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trotte und Leben hingen an dem Kampfe, der nun beginnen sollte. War es rathsam, ihn bei so ungleichen Kräften zu wagen? Man hatte damals großen Glauben an Sterndeuterei. Ludwig zog daher die Sterndeuter zu Rathe; sie machten ihre Beobachtungen und sprachen für das Unternehmen, weil die Gestirne günstig ständen.
So wurden sogleich in größter Eile alle Anstalten zum Treffen gemacht ; denn Friedrich mußte geschlagen werden, ehe Leopold Zeit hatte, sich mit ihm zu vereinigen. Friedrich, welcher Nachricht von dem erhielt, was in dem feindlichen Lager vorging, fertigte augenblicklich Eilboten an seinen Bruder ab, damit sie ihn sogleich herbeirufen möchten. Allein die Pflichtvergessenen ließen sich aufhalten durch den köstlichen Wein der Mönche des Klosters Fürstenfeld, die es mit Ludwig hielten. Als sie nun toll und voll getrunken und den Rausch ausgeschlafen hatten, waren nirgends ihre Pferde zu finden, weil die Klosterknechte sie heimlich losgemacht und in Freiheit gesetzt hatten. Darum erfuhr Herzog Leopold spät die Gefahr, die seinem
Bruder drohte, und blieb ruhig vor der Burg des Grasen von
Montfort stehen, der es mit Kaiser Ludwig hielt.
Indeß brach der entscheidende Tag an. Bei dem Dorse Empfing (welches etwa 16 Stunden von München entfernt ist) ging
Ludwig mit seinem Heer über den Inn, und stellte es dem Feinde gegenüber in Schlachtordnung. Sein Freund aber, der Burggraf Friedrich von Nürnberg, legte sich mit seinen Reitern am andern Ufer des Flusses in Hinterhalt.
Der wichtigste Mann in Ludwigs Heere, der die ganze Anordnung zur Schlacht machte, war Siegfried Schweppermann, ein erfahrener Nürnberger Krieger. Ihm hatte Ludwig die ganze Leitung des Feldzuges überlassen. Von Person war dieser Held ganz unansehnlich, desto furchtbarer aber an Hülfsmitteln und voll Geistesgegenwart und Tapferkeit in Gefahren. Darum stand er auch ungemein hoch in der öffentlichen Meinung.
Unter feiner Oberanführung begann die Schlacht. König Ludwig befand sich in gemeiner Rüstung im Mitteltreffen bei der Sturmfahne, umgeben von der Schaar seiner Getreuen. Sein Gegner Friedrich aber prangte an der Spitze seiner Leibwache aus einem stolzen Rosse in vergoldeter Rüstung, mit einem Helme geschmückt, aus welchem der Reichsadler sich erhob. Durch seine edle Gestalt und die Pracht, mit welcher er erschien, kündigte er sich sogleich als das Haupt seines Heeres an. Schweppermann bemerkte ihn, zeigte ihn seinen Reitern und gebot ihnen, diesen goldenen Ritter nicht aus den Augen zu lassen.
Friedrich focht auf dem linken Flügel, und seine Ungarn eröffneten die Schlacht. Mit wildem Geheul stürzten sie aus den Bortrab der Bayern los, so daß Menschen und Pferbe stutzten, und der rechte Flügel der Feinde in Unorbnung gerieth. Der Kampf
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so viel, daß auf den Mann ein Ei kam, doch aber noch ein einziges übrig blieb. Nun fragte sich's, wer dieses bekommen sollte. Ludwig nahm es nicht für sich, er legte es mit seiner gewöhnlichen Freundlichkeit seinem Feldherrn Schweppermann auf den Teller. »Dem Mann ein Ei«, sagte er, »und dem Schweppermann zwei.«
Kaiser Ludwig gerieth nun in große Mißhelligkeit mit dem Papste, welcher es mit seinem Gegner hielt, und ihn aller Rechte auf das deutsche Reich für verlustig erklärte. Des gefangenen Friedrichs Bruder, Leopold, suchte diesen günstigen Umstand sogleich zu benutzen und machte Anstalt, den Willen des Papstes zu vollziehen, allein ohne Erfolg. Da dieser Versuch mißlang, wandte er sich mit freundlichen Geberden an Ludwig, sendete ihm die Reichskleinode, und bat ihn um die Befreiung des Bruders; denn so lange dieser in des Gegners Händen war, konnte nichts Ersprießliches vorgenommen werden. Er that noch mehr, er gewann einen Kerkerknecht Friedrichs, welcher versprach, ihn aus seiner Haft zu entlassen. Friedrich aber widersetzte sich diesem Versuche heimlicher Befreiung.
