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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 507

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—»*><j 507 vr«»« einmal nach Baiern zurückführte (23. Oct. 1744), dort aber seinen Feldherrnstad dem Kaiser zu Füßen legte. Karl Albrecht schien nur zurückgekehrt zu sein, um auf dem heimischen Boden sein Grab zu finden. „Mich wird das Unglück," sagte der von Kummer wie vom Podagra schwer gebeugte Mann, „nicht verlassen, bis ich es verlasse." Und wirklich rückten schon die Oestcrreicher wieder Jan. 1745 gegen Baiern vor, als er 20. Jan. 1745 starb. — So ging der dritte Kaiser aus dem Wittelsbachcr Stamme unter; sein Sohn Maximilian Iii. Joseph (geb. 1727) nannte sich nur Erzherzog von Oesterreich und schloß, obgleich nur fremden Vor- stellungen und den abermals bei Pfaffenhofen 15. April siegreichen Waffen There- sicns nachgebend, 22. April 1745 zu Füßen Frieden mit der Königin von Ungarn, entsagte seinen Erbansprüchen auf Oesterreich, versprach Franz Stephan seine Kur- stimme zur Kaiserwahl und erhielt dafür alles Verlorne wieder. Dasselbe Jahr (1745) sollte aber auch noch einen Krieg, den zweiten schlesischen Krieg beendigt sehen. Zwar hatte Brühl, der eitle und übermächtige Premier- minister Augusts von Polen, eines Königs, der ohne fremde Leitung nicht regieren konnte, im Jan. 1745 noch ein Bündniß zu Warschau zwischen den General- staaten (Republik Holland), England und Sachsen zu Stande gebracht, sich im Mai noch enger mit Oesterreich verbündet und seinem Herrn schon Stücke von Brandenburg zusprechcn lassen; aber in den Niederlanden war der französische Marschall Moriz von Sachsen, der Sohn Augusts des Starken von Polen und der schönen Gräfin Aurora von Königsmark, und in Schlesien Friedrich Ii. fast überall siegreich. Denn, während der Marschall von Sachsen (so nannte man Graf Moriz) den großen Sieg bei Fontenay in Gegenwart Ludwigs Xv. von Frankreich 11. Mai 1745 erfocht, siegte Friedrich wenige Wochen später (4. Jun.) bei Striegau und Hohcnfriedberg. Zum ersten Mal hob sich hier die preußische Cavallerie zu ihrem nachherigcu großen Rufe. Das baireuther Dragonerregiment jagte allein 20 Ba- taillone in die Flucht, nahm 66 Fahnen und 2500 Gefangene. Dafür bekam es das Recht, den Grenadiermarsch durch Tambours schlagen und den Cürassiermarsch blasen zu dürfen, ein Ehrendiplom und ein neues Siegel. Eine zweite Schlacht fiel erst am 30. Septbr. 1745 bei Sorr und Trautenau in Böhmen mit gleichem Erfolge vor, und eine dritte gewann ihm Fürst Leopold von Dessau bei Kcsselsdorf unweit Dresden 15. Dec. 1745, in deren Folge Dresden selbst von den Preußen besetzt wurde. Dieß führte 25. Dec. zwischen Oesterreich und Sachsen einer- und Preußen andrerseits den Frieden zu Dresden herbei. Friedrich erhielt sein Schlesien — mehr wollte er nicht — und von Theresia und August gewährleistet, und erkannte dafür den neuen Kaiser Franz I. an. Seit dem 13. Septbr. 1745 hatte das deutsche Reich einen neuen Kaiser, Theresiens Gemahl, Franz I. (1745—1765), der mit Widerspruch von Branden- burg und Pfalz und mit Anerkennung der weiblichen Kurstimme Böhmens gewählt und bald darauf gekrönt worden war. Vom Balcon herab rief seine Gemahlin ihm das erste Vivat zu. August von Polen war aus Achtung für Theresia auf Frankreichs Plane, ihm die Krone zuzuwcnden, nicht eingegangen. Große Dinge waren Franz als Kaiser zu thun nicht Vorbehalten, und in die erbländischen An- gelegenhcitcn ließ ihn seine Gemahlin nicht eingreifcn. Theresia war, wie Friedrich, Selbstherrscher und erster Minister zugleich, bis später Kaunitz auftrat und immer steigenden Einfluß gewann. Die Ehe aber war schon gesegnet, indem Joseph Ii.

2. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 523

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
■rfij 523 & *€■«-«- Vierzehntes Haupts u ck. Geschickte Deutschlands nach dem siebenjährigen Kriege bis zur französi- schen Nevolution. Kaiser Joseph Ii., Maria Theresia, Friedrich 11. (l.ttä — 1ííhí). Schon am 27. März 1764 war zu Frankfurt die römische Königswahl, dießinal von 9 Kurfürsten einstimmig, und 3. April die Krönung Josephs Ii., und am 18. Aug. 1765 der Tod des Kaisers Franz I. zu Innsbruck erfolgt. Obgleich The- resia diesem fast gar keine Einwirkung auf die Geschäfte verftattet hatte, betrauerte sic ihn doch ihr ganzes Leben hindurch, selbst äußerlich, und besuchte oft seine Gruft, wo auch ihre Urstätte schon bestimmt war. Franz hatte sein Land Toscana in eine Secundogcnitur seines Hauses verwandelt und seinen 2ten Sohn Peter Leopold zum Großherzog daselbst gemacht. Ferdinand wurde Statthalter der Lom- bardei und erheirathetc das Herzogthum Modena. Maximilian wurde Großmeister des deutschen Ordens und letzter Kurfürst von Cöln. Von den vielen Töchtern hat Maria Antoinette, die Gcinahliu Ludwigs, nachherigen Königs von Frankreich (Xvi.) die unglücklichste Berühmtheit erlangt. — Maria Theresia hatte ihren Sohn Joseph zum Mitregenten ernannt und ihm anfangs Vieles überlassen; als sie aber sah, daß er den Krieg zu eifrig suchte und zu schuelleu Maßregeln mehr, als mit dem Wohlc und dem Geiste der Völker verträglich wäre, geneigt sei, ließ sie ihm nur außer den Reichs- und böhmischen Kursachen das Militairfach und das Com- mando. War sie (geb. 17173 auch jetzt die jugendlich-kräftige Frau nicht mehr, die bei ihrer Krönung in Ungarn den Krönungsberg hinansprengtc und die Kreuz- Hiebe nach den 4 Weltgegendcn that, oder welche am 2. Jan. 1743 beim Frauen- carousscl in Wien die erste reitende Quadrille der Amazonen führte und mit Lanze, Wurfpfeil, Degen und Pistole gegen Türkcnköpfe ihre Fertigkeit zeigte, die alle Ucbungs- lager besuchte und daher von einer Medaille als mater «astroi um gepriesen wurde *), so fühlte sie sich doch noch kräftig genug, den Sorgen der Regierung vorzustehcn; besonders waren die auswärtigen Angelegenheiten der Gegenstand ihrer rastlosen Thätigkeit. Aber sie richtete auch ihre Aufmerksamkeit auf die inneren Zustände, auf Erziehung, Wissenschaften und Künste und besonders auf den Ackerbau— arti artium nutrid, sagt eine Denkmünze — beschränkte darum auch die Jagd und mil- derte die Lehnsgcrechtigkeiten in Böhmen. Für den Krieg wurde die Conscription mit Ausnahme der Niederlande, Tirols und Ungarns eingeführt. Ihr großer Staatscanzler, Fürst Kaunitz, war ihre rechte Hand, Joseph dainals noch — kaum die linke. Joseph (geb. 13. März 1741 in der trostlosesten Zeit seiner Mlittcr, wo sie kaum eine Stadt zu einem Wochenbette mehr zu haben fürchtete) kündigte schon in seinem Aeußcren — hoher Stirne, Adlernase, durchdringendem Blicke, einen denken- den, kräftigen Herrscher an. Sein Körper — mittlerer Größe, aber gut gewachsen — wurde durch eine Menge Leibesübungen behend und gewandt. Aber er verrieth ’) v. Hormnyr, Wik», ,'cuie Geschichte und seine Oenkwürdigkeiren, I8e>3, V. li Heft 2. 16.

3. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 534

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
534 !<<<-<— land nicht noch mächtiger werden zu lassen, hatte sich Joseph mit Katharina in einen Bund zum Kriege gegen die Osmancn eingelassen, welcher der Monarchin und ihres von Joseph zum Rcichsfürftcn erhobenen Potcmkin griechisches Pro- jcct oder die Stiftung eines griechischen Reiches nach Vertreibung der Türken aus Europa verwirklichen sollte. Zwar war auch der preußische Thronerbe sehr ehren- voll in Petersburg ausgenommen worden, und schon spöttelte man in Berlin: der Graf Falkcnstein (unter diesem Namen pflegte der Kaiser zu reisen) sei Josephs schlechtester Gesandte; indeß knüpfte sich doch das russssch - österreichische Bündniß immer fester und führte in einer Zeit zu einem Kriege mit den Türken, wo in Ungarn bereits die Unzufriedenheit mit Joseph sehr hoch gestiegen war: denn sein Befehl, daß die Beamten, die nach 3 Jahren nicht die deutsche Sprache erlernt, vom Dienst entlassen, daß die Obcrgespane durch königliche Eommissairs ersetzt, daß Volkszählung, neue Eintheilung des Landes und Eonscription eingeführt wer- den sollten, — sein Wille, daß durch Aufhebung der Leibeigenschaft und anderer Lasten der gedrückte Landmann (misera contribuens plebs) vom Ucbergewicht des Adels befreiet, und das Edelmannsgut mit jedem andern gleichgestellt werden solle, hatte den größten Unmuth erregt, und schon stellten sich auch die Preußen an den Gränzen Schlesiens drohend auf. Joseph mußte also fast Alles wieder zurücknchmen 28. Jan. 1790 und die Rcichskrone von den Ungarn nach Ofen zurückholen lassen. Ihr Triumph war seine Niederlage. Joseph nahm, da die Pforte, dem ihr drohenden Schicksale zuvorzukommen, unter Preußens und Englands Einflüsse 1787 an Katharina den Krieg erklärte, als Rußlands Verbündeter durch seine Kriegserklärung (9. Febr. 1788) Theil. Moldau und Walachei lagen für eine Arrondirung auch ihm gar wohl gelegen; aber Preußen hatte sich dagegen mit den Seemächten in Verbindung gesetzt. Wäh- rend Joseph die Pforte friedlicher Gesinnungen versicherte, sammelte er 200,000 M. und unzähliges Geschütz, und beide Kaiserhöfe wollten die ganze türkische Gränze vom adriatischen bis zum schwarzen Meere angreifcn. Joseph ging März 1783 selbst mit Lascp zum Heere, welches Koburg befehligte. Zwar siegten Suwarow und Koburg (Aug. 1789) bei Fokschani und (22. Septbr.) bei Martinjestje; zwar eroberte der alte Loudon 8. Oct. Belgrad: aber, was gewonnen war, war mehr für Rußland und Potcmkin (der sich schon Herr der Moldau und Walachei träumte) als für Joseph gewonnen, und dieser selbst hatte nur wenig Lorbeeren geerntet, denn die Türken hatten im Jahr vorher bei Lugosch und Karansebes seinen unge- heuren Cordon durchbrochen und nach Ungarn gestreift, wo die Unzufriedenheit eben auf das höchste gestiegen war. Diese Nacht von Lugosch, wo auf einen blin- den Lärm Alles flüchtete, Oesterreichcr selbst auf einander Feuer gaben und die Flucht den Kaiser selbst mit fortriß, kostete diesem seinen Ruhm wie seine Gesund- heit, und er ging Decbr. 1788 nach Wien zurück, worauf erst sein Loudon und Koburg den Ruhm der österreichischen Waffen durch die angeführten Siege herstell- ten. Aber eben diese-machten, daß Preußen sich enger mit Polen vereinigte, der Pforte 31. Jan. 1790 ihre Integrität garantirte, England und Holland, mit ihm verbündet, sich gleichfalls der Türken anzunehmen drohten, und Preußen Miene machte, gegen Oesterreich loszuschlagen. Dieß störte die Freude des kranken Josephs über jene Siege; den sich erholenden warfen die Nachrichten von dem Aufstand in den Niederlanden wieder nieder und das schwarze Gewitter, welches von dem rcvoluti- onnairen Frankreich her nach Deutschland drohte. Dazu kam noch der Todesfall der Erzherzogin Elisabeth (von Würtcmberg), der Gemahlin seines geliebten Neffen Franz. Noch am 19. Febr. 1790 dictirtc er bis in die Nacht Briefe, und am 20sten starb er im 49stcn Jahre seines Lebens. In seinem Testamente, welches öffentlich bekannt gemacht wurde, sagte er: „Ich bitte diejenigen, welchen ich vielleicht gegen

4. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 460

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
3 4íiü Noch vor der neuen Kaiserwahl erhob sich ein Streit, wer das rheinische Neichsvicariat zu führen habe, indem Karl Ludwig von der Pfalz es als an die- sem Lande, der junge Kurfürst von Baiern aber, Ferdinand Maria (Sohn des am 27. Sept. 1651 gestorbenen berühmten Marimilian) an der Erztruchscßwürde haf- tend betrachtete und endlich Recht behielt. Daher erklärte sich auch Kurpfalz an- fangs mit den geistlichen Kurfürsten — den Nachbarn Frankreichs — gegen den von Baiern begünstigten Leopold, gegen welchen Mazarin seinen König Ludwig Xiv. und, da mit diesem nicht durchzudringen war, den Kurfürsten Ferdinand Maria zum Kaiser vorschlug, der von Frankreich drei Millionen als jährliche Subsidie (Pension?) bekommen sollte. Aber die österreichische Mutter desselben vereitelte alle Bemühungen Grammonts in München, und der baieriscbe Gesandte D,’. Oechsle (dem schon der Kurfürst von der Pfalz in offner Reichsvcrsammlung das Dintenfaß an den Kopf geworfen, aber nachher Ehrenerklärung gegeben hatte) sagte unumwunden: er werde, wenn sein Herr die Kaiserkrone nehme, ihn so lange rütteln, bis ihm dieselbe vom Kopfe falle. Als auch die Versuche Schwedens mit Pfalz-Neuburg und Frankreichs mit dem Deutschmeister Erzherzog Leopold Wil- helm (Leopolds Oheim) scheiterten, und Leopold darüber seine 18 Jahre erreicht hatte, wurde er endlich — nach einer bindenden Wahlcapitulation — 18. Juli 1658 zu Frankfurt gewählt und 1. Aug. daselbst gekrönt. Leopold I., als jüngerer Sohn, von Jesuiten (deren Orden er sogar als weltlicher Verbrüderter angehört haben soll) zum geistlichen Stand erzogen, nicht ohne gelehrte Kenntnisse, nicht ohne große Tugenden eines Privatmannes, Freund der Künste (wegen seines trefflichen Flötenspicls sagte sein Capcllmeister: „Ewig Schade, daß Ew. Maj. kein Musikus geworden!" „Laß Er's nur gut sein, wir stehen uns haltr so besser"), hatte doch zu wenig innere Kraft, zu wenig Selbst- vertrauen, besonders seinem kühnen Schwager Ludwig Xiv. gegenüber, und griff lieber zu halben Maßregeln als zu ganzen. Er haßte den Krieg aufs äußerste <er sah lieber Kegel als Menschen fallen*) und hatte doch während seiner gan- zen 47jährigen Regierung fast nichts als Krieg zu führen; ganz verschieden von dem kriegerischen Wittelsbacher auf dem schwedischen Throne, welcher meinte, ein großer Fürst müsse immer Krieg führen, um seine Unterthanen zu beschäftigen, Er- oberungen zu machen und seinen Feinden Furcht einzuflößen. Doch dieses unruhi- gen Helden wurde die Welt bald los. Leopold hatte seines Vaters Bund mit Polen erneuert und i6,ooo Mann ab- geschickt, welche Krakau und Posen wieder eroberten und Georg Ii. Ragoczy von Siebenbürgen, Schwedens Verbündeten, nach Hause jagten. Auch Dänemark trat in die Waffen gegen Karl X., verlor aber in zwei Feldzügen ungeheuer; während der Brandenburger, jeyt auch wieder Feind des Schweden, im Welauer Vertrag mit Polen die völlige Souvprainetät über sein Preußen erhielt. Aber der Tod Karl Gustavs 23. Febr. 1660 vermochte die Regentschaft für seinen minderjährigen Sohn Karl Xi. zu den Friedensschlüssen von Oliva und Kopenhagen 1660. — Kurz vorher war auch endlich der lange Krieg zwischen Spanien und Frankreich 1658 im pyrenäischen Frieden auf der Fasaneninsel der Bidaffoa — das Friedenszelt stand halb auf spanischem, halb auf französischem Boden, so wie die Stühle Mazarins und Don Louis de Haro, so daß sich diese, jeder noch in seines Herrn Land, spre- chen und umarmen konnten — geschlichtet worden. Die wichtigste, auch für Deutsch- land verhängnißvollste Bedingung dieses Friedens war die Vermählung des jungen ') lieber das Keqeln Leopolds eine bvsliaftc Anekdote von Grammont in Westenriekcrs histor. Kalender Xvii. (1810; 164.

5. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 463

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
4r>3 tx~< England utfb mit Schweden sich zu verbinden, in Deutschland Cöln und Munster für sich zu gewinnen. Leopold versprach in einem geheimen Vertrage 1670 neutral zu bleiben! Nur der große Brandenburger Kurfürst war nicht zu tauschen und nicht zu gewinnen. Vorerst warf Ludwig den ihm verhaßten Karl Iv. von Loth- ringen aus seinem Lande, dann drang er gegen die Republik heran, die keinen andern Beistand als Brandenburg hatte und erst nach 2 Jahren vom Kaiser gegen Subsidien 12,000 Mann erhielt, die aber nach geheimer Weisung die Franzosen nicht schlagen, sondern nur wegdemonstriren sollten! Der arme, von seinem Lob- kowitz getäuschte Kaiser! Dem jetzt so gut wie allein stehenden Brandenburg blieb nichts übrig, als aus dem Krieg herauszutreten (zu Vossem 1673). Endlich gingen doch den Mächten die Augen über Ludwig auf. Karl Ii., der trotz der großen und blutigen Erfahrungen seines Vorgängers nicht gewitzigte Stuart, wurde vom englischen Parlamente gezwungen, diesem Naubbündniß zu entsagen; auch Münster und Cöln schlossen mit Holland Friede, und März 1674 erklärte das Reich den Krieg an Frankreich. Aber auch Ludwig kam mit 3 Heeren; er selbst nahm mit dem einen die Franche Eomtö, während das andere unter Conds bei Senes von Wilhelm dem Oranier und Statthalter der Republik geschlagen wurde (11. August 1674), und Turcnne mit dem dritten die Kurpfalz verheerte, wo ihn Lothringen und Brandenburg zwar angriffcn, aber leider — bei überlege- nen Massen, jedoch ohne alle Einheit und Einigkeit — zurückgewiesen wurden. Dafür mußte nun Schweden, Frankreichs bezahlter Verbündeter, unter Wrangcl in Pommern einfallen; und wirklich ging Friedrich Wilhelm in größter Eile vom Rhein zurück, schlug 18. Juni 1675 bei Fehrbellin, durch die Tollkühnheit des Prin- zen von Hessen-Homburg zu einer Schlacht sortgerissen, die bisher so gefürchteten Nordländer und ermuthigte damit den deutschen Reichstag und Dänemark, auch Karin Xi. den Krieg zu erklären. Um dieselbe Zeit war die Pfalz grauenvoll ver- wüstet worden, aber auch Turcnne bei Saßbach unweit Offcnburg 1675 bei einer Recognoscirung geblieben; die Frunzosen wurden verfolgt und geschlagen, so wie den Schweden fast ihr ganzer deutscher Besitz weggenommen. Dann wurde zu Nimwegen ein Friedenscongreß anberaumt, nachdem ein Versuch zu Cöln 1673 gescheitert war. Hatten-die Deutschen im Kriege im Ganzen keine Ueberlcgenheit gezeigt, als etwa gegen Schweden, so waren sie dem gewandten Gegner auch in der Strategie der Friedensverhaudlungen nicht gewachsen, denn Ludwig verstand seine Gegner zu thcilcn: ein Kunststück, welches die Franzosen auch später noch vortrefflich übten und ihm die größten Erfolge verdankten. Ludwig schloß Separatvcrtrage, indem er zuerst mit der Republik Holland auf den vorigen Besitzstand sich setzte, worauf Spanien die Franche Comts und wieder eine Anzahl wichtiger niederländischer Festungen opferte, der Kaiser aber (zugleich für das Reich 23. März 1679 mit ab- schließend) die Stadt Freibnrg im Brcisgau an Frankreich abtrat und dafür das Bcsatzungsrecht in Philippsburg zurückcrhielt, welches Reichsfestung wurde. Bran- denburg, vom Kaiser verlassen, schloß zu St. Germain en Lape 1679 ab und gab Schweden fast alles Eroberte zurück; Dänemark zu Fontainebleau, blieb auf dem vorigen Besitzstand, Lothringen aber, da Karl V. die schmachvollen Bedingungen seiner Wiedereinsetzung nicht annahm, vorerst in Frankreichs Händen.

6. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 469

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
4gí) Ptte«- (13. Apr. 1598) aufhob, durch welches der gute Heinrich Iv. den Hugenotten, seinen ehemaligen Glaubensgenossen, Religionsficherheit zugesprochen hatte. Ludwig wußte schwerlich, was er damit that, Louvois oder Pater La Chaise aber desto besser: denn nur diese wußten um die blutigen Verfolgungen oder Dragonerbe- kchrungen, die nun vorgcnommen, um die Hunderttausend, die nun um ihre Freiheit oder ihr Vaterland gebracht wurden und bald in den Nachbarländern eine menschlichere Heimath fanden, als sie verließen. Es wandcrten gegen 800,000 Menschen mit ibrem Fleiße, ihrer Gewerbthätigkeit und Bildung aus und vergalten bald als treue Unterthanen die gastfreundliche Aufnahme. Sie bildeten die vielen sogenannten französischen oder reformirten Colonien in Leipzig, Dresden, Berlin, Erlangen und an vielen andern Orten. — Daß Ludwig der gefährlichste Nacbbar und mit seinen Planen noch gar nicht zu Ende war, daß endlich ein Jeder von ihm zu fürchten habe, sah man wohl: darum traten jetzt die vereinigten Niederlande, der Kaiser, Spanien, Schweden, der Kurfürst von Baiern und noch mehrere deutsche Kreise und Fürsten 29. Jul. 1686 zu Augsburg zusammen. Galt cs aber hier nur der Aufrcchthaltung der Sicherheit Deutschlands und des Waffenstillstauds- vertrags , so mußte man bald zu nocb ganz andern Maßregeln schreiten. Selbst der Kurfürst von Brandenburg, trotz der 1675 ihm vom Kaiser entzogenen Erbschaft der schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Wohlan und Bricg, worauf er crbverbrüdert war, schloß sich an diesen an. Denn nach dem Tod des Kurfürsten von Cöln un- terstützte Ludwig seinen treuen Wilhelm Egon Bischof von Straßburg aus dem Hause Fürstenberg gegen den von einer andern Partei gewählten Wittclsbacher Joseph Clemens (1688), des Kaisers und Papstes Candidaten, worüber französische Truppen Bonn und einen Theil des Erzstifts besetzten, Ludwig in einem drohenden Manifeste Deutschland den Krieg erklärte (12. Scptbr. 1688) und mit Blitzesschnelle noch im October Speier (von wo das Rcichskammergericht mit Verlust von Acten nud Cassen nach Wetzlar flüchtete, nachdem man über seine Vertagung seit 1681 verhandelt hatte), Worms, Mainz, Philippsburg wegnehmen ließ. Dagegen be- rathschlagte man in Regensburg noch zwei volle Monate, bis man 14. Febr. 1689 den Reichskrieg gegen Frankreich aussprach. Dieß war aber das Signal zu einer furchtbaren Reihe von Scenen. Denn nun wurde auf Louvois, des Kriegsministers, Befehl, von dem vielleicht Ludwig selbst nichts wußte, der blühendste Theil der Pfalz auf beiden Ufern des Rheins systematisch durch Mord, Brand und Plün- derung in eine Wüste verwandelt, damit von da aus kein Angriff auf Frankreich möglich sei. Heidelberg wurde geplündert, das schöne Schloß, die Krone der Gegend, in eine traurige Ruine verwandelt, die Brücke gesprengt, ein Theil der Stadt niedergebrannt (2. Mär; 1689). Auf ähnliche Weise ging Manheim unter, und die freundlichen Städte Offenbach, Kreuznach, Oppenheim, Bretten, Bruchsal, Frankcnthal, Baden, Rastadt und viele andere. Obgleich Speier und Worms sich ergeben und mit den schwersten Opfern vom Schlimmsten losgckauft hatten, kam 22. Mai 1689 der gräßliche, am 31. Mai vollzogene Befehl, auch sie niederzu- brennen, wobei den Einwohnern nachgelassen war, sich aufs französische Gebiet zu flüchten. Selbst die Gruft der alten Kaiser wurde durchgcwühlt und dnrchge- plündert. Und wenn nun noch eine Liste von 1200 abzubrcnnenden Dörfern und Städten gezeigt wurde, so sagte man, es geschehe darum, weil die Deutschen sich mit dem Ketzer Wilhelm von Oranien gegen den rechtgläubigen König Jakob von England verbunden hätten; gegen Ketzer sei dieß Verfahren so gerecht, wie gegen die Muhammedaner. Den oft mitten im Winter mit ihrer wenigen Habe Auswan- dernden entriß der zügellose Soldat noch das letzte Stück. Ein Schrei des Un- willens ging durch ganz Europa, und der Volkshaß gegen die Franzosen wurde allgemein. Eine der von ihnen ausgcsandten Mordbrennerbanden von 20 Mann .

7. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 473

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
« » »fl 473 Ck-e-i anders gekommen. Am ersten Nov. 1700 gesegnete Karl Ii. das Zeitliche, und mit ihm sollte der spanisch-habsburgische Mannsftamm, auch geistig in sehr absteigen- der Linie, wie so manche Dynastie — geendet haben. Ludwig Xiv. nahm das Testament an und erklärte seinem Hofe: jetzt gebe es keine Pyrenäen mehr. Der 17jährige Philipp V. wurde in Spanien mit Jubel empfangen, und Ludwig Xiv. sollte, wie er selbst scherzend sagte — sein Premier-Minister sein; so sehr ging jetzt Alles im spanischen Staatsrath nach seiner Direction und obersten Entscheidung. Freilich, ein feierlich gegebenes Wort, den Theilungsvertrag zu halten, war damit gebrochen, und seine Gesandten durften nun beim eigensinnigen Rathspension- nair Heinsius im Haag und bei König Wilhelm den Herrn rechtfertigen. Allein keiner der beiden Höfe und noch weniger der von Wien waren gesonnen, sich von Ludwigs Pflicht, so zu handeln, überzeugen zu lassen, vielmehr entschlossen, aus allen Kräften diesem Umsturz alles Gleichgewichts oder, was Oesterreich anbetraf, diesem Verkennen aller Rechtsansprüche mit den Waffen entgegen zu treten. Da- rum kam es auch Ludwig vor Allem darauf an, sich um Bundesgenossen zu bewer- den. Der erste und wichtigste, der sich darbot, war Maximilian Emanuel von Baiern, dessen Freundschaft mit Leopold längst mit seiner ersten Gemahlin Maria Antonia begraben war, welcher dagegen als Statthalter der Niederlande ungeheure Summen von seines Erblandes Mark und Saft ausgewendet hatte, so daß man in Baiern voll Kummer sagte: „In Brüssel gehe es zu, wie im ewigen Leben, aber der Kurfürst brocke den Niederländern sein Baiern ein." Das Alles wäre, wenn sein Sohn am Leben blieb und Spanien geerbt hätte, gut zu machen ge- wesen; jetzt war die Hoffnung geschwunden, und nur Ludwig verstand sie wieder aufzufrischen. Denn in einem geheimen Offensiv- und Desensiv-Bündniß übertrug der König ihm und seinen Nachkommen die beständige Statthalterschaft der Nieder- lande, machte ihm selbst von Weitem zur Kaiserkrone Aussicht, und so gewann ihm Maximilian auch seinen Bruder Joseph Clemens, den Kurfürsten von Cöln. Das erfuhr freilich der Wittelsbacher nicht, daß sich wenige Tage nachher Ludwig von seinem Enkel die Niederlande und Mailand für sich selbst habe abtreten lassen *). In Folge jenes Bundes aber überlieferte der Kurfürst 6. Febr. 1701 die Niederlande den Truppen Frankreichs. Eben so gewann Ludwig die Herzoge von Savoyen und Mantua, welche beide noch immer von Alters her für Vasallen des deutschen Kaisers galten und auch mit in der Neichsmatrikel standen und für ihren Lehensbruch vor den Reichshofrath geladen wurden, und erkannte wieder des vertriebenen Jakob Ii. Stuart Sohn Jakob Iii. als Prätendenten Englands an. Auch die Herzoge von Braunschweig-Wolfenbüttel traten zu Frankreich über, wur- den aber bald entwaffnet. Selbst in Ungarn regte sich mit Ludwigs Vorwissen unter Franz Ragoczy eine unzufriedene Partei, deren Plan aber, den Kaiser in Laren- burg zu ermorden, verrathen und vereitelt wurde. Dagegen verstärkte sich Leopold durch einen Bund mit den Seemächten 7. Septbr. 1701, die selbst nach Wilhelms Iii. Tode (März 1702) eine richtige Politik nicht so vergaßen, als andere Mächte. Auch ein ganz neu geschaffener König, Friederich I. in Preußen (Kurfürst Friede- rich Iii. hatte sich mit Zustimmung des Kaisers 18. Jan. 1701 selbst zu Königsberg die Krone aufgesetzt), trat auf seine Seite, das deutsche Reich, nach vorhergegan- genen Kreisaffociationen 28. Septbr. 1702, Portugal und endlich Philipps von Spanien eigener Schwiegervater, der mißvergnügt gewordene Herzog von Savoyen (1703); nur daß die Seemächte Theilung, Oesterreich aber das Ganze wollten. *) Westenrieder, Kniender Xvii. 326, auö den Memoiren des Marquis Dr. —

8. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 474

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—474 ©-M-e-e- Dcr Kaiser eröffnete den Krieg durch Eugen, der die Alpen auf eine Hanni- bals würdige Weise überstieg, in Italien 1701 und glücklich in den Treffen von Carpi gegen Catinat und bei Chiari gegen Villeroi, den er nachher in Cremona gefangen nahm, und mit der Besetzung des Mantuanischen. Ludwig von Baden drang mit einem anderen kaiserlichen Heere nach dem Rheine vor, so wie 1703 Erzherzog Karl über Holland und England nach Portugal aufbrach, um von da nach Spanien überzugchen. So wurde der Krieg ein europäischer, besonders im Westen des Erdthcils, während deffcn Osten durch einen andern, den nordischen Krieg gleichzeitig erschüttert wurde. Die Niederlande, Deutschland, Italien und Spanien wurden Kriegsschauplatz, und Ludwig mußte bald bemerken, daß das alte Glück nicht mehr bei seinen Fahnen sei. In der That standen aber auch drei Männer — ein Triumvirat, wie die neuere Geschichte bis dahin keins gesehen — ihm gegenüber, von denen jeder, der Rathspensionnair Hcinsius von Holland durch tiefe Einsicht in die Staatsverhältnissc und Bedürfnisse seiner Republik, der An- dere , Herzog Marlborough, das Haupt des britischen Ministeriums der neuen Kö- nigin Anna (Wilhelms Schwägerin), der schlaue, geizige, aber im Kriege unbe- zwungene Feldherr durch seine Kricgstalente, und der Dritte, Eugen von Savoyen, als Mensch und Krieger gleich groß, der Besieger der Türken, schon durch den Ruf der Unüberwindlichkeit einzig da steht. Wie lange hatte es Ludwig Xiv. schon bereuet, dem kleinen unansehnlichen Prinzen, der ihn einst um ein Regiment gebe- ten, lieber zu einer geistlichen Pfründe gcrathen zu haben! Dem Türkenbezwinger trug er nachher den Marschallsstab an; aber Eugen erklärte, der kaiserliche, den er führe, sei mindestens von gleichem Werthe. Während Eugen sich in Italien — Vittoria, Lnzzara — mit Vendóme, dem Cpniker mit dem Feldherrnblicke, der manchmal auf dem Nachtstuhle besser com- mandirte, als Andere zu Pferde, sich meist glücklich hcrumschlug, überwältigte Lud- wig von Baden mit Oesterreichern und Reichstruppcn Septbr. 1702 die Festung Landau und wollte eben durch Lothringen nach Frankreich selbst eindringen, als am 8. Septbr. 1702 in seinem Rücken der Kurfürst von Baiern durch Ofsiciere, die sich als Bauern verkleidet hatten und das Gänsethor von Ulm überwältigten, mit Besetzung dieser Reichsstadt seine Maske abwarf und den Krieg für Ludwig in Deutschland eröffnete. Der Würfel war gefallen. Die Ermahnungen des Kai- sers, des ganzen Landes und der treuen Räthe Bestürzung — nichts hielt den Kur- fürst mehr auf; Memmingen wurde belagert und erobert. Auch Günzburg, Neu? bürg und endlich auch Passau (Jan. 1704) wurden besetzt. Der Kaiser entband die Baiern von ihrem Eide gegen ihren Herrn, aber der Baier blieb diesem treu. Auch war cs ja kein Rcichskricg, der geführt wurde serst Ende Septembers 1702 wurde dieser erklärt), und keine Verbindung gegen Kaiser und Reich, welche Mar Emanuel mit Frankreich geschloffen hatte. Durch sein Auftreten wurde Ludwig von Baden abgehaltcn, in Frankreich einzufallcn. Von den österreichischen Generalen Schlick und Styrum, die in Oberbaiern und in die Oberpfalz einbrachen, wurde der Erstere bei Schärding geschlagen, Rcgcnsburg von den Baiern besetzt, der Reichstag aber nicht fortgelassen. Bei Duttlingen 12. Mai 1703 vereinigten sich Baiern und Franzosen unter Villars; den Streit über den Oberbefehl entschied Ludwig zu Gunsten seines Bundesgenossen, und dieser drang nun, während Vil- lars Styrum beobachtete, in Tirol ein, nahm die festen Pässe und Innsbruck, um dann mit Vendóme sich zu vereinigen. Aber ein Aufstand der Tiroler unter Ster- zinger trieb die Baiern mit großem Verluste wieder aus dem Land heraus, und fast hätte Mar, wie sein Graf Arco, sein Leben dabei cingebüßt. Dagegen be- siegte er, in Verbindung mit Villars, General Styrum bei Höchstädt 20. Sept. 1703 und nahm Augsburg. In den Niederlanden war erst mit Marlborough das

9. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 475

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-*-»-»3^3 475 Glück angekommen, der Venloo, Rocrmonde, Lüttich, später auch Bonn eroberte, während am Oberrheine die Franzosen Breisach und Landau nahmen. Dagegen kam Vendóme nicht weiter als Trient, weil der von Ludwig getäuschte Victor Amadeus von Savoyen sich auf des Kaisers Seite begab, wogegen die Franzosen sein Heer entwuffneten und unterstcckten und ihm nun sein Land Wegnahmen (Dec. 1703). Viel entscheidender für den Krieg in Deutschland wurde aber das I. 1704. Zwar begann cs glücklich für die französich-baierische Sache durch die Besetzung von Passau, während Ragoczy's Schaaren schon wieder bis in die Nähe Wiens stürmten, und ihr Heer dem Kurfürsten von Weitem die Krone Ungarns zeigte, und neue französische Schaaren bei Mar Emanuel anlangten. Aber Gewicht zieht Ge- gengewicht. Denn nun kam auch Fürst Ludwig von Baden mit den Reichövölkcrn, es kam auch Herzog Marlborough mit 30,000 Briten, Holländern, Preußen und Hessen; kleinere Heerhaufcn brachen von Tirol heraus oder von der Obcrpsalz heran. Der Kurfürst stand mit Marsin und dessen Franzosen bei Lauingen, wäh- rend Graf Arco den Schellcnberg bei Donauwörth verschanzte. Hier aber griffen der britische und der kaiserliche Feldherr ihn an 2. Jul. 1704. Es war ein mör- derischer Kampf, Graf Styrum sank, die Baicrn fochten wie Verzweifelte; endlich erlagen sie der Uebermacht und traten eiligen Rückzug über Donauwörth an. Als Fürst Ludwig die Leichenhaufen der Scinigen sah, sagte er: „So möchte ich lieber überwunden, denn Ueberwinder sein!" Mar Emanuel zog sich unter die Kanonen von Augsburg. Donauwörth, Neuburg, Rain, Dillingen, selbst Regensburg wur- den aufgcgeben. Noch blieb trotz der Verwüstung seines Landes der Kurfürst un- erschüttert, ob ihm gleich der Kaiser die Markgrafschaft Burgau und die Pfalz Neuburg für die Niederlande bot, und seine edle zweite Gemahlin, des Polen- königs Sobiesky Tochter Therese, und seine treuen Räthc ihn mit Thränen beschwo- ren, von Frankreich sich loszusagen. Ein neues französisches Heer unter Tallard nahte. Theresia, Mar's guter Engel, ging nach München zurück. Diese Verstär- kung des Kurfürsten zog aber auch Eugen heran, und die Feldherren (Ludwig von Baden belagerte Ingolstadt) beschlossen eine Hauptschlacht gegen Tallard und Marimilian. Man fand Beide zwischen Höchstädt und Blenheim (Blindhcim) mu- thig und in guter gedeckter Stellung am 13. Aug. Den Tag sollten 20,000 Men- schen nicht überleben! Die blutige Schlacht ging durch die zeitige Flucht eines Theilcs der Franzosen, deren Feldherr Tallard gefangen worden, verloren, wodurch Marimilian und Marsin in ihrer Seite entblöst wurden. Die Baicrn hatten tap- fer, der Kurfürst selbst am tapfersten gefochtcn; dreimal war Eugen zurückgcschla- gcn und schien verloren. Die Preußen aber unter dem Fürst von Anhalt-Dessau hielten mit wundervollem Muthe ihre Linien. Der vierte Sturm Eugens entschied. Mar Emanuel führte den Rückzug nach Ulm aus, fast unverfolgt. Aber 20,000 Franzosen und sogar 34 Kutschen mit Damen waren gefangen, 112 Kanonen ge- nommen. Die Sieger zählten selbst fast 10,000 Todte und Verwundete. Jetzt war Baiern verloren; der Kurfürst floh zum Rhein und dann nach Brüssel; The- resia sollte die Regentschaft führen. — Einen solchen Schlag hatte Ludwig von Frankreich, der alte Kriegssürst, noch nie erfahren; jetzt durfte er für seine Erb- schaft, ja, für Frankreich selbst zittern. — Baiern wurde nun von den Österreichern als ein erobertes Land behandelt, und in dem Jlbersheimer Vertrage der Kurfür- stin blos das Rentamt München gelassen. Graf Löwenstein-Wertheim wurde kai- serlicher Statthalter in Baiern, und Marlborough zum deutschen Rcichsfürsten er- nannt und bald darauf mit der baierischen Herrschaft Mindelheim vom Kaiser be- schenkt. Jetzt wendete sich der Krieg an den Niederrhein.

