wöhnlich an einem schwer zugänglichen Platze, auf der Höhe eines Berges, ober in der Ebene zwischen See und Sumpf. Arme Ritter umgaben ihre Schlösser nur mit einem Plankenzaune und würden daher spöttisch Zaunjunker genannt, die wohlhabenben aber legten starke Befestigungen an. Der wichtigste Teil solcher Burg war ein Turm, Bergfrieb genannt, weil er die letzte Zuflucht der Belagerten bilben sollte. Der Hof, der ihn umgab, würde von starken Mauern, von Wall und Graben umschlossen. Im Innern des Hofes lagen die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, oft sehr umfangreich, ba ein zahlreiches Gesinbe und viele Pferbe untergebracht werben mußten. Dagegen war das Wohnhaus meist sehr enge. In ihm bilbete der Ritter- ober Ahnensaal den Mittelpunkt, in dem man Feste feierte und Frembe empfing. Er war wohl mit Siegeszeichen und Ahnenbilbern geschmückt. In ihm ertönte auch die Harfe ober die Fiebel des Sängers, der die Burg heimsuchte. An die Halle schlossen sich die Wohn- und Schlaf räume, auch das Frauengemach, in dem die Burgherrin mit ihren Töchtern und andern Frauen sich aufhielt, mit ihren Mägben Flachs und Wolle spann, auch feine Stickereien anfertigte. Unter dem Turme tiefanb sich gewöhnlich das Verließ, das Gefängnis, in das die Gefangenen meist von oben hinabgelassen würden. Sie erhielten die bürftige Nahrung auf bem-selben Wege. Es waren biefe Verließe büftere, schmutzige Löcher; mancher der Gefangenen sah das Licht der Sonne nicht wieber. Die Zeit war hart, die Menschen kannten selten Erbarmen gegen Feinde. Man schnitt denselben Wohl die Fußsehnen durch, um ihnen die Flucht unmöglich zu machen. Uber den Graben führte eine Zugbrücke, die in unruhiger Zeit, des Nachts aber immer aufgezogen war. Vom Turme herab gab der Wächter das Zeichen, wenn sich etwas Verbächtiges zeigte. Vor dem Gebrauch der Kanonen war eine Burg schwer zu erobern; benn die Lanze, der Pfeil, ja selbst der Sturmbock vermochten wenig gegen den Fels ober die steinerne Mauer. Lag die Burg in der Ebene, so suchte der Feind, falls ein Sturm nicht zum Ziele führte, entweber die Mauer zu untergraben, um sie zum Einstürze zu bringen, ober durch unterirbifche Gänge in das Innere einzubringen. Der gefährlichste Feind aber für die Belagerten war der Hunger; bah er würden die Burgen reichlich mit Vorräten versehen. In solchen Festen bargen die Ritter auch ihre Beute. Manche dieser
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Nach eificner Aufnahme des Verfassers.
82. Berlin. Nand der geschlossenen Häusermassen, davor eine der größten Laubenkolonien, in
denen auf billig ermietetem späteren Bauland der kleine Mann in Gartenarbeit seine ländliche
Vergangenheit wieder aufleben läßt, übrigens auch gar nicht geringe Gemüse- und Obstmengen
für den Bedarf der Weltstadt gezogen werden, im Vordergrunde Kiefern der Jnngfernheide.
Nach eigener Aufnahme des Verfassers.
Rvrstadt. Zwischen hohen Mietskasernen haben sich von altersher noch kleine Häuser
mit Garten und Höfen erhalten, besonders Gartenwirtschaften und Ausspannungen, wie z. B.
dieser „Oldenburger Hof" in der Müllerstraße, wohl das kleinste „Hotel" Berlins.
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und des Nachdenkens.
25
Wer bis hieher mit Aufmerksamkeit und Nachdenken
gelesen hat, wird folgende Fragen richtig beantworten
können.
Was will der hungrige? Was will der Durstige?
Was will der Fleißige? Was will der Faule? Was
will der Müde?^ Was will der Kranke? Was will
der Eigensinnige? Was will der Dieb?
Alles, was man essen kann, heißt? Alles, was man
sehen kann, heißt? Alles, was nicht viel kostet, beißt?
Alles, was man nicht gebrauchen kann, heißt? Alle Thier
re, welche ihre Jungen säugen, heißen? Alle Thiere, welr
che fliegen können, nennt man? An jeder Hand habe ich —
An jedem Fuße habe ich — Mit meinen Händen kann
ich — Mir meinen Füßen kann ich — Mit meiner Zum
ge kann rch —
Die Kinder, welche ihren Aeltern nicht gehorchen, hei-
ßen? Die Kinder, welche ihren Aeltern Freude machen,
heißen?
