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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 21

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 21 — der den Hader für seine selbstsüchtigen Zwecke ausbeutet, und so geschah es auch in diesem Falle. In Athen war ein vornehmer und reicher Mann, Peisistratos, der im Trüben fischen upd die Regierung an sich bringen wollte. Er stellte sich auf die Seite der bedrängten Armen und schürte noch ihren Haß gegen die Reichen. Und nachdem er durch sein Reden und Thun die Armen ganz für sich gewonnen hatte, brauchte er eine List. Als seine Partei wieder einmal versammelt war, brachte er sich selbst zu Hause eine leichte Wunde bei, eilte dann auf den Markt, wo die Versammlung stattfand, und sagte mit erheucheltem Zorn, er sei von der anderen Partei überfallen und nicht mehr feines Lebens sicher Das entrüstete Volk beschloß daher, ihm zu seinem Schutze eine Leibwache von 50 Keulenträgern zu geben; aus den fünfzig wurden bald hundert und mehr, und als er eine ausreichende Schar von bewaffneten Anhängern hatte, besetzte er die Bnrg der Stadt und erklärte sich zum Herrscher. Er regierte mit Mäßigung, Milde und Gerechtigkeit und that viel für die Hebung der geistigen Bildung. Die Reichen blieben ihm aber feinb, und es gelang ihnen, zweimal den Tyrannen aus der Stadt zu vertreiben, doch er kehrte bald wieder zurück und in den letzten zehn Jahren blieb er ungestört im Besitze seiner Macht. Als er starb, ging die Herrschaft auf seine Söhne, Hippias und Hipparchos, über und sie regierten ganz in der Weise ihres Vaters. Allein die Athener wünschten die Republik zurück und es bildete sich eine Verschwörung, die Regenten zu ermorden; an ihrer Spitze standen Harmodios und Aristogeiton. Als einmal das größte Fest der Athener, die Panathenäen, gefeiert wurde, wobei ein feierlicher Zug nach der Burg stattfand, fielen die Verschworenen über die Tyrannen her und erdolchten Hipparchos, doch Hippias rettete sein Leben. Harmodios wurde von der Leibwache niedergestoßen, Aristogeiton gefangen und dann gefoltert, er sollte seine Mitschuldigen angeben, aber er blieb unter den heftigsten Schmerzen standhaft und verriet keinen der Freunde; er starb unter dem Beil des Scharfrichters. Seitdem fürchtete Hippias die Athener, umgab sich mit Bewaffneten aus der Fremde und verhängte über alle, die ihm verdächtig waren, strenge Strafen. Dadurch aber verschärfte er den Haß seiner Feinde und verlor alle früheren Anhänger. Da riefen die Athener die Spartaner zu Hilfe, und Hipparchos mußte sich mit seinen Mietlingen in die Burg ein-

