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1. Bd. 2 - S. 1

1844 - Leipzig : Kollmann
Eroberung von Constantinopel und Untergang des griechischen Kaiserthums. Beherrscher des weltgebietenden römischen Reichs, den Entschluß faßte, seinen Namen durch Begründung einer neuen, seiner wür- digen Hauptstadt zu verewigen. Sie sollte fortan der beständige Sitz der Kaiser seyn, und Rom den Vorzug verlieren, die erste Stadt der Welt zu heißen. — Anfangs richtete er seine Blicke auf das alte Troja, besten Name den Römern, weil sie sich als Abkömmlinge der Trojaner betrachteten, besonders lieb war. Die vortheilhafte Lage von Byzanz jedoch, auf den Gränzen zweier Welttheile, fast im Mittelpunkte seines Ungeheuern Reichs, durch einen Hafen ohne gleichen des ausgebreitetstcn Handels fähig,*) bewogen ihn, in diesem Winkel Thraziens die neue Kaiserstadc anzulegen. Er selbst benannte sie Neu-Rom, doch ihm zu Ehren blieb ihr fortwährend der Name Constantinopel. — Unter vielen bedeutungsvollen Ccremonien bczeichnete Constantin selbst mit *) Byzanz ward, als Athenicnsische Pflanzstadt, im Jahre 670 von Christo begründet. Der Sage nach soll das Orakel des Apollo, auf die Anfrage der Athener, wo sie, um sich das Festland (Thrazien) zrr sichern, bauen sollten, den jetzt von Constantinopel eingenommenen Raum bezeichnet, und die Stadt ihren Namen von Byzanz, dem An- führer der Megarcr (Athens Nachbaren und Verbündete) erhalten ha- den. Nachdem sie im Jahre 196 nach Christo eine dreijährige Bela- gerung bestanden hatte, die mit ihrer gänzlichen Einäscherung endete, ward, kaum von diesem Elende erstanden, 263 eine völlige Zerstörung ihr abermaliges Loos» Einleitung. L

2. Bd. 2 - S. 240

1844 - Leipzig : Kollmann
240 fünfzehnten Jahrhunderts fällt, liefert uns einen merkwürdigen Beitrag, sowohl zu der Politik der weltlichen Mächte jener Zeit, wie zu der fast unglaublichen Verderbtheit der Oberhäupter der Kirche. Aizime (also von den griechischen Geschichtschreibern, von den Türken aber D'schein genannt) war der zweite Sohn des wilden Eroberers von Constantinopcl, Mohameds Ii.; der altere hieß Bajazet. Zwischen beiden Brüdern hatte schon bei Leb- zeiten ihres Vaters die tödtlichste Feindschaft geherrscht, und sie wa- ren deshalb von diesem, der davon die traurigsten Folgen befürch- tete, von einander getrennt worden, so daß Bajazet in Ama- si e n, am äußersten Ende Ca pp a d o ci e n s und Zizime zu M ag- ncsia in Carien wohnte. Letzterer war thätig, tapfer, kühn, unternehmend; Bajazet dagegen träge, feig, furchtsam und abergläubig. Daher schon mußte es jenem schwer werden, gelas- sen zu ertragen, daß ihm durch das Recht der Erstgeburt entzo- gen ward, wozu ihn die Natur doch selbst berechtigt zu haben schien. Vielleicht doch hätte er im Gefühle der Pflicht des Gehor- sams jede Regung des persönlichen Werthes unterdrückt, wenn Bajazet nach des Vaters Tode sogleich selbst das Schwert der Osmanen umgürtct hätte. Das zu thun, war dieser aber nicht gewillet. ,,Ich habe — schrieb ec dem Divan — gelobt, nach. Mecca zu wallfahrten; laßt inzwischen, bis ich heimkehre, mei- nen Sohn regieren." Zizime vernahm dies. „Wie? — rief er — schon mein Bruder ist ein ohnmächtiger Tropf, und nun soll gar sein Kind, das noch fast in den Windeln liegt, auf dem Throne der Osma- nen herrschen!" und langgehegte Wünsche loderten mächtig in ihm auf. Rasch benutzte er die günstige Gelegenheit, — die Abwesen- heit seines Bruders — sich zum Herrscher der alten Stammländer seines Volkes zu machen. Unter dem Vorwände, daß Bajazet, obwohl der Aeltcre, der Sohn einer Sclavin scy, hob er eine Armee aus und bemäch- tigte sich in kurzer Zeit der Hauptstadt der asiatischen Türkei, B rusa's und ganz Bithyniens. Der Großvczier Ach met jedoch, ein schon unter Mohamed ausgezeichneter Feldherr, wel- cher von Bajazet zum Vormunde des kleinen Prinzen ernannt worden war, eilte, sobald er das Unternehmen Zizime's erfuhr, mit dem Aushübe der Ianitscharen und Spahis über die Meer-

