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1. Theil 2 - S. 10

1867 - Breslau : Max
8 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Deutschland. sie aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und mach- ten Pavia zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die Lombardei genannt. Alboin war ein roher Mensch. Er hatte, ehe er nach Italien gekommen war, einen König der Gepiden in Ungarn, Kunimund, erschlagen und aus dessen Schädel sich ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tafel bediente. Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne Rosamunda, seine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen, ge- lobte jedoch im Stillen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen. Und das that sie auch. Sie beredete seinen Schildträger, ihn zu ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rosa- munda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statt- halter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte zwar dem Helmichis die Ehe versprochen, da aber der Statthalter um ihre Hand warb, wollte sie sich von Helmichis losmachen und reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher erst halb geleert, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens sollst du mit mir sterben!" rief er zornglühend, zog das Schwert und zwang Rosamunden, den Rest zu leeren. So starben beide Uebelthäter. 53. Sitten, Sprache, Gesetze und Religion der deutschen Völker. Ein großer Theil der deutschen Stämme war zur Zeit der Völkerwanderung nach freniden Ländern gewandert und hatte hier zum Theil fremde Sitten angenommen. Nur die in Deutschland zurückgebliebenen bewahrten treu die von den Vorfahren ererbten Gesetze, Gewohnheiten und Sprache. Die bedeutendsten derselben waren unstreitig die Franken, die am Niederrheine wohnten und Weiberstuben an den Spinnrocken zurückkehren — eine Anspielung auf ferne kleine, unmännliche Gestatt. Da habe der gereizte Plann ausgerufen: „Nun wohl! so will ich ihr denn einen Faden spinnen, an dem sie genug zu wickeln haben soll!" Und nun seien die Langobarden durch ihn zu einem Einfall in Iralien berufen worden.

2. Theil 2 - S. 95

1867 - Breslau : Max
Heinrich V. Heinrichs Iv. letzte Tage. 93 hindern. Schnell sammelte er die setzten Freunde, die er noch hatte, und wollte damit nach Mainz gehen. Der Sohn fürchtete, der Anblick des rechtmäßigen Kaisers möchte die Fürsten auf an- dere Gedanken bringen, und entwarf daher einen schändlichen Plan, den Vater zu berücken. Er reiste ihm nach Coblenz ent- gegen, warf sich ihm da zu Füßen, weinte viele heuchlerische Thrä- nen, bat ihn tausend Mal um Verzeihung und versicherte, böse Rathgeber hätten ihn verleitet. Wie freute sich der Alte, daß sein Sohn sein Unrecht eillsühe! Er drückte ihn recht innig an sein Herz,-weinte laut vor Rührung und vergab ihm mit Freu- den. Aber Alles, was der Sohn sagte, war die schändlichste Heu- chelei. Er redete dem Vater zu, doch lieber sein Heer zu entlas- sen; er brauche es ja nun nicht mehr, da sie versöhnt wären, und es sähe so mißtrauisch gegen die Fürsten aus, wenn er mit Soldaten nach Mainz käme. Der Vater ließ sich bereden und entließ seine Leute. Einige warllten ihn; aber gleich schwur der Sohn ihm zu, er denke nur Liebes und Gutes und sei bereit, sein Leben für ihn aufzuopfern. Wie konnte da wohl der Vater Verrätherei ahnen! Als sie näher in die Gegend voil Mainz kamen, stellte ihm der Sohn vor, es sei besser, daß er nicht mit nach Mainz ginge; er möchte lieber so lange sich in einem benach- barten Schlosse aufhalten, bis er in Mainz die Fürsten zu sei- nen Gunsten würde gestimmt haben. „O Sohn, Sohn!" rief der alte Kaiser, „meinst du es auch nicht böse mit mir?" — Da that der Sohn wieder einen feierlichen Schwur, daß er sein Le- den für ihn zu lassen bereit sei. Sobald aber der Kaiser auf dem Schlosse Beckelheim ankam, nahm man ihn da fest, warf ihn ins Gefängniß und gab ihm hier recht boshafte, harte Wärter. Die versammelten Fürsten aber frohlockten und bedrohten ihn mit dem Tode, wenn er nicht gleich die Reichsinsignien ausliefere. Der arme abgeängstigte Kaiser that Alles, was man von ihm verlangte. Darauf führte man ihn nach dem Schlosse Ingel- heim, wohin sich auch sein Sohn und die Fürsten begaben. Hier fuhr man den armen zerknirschten Mann heftig au, warf ihm alles Unglück seiner Regierung vor und gebot ihm, wenn er sich rechtfertigen wollte, Stillschweigen. Zuletzt verlangte man Verzichtleistung auf die Herrschaft. „Ich will ja Alles thun, was ihr wollt," flehte er, „nur verschafft mir Lösung voin Banne!" Aber höhnisch lachte man ihm ins Gesicht und sagte, da müsse er nach Rom reisen, wenn er losgesprochen sein wolle. Nachdem