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 6

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 6 — Sohn zur Welt bringen, bcr feinen Großvater vom Throne stürzen und über ganz Asien herrschen würde. Der König erschrak und gab Manbane nicht einem Meber, fonbcrn einem Perser zur Frau, benn bic Meber waren das herrfchenbe Volk, die Perser aber ein unterworfenes, und er meinte, die Meber würden sich dem Sohn eines Persers nie unterwerfen. Doch als nun Manbane einen Sohn bekam, wollte er noch sicherer gehn und den Enkel töten lassen. Er hatte einen Vertrauten, der mit dem Königsgcfchlccht verwanbt und ihm ganz ergeben war, er hieß Harpagos. Diesem trug er auf, den Knaben in der Wilbnis auszusetzen und, wenn er tot wäre, ihn zu begraben. Er bürste nicht wiberfprechen, benn der König verlangte stets den strengsten Gehorsam. Harpagos nahm das Kind, das königlich geschmückt in einem Korbe lag, mit sich, boch auf dem Wege nach Haufe vergoß er bittere Thränen. Als er feiner Frau den Befehl des Königs mitteilte, fragte sie: „Was wirst bu thun?" Er erwiberte: „Ich werbe das Kind nicht umbringen; cs ist mit mir verwanbt, und der König ist alt, und wenn er stirbt, wirb Manbane zur Regierung kommen und für den Morb ihres Sohnes an mir Rache nehmen." Er schickte nach einem Hirten des Königs, der in der Wilbnis Rinber hütete und sprach zu dem: „Der König befiehlt bir, bies Kind zu töten; wenn bu es nicht thust, haft bu die grausamste Strafe zu erwarten. Ich werbe nach einigen Tagen nachfehn lassen, ob bu den Befehl des Königs vollzogen haft." Am Hofe des Astyages hieß es, das Kind fei von einer Sklavin geboren, aber der Hirte erfuhr, es fei das bcr Manbane, und er war sehr bekümmert. In feiner Hütte angelangt, klagte er bcr Frau fein Leid und zeigte ihr das Kind. Als sie den kräftigen und schönen Knaben sah, warf sic sich dem Mann zu Füßen und beschwor ihn, das Kind nicht auszusetzen. Nun traf es sich, daß Tags vorher auch in der Hütte des Hirten ein Knäblein geboren war, aber ein totes. Und die Frau sagte: „Ziehe unserem Kind die königlichen Kleiber an und fetze es aus, den Knaben bcr Manbane aber geben wir für unsern Sohn aus." Dies geschah benn auch, und als einige Diener des Harpagos kamen und den Leichnam sahen, würde das Kind des Hirten begraben und das bcr Manbane war gerettet. Es erhielt den Namen Kyros. So wuchs der Knabe aus Königsgefchlecht unter der mütterlichen Pflege der Hirtin in einer Hütte auf. Als er zehn Jahre alt war, spielte er einmal mit feinen Genoffen, den Dorfkinbern, König und

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 8

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 8 — sende deinen Sohn her, daß er meinem Enkel Gesellschaft leiste. Zu Mittag sollst du dann wiederkommen, denn ich will ein Freudenmahl halten, weil Kyros wiedergefunden ist." Harpagos war sehr froh, so gelinde abgekommen zu sein. Er schickte seinen Sohn, es war sein einziger, in den Palast und kam später in Festkleidern zum Mahle. Jeder Gast saß an einem besonderen Tischchen, den Übrigen wurde Lammfleisch vorgesetzt, dem Harpagos andere Speise. Als das Mahl beendet war, fragte ihn der König: „Wie hat dir das Mahl geschmeckt?" Er erwiderte: „O vortrefflich." Da gab jener einen Wink und ein Diener brachte Harpagos einen verdeckten Korb und ließ ihn die Hülle abnehmen. Da erblickte er darin den abgeschnittenen Kopf und die Hände und Füße seines Sohnes. Zur Strafe für seinen Ungehorsam hatte der grimmige König den Knaben schlachten, sein Fleisch braten und es dem Vater als Speise vorsetzen lassen. Höhnisch fragte er Harpagos: ,.Was für Fleisch meinst du gespeist zu haben?" Jener aber bezwang sich und sagte: „Ich erkenne es; was der König thut, ist wohlgethan." Die Überreste seines Sohnes legte er in ein Tuch und bestattete sie. Kyros wurde von dem Großvater mit Gesolge zu seinen Eltern nach Persien gesandt, wo er mit großer Freude empfangen wurde; auch er freute sich, doch behielt er die Frau des Hirten, die ihn so liebevoll gepflegt, in treuem Gedächtnis. Als er in Persien zum Mann herangewachsen, war er der tapferste unter allen Altersgenossen und wurde von allen geliebt. Harpagos hatte unterdessen durch seinen Eifer um das Wohl des Königs und feinen unbedingten Gehorsam das vollevertrauen desselben wiedergewonnen, und es schien, als ob er der Greuelthat an seinem Sohn nicht mehr gedächte. Allein es war nicht so, er erwartete nur die Zeit, wo er an dem König die bitterste Vergeltung üben könnte. Astyages hatte sich durch seine Strenge und Grausamkeit den Haß der Großen im ganzen Reiche zugezogen, daher konnte Harpagos einen nach dem andern überreden, sich mit ihm zu verbinden, den König vom Throne zu stoßen und die Herrschaft auf Kyros zu übertragen. Darauf schlitzte er deu Leib eines Hasen ans, und nachdem er einen Brief, hineingelegt, nähte er die Öffnung sorgfältig zu. Dann sandte er einen treuen Sklaven mit dem Hasen zu Kyros und ließ ihm sagen, er solle den Leib des Tieres ganz im Geheimen öffnen. Der Sklave hatte, um allem Verdacht zu entgehen, einen Jägerspieß in der Hand getragen und wurde so für

