Viii. Italien. Lombardisch-venez. Königreich. 301
Fußsteig, die Gassen ohne Kanäle sind vollends ganz außerordent-
lich enge, manche kaum 2 bis 3 F. breit. Ueber 400 Brücken ver-
binden die vielen kleinen Inseln, so daß man allenfalls auch zu
Fuß, aber mit vielen Umwegen überall hin gelangen kann. Ueber
den großen Kanal ist nur eine Brücke, der 1588 erbaute Hiisllo,
von weißem Marmor, welche einen einzigen Bogen von 90 Fuß
Weite bildet und von solcher Höhe, daß von jeder Seite 50 Stu-
fen hinaufführen; sie ist bedeckt und so breit, daß 2 Reihen Buden
darauf stehen, welche 3 Straßen bilden. Da es hier weder Pferde
noch Wagen giebt, noch geben kann, so sind die Gondeln, deren
Zahl sich an 9600 belaufen soll, das einzige Fuhrwerk. Sie sehen
sich alle gleich, sind etwa 30 F. lang, 4 bis 5 breit, haben in der
Mitte ein bedecktes Kabinet mir bequemen Sitzen und Fenstern oder
Vorhängen und sind alle schwarz angestrichen. Die Oondolieri
oder Barcaroli, welche sie mit unglaublicher Geschicklichkeit und
pfeilschnell leiten, waren ehemals als gute Sänger berühmt, und
pflegten meistens in der Stille der Nacht wechselsweise Stanzen aus
dem Tasso abzusingen, doch soll diese Sitte sich beinahe ganz ver-
loren haben. Das Wasser, womit Venedig und beinahe jedes ein-
zelne Haus umgeben ist, macht die Luft zwar feucht, doch nicht eben
ungesund, weil die Kanäle und selbst die Lagunen beständig vom
Meere aus in Bewegung gesetzt werden. Es ist nicht ungewöhnlich,
daß die Lagunen sich mit Eis bedecken, 1788 sollen sie sogar so fest
gefroren seyn, daß man zu Fuß nach dem festen Lande kommen
konnte. Der Mittelpunkt alles Lebens und aller Schönheit Vene-
digs ist der St. Markusplatz, Piazza di 8. Marco, im östlichen
Theile der Stadt. Er ist etwa 300 Schritt lang und verhältniß-
mäßig breit, mit schönen Quadern gepflastert, überall von herr-
lichen mit Bogengängen versehenen Gebäuden umgeben, und ist
wegen seiner Reinlichkeit und Pracht schon oft mit einem ungeheu-
ren Saale verglichen worden. Hier versammelt sich in den öffent-
lichen Kaffeehäusern und auf dem Platze selbst, besonders gegen
Abend, ein großer Theil der Einwohner, um spatzieren zu gehen
und sich zu erfrischen. Die wichtigsten daran stoßenden Gebäude
sind: die alte, ehrwürdige, nach byzantinischer Art mit 5 Kuppeln
versehene Kirche von 8. Marco. Sie wurde 976 angefangen und
1071 so wie sie jetzt ist, mit Mosaik an Fußboden und Wänden,
so wie mit vielen herrlichen Säulen und Kunstwerken aus Griechen-
land geschmückt. Sie hat 5 Eingänge neben einander, über dem
mittelsten stehen die so oft gewanderten und nun wieder zurückge-
kehrten ehernen Pferde, welche der Doge liándolo bei der Be-
stürmung Conftantinopels 1204 nach Venedig brachte (s. Th. I.
S. 220.). Vor dieser Kirche stehen auf ehernen Fußgestellen drei
Mastbäume, woran ehemals die 3 Flaggen von den drei von Ve-
nedig beherrschten Königreichen, Cypern, Morea und Candia,
hingen. Seitwärts vor der Kirche steht der überaus schlanke, 330 §.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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444
