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fes sich neigte und dergestalt leichter bestiegen werden konnte.
Als die Leute des Jarls aufs Heftigste nach dem Schiffe hinauf
stürmten, sagte einer von Olufs Leuten Namens Thorstein
Oxefod: „Herr! darf nun Jeder thun was er kann?" —
„Warum nicht?" sagte der König. Thorstein schlug darauf
einen der Leute des Jarls, welcher das Schiff besteigen wollte,
mit der geballten Faust so hart auf die Wange, daß er weit in
die See hinausslog; Thorstein zeigte sich darauf wie ein Ra-
sender, ergriff die Segelstange und schlug damit um sich. Allein
diese unbändige Wildheit und Tollheit, der sogenannte „Bersärk-
gang," der bisweilen in schwierigen und gefährlichen Augen-
blicken die Nordbewohner ergriff und ihre Kräfte über das ge-
wöhnliche Maaß hinaus vermehrte, fand in der christlichen An-
schauung keine Beistimmung, weil die Christen diesen unnatür-
lichen Zustand für Rohheit, oder für das Werk des Teufels
hielten. König Olus sagte zum Thorstein: „Nimm deine
Waffen, Kerl, und wehre dich damit; denn die Waffen soll man
im Kampfe gebrauchen, und nicht seine Gegner mit den Händen
allein, oder mit Bäumen tödten." Thorstein nahm daraus
sein Schwert und gebrauchte es. Nach und nach waren jedoch
die meisten von des Königs Leuten im vorderen Theile des
Schiffes gefallen, und zwar theils durch die Schwerter derjenigen,
welche den „Orm" bestiegen hatten, theils durch die Wurfgeschosse
der übrigen Schiffe, welche sich umher gelegt hatten. Dieje-
nigen von Olufs Leuten, welche noch übrig geblieben waren,
schlossen sich auf dem Hintertheile des Schiffs fest an ihn an
und wehrten sich mannhaft, so lange sie konnten. Als Wider-
stand zuletzt gegen die hinzuströmende Menge vergeblich schien,
sprangen viele ins Wasser, um sich entweder durch Schwimmen
zu retten, oder das Leben, lieber als dem Feinde in die Hände
zu fallen, freiwillig zu enden. Die Leute des Jarls lagen in
Böten an der Seite des „Orm" und tödteten die, welche in die
See sprangen. Einar Thambeskjälver rettete sich durch
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476 — 1100.
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durstigen Kraft, welche ein Erbtheil des Königsgeschlecktes der
Mcrovinger gewesen war. Sein Tod (628) zersplitterte wieder
das Reich; Herrschsucht. Grausamkeit und Wollust bezeichnete die
Geschichte der Regenten durch eine Reihe Verbrechen.
Während der fortgesetzten Bürgerkriege und des gesetzlosen
Zustandes, den ste mit sich führten, vermehrte sich, den schwachen
und uneinigen Regenten des zersplitterten Reiches gegenüber, die
Macht des fränkischen Adels. An der Spitze des Adels stand
ein Haushofmeister (major domus), der. nach und nach
fast von der Krone unabhängig geworden, die Rechte des Adels
wahrte. Schon Chlotar 11 (-h 628) mußte die abgesonder-
ten Theile des Reiches, Austrasien, Neustrien und Bur-
gundien von besonderen Haushofmeistern regieren lassen, und
diese hohen Beamte, deren Wahl fast ganz von der Krone un-
abhängig war, nahmen allmählich den Platz der Könige ein.
Pipin von Heristall, Haushofmeister in Austrasien, siegte
bei Tcstry*) über den König von Neustrien (687) und wurde
von diesem Zeitpunkte an einzigster Haushofmeister aller Franken,
selbst wenn verschiedene Könige in den verschiedenen Theilen des
Reichs gewählt wurden. Sein Sohn Karl Märtel (714—741)
erbte die königliche Stellung des Vaters. Er schlug die Ncu-
strier, kämpfte glücklich gegen die germanischen Volksstämmc,
strebte die christliche Lehre unter diesen barbarischen Stämmen
zu verbreiten, und machte in der Schlacht bei Poitiers (732)
seinen Namen unsterblich, indem er die Araber schlug, welche von
Spanien ihre ungläubigen Schaaren nach Frankreich ausgesandt
hatten. Karls Sohn, Pipin der Kleine, Erbe der Macht 7;! j
des Vaters, hielt die Zeit endlich für geeignet, den königlichen
Namen mit der Ausübung der königlichen Macht zu vereinigen.
