verloren. Ihm gehörte nur noch die Bergfestung Hohentwiel, die
von Konrad Widerhold tapfer verteidigt und mutig behauptet wurde,
deren Ubergabe aber der Kaiser zur Bedingung der Wiedereinsetzung des
Herzogs gemacht hatte. Trotz mehrmaliger Äufforderung zur Übergabe
der Burg an den Kaiser verweigerte Widerhold seinem Herzoge den
Gehorsam, weil er wohl wußte, daß dieser nur gezwungen diesen Befehl
erlassen hatte. Erst im Jahr 1650, als kein feindlicher Soldat mehr
im Lande war, übergab er das zur stärksten Festung umgeschaffene
Hohentwiel an den Herzog, der ihn zum Dank für seine treuen Dienste
mit mehreren Rittergütern belehnte. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 181).
Durch den westphälischen Frieden (1648), bei dessen Abschlüsse
sich Varubüler und Burkhard als Vertreter Württembergs große Ver-
dienste um das Land erworben hatten, wurde das Land in seiner früheren
Größe dem Herzog Eberhard zugeteilt. Nur laugsam zogeu die kaiser-
lichen Besatzungen und die verhaßten Mönche aus dem Lande, und noch
langsamer kehrten die Geflohenen in ihre ehemaligen Heimstätten zurück.
Nachbarn aus den Alpenländern und zurückgebliebene schwedische Soldaten
siedelten sich in dem entvölkerten Lande an. Der Herzog bemühte sich
im Verein mit klugen und treuen Räten, zu denen auch der Hofprediger
Johann Valentin Andrea gehörte, das zerrüttete Land allmählich wieder
zu heben und Wohlstand und Ordnung neu zu begründen.
Neue Gesetze wurden erlassen sür die niederen und höheren Beamten,
eine Neugestaltung des Steuerweseus wurde vorgenommen, eine neue Hof-
gerichtsordnnng wurde eingeführt; es erschienen Verordnungen gegen Wald-
s r e v e l und znr Schonung der Wälder sowie eine B e r g b a u o r d n u n g.
Auch für die Landesverteidigung wnrde durch Übungen im Scheibenschießen
u. s. w. Fürsorge getroffen; es kam eine neue Polizeiordnung, und auch die
Emporbriugung des Handels und der Gewerbe ließ sich die Regierung au-
gelegen sein. Daneben wurden auch die kirchlich eil Angelegenheiten
nicht vergessen. Seit 1649 galt die allgemeine Schulpflicht.
Eberhard Iii ist auch der Stifter des sogen. Kammerschreiberei- oder Hos-
kammergnts. Erwerbungen: Ennabenren, Gomaringen, Untereisisheim,
halb Köngen, Stetten im Remsth., Schloß Winnenthal, Liebenstein, Ottmarsheim,
Neckarwestheim, Auenstein, Jlsseld n. a. O.
Eberhard Iii hinterließ ein Testament über die Unteilbarkeit des
Landes, nachdem er selbst 1649 an seinen Bruder Friedrich Neuenstadt am
Kocher nebst Weinsberg und Möckmühl abgegeben hatte, wodurch die Nebenlinie
Württ em b er g-Neuenstadt entstand, die aber schon 1742 ausstarb. Ihm
folgte fein ältester Sohn
Wilhelm Ludwig (1674—1677), während dessen Regierung das Land
aufs neue schwer unter den Kriegen des Reichs mit Frankreich zu leiden hatte.
Während viele deutsche Fürsteu zu Verrätern am Vaterland wurden, hielt er tren
zu Kaiser und Reich.
Eberhard Ludwig (1677—1733) war bei dem Tode seiues
Vaters Wilhelm Ludwig kaum ) Jahr alt. Während der Vormund-
schaftlichen Regierung der Mutter Magdalena Sibylla und des Oheims
Friedrich Karl dauerten im Lande die Einquartierungen, Durchzüge,
Erpressungen und Brandschatzungen der kaiserlichen und französischen
Heere fort, bis der Friede zu Nymwegeu (1679) kurze Ruhe gewährte.
Aber der Franzosenkönig Ludwig Xiv setzte auch nach dem Frieden
seine Raubzüge nach Deutschland fort (Besitznahme Straßburgs 1681),
y ' .
