Ix. §. 6. Ahasverus und Arlasastha (529 — 521). 109
Dagegen Heereszüge, Kriegsrüftung, Völkerbezwingung war sein
Element. Ihn hatte Gott der Herr dazu ausersehen, um an
Aegypten die Drohungen alle zu erfüllen, die er durch den Mund
des Jesajas, Jeremias und Ezechiel nun hatte so oft und war-
nend verkündigen lassen, und die durch die Verheerungen der assy-
rischen und babylonischen Heere nur erst zum Theil in Erfüllung ge-
gangen waren. Noch stand Aegypten unter seinem eignen Fürsten.
Da mußte Amasis, wie der griechische Geschichtschreiber meldet,
durch eigne Unvorsichtigkeit und Tüuscherei den Zorn des Perserkö-
nigs reizen. Er selber starb zwar ehe die persischen Heere in's Land
drangen. Aber sein Sohn Psammenit mußte für den Frevel seiner
Vorgänger büßen. Sein ganzes Land fiel in die Hände des erzürn-
ten Siegers. Sein Sohn, seine Tochter, er selber wurde getödtet,
die Tempel und Götzen wurden schmählich vernichtet, Alles, was den
Aegyptern heilig war, erwies sich als nichtiges Menschenwerk, da der
erzürnte Eroberer seine Wuth an den Heiligthümern ausließ (325).
Von jetzt an war Aegyptens Eigenthümlichkeit dahin. Schon un-
ter den letzten Pharaonen war fremdländisches Wesen eingedrungen;
die nationalen Krieger waren ausgewandert und durch Soldtruppen
ersetzt, die Priesterkaste mit ihren Göttern und Heiligthümern war in
den Staub getreten. Die uralte Kunst und Weisheit, die sich im
Nilthale entwickelt hatte, erstarb an den Ufern des mittelländischen
Meeres, wohin jetzt der Mittelpunkt des ägyptischen Lebens verlegt
wurde (erst Sais, später Alexandria). Aegypten ward eine per-
sische Provinz, einer der Arme, die zur silbernen Brust gehören
sollten. Aber als der übermüthige Camby se s über die Länder, die
Gott seinem Richtschwert überantwortet hatte, in trotziger Eroberungs-
sucht noch hinausgehen und auch Libyen und Aethiopien gewinnen
wollte, da sprach der Herr zu ihm: bis hieher und nicht weiter.
Sein eines Heer ward unter den Sandwirbeln der Wüste begraben,
das andere konnte vor dem Verhungern nur durch daö Fleisch ge-
schlachteter Kameraden sich retten, und der Wütherich selber starb im
Wahnsinn an einer Wunde, die er unvorsichtig sich selber geschlagen
(522). Seinen Bruder Smerdes, der ihm auf dem Thron folgen
sollte, hatte er schon vorher tobten, und um den Mord vor seiner
Mutter zu verheimlichen, einen andern Großen die Rolle seines Bru-
ders spielen lassen. Der suchte sie auch nach des Cambyses Tode
weiter zu spielen, und hatte sich bereits glücklich der Regierung be-
mächtigt. Aber der Betrug blieb nicht lange verborgen. Nach acht-
monatiger Regierung ward der Pseudo-Smerdes vonsieben vor-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
176
Xiii. §. 5. Königsherrschast in Rom.
den Etruskern eingeführt war. Der elfenbeinerne Thron, die zwölf
Lictoren, das Purpurkleid, Diadem und Scepter sollten dem Volk
den König als ein höheres Wesen darftellen. Die mancherlei Aen-
derungen in der Verfassung, die durchgreifenden Verfügungen, die er
erließ, sollten die Bürger erinnern, daß sie Unterthanen seien, die den
Befehlen ihres Herrn zu gehorchen Hütten. Die großartigen, ko-
lossalen und prachtvollen Bauten, die er aufführte (Forum, Circus,
Ringmauern, Kloaken), sollten Rom auch äußerlich das Ansehen einer
glänzenden Königsstadt verleihen. Die kriegerischen Unternehmungen
nach außen hin hatten zum Zweck, Rom an die Spitze der benach-
barten Städtebündnisse zu stellen, des latinischen und des etruski-
schen Bundes, auf daß der römische König als Beherrscher eines
weiten Gebietes und einer großen Zahl unterthäniger Städte und
Stämme erschiene. Auf diesem Wege, den Tarquinius Priscus
zuerst eingeschlagen, gingen auch seine beiden Nachfolger Servius
Tullius und Tarquinius Superbus fort, aber mit noch viel
kühneren und gewagteren Schritten als er.
