Amerika statt gefunden haben, bilden die Ureinwohner im Ganzen wenig mehr als den vierten Theil der Bevölkerung, und kaum in Süd- Amerika die Mehrzahl der Einwohner, während in Westindien die

7. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 55

1847 - Berlin : Reimer
55 c. die Form seiner Hochländer, 6. die Wasserarmuth bedeutender Flächen. Diese Umstände geben den verschiedenen Klimagürteln Asiens eine 3 — 6° niedrigere Winter- und eine 2 — 3° höhere Sommer- Temperatur, als den entsprechenden Gegenden Amerika's eigen ist. — Einfluß dieses Verhältnisses auf die Verbreitung der Thiere un^^ Pflanzen. 33. Die Klimagürtel Asiens werden durch die Lage seiner Hochländer mehr als sonst wo modisizirt; der tropische umfaßt nur Tiefländer Süd-Asiens; die höher liegenden Gegenden von Dekan, Arabien, Iran, Syrien und des südlichen Klein-Asiens, so wie die mesopotamifche und chinesische Tiefebene gehören dem Kli- magürtel der Edelfrüchte und immergrünen Bäume an. — In Hinter-Asien reicht der Klimagürtel des veränderli- chen Niederschlags südwärts bis zum Süd-Rande des Hoch- landes, nordwärts aber dehnt er sich fast bis zu den Gestaden des Eismeeres aus. 34. Klimatische Reviere. Der eigenthümliche Niveau- Wechsel in Asien, der von West gegen Ost kontinentaler werdende Charakter Nord- und Mittel-Asiens, bei gleichzeitiger, in derselben Richtung stattfindender Zunahme ozeanischer Einflüsse in Süd-Asien, bedingt die Eintheilung des Erdtheils in 4 klimatische Haupt- Reviere. 35. Im östlichen Hoch-Asien werden Winterstrenge und Sommerhitze mehr als irgendwo gesteigert durch die Trockenheit der Atmosphäre und den Mangel an Bewässerung und Vegetation. Un- geachtet der südlichen Lage hört daher im Winter alles Pflanzen- leben auf, und Thiere und Menschen überdauern nur in den ge- schützteren Thälern; nur im kurzen Frühlinge ist überall, mit alleiniger Ausnahme der eigentlichen Hochwüsten, eine frische Vegetation, und selbst die Einsamkeit der Bergsteppen wird dann von Reisen- den, von Hirten mit nomadisirenden Heerden und von wilden Thie- ren (Bär, Tiger, Esel, Gazelle, Bergziege rc.) belebt. In dem regenlosen Sommer verwandeln sie sich von Neuem in Wüsten, überall wo Bewässerung fehlt; wo solche indeß vorhanden, da stei- gen, vermöge der größeren Sommerhitze, namentlich in den hohen Thalflächen Tibets, die Regionen des Wein- und Getreidebaues bis 8000 und 12 —14000 Fuß auf, während ihre oberen Grenzen und eben so die Schneelinie auf den Süd-Gehängen des Himalaya um mehrere 1000' niedriger liegen. Diese eigenthümlichen, durch die

8. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 56

1847 - Berlin : Reimer
56 großen Temperatur-Differenzen der Jahreszeiten herbeigeführten Ver- hältnisse haben auch auf die Lebensweise und die Organisation der Thierwelt eingewirkt; dafür zeugen die Wanderungen der wilden Thiere von Süden gegen Norden und umgekehrt, so wie die eigen- thümliche Organisation der nicht wandernden Hausthiere, nament- lich der gegen Sommerhitze und Winterkalte gleich gerüsteten Ge- schöpfe Tibets. — 36. Südost-Asien hat 2 verschiedene Klimata: das heiße der Tiefebenen und Küstenstriche, das kühlere der Berglandschaf- ten. — Am Süd-Hange des Himalaya die größten klimatischen und Vegetations-Kontraste der Erde. An seinem Süd-Fuße be- ginnt die Tropenwelt des Erdtheils, welche in ihren Formen mit der Ucppigkeit der amerikanischen wetteifert. Hier, in Ostindien und Austral-Asien, wo ozeanische Einflüsse und reiche Bewässe- rung Zusammenwirken, ist die Heimath riesenhafter Bäume, Kräuter und Gräser, tropischer Urwaldungen mit Baumarten, welche den amerikanischen fehlen (Sandel-, Tiek-, Ebenholz rc., eigenthümliche Palmenarten, Reichthum an Gewürzpflanzen), u. auch solchen (Banane, Brodfrucht rc.), welche hier wie dort einheimisch sind. Ostindien und Austral-Asien vereinigen in ihrer Pflanzenwelt die Saftfülle der amerikanischen und das Aroma der afrikanischen Vegetation.— Aehnliches zeigt sich in der Thierwelt Indiens; der Elephant der indischen Küstenwaldungen, der Tiger Bengalens, der Löwe, der Panther, das Nashorn, ungeheure Eber und andere gewaltige Ge- schöpfe übertreffen die entsprechenden Arten Amerika's an Kraft und Wildheit, die afrikanischen an Größe; riesenhafte Reptilien fehlen hier so wenig als dort. Unter den Hausthieren findet sich, ne- den den europäischen, der Büffel, das Kameel, der Elephant, und unter den Nahrungspflanzen ist der Reis, neben den europäi- schen Getreidearten, die gewöhnlichste. — Steigt man aus den tiefen Küstenebenen auf in die höheren Regionen Dekan's, Hin- ter-Jndiens rc., so gelangt man aus Nebel und Schwüle in leichtere, mildere Luftgegenden, und die Vegetation verliert ihr vor- herrschend tropisches Gepräge; Gewürzröhre und Kokospalmen ver- schwinden bei 1000 — 15003 die Banane bei 3000' abs. Höhe, und die charakteristische Form der Palmbäume steigt nur wenig höher; dagegen beginnen dichte Waldungen von immergrünen Bäumen, und eine ungemein frische und mannigfaltige Vegetation, die an die gemäßigte Region der Cordilleren erinnert, bedeckt den Scheitel des Plateau's, so wie der hinter-indischen und austral-asiatischen Ge-

9. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 38

1847 - Berlin : Reimer
38 20. Der vorherrschend kontinentale Charakter Afrika's erhöht die Sommer- und Tages-, erniedrigt die Winter- und Nacht-Tem- peratur; daher größere Temperatur-Gegensätze als in Amerika, be- sonders im Innern; daher ferner eine größere Trockenheit der Luft und größere Dürre des Bodens. 21. Ganz Afrika hat nur 2 Jahreszeiten. Die nasse findet im N. des Aequators bis 30°N.b. (nicht überall gleichzeitig — ihre Dauer 2 — 3 Monat) zw. dem May und Oktober, — im S. des Aequators bis 23^0s.b. zw. dem November u. April statt; in der Nahe des Aequat. zwei kürzere Regenzeiten. Außer densel- den fällt fast kein Tropfen; der nächtliche Thau ersetzt diesen Mangel nicht. — In den sub-tropischen Klimagürteln zwei unserem Früh- linge und Herbste entsprechende Regenzeiten; der Winter hier, wie im sub-tropischen Australien, die angenehmste Jahreszeit, — doch nur bei geringer abs. Höhe. — 22. Uebereinstimmend mit Afrika's einförmigem Klima scheint der Erdtheil keine große Mannigfaltigkeit von Geschöpfen zu haben. Aber seine T hie re übertreffen die verwandten Arten anderer Erd- theile an Kraft und Wildheit: seine Pflanzen sind im Allge- meinen minder riesenhaft, aber gcwürzreicher als die amerikanischen. Unter jenen scheinen die Giraffe, das Zebra, Quagga, Gnu Afrika ausschließlich anzugehören, und an Hausthieren ist ein großer Reich- thum. Die Vegetation des Tropengürtels ist der ent- sprechenden amerikanischen, bei mancher Verschiedenheit, ähnlich, doch minder mannigfaltig, saftvoll und großartig; es fehlen dem Landinnern die ungeheuren Urwälder und unabsehbaren Grasfluren, und weite Strecken sind ganz pflanzenleer. — In demselben Grade abweichend zeigt sich die Vegetation der sub-tropischen Zo, nen, in denen tropische Pflanzenformen schon den nordischen be- gegnen, in denen die dem Erdtheil eigenthümliche Dürre auf weiten Flächen ebenfalls nur eine sehr beschränkte Steppen-Flora gestat- tet hat. — Sechster Abschnitt. Asien. I. Das Hochland von Hinter-Asien. 1. Uebersicht. Dies ist, innerhalb der bekannten Grenzen, eine einzige, wenig gegliederte Maffe von kolossalen Dimensionen,

10. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 59

1847 - Berlin : Reimer
59 Turan's u. der nordöstl. Gestadeländer des kaspischen See's, welche durch die Armuth ihrer Vegetation an d. Küstenlandschaften des per- sischen u. arabischen Golfs erinnern, und in allen klimatischen Erschei- nungen noch ein ganz asiatisches, durchaus kontinentales Gepräge haben, — das Lerrassen-Klima Kaukasiens, Armeniens und Klein-Asiens, wo die Nähe des Meeres und reichere Be- wässerung der Vegetation bereits einen europäischen Anstrich verlei- hen, wiewohl die gesteigerte Sommerhitze Asiens sich auch hier noch in der Höhe der unteren Schneegrenze ausspricht, die auf dem Kau- kasus in 9900—10200' abs. H., mithin 1000 — 2000' höher liegt, als auf europ. Gebirgen unter gleicher geogr. Breite. — Die Thier- welt Vorder-Asiens zeigt in ihren Geschöpfen denselben Zu- sammenhang mit dem Klima und der Vegetation, der überall her- vortritt; sie ist daher in Arabien und dem benachbarten Syrien afri- kanisch (Gazelle, wilder Esel, Strauß, Löwe, Hyäne, Schakal rc.) im übrigen Vorder-Asien zugleich nordisch und tropisch (Bär, Büf- fel, Löwe, wandernde Heuschrecken), und unter den Hausthieren ist das Pferd, das Kameel, das Schaf überall, das Rind vorzugs- weise auf den nördlichen Hochlandsgegenden verbreitet. Siebenter Abschnitt. G u r o p a. I. Das Tiefland von Nordost-Europa. 1. Das nordöstliche Tiefland von Europa ist ein Theil der großen Polar-Ebene der Erde. Es besteht aus ganz ebenen oder wellenförmigen Flächen von geringer abs. Höhe; nirgend eigentliche Gebirgsbildung, wohl aber zusammenhängende Landhöhen, welche flache, sanft geböschte Striche eines höheren Niveau's bilden, und die ganze Breite des Tieflandes in der Hauptrichtung von O. nach W. durchziehen. 2. Das taurische Gebirge, an der äußersten S.o.-Küste der gleichnamigen Halbinsel, macht die einzige Ausnahme, ist aber weder durch seine horizontalen, noch durch seine vertikalen Dimen- sionen bedeutend; der höchste Gipfel, der Zelt-Berg (Tschadür- Dagh), 4700' üb. d. M. — 3. Der südliche (malisch-karpathische) Landhöhenzug. Vom Ural-Gebirge geht im S. ein Hügelzug aus, welcher das
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