3. Bd. 6 - S. 319

1845 - Leipzig : Kollmann
319 vor Malta, auf welcher Felseninsel ein alter deutscher Baron, Hompesch, Großmeister war. Bonaparte ließ bei demselben um die Vergünstigung, frisches Waffer in den verschiedenen mal- tesischen Ankerplätzen einnehmen zu dürfen, nachsuchen, erhielt aber eine abschlägige Antwort, und diese veranlaßte die erste kriegerische Scene auf dieser Expedition. Die Franzosen lande- ten am andern Morgen auf allen Punkten der Insel; die Haupt- stadt, La Valetta, die für einen unüberwindlichen Waffenplatz galt, ward von allen Seiten eingeschlossen; schon war das Be- lagerungsgeschütz ausgeschifft, als Hompesch am 12. Juni zu capituliren verlangte, und in der Nacht desselben Tages siel Malta mit den davon abhängenden Inseln, Gozzo und Comino, in die Hände der Franzosen. Beim Einzuge in die starke Festung, die einst dem Sultan Soliman Ii. mit 4o,ooo Mann und anderthalbhundert Schiffen mehrere Monate widerstanden, äußerte ein Officier: „Es sey gut, daß Lertte darin gewesen, den Ero- berern aufzumachen, weil sie sonst schwerlich hinein gekommen seyn möchten." — Bonaparte ließ eine Besatzung in Malta zu- rück und setzte seine Fahrt fort. — Am 1. Juli gelangte die Flotte an die cgyptische Küste, wo Nelson zwei Tage vorher ge- wesen, und nur durch Mangel an Waffer zum Weitcrsegcln ge- nöthigt worden war; wäre er nur noch einige Stunden länger an der Küste geblieben, so hätte er auf den Feind stoßen müssen. Obgleich Wind und Wetter zu der Landung nicht günstig waren, so ward sie doch am andern Tage, vier Stunden von Alexan- drien, gleich geschickt und muthvoll, vor den Augen einiger Türken, die zu Pferde dieser seltsamen Erscheinung zusahen, be- werkstelligt. Egypten gehörte zwar dem Namen nach, als Provinz, dem Großsultan, allein die Herrschaft daselbst hatten die Mamlucken (Christcnsclaven, in den Gegenden des Kaukasus aufgekauft) an sich gerissen, die von den aus ihrer Mitte gewählten Bei's regiert und angeführt wurden. Gegen diese konnte der Statthal- ter des Sultans, der Pascha von Egypten, nur einen Schatten von Macht behaupten. Am Morgen des 3. Juli stand Bonaparte nebst mehreren Generalen und 5000 Mann vor der alten, mit einigen Thürmen versehenen Mauer von Alexandrien und knüpfte wegen der Ue- bergabe Unterhandlungen an, denen, da sie fruchtlos blieben, eine