Gegen hundert Jahre hindurch hatten die merovingischen Schat-
tenkönige in ihrem Schlosse, oder in einem Kloster, eingeschlossen
*) Zwischen St. Quentin und Peronne.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Märtel Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Spanien Frankreich Karls
10
476—1100.
gelebt, und zeigten sich nur einmal jährlich, nach alter Sitte in
einem von Ochsen gezogenen Wagen, wenn die große Volksver-
sammlung der Franken im Frühling eröffnet werden sollte, dem
Volke. In gutem Vernehmen mit dem Pabste in Nom, der im
Frankenkönige den einzigsten Beschützer gegen Langobarden und
Griechen sah, ließ Pipin bei ihm Vorfragen, ob der Königsname
nicht demjenigen gebühre, der die königliche Macht in Händen
habe. Eine bejahende Antwort erfolgte, der heilige Bonifacius,
der eifrige Verbreiter und Vertheidiger des römischen Christen-
thums, gewann die Geistlichkeit für die Sache Pipins und des
Pabstcs und eine Versammlung in Soissons (752) setzte den
letzten merovingischen König, Childerich Iii ab und wählte
Pipin zum Könige der Franken. Pipin vergalt später die
Fügsamkeit des Pabstcs dadurch, daß er das den Langobarden
abgenommene Exarchat der Herrschaft des römischen Stuhls
überließ (p. 5).
Karl der Große.
(768—814).
Pipin der Kleine hatte bei seinem Tode 768 sein Reich
unter seine beiden Söhne Karl und Karloman getheilt, allein
der letztere starb bald, und Karl nahm keinen Anstand, sich
seines Antheils am Reiche zu bemächtigen. Karloman's
Wittwe mit ihren Kindern und einigen wenigen Freunden suchte
Schutz bei dem Könige der Longobarden Desiderius, und
der Kampf zwischen ihm und Karl endete mit dem Untergange
des longobardischen Reiches 774 (p. 5).! . t
So stand Karl an der Spitze der vorwärtsstrcbenden
Nation der Franken, welche er in seiner langen Regierungszeit
mit Kraft und Einsicht regierte, und derselben äußere und innere
Sicherheit verschaffte. An der Grenze der Länder der Franken
im nördlichen Deutschland bis an die Eider wohnten die drei
kriegerischen Stämme der Sachsen. Ihre Religion war Heid-
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Extrahierte Personennamen: Childerich Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Soissons Deutschland Sachsen
476—1100.
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nisch, mit grausamen Menschenopfern ihrer Gefangenen verbunden ;
mit dem ihnen eignen Muthe und großer Hartnäckigkeit hingen
sie ihrem alten Götzendienste an und verachteten das neue Chri-
stenthum, das fränkische Missionaire ihnen aufdringen wollten.
Sic führten einen beständigen Raubkrieg an den Gränzen und
so war es denn sowohl ein frommes als auch politisches Un-
ternehmen Karls, die ganze Kraft seines Reiches zu ihrer Unter-
drückung aufzubieten. Schon 772 fing der Krieg gegen sie an.