Die Entwicklung Rom's war innerhalb der zwei oder drittehalb
Jahrhunderte der Königsherrschaft im Ganzen ziemlich ruhig und gleich-
mäßig. Von gewaltsamen Störungen und Revolutionen erfahren wir
nichts. Die ungleichartigen Bestandtheile des römischen Volks wurden
durch die Macht der Verträge, der äußerlichen Gesetzlichkeit, der Au-
gurien und Priestercollegien in ziemlich geordneter Weise aus der ein-
mal begonnenen Bahn, die sie zur Weltherrschaft führen sollte, fortge-
leitet. Aber damit man nur keinen Augenblick meine, daß die ur-
sprüngliche Wolfsnatur gezähmt, daß die heidnische Rohheit und Wildheit
unter der Pflege des Numa und Ancus umgewandelt sei, berichten
uns die römischen Schriftsteller mit sichtlichem Wohlgefallen von einer
Reihe grauser Blutthaten, welche als Denkmäler und Merkzeichen rö-
mischen Wesens aus dem Strom der Geschichte hervorragend stehen ge-
blieben sind. Dahin gehören jener schreckliche Drillingskampf zwischen
den verwandten Geschlechtern der H o ratier und Curia ti er, der scheuß-
liche Schweftermord durch den einzig übriggebliebenen mit Sieg gekrönten
Horatier, die grausenhafte Hinrichtung des verrätherischen Albaner-
häuptlings Mettus Fuffetius, die schonungslose Zerstörung von
Rom's eigner Mutterstadt Alba Longa, und die Verpflanzung aller Ein-
wohner von dort nach dem cölischen Hügel in Rom. Weiter gehört
dahin die gewaltsame Hinwegräumung des Königs Tullns H ostilins,
des Anstifters der zuletztgenannten Frevel, sammt seinem ganzen Geschlecht,
des Tarquinius unrechtmäßige und gewaltthätige Weise der Thron-
gewinnung und Verdrängung der Söhne seines Vorgängers, wofür er
hinwiederum selber durch einen schrecklichen Tod büßen mußte. Und
weiter stieg dann wiederum dieser Greuel innerhalb der königlichen Fa-
milie zum Ehebruch und Gattenmord, zum Elternmord, zur schändlich-
sten Zerreißung aller Bande der Natur und schamhafter Sitte.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Servius
Tullius Mettus_Fuffetius
178 Xm. §. 6. Veränderungen in Rom und Vertreibung der Könige (510).
erst nach mehrhundertjährigem Kampf. Für die nächste Zeit konnten
sie noch nichts weiter gewinnen, ja, durch das gewaltsame Gebühren
des letzten Königs Tarquinius Superbus, der den orienralischen
Alleinherrn spielen wollte, schienen sogar die kaum gewonnenen Vor-
theile wieder verloren, die Grundlagen der weitern Staatsentwick-
lung wieder niedergeriffen zu werden. Aber sie waren zu fest auf
weise Erwägung der Verhältnisse gegründet und zu deutlich aus
einem unabweisbaren Bedürfniß hervorgegangen, als daß das praktische
Römervolk leichtsinnig den eignen Bau wieder hätte zerstören mögen.
Der König Tarquinius Superbus, der sich gleich anfangs
mit einer Leibwache umgeben hatte, wollte weder dem Senat einen Ein-
fluß auf die Staatsregierung verstatten, noch den Comitien, und indem
er Alles seiner eignen Entscheidung vorbehielt, beleidigte er zu gleicher
Zeit die Patrieier wie die Plebejer. Nicht minder verletzte er durch
seine Anmaßungen die Nachbarvölker, die in einem Abhängigkeitsver-
hältniß zu Rom standen, Latiner und Etrusker, so daß er endlich nir-
gend mehr eilte Partei hatte, auf deren Treue und Ergebenheit er
rechnen foimte. Zwar war er ein großer Kriegsmann und überwand
die Volsker, Aequer und Herniker, die im Süden und Osten der La-
tiner saßen, aber das Heer haßte ihn wegen seines harten und hochsah-
renden Wesens. Zwar verschönerte er die Stadt durch Fortführung der
großen Bauten des Tarquinius Priscus und errichtete das Capitolium
mit seinen herrlichen Tempeln, aber das Volk haßte ihn wegen des
harten Frohndienstes, beit es dabei zu leisten hatte. Und als nun gar
die lasterhafte Begierde seines Sohnes Sertus noch dazu kam, als
selbst die ehrbaren Frauen, inmitten ihrer häuslichen Zurückgezogenheit
nicht mehr vor der lüsternen Gewaltsamkeit des tarquinischen Geschlechts
sicher waren, als Brutus und Collatinus mit dem blutigen Dolche,
mit dem sich die geschändete Lucretia entleibte, Volk und Heer zur
Rache aufrief, fanden sie eine seltene Einmüthigkeit des Entschlusses.
