Herrschern Deutschlands nachgeahmt, und es drangen bei uns franzsische Moden und Sitten ein.
Franzsische Raubkriege. In dem westflischen Frieden hatte Deutschland bereits das schne Elsa an Frankreich abtreten mssen. Ludwig erklrte jedoch, da er mit den abgetretenen Lndern mich ein Recht auf diejenigen Gebiete er-halten habe, welche ehemals mit dem Elsa in irgend einem Verbnde gestanden htten. Er zog gegen Deutschland in den Krieg und verheerte besonders die schnen Rheingeqenden. Auch die freie Reichsstadt Straburg wurde gewaltsam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war snr Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: Wenn die Franzosen vor Straburg und die Trken vor Wien stnden, wrde ich zuerst dem bedrngten Straburg zu Hilfe eilen." Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Trken bedroht war, lie er sich diese Gewaltttigkeit Ludwigs gefallen. Fast die ganze Pfalz wurde verwstet und niedergebrannt: denn Ludwig Xiv. wollte nach seiner Aussage die stliche Grenze seines Reiches durch eiue Wste decken. Die franzsischen' Mordbrenner hausten so schrecklich, da es schien, als wre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar ' die geheiligten Grber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut und die silbernen Srge sowie andere Kostbarkeiten geraubt.
49. Die Trken vor Wien. 1683. Prinz Engen.
Marsch der Trken ans Wien. Seitdem die Trken durch die Eroberung Konstantinopels (1453) im Sdosten Europas festen Fu gefat, bedrohten sie der zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhrlich. Doch die grte Gefahr erwuchs dem Vaterlaude, als der Grovezier Kara Mustapha mit seinen (200000) Streitern durch Ungarn geradesweges auf Wien zog. Kaiser Leo-pold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30000 Mann entgegenstellen.
Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber Graf von Starhemberg traf zu Wien groe Verteidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Brgerschaft eifrigst untersttzt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubscharen vor der Stadt und schlug sein Lager vor den Mauern derselben j auf. $n einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Ans der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald strmten ' die Trken unter frchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu be- i mchtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Lwenmut zurck. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert, aber wieder zurckgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hilfe durch den Polenknig.
Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anfhrung des tapfern Polenknigs Sobiesky begann mutvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhndig mehrere Trken erschlug und das Zeichen eines trkischen Groen, einen Roschweif, eroberte. Bald ergriffen die Trken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Gelute aller Glocken aus den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenknige als dem Retter Wiens zu und drngte sich um ihn, seine Hand, seine Stiesel und seinen Mantel zu kssen.
Prinz <$ttflcn, Der edle Ritter In dem Trkenkriege, welcher noch lange fortdauerte, zeichnete sich besonders Prinz Engen von Savoyen ans. Da er als Knabe einen schwchlichen Krper hatte, so'sollte er nach dem Willen seiner Eltern ein Geistlicher werden. Eugen entschied sich jedoch fr den Kriegerstaud. Als geborener Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. ius Heer treten, wurde aber i wegen feiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er iit sterreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; denn sie sagten: Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wird nicht vielen Trken den Bart ausraufen." Er erwies sich aber bald so tapfer und weife, da er an die Spitze des Heeres gestellt wurde. Als Ludwig von Eugens glnzenden Wafsenthnten borte, wollte er ihn durch lockende Anerbietungen in seine Dienste ziehen. Der Held aber lie dem franzsischen Könige sagen: Ach bin jetzt kaiserlicher Marschall und durch die Pflicht der Dankbarkeit an meinen Herrn gebunden." Sehr glnzend war der Sieg, welchen Eugen der die Trken bei Belgrad (in Serbien) erfocht. In dem Feldlager vor dieser Festung ist auch das Lied entstanden:
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Österreichs Erhebung im Jahre 1809 81
König gegen Napoleon in den Kamps zog. Auf eigene Faust suchte er den Volkskrieg zu entzünden. Ohne die Erlaubnis des Königs nachgesucht zu haben, führte er (1809) eines Tages seine Reiterschar wie zu
einer Waffenübung vor die Thore Berlins. Als er hier seinen Leuten eröffnete, er sei willens gegen die Franzosen zu ziehen, stimmte man ihm jubelud bei, und so ging es weiter, den Feind aufzusuchen. So hoch der König Schills Heldensinn schätzte, mußte er sich doch vou ihm lossagen, um den Haß Napoleons nicht noch mehr auf sich zu ziehen. Manch mutiges Abenteuer bestand die kühne Schar, die von Napoleon eine „Bande Straßenräuber" genannt wurde. Ter Frauzosenkaiser setzte auf den Kopf Schills eine große Geldsumme aus, und der Held geriet in eine gefahrvolle Lage. Doch Sckills Wahlspruch war: „Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende." Er zog nach Stralsund und verschanzte sich in der Stadt, wurde hier aber von den mit den
Franzosen verbundenen Holländern und Dänen angegriffen. Wie ein Löwe kämpfte er mit seinen Genossen gegen die Feinde. Doch eine Kugel traf ihn, und er starb den Heldentod.
