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1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 4

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
4 Erstes Buch. Erster Abschnitt. Doch konnte auch er dem Verderben des Reiches nicht wehren, dessen Große über den eigenen Vortheil den Gehorsam gegen das Oberhaupt ver- gaßen, und in dessen Gauen die Ungarn wütheten, seitdem sie durch Kaiser Acnulph in den von den Mahren bedrohten Ostgrenzen Deutschlands Sitze erworben hatte. Vor ihren Reiterheeren fiel der Adel von Oesterreich und Baiern, kein Strom setzte ihnen Schranken, und von Bremen bis nach St. Gallen wurden die deutschen Stamme von ihnen geplündert. Wie nun inmitten dieser Drangsale mit Ludwig dem Kinde 911 das Haus der Karolinger in Deutschland erlosch, boten die Fürsten des Reichs t>em Otto die Königskrone an. Aber dieser fühlte sich für solche Last zu alt, und statt seiner wurde der Salier Konrad erkoren. 912 starb Otto der Er- lauchte und wurde in Gandersheim bestattet, wo auch sein Vater Ludolph die Ruhe gefunden hatte. Ihm folgte in der Herzogswürde sein Sohn Heinrich, ein kühner, von seinen Sachsen geliebter Jüngling, der mit Er- folg die Waffen gegen Konrad I. ergriff, als dieser ihm einen Theil jener Güter, mit denen der Vater belehnt gewesen war, entziehen wollte. Die muthige Vertheidigung Heinrichs von Eresburg und dem bei Göttingen gelegenen Grona gegen das Heer der Franken, sodann sein Ansehn bei den mächtigen Sachsen und die Liebe für Gerechtigkeit, welche er in allen sei- nen Handlungen an den Tag legte, bewirkte, daß der sterbende Konrad I. 919 ihn seinen Franken als den würdigsten Nachfolger im Reiche empfahl. Sobald Herzog Heinrich von Sachsen auf dem Tage zu Fritzlar zum Kö- nige erkoren war, badete ec an die Sicherheit seiner Unterthanen vor den Raubhorden der Ungarn. Das Glück begünstigte ihn, also daß er einen Fürsten dieses Volkes 924 in seine Gewalt bekam, dessen Freilassung er erst dann gestattete, als ihm von den Gegnern ein neunjähriger Waffenstillstand zugestanden war. Diese Frist benutzte König Heinrich I., um die Grenzen zu schirmen und sein Volk in Rüstung zu bringen. Mit seinen Sachsen schlug er die Slaven bei Lenzen, erstürmte Brandenburg, und setzte in das dem Könige Gocm von Dannemark abgenommene Schleswig einen Mark- grafen. Dann sorgte er für den Aufbau von Städten und Burgen, und gab das Gesetz, daß von den Landbewohnern je der neunte Mann in einen ummauerten Ort ziehen und ebendaselbst der dritte Theil der gewonnenen Feldfürchte aufgespeichert werden solle. Auf diese Weise gewann das Land einen sicheren Halt gegen die der Belagerungskunst unkundigen Ungarn. Da- durch, und daß er die Deutschen gelehrt, vom Roß herab zu streiten, wurde Heinrich I- in Stand gesetzt, den 932 wieder einfallenden Plünderern die Spitze zu bieten. In ungewöhnlicher Menge zeigten sich dieses Mal die Ungarn; dennoch wurden sie zurückgeschlagen. Im folgenden Jahre er-