Bald darauf erlangte er auf eine viel edlere Art seine Freiheit wieder. Ludwig, welcher arm an Geld und an Menschen, sich nach Ruhe sehnte, ritt hinaus auf die Trausnitz, ließ sich in Friedrichs Gefängniß führen, und bot ihm Befreiung und Versöhnung an, unter der Bedingung, daß er der Kaiserkrone entsagen, und ihm Beistand wider den Papst leisten sollte. Friedrich, welcher der Gefangenschaft müde war, und eben so gut als Ludwig das Unglück einsah, welches die Fortsetzung ihres Krieges über Deutschland bringen würde, versprach und unterschrieb, was man von ihm verlangte. Unverzüglich wurde er hierauf in Freiheit gesetzt und reiste nach Wien ab.
Herzog Leopold bezeigte große Freude über des Bruders Befreiung; als er aber die Bedingungen des Vertrages vernahm, wollte er nichts davon hören, und wandte sich an den Papst mit der Bitte, denselben, als erzwungen, für ungültig zu erklären. Dies geschah auch; allein Friedrich, der mehr Gewissen und Ehrliebe hatte, wollte ritterlich seinem gegebenen Worte getreu bleiben, und da er durch seinen Bruder abgehalten wurde, das zu thun, was er versprochen hatte, so machte er sich auf und kehrte freiwillig in fein Gefängniß zurück.
Ludwig, der nun aus Friedrichs eigenem Munde erfuhr, was vorgegangen war, wurde tief gerührt von einem so seltsamen Beweise unverbrüchlicher Treue und Redlichkeit. Er sah ein, daß in der Seele eines Fürsten, wie Friedrich, kein Falsch wohnen könne, daß er seines ganzen Vertrauens, seiner Achtung werth sei, und daß sie nicht geschaffen seien, sich als Feinde zu verfolgen, sondern als Freunde zu lieben. Darum öffnete er ihm seine Arme, schloß ihn an sein Herz, benetzte ihn mit Thränen, ließ ihn an seinem Tische
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man den Kaiser, Spanien, Holland und Brandenburg deutlich erkannte.
Im westphälischen Frieden war das deutsche Land Elsaß Frankreich bei der Vertheilung zugefallen. Plötzlich erklärte Ludwig, daß er zu allem dem, was er bereits vom heiligen deutschen Reiche erobert habe, auch noch alles das haben müsse, was jemals damit zusammengehangen, z. B. alle Klöster und Ortschaften, die einmal im Lehnsverband oder Erbvertrag mit Elsaß gestanden hätten, wäre dies auch tausend Jahre her. Hatten seine Rechtsgelehrten einen solchen Ort in den Akten aufgefunden, so ließ er sogleich die alten Wappen wegreißen und die Lilien aufpflanzen; dabei steckten seine Soldaten wie Mordbrenner oft ganze Städte und Dörfer in Brand, und während man in Regensburg auf dem deutschen Reichstage darüber berathschlagte, erscholl auf einmal die Nachricht: Straßburg ist französisch. Ludwig hatte die Stadt, als ihre Bürger auf der Frankfurter Messe waren, überrumpelt (1781).
