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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 2 - S. 10

1827 - Leipzig : Fleischer
10 ging mit dem festen Vorsatze nach Hause, den Zug mitzuma- chen, und eilte, sich das Kreuz aufheften zu lassen, ja Manche brannten es sich zum unvergänglichen Denkmale ihres festen Willens mit einem glühenden Eisen in das Fleisch ein. Darum nannte man alle, welche das Zeichen des Kreuzes trugen, Kreuz- fahrer. Mit Verachtung sah man auf die herab, welche Zu- rückbleiben wollten, und betrachtete dies als einen Beweis eines ruchlosen Herzens. Alle beschäftigten sich nun mit Vorbereitun- gen. zur langen Reise. Dieser verkaufte seine liegenden Gründe, um sie zu Gelde zu machen; jener schenkte seine Güter den Kirchen und Klöstern, um den Segen des Himmels zu erwer- den ; ein Andrer reifte umher, um von Freunden und Verwand- ten Abschied zu nehmen, wahrend ein Vierter feine Waffen putzte und seine Pferde zuritt. Alle Bande des Blutes wurden zerrissen. Der Sohn riss sich vom Herzen der Mutter, der Gatte aus den Armen seiner Frau und Kinder íoéy und Alle brann- ten vor Ungeduld nach dem Augenblicke des Aufbruchs. Jeder träumte von den Reichthümern, die er zusammenplündern, von den Städten, die er erobern, und den Saracenenköpfen, die er abhauen würde. Priester, Mönche und Einsiedler drängten sich herbei, ja selbst furchtsame Nonnen traten keck aus den Mauern ihrer Klöster ohne Erlaubniß ihres Bischofs heraus, um den für heilig gehaltenen Zug mitzumachen. Die Bewegungsgründe aller dieser Leute waren freilich sehr verschieden. Während Einige von wirklicher Frömmigkeit getrieben wurden, war es bei Andern Durst nach Abentheuern, oder Neugier, oder Hang zur Verän- derung. Noch Andere wollten sich dadurch der Dienstbarkeit ihrer Herren entziehen, oder den Mahnungen ihrer Gläubiger entgehen, oder früher begangene Verbrechen sühnen. Alle aber wurden von der gewissen Hoffnung beseelt, ihre Glücksumstände zu verbessern. Unter diesen Zurüstungen brach das Jahr 1096 an, und nun stellte Europa, besonders aber Frankreich ein noch nie ge- sehenes Schauspiel dar. Von allen Seiten setzten sich einzelne Schaaren in Bewegung, und eilten den verabredeten Versamm- lungsplätzen zu. Uebcrall sah man flatternde Fahnen, daher- sprengende Ritter, eilig wandernde Kreuzfahrer, und alle Wege

2. Theil 2 - S. 11

1827 - Leipzig : Fleischer
11 waren mit Menschen bedeckt, die jubelnd das Feldgeschrei: „Gott will es -haben;" hören ließen. Wären die Menschen nicht so ganz berauscht gewesen von ihrem Eifer, so hätten sie über Commando und Verpflegung, über den einzuschlagcnden Weg u. s. w. Ueberlegungen angeftellt, und Verabredungen ge- troffen ; aber daran dachte Keiner. Alle beruhigten sich bei dem Gedanken: Gott will es haben; darum wird er auch selbst für- alles sorgen. Aber Gott hilft nur denen, welche den ihnen ver- liehenen Verstand recht gebrauchen, und daher wurde von An- fang an Alles verkehrt angefangen. Der größte Haufen hatte sich unter die Anführung Kuku- peters begeben. Es war dies aber fast nichts, als liederliches Gesindel, welches nur darum mitzog, um sich der Arbeit da- heim zu entziehen, und unterwegs vom Plündern zu leben. Die- ser zahllose Haufen erschien zu Anfänge des Frühlings vor der Burg Gottfried's von Bouillon, Herzogs von Nieder- lothringen, desselben trefflichen Ritters, der schon bei der Schlacht bei Merseburg unter Heinrichs 4. Heer erwähnt worden ist. Auf ihn setzten die Kreuzfahrer mit Recht das größte Vertrauen, und wollten von ihm geführt seyn. Gottfried erschrak, als er den ungeregelten Haufen erblickte. Unmöglich konnte er Lust ha, den, mit solchen Leuten zu ziehen. Er ermahnte sie, nur im- mer indessen voran zu ziehen; er würde ihnen bald Nachkom- men. So brach denn der Schwarm wieder auf, und setzte ju- belnd den Weg über Deutschland fort. Die große Anzahl die- ser Leute bewog Petern, den Haufen zu theilen. 15 — 20,000 der Ungeduldigsten, größtentheils Fußgänger, bildeten den Vor- trab. Sie wurden angeführt von einem Ritter, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte. Der Zug dieser Leute ging durch Deutschland. Bis an die ungersche Gränze hielten sie Ordnung. Die Ungern versprachen ihnen hin- längliche Lebensmittel, aber sie verlangten, daß sie ruhig ihren Weg fortsetzten. Das war indessen diesen Leuten unmöglich. Sie zerstreuten sich, verübten viele Gewaltthätigkeiten, und be- trugen sich so schlecht, daß endlich den Ungern die Geduld riß, und sie in der Gegend von Semlin sechszehn dieser Bösewichrer todt schlugen. Aber die nachdrücklichste Züchtigung wartete ihrer

