8
Rmische Geschichte.
Jahre vor Christus
;i(| Iii. Rom unter Csaren.
vorohml Augustiis und sciu Haus. Vergilius, Horatius, Livius
bis Oo nach Christ.
9 Arminius.
33 Tod Jesu Christi.
- 64 Nero. Apostel Paulus in Rom. Christenverfolgungen.
? Flavier.
his b
70 Jerusalems Fall.
79 Herculanum und Pompeji. Plinius der Aeltere.
98 Trajan, Hadrian, die Antonine. Tacitus, Plinius der Jngere, bis 180 Marcomannen.
193 Septimius Severus.
270 Aurelian. Alemannen, Franken, Gothen.
284 Diocletian. (Caesares und Augusti.)
306 Konstantin und sein Haus. Das Christenthum. Constantinopel. bis 363 Julianus Apostata. Athanasius. lphilas.
378 Valens fllt bei Adrianopel.
395 Tlieodosiiis der Grosse, lezter Kaiser des vereinigten Reichs.
395 Ost- und Westrom. Stilicho,
476 Ende des westrmischen Reichs. Romains Augustulus. Odoaker.
4
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
198
auf der Flucht besiudlicheu Thäter. Es war ein gewandter Abenteurer aus
Corsica, Fieschi, ehemals Soldat. Er sagte aus, daß er den König habe
tödten wollen, und dazu eine Maschine mit vielen Flintenläufen, eine soge-
nannte Höllenmaschine, angefertigt, gestand auch, mit den Republikanern in
Verbindung zu stehen. Er wurde mit zwei seiner Mitwisser, dem Materia-
lienhändler Pepin und dem Sattler Moreh, hingerichtet. Da man diese
Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ruhe den Wirkungen der unge-
zügelten republikanischen Presse zuschrieb, so nahm die Deputirtenkammer am
9. Sept. ein Gesetz an, welches die Herausgabe der politischen Blätter er-
schwerte, die Verantwortlichkeit der Verfasser steigerte, und die Bestrafung
derselben erleichterte. Diese Septembergesetze wurden von den Gegnern der
Regierung mit Erbitterung ausgenommen, und trugen viel dazu bei, Ab-
neigung gegen den König zu verbreiten, so daß die nachfolgenden Ministerien
sich scheuten, sie in strenge Anwendung zu bringen. Denn selbst der Bürger-
stand fühlte sich durch das Mißtrauen jener Gesetze in die Geschwornenge-
richte, welche doch aus ihm hervorgiugen, verletzt, da man die Preßvergehen
gegen die Regierung nicht mehr von den Geschworenen, sondern von der
Pairskammer richten lassen wollte. Auch machte das Umgehen der verfassungs-
mäßigen Bestimmungen einen üblen Eindruck.
Noch kein Jahr darauf, 26. Juni 1836, wurde das Leben des Königö
aufs Neue bedroht. Ein junger, arbeitsscheuer Taugenichts, Alibaud,
schoß mit einer Stockflinte aus den König, als dieser eben in den Tuilerien
in den Wagen gestiegen war, um zu seiner Familie nach Neuillh zu fahren.
Auch hier wurde Ludwig Philipp durch die Vorsehung sichtlich geschützt.
Denn der wohlgezielte Schuß fehlte, weil der König gerade eine grüßende
Bewegung machte. Ob Alibaud von den Republikanern zum Königsmord
augestiftet gewesen, ließ sich nicht Nachweisen; er gab seinen Haß gegen das
Königthum als Beweggrund an, und wurde hingerichtet.
Ueberhaupt war das Jahr 1836 für Frankreich besonders unruhig. Der
älteste Sohn des ehemaligen Königs von Holland, Ludwig Napoleon,
der bisher in Arenenburg, einer Besitzung seiner Mutter im Thurgau in
Helvetieu, gewohnt hatte, erschien 30. Oet. 1836 plötzlich in Straßburg, wo
er mit einigen Offizieren einverstanden war, und verlangte von den Soldaten,
ihn als Napoleon Ii. zum Kaiser auszurufen. Der Ausgang dieses Strei-
ches erregte mehr Spott als Besorgniß. Er wurde alsbald festgenommen,
und aus besonderer Rücksicht unter der Bedingung, daß er nach Amerika
gehen wolle, nicht vor Gericht gestellt. Seine Theilnehmer, die als eid-
brüchige Militairs das Leben verwirkt hatten, wurden nach der Entlassung
des Anstifters eben so willkürlich von der Jury für nicht schuldig erklärt.