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 14

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
14 Erstes Buch. Erster Abschnitt. fen Adolph von Schaumburg, von dem sich erwarten ließ, daß er den Ein- fallen der Slaven mit Kraft begegnen werde. Uebrigens hatte dieses sonst so gefürchtete Volk durch innere Streitigkeiten die alte Macht eingebüßt, und konnte nur noch durch rasche Raubzüge den Sachsen beschwerlich fallen. Unlange nach dem Antritt seiner Regierung gerieth Kaiser Heinrich V. bei den Sachsen in Verdacht, daß er, gleich seinem Vater, nach der Vernich- tung ihrer Unabhängigkeit strebe. Diesem vorzubeugen, schloß Herzog Lo- thar mit den Fürsten Thüringens einen Bund auf gegenseitige Vertheidi- gung ab, worauf der Kaiser den der Vorladung nach Goslar 1112 nicht nachkommenden Herzog, sammt dessen Schwiegermutter Gertrud, mit des Reiches Acht belegte und Braunschweig eroberte. Erschreckt durch die Schnelligkeit seines Gegners, warf sich Lothar in Mainz zu den Füßen des Kaisers und gelobte Gehorsam. Dennoch finden wir den Herzog bald dar- auf wieder an der Spitze der Sachsen und Thüringer; ohne einer aberma- ligen Vorladung nach Goslar (1114) Folge zu leisten, rüstete er sich zum Kampfe mit dem Grafen Hoyec von Mansfeld, welchem der Kaiser auf den Fall des Sieges das Herzogthum Sachsen zugesagt hatte. Am Wel- fesholze, in der Grafschaft Mansfeld, stießen die Heere auf einander. Nach heftigem Streite, und nachdem Hoyer von Mansfeld durch den jungen Grafen Wiprecht von Groitsch den Tod gefunden hatte, wurde Kaiser Hein- rich V. zur Flucht vor Lothar gezwungen, welcher sich darauf der Reichs- burgen Kyffhaufer und Wallhaufen bemächtigte. Erst nach seiner Rück- kehr aus Italien, wo er mit größerm Erfolge gegen die päpstliche Gewalt gerungen hatte als sein unglücklicher Vater, versöhnte sich der Kaiser 1121 auf dem Reichstage zu Würzburg mit dem Herzoge von Sachsen. Als 1125 mit Heinrich V. das Haus der salischen Kaiser ausstarb, kamen die vier großen Völker Deutschlands, Schwaben, Franken, Baiern und Sachsen, bei Mainz zur Kaiserwahl zusammen. Daselbst wurde zehn Fürsten die Ernennung des Reichsoberhauptes übertragen; von ihnen wurde der durch Gerechtigkeit, Kühnheit und Freigebigkeit gepriesene L.othar zum Nachfolger Heinrichs erkoren. Mit Herzog Friedrich von Schwaben, welcher mit Sicherheit der Be- rufung zum Reiche entgegengesehen hatte, lebte Lothar seit dieser Zeit in den gespanntesten Verhältnissen. Um nun gegen den mächtigen Hohenstau- fen eine zuverlässige Stütze zu gewinnen, fesselte er den Welfen Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern an sich, indem er ihm die Verbindung mit seiner Tochter Gertrud und mit ihr die großen Besitzungen seines Hau- ses in Sachsen verhieß. Demzufolge fand diese Vermählung 1127 statt, und wurde in dem nämlichen Jahre Heinrich der Stolze vom Kaiser mit

