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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 368

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
368 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. und phrasenreichen Litteraten mitgeteilt, aus der vor allem das hervorgeht, daß sich diese Studien gänzlich dem wirklichen — freilich sehr trübseligen — Leben entfremdet hatten und sich nur aus dem Boden der Schule bewegten. „Die Prosa war bis auf einen unerträglichen Grad erkünstelt; die gesuchte, kaum verständliche Schreibart auf die äußerste Spitze getrieben. Die Poesie diente säst nur dem Zeitvertreib der vornehmen Welt; durch Gelegenheitsgedichte suchten die Poeten die Gunst hoher Gönner, oder diese griffen auch selbst zur Feder und bewiesen ihre feine Bildung durch allerhand poetisches Spielwerk." Fast möchte man bedauern, daß unter diesen Wortpoeten auch hie und da ein wirklich dichterisch angelegter Mann auftaucht, wie Ausonius aus Bordeaux (um 310—393) im vierten und Apollinaris Sidonius aus Lyon (430—488) im fünften Jahrhundert; denn auch sie schwimmen im trüben Strome der Modepoesie; das Leben bietet ihnen keine Ausgabe, die sic zu herzlicher Begeisterung erwärmen könnte, und die Manier des Vortrags ist durch ihre Geziertheit auch bei ihnen meist unleidlich. „Einst hatte Konstantin die fränkischen Gefangenen den wilden Tieren vorwerfen lasten,*) weil sie ihm zu wild und zu treulos erschienen, um sich wie andere Barbaren zum Anbau des Landes, zum Kriegsdienst oder als Sklaven verwenden zu lassen; nur der Schrecken, meinte er, vermöge sie zu bändigen. Aber die vielfache, wenn auch meist feindliche Berührung mit den Römern milderte allmählich diese Wildheit." Bald treten Franken in hohe römische Ämter; einzelne Teile der Völkerschaft werden von den Römern abhängig und führen deren Kriege. Als Bundesgenoß der Römer durchzog Childerich Gallien. Er kam dem Lande nicht mehr als wildester der Feinde, sondern als Retter und Beschützer. Und andrerseits wohnten daheim im Salierlande schon Römer als Gäste und Hausgenossen des Königs, und die Salier selbst zeichneten ihr altes Volksrecht in lateinischer Sprache auf. Die Vermischung der Franken mit den Provinzialen ging leicht von statten; man hatte sich beiderseits schon lange daran gewöhnt, miteinander zu leben und zu verkehren. So wie die Franken das römische Christentum sogleich mit Eifer ergriffen, so waren ste auch der übrigen römischen Bildung durchaus nicht feind. Ein Enkel Chlodowechs versuchte sich in lateinischen Versen. Am bezeichnendsten für diese erste Zeit der Vermischung des Alten und Neuen ist die Persönlichkeit des Dichters und Legendenschreibers Ve-nantius Fortunatus. Er stammte aus Italien und kam um das Jahr 565 an König Sigiberts Hos, wo man viel Gefallen an seiner Poesie fand. Es war die altherkömmliche, rhetorisch gebildete Schulpoesie, un- *) Siehe eben S. 197.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 315