Was soll der Unwissende? Was soll der Kranke 7
Was soll der Unartige? Was kann der Reiche? Was
kann der Geschicktes Was kann der Starke? Was
kann der Gesunde?
Welche Thiere kann der Mensch bei dem Akkerbau nicht
entbehren? Welches Thier macht, daß er ruhig schlafen
kann? Welchem Thiere verdanken wir es, daß wir sanft
schlafen, und ein weiches Lager haben? Welche Thiere
singen uns bei der Arbeit etwas vor? Welche ahmen
die Sprache der Menschen nach? Welche Thiere sind un-
entbehrlich? Welche verwüsten unsre Garten? Welche
verwüsten 'die Felder?
Weißt du Alles zu nennen, was in diesem Zimmer vom
Schlösser verfertigt worden ist? Aber auch 'Alles, was der
Tischler verfertigt hat? Bemerkst du in diesem Zimmer auch
Dinge, welche der Drechsler gemacht hat? Weißt du mir auch
ein Ding zu nennen, welches von einem Künstler verfertigt,
und zwar in dieser Stube befindlich, aber nicht sichtbar ist'?
Aber wie heißt das Ding, welches in keiner Stube fehlen
darf, ob es gleich den größten Theil des Jahres ganz un-
brauchbar ist? Was bemerkst du in dieser Stube, und beson-
ders an deinen Klcidungssiükken, das sonst an einem Thiere
gesessen hat? Nenne mir die hölzernen, die Eisernen und die
kupfernen Gerärhschaften, welche in keiner Küche fehlen dürfen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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28 I. Kurze Satze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
beit ausstehen? Welche viel Kalte? Welcher Menschen
Beruf erfordert es, fast immer auf Reisen zu sein? Wel,
cbe müssen beständig Blut vergießen? Von welchen Hand-
werkern könnte man sagen, sie leben vom Winde?
Was nicht geschehen kann, ist unmöglich. Es ist un-
möglich, daß ein Schüler etwas lerne, wenn er nicht auf-
merksam und fleißig ist. Es ist unmöglich,- daß derjenige
gesund bleibe, welcher unmäßig isst und trinkt. Es ist un-
möglich, daß ein todter Mensch lebendig wieder erscheine,
und daß ein tauber Mensch sich an scböner Musik ergötzen.
Was ist einem Blinden unmöglich? Was ist einem Kinde
von sechs Monaten unmögich? Was einem Kranken:
Was sein und geschehen soll oder muß, ist nothwen-
dig. Es ist also nothwendig, daß der Mensch gesunde
Nahrungsmittel genieße (warum?). Es ist nothwendig, daß
der müde Arbeiter sich ausruhe und schlafe (warum?). Es ist
nothwendig, daß der Kranke Arznei nehme und sich ruhig
verhalte (warum?). Zst es nothwendig, daß ein jedes Haus
eine Thür und ein Dach habe? Warum? Alle Menschen
müssen sterben; warum? Alle Blumen müssen vergehen;
warum? Alle Kinder müssen lernen; warum? Muß man Al-
les nachahmen, was Andere thun? Darum nicht? — Zst es
nothwendig, daß alle Tische roth angestrichen sind, und daß
alle Wagen vier Räder haben? Würde der Tisch kein Tisch,
und der Wagen kein Wagen sein, wenn der Tisch weiß an-
gestrichen wäre, und der Wagen zwei Räder hätte? Wie aber,
wenn der Tisch keine Füße, und der Wagen keine Räder hätte?
Müssen die Pferde vor den Wagen gespannt werden, um
den Wagen fortzuziehen, oder können sie eben so gut auch
hinter den Wagen gespannt werden? Muß der Hund mit
Fleisch, und das Pferd mit Gras'und Hafer gefüttert wer
den, oder könnte es auch umgekehrt sein?
