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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 138

1873 - Hildburghausen : Gadow
136 kam. Der Blick seines Auges, die ganze stolze Haltung und ein gekrümmter Finger an der einen Hand, die er ausstreckte, machten diesen aufmerksam. „Du bist nicht der, der Du scheinen willst", sprach Karl zu ihm. „Ich bin ein Fürst wie Du", antwortete unerschrocken Wittekind, „ich bin der Herzog der Sachsen." Diese Weise gefiel dem großen Könige wohl; er unterredete sich lange mit ihm über die Gebräuche der christlichen Religion, die der Heide in der Kirche des Lagers gesehen, und Wittekind erklärte sich bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, er habe in seinem Wappen ein schwarzes Roß geführt und nach der Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in dem Braunschweigischen und Hannoverischen Landeswappen das weiße Roß stammen. Karl führte auch Krieg mit den Mauren (Arabern) in Spanien, und es gelang ihm, das Reich durch Eroberung der spanischen Mark bis an den Ebro hin zu erweitern. Der Nachtrab seines Heeres, von seinem Neffen, dem wegen seiner wunderbaren Stärke viel besungenen Roland geführt, fiel in einen Hinterhalt. „Die Noncevalschlacht," eins der herrlichsten Gedichte des Mittelalters, schildert diesen Unter- gang. Karls Reich erstreckte sich also von dem Ebro im Westen bis zu der Theiß in Ungarn und der Oder, von dem Kanal, der Nordsee, der Eider, der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, Niederland, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn. Karls Lieblingssitze waren Aachen und Ingelheim. Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des Reichs ermahnt hatte, seinem Sohne treu zu bleiben, ging er 813 am 16. November im kaiserlichen Schmuck in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, er- mahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder all- zeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, Keinen seiner Lehen und Ehren ohne hinlängliche Ursache und Untersuchung zu entsetzen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen

2. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 139

1873 - Hildburghausen : Gadow
137 jederzeit unsträflich zu erhalten. „Willst Du das Alles er- füllen, mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der gerührte Greis. Ludwig versprach es mit Thränen. „Nun wohl, so setze Dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie Dich an Dein Versprechen." Ludwig that es unter lautem Weinen und Rufen des Volks: „Das ist Gottes Wille." Am 28. Januar 814 starb Karl im 72. Jahre seines Lebens ruhig und gefaßt, mit auf der Brust gefalteten Händen und den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist." 70. Die Ungarnschlacht bei Merseburg. Sobald Heinrich I. deutscher König geworden war, so richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf jenes rohe, barbarische Volk, welches vor etwa hundert Jahren in Ungarn sich niedergelassen hatte und jetzt auch die Ungarn genannt wird. Von da aus beunruhigten sie fast jährlich Deutschland und waren ihrer blutgierigen Grausamkeit wegen allgemein verabscheut und gefürchtet. Sie schienen den Deutschen nicht ein menschliches, sondern ein teuf- lisches Geschlecht zu sein. Verheerend durchzogen sie Sachsen, Thüringen, Franken, Schwaben und Elsaß, schlugen alle Mannspersonen, die sich wehren konnten, todt, tranken, aus den Leichnamen der Erschlagenen sitzend, einander ihr Blut zu, banden die Weiber und Mädchen, im Angesichte ihrer Männer und Väter, mit den Haaren und Zöpfen zusammen, trieben sie vor sich her, erwürgten die Kinder vor den Augen ihrer Eltern und zerschmetterten sie an den Wänden. Es blieb bei solchen Einfällen den armen Leuten nichts Anderes übrig, als in unterirdische Höhlen, in Felsenklüfte, in undurch- dringliche Wälder und unzugängliche Moräste zu flüchten. Höchst traurig war also damals der Zustand, in dem sich unser deutsches Vaterland befand. Die Deutschen waren wohl geschickt im Streit zu Fuße, aber wenig geübt im Dienst zu Pferde, da hingegen der Ungar auf seinem leichten Rosse wohnte und nie in der Nähe focht, sondern in der Entfernung seine Pfeile abschoß, die Flucht ergriff, dann sich gleich wieder umwendete, um von Neuem seinen Pfeil abzuschicken. Die Deutschen konnten in ihrer schwerfälligen Rüstung diesen ausge- lernten, leichtberittenen Ungarn wenig Widerstand leisten, indem diese im offenen Felde aus ihren schnellen Pferden