Straßburg, dieser Schlüssel von Oberdeutschland, von dem Karl V. noch gesagt hatte: »wenn Wien und Straßburg zugleich bedroht wären, so würde er unzweifelhaft zur Rettung von Straßburg hineilen« — dieses wichtige Straßburg war französisch geworden, mitten im Frieden, und der verrätherische Bischof, Wilhelm von Fürstenberg, hatte den König Ludwig mit dem Gruße Simeons bei seinem Einzuge empfangen: »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.«
Ludwig stellte sogleich viele Franzosen in Straßburg an und ließ es dann durch uneheure Festungswerke uneinnehmbar machen. Er befahl, die deutsche Tracht abzulegen, und namentlich den Frauen, sich streng nach der neuesten französischen Mode zu kleiden, um sie von ihren einfachen deutschen Sitten abzuziehen. Außer jenem Bischof gab es leider der Verräther noch mehrere in Deutschland, selbst unter Gelehrten und Ministern, die der schlaue Ludwig zu bestechen wußte.
So weit war Deutschland heruntergekommen. Den Ministern ließ er namhafte Geschenke zugehen und nannte sie Kousins; die Gelehrten, die in ihren Schriften Frankreich über Alles erhoben, begnadigte er mit Pensionen und ließ ihnen schreiben, wenn er auch nicht das Vergnügen habe, ihr Herr zu sein, so gewinne er und die französische Nation doch von jedem Fortschritt der Wissenschaft und er sei deshalb den Förderern derselben immer verpflichtet. Nicht umsonst schmeichelte Ludwig diesen unpatriotischen Leuten, er wollte sich die römische Kaiserkrone verschaffen, und jene thaten das Ihrige redlich dazu, ihn als den ersten Monarchen, den die Welt habe, darzustellen. Dabei verstand er es, den französischen Hof zum brennenden Mittelpunkt des irdischen Glanzes zu machen. Seine Lustschlösser mit den großen Marmortreppen und
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Ludwig xiv., König von Frankreich.*)
(1643-1715.)
Als Ludwig Xiii. im Jahre 1643 starb, war sein Sohn und Nachfolger, Ludwig Xiv., erst 5 Jahre alt. Es wurde daher eine Regentschaft nöthig. Diese übernahm die Königin-Wittwe, Anna von Oesterreich, eine Tochter Philipps Ii. von Spanien. In der That aber herrschte der staatskluge Kardinal Mazarin, der auch die Erziehung des jungen Königs leitete. Der Kardinal verfuhr gegen den Adel und die hohen Beamten mit großer Härte und Willkür, um dadurch alle Unterthanen zu fügsamen Werkzeugen des königlichen Willens zu machen. Anfangs setzten die Großen dem eigenmächtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, später aber, als derselbe einige der beliebtesten Parlamentsräthe verhaften ließ, kam der Unwille zu einem gewaltsamen Ausbruche. Vier Jahre wurde Frankreich von einem blutigen Bürgerkriege zerrissen. Der Adel unterlag, und Mazarin herrschte willkürlicher denn zuvor.
Frankreich war jetzt ruhig, und Mazarin genoß ungestört den Besitz seiner Allgewalt. Wenn die Großen auch hinter seinem Rücken murrten, so oft er sie im Vorzimmer Stunden lang warten ließ, oder sich in ihrer Gegenwart ankleidete, so wagte doch Niemand gegen ihn das Geringste zu unternehmen. Es wäre nun offenbar an dem Kardinal gewesen, dem Lande zu zeigen, daß er sich nur deshalb so hartnäckig an die Gewalt angeklammert hätte, um wahrhaft nützlich fein zu können; aber davon war er weit entfernt. Für die Bedürfnisse des Volkes, für Rechtspflege, Handel, Ackerbau und Finanzen geschah gar nichts. Er beschäftigte sich nur allein damit, wie er ein möglichst großes Vermögen aufhäufen könne. Dies gelang ihm zum Schaden des Landes nur zu gut; denn als er (1661) starb, hinterließ er 44 Millionen Franken, die natürlich das Volk hatte hergeben müssen. Die Ungerechtigkeit dieses Erwerbes kannte er selbst so gut, daß er seinen Erben den Besitz durch eine List sicherte. Er schenkte nämlich sein ganzes Vermögen dem König, dieser schenkte es ihm zurück, und nun erst, da Niemand mehr fragen durfte, woher so vieles Geld denn eigentlich komme, verfügte er darüber zu Gunsten seiner wirklichen Erben.