Alles, was an einem Dinge sein und auch nicht sein kann,
ohne daß das Ding aufhört, dieses Ding zu sein, nennt man
zufällig, oder auch Beschaffenheiten des Dinges. Würde
der Tisch kein Tisch mehr sein, wenn er, anstatt vierekkig zu
sein, rund wäre, oder wenn er, statt eines Kastens, zwei
Kasten hätte, oder wenn er nicht blau, sondern roth ange-
strichen, oder wenn er gar nicht angestrichen wäre? Daß
Also tt'tt Tisch vierekkig ist, einen Kasten hat, und blau
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Ab
Ii. Erzählungen
und wollte es durchaus nicht glauben; aber Ferdinand
wusste es so wahrscheinlich zu machen, daß ihm am Ende doch
das Betragen Ewalds verdächtig vorkommen musste. Er
ließ also den Knaben rufen, und als er erschien, sah er ihn ci;
ne Weile ernsthaft an. Hast du ein gutes Gewissen? fragte er
ihn dann. Bei dieser Frage schien Ewald verlegen zu werden,
und errothete; antworte ehrlich auf diese F age, fuhr Herr
Müller fort. Ich weiß nicht, sagte der Kleine stammelnd, was
ich Böses gethan habe Dein Erreichen verrath dich, erwi-
derte Herr Müller mit Unwillen, und sah ihn dabei finster
und drohend an. Bist du heute in meinem Keller gewesen?
Hast du zwei Flaschen aus dem Keller weggetragen? Das alr
les konnte Ewald nicht leugnen, aber als ihm nun geradezu
Schuld gegeben ward, daß er die gestohlnen Flaschen Wein
weggenommen habe, versicherte er ohne Furcht, daß er un,
schuldig sei, und rechtfertigte sich auch wirklich. Er erzählte
nämlich, daß er heute für seine Mutter zwei Flaschen Bier
geholt, lind diese in den Keller der Seite gesetzt habe, um ei-
nem Schulkameraden, der einen schweren Korb zu tragen
hatte, und ihn nicht mehr allein fortbringen konnte, zu Hülfe
zu kommen; als er wieder zurück zukommen sei, habe ihn ein
großer Junge geneckt und verfolgt, bis er den Keller erreicht
habe. Als er nun wieder herausgekommen wäre, hätte er sich
schüchtern nmgesehen, ob sich der böse Junge nicht etwa wo
versteckt habe. Herr Müller erkundigte sich bei Ewalds Mut-
ter, und fand diese Umstände vollkommen richtig. Nun that
es ihm sehr leid, daß er den ehrlichen und dienstfertigen
Ewald in einem so bösen Verdacht gehabt halte. Um ihn für
dieses erlittene Unrecht zu entschädiget?, schenkte er ihm eini-
ge ganz nene Kleidungsstücke; seinem S ohne aber gab er die
Lehre: sei künftig behutsamer und hüte dich sorgfältig, ir-
gend einem Menschen ohne hinreichende Gründe etwas so
Böses, wie Diebstahl ist, zuzutrauen; denn du hast jetzt die
Erfahrung gemacht, wie leicht der Schein trügt.
2!. Das neugierige Mädchen.
Margarethe war als ein höchst neugieriges Mädchen
bekannt, und schon oft hatten sie ihre Acltern wegen ihrer
thörichten Neugierde bestraft. So bald sie nur das geringste
Geräusch auf der Straße hörte, lief sie an das Fenster, um
zu sehen, was es gäbe; und eines Tages machte die heftige
Neu-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ewald Ewald Ewald Margarethe
zur Beförderung guter Gesinnungen re. 49
Neugierde sie so blind, daß sie mit dem Kopfe gegen die
Fensterscheibe fuhr, und sich sehr beschädigte, indem sie
nicht ein Mal bemerkt batte, daß das Fenster zugemacht
war. Nicht selten verlor sie auf der Straße ihr Strickzeug,
oder was sie eben in der Hand hielt, indem sie hastig lief,
um zu sehen, weswegen sich die Leute versammelten. Bei-
nahe wäre sie einst dabei um's Leben gekommen; denn
indem sie in ihrer Unbesonnenheit zusah, wie ein Ochse,
der sich losgerissen hatte, und eben wieder gefangen wor-
den war, mit Stricken gebunden wurde, riß sich das wü-
thende Thier los, und nur mit genauer Noth flüchtete sich
Margaretha in ein Haus, büßte aber doch dabei ihre
Schürze ein, welche der Ochse im Vorbeirennen mit den
Hörnern fasste und ihr vom Leibe riß. Ihre Neugierde
verleitete sie auch, zu horchen, und man sahe sie oft des
Abends unter den Fenstern stehen, um zu hören, was die
Leute in der Stube sprachen. Aber bei diesem Horchen
lief sie einst sehr übel an; denn ein Mann, der sie dabei
ertappte, züchtigte sie ohne Umstände dafür recht derb, und
ließ sie dann mit der Warnung gehen: künftig horche nicht
wieder, sonst hast du noch etwas Schlimmeres zu erwarten!