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 9

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 9 — einen Mann gehalten, der den Hasen erlegt hatte. Als er an- gekommen, nahm Kyros den Brief heraus und fand darin die Aufforderung des Harpagos, den Astyages, der ihn habe töten wollen, mit Krieg zu überziehen und selbst König zu werden; die medischen Großen seien schon fast alle für ihn gewonnen. Nun versammelte Kyros die Perser, las einen Brief vor, als wenn er vom König wäre, worin er zum Obersten der Perser ernannt wurde, und befahl, sie sollten sich am folgenden Tage mit Sicheln versehn auf ein großes Feld begeben, das von Disteln starrte, und es bis zum Abeud ganz rein machen. Es war eine gewaltige Arbeit und kostete vielen Schweiß. Abends kam dann Kyros und forderte sie auf, am nächsten Tage sich wieder einzufinden, aber in ihren besten Kleidern, er würde ihnen ein Mahl ausrichten. Das klang schon anders als der erste Befehl. Freudig erschienen sie zum Mahle und es wurden ihnen leckere Speisen und Wein in Fülle gereicht. Das Fest währte bis Sonnenuntergang, dann versammelte sie Kyros um sich und fragte: „Welcher Tag hat euch besser gefallen, der gestrige oder der heutige?" Sie erwiderten: „Wie kauust du nur fragen? Der gestrige war nichts als Arbeit und Mühsal, der heutige voll Lust und Freude." Da sagte Kyros: „Nun, ihr Perser, so schwere Tage wie gestern habt ihr immer, so lange ihr unter der Herrschaft der Meder steht: wollt ihr mir aber folgen und mir helfen den König Astyages vom Throne zu stoßen, so werdet ihr immer solche Tage haben wie heute." Die Perser hatten schon lange die Herrschaft der Meder unwillig ertragen und folgten also gern der Aufforderung und rüsteten sich zum Kriege. Als Astyages es erfuhr, schickte er einen Boten an seinen Enkel mit dem Befehl, sofort zu ihm zu kommen. Kyros antwortete, er würde früher kommen, als es ihm lieb fein möchte. Da zog Astyages ein Heer von Medern zusammen und ohne zu bedenken, welch schweres Herzeleid er Harpagos angethan, stellte er diesen an die Spitze des Heeres. Wie nun die Perser gegen die Meder kämpften, gingen fast alle Vornehmen mit ihren Scharen zu Kyros über und die andern flohen. In seinem Grimm über die Niederlage ließ Astyages die Traumdeuter hinrichten, weil sie ihm geraten hatten, seinen Enkel am Leben zu lassen. Dann sammelte er ein zweites Heer von denen, welche, weil sie zu jung oder zu alt waren, zu Hause geblieben waren; er selbst führte sie. Diesmal wurde der Sieg den Persern noch leichter und Astyages wurde gefangen. Da trat Harpagos zu ihm heran, und wie der