4. Bd. 6 - S. 327

1845 - Leipzig : Kollmann
327. den Theilen brachte man in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai die Verwundeten, die Kranken und die Artillerie, unter Be- deckung mehrerer Bataillons, zuerst hinweg; dann wurden alle un- nütze Dinge in's Meer geworfen, und als Alles zum Abmarsch bereit war, brach die Armee Abends neun Uhr auf, um ihren Rückzug durch die syrische Wüste nach Egypten anzutreten. Ader wie äußerst geschwächt verließ die Armee Syrien! Nur noch ein kleiner Theil derselben war übrig; Pest und Wunden hatten den dritten Theil derselben aufgerieven. Am 14, Juni hielt Bona- parte seinen Einzug in Cairo, wo er bald darauf die Nachricht erhielt, daß eine türkische Armee von 18,000 Mann, unter dem Befehle des Pascha vonrumelien, Seid Mustapha, bei Adu- kir gelandet sey. Schnell brach Bonaparte mit seinen besten Truppen dahin auf und schlug die türkische Armee dis zur gänz- lichen Auflösung. Seid Mustapha ward mit feinem Sohne und ganzem Gefolge gefangen, die sämmtliche Artillerie erbeutet, 2000 Türken ertranken im Meere und der Ue'oerrest der türkischen Ar- mee, der sich in das Fort Abukir geworfen hatte, mußte sich nach einem Bombardement von zehn Tagen ergeben. Bei den Unkerhandluttgen, welche über Auswechselung der Gefangenen mit den an der Küste kreuzenden Engländern gepflo- gen wurden, war es, wo Bonaparte die erste sichere Kunde von dem damaligen Stande der Dinge in Europa erhielt. Von sei- nem Bruder Luzi an Bo nap arte, der ein Mitglied in dem Rache der Alten war, erfuhr er den traurigen inneren und auße, ren Zustand Frankreichs und die Verhältnisse des schwachen und in sich selbst uneinigen Direetoriums. Diese Nachrichten waren ihm ganz neu und unerwartet. Uebcrzeugt, daß Epypten gegen die Erbärmlichkeit türkischer Kriegsmittel und Heerführung auch ohne ihn könne behauptet werden, faßte er jetzt den Entschluß, nach Frankreich zurückzukehren, um dort die große Rolle zu über- nehmen, zu der ihn, wie er mit richtigem Blicke erkannte, die Gefahr des Vaterlandes rief. Seine Gegner haben nachmals diesen Entschluß unter den Gesichtspunct einer feigherzigen Flucht, oder einer eigenmächtigen sträflichen Verlassung gestellt; aber Ur- sachen zur Flucht hatte er niemals weniger, als damals, und die Eigenmächtigkeit seiner Abreise wird durch die unumschränkte Vollmacht, die er gehabt, gerechtfertigt. Wie er indeffen bei allen Staatsangelegenheiten mit der größten Verschwiegenheit und