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Widerhold Konrad Burkhard Eberhard Johann_Valentin_Andrea Johann Eberhard_Iii Eberhard_Iii Friedrich_Neuenstadt Friedrich Wilhelm Ludwig_( Ludwig Eberhard_Ludwig_( Ludwig Wilhelm Ludwig Ludwig Magdalena_Sibylla Friedrich_Karl Friedrich Karl Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Burg Gomaringen Untereisisheim Liebenstein Ottmarsheim Neckarwestheim Weinsberg Frankreich Deutschland Straßburgs
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und seine Generale, darunter der Mordbrenner Melac, verheerten die
Pfalz und Schwaben greulich.
Eroberung und' Plünderung Stuttgarts,
Belageruugschorudorfs.uud Verteidigung dieser
Stadt durch ihre Weiber; Rettung Tübingens
durch den Professor Oslander (1688); Zer=
störnng von Hirsau, Liebenzell, Calw, Marbach,
Backnang, Beilstein n s. f. (Schloß zu Heidel-
berg 1692).
Die durch Krieg, Hungersnot und
Seuchen wieder ziemlich klein gewordene
Bevölkerung erhielt einigen Ersatz durch
Einwanderung vertriebener W a l d e n s e r
aus Savoyen, die sich besonders im
Oberamt Maulbronn niederließen. Einer
derselben, Anton Seignoret, führte 1701
die Kartoffel in Württemberg ein.
In dem sp anisch en Erbsolgekrieg,
der (1701) ausbrach, zeichnete sich der Herzog ^ ^ , ,
mit seinen Truppeu mehrfach aus, besonders in -Qveryaro ^uowig.
der siegreichen Schlacht bei Hochstädt. Vor
derselben hielten im Beisein Eberhard Ludwigs die drei berühmtesten Feldherren
ihrer Zeit, Prinz Eugen von Savoyen, der Markgraf Ludwig von Baden und der
englische Herzog Marlborough (fpr. Mahlböro) im Lamm in Großheppach, wo ihre
Brustbilder in Lebensgröße sich hente noch befinden, ihren Kriegsrat.
Statt nach dem Kriege darauf zu denken, die Wunden des Krieges zu Heileu,
lebte Eberhard Ludwig „alle Tage herrlich und in Freuden." Der leichtfertige sran-
zöfifche Hof galt dem jnngen Herzog als Muster feiner Bildung. Künstler, Köche,
Tanzmeister, Kleider und Gerätschaften, alles mußte französisch sein. Und wie
am Hofe, so war bald auch unter dem Volke französische Sitte und Mode
einheimisch. Trotz des Widerspruchs der Stände errichtete er (1714) ein stehendes
Heer von 2000 Mann, welches sich durch die Pracht seiuer Umformen auszeichnete.
Das Schlimmste aber war des Herzogs Verhältnis zu einem Fräulein von
Gräveni.tz, infolgedessen unsinnige Verschwendung, schlechte Finanzmaßregeln,
ja^sogar Ämterhandel einrissen. Ihr zu lieb wurde Ludwigsburg erbaut
(1704—1718) und die Residenz von Stuttgart weg dorthin verlegt.
Nicht der Herzog sondern sie regierte das Land; alles ging von ihr aus,
alles drehte sich um sie. Sie vergab alle Ämter oder verkaufte sie an den Meist-
bietenden. Alle Gelder, selbst des Herzogs Privatkasse, standen zu ihrer Verfügung.
Dieser mußte ihr mehrere schöne Dörfer schenken neben vielen anderen Geschenken an
barem Geld und Schmuck. Einmal war sie sogar so srech, zu verlangen, man solle
sie in das Kirchengebet einschließen, worauf ihr der Prälat Ofiander die.ant-
wort gab, das geschehe jedesmal, indem man bete: „Erlöse uns von dem Übel."
Nachdem sie 20 Jahre lang den Herzog beherrscht und das Land ausgesogen
hatte, wurde sie auf Hoheuurach gefangen gesetzt und später des Landes verwiesen.
Während Eberhard Ludwigs Regierung wurde die Schiffbar-
machung des Neckars von Lausten bis Heilbronn vollendet, das
Stuttgarter Waisenhaus (1710) gegründet und die Konfir-
mation eingeführt (1722).
Überhaupt erlebte unter seiner Regierung trotz der am Hofe herrschenden
Verderbnis die Kirche eine Zeit erfreulicher Blute unter Männern wie Johann
Albrecht Ben gel u. a. m. Wenn auch unter mancherlei Anfechtung, fo gewannen
doch die von S p e n e x (dem Vater des Pietismus) ins Leben gerufenen erbaulichen
Privatversammlungen Boden im Lande; von ihnen ging eine wirksame und nach-
haltige Belebung des religiösen Sinnes besonders im Landvolke aus.