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 74

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 74 — gingen ihn abzuholen, doch seine Gemahlin hatte in der Nacht ängstliche Träume gehabt und ihn dringend gebeten, die Versammlung aus einen andern -Lag zu verschieben, was Cäsar auch ihr zuliebe versprach. Indessen einer der Verschworenen stellte ihm vor, daß er dadurch den Senat bitter kränken würde, und so ging er dennoch zu der Versammlung. Hier bat ihn ein Verschworener um die Rückkehr seines verbannten Bruders. Als Cäsar ihn auf eine andere Zeit verwies, zog jener ihm den Mantel von der Schulter. Dies war das Zeichen; während Cäsar sich unwillig zu ihm wandte, erhielt er von einem andern den ersten Dolchstoß. Der Stoß traf nur die Schulter und er rief: „Verruchter, was thust du?" Aber jetzt drangen sie von allen Seiten auf ihn ein; die Mörder waren so hitzig, daß sie sich untereinander selbst verwundeten. Cäsar wehrte sich, doch bald sank er, mit 23 Wunden bedeckt, an der Bildsäule des Pompejus tot nieder. Die Senatoren hatten, vor Überraschung erstarrt, dem Morde zugesehn und eilten hinweg. Die Verschworenen zogen mit ihren blutigen Schwertern durch die Stadt und riesen die Bürger zur Freiheit auf, doch nur wenige schlossen sich ihnen an. Als die Leiche feierlich bestattet werden sollte, hielt Antonius, einer der eifrigsten Anhänger Cäsars, diesem eine Leichenrede, in welcher er seine großen Thaten und Verdienste und seine Liebe für das Volk pries. Dann las er aus Cäsars Testament vor, daß er seine schönen Gärten dem Volke und jedem einzelnen ein Geschenk von 300 Sestertien (45 Mark) vermacht habe, und zum Schluß riß Antonius die Decke vom Leichnam ab und wies den vielfach durchbohrten Purpurmantel vor. Da geriet das Volk außer sich, es errichtete sofort aus allem Holzwerk, das in der Nähe war, einen Scheiterhaufen über der Leiche auf und setzte ihn in Brand, um seine Liebe sür Cäsar zu erweisen. Dann liefen sie durch die Straßen, zündeten mehrere Häuser der Republikaner an und töteten ihre Insassen. Antonius und Octavianus. Länger als zehn Jahre wüteten nun wieder die Bürgerkriege in dem unglücklichen Reiche. Die beiden Männer, welche bald im Bunde miteinander, bald gegeneinander die verzehrende Flamme des Krieges unterhielten, waren Antonius, der Freund, und Octavianus, der Großneffe Cäsars, beide von dem Wunsche erfüllt, das Erbe

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 42

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 42 — die Mauer erstieg und die Feinde verjagte. Bleich und blutig ward Alexander aus seinem Schilde fortgetragen, er schien dem Tode nah zu sein. Als die Makedonier mehrere Wochen lang ihren König nicht zu sehn bekamen, glaubten sie, er sei tot und man verheimliche es ihnen nur. Aber er war bereits in der Genesung, und da er von der Besorgnis seines Heeres hörte, ließ er sich, obwohl noch schwach, auf einem unbedeckten Schiffe an den Ort fahren, wo seine treuen Krieger lagerten. So lange er still lag, wollten sie noch nicht an sein Leben glauben; als er aber die Hand ausstreckte, waren sie vor Freude außer sich, und wie er gar ans Land stieg, sich zu Pferde setzte und dann eine Strecke zu Fuß ging, stürzte alles hinzu, streute Blumen vor ihm her und suchte seine Hände, Kniee oder Kleider zu berühren. Einige Zeit darauf hatte er den Schmerz, in der Stadt Babylon seinen vertrautesten und geliebtesten Freund Hephästion durch den Tod zu verlieren. Er kam sich nun wie verwaist vor, mochte nicht essen noch trinken. Zur Verbrennung des Leichnams ließ er einen Scheiterhaufen errichten, auf welchen die ungeheure Summe von 10000 Talenten (nach unserem Gelde etwa 42 Millionen Mark) verwandt wurde. Alexander folgte dem Freunde bald nach, er wurde nur dreiunddreißig Jahre alt, zwölf Jahre und acht Monate hatte er regiert. Er starb nicht auf dem Schlachtfelde, wo er so oft sein Leben preisgegeben hatte, eine verzehrende Krankheit ergriff und tötete ihn, sie war die Folge seiner rastlosen, höchst aufregenden und gefahrvollen Thätigkeit. An seinem Sterbetage wurden seine Getreuen noch durch das Krankenzelt geführt und durften ihm Mann für Mann ihre Hand zum Abschied reichen. Die Ilömer. Sagen aus der Zeit der Röntge. 753 Jahre vor Christi Geburt soll die Stadt Rom gegründet sein. Der König der Stadt Alba in Italien war gestorben und sein Sohn Numitor folgte ihm in der Regierung, aber der jüngere Bruder Amulius stieß ihn vom Throne. Da dieser fürchtete, daß die Kinder Nnmitors Rache an ihm nehmen würden, ließ er den Sohn töten, und die Tochter, Rhea Silvia, zwang er, Priesterin der Göttin