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. 477 tx«»«- zum Muthe hätte auch Einheit gehört, und Adel und höhere Beamte theiltcn lang nicht alle gleiches heroisches Gefühl. Nach mehren Erfolgen scheiterte der Haupt- versuch, sich Münchens zu bemächtigen, und wurde 25. Dcc. 1705 mit einem grauen- vollen Blutbade zwischen München und Sendling gebüßt. Der dortige Kirchhof wurde, die letzte Zuflucht und das Grab der Tapfersten. Aehnlich ging's bei Vils- hofen und Aitcmbach. Plinganscr und Meindel waren die Letzten, die ihr Schwert brachen und ins Ausland wandcrtcn *). In dem folgenden Jahre 1706 führte Eugen in Italien nach der unentschie- denen Schlacht bei Casiano (16. Aug.) gegen Vendóme, den Hauptschlag gegen die Franzosen unter Fcuillade in der zum Entsatz Turins gewagten Schlacht 7. Septbr. 1706, deren Folge die Besetzung Mailands und der ganzen Lombardei für Oesterreich war, womit nun Joseph seinen Bruder Karl, den Gcgcnkönig Philipps in Spanien, belehnte. Auch das Königreich Neapel mußte demselben huldigen, so wie selbst der Papst Clemens Xi. durch einen Zug des General Daun in den Kirchenstaat zur Anerkennung König Karls Iii. gcnöthigt wurde (1709). — Dieser selbst hatte Barcelona vorläufig zum Sitze seiner Regierung genommen, wurde aber blos von den Provinzen Catalonien und Valencia als König anerkannt. Sein Gegner wurde sogar aus Madrid nach Burgos vertrieben; aber Karl, der sich unterdessen Aragonicn unterworfen und in Saragossa die Hul- digung eingenommen hatte, zauderte mit seiner Ankunft in Madrid so lange, bis Philipp sich nach erhaltener Verstärkung wieder in den Besitz seiner Hauptstadt gesetzt hatte; endlich entschied die Schlacht von Almanza 25. April 1707 ganz für die Sache Bourbons. Zwar sah Karl 1710 Madrid noch einmal nach der gewon- nenen Schlacht von Saragossa, konnte sich aber seit 1711 nur noch in Catalonien behaupten. — Unterdessen war Marlborough in Belgien beim Dorfe Ra milli cs aus einer blutigen Schlacht als Sieger über Villeroi 25. Mai 1706 hervorgegangen und dadurch in den Besitz von Brüssel, Antwerpen, Löwen, Gent, Ostende und anderer wichtigen Orte gekommen, während Marschall Villars (1707) nach Ludwigs von Baden Tode (dessen Eifersucht auf den englischen Feldherrn die Operationen sehr aufhielt oder gar vereitelte) einen glücklichen Zug nach Schwaben und Franken gethan hatte, aber wieder gegen den Herzoge von Savoyen in das Dauphine umkchren mußte, der mit Eugen Toulon belagerte. Die Kämpfe am Oberrheine, wo der Kurfürst von Baiern eine Zeit lang mit dem Marschall Berwick commandirte, sind minder entscheidend, als die in den Niederlanden, wohin auch Eugen aufbrach, und wo dieser und Marlborough 11. Jul. 1708 gegen den Herzog von Bourgogne und Vendóme das hartnäckige Treffen bei Oudenaarde gewannen und Vaubans Meisterstück, Ryssel (Lille), 23. Oct. 1708 eroberten. (In demselben Jahre wurde der Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, Anführer der Reichstruppcn, in das Kurcollegium feierlich eingeführt, und ihm das bisherige pfälzische Erzschatzmeister- amt als Erzwürde beigelegt, weil Pfalz damals sein altes Erztruchsessenamt wieder erhalten hatte, so wie auch die Kur Böhmens, die seit langer Zeit geruhet hatte, fetzt wieder in das Leben trat.) Die seit 1704 erlebten Unfälle, das steigende Alter, die furchtbare Verödung und Verarmung Frankreichs, die Rathschläge der frommen Frau von Maintenon, deren Günstlinge nun einmal keine Feldherren wie Turenne und Conds waren, die *) Eine treffliche Schilderung dieses Aufstandes in Zschokke's baierischeu Geschichten, Aarau, 1816, Ul. 512—533, und in Freih. v Ävrm ayrs Taschenb. d, vaterl Geschichte, 1835, S 44—231 mit 41 Urkunden.
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