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Eroberung von Constantinopel und Untergang
des griechischen Kaiserthums.
Beherrscher des weltgebietenden römischen Reichs, den Entschluß
faßte, seinen Namen durch Begründung einer neuen, seiner wür-
digen Hauptstadt zu verewigen. Sie sollte fortan der beständige
Sitz der Kaiser seyn, und Rom den Vorzug verlieren, die erste
Stadt der Welt zu heißen. — Anfangs richtete er seine Blicke
auf das alte Troja, besten Name den Römern, weil sie sich als
Abkömmlinge der Trojaner betrachteten, besonders lieb war. Die
vortheilhafte Lage von Byzanz jedoch, auf den Gränzen zweier
Welttheile, fast im Mittelpunkte seines Ungeheuern Reichs, durch
einen Hafen ohne gleichen des ausgebreitetstcn Handels fähig,*)
bewogen ihn, in diesem Winkel Thraziens die neue Kaiserstadc
anzulegen. Er selbst benannte sie Neu-Rom, doch ihm zu Ehren
blieb ihr fortwährend der Name Constantinopel. — Unter
vielen bedeutungsvollen Ccremonien bczeichnete Constantin selbst mit
*) Byzanz ward, als Athenicnsische Pflanzstadt, im Jahre 670 von
Christo begründet. Der Sage nach soll das Orakel des Apollo, auf
die Anfrage der Athener, wo sie, um sich das Festland (Thrazien) zrr
sichern, bauen sollten, den jetzt von Constantinopel eingenommenen
Raum bezeichnet, und die Stadt ihren Namen von Byzanz, dem An-
führer der Megarcr (Athens Nachbaren und Verbündete) erhalten ha-
den. Nachdem sie im Jahre 196 nach Christo eine dreijährige Bela-
gerung bestanden hatte, die mit ihrer gänzlichen Einäscherung endete,
ward, kaum von diesem Elende erstanden, 263 eine völlige Zerstörung
ihr abermaliges Loos»
Einleitung.
L
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
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240
fünfzehnten Jahrhunderts fällt, liefert uns einen merkwürdigen
Beitrag, sowohl zu der Politik der weltlichen Mächte jener Zeit,
wie zu der fast unglaublichen Verderbtheit der Oberhäupter der
Kirche.
Aizime (also von den griechischen Geschichtschreibern, von
den Türken aber D'schein genannt) war der zweite Sohn des
wilden Eroberers von Constantinopcl, Mohameds Ii.; der altere
hieß Bajazet. Zwischen beiden Brüdern hatte schon bei Leb-
zeiten ihres Vaters die tödtlichste Feindschaft geherrscht, und sie wa-
ren deshalb von diesem, der davon die traurigsten Folgen befürch-
tete, von einander getrennt worden, so daß Bajazet in Ama-
si e n, am äußersten Ende Ca pp a d o ci e n s und Zizime zu M ag-
ncsia in Carien wohnte. Letzterer war thätig, tapfer, kühn,
unternehmend; Bajazet dagegen träge, feig, furchtsam und
abergläubig. Daher schon mußte es jenem schwer werden, gelas-
sen zu ertragen, daß ihm durch das Recht der Erstgeburt entzo-
gen ward, wozu ihn die Natur doch selbst berechtigt zu haben
schien. Vielleicht doch hätte er im Gefühle der Pflicht des Gehor-
sams jede Regung des persönlichen Werthes unterdrückt, wenn
Bajazet nach des Vaters Tode sogleich selbst das Schwert der
Osmanen umgürtct hätte. Das zu thun, war dieser aber nicht
gewillet. ,,Ich habe — schrieb ec dem Divan — gelobt, nach.
Mecca zu wallfahrten; laßt inzwischen, bis ich heimkehre, mei-
nen Sohn regieren."