Erwerbungen: Freudeuthal, Pfäffingen, Welzheim, Neckargartach,
Unterriexingen n. a. O.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Melac Hirsau Anton_Seignoret Eberhard_Ludwigs Ludwigs Eugen_von_Savoyen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Marlborough Mahlböro Eberhard_Ludwig_„alle Ludwig Gräveni Eberhard_Ludwigs Ludwigs Johann
Albrecht_Ben Johann Albrecht
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selben. Zur Fortbildung der konfirmierten Jugend wurde 1789 die Sonntags-
schule eingeführt. 1765 gründete er die öffentliche Bibliothek in Stuttgart.
Auch für die Laudesverwaltuug hatte Karls Sinnesänderung
die wohlthätigsten Folgen; sie machte seine letzte Regierungsperiode zu
einer der glücklichsten Zeiten Württembergs, wenn auch je und
je noch Ämterverkauf, Jagd- und Wildschaden zu mancherlei Klagen
Anlaß gaben.
Er selbst widmete sich mit allem Eifer der Regierung, brachte Ordnung in die
Verwaltung, führte gesetzliche und rasche Rechtspflege ein und hielt feine Be-
amten unter strenger Aufsicht. Auch auf H a n d e l, Gewerbe und Landwirt-
schast erstreckte sich seine Fürsorge. Die Straßen wurden verbessert und mit
Obstbäumen bepflanzt, die Viehzucht veredelt, und der Wohlstaud des Landes
erhöhte sich zusehends. Seine Herablassung erwarb ihm nicht nür das allgemeine
Vertrauen wieder sondern sogar eine ungemeine Beliebtheit bei dem Volke, in
dessen Andenken Herzog Karl als „Karl Herzog" noch Jahrzehnte fortlebte. Allgemein
betrauert starb er nach einer mehr als 50jährigen Regierung 1793 zu Hohenheim.
Erwerbungen: Stammheim mit Zazenhausen, Aldingen und Hosen bei
Ludwigsburg, Hochberg und Hochdorf, Kleinbottwar, Geisingen, Bönnigheim mit
Erligheim, Mühlhausen a. d. E., halb Köngen, halb Unterboihingen, Ebersberg,
Walddorf bei Nagold, Großeugstingen und Teile der Grafschaft Limpurg.
Ludwig Ellgen (1793—1795), war der Bruder Karl Eugens. Er nahm
lebhaften Anteil an dem Kriege gegen die neue Republik Frankreich und veranstaltete
starke Aushebungen. 1794 hob er die hohe Karlsschule auf, weil sie zu großen Auf-
wand verursachte und dem Besuche
der Tübinger Hochschule Abbruch
that. Ihm folgte fein Bruder
Friedrich Eugen (1795
bis 1797). Auch unter ihm hatte
das Land viel dnrch den Franzosen-
krieg zu leiden. Einquartierungen,
Kriegslieferungen, Raub und
Mord brachten schwere Verluste.
Um über die Deckung des Kriegs-
schadens zu verhandeln, wurde
uach 27 Jahren zum erstenmal
wieder ein Landtag gehalten.
Friedrich Eugen war mit einer
Nichte Friedrichs des Großeu
vermählt, aus dessen Rat er auch
seine Kinder evangelisch erziehen
ließ. Er ist der Stammhalter des
jetzt regierenden Königshauses.
Friedrich Ii (Herzog
1797—1803,Kurfürst 1803
bis 1806, König 1806 bis
1816), der älteste Sohn
Friedrich Eugens, ein Fürst
von hervorragenden Geistes-
gaben, war, ehe er zur Re-
gierung kam, in preußischen
und russischen Kriegsdiensten
gestanden. Beim Regierungsantritt]* hatte er zwar versprochen, die
Landesverfassung zu achten und des Volkes Wohl schaffen zu wollen;
doch bei Friedrichs Herrschsucht und der Stände Hartnäckigkeit mußte
es bald zu ernstlichen Zwistigkeiten kommen.
Herzog Friedrich Tugen.
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Ludwig_Ellgen Ludwig Karl_Eugens Karl Eugens Friedrich_Eugen_( Friedrich Eugen Friedrich_Eugen Friedrich Eugen Friedrichs Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Eugens Friedrich Eugens Friedrichs Friedrich_Tugen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Stuttgart Karls Hohenheim Stammheim Aldingen Ludwigsburg Hochberg Hochdorf Bönnigheim Mühlhausen Ebersberg Walddorf Frankreich Friedrichs