A. Europa.
den Thron hervorgerufen, hatte sich ein griechischer Prinz, Alexius,
nach Italien gerettet und flehte ein aus Franzosen, Normännern
und Benczianern bestehendes, nach Asien überzugehen bereites Heer
Kreuzfahrer um Schutz an. Gern ward er ihm gewährt; denn die
Franken, so nannte man und nennt man noch jetzt alle christliche
Europäer im Morgenlande, gelüstete schon lange nach den Schätzen
der Kaiserftadt. Unter Anführung des 90 jährigen Dogen von Ve-
nedig, Heinrich Dándolo, ward Constantinopel 1204 für Alexius
erobert; als aber dieser von seinem Minister verrathen in einem
Volksaufftande umgekommen, eroberten nun die Kreuzfahrer zum
zweiten Male mit großer Wuth die Stadt und machten eine uner-
meßliche Beute. Eine Theilung des Reichs war die Folge dieser
Begebenheit. Balduin, Graf von Flandern, ward zum Kaiser
erwählt und erhielt Thracien mit der Hauptstadt. In Macedonien
entstand ein eignes Königreich , dessen Hauptstadt Thessalonich. Die
Venezianer behielten die meisten Inseln und den Peloponnes, so
wie einige Quartiere von Constantinopel, wohin sie den Alleinhan-
del führten. Das übrige Griechenland ward in viele kleinere Für-
stenthümer für französische und normännische Barone getheilt.
Dies war der Zustand des sogenannten lateinischen Kaiserthums von
1204 — 1261. Mehrere entflohene griechische Prinzen bildeten in
Asien eigne Reiche: das eine, wovon Nicäa die Hauptstadt, um-
faßte das griechische Kleinasien; das andre, das Kaiserthum Tra-
pezunt, einige Provinzen an den östlichen Theilen des schwarzen
Meers. Ein so unnatürlicher Zustand konnte unmöglich lange
dauern. Das Kaiserthum Nicäa erhob sich bald zu bedeutender
Macht, und unterstützt von den Erbfeinden der Venezianer, den
Genuesern, eroberte Michael Paläologus 126! Constantinopel wie-
der, und vertrieb auch die Franken aus ihren Besitzungen. Aber
in den Zerrüttungen, welche die unausbleibliche Folge dieser Er-
eignisse waren, gingen dagegen die asiatischen Provinzen an die
Türken verloren, welche schon 1355 nach Europa übersetzten, sich
des thraeischcn Chersonesus und der Stadt Gallipoli bemächtigten
und von hier aus nach und nach Makedonien, Thracien und Thes-
salien eroberten und Constantinopel hart bedrängten. Schon jetzt
wäre das Reich, welches beinahe auf die Mauern von Constan-
tinopel beschränkt war, verloren gewesen, wenn nicht ein wüthen-
der Einfall der Mongolen unter Timur K02 die Türken beschäftigt
hätte. Der tapfere Sultan Bajessid ward von ihnen geschlagen
und gefangen. Seine nächsten Nachfolger hatten genug mit Wie-
dereroberung der asiatischen Provinzen zu thun und mußten einen
Angriff der abendländischen Christen abwehren, welche Murad 11.
bei Varna 1444 besiegte. Sein Nachfolger Muhamed Íj. unter-
nahm nun ernstlich die Belagerung von Constantinopel. Sie
währte vom 6. April bis zum 29. Mai 1453, der letzte Kaiser Con-
stantin Paläologus Xu., welcher vergebens die Hülfe der abend-
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Extrahierte Personennamen: Alexius Heinrich_Dándolo Heinrich Alexius Balduin Michael_Paläologus Bajessid Muhamed_Íj
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Asien Constantinopel Flandern Macedonien Thessalonich Constantinopel Griechenland Asien Constantinopel Europa Gallipoli Makedonien Constantinopel Varna Constantinopel
447
Ix, Griechenland.