Zizime vernahm dies. „Wie? — rief er — schon mein
Bruder ist ein ohnmächtiger Tropf, und nun soll gar sein Kind,
das noch fast in den Windeln liegt, auf dem Throne der Osma-
nen herrschen!" und langgehegte Wünsche loderten mächtig in ihm
auf. Rasch benutzte er die günstige Gelegenheit, — die Abwesen-
heit seines Bruders — sich zum Herrscher der alten Stammländer
seines Volkes zu machen.
Unter dem Vorwände, daß Bajazet, obwohl der Aeltcre,
der Sohn einer Sclavin scy, hob er eine Armee aus und bemäch-
tigte sich in kurzer Zeit der Hauptstadt der asiatischen Türkei,
B rusa's und ganz Bithyniens. Der Großvczier Ach met
jedoch, ein schon unter Mohamed ausgezeichneter Feldherr, wel-
cher von Bajazet zum Vormunde des kleinen Prinzen ernannt
worden war, eilte, sobald er das Unternehmen Zizime's erfuhr,
mit dem Aushübe der Ianitscharen und Spahis über die Meer-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
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319
vor Malta, auf welcher Felseninsel ein alter deutscher Baron,
Hompesch, Großmeister war. Bonaparte ließ bei demselben
um die Vergünstigung, frisches Waffer in den verschiedenen mal-
tesischen Ankerplätzen einnehmen zu dürfen, nachsuchen, erhielt
aber eine abschlägige Antwort, und diese veranlaßte die erste
kriegerische Scene auf dieser Expedition. Die Franzosen lande-
ten am andern Morgen auf allen Punkten der Insel; die Haupt-
stadt, La Valetta, die für einen unüberwindlichen Waffenplatz
galt, ward von allen Seiten eingeschlossen; schon war das Be-
lagerungsgeschütz ausgeschifft, als Hompesch am 12. Juni zu
capituliren verlangte, und in der Nacht desselben Tages siel
Malta mit den davon abhängenden Inseln, Gozzo und Comino,
in die Hände der Franzosen. Beim Einzuge in die starke Festung,
die einst dem Sultan Soliman Ii. mit 4o,ooo Mann und
anderthalbhundert Schiffen mehrere Monate widerstanden, äußerte
ein Officier: „Es sey gut, daß Lertte darin gewesen, den Ero-
berern aufzumachen, weil sie sonst schwerlich hinein gekommen
seyn möchten." — Bonaparte ließ eine Besatzung in Malta zu-
rück und setzte seine Fahrt fort. — Am 1. Juli gelangte die
Flotte an die cgyptische Küste, wo Nelson zwei Tage vorher ge-
wesen, und nur durch Mangel an Waffer zum Weitcrsegcln ge-
nöthigt worden war; wäre er nur noch einige Stunden länger
an der Küste geblieben, so hätte er auf den Feind stoßen müssen.
Obgleich Wind und Wetter zu der Landung nicht günstig waren,
so ward sie doch am andern Tage, vier Stunden von Alexan-
drien, gleich geschickt und muthvoll, vor den Augen einiger
Türken, die zu Pferde dieser seltsamen Erscheinung zusahen, be-
werkstelligt.
Egypten gehörte zwar dem Namen nach, als Provinz, dem
Großsultan, allein die Herrschaft daselbst hatten die Mamlucken
(Christcnsclaven, in den Gegenden des Kaukasus aufgekauft) an
sich gerissen, die von den aus ihrer Mitte gewählten Bei's
regiert und angeführt wurden. Gegen diese konnte der Statthal-
ter des Sultans, der Pascha von Egypten, nur einen Schatten
von Macht behaupten.
Am Morgen des 3. Juli stand Bonaparte nebst mehreren
Generalen und 5000 Mann vor der alten, mit einigen Thürmen
versehenen Mauer von Alexandrien und knüpfte wegen der Ue-
bergabe Unterhandlungen an, denen, da sie fruchtlos blieben, eine
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Soliman_Ii Nelson
Extrahierte Ortsnamen: Malta La_Valetta Malta Gozzo Malta
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327.
den Theilen brachte man in der Nacht vom 20. auf den 21.