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 17

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 17 wieder unter Heinrich dem Schwarzen vereinigt wurden. Dieser starb 1126 als dienender Bruder in dem von seinen Vorfahren gegründeten Kloster zu Weingarten, und sein Sohn, Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern, er- warb durch seine Vermahlung mit Gertrud, der Tochter Lothars, außer dem Herzogthume Sachsen auch die billingischen, brunonischen, nordheimischen und suplingenburgischen Erbgüter. Demnach konnte sich kein deutscher Fürst an Macht mit Heinrich dem Stolzen messen, der von der Nordsee bis nach Triest in zwei großen Her- zogthümern gebot. Deshalb und weil er die Kleinodien des Reiches besaß und ein Schwiegersohn Lothars war, glaubte er nach dessen Tode mit Recht auf die Berufung zum Throne bauen zu können. Aber gegen ihn war die Furcht der Großen des Reiches, daß der entschlossene, herrschsüchtige Mann die Krone in seinem Hause erblich zu machen und die Macht der Fürsten einzuengen streben werde. Vornehmlich widersetzte sich Markgraf Albrecht der Bar, der Sohn der Eilike, einer Tochter von Magnus Billing, der Wahl, und zwar um so mehr, als er sich bei dem sächsischen Erbe seiner Mutter beeinträchtigt fühlte. Aus diesen Gründen erfolgte 1138 die Kai- serwahl Konrads von Schwaben, aus dem Hause der Staufen, in solcher Eile und mit so grober Hintansetzung der Formen, daß Heinrich der Stolze, in den sichersten Erwartungen betrogen, seinen gerechten Unwillen kaum zu bergen im Stande war. Dennoch huldigte er dem neuen Reichsoberhaupte. Als aber Konrad Ih., um die Hausmacht seines Gegners zu schwächen, erklärte, daß zwei Herzogthümer sich nicht in der Hand eines Fürsten be- finden könnten, und verlangte, daß Heinrich auf eines derselben verzichte, weigerte sich der Welfe dessen, und rüstete sich, unbekümmert, daß der Kai- ser 1138 ihn mit des Reiches Acht belegte und zu Goslar das Herzogthum Sachsen an Markgraf Albrecht den Bären, das Herzogthum Baiern an Markgraf Leopold von Oestreich verschenkte, zur entschlossensten Gegenwehr. Noch befand sich Heinrich der Stolze in Baiern, als Markgraf Albrecht sich Lüneburgs bemächtigte, den Grafen A ch von Holstein vertrieb, und das nordalbingische Sachsen an Heinrich von Badewide, einen Edlen seines Anhanges, übergab. Nach diesen Ereignrssenzbegab sich Herzog Heinrich, verkleidet, in mög- lichster Eile nach Sachsen, um seine Erblande zu schützen. Ueberall mußten die Vasallen und Knechte Albrechts vor ihm weichen, der sich sogar in der Altmark durch den muthigen Rudolph von Stade bedroht sah. In dieser Noch wandte sich der Markgraf hülfeflehend an Kaiser Konrad Ul., wel- cher mit seinem Heere durch Thüringen heranzog und bei Kreuzburg an 2 ,

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 19

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweites Kapitel. 19 Stade im Kampfe gegen die Ditmarfen siel, suchte dessen Bruder, Dom- propst zu Bremen, die Grafschaft für seine Kirche zu gewinnen. Diesem Beginnen widersehten sich die Vormünder des jungen Herzogs; ein Für- stentag wurde zur Ausgleichung der Streitigkeit nach Rammelsloh ausge- schrieben, und hier war es, wo die sächsischen Edlen, wenn schon auf eine unbillige Weise, den Erwerb der Grafschaft Stade für ihren Herrn erlang- ten. Weniger glücklich war Heinrich in seinen einige Jahre darauf ange- wandten Bemühungen, durch den Kaiser in den Besitz des seinem Vater unrechtmäßiger Weise entrissenen Baiern gesetzt zu werden. In diese Zeit fallt der Kreuzzug Konrads Iii.; ihm schlossen die streitlustigen Ritter des südlichen Deutschlands sich an, durch die glühende Rede des Abtes Bem- hard von Clairvaux zur Erkampfung des heiligen Grabes begeistert. Nur der Norden unsers Vaterlandes nahm an dieser Unternehmung weniger Theil; er glaubte in der Bekämpfung der heidnischen Nachbarstaven dieselbe Ehre vor Gott zu erstreiten. Demzufolge zogen die streitlustigen Sachsen, geführt von Heinrich dem Löwen, welcher so eben die Ritterweihe empfan- gen hatte, die Bewohner der Altmark unter Albrecht dem Baren, die Herrn des Meißnerlandes unter Konrad von Wettin, vereinigt auf die Slaven. Gegen diesen drohenden Angriff rüstete sich Fürst Niclot an der Spitze sei- ner Obotriten mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln, siel, als Graf Adolph von Holstein den zugesagten Beistand ihm weigerte, verheerend in dessen Land und besetzte seine Burgen mit zuverlässigen Männern. Die Obotriten kämpften mit dem Muthe der Verzweiflung für Freiheit und Glauben, und ohne erhebliche Vortheile errungen zu haben, zog 1147 das Heer der Christen über die Elbe zurück, zufrieden, daß ihnen die Zusage der Annahme von Christi Lehre gegeben war. Durch die Vermahlung von Clementia, der Tochter Konrads von Zähringen, erstarkt, suchte Heinrich der Löwe seine Macht im Norden im- mer fester zu begründen, um eben dadurch seine Bewerbungen um Baiern mit Erfolg betreiben zu können. Der größere Theil von Sachsen gehorchte ihm als einem Erbherrn; jetzt galt es, eine ähnliche Gewalt in den jenseit der Elbe gelegenen Landen zu begründen. Zu diesem Behufe wählte er nicht den Weg der Gewalt, sondern durch Annahme des Kreuzes wollte er die slavischen Stämme an seine Herrschaft ketten. Als diese zu den Zeiten von Fürst Gottschalk die Altäre ihrer Götter zu verlassen ansingen, sah man zu Oldenburg, Meklenburg und Ratzeburg drei bifchöstiche Kirchen unter ihnen erblühen. In den nachfolgenden Kämpfen waren auch diese untergegangen, bis nach dem jüngsten Kreuzzuge Erzbischof Hartwig von