starke Einmischung Rußlands in die polnischen Angelegenheiten
und die Aufforderungen der Polen vermochten die Türken, mit
Rußland zu brechen; aber dieser Krieg fiel im Ganzen unglücklich
für sie aus. Romanzow siegte zu Lande, und Orlow, mit einrr
kleinen Flotte nach dem mittelländischen Meere gesendet, schlug
nicht allein die türkische Flotte bei Skio, sondern verbrannte sie
gänzlich am 7. Juli 1770 in der Bay von Tschesme in Kleinasn.'n,
wohin sie sich zurückgezogen *). Auch in Griechenland, besonders
in Morea, brachen bedeutende Unruhen aus, welche aber, da sie
von den Russen allzu schwach unterstützt wurden, in dem Blute d-cr
Griechen bald wieder erstickt wurden. Auch die Krimm und Asow
waren verloren gegangen, und obgleich im Jahre 1773 das Glü'.ck
den Türken wieder günstiger war, mußten sie doch 1774 den nach-
theiligen Frieden von Kutschuck-Kainardge unterzeichnen, wodurch
Asow verloren ging, die Krimm für unabhängig erklärt wurde und
die Russen im Besitz mehrerer festen Plätze derselben blieben; ja
die Pforte sah es selbst ruhig mit an, als 1783 die Krimm gänzlich
mit dem russischen Reiche vereinigt ward. Die drohende Vereini-
gung Rußlands und Oestreichs nöthigte die Pforte 1788 abermals
zum Kriege, welcher gegen Oestreich glücklich geführt wurde und
1790 ohne Verlust endigte. Viel unglücklicher waren die Türken
gegen die Russen, welche unter Suwarow 1788 Oczakow und
1790 Ismail, beide mit ungeheuerm Blutvergießen, durch Sturm
eroberten, und 1792 den für die Türken höchst nachtheiligen Frb?-
den von Jassy erzwangen, wodurch ihnen nicht allein die Krimm ,
und die Gegenden am Kuban, sondern auch bedeutende Strich-e
am Dniepr abgetreten werden mußten. Seitdem geht das türki-
sche Reich seinem gänzlichen Verfall immer sichtbarer entgegen und
hat seine Schwäche in jedem Kampfe gezeigt, zu dem es in neuerer
Zeit gezwungen worden ist. Als die Franzosen 1798 in Aegypten
landeten und dieses Land eroberten, konnten die Türken sie nur mir
Hülfe einer englischen Armee besiegen. Die hart gedrückten Ser-
vier fochten seit 1804 bald mit heimlicher bald mit offener Unter-
stützung der Russen und oft glücklich gegen die ganze türkische
Macht, und die Pforte war schwach genug, den 1809 mit Ruß-
land ausgebrochenen Krieg, obwohl er nicht unrühmlich von den
Türken ausgefochten worden, durch den Frieden von Bukurescht
1812 in dem Augenblick zu enden, wo Rußland von der ganzen
Macht Napoleons angegriffen wurde. Der Pruth macht seitdem
die Gränze beider Reiche. Der Kampf mit den Serviern ward
nun durch Unterwerfung derselben 1813 beendigt. Langst hatten
*) Beinahe an derselben Stelle, wo im Sept. 1822 die Griechen einen
Theil der türkischen Flotte durch Brander vernichteten, wobei der Ka-
pudan Pascha, der Verwüster Skio'e, mit umkam.
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448
A. Eu ropa.
ei nsichtsvolle Männer unter den Türken erkannt, daß ihre bisheri-
gen Einrichtungen sich überlebt hatten und daß es einer gründlichen
Erneuerung aller Verhältnisse, besonders aber der militairischcn
bedürfe, um mit Erfolg den europäischen Waffen zu widerstehen.
Die Versuche früherer Sultane, europäische Disciplin in ihr Heer
einzuführen, waren an der Hartnäckigkeit des Volks gescheitert.
Der jetzige Sultan Mahmudii. unternahm daher 1826 mit großer
Kühnheit und furchtbarer Energie, vor allen Dingen die alte Heer-
verfassung der Janitscharen abzuschaffen und europäisch discipli-
ni rte Truppen an ihrer Stelle zu bilden. So rasch er aber auch zu
Merke ging, so kam doch der letzte Krieg 1828 — 29 zu früh; noch
war die Zahl der neugebildeten Truppen zu klein, ihre Ausbildung
zrl unvollständig, und sie konnten den Feind nicht verhindern bis
v!)r die Thore der Hauptstadt vorzudringen. Eben so wenig haben
sie in dem neuesten Kampfe gegen die besser eingeübten Truppen des
Pascha von Aegypten in Kleinasien widerstehen können, und nur
d>w eifersüchtigen Politik der europäischen Mächte scheint das tür-
kische Reich, welches durch Niederlagen, Empörungen vieler Pro-
vinzen und gänzliche Zerrüttung seiner Finanzen seinem Untergange
nahe ist, seine fernere Existenz verdanken zu müssen.
N. Nähere Beschreibung des Landes und seiner
jetzigen Bewohner, und zwar:
1. Die Europäische Türkei.
Von der Lage, den Gränzen, dem Umfange und der Bevöl-
kerung der europäischen Türkei ist schon oben (S. 380.) geredet
worden. Die südliche Gränze des türkischen Gebiets gegen den
neuen griechischen Staat ist zwar noch nicht vollkommen bestimmt,
doch laßt sich mit Sicherheit annehmen, daß diese Gränze wird
durch eine Linie gebildet werden, welche sich von dem Meerbusen
von Artn im Westen bis zum Meerbusen von Zeitun im Osten
erstreckt.