Die Opfer zu Wesel. Ungefähr 600 Mann mit elf Offizieren gerieten in Feindeshand. Einige Unteroffiziere und Gemeine wurden erschossen; die übrigen führte man nach Frankreich in die Gefangenschaft. Die elf Offiziere, von denen der jüngste erst 16 Jahre zählte, brachte man nach Wesel (an der Mündung der Lippe), um ihnen den Tod zu geben. Als man ihnen ans dem Richtplatz die Augen verbinden wollte, wiesen sie dies Ansinnen zurück. Einer von ihnen, Ernst von Flemming, warf feine Mütze hoch in die Luft und rief: „Es lebe unser König! Preußen hoch!" Als nun die Gewehrschüsse krachten, fielen zehn Offiziere zum Tode getroffen nieder. Doch dem achtzehnjährigen von Wedel war nur der Arm zerschmettert. Als der Befehlshaber ihm nun Gnade anbot, rief er: „Gnade? ein echter Preuße verschmäht die Gnade eines fränkischen Henkers." Darauf kommandierte Wedel selbst: „Feuer!" und die Kugeln machten seinem Leben ein Ende.
62. Österreichs Erhebung im Jahre 1809.
Napoleon in Spanien. Napoleons Eroberungssucht stieg so hoch, daß er regierende Fürsten vertrieb, um die erledigten Throne seinen Brüdern und Verwandten zu geben. In Spanien entsetzte er das alte Königsgeschlecht mit Hinterlist und Gewalt und verlieh daraus die Krone dieses Landes seinem Bruder Joseph. Die Krone von Neapel, welche Joseph bis dahin inne gehabt, schenkte er seinem Schwager Murat. Doch das spanische Volk griff gegen den Gewaltherrscher zu den Waffen, und trotzdem Napoleon jetzt in dem Kampfe unzählige Menschen opferte, gelang es ihm doch nicht, das Land vollständig zu unterjochen.
^ Österreichs Befreiungskampf. 1809. Während Napoleon in Spanien große Anstrengungen zur Behauptung seiner Gewalt machte, erhob sich Österreich gegen ihn und erklärte an Frankreich (1809) den Krieg. Doch Napoleon entbot die Truppen des Rheinbundes gegen die Österreicher, schlug die letzteren und hielt in Wien seinen Einzug. Als nun der Erzherzog Karl heranrückte, um die Hauptstadt zu befreien, kam es auf dem Marchfelde, bei den Dörfern Aspern und Eßlingen bei Wien zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher Napoleon eine blutige Niederlage erlitt. Freilich besiegte er bald darauf die Österreicher bei Wagram (in
Krüger, Geschichte Preußens. 6
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
196
Geschichte des Mittelalters.