Karl eroberte eine ihrer Festungen und stürzte ihre heilige
Jrmensäule um. Allein jedesmal wenn andre Unternehmungen
das fränkische Heer von dem Lande der Sachsen abriefen, fing
das wilde Volk aufs Reue den verwüstenden und grausamen
Krieg an. Mehr als 30 Jahre hindurch führte Karl Krieg mit
ihnen, behandelte die Ueberwundenen mitunter mit Milde, zumeist
jedoch mit Strenge, allein verlor niemals sein Endziel, die Be-
wältigung und Taufe der Sachsen, aus de^i Auge. Als er
endlich, nachdem er bei Detmold und^Hasc gesiegt batte ff*/*'
(783) gegen 5000 Gefangene hatte tobten lassen — eine
blutige Vergeltung der Grausamkeit und Treulosigkeit der Sach-
sen — liest sich endlich der tapfre Herzog Wittekind taufen;
widerstrebend und unter stets erneuerten Fehden folgte das Volk
der Sachsen seinem Beispiele, bis endlich im Jahre 803 die
Stännne des Sachsen als Unterthancn des fränkischen Reiches
betrachtet werden konnten. So bahnten das Christenthum und
die Kultur mit der fränkischen Oberherrschaft sich mühsam ihren
Weg bis an die Eider. Allein die Dänen hatten ab und zu
die Sachsen unterstützt; der jütische König Godofred war nun
darauf bedacht, Karln zu bekriegen und dem Christenthume
Gränzen zu setzen, allein der Tod kam ihm zuvor und sein
Nachfolger Heming schloß 810 Frieden. Zur Zeit der Völker-
wanderung hatten slavische Völker sich unter den übrigen
wandernden Stämmen in Europa gezeigt; sie hatten sich später
über einen großen Theil von Deutschland zwischen Elbe und
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl_Krieg Karl König_Godofred
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Detmold Sachsen Sachsen Sachsen Europa Deutschland
476- 1100.
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übcrmüthigen römischen Adel zu suchen, führte er den ersten
Bischof der Christenheit nach seiner Hauptstadt zurück. Als er
dort am ersten Weihnachtstage vor dem Altäre in der Haupt-
kirche Noms kniete, setzte ihm der Pabst im Beisein des römi-
schen Volks, das ihm laut seinen Beifall zujubelte, die Krone
des römischen Kaisers aus (800).
So schien das weströmische Reich abermals wicdcrhergestellt
zu sein, allein es waren fremde, wilde und kriegerische Stämme,
die stch des Erbes der Römer bemächtigt hatten, und neue Ge-
setze, neue Einrichtungen, ja ein ganz neuer Staat mußte ge-
schaffen werden, um eine Rechtssicherheit zu begründen und diese
verschiedenen Völker zum Gehorsam gegen den gemeinsamen Für-
sten zu vereinigen.
Es war nicht bloß Frömmigkeit, sondern auch Klugheit,
wenn Karl ernstlich das Christenthum unter seinen Unterthanen
zu verbreiten und zu befestigen suchte; denn das Christenthum
mildert die Sitten und bahnt der Kultur im Ganzen einen
Weg; cs stößt den Völkern Abscheu vor Mord. Raub und
Grausamkeit im Kriege ein und lehrt, daß der Wille des Ein-
zelnen sich einer vernünftigen und liebevollen Rücksichtnahme vor
dem allgemeinen Wohle beugen muffe, deshalb wurde das Chri-
stenthum verbreitet und Bisthümcr in den bezwungenen Län-
dern errichtet; oft wurden Schulen damit verbunden, um auf
die Bildung der Jugend einwirken zu können: der Kaiser be-
suchte sie manchmal persönlich und munterte durch Lob oder
Tadel auf.
Obwohl Karl einer Zeit angehörte, wo Gelehrsamkeit und
Bildung kaum dem Namen nach bekannt waren, wo die rohe
Kampflust für des Mannes einzigste und hinreichende Tugend
gehalten wurde. fühlte er sich auch aus eigener Neigung zu den
Künsten und Wissenschaften hingezogen: Gelehrte Männer, als
Alkuin und Eginhard, welcher letztere Karls Leben beschrieben
hat, zeichnete er an seinem Hofe aus; selbst verstand er Lateinisch
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karls Karls
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476—1100.