Dem König Tarquinius und seinem ganzen Geschlecht wurden die
Thore der Stadk Rom verschlossen, die Königswürde für ewige Zeiten
abgeschafft, Volkscomitien und Senat in ihre Rechte wiederhergestellt,
und zwei jährlich wechselnde Beamte, erst Prätoren dann Consuln ge-
nannt, statt der Könige an die Spitze des Heeres und der bürgerlichen
Einrichtungen gestellt, doch so, daß sie ihre Instructionen vom Senat
empfingen. Nur für die oberpriesterlichen Functionen, die der König
bisher besessen, wurde ein eigner Opferkönig ernannt, der aber durch-
aus keine sonstige Amtsgewalt hatte. Vergeblich suchte Tarquinius
diese Anordnungen wieder umzustürzen und den Thron wieder zu ge-
winnen. Er wandte sich an die Nachbarstädte, an die Etrusker und
die Latiner, um mit bereit Hülfe sich die Rückkehr nach Rom zu er-
zwingen. Aber nachdem er mehrmals die besten Hoffnungen und Aus-
sicht auf gutes Gelingen gehabt, mußte er endlich die Gedanken völlig
«ufgeben und Rom seiner neuen republikanischen Entwicklung über-
lassen.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
226 Xv. §. 2. Innere Bereitung der Völker für die Aufnahme des Christenthumö.
Heive blieb, sondern anch in allen seinen Regierungshandlungen, in
seinen Bauten und Festen, wie in seinen Grausamkeiten und Mord-
thaten stch als ein arger Heide zu erkennen gab. Den ganzen Macca-
bäerstamm hatte er ausgerottet, selbst seine eigne maccabäische Gemah-
lin sammt ihren Kindern entging dem Mordbeil nicht. Immer tiefer
watete der Fürchterliche in Blut und Greuel. Bon allen Seiten ängstet
ihn der Verdacht eines Verraths, einer Empörung, eines Nebenbuhlers.
Da erschreckt ihn die Nachricht, daß „ein König der Juden geboren
sei." Daß er das von Fremden erfahren muß, daß er erst Nachfrage
halten muß, wo das Königskind zu finden sei, daß er Mordanschläge
gegen den nengebornen Messias faßt und ausführt — das alles be-
kundet hinlänglich, daß sein Königthum nur das Zerrbild, ja der
vollendetste Gegensatz gegen das wahrhaftige Königthum in Israel, und
daß von dem mit israelitischen Formen umhüllten Heidenthum nur die
grimmigste Feindschaft und Verderben für die Kinder Gottes zu er-
warten sei. Aber all sein Griinin vermag nichts gegen den hülstosen
Knaben, um welchen stch die Engel schaaren. Während in Bethlehem
Rahel weint über ihre Kinder (Matth. 2, 17 f.), wird er selbst, Hero-
des, in ekelhafter Krankheit von Würmern und Läusen gefressen. Gottes
Sohn aber ist in Aegypten geborgen; und erst nach dem Tode des
Gottlosen wird er nach alter Weissagung (Matth. 2, 15) wieder aus
Aegypten gerufen in das jüdische Land. Da ist unterdeß das Reich
des Herodes getheilt. Sein Sohn Antipas herrscht in Galiläa
und Arche laus in Judäa. Aber Letzterer nicht lange. Bald wird
er von den Römern abgesetzt und heidnische Landpfleger treten an seine
Stelle. Er hatte mit seiner Grausamkeit die Veranlassung geben
müssen, daß das Jesuskind nicht in Jerusalem oder in Bethlehem er-
zogen wurde, sondern in Nazareth. Denn also lautete die Weissa-
gung von Alters her (Matth. 2, 24).
§. 2. Innere Bereitung der Völker für die Ausnahme
des Christenthums.