Boden. Gebirge. Klima.
Der bei weitem größte Theil der europäischen Türkei ist gebir-
gig; die große Thal-Ebene der Donau ist beinahe die einzige Aus-
nahme. Die meisten dieser Gebirge haben wir schon bei der Be-
schreibung des alten Griechenlands kennen gelernt und werden da-
her hier nur die wichtigsten wieder aufführen, um so mehr als man
bei der Unbekanntschaft mit dem Innern, besonders der nördlichen
Provinzen, bei den verschiedenen Benennungen des nemlichen Ge-
bir-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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470 A. Europa.
türkischer Wörter und Redensarten in die verstümmelte Sprache
gebracht. Die vornehmen Griechen zu Constantinopel sprechen sie
am reinsten, und in ihrem Munde nähert sie sich am meisten der alt-
griechischen, wie denn auch jeder gebildete Grieche diese versteht;
die Sprache des Volks aber weicht sehr davon ab und ist noch
obenein in den verschiedenen Gegenden mannigfaltig verändert.
Die wichtigsten Veränderungen, welche sie erlitten, bestehen darin,
daß sie 3 Hülfszeitwörter, ei^u ich bin, d-sho ich will, und eyw ich
habe, aufgenommen, welches schon auf Verstümmelung und Ver-
nachlässigung der alten so herrlich ausgebildeten Conjugation deu-
tet; daß sie keinen Infinitiv hat, sondern, statt ygacpelv schreiben,
vayqctcpw (für ivcc yqacpco daß ich schreibe) sagen; daß die Für-
wörter hinten an das Hauptwort angehängt werden, naxr¡Q(xov
mein Vater; viele Worte verkürzt werden u. s. w. Die Ausspra-
che, von welcher allerdings anzunehmen ist, daß sie den Grundcha-
rakter der alten Aussprache wesentlich beibehalten habe, weicht sehr
von der Art ab, wie das Griechische bei uns ausgesprochen zu wer-
den pflegt und nähert sich der sogenannten Reuchlin'schen am mei-
sten; e, cu und öl werden gesprochen wie e; i, v, r¡, el, wie i;
ß wie w; ö fast wie"z; t wie unser s in sehen; # fast wie ph; %
mit einem starken Kehlhauch u. s. w. Dabei richtet sich die Aus-
sprache nach den Accenten und vernachlässigt gänzlich die Länge und
Kürze der Sylben.
3. Slavische Völker, welche meistens zwischen der Do-
nau und dem Balkan leben, verschiedene Dialecte der slavischen
Sprache reden und größtentheils zu den ungebildetsten und unbe-
kanntesten Völkern Europa's gehören. Zu ihnen zählt man:
a) die Bosni er oder Bosniaken, an der Donau und Bos-
na, sie sind theils Muselmänner, theils griechische Christen; ein
tapferes, arbeitsames Volk, welches von Ackerbau, der Viehzucht
und einigem Handel lebt; sie lieben enge Kleidung, weil sie viel zu
Pferde sind. J>) Die Servier oder Raszier, ein tapferes,
freiheitliebendes Volk, von höherer Bildung als die Bosnier; sie
haben zwar türkische Kleidung angenommen, sind aber eifrige
Christen und erbitterte Feinde der Muselmänner, c) Die Bul-
garen, ein sehr wenig bekanntes Volk, welches Einige selbst für
tatarischen Ursprungs halten. — Kleinere slavische Stämme sind
die Kroaten, die Morlacken, welche beide in Bosnien woh-
nen, und die Montenegriner, ein räuberisches Gebirgsvolk in
der Gegend von Cattaro.
4. Die Arnauten oder Alb ane ser (sie selbst nennen
sich Schypetaren), die rohen, kriegerischen Bewohner der Kü-
sten des adriatischen Meeres, im ehemaligen Jllyrien und Epirus.