er selbst tödtetc einmal im Zorne einen seiner Hausleute, allein
er berief ein Hausthing, wo „Thing mannalid" in der Sache
ein Urthcit fällen sollte, stieg von seinem Throne herab und
unterwarf sich dem Gesetze. Allein für dies Mal wurde die
im Vitherlags rechte festgesetzte strengere Strafe durch die
über des Königs Edelmuth gerührten Thingmänner in eine
Geldbuße für Todschlag verwandelt. Nach einer Reise nach Rom
1027, welche der König zu frommem Zwecke mit großer Pracht
vornahm, sprach er sich in einem Briefe an den Erzbischof von
Canterbury folgcndermaaßen aus: Habe ich in jugendlichem Un-
gestüm oder aus Saumseligkeit bis dahin, in irgend einer Sache,
gegen das Gesetz gehandelt, so gedenke ich mit Gottes Hülfe
Alles wieder gut zu machen. Daher befehle ich allen meinen
Jarlen und Statthaltern im ganzen Reiche, wenn es ihnen um
meine Gnade zu thun ist und sie auf ihr eigenes Wohl Gewicht
legen, nicht gegen irgend Jemanden unrecht zu handeln, möge
er reich oder arm sein, sondern Jedermann, Adlichcn und Unad-
lichen, das Recht des Gesetzes zukommcn zu lassen, und auf
keinerlei Weise davon abzuweichen, weder um der Gunst des
Königs oder des Ansehens einer mächtigen Person oder der Be-
reicherung meiner Schatzkammer willen; denn ich habe nicht
nöthig, mir durch ungerechte Auflagen Reichthümer zu erwerben".
Durch solche Worte und Versprechungen, und den tiefen Frieden,
der unter seiner Regierung, nach den Fehden und Raubzügen so
vieler Jahrhunderte, herrschte, bewirkte er, daß die Angelsachsen
sich endlich in die Herrschaft des fremden Eroberers fanden.
Knud der Große war, als sein Bruder Harald 1018
starb, König von Dänemark geworden. Obwohl er England
als sein Hauptreich betrachtete, was eine nothwendige Folge des
Uebergewichts dieses Landes an Kultur und Erwerbsquellen über
Dänemark war, und sich daher in der Regel in England aufhielt,
vernachlässigte er doch keineswegs das Reich, woher seine Macht
stammte. Sein vornehmstes Verdienst war in dieser Rücksicht
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Extrahierte Personennamen: Canterbury Gottes_Hülfe Knud_der_Große Harald
Extrahierte Ortsnamen: Königs_Edelmuth Rom England England
476 — 1100.
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Dänen und Friesen, ein Schrecken der nördlichen Gränz-
länder; von der Elbe aus, nach Norden und Osten verbreiteten
sich unter verschiedenen Namen die slavischen Völker, welche
gegen das Ende der großen Völkerwanderung (im 5ten und 6ten
Jahrhundert) ihre zahllosen Massen vom Osten vorwärts ge-
walzt und in Mähren ein mächtiges Reich errichtet hatten.
Obwohl Frankreich und Deutschland, jedes für sich
die Oberherrschaft eines Königs anerkannte, war doch die Ge-
walt in den einzelnen Landestheilen in den Händen der Her-
zöge , Bischöfe, Grafen und der übrigen mächtigen Vasallen,
welche die unruhigen Zeiten benutzt hatten, um ihre Macht, der
Krone gegenüber, zu befestigen. Denn in den großen Gefahren,
welche von allen Seiten das Reich bedrohten, waren die mäch-
tigen Vasallen an den Gränzen, des Landes natürliche Verthei-
diger; sie bauten, trotz dem Verbote der Könige, befestigte Bur-
gen, welche einerseits ihnen und ihren Unterthanen zum Schutz
gegen feindliche Einfälle, allein andrerseits ebenfalls zur Sicher-
heit gegen die Eingriffe der Krone in ihre Macht dienten. Auf
diese Weise wurden die einzelnen Landestheile fast ganz unab-
hängig von der Krone.
Frankreich von 88^—1108.