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 20

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
20 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. Bremen, ein geborner Graf von Stade, durch Wiederaufrichtung derselben sein priesterliches Ansehen zu verbreiten sich bestrebte. Daß aber der Erz- bischof auch die neuen Bisthümer besetze, glaubte Heinrich nicht zugeben zu dürfen. Weil seine Vorfahren jene Lande unterjocht hatten, weil sie durch das Blut seiner Vasallen erworben waren, verlangte er nicht ohne Grund, daß nur ihm die Ernennung dortiger Bischöfe zustehe. Eine solche Forde- rung war allerdings unerhört, und ähnliche Schritte hatten einst den Sturz von Kaiser Heinrich Iv. durch den Hof zu Rom veranlaßt. Was aber jener Salier nicht ohne sein Verderben hatte wagen dürfen, war dem jun- gen Welfen unbenommen, und Erzbischof Hartwig durfte seinen bittern Haß nicht laut werden lassen, als der fromme Vicelin vom Herzoge in Lüneburg zum Bischöfe über Oldenburg ernannt wurde. Nachdem er feine Herrschaft im Norden befestigt sah, sann Heinrich der Löwe ernster darauf, das verlorene Baiern wieder zu gewinnen. Schon hatte der noch vor dem Kaiser aus dem Orient zurückgekehrte Welf Vi. die Fehde gegen die Hauser Oestreich und Staufen daselbst wieder begonnen. Da brach auch Herzog Heinrich von Lüneburg auf, nachdem er das Land dem Schutze seines Freundes Adolph von Holstein anbefohlen, und trat, unterstützt von seinem Schwiegervater, Konrad von Zahringen, gegen Hein- rich Jasomirgott in die Schranken. Mit dem höchsten Unwillen sah der inzwischen heimgekehrte Kaiser die Erneuerung des alten Streites; als sein Gebot den Welfen nicht schreckte, zog ec in Eile auf Goslar, um, in Ver- bindung mit Markgraf Albcecht von Brandenburg, die sächsischen Lande zu besetzen. Rasch eilte Heinrich nach seinem Sachsen zurück, und so gewich- tig galt seine Gegenwart den Freunden und Feinden, daß der vor Braun- schweig gelagerte Kaiser die Stadt nicht anzugreifen wagte, seit er den Löwen in ihr wußte sondern sich nach Schwaben zurückbegab, wo er 1152 en- dete. Ihm folgte in der Regierung des Reiches sein Neffe, der schöne, rit- terlich kühne, für alles Hohe begeisterte Friedrich I. Nicht ohne Grund hoffte man durch ihn, dessen Mutter, Judith, eine Schwester Heinrichs des Stolzen war, die endliche Beilegung des Haders zwischen Welfen und Staufen (Ghibellinen). Daß >er dem welsischen Vetter nicht gram sei, zeigte sein Spruch, der demselben die erledigte Grafschaft Winzenburg, trotz der Einreden von Markgraf Albrecht, zuerkannte. Jetzt sollte auf einem Tage zu Goslar über den Besitz von Baiern erkannt werden, wo, als Heinrich Jasomirgott nicht erschien, 1154 Heinrich der Löwe mit dem seinem Va- ter entzogenen Heczogthume belehnt wurde. Es war nicht Ländersucht,