3. Theil 2 - S. 174

1867 - Breslau : Max
172 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. ruhte der Papst nicht eher, .bis er einen Gegenkaiser in Deutsch- land aufgestellt hatte. Heinrich Raspe (1246—47) hieß er und war Landgraf von Thüringen, ein ehrlicher Mann, aber nicht dazu gemacht, sich gegen einen so thätigen Mann, wie Frie- drich war, zu behaupten. Die meisten deutschen Städte blieben dem rechtmäßigen Kaiser getreu; nur die Bischöfe schlugen sich auf Heinrichs Seite — darum wurde er Pfaffenkönig genannt — und schon nach neun Monaten starb er aus seinem Schlosse Wart- burg bei Eisenach. Das war freilich für Friedrich einiger Trost; aber es häuften sich jetzt Schlag auf Schlag so viele Unglücks- fälle, daß sein königlicher Sinn zuletzt ganz niedergebeugt wurde. Seine Feinde wählten an Naspe's Stelle einen neuen Gegen- kaiser, Wilhelm von Holland, einen unbedeutenden Mann, der sich aber doch von 1247—56 behauptet hat. Aber am mei- sten schmerzte den Kaiser die entdeckte Untreue seines treuesten Freundes und Rathgebers, Peter de Vineis, auf dessen Treue er Schlösser gebaut hätte. - Dieser Mann war von ganz armen Aeltern geboren, so arm, daß er sich auf der hohen Schule durch Almosen das Leben erhalten mußte. Durch Zufall lernte ihn der Kaiser kennen, entdeckte seine außerordentlichen Talente und behielt ihn bei sich. Von nun an war Peter in allen Dingen des Kaisers wichtigster Rathgeber; zu den bedeutendsten Gesandt- schaften wurde er gebraucht, und in dieses Freundes Schooß schüttete Friedrich alle Kümmernisse aus, die sein Herz so oft beunruhigten. Dennoch war es der Verführung des Papstes ge- lungen, dieses Mannes Herz dem Kaiser zu entfremden und so zu umstricken, daß er versprach, seinen Herrn zu vergiften. Schon aus der Versammlung in Lyon, wohin ihn Friedrich mit Taddeo von Suessa geschickt, hatte er. zu Aller Erstaunen geschwiegen und sich seines Herrn nicht angenommen. Jetzt lag Friedrich, von Kumnler beladen, auf dem Krankenlager. Da traten Peter de Vineis und der gleichfalls bestochene Arzt herein, und dieser reichte dem Kaiser einen Gifttrank. Friedrich war entweder schon gewarnt, oder die verlegene Miene des Arztes machte ihn aufmerksam. „Ich will nicht glauben," sagte er, als er die Schale an die Lippe setzte, „daß ihr mir Gift geben wollt!" Pe- ter stellte sich, um seine Verwirrung zu verbergen, aufgebracht über den Verdacht; der Kaiser aber wurde nur um so aufmerk- samer und befahl mit drohendem Blicke dem Arzte, augenblicklich die Hälfte der Schale zu leeren. Dieser wurde bleich, nahm die