Ludwig Napoleon kehrte im nächsten Jahre aus Amerika zurück.
Einige Wochen später erfolgte der dritte Angriff auf das Leben des
Königs. Als er 27. Dec. (1836) über die Tuilerieubrücke ritt, um die
Kammer der Deputirten zu eröffnen, lauerte ein ähnlicher Taugenichts, wie
die früheren Mörder, Meunier, auf ihn, und drückte ein Pistol auf ihn
ab. Die Kugel fehlte, und fuhr zwischen dem Könige und seinem ältesten
Sohne, dem Herzog von Orleans, durch. Meunier wurde zum Tode ver-
urtheilt; da aber die bisherige Strenge von ähnlichen Verbrechen nicht zurück-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Napoleon Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Meunier
Extrahierte Ortsnamen: Corsica Alibaud Frankreich Holland Arenenburg Thurgau Helvetieu Straßburg Amerika Amerika
Schiffe, und nöthigte durch sein Beispiel die englische und französische See-
macht, ihm darin beizustehen, so daß bald das Meer von dieser Plage ge-
reinigt war.
130. Rußland und die Türkei.
(Tod Alexanders I. 1. December 1825. Thronbesteigung Nikolaus I. Ausrottung der
Janitscharen 1826 Russisch-türkischer Krieg 1828—1829. Diebitsch-Sabalkanski. Frie-
den von Adriauopel 14. September 1826.)
Revolutionen in Petersburg und Constantinopel. —Nicht
lange vor Ausbruch des Krieges waren die Beherrscher Rußlands und der
Türkei großen Gefahren entgangen. Kaiser Alexander war I. December 1825
auf seiner Reise durch das südliche Rußland in Taganrog unerwartet ge-
storben. Da er keine Söhne hinterließ, so war sein nächster Erbe sein älte-
ster Bruder, Großfürst Constantin, der aber bereits früher (1822) auf die
Thronfolge verzichtet hatte. Dennoch wollte der zum Thronfolger bestimmte
Großfürst Nikolaus nach dem Edelmuthe seines Charakters den Thron nicht
anders besteigen, als wenn sein älterer Bruder, der ja seine Gesinnung ge-
ändert haben konnte, seine Entsagung erneuerte. Darum ließ er den Groß-
fürsten Constantin als Kaiser ausrufen und ihm huldigen. Allein dieser er-
klärte nochmals, daß er fest entschlossen sei, seine Ansprüche an seinen Bru-
der abzutreten, so daß nun dieser unter dem Namen Nikolaus I. den
russischen Kaiserthron 1825 bestieg. Schon zwei Tage darauf, 26. December,
brach in Petersburg eine Empörung gegen ihn aus. Es hatten sich nämlich
schon seit geraumer Zeit zwei Verschwörungen gebildet, die eine im nördlichen,
die andere im südlichen Rußland, welche den Umsturz der Regierung und
die Umformung der Verfassung zum Zwecke hatten. Die Theilnehmer waren
meist Offiziere aus den vornehmsten russischen Familien, junge, unbesonnene
Leute, deren Köpfe durch Freiheitsideen erhitzt waren. An der Spitze des
Vereins im nördlichen Rußland stand Fürst Sergoi Trubetskoi, während
Oberst P e st e l den des Südens leitete. Beide standen in Verbindung
(Propaganda) mit einander, und hatten beschlossen, die Empörung während
der Reise Alexanders losbrechen zu lassen. Unbestimmte Nachrichten über
das Dasein einer Verschwörung hatten die letzten Tage dieses edlen Kaisers
umdüstert. Sein plötzlicher Tod war den Verschwornen ungelegen; sie ver-
schoben nun den Ausbruch ans den Tag, an dem die Stadt Petersburg, die
Behörden und die Garden dem neuen Kaiser huldigen sollten. Sie hatten
eine Menge untergeordneter Personen, namentlich Unteroffiziere und Gemeine
der Garden, durch die Vorspiegelung, daß die Thronentsagung Constantins
erlogen sei, und durch Geld und Versprechungen gewonnen. Am Morgen
des 26. Dec. (1825) versammelten sich die hohen Staatsbeamten im Win-
terpalaste und die Regimenter auf den ihnen angewiesenen Plätzen zur Eides-
leistung. Schon hatten die meisten Regimenter den verlangten Eid geschworen,