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 45

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweites Kapitel. 45 Kraft der Seele völlig zu beherrschen wußte. Auf ihn ging das Streben von Kaiser Rudolph!., dem Faustreckt Schranken zu fetzen, keineswegs über. Von dem unfern Vienenburg gelegenen Schlosse Herlingsberg herab sielen seine Knechte plündernd in das Stift Hildesheim ein und bemäch- tigten sich der vorüberziehenden Kaufmannswaaren. Deshalb verbanden sich viele hohe Geistliche, Grafen und Städte, an ihrer Spitze Goslar und der Bischof von Hildesheim, und belagerten die Burg, bis es ihnen gelang, dieselbe 1291 zu ersteigen und zu schleifen, worauf Siegfried von Hildesheim aus ihren Trümmern Schloß Liebenburg aufführen ließ. Als 1292 Herzog Wilhelm starb, suchte sich Heinrich von Grubenhagen des Landes desselben zu bemächtigen; doch fand er in dem Rath der Stadt Braunfchweig den heftigsten Widerstand. Wie in allen größeren Städten unseres Landes, so finden wir zu je- ner Zeit in Braunfchweig eine Zahl von Familien, welche theils durch Geburt — wenn sie ihre Ritterschlösser mit dem eine größere Sicherheit gewahrenden Aufenthalte innerhalb der Stadtmauern vertauscht hatten — theils durch Reichthum in den ausschließlichen Besitz der Rathsstellen ge- langt waren. Man nannte sie Patricier, Geschlechter, Stadtjunker. Ihnen gegenüber und beflissen, sich vor Beeinträchtigungen von Seiten dieser be- vorzugten Familien zu schützen, standen die Handwerker, stark durch enge Verbindungen unter einander (Zünfte, Gilden), welche durch selbstgewahlte Vorsteher (Gildemeister, Hauptleute) geleitet wurden. Demgemäß konnte es an einer Spannung zwischen diesen beiden großen städtischen Parteien nicht fehlen. Weil nun der Rath den Absichten Heinrichs des Wunderli- chen entgegentrat, beschloß dieser, durch Mitwirkung der Zünfte seinen Vor- satz zu erreichen. In diesem Sinne bewog er letztere, sich an die Spitze der Regierung zu stellen und erreichte, nachdem solches geschehen war, daß ihm von den neuen Machthabern der Stadt die Huldigung geleistet wurde. Dagegen wandten sich die gekrankten Geschlechter an Albrecht den Feisten und baten ihn, welchem die Halste der Erbschaft Wilhelms zu- komme, um seine Vermittelung. Alsbald verließ Albrecht in Begleitung seiner Ritter Göttingen, und bemächtigte sich durch Begünstigung einiger ihm ergebener Bürger der Stadt Braunschweig bis aus das Schloß Dankwarderode, welches von Herzog Heinrich besetzt war. Bald mußte auch dieser die Stadt raumen, die Führer des Aufstandes büßten mit dem Leben, und den Geschlechtern wurden die entrissenen Rechte zurückgegeben. Heinrich von Grubenhagen aber, welcher das ungetheilte Erbe seines Bru- ders Wilhelm in den Händen Albrechts erblicken mußte, starb 1322. Von den Söhnen Heinrichs des Wunderlichen, Heinrich!!., Ernst