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 141

1873 - Hildburghausen : Gadow
139 „Die Zeit ist gekommen, wo Ihr die Wahl habt zwischen Knechtschaft und Krieg. Ihr mögt entscheiden. Bisher habe ich nur Eure Wohnungen plündern müssen, um einen entehrenden Tribut an die Barbaren abzutragen; jetzt muß ich, wie ein Tempelräuber, das Haus Gottes durchsuchen und seine Heiligthümer der schändenden Hand der Heiden überliefern, um von ihnen noch einige Tage Ruhe für meine Unterthanen zu erkaufen. Was wählt Ihr, das Schwert oder die Schande?" Das wirkte, und allgemein erscholl das furchtbare Wort: „Krieg!" Bald erschienen die Gesandten der Ungarn, um in einer gebieterischen Sprache den bestimmten jährlichen Tribut zu fordern. Statt dessen (so lautet die Sage) ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten, räudigen Hund zustellen mit den Worten: „Bringet diesen Hund Euerm König als Tribut von den freien Deutschen, Ihr Räuber seid Leines bessern werth." Das war das Losungswort zu einem fürchterlichen Kampfe. Die Ungarn standen mit einem Heereshaufen von 300,000 Mann zur Rache auf und wälzten sich gegen das Ende des Jahres 932 in Sachsen hinein. Ihr Weg war mit Gräuel und Verwüstung bezeichnet. Priester wurden auf den Altären geschlachtet, Kinder mit siedendem Wasser getauft, Greise lebendig begraben, Jungfrauen und Weiber in Wagen gespannt, die sie wie Pferde ziehen mußten, und überall unmenschliche Grausamkeiten ausgeübt. Besonders wurde an der Mulde, Saale und Elbe Alles verheert, ge- plündert und in Asche gelegt. - An die Häupter der Sorben- wenden in dem Meißnerlande wurden von den Ungarn Abgeordnete geschickt, die das Heer derselben zu dem ihrigen rufen und führen sollten; sie erhielten aber verneinende Ant- wort, indem sich die Sorben mit den im vorigen Jahre er- littenen Niederlagen entschuldigten. Die Ungarn glaubten die Sachsen unvorbereitet zu finden und strömten daher, wie ein Heuschreckenheer, nach Thüringen zu. Der geringe Wider- stand, den sie bis jetzt gefunden hatten, veranlaßte zum Glück für Deutschland die ungarischen Anführer, das Heer zu theilen. Eine Abtheilung von 50,000 Ungarn, welche die Stadt Sondershausen belagerte, wurde von den Thüringern geschlagen, ihre Anführer gefangen und die Fliehenden aufgerieben. Was sich in einsame Wälder gerettet hatte, kam vor Hunger und Kälte um oder fand den Tod in Sümpfen. Kaum blieben einige Wenige

4. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 137

1873 - Hildburghausen : Gadow
[135 Karl ruhete nur drei Stunden; dann .stand er auf und berief seinen Hof zu Reichsverfügungen. Der lateinischen und selbst auch der griechischen Sprache kundig, hing er doch vor Allem an der Sprache seines deutschen Vater- landes. Er dichtete selbst Lieder und sammelte die im Munde des Volkes verbreiteten Gesänge von den Schlach- ten und Königen der Vorzeit. Er hatte eine Gesellschaft von Gelehrten um sich, mit denen er, den Kaiser ablegend, oft freundlich zusammen kam, um über Kunst und Wissen- schaft und die Mittel, das Volk zu bilden, sich mit ihnen zu besprechen. Unsere deutschen Monatsnamen: Hornung, Lenz- monat, Brachmonat, Heumonat, Wonnemonat u. s. w. rühren von ihm her. Selbst eine deutsche Grammatik soll er verfaßt haben. Die Sternkunde, der er ganze Nächte widmete, zog ihn vor Allem an. Christ war er mit Herz und Seele, war Freund des Gottesdienstes und verbesserte den Kirchengesang durch die Einführung besonderer Sänger- chöre. Die Geistlichkeit ermahnte er zu reiner Frömmig- keit und thätigem Christenthum. In Mainz nahm er einem Domherrn den Gold- und Seidenhut vom Kopfe, als eine Soldatenzier, und hieß ihn den psäffischen Hochmuth ablegen. Auch das Schwert zog Karl für das Evangelium, um die heidnischen Sachsen zum Christenthum zu bekehren. Mit ihnen mußte Karl 33 Jahre streiten, und am Ende war die Unterwerfung doch keine freudige. Die ange- betete Jrmensäule war zwar vernichtet, aber Karl konnte doch nicht verhindern, daß im Geheim noch den Götzen geopfert wurde. Besonders zahlreich eilten die Schaaren nach dem Blocksberg (der höchsten Spitze des Harz- gebirges), um in der Nacht auf den 1. Mai (Walpurgis) feierliche Opfer und Tänze zu veranstalten. Karl ließ zwar Wachen um den Berg stellen; aber diese ließen, wenn die schlauen Heiden in den abenteuerlichsten Ver- kleidungen auf sie zutanzten, dieselben voll abergläubi- scher Furcht vorüber. Sie fürchteten in den heidnischen Götzen den Teufel, daher noch jetzt die scherzhafte Sage von der Walpurgisnacht. Die völlige Aussöhnung der Sachsen, sagt man, sei auf folgende Weise ermittelt wor- den. Herzog Wittekind, ihr tapferer Führer, schlich sich, um Karl, seinen furchtbaren Gegner, doch einmal in der Nähe zu sehen, in Bettlertracht gehüllt, ins königliche Lager an der Elbe und drängte sich unter dem Bettler- haufen an den Kaiser heran, als dieser eben aus der Kirche

5. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 140

1873 - Hildburghausen : Gadow
138 chnen überlegen und dabei vortreffliche Bogenschützen waren. Daher hatten die deutschen Fürsten, um vor den furchtbar wilden Ungarn Ruhe zu haben, ihnen einen jährlichen Tri- but zu zahlen versprochen, den auch Heinrich eine Zeit lang bewilligte. Heinrichs Hauptsorge war nun darauf gerichtet, die Grenzen seines Reichs gegen diese verderblichen Anfälle der Barbaren sicher zu stellen, und seiner Klugheit und Tapfer- keit gelang es, sie von den deutschen Grenzen entfernt zu halten. Einst führte ihm der Zufall bei einem solchen ver- heerenden Zuge der Ungarn einen ihrer Anführer in seine Gewalt, den sie sehr liebten und für dessen Befreiung sie große Summen boten. Heinrich gab ihn aber nicht eher frei, bis die Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand eingingen, jedoch unter der Bedingung, daß nach Endigung desselben ihnen der zeitherige Tribut von Neuem gezahlt werden sollte. Diesen neunjährigen Waffenstillstand benutzte nun Hein- rich dazu, die ganze schwerfällige Kriegsart der Deutschen umzuschaffen, diese an leichtere Bewegung mit Pferd und Waffen zu gewöhnen, und ließ dann seine Truppen im Kampfe mit den Slaven sich üben und bewähren. Auch das offene Land sicherte er dadurch, daß er nicht nur allent- halben Schanzen, sondern auch Städte anlegte, die er mit Wällen und Gräben umgab, in welche theils Truppen, theils der neunte Mann vom Lande gelegt, und wohin in Kriegs- zeiten alles Getraide, Hab und Gut der Landleute geschafft wurde. So entstanden viele neue Städte in Sachsen und Thüringen, z. B. Gotha, Nordhausen, Duderstadt, Goslar, Merseburg, Quedlinburg, Bremen und andere, welche stark mit Wällen, Mauern und Gräben befestigt wurden. Solche feste Plätze hießen Burgen und ihre Bewohner Bürger, die- jenigen aber, welche auf dem Lande wohnten und das Feld baueten, hießen und heißen noch Bauern. So konnten die stürmischen Reiterschaaren der Hunnen, der Belage- rung unkundig, den Städten nichts anhaben, und im offenen Land fanden sie wenig, weil bei einem neuen Einfalle Alles in die Städte flüchtete und Hab und Gut dahin schaffte. Als unter diesen guten Anstalten der neunjährige Waffenstillstand zu Ende gehen wollte, berief König Hein- rich der ungarischen Angelegenheiten wegen die Vor- nehmsten des Reichs zu sich und sprach zu ihnen also:

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 78

1873 - Hildburghausen : Gadow
76 \ I. 451 n. Chr. bis nach Frankreich vor und drohten unter dem König Attila Alles zu verheeren. Indeß Attila wurde in dem genannten Jahre in den katalaunischen Feldern von Deutschen (Westgolhen) und Römern geschlagen *), und als er im Jahre 453 starb, so zerfiel sein Heer. Im I. 476 wurde Rom selhst von Teutschen in Besitz genommen und dem welt- lichen Theile des römischen Reichs ein Ende gemacht. Rur das oströmische Reich (auch das griechische genannt) mit kur Haupt- stadt Konslantinopel erhielt sich noch (bis 1453). 17) Unter den erwähnten deutschen Stämmen war der fränkische allein dazu berufen, auf die Dauer ein großes Reich zu stiften. Anfänglich wohnte derselbe an beiden Leiten des Niederrheins. Sein Kitzlig .ülodmig (48! bis 5!!) dehnte jedoch die Grenzen v.s fränkischen Reichs über fast ganz Frank- reich aus, indem er den Resten des römischen Reichs in Frank- reich durch die Schlacht bei Soissons (spr. Soassong) ein Ende machte und auch die Westgothen, einen andern deutschen Stamm, der im südlichen Frankreich und in Spanien ein eigenes König- reich gestiftet hatte, zurückdrängte. Auch machte er dem alema- nischen Reiche am Rhein ein Ende. Klodwigs Nachfolger waren ihm nicht gleich an Tüchtigkeit und Einsicht. Statt ihrer führ- ten indeß die obersten Beamten des Reichs, die Hausmeier, die Herrschaft, von denen Karl Martell in, I. 732 die auch nach Frankreich vordringenden Muhamedaner an der Loire bei Poitiers (spr. Poatjeh) zurückschlug, und dessen Sohn, Pipin der Kleine, endlich im I. 752 zu dem Wesen auch den Namen eines Königs hinzufügte. 18) Es hatte nämlich in Arabien (s. 0. § 51) Mn Ha- in ed, geb. 569, gest. 632, eine neue Religion gestiftet, welche mit deni Judenthuine und Ehristeathume den Glauben an Einen Gott gemein hatte, dagegen in andern Stücken von diesem wie von jenem wesentlich verschieden war. Durch die Lehre von einem unabänderlichen Schicksal jedes Mensel.en und dadurch, daß sie dem Frommen, namentlich dem, welcher im Kampfe für sie sterben würde, große irdische Genüsse im jen- seitigen Leben versprach, entzündete sie ihre Anhänger zu großer Tapferkeit. So war cs den Mnhamedancrn gelungen, Persien, Syrien, Palästina, Aegypten und die Nordküste von Afrika zu erobern, und von hier aus waren sie im I. 711 auch nach Spanien übergesetzt, welches sie durch die Schlacht bei Teres de la Frontera eroberten. Als sie aber von Spanien aus *) S. Nr. 68 des Lesebuchs.

