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1. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 604

1910 - Dortmund : Crüwell
604 6. Die Füßchen wurzeln am Doden ein. Zn Blumen wurde der Augen Schein. Sie ftchtt's und fnhtps wie im Traume. Sie wartet am Wegessaume. 278. Wenn die Blätter fallen, von Heinz weiten. Us wird kalt, der Herbst ist im Anzug. Blatt auf Blatt fällt von den Bäumen. Jährlich, alljährlich wiederholt sich das gleiche Schauspiel. Wäre es nicht vorteilhafter, die Bäume be- hielten ihr Blätterkleid, wenn es kalt wird, als Wärmeschuh? Jedes andere Lebewesen schützt sich im Winter vor der Kälte, sei es durch einen dicken Pelz, durch Erdhöhlen, in die es sich verkriecht, oder dadurch, daß es sonst irgend etwas unternimmt, um der Unbill der kalten Jahreszeit zu entfliehen. Nur die Pflanze ist schutzlos dem Wind und Wetter ausgesetzt; ja, sie verliert sogar ihr Kleid, das ihr doch immerhin einen — wenn auch bescheidenen — Schuh hätte gewähren können. Das klingt ja recht einleuchtend, aber die Blätter sollen gar kein Schutz gegen die Kälte sein, sie dienen ganz anderen Zwecken. Die Natur verfügt über ein weit wirksameres Mittel, um die Pflanze vor der Kälte zu wahren, das ist die Schnee- decke. Die Blätter aber sind kleine Fabriken, in denen die Pflanze die Nährstoffe herstellen läßt, die sie für ihren Unter- halt benötigt. In diesen Fabriken wird das salzhaltige Wasser, das die Wurzeln liefern, mit der Kohlensäure der Luft zusam- men verarbeitet zu Zellulose, Stärke, Zucker, Fett und andern guten Dingen. Die treibende Kraft, die in den Blattfabriken die Maschinen in Bewegung setzt, ist die Sonne. Wenn aber die Sonnenstrahlen bereits so viel an Wärme und Kraft ver- loren haben, daß sie den Fabriken nichts mehr nützen können, dann stehen diese still. Und da sie nur aus billigem, leichtem Fachwerk aufgebaut sind, das neu herzustellen nicht viel Mühe macht, so zieht die Pflanze es vor, diese Fabriken ganz abzu- brechen, das heißt, die Blätter abzuwerfen, um sie im nächsten Jahre wieder aufzubauen. Natürlich wird vorher aus den Blät- tern alles herausgeräumt, was noch irgendwie von Nutzen für den Baum sein könnte. Denn die Mutter Natur ist eine spar- same Hausfrau, die so leicht nichts umkommen läßt. Die Kohlen- hydrate wandern in den Stamm, und die eiweißartigen Ver- bindungen und auch die grünen Chlorophyllkörperchen gehen

2. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 643

1910 - Dortmund : Crüwell
643 einander aufgefangen werden. Die Stoffe, die zuerst der schwach erhitzten Retorte entströmen, werden leichte Teeröle genannt. Nach einigen andern chemischen Körpern erscheinen bei gesteigerter Tem- peratur die schweren Teeröle, und zuletzt bleibt als Rückstand ein zäher, kaum noch flüssiger Stoff, das Teerpech, zurück, das nicht mehr destillierbar ist. Die Produkte jeder Klasse besitzen chemische Eigenschaften, die sie befähigen, neue Körper zu bilden, die eine weit- gehende, ungeahnte Anwendung gesunden haben. Von ganz besonderm Segen für die gesamte Menschheit sind die Teerprodukte geworden, die durch die Hand des Arztes bei den verschiedensten Krankheiten Verwendung finden. Daß ansteckende Krankheiten, wie Cholera und Pest, die früher mit all ihren Schrecken ganze Erdteile durchzogen, nicht mehr diese furchtbare Ausdehnung annehmen, danken wir zum Teil der Karbolsäure, einem aus Teer gewonnenen Mittel. Sie besitzt die Eigenschaft, die meisten Krank- heitserreger zu töten, und ist somit imstande, die Weiterverbreitung einer Seuche fast ganz zu verhindern. Sie dient also zur Desin- fektion. Bei dem geringen Preise, für den sie käuflich ist, wird es selbst dem Ärmsten möglich, sie anzuwenden. Gerade deshalb ist sie so besonders wertvoll. Leider ist die Karbolsäure giftig und kann daher nicht allge- meine Anwendung finden; aber der Teer gibt uns noch ein anderes Mittel, das dieselbe desinfizierende Eigenschaft besitzt wie das Kar- bol; es ist das Lysol. Dieses wirkt allerdings im Magen des Men- schen auch als Gift; dagegen wenden es die Ärzte bei Wundbehand- lungen mit bestem Erfolg an. Ein furchtbarer Feind des Menschen, der fast bei jeder Krank- heit auftritt, ist das Fieber. Tausende fallen ihm alljährlich zum Opfer, und mit banger Sorge betrachtet man einen lieben Kranken, der von diesem tückischen Feinde niedergeworfen ist. Die einzige Arznei, die man früher gegen das Fieber kannte, war das Chinin, eine Abkochung der Rinde des Fieberbaumes. Diese konnte aber sowohl wegen ihres hohen Preises als auch wegen ihrer giftigen Eigenschaften nur in bescheidenem Maße verwendet werden. Da war es wieder der Teer, der uns eine ganze Reihe billiger Fieber- mittel lieferte, unter denen das Phenazetin das gebräuchlichste ist. Ein Süßstoff, der Vierhundertmal so süß ist als Zucker, das Saccharin, entstammt ebenfalls dem Teer. Es ist zwar kein eigent- liches Genußmittel wie der Zucker; doch ist es für die leidende Menschheit deshalb von so hoher Bedeutung, weil es von Kranken genossen werden darf, denen der Zuckergenuß verboten ist. Sie brauchen daher die manchmal so schmerzlich vermißten süßen Spei- sen nicht mehr zu entbehren. Von den vielen andern in der Heilkunde angewandten Teer- stoffen sei nur noch die Salizylsäure erwähnt, die auch der Haus- frau nicht unbekannt ist, da sie verschiedenen Speisen, besonders 41*

3. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 111

1911 - : Crüwell
111 Geschmacklose Vasarware. Links: Künstliche Blume in Topf mit Papiermanschette. Rechts: Base in natur- widriger Form und mit sinnlosem Zierat. 2n der Mitte: Schlechte Form eines Blumentisches. sie hören lind ihr folgen. Darum weg zunächst mit allen: Schmuck, aus den Wohnungen, der im Widerspruch zur Natur steht! Dazu gehören an erster Stelle die künstlichen Blumen, besonders die Papier- blumen! Künstliche Palmen, künstliche Topfpflanzen, künstliche Blumenranken und Papierrosen an den Spiegeln sind und bleiben geschmacklos, abgesehen davon, daß sie Staubfänger abgeben. Diese der Natur nachgeahmten Blumen und Pflanzen sind nichts weiter als eine Lüge. Wenn sie sich nicht durch einen natürlichen Blumen- schmuck ersetzen ließen, dann würde sich allenfalls eine solche Geschnmcksverirrung noch einigermaßen entschuldigen lassen. Bon den Jahrmärkten und Kirmesbuden trügt man derartige papierne Geschmacklosigkeiten heim. An den Schönheiten, die uns die Natur in verschwenderischer Fülle darbietet, geht man indes achtlos vorüber. Ferner keine Basen oder sonstigen Blumenb eh älter, die den Anforderungen der Natürlichkeit und darum auch des Geschmackes widerstreiten! Darin sieht man oft unglaubliche Geschmacksver- irrungen. Man findet derartige „Kunsterzeugnisse" in allen nur denkbaren Formen in den Basaren und andern Verkaufsstellen: Vasen aus Zinkguß mit bronzierten Henkelverzierungen oder aus Glas oder Porzellan mit verschwommenen Landschaften, unnatür- lichen Blumengewinden oder Tierköpfen und ähnlichem mehr. Hier gilt als Regel: Einfache Form und keine aufdringliche Verzierung, jedenfalls aber keine Blumenverzierung. Ton- oder Steingutvasen, wie man sie fiir einige Pfennige auf dem Markt erstehen kann, Glas- oder irdene Vasen in einer Farbe und in einfacher Form:

4. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 96

1911 - : Crüwell
96 8. Jung Irmgard kehrt in der Väter schloß Mit bleichendem Haar auf hagerem Boß. 9- „Gott grüße dich, Aind, bliebst lange aus!" „Lieb Mutter, lieb Mutter, wie schön ist's zu Haus!" 10. „Mein Aind, wo blieb dein blondlockiges chaar?" „Ach Mutter, das färbte manch trübes Jahr!" 11- „Mein Aind, wo sind deine Mangen rot?" „Ach Mutter, die bleichten Aummer und Not!" 12. Mein Aind, wo ist dein fröhlicher Blick?" „Lieb Mutter, der blieb im Malde zurück." 13. „Mein Aind, mein Aind, was ist dir geschehn?" „Lieb Mutter, ich habe die Melt gesehn!" 70. Ü2s Klslb bcr Str3[ic. von Unna Ritter. mild gelebt und heih geliebt — Cinsam doch gestorben, Königlicher Schönheit froh — Und am weg verdorben. 2. Sestern noch so stolz und keck, heut des Sturmes Beute; Sestern noch ein blühend Reis — Und verdorret heute! 3. Irgendwo in weiter Welt Unter grünem Rasen, wo der lau wie Tränen fällt, Schläft das Kind der Straßen. 4. wandert wohl ein junges Blut In der Früh' vorüber, wird ihm wund und weh zumut — weich doch nicht worüber. 1 1. Das alte Klavier. Von Friedrich Wilhelm Foerster. Tn einem Rasthause auf dem Schwarzwald stand ein altes ^ Klavier. Alle Sonntage wurde darauf gespielt, wenn die Bauern aus den Tälern zum Tanze heraufkamen. Und abends, wenn die Touristen dort zusammen saßen, dann wurde mächtig auf das arme alte Klavier eingehauen, es mußte Studenten- lieder begleiten und unermüdlich jeder Stimmung folgen bis endlich die Wirtin kam und das Licht auslöschte. Dann stand

5. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 152

1911 - : Crüwell
152 2. Baiò erreichte er sein heim, weit draußen in einer stillen Vor- stadtgasse. Mit hurtigen Zprüngen eilte er die vier engen, steilen Treppen hinauf. 5eine schmucke blonde Frau empfing ihn. ,,Grüß' Dich Gott, Roberti!" sagte sie und schaute ihn von der Leite an, denn sie las es ihm gleich vom Gesicht, daß irgend etwas nicht in der Ordnung war. Diese Wahrnehmung aber verschwieg sie ihm. Zie faßte seinen Rrm und zog ihn gegen die Ztube. ,,Komm nur, kannst mir gleich die Kerzen aufstecken helfen. Die Kinder wollen schier nimmer warten. Zie schreien wie die Wilden, und der armen Großmutter haben sie schon alle Falten vom Rock heruntergerissen." Zie traten in das Zimmer, das, von einer Hängelampe erhellt, trotz seiner dürftigen Ausstattung einen behaglichen, freundlichen Ein- druck machte. Der Tisch war schon zum Rbendessen gedeckt, und seitwärts auf einem niedern Kasten stand der kleine, nicht allzuschwer behängte Thristbaum, unter dem die kärglichen Weihnachtsgaben für die Großmutter und die Kinder ausgebreitet waren. Zie redeten eine Weile über diese Zachen und Zächelchen hin und her, dann begannen sie, die Kerzen anzustecken, während aus dem anstoßenden Zimmer der übermütige Jubel der drei ,,Wilden" sich hören ließ. ,,Robert!? Mir kommt vor, als hättest heut einen Verdruß gehabt?" fragte nach einer Weile die junge Frau. ,,Gott bewahr'!" brummte er und schüttelte den Kopf. Zie fragte nicht weiter, denn sie kannte ihn — und da kam's denn nach kurzen Minuten von selbst aus ihm heraus, diese Kaffeehausgeschichte. ,,heut nachmittag, gerad' wie ich aus der Fabrik hab' fort wollen, hat mir einer einen Brief geschickt, ich soll' zu ihm ins Kaffeehaus kommen, weil er mir eine wichtige Mitteilung zu machen hätt'." ,,Und bist hingegangen?" Natürlich war er hingegangen und hatte dort jenen vornehmen Herrn gefunden, der sich ihm als Besitzer einer großen porzellansabrik genannt hatte. Da war es nun bald aufgekommen, daß Zchaller eine wichtige Mitteilung nicht empfangen, sondern geben, verkaufen sollte. Die Fabrik, in welcher er arbeitete, lieferte neben andern einschlägigen Waren eine gewisse Majolikasorte, die den reißenden Absatz, den sie ge- sunden hatte, der tadellosen Zchönheit und dem unvergleichlichen Zchmelz ihrer Farben verdankte, viele Fabriken hatten es versucht, den gang- baren Artikel nachzumachen,- aber wenn auch die zur Erzeugung dieser Zchmelzfarben nötigen Ztoffe bekannt waren, so vermochte doch keiner der Nachahmer die richtige Mischung zu treffen. Diese war das wohl- bewahrte Geheimnis der Zepdelmannschen Fabrik geblieben; denn außer

6. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 308

1911 - : Crüwell
308 Gegen Abend ertönen vom rechten Rheinufer Flintenschüsse hinüber zum Zeichen, daß das Lesegeschüft für heute beendet ist. Die Weingärten bleiben die Nacht über, vom „Wingertschuß" bewacht, geschlossen. Auf der linken Rheinseite wird zur Öffnung der Wein- gärten morgens sieben Uhr und zum Schluß abends gegen sechs Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Wenn dann die glöckleinbehangenen Pferde das Mostsaß heimwärts ziehen, dann folgen die Winzer und Winzerinnen dem Gefährt mit fröhlichem Gesänge, und wenn dann noch die Abendglocken der Ortschaften weich in den Gesang hineinhallen und in das Klingen der Glöckchen, so er- scheint es schier selbstverständlich, daß der Wein schon so manches Lied aus sinnendem, dichtendem Menschengemüte loslöste; begleiten doch Gesang und Klang ihn auf seinem ersten Wege vom Weinberg in das Kelterhaus. „Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, Hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, Und wie er geboren, da jauchzt überall Im Lande Trompeten- und Paukenschall; Da wehen mit lustigen Flügeln Die Fahnen von Burgen und Hügeln." lo9. Scliokolädc. Von Karl Kollbach. Tvie Gegenden am Niederrhein sind ein rechtes Zuckerland, * ' und Cöln, der Sitz bedeutender Raffinerien, ist gewisser- maßen der Mittelpunkt für diese und verwandte Betriebe. Der bequeme und billige Bezug des gereinigten Zuckers veranlaßte in Cöln auch die Entstehung und Entwicklung ähnlicher Ge- werbe, welche den geläuterten Zucker als Rohstoff verwenden. In der Stadt bestehen etwa zwanzig Bonbon- und Zuckerwaren- fabriken, von großen Betrieben mit bedeutendem Umsatz und Versand bis herab zu den schlichten Karamellekochereien, in denen der Besitzer in einfachster Weise selbst die Zucker- waren herstellt, mit denen er dann hernach samt seiner „Bude“ auf die Jahrmärkte und Kirmessen zieht. Als verwandte Be- triebe müssen aber auch die Schokoladefabriken erwähnt werden, die Riesenmengen von raffiniertem Zucker verbrauchen. In Cöln und seinen Vor- und Nachbarorten haben allein fünf große Schokoladefabriken ihren Sitz. Eine davon ist eine Weltfirma, die über 2000 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, in Berlin, Preßburg, London und New York ihre Zweigfabriken besitzt

7. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 310

1911 - : Crüwell
310 Form und Farbe, ist bei den einzelnen Sorten die Verschiedenheit im Geschmack und Aroma. Die Art der Pflege in den Plan- tagen, deren verschiedene Höhenlage im Gebirge sowie die Zeiten der einzelnen Ernten wirken dabei wesentlich mit. Gleichwie beim Wein bestimmte Lagen Gewächse von beson- deren Vorzügen hervorbringen, so ist auch bei den Kakao- pflanzen der Wert der Pflanzen von dem Standort abhängig. Die edelsten Sorten körnen aus Venezuela. Die genaueste Kennt- nis von der Beschaffenheit und Güte der einzelnen Sorten ist aber die Vorbedingung einer erfolgreichen Schokoladebereitung; denn ähnlich wie beim Verschnitte edler Weine müssen Mischungen hergestellt werden, um die Vorzüge der Ware zur vollen Geltung zu bringen. Es handelt sich dabei um eine förmliche Kunst und eine Art von Geschäftsgeheimnis auf Grund langjähriger Erfahrung. In den Laderäumen stolzer Segler oder mächtiger Dampfer sind die in Säcken verpackten Kakaobohnen nach Rotterdam, Bremen oder Hamburg gelangt; hier werden sie umgeladen und kommen zu Schiff oder Bahn nach Cöln und in die Lagerhallen der Fabriken. Nachdem hier die Bohnen gereinigt und gesiebt worden sind, bringt ein Aufzug sie zu dem obersten Stock- werk des Gebäudes, wo sie durch einen Trichter in mächtige, durch Dampf geheizte Trommeln fallen, die sich langsam drehen, und in denen die Bohnen nach Art der Kaffee- bohnen geröstet werden. Nachdem dieser Vorgang beendet ist, werden die Samen einer Glockenmühle zugeführt, welche sie grob schrotet und alsdann einem Trommelsiebe über- gibt, das durch seine verschieden weiten Maschen die Ware sortiert. Ein in rüttelnder Bewegung befindliches wagerechtes Sieb vollendet den Vorgang, Vorher aber hat schon ein großer Ventilator durch einen starken Luftstrom die Schalen von den niederfallenden geschroteten Bohnen fortzublasen, gleichwie der Luftzug bei der in Schwingungen befindlichen Wanne die Spreu vom Weizen sondert. Soll aus den Bohnen nun Kakaopulver hergestellt werden, so gelangen sie zuerst in Mühlen und dann unter gewaltige hydraulische Pressen, welche die „Kakaobutter“ herausdrücken. Als ein aromatisches Öl, das aber in den untergestellten Formen schnell erstarrt, fließt sie ab. Schokoladefabriken, die keinen Puderkakao herstellen, Apotheken und Drogen- handlungen beziehen diese dem Palmin ähnliche gelbliche Kakaobutter. Die übrige entölte Kakaomasse aber wird ge-

8. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 311

1911 - : Crüwell
311 trocknet, gemahlen, in Büchsen verpackt und so als Kakao in den Handel gebracht. Bei der Herstellung der Schokolade bleibt dagegen die Kakaobutter in den gemahlenen Bohnen. Dem zähen Brei wird Zucker und unter Umständen noch ein Gewürz zugesetzt. Ein ganzes System von verschiedenartigen Walzen und Knetapparaten mahlt, zerreibt und verrührt nun den dicken Brei bis zur gewünschten Feinheit und Geschmei- digkeit. Dann endlich gelangt er in die verschiedenen Formen, in denen er erkaltet und erstarrt, worauf die Masse als fertige Schokolade der vielfältigsten Art der Verpackung entgegengeht. Etwa 200 Zentner Puderkakao und eine ebenso große Menge Schokolade stellt so Tag für Tag die größte dieser Cölner Schokoladefabriken her. Ein Kind, das sich vor diese Riesen- mengen eines so köstlichen Naschwerkes versetzt sähe, das hier in mächtigen zentnerschweren Blöcken lagert, dort in ge- schmeidigen Strömen zwischen den Schaufeln und Walzen der Mühlen flutet, könnte glauben, in einem Schlaraffenland zu weilen, wo man sich durch eßbare Hügel hindurchessen müsse und Teiche, gefüllt mit kostbarem Brei, zu durchwaten seien. Dabei erfüllt ein süßer Duft die Räume der Fabrik und kündet diese auch draußen schon aus ziemlicher Entfernung ver- lockend an. Die Verpackung/der Versand und die Reklame machen in den großen Schokoladefabriken eine ganze Reihe von Unter- betrieben notwendig. Die größte der Cölner Fabriken besitzt ihre eigene Holzschneiderei und Schreinerei. Eine Rund- schälmaschine packt ganze Stammstücke vom Pappelbaum, dreht sie rund und läßt lange Rollen von biegsamen Holzplatten spiralförmig davon abschälen. In viereckige Stücke gesägt und geschnitten, bildet das Holz hernach die Bretter von Kisten. Daneben gibt’s windschnell laufende Kreissägen, Maschinen, welche die Bretter vernageln und riesige Hobelbänke, die alle durch Maschinenkraft getrieben werden. All er wär ts gewahrt man die modernsten Anwendungen der Technik. Selbst die Hobelspäne unter den Hobelbänken fallen nicht etwa zur Erde, sondern werden in einem besondern Behälter von dem Luft- strom eines Ventilators mitgerissen und der Feuerung unter den Dampfkesseln der Fabrik zum Verbrennen zugeführt. Die neuesten und vollkommensten Einrichtungen zeigt auch die Druckerei, in welcher nicht nur kunstvolle Reklame- bildchen zu Hunderttausenden, sondern auch zahlreiche andere \ erzierungen, Verpackungen, Schilder und Drucksachen herge-

9. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 350

1911 - : Crüwell
350 des Gestells stammen von einem Walfische, der bei Grönland von schottischen Walfischfängern gefangen und in London an den Markt gebracht war. Der Seidenstoff, mit dem das Gestell überspannt ist, ward in Chemnitz gewebt. Die Seide stammt aus China und war von einer Rohseidenhandlung in Crefeld gekauft. Die dem Seidenstoffe beigewebte Baumwolle wuchs in Virginia in Nordamerika, ward in der englischen Fabrikstadt Bradford gesponnen und durch Vermittelung eines Hamburger Hauses bezogen. Die Anilinfarbe, mit der der Stoff gefärbt ist, stellte eine große chemische Fabrik zu Höchst am Main aus einem Steinkohlenteer her, der rheinaufwärts von der Gasan- stalt zu Cöln gekommen war, in der man Gas aus Kohlen des Ruhrgebietes gewinnt. Das Gummibändchen, das den Überzug des geschlossenen Schirmes zusammenhält, fertigte Hannover aus einem Gummi an, der aus dem Innern Afrikas über Kame- run bezogen war, und der dem Bändchen eingewebte Hanf kam aus Manila. Den aus einem Eisenröhrchen zusammenge- bogenen Ring, durch den das Gummiband über einen Knopf gespannt wird, stellte ein Kleineisenwerk Schlesiens her. Der Knopf für diesen Ring ward in Thüringen aus dem Hörne eines Büffels gedreht, der in den Prärien Argentiniens erlegt war. Die aus Aluminiumbronze bestehende kleine Glocke, die über die Bügelspitzen des geschlossenen Schirmes geschoben wird, lieferte Wien; die Seidenschnur mit der Quaste, die um den Griff geschlungen ist, hatte man aus Paris bezogen. Es war dazu Seide verwendet, die in Lyon gesponnen und aus einer Rohseide gefärbt ward, die eine Seidenwurmzüchterei bei Mailand gewonnen hatte. Die Papphülsen, über welche die Köpfe der Seide gesponnen sind, waren aus einem Holzfaser- stoffe hergestellt, den Hölzer aus den Waldungen der Pyre- näen geliefert hatten. Man erwäge nun, welch mannigfaltige Arbeiten erforder- lich waren, um all diese Rohstoffe zu gewinnen, zu verarbeiten, heranzuschaffen und zur Fertigstellung des Schirmes zusammen- zufügen! Es mußten Bergwerke und Hüttenwerke angelegt und betrieben, Bodenerzeugnisse angebaut und geerntet, Ge- bäude der verschiedensten Art errichtet, Kraft und Arbeits- maschinen mannigfacher Anordnung gebaut und in Betrieb ge- setzt werden. Zur Heranschaffung der Stoffe waren Lastträger und Packtiere auf den schmalen Pfaden unangebauter Länder in mühseliger Arbeit tätig; die Stoffe wurden auf Schlitten in eisigen Gefilden, durch Lastwagen auf rohen Wegen und Land-

10. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 608

1911 - : Crüwell
608 verliert sogar ihr Kleid, das ihr doch immerhin einen — wenn auch bescheidenen — Schuh hätte gewähren können. Das klingt ja recht einleuchtend, aber die Blätter sollen gar kein Schutz gegen die Kälte sein, sie dienen ganz anderen Zwecken. Die Natur verfügt über ein weit wirksameres Mittel, um die Pflanze vor der Kälte zu wahren, das ist die Schnee- decke. Die Blätter aber sind kleine Fabriken, in denen die Pflanze die Nährstoffe herstellen läßt, die sie für ihren Unter- halt benötigt. In diesen Fabriken wird das salzhaltige Wasser, das die Wurzeln liefern, mit der Kohlensäure der Luft zusam- men verarbeitet zu Zellulose, Stärke, Zucker, Fett und andern guten Dingen. Die treibende Kraft, die in den Blattfabriken die Maschinen in Bewegung setzt, ist die Sonne. Wenn aber die Sonnenstrahlen bereits so viel an Wärme und Kraft ver- loren haben, daß sie den Fabriken nichts mehr nützen können, dann stehen diese still. Und da sie nur aus billigem, leichtem Fachwerk aufgebaut sind, das neu herzustellen nicht viel Mühe macht, so zieht die Pflanze es vor, diese Fabriken ganz abzu- brechen, das heißt, die Blätter abzuwerfen, um sie im nächsten Jahre wieder aufzubauen. Natürlich wird vorher aus den Blät- tern alles herausgeräumt, was noch irgendwie von Nutzen für den Baum sein könnte. Denn die Mutter Natur ist eine spar- same Hausfrau, die so leicht nichts umkommen läßt. Die Kohlen- hydrate wandern in den Stamm, und die eiweißartigen Ver- bindungen und auch die grünen Chlorophyllkörperchen gehen mit, die dem Blatte die grüne Farbe verleihen. Sie sind die wichtigsten Einwohner des Blattes; sie sind die kleinen Che- miker, die in den Blattfabriken all die wundersamen Fabrikate aus den einfachsten Hilfsmitteln herstellen. Aber die Chloro- phyllkörperchen haben ihre Farbe geändert und den grünen Arbeitskittel mit einem schönen hellgelben oder gelblichbraunen Staatskleid vertauscht. Nicht alles Chlorophyll verläßt das Blatt. Manches von den gelben Körnchen bleibt zurück, und je nach ihrer Menge erscheint das Blatt gelb gefärbt oder gelblichweiß. Braun und grau, gelb und rot sind die Blätter vor dem Fall, denen die Pflanzen alles Brauchbare zu entziehen wußten, und dunkelgrün das Nadelkleid der Fichten und Tannen. Zumal die gemischten Waldbestände bieten ein Bild im Herbst, das zu erschöpfen selbst der größte Maler sich vergeblich abmühen würde. Herbststimmung im Walde! Die bläulich-grünen Kro- nen der Kiefern, die schwarz-grünen Fichten, das braun-gelbe
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