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 45

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 45 — ihm am nächsten war, dann den zweiten und endlich ohne Mühe den schwerverwundeten dritten. Jetzt jubelten die Römer und nach der getroffenen Abmachung mußten sich die Albaner unterwerfen. Horatins, auf seinen Sieg stolz, zog an der Spitze des Heeres in Rom ein. Am Thore stand seine Schwester, sie war die Braut eines der gefallenen Albaner, und als sie unter den Siegeszeichen des Bruders das Gewand erblickte, das sie für ihren Bräutigam gearbeitet, rang sie die Hände und rief jammernd seinen Namen aus. Darüber ergrimmte Horatius, denn den Römern ging nichts über die Ehre und Wohlfahrt ihrer Stadt. Er stieß die Schwester mit seinem Schwerte nieder und rief: „Unwürdige, die du der toten Brüder und des lebenden und deines Vaters vergessen kannst, geh' mit deiner Liebe zu deinem Bräutigam! So fahre jede Römerin hin, die einen Feind betrauert." Nach dem römischen Gesetze stand auf dem Geschwistermord Todesstrafe, Horatius wurde daher von den Richtern zum Tode verurteilt. Doch als der alte Vater flehentlich bat, ihn nicht auch seines letzten Kindes zu berauben, sprach das Volk Horatius frei; das Volk konnte jede Strafe erlassen. Allein das Verbrechen verlangte doch Sühne, es wurden daher den Göttern Sühnopfer gebracht und der Verbrecher wurde mit verhülltem Gesicht unter einem Galgen durchgeführt. In Rom haben nach Romnlus noch sechs Könige regiert, der letzte hieß Tarqninius, er erhielt vom Volke den Beinamen „Der Übermütige" (Superbus). Er erweiterte das römische Gebiet durch viele Siege, und unter seiner Regierung wurde das Capitolium gebaut, die Burg von Rom, mit dem dreifachen Tempel der Götter Jupiter, Juno und Minerva. In dem der Minerva wurden die sibyllinischen Bücher niedergelegt. Sibylle ist soviel wie Wahrsagerin. Einst kam eine alte Frau, die Sibylle aus Cumä, zu Tarquiuius und bot ihm drei Bücher zum Kaufe an, doch der verlangte Preis war ihm zu hoch. Nach einiger Zeit kam sie wieder, aber nur mit zwei Büchern, das dritte hatte sie verbrannt, und gleichwohl forderte sie denselben Preis wie das erste Mal. Der König wollte die große Summe um so weniger zahlen. Die Sibylle erschien aber aufs neue, diesmal mit einem Buch, sie hatte noch eines verbrannt und verlangte doch den nämlichen Preis wie früher. Da wurde der König aufmerksam, ließ das Buch untersuchen, und es fand sich, daß der Inhalt aus Prophezeiungen