5. Bd. 6 - S. 413

1845 - Leipzig : Kollmann
413 thurme und dem Meerschlüsscl (so heißen die beiden Festungen, die eine auf der asiatischen, die andere auf der europäischen Seite des Hellespont) cinherzog und das türkische Geschütz nicht ohne Wirkung etwas lebhafter zu spielen begann, gab der Royal- George von beiden Seiten eine Ladung, immer voranschrcitcnd und in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Seinem Beispiele folgten die andern Schiffe; so gelangten sie bald in jene Gegend des Canals, wo das türkische Geschwader, ein Linienschiff mit neun Fregatten und einer Brigg, vor Anker lag. Nach kurzem Gefechte wurden die türkischen Schiffe genommen und von Sir Srdney Smith, dem englischen Unterbefchlshabcr, in Brand gesteckt. Die Brigg allein entkam und Krackte eiligst die Nachricht von der Ankunft des Feindes nach Constantinopel. — So waren die englischen Schiffe die ersten, die sich rühmen konnten, mit Ge- walt durch die furchtbaren Dardanellen gedrungen zu seyn. Die Nachricht von ihrer nahen Ankunft brachte bei Hofe sowohl, wie unter die siebenmalhunderttausend Einwohner Schrecken und Verwirrung. Das Ministerium sah keine andere Rettung vor sich, als unbedingtes Nachgcbcn, und der Sultan, Selim Im., genehmigte, was die Furchtsamen wollten. Mit der Entfernung Sebastiani'ö gedachte man die Unterwerfung zu beginnen. Einer der Günstlinge des Großherrn ward in dieser Absicht sogleich zu ihm geschickt. Sebastian! antwortete: „die Ankunft einer engli- schen Flotte könne ihn nicht bewegen, seinen Posten zu verlassen; nur des Großhcrrn unumwundener Befehl werde ihn dazu ver- mögen." Und so blieb er. Die Muthlosigkeit, welche den Sultan und seine Umgebung ergriffen hatte, herrschte keineswegs in der Stadt; weit entfernt, zu zittern, war vielmehr nur ein Ruf des Zornes und der Rache hörbar. Die Ianitscharcn griffen zuerst zu den Waffen; die Artillerie eilte zu den Batterien, und Alles zog hin, wo man Hände brauchte, um Erde und Schanzkörbe herbei zu bringen und eilig eine Menge Batterien anzulcgcn. Sebastian!, entzückt über diese Volksbegeistcrung, eilte jetzt zur hohen Pforte und wußte das Ministerium ebenfalls für die Vertheidigung zu stimmen, wobei er zugleich seine und seiner Offiziere Dienste anbot. Ec begab sich auch sogleich selbst nach den Batterien, die Arbeiten zu leiten, lleberdies brachte er gegen zweihundert seiner Lands- leute zusammen, worunter viele Ingenieure waren, die er unter

6. Bd. 6 - S. 414

1845 - Leipzig : Kollmann
— 414 die Arbeiter verthcilte. Am Abende des nächsten Tages ging die englische Flotte im Angesichte von Constantinopel bei den Prinzen- Jnseln vor Anker. Der Admiral, sowie der Gesandte Englands, die Beide nach dem Vorhergegangenen urtheilten, waren des festen Glaubens, schon die bloße Erscheinung einer englischen Flotte vor der türkischen Hauptstadt werde hinreichen, das Ministerium zur Annahme ihrer Vorschläge zu bestimmen. Sie schickten daher einen Offizier mit Aufträgen an den Divan; wahrend man aber diesen geschickt hinzuhalten wußte, wurden die Vertheidigungs- anstalten mit immer rascherem Eifer fortgesetzt. Hier trugen Janilscharen unzählige Pulverwürste, und die Gärtner des Serails Haufen von Reiserbüscheln herbei, dort legten Franzosen Stück- wälle an, auf einer andern Seite zogen die Türken ihre Kanonen ein. Die Griechen und Armenier, ihre Patriarchen an der Spitze, führten Erde zusammen für die Schultcrwehren; die Israeliten, mit ihrem Oberrabiner voran, schleppten Geschütz herbei. Wie von Ameisen wimmelten die Gestade beider Welt- theile von rastlosen Arbeitern, und Brustwehr über Brustwehr stand aus der Erde auf. Ununterbrochen hielten Sebastiani mit seinen Offizieren, sowie die türkischen Minister mit ihrem Per- sonale Aufsicht über die Arbeiter; ihre Gegenwart befeuerte zu den höchsten Anstrengungen, so daß schon am ersten Tage drei- hundert Stück Geschütz aufgepfianzt waren. Die Zahl derselben aber belief sich an den folgenden Tagen auf nicht weniger als zwölfhundcrt. Am zweiten Tage, nachdem die englische Flotte bei den Prinzen-Inseln Anker geworfen hatte, schickte der Gesandte aber- mals eine Aufforderung an die Pforte, stärker und drohender, als die erste. Zugleich waren alle Segel losgcwunden und schie- nen nur den Augenblick zu erwarten, sich auszuspanncn. Alles deutete auf den Angriff; aber Stambul war nicht mehr wehrlos. Die Hafenmündung und der Canal waren durch die kreuzenden Feuer zahlreicher Stückbetten hinlänglich vertheidigt; auf dem Felsen des Brander-Thurms, mitten im Meere, lag schwe- res Geschütz und wurden glühende Kugeln gemacht. Was indeß noch heimliche Bestürzung verursachte, waren die zwei Bombar- dier-Galiotten, da bekanntlich Constantinopel, die Moscheen und öffentlichen Gebäude ausgenommen, ganz von Holz erbaut ist. Doch auch dagegen wurden die zweckmäßigsten Anstalten zum Löschen und zum Einreißen der Gebäude getroffen. Nicht genug