Fast noch wichtiger als die äußere ist die innere Bereitung der
Völker für die Aufnahme des Lebensfürsten, der jetzt in die Welt
gekommen war. Wir haben im Verlauf der orientalischen Geschichte
gesehen, daß jene alten Völker des innern Asiens die vom grauen
Alterthum her noch vorhandenen Ueberreste göttlicher Offenbarungen
immer mehr verkommen ließen rmd sie unter dem heidnischen Natur-
dienst ihrer falschen Gottheiten vergruben. Ihnen wurde zwar von
Zeit zu Zeit die Gnade zu Theil, daß von Jerusalem aus, von der
Offenbarungsstätte des Herrn Zebaoth, ihnen neue leuchtende Strah-
len der ewigen Wahrheit zugesandt wurden, und wir dürfen nicht
zweifeln, daß die eine geraume Zeit hindurch in ihrer Mitte sich im-
mer wiederholenden Wunderthaten göttlicher Allmacht, Gnade und
Gerechtigkeit Viele herumgeholt haben von den Wegen des Verderbens,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Xv. §. 3. Rom und Jerusalem zur Zeit Christi. 231
§. 3. Rom und Jerusalem zur Zeit Christi.
Kein stärkerer Gegensatz läßt sich an irgend einem Punkte der
Weltgeschichte denken, als in den Jahren 30 und folgende nach Christo
in Rom und Jerusalem. Dort der finstere Wütherich Tibe-
rius, seit dem Jahre 14 des Augustus Nachfolger, der despo-
tische Beherrscher des gesammten Weltreichs, hier die Freundlichkeit
und Leutseligkeit des gnadenreichen Gottes in der theuren Gestalt des
Gottmenschen und Heilands Jesu Christi. Da sind Hölle und Him-
mel neben einander gestellt. Während Tiberius jeder höhern Re-
gung unzugänglich erscheint und nur die Kräfte der Finsterniß in sei-
nem lauernd boshaften Gemüthe sich wirksam zeigen, hat sich über dem
Friede und Freude bringenden Haupt des ewigen Königs der ganze
Himmel aufgethan und der Glaube steht die Engel hinauf- und herab-
steigen auf den Menschensohn. Den Tiberius sehen wir nie an-
ders als in abgeschlossener Heimlichkeit brüten und seine Todespfeile
in finsterer Einsamkeit schmieden, er tritt nur hervor, um mit berechne-
ten Worten und Geberden sie auf das Opfer zu schleudern; der Herr
und Heiland dagegen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegte, ist un-
ablässig im lebhaftesten Verkehr mit den Seinen, in dem unruhigen
Gedränge des Volks, kann selbst durch sein Weichen auf das Schiff,
in die Wüste, über die Heidengrenze sich nicht vor dem unaufhörli-
chen Andrängen retten, wird stündlich überströmt mit Fragen und Bit-
ten, hat nie Zeit, sich zu besinnen, sich vorzubereiten, und immer doch
dieselbe Klarheit, Ruhe und Freundlichkeit („lasset uns zur Freund-
lichkeit gehen", sagten die Leute), jedes Wort aus seinem Munde
Wahrheit, Gerechtigkeit und göttliche Weisheit. Tiberius, dem
Herrn des Weltreichs, dem alle irdischen Schätze und Kräfte zu Ge-
bote standen, läßt sich nicht eine gute Handlung, nicht ein einziges
Werk der Liebe und des Erbarmens Nachweisen; der Menschensohn,
der unter die Aermsten des jüdischen Landes sich stellte, für dessen
irdische Bedürfnisse wohlthätige Freunde Sorge tragen mußten, konnte
fast keinen Schritt thun, der nicht von Wohlthaten, Gnadenerweisun-
gen, Heilungen, Tröstungen und Segnungen begleitet war. Tibe-
rius in seiner tückischen Menschenverachtung entschädigte sich in sei-
ner festumschanzten Einsamkeit durch die allergemeinsten und unzüch-
tigsten Schwelgereien und unflätigsten Sinnengenüsse, und während
ringsumher durch alle Provinzen seines weiten Reiches sein Name
nur mit Angst und Grauen genannt, seine blutigen Edicte nur mit
Schreckerl und Entsetzen empfangen wurden, vergnügte er sich mit seinen
Sängerinnen und Tänzerinnen und suchte durch thierische Gemeinheiten die
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
Extrahierte Personennamen: Christo Augustus Tiberius Tiberius Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Christi Jerusalem Christi Rom Jerusalem Tibe- Gottes Heilands_Jesu_Christi
Xv. §. 8. Nachwirkungen des Strafgerichts über Jerusalem. 249
vollends erkannt haben, daß in dem Reiche Christi keinerlei Opfer-
noch Tempeldienst, noch Speisegesetz, noch sonstiges Außenwerk des
alten Bundes bestehen bleiben solle, daß ein Ernst gemacht werden
solle mit dem Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit. Hatten
aber die Christen das klare Verständniß, daß und warum Gott
selber die Hauptstadt seines alten Reichs auf Erden sammt seinem
eignen Palast und Thronsitz zerstört habe, so hatten die Heiden doch
wenigstens eine Ahnung davon, daß hier ein ungeheurer Frevel
durch eine unmittelbar rächende That des höchsten Gottes gestraft sei.