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 47

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 47 — der Verschworenen gestanden hatten; der Vater sollte also seine eigenen Kinder hinrichten lassen. Aber wie er selbst sein Leben mit Freuden für das Wohl der Vaterstadt hingegeben hätte, so schonte er auch das seiner Söhne nicht. Er sprach das Todesurteil über sie wie über die andern aus und brachte es über sich, als ein echter, strenger und gerechter Römer mit unverwandtem Blicke die Köpse der Söhne fallen zu sehen. Tarquinius wandte sich in Etrurien an den König Porsena um Hilfe und dieser zog mit einem großen Heere gegen Rom. Es kam zu einer Schlacht, in welcher die Römer geschlagen wurden und auf der Brücke über den Tiber in die Stadt fliehen mußten. Ein heldenmütiger Mann, Horatius Cocles, beschwor ferne Genossen die Brücke zu verteidigen, unterdessen sollten andere sie« abbrechen, doch nur zwei hatten den Mut bei ihm zu bleiben. Die Feinde drangen an, aber die drei Römer leisteten Widerstand und hielten sie auf. Als fast alle Pfähle der Brücke unter Beilhieben gefallen waren, retteten sich die zwei Genossen über die letzten zusammenhängenden Bretter nach dem anderen User, Horatius aber blieb auf seinem Posten, bis die Brücke völlig eingestürzt war. Dann ries er: „Heiliger Flußgott, nimm mich günstig aus!" und schwamm unter einem Hagel von feindlichen Geschossen glücklich zu den Seinigen. Für den Augenblick war Rom gerettet, aber es wurde belagert und bald stellte sich Hungersnot ein. Da entschloß sich ein junger Mann, Mueius Scaevola, sich für die Stadt zu opfern, indem er in das Lager der Feinde ginge und den König Porsena umbrächte. Es wurde gerade den Soldaten die Löhnung ausgeteilt, der König saß neben seinem Schreiber, beide gleich gekleidet. Mit einem Dolche unter dem Mantel drängte sich Mucius heran und erstach den, welchen er für den König hielt. Er traf aber den Schreiber, wurde ergriffen und gefragt, wer er sei. Unerschrocken sagte er: „Ich bin ein Römer, mein Name ist Mucius. Ich habe als Feind den Feind ermorden wollen und scheue weder Tod noch Qual." Der König drohte, ihn ins Feuer werfen zu lassen. Mucius steckte aber freiwillig seine rechte Hand in die Flamnie eines nahen Opferherdes und ließ sie verbrennen. Der König bewunderte seine Furchtlosigkeit und schenkte ihm die Freiheit. Da sagte Mucius: „Zum Dank sür dein Geschenk will ich dir verraten, daß dreihundert römische Jünglinge sich gegen dich verschworen haben.