Sie sind durchaus Krieger von Handwerk, im Frieden Räuber,
die besten Soldaten im türkischen Heere, aber bereit jedem zu die-
nen, der sie bezahlt. Ihre Kleidung, aus einer Jacke, langen
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Cattaro
Extrahierte Ortsnamen: Europa Do- Donau Bosnien Epirus
Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei. 453
muhammedanischen Glauben an, dienten in den Heeren der Ara-
der vom loten bis 12ten Jahrhundert und wurden bald die Leib-
wächter, zuletzt die Beherrscher der in Schwäche und Verachtung
gesunkenen Khalifen vvn Bagdad. Ein Theil von ihnen, dieseld-
schucken, entrissen dem oftrömischen Reiche mehrere Provinzen in
Kleinasien und gründeten ein bedeutendes Reich, wovon Jconium
die Hauptstadt war. Der Einfall der Mongolen im Anfange des
18ten Jahrhunderts zerstörte auch dieses Reich, und aus den Trüm-
mern desselben, vielleicht aus mehreren vermischten Haufen von
Türken, Tataren, Cumanen u. a., bildete ein kühner Anführer Os,
man ums Jahr 1281 den schwachen Keim einer Macht, welche sich
bald siegreich über 8 Welttheile verbreitete. Von ihm haben die
Türken ihren Namen Osmanen erhalten, und seine Nachkommen
besitzen noch jetzt den Thron von Conftantinopel. Ihre Siege, ihr
Uebergang nach Europa und die Entstehung ihres Reichs in diesem
Welttheile sind oben (S. 448.) erzählt. — Obgleich seit Jahr-
hunderten in vielfältiger Berührung mit den gebildeten Völkern,
haben die Türken nur wenig von ihrer ursprünglichen Rohheit ab-
gelegt; hartnäckig haben sie ihre von den unsrigen durchaus ab-
weichenden Sitten und Gebräuche beibehalten und daher nur
äußerst geringe Fortschritte in den Künsten und Wissenschaften ge-
macht. Der Gebrauch des Schießpulvers ist beinahe das einzige,
was sie von den Europäern angenommen haben. Alle Türken be-
kennen sich zu der von Muhammed im Anfange des 7ten Jahrhun-
derts gestifteten Religion, dem Islam, und dieser Glaube bildet
vorzüglich die unüberfteigliche Scheidewand, welche sie von den
Europäern trennt. Die türkische Sprache gehört zu den tatari-
schen Mundarten, sie ist zwar volltönend, aber arm, daher sie auch
unzählige persische und arabische Wörter und Redensarten aufge-
nommen. Nur das Volk bedient sich ausschließlich der türkischen
Sprache, jeder einigermaßen gebildete Türke muß das Persische
und das Arabische verstehen; dieses ist die Sprache der Religion
und der Wissenschaften; das Persische die Sprache der Dichter.
Das türkische Alphabet ist mit geringen Veränderungen das der
Araber, es wird wie dieses von der Rechten zur Linken geschrieben.
Das türkische Papier, meist aus Europa bezogen, wird stark ge-
glättet, und man schreibt darauf, gewöhnlich ohne weitere Unter-
lage, auf den Knieen, mit feinen Rohrfedern. Auf Schönheit
der Handschrift wird großer Werth gelegt, da die Buchdruckerkunft
wo nicht unbekannt, doch äußerst wenig benutzt wird.
Als wilde Eroberer, unter völlig unumschränkten Herrschern,
sind die Türken in Europa eingedrungen, und noch jetzt gleicht ihre
Verfassung der eines über ein großes Land zerstreuten Heeres.
Das Oberhaupt der Türken, der Groß-Sul tan, auch Groß-
Herr, Padischah, genannt, auch wohl mit den Titeln Alem-
penah, d. h. Zuflucht der Welt, Zil-ullah, d. h. Schatten
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Conftantinopel Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Bagdad Kleinasien Europa Europa Europa
455
ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei.
werden zwar auch die Imams oder Diener der Religion genom-
men, als solche stehen diese dann aber nicht mehr unmittelbar un-
ter dem Mufti, sondern unter dem Kislar Aga, dem Haupt
der schwarzen Verschnittenen. Die bei weitem zahlreichere und
geachtetere Klasse der Ulemas sind die Lehrer und Erklärer des Ge-
setzes, aus ihnen werben die Mollas oder Richter in größeren
Städten, die Kadis oder Richter in kleineren Städten genom-
men und deren Oberhaupt ist der Mufti, und, nur daß die türki-
schen Gesetze ihre ursprüngliche Quelle im Koran haben, giebt dem
Mufti auch ein geistliches Ansehen; eben deshalb verrichtet er auch
bei der Thronbesteigung eines Sultans die Schwerdtumgürtung,
welche der Krönung bei uns entspricht. Uebrigens wird er vom
Sultan ernannt und abgesetzt; seine Unterschrift (das sogenannte
Fetwa) bei wichtigen Gesetzen, Friedensverträgen u. s. w. ist
eine leere Formalität; nur vor körperlichen entehrenden Strafen
sichert den Mufti und die Ulemas überhaupt ein altes geheiligtes
Herkommen.