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 28

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Ü8 • Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. Deutschen Schranken zu setzen, hatten sie dem Kaiser so männlichen Wider- stand geboten, daß dieser nur aus dem Zusammenwirken mit Herzog Hein- rich sich den Sieg versprechen konnte. Zu diesem Behufe begab er sich 1176 nach Tyrol, um dort mit seinem Vasallen Rücksprache zu nehmen. Aber schon jetzt erkennen wir zwischen beiden großen Männern das frühere Verhaltniß inniger Freundschaft nicht mehr. Abgesehen davon, daß beide von einem gewissen Ehrgeize erfüllt waren, der keinen Nebenbuhler ver- tragt, zürnte der Welfe dem Staufen, weil dieser von Welf Vi., gegen eine diesem kinderlosen Fürsten vorgeschossene Summe Geldes, zum Erben von dessen sammtlichen Gütern in Schwaben, Baiern und Italien eingesetzt war. Den Verlust dieser Stammlande konnte Herzog Heinrich nur mit dem höchsten Mißmuthe ertragen. Deshalb säumte er mit seiner Rüstung für den Kaiser, und zog langsam dem Süden zu. In Tyrol traf er den Kaiser, der ihn um schleunige Unterstützung bat. Aber Heinrich achtete nicht auf die Stimme seines Herrn, ob auch dieser ihn an frühere Wohlthaten erinnerte und an die Ehre des deutschen Namens mahnte; er wollte Vor- theil ziehen aus der Verlegenheit, in welcher sich Friedrich I. augenblicklich befand, und erklärte, nur gegen die Abtretung der freien Stadt Goslar der an ihn gerichteten Forderung entsprechen zu können. Diesem Verlangen durfte der Kaiser auf keine Weise willfahren; weil er aber fühlte, daß er ohne des Vasallen Hülfe im Kampfe gegen die Lombarden verloren sei, be- schwor er knieend den Herzog, ihm den Zuzug nicht zu versagen. Als die- ser auch jetzt noch kalt blieb und einer seiner Vasallen der Noth des Kaisers zu spotten wagte, da erhob sich dieser voll tiefen Schmerzes, und der offene Bruch zwischen den Freunden war unheilbar erfolgt. Ohne die Hülfe der Sachsen und Baiern stritt der Kaiser 11.76 bei Lignano, und wurde vollkommen geschlagen. Ein im folgenden Jahre zu Venedig mit den Lombarden geschlossener Friede beraubte ihn aller der müh- sam errungenen Vortheile über Papst und Städter, und voll Zorn über Herzog Heinrich kehrte er nach Deutschland zurück. Alsbald griffen die Feinde des welsischen Hauses zum Schwerte; sie glaubten endlich die Stunde der Rache gegen einen Mann gekommen, dessen Macht und Größe ihnen gleich unerträglich war. Heinrich der Löwe erkannte, daß er vom Kaiser keinen günstigen Spruch gegen die widerrechtlich ihn bekämpfenden Fürsten finden werde. Deshalb beschloß er, nur auf das eigene Schwert zu vertrauen. Als aber die Zahl seiner Feinde sich mehrte, der Kaiser selbst gegen ihn heranzog, und der Bischof von Halberstadt ihn mit dem Fluche der Kirche belegte, wollte er noch ein Mal den Weg gütlicher Ausgleichung

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 50

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
50 Erstes Buch. Dritter Abschnitt. ' t Fünftes Kapitel. Braunschweigische Linie. Von Herzog Magnus 1. bis auf den Tod seines Sohnes Magnus Ii. 1345 bis 1373. Magnus I., welcher seit dem Tode seines Bruders, Otto's des Milden, das Land Braunschweig-Wolfenbüttel beherrschte, war durch seine Gemah- lin in den Besitz eines Theiles der goldenen Aue gelangt. Obwohl ein milder, gütiger Herr, demzufolge er der Fromme (pius) genannt wurde, wußte er doch jeden Friedbrecher zu ereilen und die Ruhe im Lande mit gewaffneter Hand aufrecht zu erhalten. Solches erfuhren namentlich die Bürger ,von Helmstedt, welche den Rath verstoßen und statt seiner einen aus Mitgliedern der Zünfte bestehenden gewählt hatten, ohne sich um die Abmahnungen ihres Herrn, des Abtes zu Werden und Lüdgeri, noch des Herzogs Magnus, welcher die Schirmvoigtei des letztgenannten Klosters be- saß, zu kümmern. Als Magnus in Helmstedt einritt, retteten sich die mei- sten schuldigen Bürger durch die Flucht; einige büßten mit dem Leben. Magnus Ii., der Sohn von Magnus dem Frommen, zeichnete sich schon als Jüngling durch Kühnheit, Kampflust und Freude an jeglicher rit- terlichen Uebung aus. Als das Glück ihn in kleineren Unternehmungen begünstigte, bemächtigte sich seiner ein trotziger Uebermuth, der keck das Recht verspottete, und eine Heftigkeit, die durch jeden Widerstand nur ge- reizt werden konnte. Der Ermahnungen des bekümmerten Vaters spottete er. Seitdem 1358 sein Bruder Ludwig gestorben, wurde Magnus der Jüngere, welcher auch den Zunamen des Herzogs mit der Kette (torquatus, catenatus) führt, als der Erbe der lüneburgischen Lande angesehen, an de- ren Regierung Herzog Wilhelm ihn schon jetzt Theil nehmen ließ. Verbündet mit vielen weltlichen und geistlichen Fürsten, wurde Mag- nus der Jüngere 1367 in eine Fehde mit dem Bischöfe Gerhard von Hil- desheim verwickelt. Um sein Stift vor den Verheerungen der an Zahl ihm überlegenen Gegner zu schützen, bot Bischof Gerhard endlich seine Vasallen auf, rüstete die Knechte und zog, stark durch sein Vertrauen auf Gott, dem Feinde entgegen. Am 3. September geschah die Schlacht beim Dorfe Dinckler. Muthig führte der Bischof seine kleine Schaar; vor allen stifti- schen Rittern zeichnete sich Bodo von Oberg, Abt des Klosters St. Mi- chaelis zu Hildesheim, durch ritterliches Streiten aus. Sein Beispiel