Einer der mächtigsten Vasallen Frankreichs, Graf
Bofo von Provence, ließ sich zum König des cisjuranischen
Burgunds," welches die Provence, Dauphine, Lyo-
nais und Savoyen in sich faßte, erwählen (876). Ungefähr
zur selbigen Zeit bemächtigte Herzog Rudolf Welff sich mit
dem Königsnamen des transjuranischen Burgunds (888). Diese
Reiche, welche (930) durch den Sohn Rudolfs, Rudolf Ii.
unter dem Namen des Königsreichs Are lat (nach der Stadt
Arles benannt) vereinigt wurden, bildeten einen Zwischenstaat
zwischen Frankreich und Deutschland, eine Vormauer für Frank-
reich gegen die Angriffe der Araber vom Süden. Am Fuße
Dohrs Lehrb. der Gesch. des Mittelalters. 2
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Extrahierte Personennamen: Graf
Bofo Rudolf_Welff Rudolf Rudolfs Rudolf_Ii Rudolf Dohrs_Lehrb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Burgunds Burgunds Rudolfs Arles Frankreich Deutschland
476—1 100.
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Wilhelm der Eroberer (1066—1087) behandelte
zuerst die überwundenen Sachsen mit einiger Milde, denn da-
durch daß er die angelsächsische Bevölkerung in England be-
ruhigte, hoffte er um so viel unumschränkter über die Norman-
die und seinen normännischen Adel herrschen zu können. Allein
nach einem Aufstande der Angelsachsen ging er mit Strenge zu
Werke, so wie seine wilde und grausame Gemüthsart dies mit
sich führte: er ließ ganz England aufmessen, und theilte cs in
60,215 Theile, welche er als Lehen seinem normannischen Adel
schenkte und zwar so, daß er sich nicht bloß von den vornehm-
sten Vasallen, sondern auch von solchen, die diesen untergeordnet
waren, einen unmittelbaren Eid leisten ließ. Der angelsächsische
Adel behielt nur unbedeutenden Landbesitz und zwar abhängig von
dem normannischen Eroberer und seinem französisch redenden Adel,
der das Land mit seinen Burgen bedeckte. Große Strecken
Landes wurden um der Jagd willen verwüstet; strenge Jagd-
gesetze sicherten dem König und den normannischen Herren das
Jagdrecht. Wilhelm schrieb große Steuern aus, von welchen
auch der Adel seinen Theil als Kriegsschuld erlegen mußte; für
dieses Geld miethete er fremde Truppen, eine Garde, sowohl
gegen die Angelsachsen als gegen die Normannen.
Auch über die Kirche dehnte der ungestüme und kräftige
Eroberer seine Gewalt aus: er gab das Erzbisthum in Canter-
bury seinem Rathgeber und Beichtvater, dem gelehrten Lan-
sranc, der mit Kraft über die englische Kirche herrschte.
So war König Wilhelm der Erste so gut wie unum-
schränkter Herr in England: seine Macht über die Vasallen,
sein Einfluß auf die Kirche war viel größer als derjenige, den
die Könige von Frankreich und Deutschland besaßen.
Auf einem Kriegszuge, den Wilhelm gegen seinen Lehns-
herrn, den König Philipp I. von Frankreich unternahm, stürzte
der riesige Reiter mit dem Pferde und starb an den Folgen
seines Falles (1087).
4'
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelm Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I.
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen England England Canter- England Frankreich Deutschland
476—1100.
53
unter andern das spater so berühmte Lund in Schonen, allein
seine Absicht, die dänische Kirche der Oberherrschaft des bremi-
schen Erzbischofs zu entziehen, erreichte er nicht.
Von den vielen Söhnen Svcnd Estridsen's bestiegen
fünf nach ihm den dänischen Thron, der eine nach dem andern,
durch des Volkes Wahl, ein großer Beweis der Liebe, die
Svend Estridsen sich erworben hatte. Unter ihnen war
Knud der Heilige (1080—1086), ein tapferer Krieger und
kräftiger König, der mit Strenge das Ansehn des Gesetzes auf-
rechterhielt und mit kräftiger Hand den Seeräubereien ein Ende
machte, welche noch zu seiner Zeit, als Ueberbleibsel des Wikin-
gerlebens des Alterthums, auf der Ostsee stattfanden. Er be-
günstigte die Geistlichkeit, erlaubte ihr, sich in allen Sachen von
ihren eignen Standesgenossen richten zu lassen und verlieh den
Bischöfen einen den Herzögen des königlichen Hauses gleichkom-
menden Rang.