als das Regiment Moskau ihn verweigerte; denn Constantin habe nicht ent-
sagt, und werde in Fesseln gehalten. Die zur Verschwörung gehörenden
Offiziere verweigerten ihren Chefs den Gehorsam; General Friedrichs wurde
niedergehauen und mehrere andere gutgesinnte Offiziere durch die Meuterer
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Extrahierte Personennamen: Alexanders_I. Nikolaus_I. Alexander Alexander Großfürst_Constantin Constantin Nikolaus Constantin Nikolaus_I. Alexanders Constantins Constantin Friedrichs
29
die Neger, um fürchterliche Rache an ihren bisherigen Peinigern zu nehmen.
Was irgend fliehen konnte, verließ diese Insel des Schreckens, und ließ lieber
Vermögen und Güter fahren, um nur das Leben zu retten. Wehe den
Weißen, die in die Hände der Schwarzen fielen! Sie wurden nicht blos er-
mordet, — dies war der glühenden Rachsucht der wilden Afrikaner nicht ge-
nug _ sondern zu Tode gequält, und dabei wurde mit teuflischer Erfindungs-
kraft gehandelt. Viele wurden lebendig geschunden, Andere zwischen zwei
Bretter gebunden und zersägt, noch Anderen Glied für Glied langsam abge-
löst, oder die Augen mit glühend gemachten Pfropfenziehern ausgerissen, u.
dgl. mehr.
Nachdem der größte Theil der Weißen theils vertrieben, theils ermordet
war, richteten die Mulatten und Neger das ihnen überlassene Land nach
ihrer Weise ein. Unter ihren Anführern that sich vorzüglich der Neger
Toussaint Louverture hervor, ein Mann, der unter den unmenschlichen
Negern als einer der menschlichsten erscheint. Er war mild, erkannte dem
Namen nach die französische Regierung als Beherrscherin der Insel an, und
suchte das ganz verwüstete Land wieder in Aufnahme zu bringen. 1801 ent-
warf er für Domingo eine eigene Verfassung, nach welcher er sich zum
lebenslänglichen Statthalter der Insel ernannte, die Sclaverei auf ewig ab-
schaffte, und die Insel zwar dem Namen nach als einen Theil der franzö-
sischen Republik erklärte, aber sie doch in der That als einen ganz unab-
hängigen Staat regierte. Da nun die vertriebenen Pflanzer die französische
Regierung unaufhörlich baten, ihnen wieder zu ihrem Eigenthume zu verhel-
fen, so wurde 1802 ein französisches Heer unter General Leclerc hinge-
schickt. Mit der den Franzosen eigenthümlichen Schmeichelrede suchte dieser
die Negergenerale Toussaint und Christoph zur Unterwerfung zu bewegen.
Ja er schickte die Söhne Toussaints, die zu dem Ende aus Frankreich, wo
sie der Vater erziehen ließ, mitgebracht waren, zu ihm, und selbst die Mut-
ter, durch ihre Liebe zu den Kindern bewogen, bat ihn, lieber die Herrschaft
der Franzosen anznerkennen, um nur nicht die Söhne sich wieder entrissen
zu sehen. Vergebens! Der edle Toussaint Louverture wankte nicht. Er
drückte die Söhne ans Herz, und sandte sie mit einer entschieden abschlägigen
Antwort in das französische Lager. Nun begann der Krieg, der wieder mit
großer Grausamkeit geführt wurde, aufs Neue, und Toussaint und Christoph
wurden von den Franzosen für vogelfrei erklärt. Mehr als durch Gewalt
richtete Leclerc durch List aus. Durch seine heuchlerischen Versprechungen
bewog er viele Neger, selbst Christoph, zu ihm überzngehen, und zuletzt
mußten sich Toussaint, der sich von den Meisten verlassen sah, und Dessa-
lines, ein anderer Negerhäuptling, den Franzosen unterwerfen. Toussaint
wurde dann plötzlich auf seinem Landgute, wohin er sieb zurückgezogen hatte,
mit seinen treuesten Anhängern heimtückischer Weise festgenommen, nach Frank-
reich geschickt, in das feste Schloß Joux bei Besannen eingesperrt, und hier
im folgenden Jahre (1803) vergiftet.