werden. Leopold meinte, schon der Anblick seiner geharnischten Schaaren würde die Hirten erschüttern, welche, ungewohnt des Krieges, kein anderes-Geschäft, als die ruhige Pflege ihrer Herden kannten. In stolzer Zuversicht zogen die österreichischen Ritter, alle vom Kopf bis zu den putzen gepanzert, mit hochwallenden Helmbüschen und klirrenden Lanzen durch dre Hohlwege der Alpen gerade auf Schwyz los. — Allem auch der friedliche Hirt wird zum muthigen Streiter, wenn ihn das theure Vaterland unter feine Fahne ruft. Schnell eilten die Männer von Uri und Unterwalden denen aus Schwyz zu Hülse- dennoch kam nur ein Häuflein von 1300 Mann zusammen. Aber der Muth ersetzte die Menge, und die Derttichkeit begünstigte die leichtbewaffneten Hirten mehr, als die schwergerüsteten Ritter. Die Schweizer besetzten den Engpaß Morgarten, der sich zwischen dem Berge Morgarten und dem Agerisee hinzieht. Hier ging der glanzende Quq der Ritter durch. Als der Paß zwischen Berg und See mit Menschen und Pferden dicht angefüllt war, da erhoben sich die 1300. Mit lautem Geschrei wälzten sie mächtige Steinblöcke von der Höhe des Berges hinab und schleuderten andere mit großer Leibeskraft mitten in den bedrängten Haufen Da entstand eine gräuliche Verwirrung im Hohlwege. Die Pferde wurden scheu und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk; andere svrenaten in den See. In diesem Augenblicke rannten die schweizer herunter und fielen in vollem Laufe den Feinden, die sich kaum rühren konnten, in die Seite, schlugen mit Hellebarden oder Beilen drein und rissen mit ihren Streitkolben' die Ritter von den Pferden. Da sanken viele der Grasen, Ritter und Edeln aus Leopolds Heere entseelt zu Boden. Auch Land end erg war unter ihnen. Nur mit einem kläglichen Ueberreste seines Heeres entkam Leopold nach Winterthur. Jetzt verwandelten die drei Waldstädte ihren frühern, auf zehn Jahre geschlossenen Bund meinen etvigen, und dieser bildete die eigentliche Grundlage der jetzigen Schweizer Eidgenossenschaft. Nach Oeser, Bäßler, W-U-r u. a.
118. Ludwig der Daier (1314—1347) und Ariedrich der Schöne von Oesterreich (1314—1330).
Kampf zwischen Ludwig und Friedrich. Als Kaiser Heinrich Yil (1308—13) gestorben war, wählte ein ^hett der deutschen Fürsten zu Frankfurt am Main (1314) den Herzog Ludwig von Baiern zum Kaiser-ein anderer Theil zu Sachsenhausen den Herzog Friedrich von Oesterreich. Ein siebenjähriger Krieg war die traurige Folge dieser Doppelwahl Beide Könige suchten sich zu behaupten. Das Gluck schien sich anfangs auf die österreichische Seite zu wenden, und Vatern wurde barbarisch verwüstet. Allein die Schlacht bei Mühldorf, unweit Dettingen, m welcher Friedrich von Oesterreich gefangen wurde, gab der Sache eine andere Wenduna Diesen Sieg verdankte Ludwig seinem weisen und tapfern Heerführer Schweppermann, einem nürnberger Ritter. Nach, einer so auern Schlacht fanden die Uebenvinder kaum etwas mehr, als ein Gericht Cier zu ihm- Labung, und zwar so wenig, daß nur ein einziges. auf Denstattn kanr doch blieb' nach der Verkeilung noch eins in der Schussel liegen. Da svrack der König Ludwig lächelnd: „Jeder ein Ei, Schweppermann zwei Und so wurde denn das übrige Ei dem biedern Schweppermann vorgelegt
Deutsche Treue. Friedrich von Oesterreich wurde nach einiger Zeit wieder aus der Gefangenschaft entlassen; aber er mußte vorher schworen, dem Kaiferthume zu entsagen und seinem Befreier Ludwig wider den Papst Johann Xxii. beizustehen, welcher Ludwig befohlen hatte, steh ganz der
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231
fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt.
Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde.
139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705.
Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen.
Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig.
, Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen.
Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
266
Geschichte der neuen Zeit.
kniete nieder und betete an*). Aber das währte nur eine kurze Zeit. Robespierre merkte, daß er das Volk nicht bändigen könne, wenn es sich nicht vor einem unsichtbaren höhern Wesen fürchte. Darum verordnete er: „Von nun an soll wieder ein Gott sein und in allen Kirchen von ihm gepredigt werdenrobespierre's frühere Helfershelfer hatten jedoch nicht mehr Lust, ihm zu gehorchen, sondern wollten lieber selbst regieren. Und da sie sich nun vor des Mächtigen Zorn und Blutdurst fürchteten, kamen sie ihm zuvor und steckten ihn mit feinen Anhängern in's Gefängniß. Robespierre merkte zu gut, daß es nun mit ihm aus fei; aber er wollte doch nicht unter der Guillotine sterben, sondern sich lieber selbst erschießen. Der Schuß fehlte aber und zerschmetterte blos den Kinnbacken. Als nun der schreckliche Mann am folgenden Tage mit 22 feiner Genossen auf elenden Karren nach der Richtstätte hingefahren wurde, und jedermann mit Entsetzen fein zerrissenes Gesicht und die blutbefleckte Brust erblickte, da erkannte man das Strafgericht Gottes.