Schon in seinem 14. Jahre erklärte sich Ludwig Xiv. für mündig und selbstregierend, und bald zeigte er, daß die absolutistischen Lehren seines Ministers bei ihm guten Boden gefunden hatten. Er redete den versammelten Staatsrath mit folgenden Worten an: »Bisher habe ich meine Angelegenheiten durch den nun verstorbenen Herrn Kardinal verwalten lassen; es ist Zeit, daß ich sie selbst führe. Sie werden mich mit Ihrem Rathe unterstützen, wenn
*) Nach Spieß und A.
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Die Mächte ließen sich aber durch solche Worte nicht täuschen, am wenigsten die Holländer, denen Alles daran liegen mußte, einen so raubgierigen König aus ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu entfernen. Sie schlossen daher mit England und Schweden die sogenannte Tripelallianz (dreifaches Bündniß) und nöthigten so Frankreich zu dem Frieden von Aachen (1668), in dem Ludwig sich mit 12 niederländischen Städten begnügen mußte.
Ludwig Xiv. vergaß dem Haufen von Krämern und Schiffern, wie er die Holländer zu nennen pflegte, den dreifachen Bund, der seine Eroberungslust gezügelt hatte, nicht. Zuerst suchte er diesen Bund zu trennen, was ihm nicht schwer siel. Bald standen England und Schweden aus seiner Seite, ja sogar zwei deutsche Fürsten, der Bischof von Münster und der Kurfürst von Köln, verbündeten sich mit Frankreich. — Nun brach Ludwig im Jahre 1672 mit einem Heere von 120,000 Mann unter Conde und Türenne in die Niederlande ein. Holland stand, von dem rathlosen Spanien blos mit Worten unterstützt, allein da, und Ludwig konnte aus einen entschiedenen Erfolg seines Angriffs rechnen. Binnen Monatsfrist waren die Franzosen im Herzen Hollands; mehr als 40 Städte öffneten theils durch Schrecken, theils durch Verrath die Thore.
In dieser Noth übertrugen die Bedrängten dem jungen (22jäh-rigen) Prinzen Wilhelm von Oranien den Oberbefehl über das Landesheer. Auf Befehl des Prinzen durchstachen die Holländer ihre Dämme, verwandelten das Land in einen See, und hinderten so den Feind am Vordringen. Dennoch würden sie der feindlichen Uebermacht am Ende haben unterliegen müssen, hätten nicht mächtige Bundesgenossen sich zu ihnen gesellt. Zuerst verband sich mit ihnen der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm; dann ließ der Kaiser Leopold I. unter dem Feldherrn Monteku-kuli ein Hülfsheer nach den Niederlanden aufbrechen, und ein Jahr später trat auch der König von Spanien dem Bunde gegen Frankreich bei.
Bei solcher Sachlage ließ Ludwig zu Nimwegen (Stadt an der Waal) im Jahre 1678 des Friedens wegen unterhandeln. Er wußte die Verträge so geschickt zu schließen, daß Frankreich die ganze Franche Eomte, die bisher unter deutscher Hoheit gestanden hatte, erhielt. »Nimm weg!« nannten die Deutschen damals höhnend diesen Frieden. — Durch die Uneinigkeit des deutschen Reichstages in Frankfurt kam auch noch im Jahre 1681 die Stadt Straßburg ohne Schwertschlag in französische Hände.