Diese empörende Handlung erbitterte die Neger so, daß sie wieder zu
den Waffen griffen, und den Krieg mit einer Wuth und Verzweiflung führten,
die bei einem Kampfe auf Leben und Tod immer gefunden wird. Zugleich
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Extrahierte Personennamen: Leclerc Christoph Christoph Christoph
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nen sich über die Art derselben nicht einigen konnten, aber er wurde nicht
aufgegeben.
Als die Nachricht von der Julius-Revolution nach Polen kam, wurde
sie mit größter Freude empfangen, und die Hoffnungen, Aehnliches mit ähn-
lichem Glücke zu unternehmen, mehrten sich. Der böse Wille der Polen,
selbst der älteren Personen, zeigte sich schon, als der Kaiser im Sommer 1830
nach Warschau kam und einen Reichstag hielt, auf welchem seinen bestge-
meinten und nützlichsten Vorschlägen entschiedener Widerstand entgegengesetzt
wurde.
Indessen näherte sich von Osten her ein gefährlicher Feind, die asia-
tische Cholera. Aus ihrem Vaterlande, den Inseln des ostindischen Meeres,
hatte sie sich seit 1817 Europa mehr und mehr genähert, und war zu An-
fänge des Oct. 1830 in Moskau ausgebrochen. Mit seinem gewöhnlichen
Muthe hatte sich der Kaiser sogleich dorthin begeben und die nöthigen An-
stalten für Krankenpsiege angeordnet. Mitten aus diesen wohlthätigen Be-
mühungen wurde er durch die Nachricht von dem Ausbruche der Revolution
in Warschau aufgestört.
An der Spitze der Verschwörung stand Joachim Lelewel, damals
44 Jahr alt, ein Mann voll Geist, nicht ohne Gelehrsamkeit, aber voll über-
spannter Ideen, früher Professor in Wilna, aber wegen seiner politischen
Verbindungen vom Amte entfernt. Ohne selbst hervorzutreten, war er der
heimliche Anreizer der jungen Verschworenen, die ihn wie ihr Orakel be-
trachteten, während das thätigste Mitglied der Verschworenen der Unterfähn-
drich Peter Wysocki (spr. Wisotzki) war, ein feuriger Jüngling, mit
wüthendem Haß gegen die russische Herrschaft erfüllt.
Nach einer unter den Verschworenen getroffenen Verabredung sollten sich
29. Nov. 1830 bei eingetreteuer Dunkelheit 44 junge Leute, Studenten und
Fähndriche, .in einem kleinen Gehölz unweit des Schlosses Belvedere, in
welchem der Großfürst Constantin wohnte, versammeln, um von da aus das
Schloß zu überfallen, und sich der Person des Großfürsten todt oder leben-
dig zu bemächtigen. Durch Furcht abgehalteu, fanden sich aber nur 10 Stu-
denten und 2 Fähndriche ein. Dessenungeachtet wagten die Tollköpfe den
Angriff. Um Uhr begeben sie sich nach dem Belvedere. Einige besetzen
das Hinterthor, damit ihnen der Großfürst nicht entwische, während 6 Stu-
denten, von einem Fähndrich und einem Lehrer der Militairschule geführt,
ins Schloß stürzen. Die schon vorher gewonnene Schloßwache läßt sie in
den Hof; sie sprengen die verschlossene Schloßthüre auf und stürzen mit dem
Geschrei: „Tod dem Tyrannen!" in das Innere des Palastes. Den russi-
schen General Legendre, der ihnen auf der Treppe begegnet, rennen sie mit
einem Bajonettstoß nieder, schreiten über seine Leiche weiter, ermorden einen
im Vorzimmer befindlichen Präsidenten mit 13 Wunden und dringen in das
Zimmer des Großfürsten ein. Dieser war aber bereits durch einen treuen
Kammerdiener versteckt worden. Da sie ihn nicht finden, eilen sie wieder ins
Freie hinaus.