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 315 durch Hund und Horn bändigte, während langer Sommerzeit im Eichen-und Buchenwald. Dort baute er seiner Herde eine Baracke aus Baumrinde zum Schutz gegen Unwetter, und er und sein Hund hatten harte Kämpfe mit den Wölfen zu bestehen. Die größte Freude des Landmannes war die Zucht seiner Rosse. In sehr hohem Preis standen die Hengste, die zum Krieg tauglich waren; sie weideten, die Füße an Leinen gekoppelt. Schwer büßte', wer sie von der Weide stahl. Auch die Betrügereien der Roßtäuscher waren wohl bekannt, und das Gesetz suchte vor ihnen zu schützen. Allem Vieh banden die Süddeutschen tönende Schellen um den Hals, die Franken auch den Schweinen im Laubwald. Zahlreicher als jetzt flatterte in den Höfen das Geflügel. Obenan in Ehren stand mit seinen Hühnern der Haushahn, der durch besonderes Bußgeld geschützt war, außerdem Schwäne und sogar Kraniche, die bis zum dreißigjährigen Krieg als strenge Gebieter des deutschen Hühnerhofes geschützt waren. Im vornehmen Hofe fehlte auch das Falkenhans nicht, und unter den Vierfüßlern^ der Hofstätte liefen zahme Hirsche, die man zum Fange ihrer wilden Stammgenossen abzurichten verstand. Sorglich geschützt wurden die Bienenstöcke des Gartens, welche in verschiedenen Formen als Stämme oder Körbe eingerichtet waren. Wer einen Bienenstock stahl, hatte bei den Franken dasselbe Strafgeld zu entrichten wie für eine Kuh mit dem Kalbe. . . . Der freie Eigentümer hatte nur einen Herrn über sich, den König, vor ihm neigte er das Haupt und beugte die Knie, sonst saß er auch neben Reicheren, den Beamten und Gefolgsleuten des Königs als gleichberechtigt; dock schon zahlte für einen Frevel, der an seinem Leibe geübt wurde, der Thäter geringeres Wergeld, als wenn der Beschädigte des Königs Diener war.*) . . . Die ganze Kraft des Volkes lag in der Masse der freien Landbewohner. Aber schon damals arbeiteten Könige, Grundherren, gewalttätige Beamte und die Kirche daran, die Zahl der Freien zu vermindern. Der Gemeinfreie war ein geldarmer Mann, und doch forderten die neuen Gesetzbücher der Könige bei jedem Unrecht, das er beging, von ihm eine Strafe in edlem Metall. Kaum ein Landwirt vermochte sich in der händelsüchtigen Zeit straflos zu halten, wenn der Graf des Königs ihn zu einer Buße zwingen wollte. Reichten Viehhäupter und Ernte nicht hin, das Geld zu schaffen, so mußte er sich seines Eigens entäußern. Auch dem Schuldlosen wurden die Forderungen der Könige zu schwer. Schon damals [in der späteren Merowingeqeit] muß die Lage des freien Bauern oft unerträglich gewesen fein; die Lasten, die ihm das Land auferlegte, der Zehnte, Waffendienst, Fuhren und Lieferungen bei Reifen des Königs und feiner Beamten, waren sehr groß. Gegen die Mächtigen fand er kein Recht; *) Vgl. oben S. 224.