Mit Robespierre horte die Schreckenszeit in Frankreich auf, und eine ruhigere, wenigstens etwas bessere Zeit begann. Nach Kappe.
164. Die Hievotutionskriege. Napoleon Monaparte.
Die Verbündeten in Frankreich. Nicht blos Frankreich wurde von der schrecklichen Revolution erschüttert, sondern auch für den größten Therl von Europa gab es jetzt eine Zeit der Trübsal und mannigfaltiger Umwälzungen. Das fing so an. Als in Paris die unglückliche Königsfamilic im Gefängniß schmachtete, suchten sich die andern Fürsten ihrer anzunehmen. Oesterreicher und Preußen drangen ins französische Land, um die Schreckensmänner zur Besinnnng zu bringen und den König zu befreien. _ Anfangs ging es den Verbündeten gut. Als sie aber — namentlich die Preußen — in die Champagne kamen und von stetem Regen die Wege schlecht und die Soldaten krank wurden und dahin starben, auch die Franzosen in ihrem Freiheitstaumel in ungeheuren Massen kriegslustig auf sie losstürzten, da mußten sie umkehren. König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen schloß (1795) mit der neuen Republik einen Frieden zu Basel.
französische Eroberungen. Die Franzosen entrissen aber den Oesterreichern Belgien, eroberten Holland und siegten fast an allen Orten. Ueberall, wohin sie kamen, sagten sie den Leuten: „Völker ihr seid jetzt frei! ihr dürft nun das Glück genießen, es auck so zu machen, wie wir!" Und die es glaubten, standen auf und machten es den Franzosen nach. Viele alte Einrichtungen, gute Sitten, sowie alte Treue und Zucht gingen dabei zu Grunde. Aber die Leute wurden doch nicht frei, sondern trugen das Joch derer, die sich ihre Befreier nannten.
Napoleon Bonaparte. Damals fing ein merkwürdiger Mann, Napoleon Bonaparte, an, sich vor allen hervorzuthun. Er war der Sohn eines Edelmannes auf der Insel Corfika. Schon als Knabe bereitete er sich daraus vor, Offizier zu werden, und wurde es auch in seinen Jünglingsjahren. Da er sich bald durch Muth und Umsicht vor den anderen Offizieren auszeichnete und die verwittwete Nichte eines Machthabers in Frankreich, die edle Iosephine Beauharnais, heiratete, ward er zum General der schlechtesten französischen Armee, der italienischen, erhoben.
Siege über die Oesterreicher. Dennoch führte er dieselbe von einem Siege über die Oesterreicher zum andern. Wohin er kam, mußten die Bürger und Bauern ihm und seinen Soldaten große Summen Geldes zahlen; denn sein Grundsatz war: „Der Krieg muß den Krieg ernähren!" Während andere Generale unablässig Geld von Paris verlangten, schickte er solches dahin, und seine Soldaten hatten nebenbei auch vollauf und waren stolz auf ihren siegreichen Führer. Schon (1797) sah sich der deutsche Kaiser Franz Ii. von Napoleon zum ersten Male zum Frieden ge-
*) Jahrzehnte nachher soll diese „Göttin der Vernunft" arm, bloß und wahnsinnig in einem Stalle in Italien gestorben sein.
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Napoleons Kämpfe mit Portugal, Spanien und Oesterreich.
273
Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Charlottenburg. Hier in stiller Einsamkeit steht ein einfacher Tempel aus Marmor, von Bäumen beschattet. Dort ruht die Selige. Alljährlich betete der gebeugte König an ihrem Sterbetage vor ihrem Sarye, und immer noch ist der 19. Juli für die preußische Königsfamilie ein Bet- und Gedenktag an die geliebte Dahingeschiedene. Theilweise nach Eylert, Adami, Berthelt, Hahn u. a.