4. Theil 2 - S. 362

1867 - Breslau : Max
360 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Panama und von hier aus geradezu nach Spanien, wo er sich dem Kaiser Karl V. selbst vorstellen ließ. Diesem machte er eine so lebhafte Beschreibung von den ungeheuern Schätzen des Landes und von den auf der Reise ausgestandenen Abenteuern, daß Karl ihn im Voraus zum Statthalter des zu erobernden Landes er- nannte. Dagegen versprach Pizarro, die Kosten selbst zu über- nehmen. Was konnte der Kaiser mehr wünschen? Schon vor vielen Jahren hatte eine Gesellschaft überaus weiser Rechtsgelehrten und Theologen in Spanien festgesetzt, auf welche Weise die ersten Eroberer eines Landes in Amerika dieses im Namen des Königs von Spanien in Besitz nehmen sollten. Das Erste, nachdem der spanische Befehlshaber gelandet, war, daß ein mitgebrachter Geistlicher den Eingeborenen die Hauptar- tikel des christlichen Glaubens und die Lehre von der Oberherr- schaft des Papstes über alle Reiche der Welt durch einen Dol- metscher auseinandersetzen niußte. Wie war es möglich, den Leuten nur einen Begriff von dem Allen beizubringen, da ihre Gemüther gar nicht darauf vorbereitet waren und ihre Sprache nicht einmal solche Wörter hatte, durch welche man diese Begriffe hätte ausdrücken können! Aber danach fragten die Spanier nicht. Der Vortrag endigte damit: daß der Papst nach jenem Rechte auch ihr Land dem Könige von Spanien geschenkt habe; wenn sie sich nun gutwillig unterwerfen wollten, so wäre es gut, sonst würde man sie als Rebellen gegen Gottes Befehle zu Sklaven machen und mit Feuer und Schwert vertilgen. Mit Peru würde es übrigens dem Pizarro schwerlich auf diese Art gelungen sein, hätte ihm nicht ein Bürgerkrieg die Sache sehr erleichtert. Vor kurzem war der Inka (König) von Peru, Huana Kapak, gestorben und hatte zwei Söhne hinter- lassen, Huaskar und Atahualpa. Beide sollten sich in das Reich theilen, aber der ältere wollte das nicht und so war ein Krieg unter ihnen entstanden. Atahualpa war stärker als sein Bruder und nahm ihn gefangen. Jetzt (1530) landete Pizarro mit 180 Mann und 36 Pferden. Kaum hatte sich das Gerücht davon verbreitet, so ließ ihn Huaskar bitten, er möchte ihm doch beistehen. Pizarro gab ihm keine bestimmte Antwort, sondern schickte dagegen seinen Bruder Hernández in das Lager des Ata- hualpa ab, um ihm die Absicht seiner Ankunft auseinander zu setzen. Wie staunte Hernández über den königlichen Anstand des Inka, über die Pracht seines Hauswesens und über die Ehrfurcht

5. Theil 2 - S. 364

1867 - Breslau : Max
362 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. alle auseinanderstoben. Aber das war den Spaniern nicht genug. Die Reiter setzten sich zu Pferde, jagten ihnen nach und hieben alle nieder, die sie nur erreichen konnten. Eine schöne Art, Hei- den zu bekehren! Viertausend dieser Unglücklichen wurden an diesen! Tage von den Spaniern zusammengehauen und eine un- ermeßliche Beute ins spanische Lager geschleppt. Als Atahualpa sich von den Schrecken etwas erholt hatte, sah er um sich und erblickte sich in der hülslosesten Lage von der Welt. Feste Riegel und starke Mauern schlossen ihn ein; ver- lassen war er von allen seinen Freunden und Landsleuten, und nur die wilden Gesichter der Spanier zeigten sich ihm dann und wann. Als er sah, wie gierig diese nach dem Golde waren, er- bot er sich, dem Pizarro das ganze Zimmer, in welchem er ge- fangen saß und welches nicht klein war, so hoch, wie er reichen konnte, mit Gold anzufüllen, wenn er ihm die Freiheit geben wollte. Pizarro sah ihn mit starren Augen an. „Wie!" rief er endlich mit freudigem Erstaunen aus, „das wolltest du?" — Und gleich nahm er ein Stück Kohle und zog in der angegebenen Höhe ringsum einen schwarzen Strich. Kaum hörten die guten Peruaner, daß ihr Inka für Gold befreit werden könnte, als sie von allen Seiten mit goldenen Gefäßen herbeiströmten, um das Zimmer bald voll zu haben. Indessen hatte der ältere Bruder, der gefangene Huaskar, davon gehört und bot dem Pizarro noch ein größeres Zimmer von Gold an, wenn er ihn befreien wollte. Den Vorschlag ergriff der habsüchtige Spanier mit beiden Hän- den; aber es kam nicht dazu; denn Atahualpa hörte, was Pi- zarro Willens war, und erschrak vor dem Gedanken, daß der rachsüchtige Huaskar frei werdep sollte. In dieser Angst schickte er treue Leute zu seinem Bruder und ließ ihn ermorden. Nun war endlich das Zimmer bis zum schwarzen Strich ganz voll Gold, und Atahualpa hoffte jeden Augenblick, die Thüre seines Gefängnisses sich öffnen zu sehen. Aber wie wurde ihm, als Pizarro ihm erklärte, daß daraus nichts werden könne, weil er seinen Bruder habe ermorden lassen! Der Inka stand wie vom Donner getroffen da; aber dabei sollte es nicht bleiben. Pizarro hatte ja nun sein Gold und dachte nur daran, wie er den Ata- hualpa loswerden wollte. Er setzte dazu einen förmlichen Ge- richtshof nieder und ließ ihm hier als Götzendiener, Thronräuber, Aufwiegler und Brudermörder den Proceß machen. Er wurde verdammt, lebendig verbrannt zu werden, und dies ihm noch als