3. Theil 2 - S. 39

1827 - Leipzig : Fleischer
39 als wie fein Vater. Auch ihm sagten die meisten unkr ihnen den Gehorsam auf, griffen zu den Waffen, und bald sah er sich in derselben Lage, als einst sein unglücklicher Vater. Einmal stürmten die Einwohner von Mainz sogar seinen Pallast, und hätten ihn beinahe todtgcschlagen, wenn er nicht geschwind nach- gegeben hatte. Erst nach mancher Angst und mancher Schlacht versöhnte er sich wieder mit seinen Untcrthancn. Er hat gelebt bis zum Jahr 1125. Er war erst 44 Jahr alt, und hinterließ keine Kinder. Wer erkennt hierin nicht eine Strafe des gerechten Gottes, der es ungerathenen Kindern nie gnt gehen läßt! Da mit Heinrich 5. das fränkische Kaiserhaus ausgestorben war, so mußte man zu einem andern Hause übergehen. Die Fürsten versammelten sich zur Wahl wieder am Rhein. Die größte Hoffnung machte sich Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben. Sein Vater war ein Schwiegersohn Kaiser Heinrichs 4. gewesen, und hatte von diesem das Hcrzog- thum erhalten. Aber man fürchtete seine Ehrsucht; auch war der vorige Kaiser zu wenig beliebt gewesen, als daß man seinen Nef- fen hätte wählen sollen. Darum fiel die Wahl auf Lothar, Herzog von Sachsen, einen frommen und braven Herrn. Auf Ruhe konnte damals ein deutscher Kaiser nicht den- ken; so war es auch bei diesem. Die beiden hohenstaufischen Brüder, Friedrich von Schwaben und Conrad von Franken, konnten es ihm nicht vergeben, daß um seinetwillen ihrhaus.über-- gangen sey, und machten ihm während seiner ganzen Negierungs- zeit recht viel zu schaffen. Um sich zu stärken, verband er sich mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Bakcrn, und gab ihm seine einzige Tochter zur Frau. Außerdem ertheilte er ihm noch das Herzogthum Sachsen, so daß Heinrich zwei Herzogthümer zugleich besaß — ein seltener Fall — und der mächtigste Fürst in Deutschland wurde. Der Haß der Hohenstaufen wurde dadurch nur noch mehr aufgestachelt, und so entzündete sich eine wüthende Feindschaft zwischen beiden Häusern, die auch noch unter den folgenden Kaisern fortwährte, und Veranlassung war, daß sich ganz Deutschland und Italien in die zwei Partheien der Guel- fen (Welfen) und G ibell inen theilte. Denn Heinrich war aus dem welfischen Hause, die Hohenstaufen aber wurden von