Mai die Verwundeten, die Kranken und die Artillerie, unter Be-
deckung mehrerer Bataillons, zuerst hinweg; dann wurden alle un-
nütze Dinge in's Meer geworfen, und als Alles zum Abmarsch
bereit war, brach die Armee Abends neun Uhr auf, um ihren
Rückzug durch die syrische Wüste nach Egypten anzutreten. Ader
wie äußerst geschwächt verließ die Armee Syrien! Nur noch ein
kleiner Theil derselben war übrig; Pest und Wunden hatten den
dritten Theil derselben aufgerieven. Am 14, Juni hielt Bona-
parte seinen Einzug in Cairo, wo er bald darauf die Nachricht
erhielt, daß eine türkische Armee von 18,000 Mann, unter dem
Befehle des Pascha vonrumelien, Seid Mustapha, bei Adu-
kir gelandet sey. Schnell brach Bonaparte mit seinen besten
Truppen dahin auf und schlug die türkische Armee dis zur gänz-
lichen Auflösung. Seid Mustapha ward mit feinem Sohne und
ganzem Gefolge gefangen, die sämmtliche Artillerie erbeutet, 2000
Türken ertranken im Meere und der Ue'oerrest der türkischen Ar-
mee, der sich in das Fort Abukir geworfen hatte, mußte sich
nach einem Bombardement von zehn Tagen ergeben.
Bei den Unkerhandluttgen, welche über Auswechselung der
Gefangenen mit den an der Küste kreuzenden Engländern gepflo-
gen wurden, war es, wo Bonaparte die erste sichere Kunde von
dem damaligen Stande der Dinge in Europa erhielt. Von sei-
nem Bruder Luzi an Bo nap arte, der ein Mitglied in dem
Rache der Alten war, erfuhr er den traurigen inneren und auße,
ren Zustand Frankreichs und die Verhältnisse des schwachen und
in sich selbst uneinigen Direetoriums. Diese Nachrichten waren
ihm ganz neu und unerwartet. Uebcrzeugt, daß Epypten gegen
die Erbärmlichkeit türkischer Kriegsmittel und Heerführung auch
ohne ihn könne behauptet werden, faßte er jetzt den Entschluß,
nach Frankreich zurückzukehren, um dort die große Rolle zu über-
nehmen, zu der ihn, wie er mit richtigem Blicke erkannte, die
Gefahr des Vaterlandes rief. Seine Gegner haben nachmals
diesen Entschluß unter den Gesichtspunct einer feigherzigen Flucht,
oder einer eigenmächtigen sträflichen Verlassung gestellt; aber Ur-
sachen zur Flucht hatte er niemals weniger, als damals, und
die Eigenmächtigkeit seiner Abreise wird durch die unumschränkte
Vollmacht, die er gehabt, gerechtfertigt. Wie er indeffen bei
allen Staatsangelegenheiten mit der größten Verschwiegenheit und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Mustapha Mustapha
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Cairo Europa Frankreichs Frankreich
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413
thurme und dem Meerschlüsscl (so heißen die beiden Festungen,
die eine auf der asiatischen, die andere auf der europäischen Seite
des Hellespont) cinherzog und das türkische Geschütz nicht ohne
Wirkung etwas lebhafter zu spielen begann, gab der Royal-
George von beiden Seiten eine Ladung, immer voranschrcitcnd
und in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Seinem Beispiele folgten
die andern Schiffe; so gelangten sie bald in jene Gegend des
Canals, wo das türkische Geschwader, ein Linienschiff mit neun
Fregatten und einer Brigg, vor Anker lag. Nach kurzem Gefechte
wurden die türkischen Schiffe genommen und von Sir Srdney
Smith, dem englischen Unterbefchlshabcr, in Brand gesteckt.