6. Theil 2 - S. 6

1867 - Breslau : Max
4 Mittlere Geschickte. 1. Periode. Griechen. auf ihren Mann ausübt. Seine Frau hieß Antonina. Sie war in niederm Stande geboren und nur durch ihre große Schönheit und Klugheit immer höher gestiegen, bis sie endlich die Frau des Belisar wurde. Ueber diesen Kriegsmann, vor dessen Befehlen ganze Heere zitterten, übte sie nun eine schimpfliche Herr- schaft aus. Denn sie liebte ihn nicht einmal, sondern hinterging ihn, wo sie nur konnte, und wenn er manchmal hinter ihre Ränke kam und sie bestrafen wollte, so wußte sie ihn nicht nur gleich wieder zu besänftigen, sondern sich auch so unschuldig zu stellen, daß er sie noch dazu um Verzeihung bat urtb froh war, wenn sie nur wieder freundlich aussah. Mit der Kaiserin Theodora, die um nichts besser war, war sie innig befreundet. Einmal fiel Belisar wegen freier Aeußerungen über den Kaiser bei diesem und der Theodora in Ungnade, und wurde, als er eben siegreich ans einem Kriege zurückkehrte, mit größter Kälte empfangen, worauf sich Alles von ihm zurückzog und bei Hofe ihm Jeder verächtlich auswich. Außer sich vor Schmerz kehrte er Abends in seinen Palast zurück und hoffte au der Brust seiner lieben Antonina seine Betrübniß ausweinen zu können. Aber diese ließ sich krank melden, während sie vor seinen Augen in einem Säulengange trillernd auf und ab ging! Mit Kummer und Angst ringend, warf sich Belisar ans sein Bett und wünschte den Tod herbei. Da wurde ihm ein Bote von der Kaiserin gemeldet, der ihm einen Brief überbrachte. Er öffnete diesen mit banger Neugier und las: „Du weißt, wie sehr du meine Unzufriedenheit verdient hast. Aber die Antonina hat Verdienste um mich. Ihren Fürbitten habe ich dein Leben zugestanden, und ich erlaube selbst, daß du einen Theil deines Vermögens behältst." Da sprang der sonst so große Kriegsheld mit ausgelassener Freude auf. Er warf sich vor seiner Frau nieder, küßte ihre Füße, nannte sie ein Mal über das andere seine Retterin und versprach, zeitlebens ihr dankbarer und gehorsamer Sklave zu sein! — Späterhin fiel er noch einmal in Ungnade, und da erzählt man gar, er habe, mit dem Undanke und der Ungnade des Kaisers belastet, als blinder Bettler von Thüre zu Thüre schleichend, sein Brod erbetteln müssen. Gewiß ist, daß er mit vor Kummer über die vielen Kränkungen starb. Von Justinian ist noch zu bemerken, daß er die schöne So- phienkirche in Constantinopel aufbaute, die noch steht und setzt die Hauptmoschee der Türken ist. Schon Constantin hatte eine Sophienkirche erbaut; aber sie brannte ab. Da machte sich In-