4. Theil 2 - S. 14

1827 - Leipzig : Fleischer
14 ist; sonst seyd ihr verloren." Aber die Warnungen halfen nicht lange. Dann riß ihnen die Geduld. In ihrem Uebermu- the zwangen sie den verständigen Walther Habenichts, sie gegen die Feinde zu führen. Die hatten dies langst gewünscht, lauer- ten ihnen bereits auf, und fielen sie so kräftig von allen Sei- ten an, daß von dem ganzen Heere nicht mehr als — 3000 Mann das nackte Leben retteten. Auch Walther war erschlagen worden; Peter war zu seinem Glück gerade in Conftantinopel, und holte geschwind das Häuflein zurück. Als späterhin die nachfolgenden Kreuzfahrer nach Kleinasien kamen, gebrauchten sie die gebleichten Knochen ihrer hier erschlagenen Brüder, um davon eine Brustwehr aufzuwerfen. Endlich am 15ten August 1096 setzte sich auch das Haupt- heer von den Ufern der Maas in Bewegung. Es bestand we- nigstens aus 90,000 Streitern, unter denen 10,000 wohlbepan- zert zu Pferde saßen. Vor allen herrlichen Rittern aber leuch- tete hervor der edle Gottfried von Bouillon, ein Mann in der Blükhe der Jahre, — er zählte ihrer erst 35, — von schönem, kraftvollem Körper, wohlerfahren in allen Künsten der Ritterschaft und des Kriegs, eine Wetterwolke in der Schlacht, aber sonst bescheiden, menschenfreundlich, und vor allen voll in« niger Frömmigkeit. Wie herrlich er bei Merseburg für Hein- rich 4. gefochten habe, ist schon erzählt worden; aber nicht, wie tapfer er sich schon als 15jähriger Jüngling benahm. Ein mächtiger Verwandter verdrängte ihn, weil er den Knaben für gering hielt, aus seinen Besitzungen. Gottfried klagte; die Rich- ter aber verwiesen ihn auf das Gottesurtheil des Zweikampfes. Beide erschienen von Kopf bis zum Fuß gerüstet in Gegenwart des Kaisers, und alle Zuschauer waren auf den Ausgang ge- spannt. Die Schwerter durchzuckten die Luft; endlich hieb Gott- fried mit solcher Gewalt auf den Schild des Gegners, daß — sein Schwert bis nahe an den Griff zersprang. Jeder gab nun den armen Jüngling verloren, und der Kaiser wollte schon die Streitenden trennen lassen. Aber sich besiegen zu lassen konnte Gottfried nicht ertragen. Rasch flog er auf seinen Gegner ein, und schlug ihn mit dem bloßen Griff so kräftig gegen den Kopf, daß er sogleich zu Boden taumelte, und sich für besiegt erkannte.

5. Theil 2 - S. 15

1827 - Leipzig : Fleischer
Alle jauchzten dem mannhaften Jünglinge Beifall zu; er aber eilte auf den blutenden Gegner los, und ging nicht eher voü dannen, bis er ihn untergebracht sah. Schon in der Jugend hatte Gottfried das Gelübde gethan, für die Befreiung des heiligen Grabes zu kämpfen; wie klopfte ihm nun das Herz, zur Lösung seines Gelübdes das Schwert zie- hen zu können! An der Spitze des stattlichen Heeres zog er über den Rhein, durch Deutschland, und kam an Ungarns Gränze. Es war kein Wunder, daß der König nach so vielen Übeln Er- fahrungen nicht geneigt war, fernerhin den Kreuzfahrern den Durchweg zu erlauben. Indessen ließ er sich endlich bedeuten- daß die Neuangekommenen bessere Leute wären als jene früheren, und versprach ihnen Lebensmittel in Fülle, wogegen die Kreuz- fahrer die strengste Mannszucht gelobten, und — auch hielten. Auch beim Zuge durch das Land der Vulgaren lief alles fried- lich ab. Um so mehr war dies im griechischen Kaiserthum zu erwarten. Aber Alexius hatte seinen Sinn geändert. Er hatte zwar die abendländischen Fürsten um Hülfssoldaten gebeten; aber Laß sich, wie es schien, das ganze Abendland erheben wurde, hatte er nicht vorausgesehen. An 300,000 Kreuzfahrer waren schon bei ihm vorübergefluthet, und hatten fast sämmtlich be- reits den Tod gefunden. Nun hörte er, jetzt käme erst das Haupt- heer, dem wieder neue Schwarme folgen sollten. Dabei ergriff ihn der Argwohn, ob wohl die Sache auf seinen eignen Thron abgesehen wäre, und von nun an bewies er sich feindlich gegen die Kreuzfahrer. Ihnen offen entgegenzutreten, dazu war er zu schwach; aber alle Kunstgriffe der Heimtücke übte eran ihnen aus, die alle zu erzählen die Zeit nicht erlaubt. Auch an Gott- fried wollte er seine Tücke auslassen; aber dieser wußte ihm zu begegnen- Als nämlich Alexius seinen Unterthanen verboten hatte, das Lager der Kreuzfahrer mit Lebensmitteln zu versehen, wie er doch versprochen hatte, so befahl Gottfried seinen Leuten, nur selbst zuzugreifen, und das thaten diese auch so nachdrücklich, daß Alexius schnell das Lager mit allem Ueberflusse versorgte. Ueberhaupt war der Charakter dieses Kaisers ein Gemisch von Hochmuth, Feigheit und Tücke, und die Kreuzfahrer muß- ten sich sehr vor chm hüten- Als nun außer Gottfried noch viele