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 230

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
280 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. solche nicht vorhanden, dann folgt im Erbe die Mutterschwester. Und weiter folgt der als Erbe, der dann der nächste Blutsverwandte ist. Vom Grund und Boden aber erbt kein weibliches Wesen; dieser gehört stets nur einem Manne zu und geht (wenn keine Söhne vorhanden sind) an die Brüder über." Man erkennt daraus, daß nun doch schon gewisse weibliche Verwandte, nämlich Mutter, Schwestern und Mutterschwester (nicht aber Töchter) erbberechtigt waren, wenn auch nur an beweglicher Habe; denn aller Grundbesitz blieb in männlichen Händen, „weil auf ihm die Stellung in der Gemeinde beruhte, die Teilnahme an ihren Rechten und Pflichten." Zum Schluß mögen noch einige Strafbestimmungen über verschiedene Vergehen angeführt werden. Wenn jemand einen andern einen unkeuschen Lüstling nennt, muß er es mit fünfzehn Schillingen büßen. Wer einen andern einen Fuchs oder Hasen schimpft, der wird mit drei Schillingen gebüßt; ebenso wer einem andern vorwirft, er habe seinen Schild weggeworfen, und den Beweis dafür schuldig bleibt. Mit fünfzehn Schillingen wird bestraft, wer einen andern einen Angeber oder Fälscher schilt, ohne es beweisen zu können. Wenn jemand einen andern einen Hexenknecht oder eine Frau öffentlich eine Hexe schimpft und den Beweis dafür schuldig bleibt, so wird er in jenem Fall zu dreiundsechzig Schillingen, in diesem zu der dreifachen Buße verurteilt. Der Diebstahl eines säugenden Schweines wird wie der einer Gans, eines Schäferhundes, eines saugenden Kalbes, eines jährigen Widders ober dreier Ziegen mit drei Schillingen gebüßt; wer ein jähriges Rind stiehlt, bezahlt fünfzehn Schillinge; dagegen das Dreifache, wer den Stier stiehlt, der die Herde führt und nie im Joch gewesen ist. Ebenso ist der Diebstahl eines Bienenkorbes und der eines Zuchthengstes mit einer Strassumme von fünfundvierzig Schillingen bedroht. Man darf aber nicht etwa glauben, diese hohen Bußgelder seien dem Schätzwerte der gestohlenen Gegenstände gleich; dann wären es ja keine Strafsummen, sondern Kaufgelder. In welchem Verhältnis etwa der Wert zur Strassumme stand, ergießt sich aus einer andern Stelle des Gesetzes, wo z. B. bestimmt ist, daß ein freier Franke, der außer dem Hause etwas stiehlt, das zwei Pfennige (Denare) wert ist, dafür sechshundert Pfennige ober fünfzehn Schillinge zahlen muß; stiehlt er bei einem Einbruch etwas im Werte von zwei Pfennigen, so büßt er es sogar mit dem hoppelten Strasgelb. Daß die Bußgelber meist nicht in Münze, sonbern in Gelbeswert bezahlt würden, ist bereits bemerkt worben. Der freie Räuber eines freigeborenen Mäbchens würde mit breiunb-fechzig Schillingen, der halbfreie mit dem ganzen Wergelb gebüßt; wenn ein freigeborenes Mäbchen einem Halbfreien freiwillig folgte, so verlor sie ihren Freienstanb; machte einer dem anbetn seine Braut abspenstig und vermählte sich mit ihr, so zahlte er breiunbsechzig Schillinge. Die gleiche

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 4

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
4 1. Land und Volk der alten Deutschen. mit hohen Strohdächern, ein jedes von einem eingehegten Hof- raum umgeben, die entweder ganz einzeln in der Einsamkeit oder in weiteren Lichtungen als regellos angelegte, weitläufige Dörfer dalagen. Die Wege waren freilich selten genug und nur durch allmähliches Festtreten, nicht durch künstliche Anlagen entstanden. Oft erschwerten ungeheure Wurzeln oder gestürzte Baumstämme den Pfad. Und in dem Dickicht des Urwaldes hausten allerlei dem Wanderer unheimliche Gäste, vor denen er auf der Hut sein mußte; so das riesige Wisent, die stärkste und bösartigste Büffelart, und der kaum weniger furchtbare Ur- oder Auerochs, dazu grimmige Bären und Eber und gefräßige Wölfe. Ferner, wenn auch nicht gerade gefürchtet, der gewaltige Schelch oder Riesenhirsch, das häßliche Elen und das wilde Pferd. Aber noch häufiger zeigten sich doch die freundlichen Gestalten des Edelwilds und des sanften Rehs. In der Lust kreisten Adler und Geier, Habichte und Falken; im Sumpfrohr lebten Schwärme von wilden Gänsen, Schwänen und Enten; in den feuchten Thalgründen stolzierten Kranich und Storch. Neben den krächzenden Raben ließen Waldtauben, Drosseln und unzählige kleinere Singvögel ihre traulichen Stimmen erschallen. Und wenn der Wind durch die hohen Wipfel der tausendjährigen Eichen und Buchen, Tannen und Fichten strich, wenn all die heimlichen Stimmen des deutschen Waldes flüsterten, summten und rauschten, dann glaubte der Wanderer mit frommem Schauer das Raunen und Weben der heimischen Götter zu vernehmen. Außer Sümpfen und gähnenden Abgründen, außer hungrigen und blutgierigen Tieren konnten ihm allerdings auch habsüchtige, ruchlose Menschen gefährlich werden. Aber die Furcht vor feindseligem, lauerndem Gesindel war im allgemeinen nicht sehr groß; denn im ganzen Lande, überall, wo Germanen lebten, hielt man das Gastrecht heilig, und der Fremde war ein Gegenstand frommer Scheu. Er stand ja unmittelbar unter dem Schutze der Gottheit, und diese zu erzürnen trug selbst der rohe Gesell Bedenken. Die Herren dieses Landes zwischen Meer und Donau, zwischen Rhein und Weichsel, zeigten schon durch ihr Äußeres sowie durch besondere Vorzüge und Fehler, daß sie ein