22. Das wissbegierige Mädchen.
Karol ine zeigte schon in ihrer frühesten Kindheit eine
große Begierde zu lernen, und sich nützliche Kenntnisse zu er-
werben. Wenn sie etwas Neues sah, so ruhte sie nicht eher,
bis sie es genauer kennen gelernt hatte. Konnte sie nicht durch
eigenes Nachdenken herausbringen, wozu eine Sache nütz-
lich wäre, und warum sie so sein müsste, wie sie war; so
hörte sie nicht auf, zu fragen, bis ihre Wissbegierde befrie-
digt war. Sehr gern ging sie in die Schule, und wenn auch
das Wetter noch so schlecht war, dennoch scheute sie nie den
weiten Weg nach der Schule. Außerordentlich groß war ihre
Freude über ein neues lehrreiches Buch. Sie blätterte nicht
etwa bloß darin, wie es viele Kinder machen, sondern sie
las es langsam und mit großer Aufmerksamkeit durch, und
daher blieb sie auch nie die Antwort schuldig, wenn man sie
fragte: was in dem Buche enthalten sei? Beinahe in al*
len weiblichen Arbeiten, und besonders im Nähen und
Stricken, war sie sehr geschickt, und um es noch mehr zu
werden, wurde sie die Gehülssn einer Frau, welche sie un-
ter der harten Bedingung unterrichten wollte, daß sie ein
D
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Tu. Gesundheilslchre.
150
nigstens ein Mal, Darum wäre es wohl Zu wünschen, daß
man an jedem Orte Anstalten Zum Baden hätte, und daß
das Baden eine allgemeine Sitte würde. Nur dadurch
Wird die Haut so rein gehalten, daß sie frei ausdünsten kann.
Wenn aber das Baden heilsam sein soll, so muß man
folgende Regeln dabei sorgfältig beobachten:
1) Man muß sich vorsichtig an solchen Stellen baden,
wo keine Gefahr tjl.
2) Man muß gesund und wohl sein.
3) Man darf nicht erhitzt sein, oder kurz vorher viel ge-
gessen haben,
4) Man muß sich nicht langsam, sondern geschwind mit
dem Kopfe und dem ganzen Körper, unter das Wasser
tauchen.
5) Man muß im Bade nicht still sitzen, sondern sich
stark bewegen, oder schwimmen Und
6) Nach dem Bade muß man nicht ruhen, sondern ge«
mächlich gehen.
In Ii. hatten die mehrsten jungen Leute Lust zum Laden. Sie
gingen alletage gegenabend, in Gesellschaft, nach einem Leiche.
Einige konnten schwimmen. Diese wollten sich eines Tages, weil
einfremder dabei war, als grosseschwimmerzeigen,kleideten sich
daher schnell ans, obgleich sie noch vom Gehen erhitzt waren,
sprangen inswasser,und durchschwammen denteicheinigemal.
Einen von ihnen rührte derschlag, als er noch fern vomufer war$
dies war diefolge der zuschnellen Abwechselung derllitze mit der
Kälte. Die übrigenschwimmer waren weit von ihm entfernt,und
als *ie herbei kamen theils zu furchtsam, theils zu ermüdet,um ihn
retten zu können. Gott! wer schildert das Schmerzgefühl derje-
nigen, die gern gerettet hätten, aber nicht schwimmen konnten !
Man lief in grösster Eile, um vom nahen Dorfe einen Kaun und
Stangen zu holen. Viele Menschen eilten zur Hülle herbei. Man
fand den Verunglückten bald ; Aerzte kamen auch, aber verge-
bens war dasbemühenp'hn insleben zurück zu bringen. Schreck-
I ich war dielage derer, die denaeltern desertrunkenen dietodes-
nachricht bringen mussten. Man denke sich dengram guter Acl-
lern, welche die irohellofsnung, an dem schon erwachsenensoh-
■ne einestütze ihres Alters zu haben, aus ein Mal zernichtet sahen !
O vergesset es doch nicht, lieben Kinder, dass Vorsichtigkeit bei
jedemunternehmen nöthig ist, vorzüglich aber da, wo nahcgefabr
deslebensdroht.! Sollten nicht endlich sovielebeispieledurchihre
eigene Schuld Ertrunkener, Vorsicht und Behutsamkeit lehren ?