Wysocki ist indessen in die Militairschule geeilt, stürzt in den Saal, in
welchem eben die jungen Leute Unterricht erhalten, und ruft: „Polen! die
Stunde der Rache hat geschlagen; heute müssen wir siegen oder sterben!"
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Lelewel Peter_Wysocki Wisotzki Constantin Constantin Legendre Wysocki
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Warschau Europa Moskau Warschau Wilna
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schwer verwundet. Dann setzten sich vier Compagnien unter dem Geschrei:
„Es lebe Constantin!" in Marsch, und stellten sich auf dem Platze vor dem
Senatspalaste, unweit dem Winterpalaste, der kaiserlichen Residenz, auf.
Das Marinebataillon und ein Theil der Leibgrenadiere schlossen sich den
> Rebellen an, deren Zahl an 1800 Mann betrug, und mit denen sich eine
Schaar Verschworener in bürgerlichen Kleidungen, meist bewaffnet, verband.
Einige Compagnien dieser Aufrührer hatten sich vor dem Winterpalaste aus-
gestellt. Der junge Kaiser trat, nur von Wenigen begleitet, heraus, und
bot ihnen einen guten Morgen; sie aber schrieen: „Es lebe Constantin!" —
„Ihr seid also auch Empörer," rief der Kaiser; „dann habt ihr den un-
rechten Weg eingeschlagen; die Rebellen versammeln sich auf dem Isaaks-
platze; dorthin müßt ihr euch begeben, und nuy marsch vorwärts!" So-
gleich marschirten die Truppen dorthin ab. Indessen hatte Nikolaus die ihm
treugebliebenen Garde-Sappeurs und Pionniers zu sich entboten, und während
sie sich sammelten, begab sich der Gouverneur von Petersburg, General
Miloradowitsch, zu den Empörern, und suchte sie durch die Versicherung,
daß sie getäuscht wären, zum Gehorsam zu bewegen. Aber ehe er noch aus-
geredet hatte, streckte ihn der Pistolenschuß eines bürgerlich gekleideten Mannes
tödtlich verwundet zu Boden. Noch zweimal versuchte der Kaiser den Weg
der Güte; aber die abgeschickten Adjutanten, selbst Theilnehmer der Ver-
schwörung, munterten die Rebellen auf, nur auszuharren; der Kaiser biete
nur aus Furcht und Schwäche Gnade an. Während dessen hatten sich die
treuen Regimenter gesammelt; auch Großfürst Michael, des Kaisers jüngster
Bruder, der eben aus Warschau angekommen war, führte sein Regiment
herbei. Nikolaus ließ nun Kanonen auffahren, setzte sich an die Spitze der
Getreuen und marschirte vorwärts. Schon nach einigen Kanonenschüssen zer-
streuten sich die Meuterer nach allen Seiten hin, und mehrere Hundert der-
selben wurden gefangen. Sie hatten sich eben so feig als planlos benommen;
der Fürst Trubetskoi, das Haupt der Verschworenen, hatte sich an dem
Tage versteckt gehalten, und war von seinen Freunden nirgends zu finden.