Titus selber bezeugte es laut, er sei nur das Werkzeug göttlicher
Rache gewesen. Wie hätte nicht ein dunkles Gefühl von einem
schweren Geheimniß göttlichen Waltens auch durch seine Legionen,
durch sämmtliche Provinzen des Römerreichs gehen sollen, soweit die
Kunde von dem schrecklichen Ereigniß drang. Sollte da nicht überall
ein heilsames Erschrecken gefolgt sein, ein Stillstehen in dem gleich-
gültigen und lasterhaften Treiben, ein Besinnen über den Weg zum
Himmelreich! Der Herr wenigstens ließ es an sich nicht fehlen. Er
hals treulich nach durch furchtbare Erdbeben, Brand und Pest, wo-
mit während der Regierung des Titus (79 — 81) besonders Italien
heimgesucht wurde, und zeigte durch den plötzlichen Untergang der
Städte Herculanum und Pompeji, daß Er mitten im Heidenlande
dieselbe Macht habe, zu strafen und zu verderben, wie innerhalb der
Grenzen des jüdischen Landes. Wirklich läßt sich sehr deutlich merken,
daß mit Bespasianus und Titus eine Wendung zum Bessern
in der römischen Kaisergeschichte eingetreten ist. Es wird doch ein
Versuch gemacht, den ärgsten Ausbrüchen grober Lasterhaftigkeit zu
wehren, ja wieder zurückzukehren zu der altrömischen Einfachheit und
Ehrenhaftigkeit; Recht und Ordnung werden wieder aufgerichtet, Ruhe
und Vertrauen kehren zurück und das gejagte Volk fängt an wieder
aufzuathmen. Freilich tritt solche Wendung nie ohne Schwankungen
und abermaligen Rückfall ein, denn der böse Feind will seinen Sieg
nicht ohne Widerstand fahren lassen. So ward auch in Rom die mit
Vespasianus beginnende Reihe besserer Kaiser wieder unterbrochen
durch den greulichen Wütherich Domitian (81 — 96), der unmittelbar
auf den Titus folgte und dessen eigner Bruder war. Aber nach dieser
Unterbrechung folgten noch fast hundert Jahre hindurch edlere Män-
ner auf dem Thron: Nerva (96 — 98), Trajanus (98 — 117),
Hadrianus (117 — 138), Antoninus Pius (138 — 161),
Marcus Aureliuö (161 — 180).
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Titus Titus Domitian Nerva_( Marcus_Aureliuö
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Christi Gottes Titus_( Italien Pompeji Rom