Die Brigg allein entkam und Krackte eiligst die Nachricht von der
Ankunft des Feindes nach Constantinopel. — So waren die
englischen Schiffe die ersten, die sich rühmen konnten, mit Ge-
walt durch die furchtbaren Dardanellen gedrungen zu seyn. Die
Nachricht von ihrer nahen Ankunft brachte bei Hofe sowohl,
wie unter die siebenmalhunderttausend Einwohner Schrecken und
Verwirrung. Das Ministerium sah keine andere Rettung vor sich,
als unbedingtes Nachgcbcn, und der Sultan, Selim Im.,
genehmigte, was die Furchtsamen wollten. Mit der Entfernung
Sebastiani'ö gedachte man die Unterwerfung zu beginnen. Einer
der Günstlinge des Großherrn ward in dieser Absicht sogleich zu
ihm geschickt. Sebastian! antwortete: „die Ankunft einer engli-
schen Flotte könne ihn nicht bewegen, seinen Posten zu verlassen;
nur des Großhcrrn unumwundener Befehl werde ihn dazu ver-
mögen." Und so blieb er.
Die Muthlosigkeit, welche den Sultan und seine Umgebung
ergriffen hatte, herrschte keineswegs in der Stadt; weit entfernt,
zu zittern, war vielmehr nur ein Ruf des Zornes und der Rache
hörbar. Die Ianitscharcn griffen zuerst zu den Waffen; die
Artillerie eilte zu den Batterien, und Alles zog hin, wo man
Hände brauchte, um Erde und Schanzkörbe herbei zu bringen und
eilig eine Menge Batterien anzulcgcn. Sebastian!, entzückt über
diese Volksbegeistcrung, eilte jetzt zur hohen Pforte und wußte
das Ministerium ebenfalls für die Vertheidigung zu stimmen,
wobei er zugleich seine und seiner Offiziere Dienste anbot. Ec
begab sich auch sogleich selbst nach den Batterien, die Arbeiten
zu leiten, lleberdies brachte er gegen zweihundert seiner Lands-
leute zusammen, worunter viele Ingenieure waren, die er unter
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Extrahierte Personennamen: George Sir_Srdney
Smith Sebastian!
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— 414
die Arbeiter verthcilte. Am Abende des nächsten Tages ging die
englische Flotte im Angesichte von Constantinopel bei den Prinzen-
Jnseln vor Anker. Der Admiral, sowie der Gesandte Englands,
die Beide nach dem Vorhergegangenen urtheilten, waren des festen
Glaubens, schon die bloße Erscheinung einer englischen Flotte vor
der türkischen Hauptstadt werde hinreichen, das Ministerium zur
Annahme ihrer Vorschläge zu bestimmen. Sie schickten daher
einen Offizier mit Aufträgen an den Divan; wahrend man aber
diesen geschickt hinzuhalten wußte, wurden die Vertheidigungs-
anstalten mit immer rascherem Eifer fortgesetzt. Hier trugen
Janilscharen unzählige Pulverwürste, und die Gärtner des Serails
Haufen von Reiserbüscheln herbei, dort legten Franzosen Stück-
wälle an, auf einer andern Seite zogen die Türken ihre Kanonen
ein. Die Griechen und Armenier, ihre Patriarchen an der
Spitze, führten Erde zusammen für die Schultcrwehren; die
Israeliten, mit ihrem Oberrabiner voran, schleppten Geschütz
herbei. Wie von Ameisen wimmelten die Gestade beider Welt-
theile von rastlosen Arbeitern, und Brustwehr über Brustwehr
stand aus der Erde auf. Ununterbrochen hielten Sebastiani mit
seinen Offizieren, sowie die türkischen Minister mit ihrem Per-
sonale Aufsicht über die Arbeiter; ihre Gegenwart befeuerte zu
den höchsten Anstrengungen, so daß schon am ersten Tage drei-
hundert Stück Geschütz aufgepfianzt waren. Die Zahl derselben aber
belief sich an den folgenden Tagen auf nicht weniger als zwölfhundcrt.
Am zweiten Tage, nachdem die englische Flotte bei den
Prinzen-Inseln Anker geworfen hatte, schickte der Gesandte aber-
mals eine Aufforderung an die Pforte, stärker und drohender,
als die erste. Zugleich waren alle Segel losgcwunden und schie-
nen nur den Augenblick zu erwarten, sich auszuspanncn. Alles
deutete auf den Angriff; aber Stambul war nicht mehr wehrlos.