7. Bd. 7 - S. 62

1845 - Leipzig : Kollmann
— 62 — mehrere Bischöfe und die reichsten Einwohner Adrianopels theilen mußten. In Salonichi sah man dieselben Abscheulichkeiten ver- üben, lieber hundert griechische Mädchen, worunter zwei Prin- zessinnen Morusi, wurden daselbst dem wilden Pöbel (eine jede für einen Piaster) preisgegeben und erlagen fast alle den erdulde« deten Mißhandlungen. In Smyrna durchstreiften Janitscharen Tag und Nacht die Stadt und hieben oder schössen Jeden nieder, der ihnen begegnete. Auch drangen sie mit Gewalt in die Hau- ser und plünderten und mordeten, ohne auf die Befehle des Stadt- commandanten zu achten, der auf dringendes Verlangen des eng- tischen Gesandten in Constantinopel, Lord Strangford, gemes- senen Befehl erhalten, mit Gewalt Ruhe und Ordnung wieder- herzustellen. Auch der französische Consul in Smyrna, David, bemühte sich, den Greueln Einhalt zu thun; allein als erst die Nachricht von der Verbreitung der Jnsurrection auch über Morea einlief, war nichts mehr vermögend, der wilden Rachgier des nach Blut dürstenden Pöbels Schranken zu setzen. Ausbruch und Fortgang der Jnsurrection im alten Hellas. — Seeschlachten bei Mitylene und S a m o s. In dem eigentlichen Griechenland war der langst vorbereitete Aufstand im April 1821 ausgebrochen. Die Maßregeln der Tür- ken, demselben zuvorzukommen, indem sie hier Entwaffnung, dort sogar Niedermetzelung der griechischen Bevölkerung anordneten, hatten den Ausbruch der Revolution nicht verhindert; sie beschleunig- ten ihn vielmehr, wenn er wirklich für diese Zeit von den Haup- tern der Hetaria noch nicht bestimmt war. Im alten Pelopon- nes (Morea) erfolgte er in den ersten Tagen des April. Die tapferen Häuptlinge der Mainoten hatten die Freiheitsfahne er- hoben, und unter dem Jubelgeschrei: „Es lebe das Vaterland! Freiheit oder Tod!" strömten von allen Seiten der Halbinsel die bis zur Verzweiflung gereizten Hellenenschaaren zu dem erhobenen Freiheitspanier. Der Erzbischof von Patras, Ger man os, richtete das heilige Kreuz auf und erließ einen neuen Aufruf, worin