Unumschränkte, aber schwache und das Vergnügen liebende
Sultane mußten bald das Bedürfniß fühlen, die Last der Geschäfte
von sich abzuwälzen und Einer Person die ganze Fülle ihrer Macht
zu übertragen; diese Person ist der Vizir azem oder Groß-Ve-
zier. Er ist in allen Dingen der Stellvertreter des Sultans, nur
durch dessen Willen beschränkt, übrigens unumschränkter Gebieter
auch über Leben und Tod aller Unterthanen. Bei wichtigen Ange-
legenheiten versammelt er einen Rath hoher Staatsbeamten, den
Diwan, im Pallaft des Sultans, der aber nur hinter einem
Vorhänge dabei gegenwärtig ist und keinen Theil an den Verhand-
lungen nimmt. Der Groß-Vezier führt den Vorsitz im Diwan,
zu welchem außer ihm noch der Kapudan Pascha oder Groß -
Admiral, die zwei Kadi askers oder Oberrichter, der Greß-
schatzmeifter und andre gehören; der Mufti erscheint nie im Di-
wan. Der Groß-Vezier bewohnt einen eignen Pallaft, welcher
vorzugsweise die Pforte genannt wird; weil nach altem mor-
genländischen Gebrauch ehemals am Thore des Pallastes Fremde
empfangen und Geschäfte abgemacht wurden; daher wird in diplo-
matischer Hinsicht die türkische Regierung auch wohl die hohe
Pforte genannt. Im Kriege ist der Groß-Vezier jedesmal der
oberste Feldherr. In seiner Abwesenheit führt der Kaimakan
seine Geschäfte. — Dem Groß-Vezier zunächst in Beziehung auf
das Ausland steht der Reis Eff en di oderminifter der auswär-
tigen Angelegenheiten, und unter diesem die Dragomans oder
Dolmetscher, welche bisher gewöhnlich aus den vornehmsten grie-
chischen Familien genommen wurden.
Die Provinzen werden durch Statthalter des Sultans oder
Beamte verwaltet, welche ein jeder in seinem Gebiete die unum-
schränkteste militärische und richterliche Gewalt ausüben. Rach
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
457
Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei.
oder Kapidschis, die Stummen, welche oft zur persönlichen
Bedienung des Kaisers gebraucht werden, kurz ub§r alles was zum
Hauswesen des Sultans gehört. Die Pagen oder Jtschoglans
sind Knaben und Jünglinge von angenehmen Aeußern, welche mit
großer Sorgfalt und Strenge zur Hofbedienung, d. h. zu einer
wahren Meisterschaft in der Sklaverei erzogen werden. Falsch ist
es, wie oft behauptet wird, daß aus ihnen oft die wichtigsten
Staatsämter besetzt würden.