Die Hafenmündung und der Canal waren durch die kreuzenden
Feuer zahlreicher Stückbetten hinlänglich vertheidigt; auf dem
Felsen des Brander-Thurms, mitten im Meere, lag schwe-
res Geschütz und wurden glühende Kugeln gemacht. Was indeß
noch heimliche Bestürzung verursachte, waren die zwei Bombar-
dier-Galiotten, da bekanntlich Constantinopel, die Moscheen und
öffentlichen Gebäude ausgenommen, ganz von Holz erbaut ist.
Doch auch dagegen wurden die zweckmäßigsten Anstalten zum
Löschen und zum Einreißen der Gebäude getroffen. Nicht genug
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Englands Stambul Constantinopel
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— 62 —
mehrere Bischöfe und die reichsten Einwohner Adrianopels theilen
mußten. In Salonichi sah man dieselben Abscheulichkeiten ver-
üben, lieber hundert griechische Mädchen, worunter zwei Prin-
zessinnen Morusi, wurden daselbst dem wilden Pöbel (eine jede
für einen Piaster) preisgegeben und erlagen fast alle den erdulde«
deten Mißhandlungen. In Smyrna durchstreiften Janitscharen
Tag und Nacht die Stadt und hieben oder schössen Jeden nieder,
der ihnen begegnete. Auch drangen sie mit Gewalt in die Hau-
ser und plünderten und mordeten, ohne auf die Befehle des Stadt-
commandanten zu achten, der auf dringendes Verlangen des eng-
tischen Gesandten in Constantinopel, Lord Strangford, gemes-
senen Befehl erhalten, mit Gewalt Ruhe und Ordnung wieder-
herzustellen. Auch der französische Consul in Smyrna, David,
bemühte sich, den Greueln Einhalt zu thun; allein als erst die
Nachricht von der Verbreitung der Jnsurrection auch über Morea
einlief, war nichts mehr vermögend, der wilden Rachgier des nach
Blut dürstenden Pöbels Schranken zu setzen.
Ausbruch und Fortgang der Jnsurrection im alten
Hellas. — Seeschlachten bei Mitylene und
S a m o s.
In dem eigentlichen Griechenland war der langst vorbereitete
Aufstand im April 1821 ausgebrochen. Die Maßregeln der Tür-
ken, demselben zuvorzukommen, indem sie hier Entwaffnung,
dort sogar Niedermetzelung der griechischen Bevölkerung anordneten,
hatten den Ausbruch der Revolution nicht verhindert; sie beschleunig-
ten ihn vielmehr, wenn er wirklich für diese Zeit von den Haup-
tern der Hetaria noch nicht bestimmt war. Im alten Pelopon-
nes (Morea) erfolgte er in den ersten Tagen des April. Die
tapferen Häuptlinge der Mainoten hatten die Freiheitsfahne er-
hoben, und unter dem Jubelgeschrei: „Es lebe das Vaterland!