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 31

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 31 — Als er auf dem Sterbebett lag, beschieb er seine Söhne zu sich und gab ihnen ein Bünbel Pfeile mit Der Aufsorberung, es zu zerbrechen. Aber sie versuchten sich vergebens baran, keinem gelang es. Darauf gab er jebem einen Pfeil und nun konnten sie die Pfeile ohne Mühe knicken. Da sprach der König: „Laßt euch bieg Gleichnis zur Lehre bienen; so lange ihr einig feib, werbet ihr niemand zu fürchten haben; entzweit ihr euch aber, so wirb einer nach dem artbern bezwungen werben." — Dieses letztere Schicksal bereiteten sich die Hellenen durch ihre langen und bitteren Kriege um die Oberherrschaft in Hellas. Ein Nachbarlanb von Hellas war Makebonien, teils von Barbaren, teils von Hellenen bewohnt. Die Könige Makeboniens leiteten ihr Geschlecht von dem Halbgott Herakles her. Als nun der schlaue König Philippos auf dem Throne war, gelang es ihm, bert Hellenen das Netz über bert Kopf zu werfen und sie sich unter-thänig zu machen. Mit ihrer Hilfe gebachte er alsbalb gegen das Perserreich zu ziehen und sich der unermeßlichen Reichtümer zu bemächtigen, welche bieses in sich barg. Er hatte schon die Vorbereitungen zum Kriege getroffen, wollte aber noch vor feinem Aufbruch die Hochzeit seiner Tochter mit dem König von Epeiros feiern. Viele vornehme Gäste versammelten sich um ihn, die hellenischen Staaten brachten ihm golbene Kronen bar, Wettkämpfe würden angestellt, und als die Silber der zwölf großen Götter in feierlichem Aufzuge einhergetragen würden, schloß sich biesen als das breizehnte das Bilb des Königs an, ebenso glänzend geschmückt. Er schien einer der glücklichsten Sterblichen zu sein. Doch als er in prnnkenbem Gewanbe im Theater saß, traf ihn der Stahl eines Mörbers. Einer von seinen vornehmen Leibwächtern glaubte sich von einem artbern schwer beleibigt und sorbcrte bert König aus, ihm Genugthuung basür zu verschaffen, und weil sie ihm nach seiner Meinung nicht hinreichertb gewährt würde, erstach er den König inmitten seiner glänzenben Umgebung. Der Thron kam nun an den zwanzigjährigen Alexanber, Sohn des Philippos und seiner Gattin Olympias. Ihm hat man mit Recht den Beinamen des Großen gegeben. In der Nacht, als Alexanber geboren würde, zünbete ein Narr den prächtigen Tempel der Artemis in Ephesos an und zerstörte so eines der Wunberwerke der alten Baukunst. Er verübte den Frevel, um seinen Namen, wenn auch durch ein

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 5

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 5 — vollen Schlauch Preis, und als dieser geleert war, noch einen. Darüber brach die Nacht ein, den Wächtern war der Wein in den Kopf gestiegen und sie schliefen ein. Da nahm jener den Leichnam herab und verhöhnte noch die Wächter, indem er ihnen den Bart auf einer Seite abschor, auf der andern stehn ließ. Wie dieser Vorgang dem König berichtet wurde, war er noch mehr als vorher begierig, den dreisten Missethäter in seine Gewalt zu bringen. Ausrufer wurden durch die Straßen geschickt, welche ansagten, wer da wolle, könne zu des Königs Tochter kommen und ihr seine schlaueste und seine schändlichste That nennen. Die Prinzessin saß in einem dunkeln Saal und sollte, wenn sich der Schuldige verriete, ihn festhalten und nach der Wache rufen. Es kamen manche andere zur Prinzessin und endlich auch der Sohn der Witwe. Er sagte: „Meine schlauste That ist, daß ich die Wächter überlistet und den Leichnam geraubt habe, die schändlichste, daß ich meinem Bruder den Kopf abschnitt." Da faßte die Prinzessin nach seiner Hand und rief zugleich nach der Wache. Doch als diese kam, sah man, daß sie nur eine Hand ergriffen hatte und der Mann entkommen war. Er hatte nämlich eine Hand des Brnders abgeschnitten und diese ihr hingehalten. Da bewunderte Rhampsinit die Kühnheit und Erfindsamkeit des Unbekannten und sandle Boten in alle Städte und sicherte ihm Straflosigkeit zu, wenn er zu ihm käme. Dieser traute dem König und kam, und der König gab ihm seine Tochter zur Frau. „Denn," sagte er, „die Ägypter sind klüger als alle andern Völker und mein Schwiegersohn klüger als alle andern Ägypter, also ist er der klügste unter allen Menschen." Die Meder und Perser. König Ryros. Vor mehr als zweitausend Jahren lebte in Asien, im Reiche Medien, ein König mit Namen Astyages. Das Reich war groß und von verschiedenen Völkern bewohnt. Der König hatte eine Tochter, Mandane, aber keinen Sohn. Als die Tochter erwachsen war, träumte er einmal, daß aus dem Leibe der Mandane ein Weinstock aufwachse, fo hoch und breit, daß er ganz Asien überschatte. Astyages ließ feine Traumdeuter rufen und fragte, was der Traum bedeute. Sie sagten, Mandane werde dereinst einen
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