7. Theil 2 - S. 9

1867 - Breslau : Max
Justinian. Theodora. Langobarden. Alboin. 7 gung Justinians zu gewinnen, der damals noch nicht Kaiser war. Sie erreichte auch ihren Zweck vollkommen, und kaum war Ju- stinian Kaiser, so heirathete er — alle Leute verdachten es ihm — die verworfene Theodora und machte sie zur Kaiserin. Aber so groß ihre Macht nun auch war und so eifrig nun auch die Schmeichler um ihren Thron krochen, so hatte sie doch keine rechte Freude am Hofe. Ein nicht ganz zu unterdrückendes Gefühl von Scham machte, daß sie sich gern den Blicken der Höflinge entzog und lieber aus ihren Lustschlössern an den reizenden Ufern des Meeres von Marmora zubrachte. Wehe dem, der sich, wie Theodora, selbst verachten muß! Jedem sah sie argwöhnisch ins Gesicht, ob er auch durch eine Miene etwa seine Verachtung gegen sie verrathe, und immer unterhielt sie eine Menge von Kundschaftern, die Alles, was über sie Nachtheiliges gesprochen wurde, sogleich ihr wieder hinterbrachten. Und dann wehe dem Unbesonnenen! Ihre Rachsucht kannte keine Grenzen. Viele ver- schmachteten in tiefen, dunkeln Kerkern; Andere wurden um- gebracht, und Theodora weidete sich oft am Anblick ihrer Qualen. Justinian erfuhr von allen diesen Greueln nicht viel. Er hatte sie sehr lieb; und wirklich ist sie auch eine treue Gehülfin seiner Regierung gewesen und hat an Allem, was er Gutes und Gro- ßes gethan hat, vielen Antheil. Wie Schade, daß diese kluge Frau kein gutes Herz hatte! In ihrem Hause ist sie auch nie glücklich gewesen. Sie wünschte sich so gern einen Sohn und schickte oft zum Himmel deswegen die heißesten Gebete; aber ver- gebens. Es war als wenn ein Fluch auf ihr ruhte. Endlich bekam sie eine Tochter und freute sich darüber sehr; aber das Kind starb, ehe es heranwuchs. Sie selbst war auch immer kränk- lich und starb vor dem Kaiser, der sie noch lange beweinte. Narses hatte endlich (553) nach einem 20jährigen Kriege, in welchem vor ihm Belisar ausgezeichnet gestritten hatte, das Reich der Ostgothen in Italien zerstört, und dies Land wurde nun eine griechische Provinz. Aber die griechischen Kaiser hatten davon nicht viel Gewinn. Der Krieg hatte das Land verwüstet und 568 brach ein neues, auch deutsches Volk in Italien ein, die Langobarden.*) Unter ihrem tapfern Könige Alboin kamen *) Man erzählt, die damalige Kaiserin Sophie, die den Narses nicht leiden tonnte, und ihren Gemahl (Justin Ii.) bewog, ihn aus Italien, wo er Statt- halter war, zurückzurufen, habe dabei geäußert: er könne nun wieder in die