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 18

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
18 3. Haustiere, Speise und Trank. aß man auch Fische, die in unglaublicher Menge die Bäche und Flüsse, Teiche und Seen anfüllten. Dazu gab es zahmes und wildes Geflügel im Überfluß. Auf jedem Hofe waren Gänse zu finden, die für schöne, liebliche Tiere galten und an denen besonders die Hausherrin ihre Freude hatte. Nicht minder ließ der „Hossänger" d. h. der Hahn mit seinem lärmenden Völkchen vom ersten Morgengrauen an seine weit- hinschallende Stimme ertönen. Schnatternde Enten ergötzten sich in Pfützen und Teichen; auf dem Dachfirst wie in den Bäumen des Waldes girrten die Tauben. Sogar Störche, Schwäne und Kraniche wurden zuweilen als eßbare Haustiere gehalten. Zur Jagd der wilden Vögel bediente man sich des gezähmten Habichts, Sperbers oder Falken. Aus Milch und Fleisch bestand zum größten Teil die Nahrung unsrer Ahnen im deutschen Urwalde. Aber auch einige Pflanzen lieferten ihnen Speise. Der Ackerbau konnte freilich nur spärlich betrieben werden, weil man die Düngung nicht kannte und der Boden fast überall mit Wald bewachsen war. Die älteste und verbreitetste Getreideart, die man an- pflanzte, war der genügsame Hafer. Das Hafermus war ein alltägliches und beliebtes Gericht. Weizen, Roggen und Hirse baute man nur selten, wogegen die Gerste weitverbreitet war, aus der die deutschen Hausfrauen schmackhaftes Bier zu brauen verstanden, und zwar ohne Hopfen, man weiß nicht, mit welcher Würze. Das Backen war schon in der Urzeit bekannt. Freilich aber hat man sich das altdeutsche Brot eigentlich nur als einen gerösteten Mehlbrei, als flachen, ungesäuerten Kuchen vorzustellen. Die ausgedroschenen Getreidekörner wurden von Knechten oder Mägden auf Handmühlen, die aus zwei runden Steinen be- standen, zerrieben, eine mühselige und verhaßte Arbeit. Von Wurzelfrüchten wurde wenigstens am Rhein die Mohrrübe oder Möhre und der Rettich gegessen, die beide trefflich gediehen. Die Rettiche sollen manchmal die Größe eines kleinen Kindes erreicht haben. Der Kaiser Tiberius ließ sich alljährlich eine Sendung deutscher Möhren vom Nieder- rhein kommen und brachte dadurch diese Wurzel in Rom zu