Ludwig Xiv. stand jetzt aus dem Gipfel seiner Macht. Nur ein Wunsch war noch in Ausführung zu bringen. Er wollte nämlich seinen Enkel Philipp zum Könige von Spanien machen. Dagegen widersetzte sich aber der Erzherzog Karl von Oesterreich. In Folge dessen verbündeten sich gegen Frankreich Oesterreich, Deutsch-
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land, England, Holland, Portugal und Norditalien. Es entstand der spanische Erbfolgekrieg (1701 — 1714). Dem konnte Ludwig nicht widerstehen; denn Frankreich war erschöpft, es fehlte an Geld, die großen Feldherren waren todt, und der König selbst fühlte seine Altersschwächen. Dennoch wollte er seinen Gegnern zuvorkommen und ließ sofort Truppen in Deutschland und Italien einrücken. Den Oberbefehl über die verbündeten Heere erhielten der Prinz Eugen und der britische Herzog von Marlborough. — Für Frankreich nahm dieser Krieg ein trauriges Ende. Die französische Flotte wurde vernichtet, das Landheer geschlagen, die Eroberungen der früheren Kriege gingen verloren, die unterdrückten Protestanten empörten sich im Innern des Landes, und Ludwig mußte um Frieden bitten. Die Verbündeten bewilligten endlich denselben; aber Frankreich mußte diesen Frieden durch große Opfer erkaufen. Ludwig's Enkel bekam zwar das Königreich Spanien und dessen außereuropäische Länder; doch-sollten Frankreich und Spanien nie unter einem Herrscher vereinigt werden. England erhielt Gibraltar nebst der Insel Minorka; der Herzog von Savoyen den Königstitel und die Insel Sicilien; Holland eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze.
So glänzend der Anfang Ludwig's Xiv. gewesen war, so trübe gestalteten sich seine letzten Jahre. Zu dem Unglück des spanischen Erbfolgekrieges gesellte sich eine lange Reihe häuslicher Unfälle, die den alten König tief beugten. Von 1711 — 1714 starben feine Kinder, Schwiegertöchter und Enkel rasch auf einander, so daß zuletzt von allen seinen Nachkommen nur noch der vierjährige Sohn seines Enkels, der nachmalige Ludwig Xv., übrig war. Dazu gesellte sich das Elend im ganzen Lande; denn durch den letzten Krieg war der Landbau verfallen, die Handwerker und Gewerksleute wanderten aus, und das gemeine Volk wurde so von Auflagen gedrückt, daß es sich kaum nähren und kleiden konnte; selbst der Adel, der, ohne Sold zu erhalten, im Kriege gedient hatte, war verarmt. Die Staatsschuld betrug nach jetzigem Geldwerthe 3578 Millionen Livres (1 Livres — 80 Pfennige.)
Dies Alles verbitterte dem Könige die noch wenigen Monate seines Lebens so sehr, daß er nicht ohne Reue über sein ganzes Leben am 1. September 1715 ftarb.f) Im Volke zeigten nur Wenige Theilnahme, die Mehrzahl konnte einen König, der durch seinen Ehrgeiz und seine Gewaltherrschaft unermeßliches Unglück über
t) Seine Mutter hatte ihm in seiner frühen Jugend gesagt: »Mein Sohn, werde deinem Großvater ähnlich und nicht deinem Vater.« Wie das? fragte der königliche Jüngling. Sie antwortete: »Als Heinrich Iv. starb, weinte man; als Ludwig Xiii. starb, lachte man.«
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nahm Rußland zu sich. — So verschwand durch die dritte Theilung der einst ruhmvolle und mächtige Staat, ein Reich von 14000 Quadratmeilen und über 13 Millionen Menschen, durch einheimische Entzweiung, Gesetzlosigkeit, Volksunterdrückung und Eroberungssucht der Nachbarn.
Die französische Revolution.*)
(1789.)
Nächst der Reformation giebt es keine wichtigere und erfolgreichere Begebenheit in der Geschichte der Menschheit, als die französische Revolution, die eine ähnliche Umwälzung im Staate, wie jene in der Kirche war. Von Frankreich ausgehend, theilte sie sich nach und nach fast allen gebildeten Völkern der Erde in dem Maße mit, als dieselben Gährungsstosfe mehr oder weniger bei ihnen vorhanden waren.