8. Bd. 7 - S. 72

1845 - Leipzig : Kollmann
I — 72 — hatte die Regierung keine andere Kriegsmacht, als die bewaffneten Haufen jener Führer. Besonderen Antheil an der Zurücksetzung der Militairchefs und Primaten hatte Maurokordato. Durch ihn sah sich auch Vpsilanti, der bisherige Generalissimus, von der Prasidentur des ausübenden Nathes, mithin von der Stelle, die er allein für sich begehrte, verdrangt. Nichtsdestoweniger fuhr dieser mit dem- selben Eifer für die Sache des Volkes fort, thatig zu sein. Noch vor Auflösung des Congresses eroberte er die Festung Akroko- rinth. Kolokotroni, wenig bekümmert um die neue Constitution und den Senat, den er verachtete, kehrte zur Belagerung von Pa- tras zurück. Andere Kriegshäupter folgten seinem Beispiele. So begann der neue Feldzug dennoch wieder ohne Plan und Ueber-- einstimmung; was gerade jetzt um so gefahrlicher für die Interessen Griechenlands war, als eben zu dieser Zeit die Pforte die größten Rüstungen zu Wasser und zu Lande machte, ihre Streitkräfte an der Donau gegen Morea in Bewegung setzte und eine furchtbare Flotte nach den Dardanellen schickte, da überdies auch der Untergang Ali Pascha's Churschid freies Feld gewahrte, mit dem dadurch dispo- nibel gewordenen Heere Griechenland anzugreifen, wo er wollte. 9ch, Mascha von Janina. Ali von Thebeleni, der fast unabhängige Statthalter der Pforte zu Janina, Jllyrien, Epirus und Nordgriechen- land, ein Ungeheuer, gegen den alle uns aus der Geschichte der älteren und neueren Zeit bekannte Tyrannen milde, sanfte Herrscher waren, dieser Wütherich war es, der durch seine unmenschliche Ver- folgung der Griechen zuerst dieses Volk aus seinem langen Schlum- mer weckte, in ihm die erste Idee eines vereinten Widerstandes gegen seine Unterdrücker hervorrief und so zur Wiedergeburt des unterjochten Hellas den nächsten Anlaß gab. — Ali war der Sohn des Bei von Thebeleni und gründete durch glückliche Raubein- I

9. Bd. 7 - S. 74

1845 - Leipzig : Kollmann
— 74 — Alle seine anderweitigen Eroberungen waren jedoch nicht im Stande, seinen Durst nach Rache gegen die unbezwinglichen Sulio- ten zu ersticken. Nachdem er sich noch in den Besitz einiger an- derer Provinzen gesetzt hatte, scheuete er nun die Pforte selbst nicht mehr, erklarte laut seine Absicht, für sich allein regieren zu wollen (1799), und rief ganz Albanien in die Waffen gegen die ver- haßten Sulioten. Diese, obgleich nicht zum Kampfe gerüstet, schlu- gen dennoch Ali's Uebersall mit gewohnter Tapferkeit zurück. Nun begann dieser die denkwürdige Belagerung der suliotischen Berge. Mit zwölf Festungen, die er an den Hauptausgangen derselben errichten ließ, schloß er die tapfern Griechen ein und glaubte sie nun unter ihren Felsen auszuhungern. Wirklich erreichte die Hun- gersnoth in der kleinen Republik eine erschreckende Höhe; allein ein glücklicher Ausfall von sechshundert Sulioten nach Parga zu verschaffte den Bedrängten Lebensmittel und Kriegsbedürfnisse. Zehn Monate hatte diese Belagerung bereits gedauert, als der Ungehorsam des Pascha von Adrianopel die Belagerten vom Hungertode befreite. Ali Pascha zog gegen jenen, und die Sulio- ten benutzten die dadurch gewonnene Muße trefflich zu neuer Kriegsrüstung; als Ali am Schlüsse des Jahres 1801 wieder vor ihren Bergen erschien, waren sie auf das Aeußerste vorbereitet, und die Söldner des Tyrannen wurden abermals zurückgeschla- gen. Zweitaufend Türken waren bereits in dem neuen Feldzuge geblieben, allein Ali lagerte noch immer mit 18,Vw Mann vor Suli; mit diesen grub er den Belagerten die Quellen ab, worauf die Roth an mehreren festen Punkten den höchsten Grad erreichte. Was die Gewalt der Waffen nie vollbracht haben würde, gelang dem Hunger: man verlangte zu capituliren; die Schaaren trenn- ten sich, um ihre heimathlichen Berge zu verlassen. Einzeln wurden sie nun von den verratherischen Türken überfallen und nach Übermensch- lichen Kämpfen überwunden und vernichtet. *) Nur einige Trümmer *) Hundert Weiber hatten sich mit einem Haufen Kinder auf einen steilen Felsen geflüchtet, den sie mit der größten Anstrengung erklettert hatten, und von dessen Höhen sie Augenzeugen des schrecklichen Schicksals ihrer Gefährten wurden. Als sie sahen, wie die barbarischen Muhamedaner Anstalt machten, auch ihnen ein Gleiches widerfahren zu lassen, so fas- scn sie schnell einen Entschluß, um der ihnen zugedachten Schande zu entgehen. Sie nehmen sich bei den Händen, beginnen einen Tanz, und begleiten ihn mit patriotischen Gesängen. Bei der Annäherung der Tür- I