8. Theil 2 - S. 21

1867 - Breslau : Max
Chlodwig. 19 Mit Chlodwig ließen sich zugleich 3000 Franken taufen, und auch das übrige Volk folgte bald seinem Beispiele. Damals fvar die Christenheit in zwei Parteien, die katholische und arianische, zer- fallen.*) Die meisten germanischen Völker bekannten sich zur arianischen; Chlodwig aber nahm aus Bitten seiner Frau den katholischen Glauben an, worüber sich der Papst so freute, daß er ihm den Beinamen des allerchristlichsten Königs gab, der den französischen Königen eigen geblieben ist. — Man findet leider nicht, daß Clodwig nach seiner Taufe weniger ländersüchtig oder in der Wahl seiner Mittel gewissenhafter geworden wäre. Um sich des westgothischen Reichs, so weit es in Frankreich lag, zu bemächtigen, stellte er sich, als wenn es ihn verdrieße, daß die ketzerischen Arianer — denn zu diesem Glauben bekannten sich die Westgothen — einen Theil von Frankreich besäßen. In der Nähe von Poitiers schlug er sie, tödtete ihren König (Alarich Ii.) mit eigener Hand und nahm alles Land zwischen der Loire und den Pyrenäen in Besitz; nur Languedoc verblieb den Westgothen noch. Als er nach Paris zurückkam, erbaute er zürn Danke gegen Gott in Folge eines Gelübdes die Notredamekirche. Nachdem sich ihm auch die Briten in der Bretagne unterworfen hatten, gehorchte ihm fast ganz Frankreich; nur am Rheine, an der Maas und Schelde regierten noch vier Vettern. Gegen diese wandte er sich nun, und brachte sie alle, theils durch Hinterlist, theils durch Gewalt ums Leben. Wie er mit ihnen verfuhr, davon nur ein Beispiel. Sein Vetter Siegbert in Cöln hatte ihm gegen die Ale- mannen beigestanden und war nun alt geworden. Jetzt lockte Chlodwig den ehrsüchtigen Sohn desselben, Chloderich, an seinen Hof nach Paris und sprach: „Siehe! dein Vater ist alt und ge- brechlich; wenn er stürbe, solltest du König werden und mein Freund sein." Chloderich verstand den Wink, kehrte zu seinem Vater zurück und ermordete ihn, während er auf der Jagd in einem Zelte schlief. Darauf schickte er einen Gesandten mit der *) Zur Zeit Constantins des Großen nämlich war in Alexandrien ein hef- tiger Streit zwischen dem Bischof Alexander und dem Presbyter Ar ins ent- standen, weil dieser behauptete, Jesus wäre zwar Gott ähnlich, aber doch nicht mit ihm von ganz gleichem Wesen, wogegen jener lehrte, daß beide von gleichem Wesen wären. Der Zank wurde endlich so arg, daß sich der Kaiser einmischte, und 325 eine Kirchenversammlung nach Nicäa in Kleinasien berief. Diese entschied, indem sie dem Alexander ganz Recht gab, und den Artus ver- dammte. 2*

9. Theil 2 - S. 22

1867 - Breslau : Max
20 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. Todesbotschaft nach Paris und ließ den König auffordern, sich von den ererbten Schätzen das Liebste auszuwählen. „Ich ver- latige nichts," ließ ihm Chlodwig sagen; „aber zeige deine Schätze meinen Gesandten." Diese aber hatten den Befehl erhalten, bei der Gelegenheit den Chloderich zu ermorden. Als ihnen nun Chloderich einen tiefen Kasten öffnete und ihnen die darin befind- lichen Goldstücke zeigte, sprachen sie: „Greife doch hinunter bis aus den Boden; wer weiß, was da noch liegen mag." Und als er sich hinabbückte, spaltete ihm einer mit einem Beile den Kopf. Chlodwig ließ dann das Volk zusammenrufen und sprach: „Ich bin zwar an der Ermordung eures Königs unschuldig, aber er hat als Vatermörder nichts Besseres verdient. Mein Rath ist jetzt, daß ihr mich als euern König erkennet." Das geschah auch; nian setzte ihn aus einen Schild und trug ihn in der Versamm- ' lung umher. Endlich starb dieser König (511). Aber auf seiner Erbschaft ruhte kein Segen. Das fränkische Reich zerfiel unter seine vier Söhne, deren keiner den Geist des Vaters hatte. So auch die folgenden Merowinger.*) Dazu waren die meisten so unthätig, daß sie lieber nur für ihr Vergnügen sorgten und die Regierung Andern überließen. (Darum nennt man sie auch: Des rois fameans, is. i. königliche Schlafmützen.) Diese Andern waren die Majores domus oder Hausmeyer. So nannten sich *) Die Rohheit jener Zeit beweisen die scheußlichen Handlungen der Rache die uns die Geschichte der Franken aufbehalten hat. Einer der Söhne Chlod- wigs zum Beispiel stürzte einen König der Thüringer (Hermanfried), den er nach dem Städtchen Zülpich (unweit Bonn, auf dem linken Rheinnfer) hatte laden lassen, während des scheinbar freundlichen Gesprächs von der Mauer herab, und ein anderer ließ einen König der Burgunder (Sigismund), den er gefangen genommen, in Orleans mit Frau und Kindern in einem Brunnen ertränken. Aber die größte Höhe der Schändlichkeit erreichten zwei königliche Weiber, Fre- degunde und Brunehild. Beide waren die Frauen zweier Brüder, Enkel Chlodwigs. Der Manu Fredegundens (Chilperich in Soisfons) hatte seine erste Frau ertränken, die zweite, eine Schwester der Brunehild, erwürgen lassen, und nun Fredeguuden geheirathet. Da erhob sich Brunehild als Rächerin, und nun erfolgte eine lange Reihe von Greuelthaten, welche die beiden Weiber, um ein- ander wehe zu thun, verübten, und welche beweisen, was aus einem von der Na- tur zur Sanftmuch und zum Frieden bestimmtem Weibe werden kann, wenn es seinen Leidenschaften den Zügel schießen läßt. Fredegunde, die als die schänd- lichste erscheint, starb (597) eines natürlichen Todes; Brunehild dagegen wurde aus Befehl eines Sohnes der Fredegunde im 80. Jahre ihres Lebens, nach mehr- tägigem Foltern, mit einem Arme, einem Beine und den Haaren au den Schweif eines wilden Pferdes gebunden und so zu Tode geschleift.