167. Napoleons Kämpfe mit Wortngat, Spanien und Oesterreich.
Napoleon in Portugal und Spanien. 1807—1808. Im Jahre 1807 rückten französische Truppen auch in Portugal ein; doch die königliche Familie bonrbonischen Stammes hatte sich bereits gerettet und nach Brasilien eingeschifft. Napoleon erklärte den Regenten von Portugal seines Staates für tierluftig und setzte über das Land einen Befehlshaber. Durch List und Gewalt wußte Napoleon auch die spanische Königsfamilie zur Thronentsagung zu zwingen, und auch in dieses Land zogen französische Truppen ein. Napoleon ernannte seinen Bruder Josef, bisher König von Neapel, zum König timt Spanien. Neapel dagegen erhielt sein Schwager, Joachim Murat, dem er kurz vorher das Großherzogthum Berg am Niederrhein (Düsseldorf) gegeben hatte. Aber in Spanien ergrimmte das ganze Volk bei der Nachricht von der Entthronung seiner Königsfamilie, und bald mußte der neue König die Hauptstadt wieder verlassen. Jetzt erhoben auch die Portugiesen die Waffen gegen Frankreich, 30,000 Engländer landeten, und die französischen Truppen mußten (1808) Portugal räumen. Da stellte sich Napoleon, der nach so vielen glänzenden Siegen jetzt zum ersten Mal die Volkskraft kennen lernte, selbst an die Spitze der Truppen; es folgte Sieg auf Sieg; er zog in Madrid ein; aber das
Volk behauptete das Land und die Gebirge.
Krieg Oesterreichs gegen Frankreich. Oesterreich schien den günstigsten Zeitpunkt
gewählt zu haben, um Frankreich entgegenzutreten. Es bot eine große Macht auf,
die zu kühnen Hoffnungen berechtigen konnte. Aber Napoleon entbot die Truppen des Rheinbundes gegen Oesterreich. Er stellte sich au ihre Spitze, schlug die österreichischen Heere zurück und zog triumphirend in Wien ein. Da führte Erzherzog Karl ein Heer aus Böhmen zum Entsätze Wiens heran. Ans dem Marchfelde bei den Dörfern Aspern und Eßlingen kam es zu einer zweitägigen furchtbaren Schlacht. Die Oesterreicher fochten mit Löwenmuth, und wenn die Rheinbündner ihnen zuriefen: „Streckt die Waffen!" antworteten die unerschrockenen Krieger: „Kommt und holt sie euch!" Zum ersten Male erlitt Napoleon eine blutige Niederlage, und nur mit Mühe rettete er sich mit den Resten seines Heeres. Leider aber hatte dieser Sieg für Oesterreich nicht den gewünschten Erfolg. Die Verstärkungen, welche Erzherzog Karl erwartete, blieben aus; Napoleon gewann Zeit sich zu erholen, und schlug die Oesterreicher bei Wagram. Nun ward der Friede zu Schönbrunn geschlossen, indem Oesterreich abermal bedeutende Gebiete verlor (1809).
Andreas Hofer. Tyrol war an Baiern gekommen; aber mit treuer Liebe hing das Volk am angestammten Fürstenhause und erhob sich gegen die Fremdherrschaft. An der Spitze der Erhebung stand der Sandwirth Andreas Hoser von Passeyer.*) Napoleon schickte zahlreiche Truppen nach Tyrol, und es entspann sich ein furchtbarer Kampf; mit dem größten Muthe stritten die treuen Tproler gegen die fremden Eindringlinge. Dreimal gelang es dem tnuthioen Volke, das Land von den Feinden zu säubern; aber zuletzt hals aller Muth und alle Begeisterung nichts, und der Kaiser Franz mußte im Frieden sein treues Volk selbst auffordern, sich zu ergeben. Aber Hofer, von falschen Freunden durch die Nachricht von erlogenen Siegen der Oesterreicher getäuscht, ries das Volk von neuem zu den Waffen. Nichts konnte Napoleon erwünschter sein, als diese neue Erhebung nach geschloffenem Frieden; denn sie gab Veranlassung, Hofer für geächtet zu erklären, der nun vor Häschern in seiner Heimat nicht mehr sicher war. Wohl hätte er sich durch die Flucht retten körnten; aber das ließ feine treue Liebe zum Vaterlande nicht zu; er verbarg sich
*) So genannt nach seinem Wirthshause „am Sand" im Passeyerthale. Krüger, Bilder aus der Weltgeschichte und Sage. 18
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Astronomen seine glänzendste, sozusagen, um einen astronomischen Ausdruck
zu gebrauchen, seine Kulmination.