250 Xvi. §. 2. Verfolgungen der Christen im zweiten Jahrhundert.
Christen gemeint hatte, aber es kannte nicht ausbleiben, daß es von
feindlich gesinnten Bevölkerungen und Statthaltern gegen sie gewen-
det wurde. Und zum Beweise, daß keineswegs persönliche Feindschaft
und lasterhafte Gesinnung dazu gehöre, um die Herrscher des Welt-
reichs zur Ausrottung des Christenthums zu bestimmen, mußte es
gerade unter dem edlen Trajanus einer der edelsten und zartfüh-
lendsten Statthalter sein, Plinius in Klein-Asien, der die Christen
niit ganz besonderer Strenge verfolgte. Er hatte genaue Untersu-
chungen angestellt, hatte selbst den günstigsten Bericht über das Leben
und Treiben der Christen abgefaßt, und dennoch — weil sie die von
den Staatsgesetzen gebotenen heidnischen Ceremonien nicht mitinachten,
dem Bilde des Kaisers und der Götter nicht Weihrauch streuen und
Opfer bringen wollten, ließ er sie mit dem Tode bestrafen. Dem
aufgeregten Volke aber genügte die strenge Gerechtigkeit und wohl-
wollende Schonung der Richter keineswegs. Aus allen Seiten ver-
suchte es, durch ein tumultuarisches Verfahren sich der Christen zu
entledigen. Es scheint, daß gerade diese Gewaltsamkeiten und schreien-
den Ungerechtigkeiten, die vom Volk begangen wurden, die beiden
folgenden Kaiser Hadrianus (117 — 138) und Antoninus Pius
(138 — 161) zur Einstellung aller gerichtlichen Verfolgungen gegen
die Christen bewogen haben, weil es ihr Gemüth verletzte, der aufge-
regten Volkswuth neue Nahrung zu bielen. Aber der letzte unter
den edleren Kaisern, Marcus Aurelius (161 — 180), veranlaßt
wieder eine sehr blutige Verfolgung, deren eben so erschütternde als
erhebende Einzelheiten in den Märtyrergeschichten der Christengemein-
den zu Lyon und Vienne und in Smyrna (wo der 90jährige Poly-
carpus in den Flammen starb) uns vollständig aufbewahrt geblie-
bensind. Diese beiden Verfolgungen unter Trajanus und Marcus
Aurelius sind übrigens während des zweiten Jahrhunderts noch die
einzigen geblieben, die von Staatswegen unternommen wurden.
Unter den weiter folgenden elenden Kaisern Commodu s (180 bis
192), Pertinar, Julianus u. s. w. bis nahe an den Schluß des
Jahrhunderts trat wieder Ruhe ein — ein neuer Beweis, daß, je
träger und gleichgültiger die Kaiser waren, desto weniger die Christen
zu befürchten hatten. Je ernster sie es aber mit ihrer Pflicht nah-
men und je klarer ihnen die Zukunft vor Augen stand, desto eifriger
suchten sie den unvereinbar fremden Stoff des Christenthums aus dem
heidnischen Staatskörper herauszudrängen.
Durch viese Verfolgungen konnte natürlich die Ausbreitung
des Christenthums in keiner Weise gehemmt werden. Selbst da, wo
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Marcus_Aurelius Marcus
Aurelius
252 Xvt. §. 3. Ruhezei^ und neue Verfolgungen im dritten Jahrhundert.
der sichtbarlich und unaufhaltsam herein. Statt der vier oder fünf
langen und ungestörten Negierungen im Verlauf des zweiten Jahr-
hunderts erblicken wir im dritten Jahrhundert mehr als fünfundzwan-
zig Kaiser nach einander auf dem Throne; natürlich fast alle nur
wenig Jahre, herrschend, fast alle durch gewaltsamen Tod aus dem
Wege geschafft. Rohe Menschen, aus den entferntesten Provinzen,
durch Tapferkeit beim Heere zu Ehren gelangt, werden von ihren Sol-
daten zu Imperatoren ausgerufen, kämpfen gegen ihre Gegner und
Vorgänger, stoßen sie vom Thron oder unterliegen selber und werden
nach kurzer Frist und Herrlichkeit durch Dolch und Gift oder durch
das Schwert eines neuen stärkern Gegners wieder über Seite ge-
bracht. Dynaftieen, erbliche Fürstengeschlechter vermögen diese wild
aus der Masse auftauchenden Soldatenkaiser nicht zu stiften. Jede
der vormals von Rom unterjochten und noch unterworfen gehaltenen
Provinzen scheint jetzt sich rächen zu sollen für die lang getragene
schwere Unbill, indem sie nun selber einen Tyrannen den Römern auf
den Kaiserthron sendet. Selbst Thracien und Arabien liefern ihren
Beitrag. Bei dem unablässigen Aufsteigen und Untersinken dieser
Kaiser, bei dem llnaufhörlich sich erneuernden Thronwechsel war na-
türlich an eine consequente Behandlung der großen Staatsangelegen-
heiten nicht zu denken. Auch die christliche Kirche erfuhr die ver-
schiedenste Behandlung. Die meisten Kaiser hatten gar nicht einmal
Zeit, sich um sie zu bekümmern, wenige brachten eine Vorliebe für das
Ehristenthum schon mit auf den Thron; andere offenbarten ihre schon
lang gehegte Feindschaft, sobald sie zur Macht gelangt waren, in
grimmigen Verfolgungen. Im Ganzen jedoch wurde während der
100 Jahre von Septimius Severus (um 200) bis zum Diocle-
ti anus (um 300) nur drei oder vier Mal die Ruhe der Christen un-
terbrochen, nämlich zu Anfang und Ende des Jahrhunderts durch die
beiden eben genannten Herrscher selber, und in der Mitte nací) drei-
ßigjähriger Ruhe durch den Mari minus Th rar (235—238) und
etwa zehn Jahre später durch den Der ins (248—251), Gallus
(bis 253) und Valerianus (bis 259). Durch des Letztern Sohn
und Nachfolger Gallienuö (259—208) wurde schon das erste To-
leranzedict für die Christenheit erlassen, so daß während der nächsten
vierzig Jahre die Rühe der Gemeinden nicht mehr gestört wurde.