10. Theil 2 - S. 175

1867 - Breslau : Max
Enzio. Innocenz. 173 Schale, ließ sie aber, als wenn er stolperte, hinfallen. Sogleich mußte der Rest des vergossenen Trankes gesammelt und einem Missethäter zuñí Trinken gegeben werden, und siehe da! dieser starb davon auf der Stelle. Friedrich verurtheilte den Arzt zum Blutgerüste, den schändlichen Peter aber, beide Augen zu verlie- ren; eine gräßliche, aber damals nicht ungewöhnliche Strafe. Doch kam es nicht dazu; denn Peter, von seinem bösen Gewisten geängstigt, rannte im Gefängnisse mit dem Kopse gegen die Wand, zerschlug sich den Schädel und starb auf der Stelle. Wie schwer dem Kaiser es wurde, seinen Freund untreu zu finden, erkennt man aus den Worten, die man mehrmals, ehe er das Urtheil über ihn aussprach, von ihm ausrufen hörte: „Wehe! wehe mir! welch einen Mann muß ich bestrafen!" — So nieder- gebeugt, sehnte er sich herzlich nach Ruhe und Frieden, den er zu schmecken noch nie das Glück gehabt hatte. Er bat den hei- ligen Ludwig, ihn doch mit dem Papste auszusöhnen, und Lud- wig unterließ auch nicht, das Seinige zu thun. Er erinnerte den Papst, nian müsse ja seinem Feinde siebenzig Mal sieben verzeihen, wenn es nöthig sei; aber Alles war bei Innocenz ver- gebens, der sich freute, zu sehen, wie sein Feind bald zu Boden liegen würde. Wirklich vereinigte sich Alles, ihm das Leben recht zu ver- bittern. Sein treuer Taddeo starb ihm. Unter mehreren Söhnen war ihm einer vor allen lieb, wegen seiner zärtlichen Anhänglich- keit an den Vater. Enzio hieß er und war König von Sar- dinien. Mehrere Jahre schon hatte der treffliche Jüngling für seinen Vater sich mit den italienischen Städten, die es mit dem Papste hielten, herumgeschlagen. Da fiel er in einen Hinterhalt, den ihm die Eiwohner von Bologna gelegt hatten, und wurde gefaugen fortgeführt. Es war ein recht herzbrechender Anblick, wie der schöne Jüngling, dessen blonde Locken bis auf den Gürtel herabwallten, in der Mitte seiner Feinde nach Bologna gebracht wurde. Hoch ragte er über alle seine Mitgefangenen empor und aus seinen edeln Zügen sprach zugleich Muth und sanfte Trauer über sein Mißgeschick. Wohl war es hart dieses Mißgeschick; denn er wurde zu ewiger Gefangenschaft verur- theilt. Wie jammerte der Kaiser, als er davon hörte! Er bot Lösegeld über Lösegeld; Alles umsonst. Es ging zwar deni Enzio in seiner Gefangenschaft nichts ab, aber er mußte das köstliche Gut der Freiheit entbehren, und war und blieb gefangen. Die
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