6. Theil 2 - S. 46

1827 - Leipzig : Fleischer
beiden mächtigen Häufet' der Guelfen und Gibellinen. Auch war er ganz dazu gemacht; denn von Vaters Seite (sein Vater war Conrad der Hohenftaufe, Herzog von Franken) war er ein Ho- henstaufe, und durch seine Mutter stammte er von den Guel- fen ab. Auch hatte er Ansehen genug, den gegenseitigen Haß beider Häuser, wenn er auflodern wollte, mit Nachdruck zu un- terdrücken. Um allen Stoff zum Unfrieden zu zerstören, gab er Heinrich dem Löwen das Herzogthum Baiern zurück, so daß dieser nun wieder Baiern und Sachsen zugleich besaß, und dadurch der mächtigste Fürst Deutschlands wurde. Der Markgraf von Oeftreich wurde für den Verlust von Baiern dadurch entschädigt, daß er ihn zum Herzog von Oestreich erhob, und ihn von der bisherigen Abhängigkeit von Baiern lossprach. Leider konnte Friedrich für Deutschland nicht viel wirken, da Italien ihm bis an den Abend seines Lebens so viel zu thun machte. Die Städte in der Lombardei, von denen Mailand die vornehmste war, hatten ihn zwar als ihren Herrn anerkannt, aber sie waren durch Thütigkeit reich, und durch Reichthum übermüthig geworden, und meinten, der Kaiser sey wohl ihr Schutzherr, dürfe aber ihre Freiheiten und Gesetze nicht anta- sten. Am übermüthigften war das mächtige Mailand, und hatte mehrere benachbarte Städte unterdrückt. So waren damals zwei Partheien unter den lombardischen Städten; die eine hielt es mit Mailand, die andere suchte die Hülfe des Kaisers. Es erschienen vor dem Throne Friedrichs die Abgesandten der Städte Lodi, Como, Pavia und Ccemona, und baren um Schutz gegen Mailand. Der Kaiser sagte ihnen Hülfe zu, und zog 1154 zum ersten Male nach Italien. Auf den ronealischen Feldern unweit Mailand hielt er einen großen Reichstag nach alter Sitte, hörte die Klagen gegen Mailand an, und ließ sich in Pavia zum König von Italien krönen. T o r t o n a, welches es mit Mailand hielt, und die Befehle des Kaisers verachtete, wurde belagert, ausgehungert und endlich von Grund aus zer- stört, und dadurchgder Haß der Mailänder gegen den Kaiser noch höher gesteigert. Sie warben Truppen, sagten dem Kaiser den Gehorsam auf, rissen von den kaiserlichen Schreiben die

7. Theil 2 - S. 49

1827 - Leipzig : Fleischer
49 rief laut feinen Kindern zu: „selig, wer für Vaterland und Frei- heit stirbt! Fürchtet den Tod nicht, lieben Kinder, der allein euch zur Freiheit führen kann. Wäret ihr so alt als wir, so würdet ihr ihm, wie wir, freudig für das Vaterland entgegen- gehn. Euch Glückliche ereilt er, ehe ihr dem Jammergeschrei eurer um Schonung flehenden Kinder das Ohr verschließen dürft." Und nun schleuderten die Maschinen der Cremeser un- geheure Steinb'löcke gegen den anrückenden Thurm, den endlich, als er aus den Fugen zu brechen drohte, der Kaiser zurückzu- ziehen befahl. Neun Kinder waren zerschmettert worden- — Nachdem die Belagerung sechs Monate gedauert hatte, und keine Hoffnung mehr da war, die Stadt zu behaupten, unter- warf sich Crema. Friedrich erlaubte den Einwohnern Abzug mit Allem, was sie tragen könnten- Dann wurde die Stadt gänzlich zerstört. Nun zog der Kaiser vor Mailand. Es mußte sich auf Gnade und Ungnade unterwerfen 1162. Die Consuln und die Edelleute erschienen mit bloßen Schwertern auf den Nacken ge- bunden, die Bürger mit Stricken um den Hals, alle ohne Kopf- bedeckung, und barfuß, und warfen sich mit demüthigfter Ge- behrde, und: „Gnade! Gnade!" rufend, vor die Füße des Kaisers nieder. Dieser befahl, daß alle, welche seit drei Jahren Consulen gewesen waren, vor ihm erscheinen, und daß alle Waf- fen und Fahnen ihm überliefert werden sollten. Fünf und zwan- zig Tage ließ er die Bürger in der Ungewißheit, was er über die Stadt beschließen werde. Dann gebot er, die Mauern abzutra- gen, und allen Einwohnern auszuwandern. Zitternd gehorchten sie; Friedrich zog in die menschenleere Stadt ein, und sprach nun das Urtheil aus: Mailand sollte von Grund aus geschleift, und sein Name von der Erde vertilgt werden. Die Bewohner aber der Städte, welche mit Mailand in Feindschaft gelebt hat- ten, baten den Kaiser um die Erlaubniß, das Werk der Zerstö- rung verrichten zu dürfen. Es wurde ihnen gewährt, und sie arbeiteten so rastlos, daß nach sechs Tagen kaum noch mehr als die Steinhaufen zu sehen waren. Welche gemeine Gesinnung, den Feind im Unglücke noch zu verfolgen! — Die vertriebenen Einwohner erhielten den Befehl, sich an vier verschiedenen Orten' Nöff. Weltgesch. H. Th. 4