An demselben Tage hatte General Diebitsch den Oberst Pestel und die an-
dern Häupter des südlichen Bundes in Tulczin verhaften lassen, und Niko-
laus setzte nun eine Untersuchuugscommission nieder. Die meisten Verschwörer
zeigten tiefe Reue, und baten um Gnade, und der menschenfreundliche Kaiser
gewährte diese, so weit es die Gerechtigkeit erlaubte. Nur fünf ließ er zum
abschreckenden Beispiel hinrichten (Pestel, Murawief-Apostol, Rilejesf, Be-
stuschefs und Kachowski). Sie wurden, nachdem ihre Uniformen und Ordens-
zeichen vom Henker verbrannt waren, aufgehängt, und starben alle mit
Standhaftigkeit. Die Schuldigsten der Uebrigen wurden nach Sibirien ver-
bannt; unter ihnen auch Trubetskoi, der den Kaiser fußfällig um Gnade ge-
beten hatte. Ueberall suchte Nikolaus durch Güte die nöthige Strenge zu
mildern. Als ein junger Ofstzier bei dem Verhör Thräuen der Reue ver-
goß, und kein Tuch hatte, sich dieselben abzutrocknen, reichte ihm der Kaiser
das seinige mit den Worten: „Behalte es, und erinnere dich dabei, daß dein
Kaiser dir die Augen getrocknet hat." Dem Vater Pestels sandte er nebst
einem seinen Schmerz ausdrückenden Briefe ein Geschenk von 50,000 Rubeln,
und den Bruder nahm er als Adjutanten zu sich. Im August 1826 feierte
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Nikolaus General
Miloradowitsch Michael Nikolaus Nikolaus August
168
Nikolaus seine Krönung in Moskau, der auch seine Brüder Constautin und
Michael beiwohnten. Nachdem die ehrwürdige Kaiserin-Mutter (Maria
Paulowna) sie gesegnet, umarmten sie sich vor allem Volke, und der Kaiser
erhob seine Hände zum Gebet, daß Gott seine Regierung mit Segen be-
gleiten wolle.
Nur 6 Monate später entrann Sultan Mahmud einer ähnlichen Ge-
fahr. Er hatte wohl erkannt, daß das türkische Reich, wenn es sich neben
den europäischen Staaten behaupten wollte, sich von vielen veralteten Ein-
richtungen freimachen müßte; aber eben so gut wußte er auch, daß dergleichen
Neuerungen dem Volke verhaßt, daß besonders die Janitscharen ihnen ent-
schieden entgegen wären. Er hatte das Beispiel seines Vaters Selim vor
sich, der durch gleiche Bestrebungen sich den Untergang bereitet hatte, und
setzte also seine Krone und sein Leben aufs Spiel, und doch sah er die
Notwendigkeit der Reformen ein. Von nun an machten die Janitscharen
seine Sorge bei Tage und bei Nacht aus. Ihr Sieg über die Sehmens
hatte sie noch übermüthiger gemacht, und da sie erfuhren, daß Mahmud
damit umgehe, den Nizam Gedid wieder einzuführen, so erregten sie im
November 1822 einen Aufruhr. Der noch nicht hinlänglich vorbereitete
Sultan mußte durch schnelles Nachgeben den Sturm beschwören, und alle
die Beamten, welche den Janitscharen verhaßt waren, aufopfern. Mehrere
wurden hingerichtet, andere abgesetzt und verwiesen. Dennoch gab Mahmud
seinen Plan nicht ans; er vertraute auf seine Geisteskraft. Zuerst gewann
er ihren Aga (Hussein-Pascha) dadurch, daß er ihm eine seiner Töchter zur
Frau gab; dann führte er gegen sie eine strengere Zucht ein. Aber ein er-
neuerter Ausbruch ihres Zorns zwang ihn abermals, fürs Erste einzulenken;
er mußte seinen Schwiegersohn, um sie nicht noch mehr zu reizen, in die
Verbannung schicken. Bald faßte Mahmud neuen Muth: dies Mal oder
nie. Als im Jan. 1826 in Galata Fenersbrünste ausbrachen, wurden die
Janitscharen, um sie beim Volke verhaßt zu machen, geradezu als die Ur-
heber bezeichnet, und endlich that Mahmud (im Mai) den entscheidendsten
Schritt: er verordnet, daß ihr Corps nach Art der europäischen Heere um-
gebildet würde. Da brach 14. Juni (1826) ein allgemeiner furchtbarer Auf-
stand aus. Aber Mahmud war dies Mal darauf vorbereitet. Er pflanzte
die Fahne des Propheten auf — das bekannte Signal zu einem National-
kriege — zog mit den treuen Kanonieren selbst gegen sie zu Felde, sprengte
sie auseinander, und rückte endlich gegen ihre Kasernen an, in denen sie sich
wüthend vertheidigten. Der Kampf endete mit ihrer völligen Niederlage;
denn Mahmud ließ ihre Kasernen in Brand stecken; die nicht darin ver-
brannten, wurden aufgehängt; die Anführer hingerichtet, die Anderen in ihre
Heimath geschickt; 8000 kamen ums Leben. Dann erklärte er ihr Corps
für immer aufgelöst, und ließ es vom Mufti mit dem Fluche belegen. Das
Militär erhielt nun eine europäische Disciplin.