Knud war darauf bedacht, Dänemarks alte Ansprüche auf
England geltend zu machen; er befahl, eine große Flotte aus-
zurüsten, um mit seinen Leuten nach England zu gehen, und
dort mit Wilhelm dem Eroberer um das Erbe Knuds des
Großen zu kämpfen. Allein als die Kriegsleute versammelt
waren und der König zu lange zauderte. zerstreute sich die
Flotte vor der Ankunft des Königs. Als der König mit
Härte Strafgelder für dies ungesetzliche Betragen eintricb, brach
in Nordjütland ein Aufruhr aus; derselbe griff schnell um sich,
und der König wurde mit einem Theile seiner Treuen in der
St. Albani Kirche in Odense getödtet (1086).
Sein Bruder Erik Eiegod (1095—1103), ein streit-
barer, kräftiger und volksthümlicher König, verschaffte sich auf
einer Reife nach Rom vom Papste die Erlaubniß zur Stiftung
eines nordischen Erzbischofssitzes, wodurch die dänische
Kirche der Oberherrschaft des bremischen Erzbischofs entzogen
wurde. König Erich Eiegod starb auf einer Pilgerreise nach
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Extrahierte Ortsnamen: Lund England England Nordjütland Odense Rom
476-1 100.
61
heiligen christlichen Kirche dienen sollten, ohne sich um weltliche
Lüste und Vortheile zu bekümmern.
Gregor that ferner auf einer Kirchenversammlung in
Rom (1075) alle diejenigen in den Bann, welche sich der „Si-
monie" schuldig machten; kein Geistlicher durfte sein Amt aus
der Hand eines Nichtgeistlichen, oder um weltlicher Vortheile
willen, annehmcn; die Bekleidung mit dem Gewände (Pallium)
des heiligen Amtes und die Verleihung des bischöflichen Ringes
und Stabes (Investitur) war allein der Kirche, von welcher
der heilige Geist ausging, Vorbehalten.
Die Ausführung dieser Beschlüsse stieß auf bedeutenden
Widerstand, sowohl Seitens der hohen Geistlichkeit, als
auch der weltlichen Herren, welche die Handlungsweise des
Papstes für anmaaßende Willkühr gegen die persönliche Freiheit
des Einzelnen und die selbstständige Macht der Staaten hielten.
Gregor nahm den Kampf mit seinen Widersachern kräftig auf;
das niedere Volk wurde gegen die verheiratheten Geistlichen auf-
gewiegelt und das Cölibatsgesetz wurde, trotz der Verzweiflung
der Priester, durchgesetzt. Die Gesetze gegen Simonie wurden
gegen den einen Fürsten nach dem andern in Kraft gesetzt, denn
der Papst beutete das Mißvergnügen der Vasallen und Völker
rücksichtlich der Willkühr der Könige aus, um durch diese Mit-
tel ihre Throne wankend zu machen, wenn sie sich nicht den Vor-
schriften der Kirche fügen wollten. In weltlicher Rücksicht
konnte er sich auf eine neue und kriegerische Macht stützen,
welche in Süditalien entstanden war; denn die französischen
Normannen hatten seit dem Jahre 1027 ein Reich in Neapel
gegründet, welches seine Herrschaft allmählich über Süditalien und
Sicilien ausdehnte; da der Papst fühlte, daß sie gegenseitig der
Hülfe bedürften, begünstigte er die Erobrungen der Normannen,
und der kampflustige Herzog Robert Guiscard erklärte sich im
Jahre 1059 für den Vasallen der römischen Kirche. Auch im
Norden erwarb sich die römische Kirche durch den großen Ein-
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Gregor Gregor Robert_Guiscard