Freiheit oder Tod!" strömten von allen Seiten der Halbinsel die
bis zur Verzweiflung gereizten Hellenenschaaren zu dem erhobenen
Freiheitspanier. Der Erzbischof von Patras, Ger man os,
richtete das heilige Kreuz auf und erließ einen neuen Aufruf, worin
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Lord_Strangford David David Morea Morea
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I
— 72 —
hatte die Regierung keine andere Kriegsmacht, als die bewaffneten
Haufen jener Führer. Besonderen Antheil an der Zurücksetzung der
Militairchefs und Primaten hatte Maurokordato. Durch ihn sah sich
auch Vpsilanti, der bisherige Generalissimus, von der Prasidentur
des ausübenden Nathes, mithin von der Stelle, die er allein für
sich begehrte, verdrangt. Nichtsdestoweniger fuhr dieser mit dem-
selben Eifer für die Sache des Volkes fort, thatig zu sein. Noch
vor Auflösung des Congresses eroberte er die Festung Akroko-
rinth. Kolokotroni, wenig bekümmert um die neue Constitution
und den Senat, den er verachtete, kehrte zur Belagerung von Pa-
tras zurück. Andere Kriegshäupter folgten seinem Beispiele. So
begann der neue Feldzug dennoch wieder ohne Plan und Ueber--
einstimmung; was gerade jetzt um so gefahrlicher für die Interessen
Griechenlands war, als eben zu dieser Zeit die Pforte die größten
Rüstungen zu Wasser und zu Lande machte, ihre Streitkräfte an der
Donau gegen Morea in Bewegung setzte und eine furchtbare Flotte
nach den Dardanellen schickte, da überdies auch der Untergang Ali
Pascha's Churschid freies Feld gewahrte, mit dem dadurch dispo-
nibel gewordenen Heere Griechenland anzugreifen, wo er wollte.
9ch, Mascha von Janina.
Ali von Thebeleni, der fast unabhängige Statthalter der
Pforte zu Janina, Jllyrien, Epirus und Nordgriechen-
land, ein Ungeheuer, gegen den alle uns aus der Geschichte der
älteren und neueren Zeit bekannte Tyrannen milde, sanfte Herrscher
waren, dieser Wütherich war es, der durch seine unmenschliche Ver-
folgung der Griechen zuerst dieses Volk aus seinem langen Schlum-
mer weckte, in ihm die erste Idee eines vereinten Widerstandes
gegen seine Unterdrücker hervorrief und so zur Wiedergeburt des
unterjochten Hellas den nächsten Anlaß gab. — Ali war der Sohn
des Bei von Thebeleni und gründete durch glückliche Raubein-
I
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Morea Ali
Pascha's_Churschid Mascha_von_Janina Ali_von_Thebeleni Janina
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— 74 —
Alle seine anderweitigen Eroberungen waren jedoch nicht im
Stande, seinen Durst nach Rache gegen die unbezwinglichen Sulio-
ten zu ersticken. Nachdem er sich noch in den Besitz einiger an-
derer Provinzen gesetzt hatte, scheuete er nun die Pforte selbst nicht
mehr, erklarte laut seine Absicht, für sich allein regieren zu wollen
(1799), und rief ganz Albanien in die Waffen gegen die ver-
haßten Sulioten. Diese, obgleich nicht zum Kampfe gerüstet, schlu-
gen dennoch Ali's Uebersall mit gewohnter Tapferkeit zurück. Nun
begann dieser die denkwürdige Belagerung der suliotischen Berge.
Mit zwölf Festungen, die er an den Hauptausgangen derselben
errichten ließ, schloß er die tapfern Griechen ein und glaubte sie
nun unter ihren Felsen auszuhungern. Wirklich erreichte die Hun-
gersnoth in der kleinen Republik eine erschreckende Höhe; allein
ein glücklicher Ausfall von sechshundert Sulioten nach Parga
zu verschaffte den Bedrängten Lebensmittel und Kriegsbedürfnisse.
Zehn Monate hatte diese Belagerung bereits gedauert, als der
Ungehorsam des Pascha von Adrianopel die Belagerten vom
Hungertode befreite. Ali Pascha zog gegen jenen, und die Sulio-
ten benutzten die dadurch gewonnene Muße trefflich zu neuer
Kriegsrüstung; als Ali am Schlüsse des Jahres 1801 wieder vor
ihren Bergen erschien, waren sie auf das Aeußerste vorbereitet,
und die Söldner des Tyrannen wurden abermals zurückgeschla-
gen. Zweitaufend Türken waren bereits in dem neuen Feldzuge
geblieben, allein Ali lagerte noch immer mit 18,Vw Mann vor
Suli; mit diesen grub er den Belagerten die Quellen ab, worauf
die Roth an mehreren festen Punkten den höchsten Grad erreichte.