Krieg zwischen der Türkei und Rußland. — Noch bevor der
Krieg zwischen Rußland und der Türkei (1828) ausbrach, war Rußland mit
Persien in einen mißlichen Krieg im Sommer 1826 gerathen. Durch die
Ausdehnung des russischen Reichs bis in die Gegenden südlich vom Kaukasus
waren Gränzstreitigkeiten entstanden, und der alte Schach von Persien Feth-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Nikolaus Michael Maria
Paulowna Maria
Der trojanische Arieg.
Ander kleinasiatischen Küste, nicht weit vom südlichen Ein-
gänge in den Hellespont (die Meerenge der Dardanellen) blühte
noch 1200 Jahre vor Christo eine reiche und mächtige Stadt,
Troja oder Jlios, von der nichts mehr als die Geschichte ihres
Unterganges übrig ist.
Priamos, der Beherrscher Troja's, hatte 50 Söhne, un-
ter welchen sich Paris, mit demzunamenalerandros (Hilfs-
mann, Retter) durch Schönheit und Körperkraft auszeichnete.
Dieser machte einst eine Reise in das damals aus vielen kleinen
Staaten bestehende Hellas oder Griechenland. Menelaos, Kö-
nig von Sparta, nahm den Fremdling nach der damaligen from-
men Sitte gastfreundlich aus, erfuhr aber dafür den schnödesten
Undank. Der König hatte nämlich eine junge Frau, Namens
Helena, von ausgezeichneter Schönheit. Diese wußte der schlanke,
schönlockige Jüngling durch Schmeicheleien so zu gewinnen, daß
sie sich von ihm bereden ließ, ihren Gemahl zu verlassen und ihm
nach Troja zu folgen. Menelaos ahnete nichts von dem Ver-
rathe. Sorglos entfernte er sich von Hause. Da ersah sich der
untreue Gastfreund eine günstige Gelegenheit, nahm die Gattin
nebst vielen Kostbarkeiten des Königs mit sich auf sein Schiff,
und segelte eiligst davon.
Ihr könnt euch denken, wie dem Könige zu Muthe sein
mußte, als er bei seiner Rückkehr sich so hintergangen und seines
Liebsten beraubt sah. Sein Bruder Agamemnon, der zu My-
kene herrschte, sowie ganz Griechenland war aufs höchste entrüstet
über die Frevelthat. Man beschloß, den König von Troja auf-
zufordern, Helena mit den geraubten Schätzen schleunigst wieder
herauszugeben. Aber Priamos war nicht geneigt, den gerechten
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Christo Namens
Helena Helena
Extrahierte Ortsnamen: Troja Paris Griechenland Sparta Troja Griechenland Troja
Lucius Iunius Brutus, oder die Befreiung Roms. 47
zu bald an sich selbst erfahren; in kurzer Zeit verlor er zwei ge-
liebte Söhne, und der große Eroberer Cyrus, welcher das Per-
serreich gründete, nahm ihm alles, worauf er so stolz gewesen
war. Sein Unglück rief ihm auf dem Scheiterhaufen Solons
Rede ins Gedächtniß zurück, und in Erwartung eines qualvollen
Todes stieß er den Namen des Weisen aus. Cyrus ließ den Un-
glücklichen herabnehmen, befragte ihn um die Ursache jenes Aus-
rufs und behielt ihn als ein warnendes Beispiel gefallener Größe
bei sich.