Die Einkünfte des türkischen Reichs sind lange nicht so be-
deutend, als man nach dessen Ausdehnung vermuthen sollte; man
schätzte sie bisher, wiewohl nach sehr unsichern Angaben, auf 30
bis 40 Millionen Piaster; worunter jedoch die persönlichen Ein-
künfte des Sultans nicht mit begriffen sind. Alle Einkünfte fließen
in 2 verschiedene Schatzkammern. Die eine enthält den eigentlichen
öffentlichen Schatz oder Miri, woraus alle Sraatsausgaben be-
stritten werden und welcher von dem Defterdar Kapussi ver-
waltet wird. In diesen fließen folgende Gelder: der Miri, oder
die Grundsteuer, welche den Zehnten vom Ertrage aller Lände-
reien betragen soll; der Ha ratsch oder das Kopfgeld, welches
alle nicht muselmännische Unterthanen bezahlen müssen, es betragt
von 4 bis 13 Piaster; Weiber, Töchter und jüngere Knaben sind
davon ausgenommen; die Vermögensteuer von allen Rayah's,
d. h. der Kopfsteuer unterworfenen Personen, eine durch die Will-
kühr, womit sie erhoben wird, höchst drückende Abgabe; die Zölle
von aus- und eingehenden Waaren; der Heimfall des Vermögens
aller Staatsbeamten nach ihrem Tode; nur die Ulemas sind von
diesem Gesetz ausgenommen; der Tribut, welchen die Hospedare
der Moldau und Wallachei einsenden müssen; der Ueberschuß von
der Münze und andre geringere Einnahmen. — Der andre Schatz
oder Haz ne ist das Privateigenthum des Kaisers. In diesen
fließen die Einkünfte der Domainen, die Geschenke welche bei
feierlichen Gelegenheiten von Staatsbeamten dargebracht werden
müssen, die Geschenke beim Antritt eines Amtes u. s. w., wozu
noch die reichen Sendungen aller Provinzen an Naturalien für die
Unterhaltung des Hofstaates kommen. Man glaubte bisher, daß
sich in diesem Schatze ungeheure, seit Jahrhunderten unberührt
gebliebene Summen angehäuft hätten, allein die große Geldver-
legenheit, in welcher sich die türkische Regierung seit dem letzten
russischen Kriege befindet, zeigt hinreichend, wie übertrieben jene
Vorstellungen gewesen.
Die Kriegsmacht der Türken, einst vor Einführung der
stehenden Heere durch Zahl und fanatische Tapferkeit Europa so
furchtbar, hat in der neuern Zeit ihren ehemaligen Ruf unwieder-
bringlich verloren. Ihre Verfassung war bisher folgende. Sie
bestand aus besoldeten und unbesoldeten Truppen. Bei der Erobe-
rung der verschiedenen Länder wurden viele Ländererr«, die größe-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Defterdar_Kapussi Europa
476
A. Europa.
tisch. Das Ganze ist 269 F. lang, 243 breit; die Kuppel aber ist
180 F. lang und 115 breit und vom Boden an 165 F. hoch; an
Größe steht sie daher manchen andern Kirchen Europa's, nament-
lich der Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London, über-
haupt den meisten gothischen Kirchen, ziemlich weit nach, dagegen
aber übertrifft sie alle durch ihr hohes Alter von beinahe 1360 Jah-
ren, und sieht noch jetzt, trotz der häufigen Erdbeben, unerschüt-
tert da. Einem Christen wird der Eintritt nur gegen einen Fir-
man oder Erlaubniß des Sultans gestattet. — Eigentlicher
Dschamien oder Moscheen zahlt Constantinopel mit allen seinen
Umgebungen an 485, worunter 10 von Sultanen erbaut und nach
ihnen benannt, als: Sultan Selim, Mahmud, Solimán u. a.
die berühmtesten sind. Bethäuser aber, oder Medscheds über
5000, griechische Kirchen 23, eine russisch-griechische, 9 katho-
lische und 3 armenische. Bei den Dschamien befinden sich gewöhn-
lich kleine aber prächtige Begräbnißkapellen ihrer Stifter, Tur-
d e's genannt; auch sind meistens mit größeren Moscheen wohlthä-
tige Anstalten, namentlich Hospitäler, Khans oder Herbergen
für Reisende, vorzüglich aber Schulen und Bibliotheken verbun-
den. Die Khans sind meist 4 eckige, einen Hof einschließende Ge-
bäude, innerhalb mit vielen Zellen und mit Säulengängen verse-
hen, worin die mit Karawanen reisenden Kaufleute für sich und
ihre Waaren unentgeldlich ein sichres, feuerfestes Obdach finden;
Lebensmittel aber müssen sie sich selbst verschaffen. Die Schulen
höherer Art, über 500 an der Zahl, werden Medresès genannt,
die Lehrer oder Professoren derseloen, Softas; hier werden alle
diejenigen gebildet, welche in das Corps des Ulema aufgenommen
werden wollen; niedere Schulen, Mektebs genannt, worin die
Aermeren im Lesen, Schreiben und in der Religion unentgeldlich un-
terrichtet werden, zählt Constantinopel über 1200. Bei vielen
Moscheen befinden sich Bibliotheken, welche von Sultanen oder
Privatpersonen gestiftet worden und sich durch Geschenke vermeh-
ren; öffentliche Bibliotheken giebt es 13 in der Stadt, die stärkste
wird aber kaum 2060 Bände enthalten; überall sind hier nur zum
Theil überaus prächtige Manuscripte des Koran, Commentare dar-
über, astrologische, medizinische und juristische Schriften, Wörter-
bücher und Gedichte der morgenländischen Litteratur zu suchen.