Der bedeutendste Stoß der Umwälzungen kam zunächst aus dem neuen Welttheile herüber. In Nordamerika empörten sich nämlich die englischen Kolonisten gegen die Herrschaft des Mutterlandes und machten sich durch einen kurzen und glücklichen Krieg im Jahre 1783 frei. Frankreich hatte, um Englands Macht zu brechen, dem amerikanischen Freistaate Hülfe geleistet und Truppen hinübergesendet. Die Männer nun, die aus dem andern Welttheile wiederkehrten, brachten einen tief angeregten Sinn der Freiheit, viele neue Grundsätze und kühne Gedanken mit sich zurück. Solche Gesinnung stand aber mit dem damaligen Zustande Frankreichs im scharfen Widerspruche.
Zu dieser Zeit herrschte in Frankreich Ludwig Xvi., ein guter, milder und frommer König, welcher das Glück feiner Unterthanen mit treuem Gemüthe zu fördern wünschte; aber sein Wille war zu schwach gegen die tausend Mißbräuche, die sich in die Verwaltung des Staates eingeschlichen hatten. Viele Glieder seiner eigenen Familie, der hohe Adel, der um seinen Thron versammelt war, die hohen Beamten, die von den drückenden Einrichtungen Gewinn zogen; sie alle wollten keine Verbesserung und bildeten eine Scheidewand zwischen dem guten Könige und seinem Volke. Ja, Ludwig konnte nicht einmal seinen eigenen lasterhaften Hof im Zaume halten, weil es feit Ludwig Xiv. und Xv. ein Recht zu fern schien, daß der Hof eines Königs von Frankreich die Gesetze der Zucht und Sitte verspotten dürfe.
Das Volk haßte diesen Hof und alle Großen; es sah sie als Blutsauger an; denn sie lebten in der ungemessensten Verschwendung, während ganz Frankreich von Jammer und Nothgeschrei ertönte und unter der Last der Abgaben fast erlag. Der hohe Adel besaß seine
*) Nach Weiter, Koblrausch u. A.
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Ein Janitschar von riesiger Größe, Hassan, war der erste, welcher die Mauer erstieg, Andere folgten nach, und in wenigen Minuten war die ganze Vertheidigungslinie mit Türken bedeckt. Da sah man, während Alles floh, den Kaiser Konstantin den Purpur von sich werfen und im dichtesten Gewühl den Tod suchen, der ihm von unbekannter Hand zu Theil ward. — Der Widerstand war vorüber, 2000 Griechen wurden noch in der Hitze des Sieges geopfert, dann begann das Plündern. In der großen Sophienkirche hatte sich die größte Menge der Einwohner zusammengedrängt, Greise, Frauen und Kinder, die in einer fieberhaften Gluth, welche Gebet und Verzweiflung ihnen einflößt, wähnten, daß ein Engel vom Gewölbe der Kirche niederschweben und die Ungläubigen mit feurigem Schwerte vertreiben werde. Aber es schwebte kein Engel nieder; bald donnerten die Aexte der Sieger an die Thore, und nach einer kurzen Weile waren Tausende von Christen gefesselt und sahen sich wie eine Heerde Vieh dem türkischen Lager zutreiben, um später als Sklaven verkauft zu werden.
Indessen erstreckte sich die Plünderung über die ganze Stadt, überall zogen Türken mit Gefangenen und Kostbarkeiten durch die Gassen, und so groß war die Beute, daß nach all der Verwüstung noch ein reiner Werth von vier Millionen Dukaten den Siegern blieb. Die Gebäude hatte man verschont, weil der Sultan selbst künftig in St am b ul, — so nannten die Türken Konstantinopel — thronen wollte. Den Griechen blieb nur ihr Glaube, den sie unter einem selbstständigen Patriarchen frei ausüben durften, ihre Kirchen aber wurden ihnen genommen und in Moscheen verwandelt. Die prächtige. Sophienkirche, die Hauptkirche des griechischen Reiches, hatte dieses Schicksal am frühesten; denn gleich am ersten Tage verrichtete Muhamed hier sein Dankgebet und ließ auf ihren Kuppeln statt des Kreuzes den Halbmond aufpflanzen.