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 35

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
6. Tageslauf eines germanischen Hausherrn in Friedenszeiten. 35 nicht, so gab es wohl am Haus oder Hofzaun zu bessern, wobei der Herr selber nur selten zugrifs, vielmehr die Knechte anwies, lobte oder zum Fleiße antrieb. Oder er schaute eine Weile mit behaglichem Lächeln den Kriegsspielen seiner Knaben zu, oder er ging hinaus aufs Feld, den Stand der Saaten zu prüfen, oder aus die Viehweide, um sich am Anblick seiner Pferde, Rinder, Schafe und Schweine zu freuen, vielleicht auch um einem Gaste selbstgefällig die stattlichen Herden zu zeigen. Oder er zog mit Hunden und Knechten in den grünen Wald, dem edlen Weidwerk obzuliegen, den Bären aufzuspüren, der neulich ein Kalb geraubt, den Wolf zu fällen, der unter den Schafen Vernichtung angerichtet, den Ur zu erlegen, der lüstern nach leckerer Gerste den Acker zerstampft hatte. Sowohl die Jagd aus Vierfüßler (Tier- weide) wie die auf Vögel (Vogelweide) wurde mit Leiden- schaft gepflegt. An den Jagden vornehmer Männer, zu denen oft ein größeres Gefolge mitzog, beteiligten sich nicht selten die edlen Frauen als Zuschauerinnen und Wirtinnen, die im Waldesschatten den hungrigen Jägern ein fröhliches Mahl bereiteten. Manche verstand wohl auch selbst Bogen und Jagdspeer und den abgerichteten Falken zu lenken. Die meisten dieser Beschäftigungen ließen sich freilich nur bei freundlicher Witterung vornehmen; bei schlechtem Wetter, namentlich im Winter, kam es öfters vor, daß der Hausherr nach dem Imbiß sich verdrossen wieder aufs Lager streckte und so auf der Bärenhaut liegen blieb, bis die Zeit der Hauptmahlzeit hcrankam, die etwa um die Mitte des Nachmittags, nicht allzulange vor Sonnenuntergang gehalten wurde. „Es freuen sich die Hunde, und das Haus öffnet sich von selbst, wenn ein Gast kommt." So lautet ein alt- nordisches Sprichwort und bezeichnet damit schön und bündig die Herzlichkeit, mit der der Deutsche den Gast willkommen hieß. Und das that er gar oft. Außer solchen, die unter seinem Dache übernachteten, kamen noch häufiger andere, die geladen oder ungeladen an seiner Mahlzeit teilnahmen. An ein solches Mahl schloß sich gewöhnlich ein scharfes Trinken, stets, wenn der Wirt ein Gastgebot erlassen hatte. Die 3*

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 55

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 55 sich beide gegenseitig. Dem Donar gelingt es die Mittgart- schlange zu erlegen; aber kaum ist er neun Schritte davon- gegangen, da fällt er zur Erde, getötet von deni Gift, das der Wurm auf ihn spie. Nun verschlingt der entsetzliche Fenriswolf den verzweifelt kämpfenden Wodan. Aber indem Wodan verschlungen wird, zerreißt er dem Wolfe den Rachen. So sterben beide. Auch Loke und Heimdall töten einander. Inzwischen haben die Flammen von Muspelheim die ganze Welt ergriffen. Himmel und Erde und alle Unholde verschlingt der ungeheure Brand. Aber aus den Wogen des Meeres, durch die der Brand schließlich erlöscht und die alles über- fluten, taucht eine neue Erde auf, grün und schön, und Korn wächst daraus ungesät. Und nun kehren die guten Götter wieder, verklärt und von aller Schuld gereinigt. Auch Balder wohnt nun wieder unter ihnen. Und sie sitzen vereint auf dem Felde, wo einst Asgart stand, und raunen zusammen von den schaurigen Dingen, die sich vordem ereignet. Und auf der Erde entsteht eine neue Menschheit, geistiger und besser als die alte; Morgentau ist ihr Trank. Und vom Himmel strahlt eine neue Sonne, eine Tochter der alten. Nicht minder schön als jene, wandelt sie die Bahn der Mutter. Heiliger Friede waltet unter allen lebenden Wesen. Ihr seliges Dasein stört keine Sünde und kein Tod. Zwischen den Göttern und den Menschen stehen nach dem Glauben der Vorzeit vier Arten von halbgöttlichen Wesen: Riesen und Zwerge, Helden und Walküren. Die Riesen, auch Hünen oder Thursen genannt, sind zwar von ungeheurer Größe und Kraft, aber an Verstand übertrifft sie der Mensch. Nicht alle Riesen sind so bösartig und selbst den Göttern gefährlich wie die Frost- und Feuerriesen. Manche vereinigen mit der Dummheit eine große Gutmütigkeit, so lange nichts ihre Ruhe stört. Gereizt aber werden sie leicht von un- bändiger Wut ersaßt und sind dann furchtbar in ihrer rohen Raserei. Weit unter dem menschlichen Wachstum bleiben die kleinen Zwerge, Wichte, Alben oder Elsen, aber dafür sind lie mit geistigen Kräften begabt, die den Menschen in solchem Maße versagt sind. Ihr Außeres ist gewöhnlich alt, häßlich