Was die Gewalt der Waffen nie vollbracht haben würde, gelang
dem Hunger: man verlangte zu capituliren; die Schaaren trenn-
ten sich, um ihre heimathlichen Berge zu verlassen. Einzeln wurden
sie nun von den verratherischen Türken überfallen und nach Übermensch-
lichen Kämpfen überwunden und vernichtet. *) Nur einige Trümmer
*) Hundert Weiber hatten sich mit einem Haufen Kinder auf einen steilen
Felsen geflüchtet, den sie mit der größten Anstrengung erklettert hatten,
und von dessen Höhen sie Augenzeugen des schrecklichen Schicksals ihrer
Gefährten wurden. Als sie sahen, wie die barbarischen Muhamedaner
Anstalt machten, auch ihnen ein Gleiches widerfahren zu lassen, so fas-
scn sie schnell einen Entschluß, um der ihnen zugedachten Schande zu
entgehen. Sie nehmen sich bei den Händen, beginnen einen Tanz, und
begleiten ihn mit patriotischen Gesängen. Bei der Annäherung der Tür-
I
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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morden lassen konnte, und so lange seine Heere seine Feinde im
Serail selbst zittern machten. —
Durch eine unerhörte Frevelthat bekam er die Festung Kar-
diki in seine Gewalt. Diese Stadt war amphitheatralisch auf
einem sehr hohen Berge erbaut. Die Hauser, welche auf lauter
abgesonderten Felsstückcn lagen, waren von Quadersteinen und
hatten sammtlich Schießscharten, so daß sie ebenso viele kleine
Festungen bildeten. Die tapfersten Muselmanner bewohnten sie,
und Mustapha, Pascha von D elvi na, sowie die mächtigsten
Bei's des Districts befanden sich dort. Mit allen seinen Schätzen
gelang es Ali nicht, einen einzigen Verrather daselbst zu erkaufen.
Das Glück der Waffen war abwechselnd und entschied nichts.
Da sollte der Hunger den Sieg bestimmen. Nach einem Monate
der engsten Blokade gingen dein Volke die Lebensmittel aus, und
die Hauprer sahen sich zu einer Capitulation gezwungen. Ali
nahm alle Artikel derselben an, deren einer besagte, daß Musta-
pha-Pascha nebft zweiundsiebzig Bei's sich frei nach Janina bege-
den und dort mit den ihrem Range zukommenden Ehrenbezeigun-
gen bleiben sollten, bis die Bedingungen des Tractats erfüllt seyn
würden. Bei ihrer Ankunft zu Janina nahm Ali sie anscheinend
auf das Freundschaftlichste auf und räumte ihnen einen seiner
Paläste zur Wohnung ein. Hierauf begab er sich nach Kardiki,
um, wie er sagte, den Einwohnern die Garantie seines verspro-
chenen Schutzes zu geben. Eine Menge Truppen begleiteten ihn
dahin. Bei seiner Ankunft ließ er den Kardikioten sagen, sie
sollten sich, die Weiber ausgenommen, vor ihm einfinden, um
seiue Freundschastsversicherungen zu empfangen; zu dem Ende
sollten sie sich in einem Chan versammeln und ihn daselbst erwar?
ten. Die Unglücklichen, durch dieses Benehmen ganz sicher ge-
macht, warfen sich unter einander ihr ungerechtes Mißtrauen ge-
gen diesen Mann vor und eilten frohen Muthes dem bezeichne-
ten Orte zu. Ali traf bald darauf, von seinen Truppen umgeben,
an dem Chane ein. Vor der Hauptthür desselben gab er ihnen
das Zeichen einzudringen, indem er mit seiner donnernden Baß-
stimme das Wort Mordet! rief. Zwei Abtheilungen seiner Krie?
ger weigerten sich jedoch, den Henker zu machen. Datritt Atha-
nasius Vaga, Ali's Bastard und General eines albanesischen
Corps, vor und bietet seinem Vater seinen Arm an. In einem
Augenblicke sind die Mauern und Gipfel mit Meuchelmördern be-
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TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Mustapha elvi_na Janina Janina Ali