So ging 1453 das morgenländische Kaiserreich zu Grunde. In Besitz seiner herrlichen Länder gelangte ein asiatisches Volk, das mitten unter den christlichen Staaten, unter die es sich drängte, seine fremdartigen Sitten, seine fremdartige Verfassung und seine das Christenthum anfeindende Religion bis heute beibehielt.
Karl der Kühne, Herzog von Bnrgnnd, im Kampfe mit den Schweizern?)
Karl der Kühne war einer der reichsten und angesehensten Fürsten seiner Zeit. Er herrschte über die schönsten Länder, welche an den Ausflüssen des Rheins und der Schelde liegen und mit dem gemeinschaftlichen Namen der Niederlande benannt werden; außerdem besaß er die Freigrafschaft und das Herzogthum Burgund.
*) Nach Kohlrausch und Zschokke.
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geworden, und sind allein einige von den erbeuteten Köchern mehrere tausend Thaler werth. Was er sonst von verschiedenen Ergötzlich-keiten in seinen Gezelten gehabt, als insonderheit seine Badestuben und Gärten, den Springbrunnen und mancherlei seltene Thiere, wäre zu weitläufig zu beschreiben.
»Heute Morgen war ich in der Stadt und fand, daß sie sich kaum über fünf Tage hätten halten können. Niemals ist so große, in kurzer Zeit gefertigte Arbeit mit Menschenaugen gesehen worden, wie durch Minen gewaltige Steine und Felsen zerbrochen worden sind. Ich mußte lange mit dem Vezier fechten, bis der linke Flügel mir zur Hülfe kam. Da waren um mich her der Kurfürst von Baiern, der Fürst von Waldeck und viele andere Reichsfürsten, die mich umhalseten und küßten. Die Heerführer faßten mich bei den Händen und Füßen; die Obersten mit ihren Regimentern zu Fuß und zu Roß liefert mir zu: »Unser braver König!« —
»Heute Morgen kam der Kurfürst von Sachsen, nebst dem Herzog von Lothringen zu mir; endlich kam der wienische Statthalter, der Graf von Starhenberg, mit vielem Volke hohen und niederen Standes mir entgegen; jedermann hat mich geherzet, ge-küffet und seinen Erretter genannt. Auf der Straße erhob sich ein Jubelgeschrei: »Es lebe der König!« — Als ich nach der Tafel wieder hinaus ins Lager ritt, begleitete mich das gemeine Volk mit aufgehobenen Händen bis zum Thore hinaus. — Für diesen uns gesandten vortrefflichen Sieg sei dem Höchsten Lob, Preis und Dank gesagt in Ewigkeit!«
Die Oesterreich er mußten sich wohl verpflichtet fühlen, dankbar zu sein für diese Befreiung; denn der furchtbare Feind raubte und mordete nicht allein nach gewöhnlicher Kriegsweise, sondern er schleppte die Menschen ohne Unterschied als Sklaven mit sich fort. Man hat berechnet, daß Oesterreich in dieser Zeit 87000 Menschen durch die Türken verloren habe, unter denen 50,000 Kinder und 26000 Frauen und Mädchen waren, und unter letzteren allein 204 aus gräflichem und adeligem Geschlecht.
Ganz Europa nahm Antheil an der Rettung Wiens; nur Ludwig Xiv. war sehr bestürzt, und keiner seiner Minister hatte es wagen wollen, ihm die Nachricht zu überbringen; ja glaubwürdige Schriftsteller versichern, man habe im Zelte des Großveziers Briefe vom Könige gefunden, worin der ganze Plan zur Belagerung Wiens enthalten gewesen sei.
Prinz Eugen.*)
Mit großem Rechte gebührt diesem tapfern Feldherrn und dem in dem bekannten Volksliedei-) gefeierten Prinzen ein Platz in der
t) Prinz Eugenius der edle Ritter u. s. w.
*) Meist nach Vogrl.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Eugen.* Eugen