8. Theil 2 - S. 55

1827 - Leipzig : Fleischer
55 50. Philipp August und Richard Löwenherz. — Heinrich 6. König Ludwig 7. von Frankreich hatte eine stolze, herrsch- süchtige Frau, Eleonc ra. Sie hatte ihrem Gemahl, beson- ders wahrend seines Kreuzzugs, auf welchem sie ihn begleitete, viele Kränkungen zugefügt, so daß er sich nach seiner Rückkunft von ihr schied. Sie heirathete darauf den Grafen Heinrich Plantagenet von Anjou, und brachte ihm ihre reichen Güter, die sie in Frankreich besaß (Guienne und Poitou, der südwestliche Theil Frankreichs), zu, und machte ihn schon dadurch zu einem sehr mächtigen Herrn. Aber bald darauf erbte er auch noch den englischen Thron, so daß er zugleich England und fast die Hälfte von Frankreich besaß, und nun für den König von Frankreich ein sehr gefährlicher Nachbar wurde. Wegen seiner Besitzungen in Frankreich war dieser Heinrich 2. ein Vasall des Königs dieses Landes, und doch war er bei weitem mächtiger als sein Lehnsherr. Das gab natürlich zu vielen Streitigkeiten Anlaß. Die folgenden Könige von Frankreich suchten die Engländer nach und nach aus dem Reiche zu ver- drängen; diese wollten sich aber nicht verdrängen lassen, und so war denn der Stoff zu vielen blutigen Kriegen, gegeben, welche im 12ten, 13ten, 14ten und 15ten Jahrhundert zwischen beiden Nachbarnationen geführt wurden. Hätte Ludwig 7. seine Gemahlin Eleonora behalten, so wären diese Kriege vielleicht ganz vermieden worden. So bringen kleine Vorfälle oft große Begebenheiten hervor. Als die Nachricht von der Eroberung von Jerusalem durch Saladin nach Europa gekommen war, gelobten der damals schon bejahrte Heinrich 2. und der junge König von Frankreich Philipp August, Ludwigs 7. Sohn, einen Kreuzzug, und Beseitigung ihrer Streitigkeiten während desselben. Während sie sich noch dazu rüsteten, starb Heinrich vor Aerger über seine Söhne. Richard Löwenherz hieß der eine, Johann ohne Land der andere. Die Beinamen erhielten sie erst später. Diesen hatte der Vater vor dem doch besser gesinnten Richard begünstigt. Darum empörte sich Richard gegen seinen Vater. Heinrich bekämpfte mannhaft den ungehorsamen Sohn. Als