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 16

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
16 3. Haustiere, Speise und Trank. Hausfrau und war wohl zuweilen besonders eingehegt. In dem übrigen Hofraum aber tummelten sich Hühner, Enten und Gänse, wenn sie nicht im Freien ihre Nahrung suchten, wohl auch zuweilen ein Teil des vierfüßigen Kleinviehs, da es weder an Rasen noch an Wasserpfützen gefehlt haben wird. Knechte und Mägde saßen oder standen hier und dort oder gingen ab und zu, wie es das Tagewerk eines jeden mit sich brachte. Zuweilen schlugen die Hunde an, die treuen Wächter des Hofes. Dazwischen spielten, lachten und schrien die meist nackt umher- laufenden, slachsköpfigen Kinder der Herrschaft und der ver- heirateten Knechte, mit ihren unschuldigen blauen Augen und hübschen, weiß und roten Gesichtern. Und über all dem Treiben wachte das nimmer müde Auge der Hausfrau. Nur Haus und Hof war erbliches Grundeigentum der Familie, nicht so das Feld. Jeder Hausvater nämlich erhielt durch Gemeindebeschluß einen Teil des Gemeindelandes zum Anbau des nötigen Getreides bei der Äckerverteilung auf gewisse Zeit angewiesen. Weideland wurde gar nicht verteilt und nicht einmal vom Walde abgegrenzt, sondern es bildete mit diesem zusammen den allgemeinen Änger, wo die Herden aller Dorfbewohner weiden durften, und zugleich den gemein- samen Jagdgrund. Diese Gemeindetriften und -wälder hießen daher die Allmende d. h. der allgemeine Wald- und Weide- boden, der allen Mitgliedern der Gemeinde zum Nießnutz offen stand. 3. Haustiere, Speise und Trank. Eine Anzahl von Haustieren war dem Deutschen von jeher unentbehrlich, so der wachsame „Hoswart", der Hund, dessen Anhänglichkeit, Klugheit, Schnelligkeit und Stärke ihn in Haus und Hof, in Feld und Wald, ja selbst aus Kriegszügen und Volkswanderungen zum hochgeschätzten Gefährten machten. Dagegen galt die Katze, die nur in der Wildnis lebte, als ein unheimliches, zauberkundiges Tier; ihre Stelle im Hause als Mäuse- und Rattenvertilgerin vertrat das Wiesel. Die Pferde der Germanen waren weder groß noch schön, dafür aber be-