Natürlich fehlte es auch nicht an schriftlichen Ehrenbezeugungen. Die
bedeutendsten Gelehrten in Deutschland, Frankreich, in den ^Niederlanden, in
Dänemark und Schweden, in Polen, Italien und England standen mit ihm
im Briefwechsel, wovon noch eine Sammlung existiert, und dedizierten ihm
ihre Schriften. Die unter Karl Ii. von England gegründete „Königliche
Gesellschaft der Wissenschaften" ernannte Hevelius 1664 einstimmig zu ihrem
Mitgliede. Das unterm 11. Mai 1664 aus Pergament zierlich ausgestellte
Diplom mit dem königlichen Bildnis darüber ist noch unter den Sammlungen
des Danziger Museums im ehemaligen Franziskanerkloster zu sehen. König
Johann Iii. Sobieski von Polen, der ihn bei seinem jedesmaligen Aufenthalt
in Danzig stets besuchte und oft stundenlang mit ihm den Himmel beobachtete,
weshalb Hevelius auch ein Sternbild „Sobieskis Schild" benannte, wies
ihm seit 1677 eine jährliche Beihilfe von 1000 fl. zu wissenschaftlichen Zwecken
an. Ludwig Xiv. von Frankreich sandte ihm durch seinen Finanzminister
Colbert bis 1681 Anweisungen auf Danziger Bankhäuser, stets mit pomp-
haften Aufforderungen zur Fortsetzung seiner Studien und zur Dankbarkeit
gegen den großmütigen Geber. Zahlreiche andere Fürstlichkeiten nahmen
ebenfalls an den geistigen Eroberungen des Danziger Astronomen lebhaftesten
Anteil.
Indessen war sein häusliches Leben nicht frei von Prüfungen geblieben.
Im Jahre 1662 verlor er seine erste Gattin, mit der er in kinderloser, aber
glücklicher Ehe gelebt hatte. Schon 1663 führte er als zweite Gattin die
jugendlich schöne Kaufmannstochter Elisabeth Koopmann (geb. 1646) heim,
die ihm einen allerdings früh verlorenen Sohn und drei Töchter schenkte.
Was aber besonders bemerkenswert war: des Hevelius zweite Gattin, Elisabeth
Koopmann, unterstützte ihn neben den häuslichen Geschäften sehr wesentlich
und ausdauernd bei seinen astronomischen Arbeiten. Diese führten ihn jetzt
hauptsächlich auf die Erforschung der Kometen, worüber er mehrere Schriften,
insbesondere seine Cometographia (1668), veröffentlichte
Natürlich fehlte es einem so hervorragenden Mann wie Hevelius auch
nicht an Neidern und Feinden, die ihn angriffen. Das veranlaßte ihn, in
seinem prachtvoll ausgestatteten Werk Machina coelestis, dessen erster Teil
1673 erschien und Ludwig Xiv. gewidmet war, seine herrlichen Instrumente,
seine damit ausgeführten Beobachtungen und sein wissenschaftliches Verfahren
überhaupt der gelehrten Welt im Bilde vor Augen zu führen. Und während
sein in Öl gemaltes Bild in der Universität Oxford unter den Heroen der
Astronomie aufgehängt wurde, vollendete er 1679 den zweiten Teil seiner
Macbina coelestis, worin er vierzigjährige Beobachtungen über alle Arten
von Himmelskörpern niederlegte. Diesen zweiten Teil widmete er dem König
Johann Iii. Sobieski von Polen.
Doch in demselben Jahre 1679 traf ihn ein harter Schicksalsschlag.
Während er sich außerhalb der Stadt auf einer Besitzung aufhielt, legte eine
durch einen rachsüchtigen Knecht entstandene Feuersbrunst in der Nacht vom
26. zum 27. September seine drei Häuser, die kostbare Sternwarte, sowie
den größten Teil seiner wertvollen Instrumente, Maschinen und Bücher in
Asche. Nun zeigte sich aber auch erst so recht seine ganze Seelengröße.
Unterstützt von Ludwig Xiv. und Johann 111. Sobieski, sowie von den
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Koopmann Ludwig_Xiv Ludwig Johann Ludwig_Xiv Ludwig Johann Johann Sobieski
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Dänemark Schweden Polen Italien England England Danzig Frankreich Polen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Josef Napoleon Napoleon Karl Karl Napoleon Karl Karl Napoleon Anbreas_Hofer_von_Paffetier* Napoleon Franz Franz Napoleon Andreas_Hoser
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