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 30

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
30 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. der Bischof gerettet werden konnkd, um als Gefangener nach Artlenburg geführt zu werden. Indessen sah sich Heinrich immer enger von seinen Feinden umzogen. Nur im Norden glaubte er die Vertheidigung noch mit Erfolg weiter füh- ren zu können, und so begab er sich über Lüneburg nach Nordalbingien, aus dessen Burgen er die Söldner des Grafen Adolph Ii. von Holstein vertrieb. Da erschien im Sommer 1181 auch der Kaiser mit dem Reichsheerein Sachsen, und bewirkte durch seine Gegenwart, daß die meisten Vasallen Heinrichs zu ihm übergingen. Einen Theil der Fürsten ließ Friedrich I. vor dem eingeschlossenen Braunschweig und Blankenburg zurück; mit den übrigen folgte er seinem Widersacher nach der Elbe. Ob auch das Schloß auf dem Kalkberge bei Lüneburg seinen Angriffen trotzte, sah er doch fast ganz Sachsen, bis auf die übcrelbischen Lande, bezwungen; auch diese zu gewinnen, eilte er jetzt nach dem Elbstrom. Durch den Treubruch so vieler Kriegsgenossen mißtrauisch gemacht, hatte Heinrich die Grafen von Hol- stein und Ratzeburg von seiner Seite gestoßen. Er fühlte auch ohne diese Muth genug, die Fehde mit Kaiser und Reich zu bestehen. Aber wahrend er mit seiner kleinen Schaar sich zur Vertheidigung des rechten Elbufers rüstete, erhoben sich die durch seine Harte gedrückten Vasallen in seinem Rücket, und ringsum bedroht, er allein furchtlos, wahrend Alle um ihn verzagten, fuhr er die Elbe hinab, um von Stade aus den Kampf fortzu- setzen. Alsbald setzte der Kaiser über den Strom, und belagerte das von dem treuen Bernhard von Welpe vertheidigte Lübeck. Die Bürger dieser Stadt hingen fest an Heinrich, dem sie Schutz und Verbreitung ihres Han- dels verdankten. Als die Stürme der Feinde sich mehrten und gleichzeitig König Waldemar von Dänemark den Hafen einschloß, sandten sie, mit Be- willigung des Kaisers, Boten nach Stade, um anzufragen, ob sie Entsatz von Seiten des Herzogs zu erhoffen hatten. Dazu fühlte sich Heinrich zu schwach, und um seine Bürger der Noth des Krieges zu entziehen, rieth er zur Ergebung. Hierauf hielt der Kaiser seinen Einzug in die Stadt, welche er für reichsfrei erklärte, und begab sich dann zur Belagerung Lüneburgs zurück, in dessen Mauern sich die Herzogin Mathilde befand. Außer diesem Schlosse und Braunschweig war nur noch Stade Heinrich dem Löwen ge- blieben. Er begriff, daß jeder Widerstand gegen die vielfach überlegene Macht seiner Feinde fruchtlos sei, und noch ein Mal den Versuch wagend, durch ein Zwiegespräch die alte Liebe in dem Herzen des Kaisers zu er- wecken, bat er um eine Zusammenkunft. Auf der Haide, nördlich von Lü- neburg, traf Heinrich den Staufen, der kein Bedenken getragen haben
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