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 17

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
3. Haustiere, Speise und Trank. 17 saßen sie grüße Schnelligkeit und Ausdauer. Ein gut zuge- rittenes Pferd galt als eine wertvolle Gabe; wenn der Vater starb, so erbte der tapferste Sohn gewöhnlich dessen Streitroß. Sättel und Steigbügel gab es nicht; sich ihrer zu bedienen hielt man für unmännlich. Nur während des Winters standen die Pferde in Ställen, sonst weideten sie als Herden auf um- zäunten Rasenflächen im Walde. Gewisse schneeweiße Rosse verehrte man als heilige Tiere; sie wurden aus Staatskosten ernährt und gepflegt und zu gewissen Zeiten des Jahres im Lande feierlich herumgeführl. Dabei versuchte man aus ihrem Wiehern und Schnauben zu weissagen. Auch als wertvolle Opsertiere wurden die Pferde benutzt. Das Fleisch aß man, die Köpfe wurden den Göttern geweiht, an Stangen gesteckt oder an geheiligten Stätten angenagelt, namentlich oft über den Thüren der Häuser. Man glaubte, diese Pferdehäupter schützten vor allerlei Ungemach, und daher findet man noch heute in Norddeutschland an den Giebeln vieler Bauernhäuser Pferdeköpfe aus Holz geschnitzt. Den Hauptreichtum des deutschen Hofherrn bildete das Rind, und die Zucht desselben stand in hohem Ansehen. Auf den fetten Weidetriften, der „Waldweide", fanden zahllose Rinder die köstlichste Nahrung, erst abends wurden sie heim- getrieben. Natürlich genoß man nicht nur das Fleisch des Rindes, sondern auch die Milch, die man am liebsten in geronnenem Zustande als Sauermilch aß. Auch Butter und weißer Käse oder Quark waren bekannte und beliebte Nahrungs- mittel. Schafe, Ziegen und Schweine hielt man gleichfalls als Haustiere. Besonders die Schweinezucht war beträchtlich, weil die mästenden Früchte der Eichen und Buchen im Über- fluß den Boden des Gemeindewaldes, in den man die Schweine trieb, bedeckten. Die Kunst des Einsalzens, Räucherns und Dörrens verstand man gar wohl. Nahrung boten außer den Haustieren die eßbaren Arten des Wildes, von denen der Wald wimmelte, wie der Bär, das Renntier, der Eber, der Schelch, der Hirsch, das Reh, das Wisent, der Auerochs und das Wildschwein, ferner Hasen, Biber, Fischottern und anderes Kleinwild. Selbstverständlich Klee, Die alten Deutschen. Z

10. Europa - S. 12

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
12 Zweites Buch. Europa. und hat einige besonders gute Arten (Merinos) geliefert^) Ziegen haben dort, namentlich in felsigen Gegenden, mit hartblättrigen Stauden ihre eigent- liche Heimat gefunden, zerstören aber auch viele Pflanzungen, die Seiden- zucht ist weit verbreitet, vereinzelt die Cochenille" eingeführt. Die rei- ßenden Thiere sind in England ganz, sonst größtentheils ausgerottet, außer im O., wo sie noch manch Unheil anrichten. Die kleinen Plagegeister neh- men nach S. immer mehr zu. Eigentümlich europäisch sind Reh, Mouflou, Steinbock (fast ausgerottet), Gemse, Damwild, Auerochs (nur noch in Litthauen in zahlreichen Exemplaren!) und Murmelthier u. a. § 193. Bevölkerung. Europa der dichtest bevölkerte Erdtheil (1738 E. auf Iq M.). Die dichteste Bevölkerung im W., namentlich Belgien (über 10 000 E. auf 1 ^M.), die dünnste im N. (In Norwegen 314 E. auf 1 ^Hm., im Gouvernement Archangel nur 20 E.). Die Bevölkerung im Ganzen einheitlicher als in irgend einem andern Welttheil, dabei aber zugleich im Einzelnen mannigfaltiger^) (Fig. 73). Jslilndei" .? £äi: Äk,r Shellivnös ituuiri-Li Jnso-Germanen: (6«rtttanen Invnm Kellen %4>maiuti Velten«.Wtthaner > - J Maukasusvölt»r Muven »«!!»!«!»> Griechen Monzolisohe t Itzasken Fig. 73. Ethnographische Karle von Europa. Abkürzungen: H.holländer, B. Vlämen, W. Wallonen, Cz. Ziechen, Wotj. Wotjaken, Tsch. Tscheremissen, Tschuw. Tschuwaschen, Perm. Permiaken. In Serbien, Griechenland, Spanien und Rumänien gibt es mehr Schafe als Menschen, was nördlich nur in Großbritamen und Dänemark der Fall ist. Zu § 193. i)Auch die Cultur in keinem Welttheil im Großen mehr iibereinstim-
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