Der Kaiser Septimius Severus (193—211), unter welchem
das dritte Jahrhundert begann, war anfangs den Christen sehr gün-
stig gestimmt; wie man sagt deshalb, weil ein christlicher Arzt ihn aus
einer gefährlichen Krankheit gerettet hatte. Allein daö änderte sich
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name]]
Xvi. §. 3. Ruhezeit und neue Verfolgungen im dritten Jahrhundert. 233
bald. Da er bemerkte, daß die Christen ihm nicht die abgöttischen Ehren-
bezeugungen erweisen wollten, welche damals sämmtliche Kaiser für sich
in Anspruch nahmen, so verbot er unter scharfen Strafen den Ueber-
tritt zum Christenthum und ließ der Feindschaft des Volks gegen die
Christen in den einzelnen Provinzen wieder die Zügel schießen. Die-
ser Stand der Dinge dauerte auch noch fort unter der folgenden Re-
gierung des wahnsinnigen Caracalla (211—217). Besonders im
nördlichen Afrika wurden damals die Verfolgungen so heftig, daß man
das Ende der Zeiten schon gekommen wähnte. Aber welch schöne
Züge christlichen Märtyrthums liefert uns die Geschichte jener Zeit,
besonders aus Karthago. Wie war da die Kraft Gottes.so sichtlich in
den Schwachen mächtig. Welch ein Unterschied zwischen diesen christ-
lichen Dulderinnen, die sich von wilden Thieren mußten zerfleischen
lassen, und den schamlosen Tänzerinnen und Sängerinnen am Hofe des
Caracalla oder seines Nachfolgers Heliogabalns (218 —222),
wo die unnatürlichsten Laster und ekelhaftesten Rohheiten mit einer
Oessentlichkeit und absichtlichen Schaustellung begangen wurden, als ob
man versuchen wollte, wie viel von höllischen Greueln die Welt zu er-
tragen im Stande sei. Und es ist wahr, solch viehisches Wesen war
doch auch den heidnischen Römern zu arg. Der wüste Unhold sammt
seinen Schandgenossen wurde beseitigt, und ein wohlgesinnter tugend-
hafter Mann (der erste wieder seit M. Aureliusl, Alexander Se-
verus, bestieg den Thron (222—235). Er brachte wieder einige
Ordnung und Ruhe in den wie von wilden Fieberanfällen geschüttel-
ten römischen Staatskörper. Aber er war zu schwach, um seine Auf-
gabe vollständig auch nur zu begreifen, geschweige sie zu lösen. Von
seiner christlichen Mutter schon früh mit dem Christenthum bekannt ge-
macht, war er doch auch nur ein Religionsmenger, der Wahrheit und
Lüge mit einander zu vermischen strebte. Wie der syrische Helioga-
bal das Christenthum mit seinem Baaldienst in Einklang bringen
wollte, so stellte Severus die Büste Jesu Christi neben die des Or-
pheus und Apollo, und hätte gern den Herrn und Heiland unter die
Zahl der römischen Götter ausgenommen. Die Ruhe, welche der römische
Staat unter diesem letzten, und die Christen unter den beiden letzten
Kaisern genossen, sollte jedoch bald in neue schwere Stürme übergehen.