Als Solon nach Athen zurückkehrte, fand er alles verän-
dert; mehrere Parteien standen einander feindlich gegenüber. Der
Anführer der einen, Namens Pisistratos, wußte durch schlaue
Mittel seinen Anhang so zu verstärken, daß er sich der Burg be-
mächtigen und zum Oberhaupte des Staates machen konnte;
dock ließ er die Verfassung unverändert fortbestehen.
Solon überlebte diese Umwandlung der innern Verhältnisse
seiner Vaterstadt nicht lange. Er starb in hohem Alter; ob zu
Athen, oder im Auslande, ist unbekannt.
Lucius Junius Brutus, oder die Befreiung Nsms.
(509 v. Chr.)
Tarquinius mit dem Beinamen Superbus oder der
Uebermüthige war durch die Ermordung seines Vorfahrs auf
den Thron gekommen, und glaubte sich auch nur durch Grau-
samkeiten und ungerechte Hinrichtungen auf demselben erhalten zu
können. Viele der edelsten Römer verloren das Leben, blos weil
ihre Rechtschaffenheit und Einsicht dem Tyrannen gefährlich schie-
nen. Er verschonte selbst seine nächsten Verwandten nicht, und
Brutus, seiner Schwester Sohn, dessen Vater und Bruder be-
reits als Opfer des blutdürstigen Mißtrauens seines Oheims
gefallen waren, entging dem Tode nur dadurch, daß er sich blöd-
sinnig stellte. Als aber Tarquinius einst mit seinen Söhnen
Aedea, die Hauptstadt der Rutuler belagerte, legte Brutus
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Extrahierte Personennamen: Lucius_Iunius_Brutus Brutus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Namens_Pisistratos Lucius_Junius_Brutus Brutus Nsms Brutus
Mucius Scävola.
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konnte. Auck die einzelnen Bürger bewiesen sich dankbar, indem
jeder von den wenigen Nahrungsmitteln, die er besaß, sich lelbst
etwas abbrach, um dem heldenmüthigen Horatius ein Geschenk
damit zu machen.
Mucius Scävola.
(508 v. Chr.)
Die Heldenthat des wackern Horatius hatte zwar die Stadt
für den Augenblick gerettet, aber noch lange nicht alle Gefahr
von ihr entfernt. Eingeschlossen von einem weit überlegenen Feinde
und beinahe von aller Zufuhr abgeschnitten, sahen die Römer die
Zeit immer naher rücken, wo sie durch Hunger gezwungen seyn
würden, sich zu unterwerfen. Da entschloß sich Mucius, ein edler
Jüngling, zu einer kühnen That. Es schmerzte ihn, daß das
freie Rom, welches unter den Königen nie von einem Feinde be-
lagert worden war, jetzt von den Hetruriern, die es früher oft
aus dem Felde geschlagen hatte, eingeschlossen wurde. Diese
Schmach wollte er rächen. Mit Erlaubniß des Senats ging er,
einen Dolch unter dem hetrurischen Gewände, ins feindliche Lager,
den Porsenna zu ermorden. Er gelangte bis ins königliche Zelt,
wo eben Sold ausgetheilt wurde. Neben dem Könige saß fast in
gleichem Anzuge sein Schreiber, und zu diesem dräugten sich die
Soldaten ganz besonders. Mucius kannte den Porsenna nicht,
durch Fragen durste er sich nicht verrathen; er stürzte auf den
Schreiber los und durchbohrte ibn. Mit dem bluttriefenden Dolcke
in der Hand suchte er sich jetzt durch den erschrockenen Haufen
einen Weg zu bahnen, ward aber von den königlichen Wachen
ergriffen und vor Porsenna geführt. Auf die Frage, wer er sey,
antwortete er mit einem Blicke, der mehr Furcht einzuflößen als
zu verrathen schien: „Ich bin ein römischer Bürger und heiße
Mucius. Als Feind habe ich den Feind ermorden wollen und
scheue den Tod nicht. Mannhaft handeln und mannhaft dulden
ist römisch. Auch bin ich nicht der einzige, der einen solchen Bor-
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TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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