Gedruckte Werke sieht man überaus wenige im Morgenlande, weil
sie die Zierlichkeit der Handschriften nicht erreichen, auch der Koran
aus religiösem Aberglauben nicht gedruckt werden darf. — An
merkwürdigen Gebäuden und Plätzen in der eigentlichen Stadt be-
merken wir ferner: das Eski Seral oder alte Serail, von Mu-
hammed 1í. erbaut, seine Mauern haben über y* Meile im Um-
fange. Hierher werden die Weiber und Kinder eines Sultans nach
seinem Tede gebracht, wo sie in klösterlicher.abgeschiedenheit leben
müssen. Keines Mannes Fuß darf das Innere dteses Gehöfts bc-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rom London Constantinopel Constantinopel Eski_Seral
459
Ix. Griechenland. 1. Eupop. Türkei
tscharen ist nach großem Blutvergießen kn Constantinopel ausgerot-
tet und in allen Provinzen aufgehoben worden. Dagegen sind auf
europäische Weise Rekruten ausgehoben und einexercirt worden;
auch hat man die alte unbehülfliche Kleidung der Soldaten mit ei-
ner einfachern und angemessenern vertauscht. Die Bewaffnung,
die Uebungen der Truppen, ihre Eintheilung, der Rang ihrer
Offiziere, alles ist auf europäischen Fuß gesetzt worden, welches in-
deß große Unzufriedenheit im ganzen Reiche verbreitet und wohl
nicht wenig zu dem unglücklichen Ausgang der letzten Feldzüge bei-
getragen hat. Was nach der beinahe gänzlichen Vernichtung der
türkischen Heere für Einrichtungen werden getroffen werden, kann
erst die Zeit lehren.
Die Türken haben zwar viele Festungen, aber sie befinden
sich meist im traurigsten Verfall; was Gutes der Art in neuerer
Zeit erbaut worden, das ist unter Leitung europäischer Offiziere
geschehen.
Die Seemacht der Türken befindet sich ebenfalls im tiefsten
Verfall und mag jetzt ein Paar Linienschiffe und einige Fregatten
zählen. Diese Schiffe sind nun zwar gut gebaut, weil man sich
dabei europäischer Baumeister bedient, aber die Türken verstehen
sie durchaus nicht zu regieren , daher sind zwar alle Officiere Tür-
ken, aber Steuermänner und Matrosen, Levantis, durchaus
Griechen; ein. in der jetzigen Zeit höchst bedenklicher Umstand. Den
Oberbefehl über die Flotte und das große Arsenal, Tershana,
zu Constantinopel führt der Kapudan Pascha, einer der vor-
nehmsten Beamten nach dem Groß-Vezier.
Das Abzeichen der Würde aller Befehlshaber sowohl bei den
Landtruppen als bei der Seemacht besteht in einer größern oder ge-
ringern Anzahl sogenannter Roßschweife, welche vor ihnen her-
getragen und vor ihren Zelten aufgestellt werden. Der türkische
Roßschweif ist eine Stange, von welcher mehrere Roßschweife und
andre Zierathen von Pferdehaaren herabhängen; auf der Spitze be-
findet sich ein silberner halber Mond. Der Sultan, wenn er ins
Feld zieht, führt ihrer 7, der Groß-Vezier 5, die Paschen und
Beys nach ihrem Range 3, 2 und 1, die geringeren Agas führen
nur einen Sandschak oder Standarte.
Die Marsch - und Lagerordnung der Türken soll ehe-
mals vortrefflich gewesen seyn; in der letzten Zeit war sie über die
Maßen verworren und nachlässig. Langsam und unordentlich
fanden sich die Truppen aus allen Provinzen auf dem Sammelplätze
ein; nur die verschiedenen Truppengattungen standen im Lager bei-
sammen, welches übrigens ein unendliches Chaos von Zelten, Wa-
gen und Gepäck darbot, denn mit orientalischem Luxus wurden den
Anführern und Offizieren auf unzähligen Kameelen, Büffeln und
Wagen alle Gegenstände der Bequemlichkeit nachgeführt. In der
Milte des Lagers erhob sich das L e y l e k T sch a d i r, d. h. Storch-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]