10. Bd. 7 - S. 76

1845 - Leipzig : Kollmann
— 76 — morden lassen konnte, und so lange seine Heere seine Feinde im Serail selbst zittern machten. — Durch eine unerhörte Frevelthat bekam er die Festung Kar- diki in seine Gewalt. Diese Stadt war amphitheatralisch auf einem sehr hohen Berge erbaut. Die Hauser, welche auf lauter abgesonderten Felsstückcn lagen, waren von Quadersteinen und hatten sammtlich Schießscharten, so daß sie ebenso viele kleine Festungen bildeten. Die tapfersten Muselmanner bewohnten sie, und Mustapha, Pascha von D elvi na, sowie die mächtigsten Bei's des Districts befanden sich dort. Mit allen seinen Schätzen gelang es Ali nicht, einen einzigen Verrather daselbst zu erkaufen. Das Glück der Waffen war abwechselnd und entschied nichts. Da sollte der Hunger den Sieg bestimmen. Nach einem Monate der engsten Blokade gingen dein Volke die Lebensmittel aus, und die Hauprer sahen sich zu einer Capitulation gezwungen. Ali nahm alle Artikel derselben an, deren einer besagte, daß Musta- pha-Pascha nebft zweiundsiebzig Bei's sich frei nach Janina bege- den und dort mit den ihrem Range zukommenden Ehrenbezeigun- gen bleiben sollten, bis die Bedingungen des Tractats erfüllt seyn würden. Bei ihrer Ankunft zu Janina nahm Ali sie anscheinend auf das Freundschaftlichste auf und räumte ihnen einen seiner Paläste zur Wohnung ein. Hierauf begab er sich nach Kardiki, um, wie er sagte, den Einwohnern die Garantie seines verspro- chenen Schutzes zu geben. Eine Menge Truppen begleiteten ihn dahin. Bei seiner Ankunft ließ er den Kardikioten sagen, sie sollten sich, die Weiber ausgenommen, vor ihm einfinden, um seiue Freundschastsversicherungen zu empfangen; zu dem Ende sollten sie sich in einem Chan versammeln und ihn daselbst erwar? ten. Die Unglücklichen, durch dieses Benehmen ganz sicher ge- macht, warfen sich unter einander ihr ungerechtes Mißtrauen ge- gen diesen Mann vor und eilten frohen Muthes dem bezeichne- ten Orte zu. Ali traf bald darauf, von seinen Truppen umgeben, an dem Chane ein. Vor der Hauptthür desselben gab er ihnen das Zeichen einzudringen, indem er mit seiner donnernden Baß- stimme das Wort Mordet! rief. Zwei Abtheilungen seiner Krie? ger weigerten sich jedoch, den Henker zu machen. Datritt Atha- nasius Vaga, Ali's Bastard und General eines albanesischen Corps, vor und bietet seinem Vater seinen Arm an. In einem Augenblicke sind die Mauern und Gipfel mit Meuchelmördern be- I
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