Ein warmes Bad mrtß man in einem hinlänglich war-
men Zimmer nehmen, ja nicht in einem kalten; ohne diese
Vorsicht wird man sich durch ein warmes Bad mehr scha-
de«, als nützen. Theses gilt auch von dm Fußbädern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Vii. Gesundheitslehre.
151
welche Ui Anhäufung des Blutes im Kopfe und in der
Brust sehr heilsam sind.
Nicht bloß seinen Körper und seine Kleidung soll man
reinlich halten, sondern auch das Hausgeräth, die Betten,
die Stuben und die Kammern müssen stets reinlich und or-
dentlich gehalten werden. Dazu gehört, daß man das
Hausgerath fleißig schcure und putze, die Betten von Zeit
zu Zeit in die Sonne lege, oder in die frische Luft hänge
und ausklopfe, und die Stuben oft auskehre, oder scheure.
Nur muß man sich wohl hüten, in einer gescheuerten
Stube, die noch nicht wieder recht trokkezr ist, zu schlafen,
denn das ist sehr schädlich.
6. Von den Speisen.
Warum esset und trinket ihr? Nicht wahr, um euren
Hunger zu stillen, um euren Körper zu erhalten, und
ihn zu ernähren? Und eure vorzüglichsten Nahrungsmit-
tel sind folgende: Brot, Gemüse, (nennt mir einige Ar-
r-ii von Gemüse!) Hülsen- und Saamenfrüchte, (wer
kann einige nennen?) Obst, Milch, Fische und Fleisch. —
Merket euch, daß Psianzenspeisen nicht so nahrhaft und
sicukend stad, als Fleischspeisen, und daß Fleischspeisen
auch nahrhafter sind, als Speisen von Fischen. Darum
sollten unsere Mahlzeiten aus einem kleineren Theile
Fleisch und einem größeren Theile Gemüse bestehen. Von
bloßen Fleischspeisen gerath das Blut in Fäulniß, und wer
bloß Gemüse essen wollte, würde nicht Kraft und Stärke
genug haben
Soll dir- das Essen immer recht wohl schmekken, so
sorge dafür, daß du hungrig werdest; denn der Hunger-
ist der beste Koch, und wenn du recht hungrsg bin, so wird
dir auch die einfachste Kost herrlich schmckken. Aber wenn
du müßig gehest, oder kurz vor der Mahlzeit allerlei Nasche-
reien issest, so kannst du nicht hungrig werden. Du musst
pechig arbeiten, und dich in freier Luft bewegen, dann wirst
du gewiß hungrig zu Tische kommen, und dann werden auch
die Speisen bei dir gedeihen.
Aber merke dir dabei, was das Sprichtwort sagt:
allzuviel ist ungesund. Denke nicht: viel Essen
giebt viel Nahrung; denn wmn du bas, was du gegessen
hast, nicht verdauen kannst, so schadet es dir.
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Vii. Gesundheitslehre.
glücklich der Mensch durch Wildheit und Ausgelassenheit
werden kann.
Viele Jünglinge und Mädchen müssen früh und elend
an der Lungensucht sterben, weil sie den wilde.: Tanz zu
sehr liebten. Wer nicht beim Tanz vollkommenen Athem
behält, sollte sich dieses Vergnügen ganz enthalten. In
einem niedrigen, engen uno dumpfigen Zimmer zu tanzen,
ist höchst schädlich.
8. Vom Schläfen.
Ä)cr ruhig schlafen will, muß sich Nicht mit vollem Magen
niederlegen, nicht hitzige Getränke genossen, sich den Tag
über müde gearbeitet, und ein gutes Gewissen haben. —
An einem ruhigen Schlafe ist sehr viel gelegen; denn wer
nicht ruhig geschlafen hat, kann am Morgen nicht munter
und froh sein, und weder Kraft noch Lust zur Arbeit haben.
Das Schlafgemach muß nicht warm und niedrig, son/
dern kalt, hoch und geräumig sein, und so viel als möglich
frische Luft haben. Deshalb muß man am Tage fleißig die
Fenster öffnen und keine Vorhänge um die Betten haben. —
Auf und unter Federbetten zu schlafen, ist nicht gut; denn
diese Betten haben zu viel Warme, auch sammeln sich die
bösen, unreinen und oft kranken Ausdünstungen darin, und
machen den Körper ungesund. Besonders verursachen sie
Flüsse, Kopf-, Zahn/, Ohren- und Gichtschmerzcn. Die
besten Betten für Erwachsene sind die von Pferdehaacen,
Häcksel oder Stroh, und baumwollene oder wollene durch/
uähete Dekken. Wenn man sich aber ein Mal daran ge/
wöhnt hat, auf Federbetten zu schlafen, so müssen sie im
Sommer alle acht, und im Winter alle vierzehn Tage an
die Luft gebracht, ausgeklopft, und alle Monate mit reinen
Ueberzügen versehen werden.