9. Theil 2 - S. 56

1827 - Leipzig : Fleischer
56 ihm aber die Nachricht gebracht wurde, auch sein Sohn Johann habe ihn verlassen, da brach ihm das Herz. Er fluchte seinen Kindern, und starb vor Gram 1189. Daß es beiden Söhnen nicht gut gehen konnte, da des Vaters Fluch auf ihnen lag, können wir schon voraussetzen, weil die Weltgeschichte uns ohne Ausnahme lehrt, daß für die bösen Thaten der Menschen die Strafe nie ausbleibt. Um sein Gewissen zu beruhigen, unternahm der neue Kö- nig von England, Richard Löwenherz, sogleich den Kreuzzug, und vereinigte sich dazu mit Philipp August. Das dazu nö- thige Geld zusammenzubringen, wurde Geistlichen und Weltlichen eine Abgabe aufgelegt, die man den Saladinszehnten nannte. Auch dies Mal fand sich eine ungeheure Menge von Pilgern ein; man beschloß aber, statt des Landwegs durch Ungarn, lieber zur See die Reise zu unternehmen, um die Unfälle zu vermeiden, welche bis jetzt noch alle Kreuzfahrer, besonders in Klein-Asien, erfahren hatten. Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen in Genua ein, 1190.. Die anfängliche Einigkeit wurde schon getrübt, als beide Könige in Messina auf Sicilien ans Land stiegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie im folgenden Jahre vor der Stadt Akre landeten, und diese Stadt belagerten. Dennoch wurde endlich die Stadt erobert, weil beide Nationen sich wetteifernd anftrengten; die eine Hälfte wurde von den Engländern, die andere von den Franzosen in Besitz genommen. Herzog Leopold von Oe st reich glaubte, er habe für seine Deutschen auch das Recht, einen Theil zu be- setzen, und pflanzte seine Fahne auf einen der Stadtthürme auf. Darüber ergrimmte der stolze Richard, weil ein Herzog sich Königen gleich stellen wollte, und befahl, die Fahne abzu- reißen und in den Koth zu treten. Leopold war zu schwach, um widerstehen zu können; er verließ aber die Stadt, und nahm sich vor, bei Gelegenheit Rache auszuüben. Nicht geringer war die Erbitterung zwischen den beiden Königen. Beide machten auf die Insel Cypern Anspruch. Auch die Pilger waren mürrisch, weil sie bei der Theilung der Beute von Akre zu kurz gekommen wären. Kurz es war nir- gends Eintracht und einmüthiges Wirken. Zuerst verlor Phi-

10. Theil 2 - S. 85

1827 - Leipzig : Fleischer
85 gust 1268. Die tapferu Ritter in Conradins Heer warfen nach dem ersten Anlaufe die Franzosen in die Flucht. Dasselbe Schicksal hatte der zweite Haufe, und Conradin zweifelte nicht, daß selbst König Karl geblieben sey; denn man fand einen ge- tödteten Ritter, welcher Karln glich, und die königlichen Abzei- chen trug. Aber man wußte nicht, daß Karl aus Sorge für seine Sicherheit seine Rüstung diesem Ritter hatte anlegen las- sen. Jetzt sah man keinen Feind mehr vor sich. Man über- ließ sich einer granzenlofen Freude; die Beute wurde getheilt; die Reihen lösten sich auf. Viele legten die Panzer und Waf- fen ab, um von den Anstrengungen des heißen Sommertages auszuruhen. Aber Karl von Anjou hatte seine auserlesensten Reiter auf- den Rath eines französischen Ritters in eine Bergschlucht ver- steckt. „Jetzt ist es Zeit'." rief dieser dem Könige zu, brach vor, und sprengte in die Ebene. Als das Heer der Deutschen die Feinde erkannte, war die Bestürzung zu groß, und die Zeit zu kurz, um sich zu sammeln. Wer fliehen konnte, floh; nur einzelne Haufen wehrten sich noch, bis auch sie in die Flucht geworfen wurden. Welcher Glückswechsel! Schon glaubt Con- radin gesiegt zu haben und den Feind getödtet, und nun ist sein Heer auseinandergesprengt, sein Reich unwiederbringlich verloren. Conradin und einige der Edelsten aus seiner Begleitung waren nach der Meeresküste gejagt, und hatten schnell ein Schiff bestiegen, um nach Sicilien zu entkommen. Aber der Besitzer" eines an der Küste gelegenen Schlosses merkte, daß die Fort- schiffenden bedeutende Männer seyn müßten, und hoffte, daß ihre Gefangennehmung ihm von Karln von Anjou große Beloh- nungen erwerben würde. Darum schickte er ihnen ein Schiff nach, und ließ sie zurückholen. Eonradin gab sich zu erkennen, und hoffte hier Hülfe zu finden, weil jener Edelmann von sei- nem Großvater mit Wohlthaten überschüttet worden war. Das aber hatte der tückische Italiener langst vergessen. Er nahm die Unglücklichen gefangen, und lieferte sie dem unversöhnlichen Karl aus. Mit Conrabin zugleich war gefangen genommen worden
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