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 79

1873 - Hildburghausen : Gadow
77 auch nach Frankreich vordrangen, wurde ihren ferneren Eroberun- gen durch die genannte Schlacht das Ziel gesetzt*). 19) Tie Erhebung Pipins aus den Königsthron gelang besonders durch Unterstützung des Papstes und seines Apostels Bonisacius. Als nämlich das Christenthum sich immer weiter ausdehnte, so erhoben sich die Bischöfe über die andern Geist« licheir und unter ihnen nahm wiederum der Bischof von Nom (weil angeblich das dortige Bisthum durch den Apostel Petrus gegründet worden) den obersten Platz und das Necht, die Kirche zu regieren, in Anspruch, worin derselbe hauptsächlich auch durch Bonisacius (eigentlich Winfried genannt) unterstützt wurde, welcher von 718—755 nicht nur das Christenthum da, wo dasselbe im fränkischen Reich noch nicht angenommen war, ioabeni mit ihm auch die Lehre von der Oberboheit des Papstes verbreitete. Als daher Pipin die Königskrone wünschte, wandte er sich an den Papst mit der Frage, ob ihm mit der königlichen Macht nicht auch der königliche Raine gebühre, und dieser gab dein Bonisacius Auftrag, ihn zu salbe», und that es auch 2 Jahre nachher noch einmal selbst. 20) Auf Pipin folgte sein Sohn Karl der Große (768 bis 81-1), welcher durch den Sachsenkrieg (772 bis 803 und durch andere siegreiche Kriege das Frankenreich dergestalt ver- größerte, daß es alle diejenigen europäische» Länder umfaßte, welche einst das weströmische Reich gebildet hatten, nur mit Ausnahme eines Theils von Cpairien. Auch letzte ihm der Papst, dem er gegen die Longobarden in Italien Hülfe ge- leistet hatte, die römische Kaiserkrolie aus im I. 800. Zugleich wußte er durch weise Einrichtungen Ruhe und Ordnung in seinem rveiteu Reiche herzustellen und zu erhalten, so wie er auch für die Bildung seines Volkes Alles t.-at, was die dama- ligen Verhältnisse erlaubten **). 21) Karls Sohn, Ludwig der Fromme, gab durch seine Schwäche Anlaß, d.,h seine Söhne sich unter einander bekrieg- ten und sogar gegen ihren Vater die Wafsen kehrten. Der Krieg wurde auch nach seinem Tode (840) fortgesetzt, und nachher durch den Vertrag zu Berdün (spr. Werdöng) im I. 843 dahin beendiat, daß das Reich unter die 3 Söhne getheilt wurde. Lothar erhielt Italien und einen Landstrich an Rhone und Rhein bis an die Schelde (Lothringen genannt), Karl den westlichen Theil (Frankreich), Ludwig den östlichen Theil, d. h. Deutschland. Seitdem bildete Dentschland ein bc- *) Auch Spanien wurde ihnen nach und nach bis jui» 15. Jahr- hundert durch C»c wenigen Cbnsien wieder entrissen die in den Georgen Ane Zuflucht getuchl harren und von da aus erobernd wieder vordrangen. **) S. Nr. 69 de» Lesebuchs.

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 81

1873 - Hildburghausen : Gadow
79 mit dem Beinamen Nothbart oder Barbarossa. Eben diese Macht reizte aber auch den Widerstand der Päpste, welche sich mit den nach völliger Unabhängigkeit strebenden Städten Ober- italiens gegen die Kaiser verbanden. Nach langem Widerstand unterlagen die Hohenstaufen, deren letzter Sprößling, Konradin, im I. 1268, als er sein Erbreich, Neapel und Sicilien, gegen den vom Papste eingesetzten König Karl von Anjou (spr. Angschuh) wieder erobern wollte, in Neapel auf dem Schafsot starb. 26) Das Nitterthum hat seinen Ursprung in der ältesten Zeit des deutschen Volkes, indem schon damals die Fürsten sich mit einem zahlreichen Gefolge von Edlen zu umgeben pflegten, welche zu Roß kämpften und dafür von den Fürsten, wenn Er- oberungen gemacht worden waren, vorzugsweise mit Geschenken an Ländereien bedacht wurden. In jener Zeit war der Ritter- stand fast der einzige Bestandtheil des Volkes, welcher die Waffen führte und auf Bildung Anspruch machte (die übrigens damals in Bezug auf Künste und Wissenschaften fast ausschließ- lich in der Ausübung der Dichtkunst bestand, der aber gerade jetzt durch Geschicklichkeit in Führung der Waffen, durch Tapfer- keit und Heldenmuth, und dabei zugleich durch einen hohen edlen Sinn sich mehr als je auszeichnete. 27) Die bedeutendste Unternehmung dieser Zeit sind die Kreuzzüge, welche den Zweck hatten, das Land, welchem die Fußstapfen unseres Heilandes eingeprägt waren, namentlich das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Sie wurden her- vorgerufen durch die Frömmigkeit des Volkes und den Thaten- drang der Ritter, und wurden fast 200 Jahre (1096 bis 1291) in immer wiederholten Zügen, deren man, nur die größten rechnend, sieben zählt, fortgesetzt. Der erste wurde im I. 1096 unternommen und hatte die Eroberung von Jerusalem zur Folge. An dem dritten nahm auch Kaiser Friedrich I. Theil, der jedoch unterwegs in einem Flusse in Cilicien ertrank. Auch ein an- derer hohenstausischer Kaiser, Friedrich Ii., führte im I 1229 einen solchen Zug. Das Endergebniß war, daß das dort ge- gründete Königreich und nach und nach auch die einzelnen dort gegründeten Besitzungen wieder an die Ungläubigen verloren gingen. 28) Nach dem Untergange der Hohenstaufen (s. § 25) folgte für Deutschland eine schwere, unglückliche Zeit, in der es keinen Kaiser gab (daher Interregnum genannt), und wo statt des Rechts die Gewalt (Faustrecht) herrschte (1254 bis 1273). Endlich wurde Rudolph von Habsburg (1273—1291) gewählt *), welcher im I. 1290 allein in Thüringen 66 Raub- burgen brach und so der Unordnung ein Ende machte. Jn- *) S. Nr. 76 des Lesebuchs.

9. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 112

1869 - Hildburghausen : Nonne
if Golhen. Dauer der verjchiedc- nen germ. Reiche. 112 Mittlere Geschichte. hat man bald von Sachs (einer Waffe), bald von Sassen (als feste Wohn- sitze habend) ableiten wollen. Allgemein galten sie für treffliche Seeleute. In kleinen Kähnen fuhren sie weit hinaus ins wogende Meer und suchten wiederholt die Küsten Galliens und Brittanienö als Seeräuber heim. Später zerfielen die Sachsen in 3 Stämme: in Ostfalen, Westfalen und En- gern. — Merkwürdig, daß die Finnen noch heute alle Deutsche „Sachsen" nennen. 4. Die Gothen zwischen Weichsel und schwarzem Meer. Sie theilten sich in Ost- und Westgothen. Verwandt mit ihnen waren andere suevische Kriegerschaarcn, so die Gepiden, die Longobarden, die Heruler und Rugier, die Vandalen und Burgunder. Die Herrschaft der Gothen war im vierten Jahrhundert am ausgebreitetsten; ihrem Könige Hermanrich gehorchten Moldau, Walachei, Ungarn, Polen und Preußen. Das Vordringen der Hunnen machte ihrem Reich ein Ende und gab zugleich den Anstoß zu der großen Völkerbewegung, in welcher die Germanen eine hervorstechende Rolle spielten. 46. Europa nach der Völkerwanderung. Kurze Dauer der meisten während der Völkerwanderung entstandenen Reiche. Das Vandalenreich (429) wird 534 durch Belisar zerstört. Die Sueven (409) unterliegen 585 den Westgothen (415), diese selbst 711 den Arabern. Die Franken (410) un- terwerfen 496 die Alemannen, 530 die Thüringer, 534 die Burgunder und 803 die Sachsen. Die Ostgothen zerstören 493 das Reich Odoakerö, werden aber 554 von den Oströmern (Narses) bezwungen. Die Longobarden erobern 568 Italien, fallen jedoch 774 an das fränkische Reich. Die angelsächsische Heptarchie wird 827 ein Königreich. Einwanderung finnischer und tatarischer Stämme ins östliche Eu- ropa. Fortdauer des oströmischen Reiches. Durch die Völkerwanderung wurden die Germanen Herren von fast ganz West-Europa, indem die Kelten sich nur in Schottland, Irland, Wales und der Bretagne unvermischt erhielten. Die errichteten germani- schen Reiche hatten jedoch nur einen kurzen Bestand, da sie alle (mit Aus- nahme des fränkischen und angelsächsischen) schon in den ersten Jahrhun- derten entweder vernichtet oder dem großen Frankenreiche einverleibt wurden. 1. Das an der Nordküste von Afrika 429 gestiftete Vandalenreich wurde 534 durch Belisar,^den Feldherrn des griechischen Kaisers Justi- nian, zerstört. 2. Die im nordwestlichen Spanien seit 409 wohnenden Sueven unter- lagen 585 den Westgothen, deren 415 gegründetes Reich das ganze übrige Spanien und das südwestliche Gallien umfaßte und 711 durch die Araber zerstört wurde. 3. Im nördlichen Frankreich und am Niederrheim bestand seit ungefähr 410 das Reich der Franken; im südöstlichen Frankreich das der Bur- gunder (Nibelungen), welche 534 den Franken unterworfen wurden. 4. Die in Brittanien 449 gestiftete angelsächsische Heptarchie wurde 827 zu einem Königreiche vereinigt. 5. Die Alemannen im südwestlichen Deutschland wurden 496, die Thüringer 530, die Bojaren oder Vaiern 788 und die Sachsen 803 von den Franken unterworfen. 6. Dieost g o th e n wohnten bis 490 in Ungarn und zogen dann nach Italien, wo sie das Reich Odoakers zerstörten und bis 554 herrschten.

10. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 121

1869 - Hildburghausen : Nonne
Das Christenthum im innern Deutschland. 121 einem Garten gewesen sein und viel mehr Einwohner gehabt haben, als jetzt. — Zur Zeit der Kreuzzüge, wo die Berührung mit den Muhameda- nern unter den germanischen Nationen ein höheres Geistesleben erweckte, ver- sank die muhamedanische Welt in orientalische Ueppigkeit und Erschlaffung. 49. Das Christenthum im innern Deutschland. I. Frühzeitige Bekehrung der Gothen, Burgunder, Vandalen und Lougobardeu zum Christenthum. Zähes Festhalten der Bewohner des innern Deutschland am Heidem lhnm. Geringe Missionsthätigkeit der „bekehrten" Franken. Bedeutende Wirksamkeit nordischer Glaubenöboten: des Kolumban und Gallus bei den Alemannen (610), des Kilian bei den Franken (680), des Willibrord bei den Friesen (680). Der Zwischen fall mit dem Herzog Ratbod. Winstied, später Bonifacius genannt, ver- dient sich (7)5—55) den Namen „des Apostels der Deutschen". Er wird (723) Bischof von Deutschland, legt verschiedene Bisthümer an «Salzburg, Freisingen, Re- gensburg, Passau, Würzburg, Eichstädt, Erfurt), hält (7421 die erste deutsche Kir- chenversammlung und salbt als Erzbischof von Mainz (seit 745) den Majordom Pipin den Kl. ziml König der Franken (752). Winfried's Tod (755); seine Bestattung zu Fulda; die ihm errichteten Denkmale. 2. Vortheilhafter Einfluß des Christenthums auf die Deutschen. Nutzen der Klöster. Betreibung von Gewerben und Handel. Be- rühmte Klosterschulen jener Zeit (Fulda, St. Gallen, Hirsau, Reichenau) Bibelüber- setzung des Mönchs Kero. 1. Während die Gothen, Burgunder, Vandalen und Longobarden schon zu der Zeit, als sie in die Provinzen des römischen Reiches einwan- derten, zum Christenthume bekehrt waren, hingen die Bewohner des eigent- lichen Deutschlands, auch als sie durch Klodwig und seine Nachfolger mit dem Frankenreiche vereinigt worden waren, immer noch dem alten Heiden- thume an. Erst mit Beginn des 7. Jahrhunderts wurde auch zu ihnen das Licht des Evangeliums gebracht. Doch geschah dabei von den Franken, welchen cs am nächsten gelegen hätte, wenig; es schien, als wenn sie das Chri- stenthum, welches sie im Getümmel der Schlacht angenommen hatten, auch nur durch das Schwert auszubreiten verständen. Das Meiste leisteten vielmehr begeisterte Glaubenöboten aus dem Norden: aus England, Schott- land und Irland, wo die neue Lehre schon seit Jahrhunderten festen Fuß gefaßt hattet). Ums Jahr 610 verkündeten die Irländer Kolumban und sein Schüler Gallus 2) den Alemannen das Evangelium; gegen 680 wirkte der Schotte Kilian für Bekehrung der Franken. Der Angel- sachse Willibrord (st 691) wandte sich fast in derselben Zeit zu den Friesen und predigte da nicht ohne Erfolg. Schon war es ihm gelungen, den wilden Herzog Ratbod zur Annahme des Christenthums zu bewegen. Als dieser jedoch die heilige Taufe empfangen sollte, da fragte er unver- mutet, was aus seinen ungetansten Vorfahren geworden sei. „Die sind in die Hölle gekommen!" „Nun", erwiederte R at b o d, „da will ich lieber mit ihnen in der Hölle, als mit euch Christen in dem Himmel sein!" und zog sich zurück. — Aber alle Glaubensboten jener Zeit, zu denen man auch die fränkischen Bischöfe Emm er an in Baiern und Rupertus2) 0 In _ Irland war das Christenthum durch den Schüler des heiligen Patrick (um 430), in Schottland von irischen Glaubenöboten (um 505) und in England durch die Missionsbemühungen des Papstes Gregor des Großen (590—604) und nament- lich durch den von ihm dahin gesandten römischen Abt Augustinus verbreitet worden. *) Von Gallus ist das Kloster St. Gallen gegründet, von Rupertus das Bis- thum Salzburg. Kolumban und Gallus 610. Kilian 680. Willibrord 691.
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