Auch für Kinder sind Betten von Pferdehaaren, Stroh
oder Moos am besten/ nur müssen sie oft frisch ausgestopft
werden. Federbetten sind Kindern noch weit schädlicher, als
Erwachsenen.
Man muß sich hüten, in fremden Betten zu schlafen,
"N sie nicht zuvor gelüftet, und mit reinen Ueberzügen
sehen Ist man daher auf der Reise, und muß in
Vc m Wirlh^ause übernachten, so thut man wohl, wenn
cml vuft -inem Strohlager vorlieb nimmt, oder sich unaus/
gekleidet auf das legt.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Vii. Gesundheitslehre.
153
feeren,. Besonders muß man sich hüten, saure Speisen in
kupfernen und zinnernen Gefäßen zuzubereiten und auf-
zubewahren ; denn sie losen das Kupfer und das dem
Zinne gewöhnlich beigemischte Blei auf, und verwandeln
es in Gift. Höret hiervon ein warnendes Beispiel:
Del' Schuster B o d e n r e i c h in i 1. kocht« Füaumenmiiss.
Nachdem seine Frau dasselbe in Topfe gethan hatte, blieb am
Bande des kupfernen Kessels, wie gewöhnlich, etwas sitzen.
Der Schuster, welcher aus unzeitiger Sparsamkeit nichts von
dein schönen Müsse wollte umkommen lassen, kratzte Alles sorg-
fältig mit dem Löffel ab, was am Bande des Kessels sitzen ge-
blieben war, und ass es begierig. Einige Stunden nachher em-
pfand er heftige Leibschinerzen. Ernährn einen Schluck Brann-
tewein, aber die Schmerzen wurden nur ärger darnach, und
erbrachte die Nacht unter schrecklichen Qualen zu. Am Mor-
gen war sein Leib aufgeschwollen, und es musste ein Arzt zu
Eltüfe gerufen werden. Doch dieser kam leider zu spät; denn
schon war der Unglückliche an dem Müsse, welches er so un-
vorsichtig genossen hatte, gestorben. Die Säure der Pllau-
men hatte nämlich den Grünspan aus dem Kupfer gezogen,
und so das Muss vergütet.
Wer unglücklicher Weise etwas Giftiges genossen
hat, muß sogleich viel warme Milch, oder Wasser, mit
frischer geschmolzener Butter oder Oel vermischt, trin-
ken. Brechmittel sind am wirksamsten, wenn Jemand
Schierling, oder Wolfskirschen u. dgl. gegessen hat.
Weizenbrot-, Kuchen und Semmel schaden in großer
Menge, und warm genossen, und sind nicht so gesund,
als Roggenbrot. Doch muß auch dieses einige Tage alt
sein, wenn es den Namen einer heilsamen Speise verbiet
nen soll. Zu den vorzüglich schädlichen Speisen gehört
auch das fette Backwerk (Kuchen), besonders Pasteten
und Torten, die nur ein äußerst starker Magen zu ver-
dauen im Stande ist.
Maria pflegte, wenn sie Brot im Vorrath hackte, für ihre
Kinder kleine Salzkuchen zu hacken, um sie ein Vergnügen
zu machen. Eines Tages hatte sie dies auch gethan, und liess
sich von den Kindern erbitten, ihnen die Kuchen sogleich zu
geben, ehe sie noch kalt geworden waren. Zwar hatten sie Alle
versprochen, nicht eher davon zu essen, als bis sie kalt geworden
waren; allein Christian, Mariens zweiter Sohn, konnte doch sei-
nebegierde nicht massigen, sondern verschlang den ganzen heis-
senkuchen. So lief er aufseis.ward durstig,und trank dafveiskalte
Wasser.auf einmal fühlte eruebelkeit,und kaum konnte er noch
das Haus erreichen. Mit jeder Stunde ward sein Zustand schlim-
mer, und noch vor Abend war er todt. Die Aerzte öffnet en sei~
nen Leib, um die Ursache seines plötzlichen Todes zu erfahren,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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