Des Severus Mörder, der wilde Thracier Mariminus (235 bis
238), der mit nicht weniger als fünf Gegenkaisern zu kämpfen hatte,
brachte alles Elend und Wirrwarr der Soldatenwirthschaft wieder über
das an allen Gliedern zuckende römische Reich und überließ auch die
Christen auf's Neue den Ausbrüchen der heidnischen Volkswuth und
der Grausamkeit feindlicher Statthalter in den Provinzen. Dieser Zu-
stand, nur kurz unterbrochen durch die Regierung des noch jugendlich
unreifen Gordianus (238—244) und des christenfreundlichen, viel-
leicht gar heimlich schon getauften Kaisers Philippus Arabs (244
bis 248), setzte sich fort unter den folgenden drei Kaisern Decius,
Gallus und Valerianus. Oder vielmehr es wurde jetzt wieder,
was seit Marc Aurel's Zeiten nicht geschehen war, eine allgemeine
planmäßige Verfolgung der Christen angeordnet und eine durchgrei«
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
238 Xvi. §. 5. Letzte und schwerste Verfolgung tm Römerreich.
des christlichen Namens als eine vollendete Thatsache verkündigt
wurde. Aber „die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."
Nur eine kurze Zeit verging; die Verfolgung hatte aus Ueberdruß
der kaiserlichen Beamten und aus Siegeszuversicht des kaiserlichen
Hofes etwas nachgelassen, da mußte man schon gewahren, daß die
christlichen Gemeinden nichts weniger alö unterdrückt waren, daß sie
überall wieder aufathmeten und sich zu neuem Kampfe sammelten.
In erneutem Ingrimm befahl Galerius, der seit des Diokle-
tian uö Rücktritt (305) selber Augustus geworden war und freiere
Hand bekommen hatte, einen erneuten Angriff auf die verhaßten Chri-
sten. So erfolgte denn noch einmal ein gewaltiger Sturm. Aber
was war das Ende? Die Hand des Herrn kam über den grimmen
Verfolger. Von schwerer Krankheit niedergebeugt, begann er einzu-
sehen, daß er den Zorn des mächtigen Christengottes wider sich er-
regt habe. Zwar nicht so ehrlich, wie jener babylonische Weltherrscher
(vgl. S. 161 ff.), gab er doch in seinem Edict 311 der Wahrheit so weit die
Ehre, daß er eingestand, die Christen seien unüberwindlich, ihren Gott
dürfe man nicht ungestraft reizen; sie sollten deshalb fortan Ruhe
haben und nach ihrer Weise ihren Gottesdienst feiern, insonderheit
aber nicht vergessen, auch,für das Wohl des Kaisers zu beten.
Da Galerius gleich nach Erlassung des Edicts, noch im Jahre
311, an jener entsetzlichen Krankheit der Tyrannen und Gottesfeinde,
an der Läusesucht starb, so wurde es wieder zweifelhaft, ob die christliche
Kirche wirklich die von ihm zugestandene Ruhe genießen würde oder
nicht. Denn war schon zu Lebzeiten des G aler ins eine heillose Ver-
wirrung im römischen Reich gewesen, also daß fünf, ja sechs und sieben
Auguste und Cäsaren neben einander die Herrschaft führten, sich in
blutigen Kriegen befehdeten und die schon ti.ef zerrütteten römischen
Provinzen in Angst und Jammer stürzten — so war seit dem Tode
des Galerius der Wirrwarr nicht vermindert, wohl aber die Heftig-
keit und Rücksichtslosigkeit der gegenseitigen Feindschaft gesteigert. In
schweren Schlachten rieben sie sich und ihre Heere und Anhänger auf,
so daß im Jahre 312 nur noch vier Herrscher übrig waren, nämlich
Licinius, Constantinus, Mariminus und Mar ent ins. Von
diesen war der einzige Constantinus, des schon früher genannten
Constantius Chlorus Sohn, dem Christenthum geneigt, theils
aus Staatsklugheit, theils aus eignem Wahrheitsgefühl, die drei übri-
gen waren eifrige Heiden. Da es nun zum Kampfe unter ihnen kam,
zog zuerst Constantinus gegen den Mar entiu s, und der mit ihm
für den Augenblick verbündete Licinius gegen den Mari minus.
In diesem Kampfe nun geschah es, daß Constantinus, da er aus
Gallien herankommend gegen Rom vorrückte, das Kreuzeszeichen am
Himmel zu sehen und die Verheißung zu hören glaubte, daß er unter
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Christengottes Constantinus Constantius_Chlorus Constantinus
Extrahierte Ortsnamen: Galerius Chri- Galerius Galerius Mariminus Mari Gallien Rom