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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 435

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
435 250. Die Bekehrung der Sachsen. 1. Kein deutscher Stamm hat dem Christentum solchen Widerstand ent- gegengesetzt wie die Sachsen. Wie leicht vollzog sich bei den übrigen Germanen der Übergang zum Christentum! Die Sachsen sind nur der Gewalt gewichen; erst nach dreißigjährigen blutigen Kämpfen ist es ge- lungen, sie der Kirche einzuverleiben. Karl der Große hat ihnen mir ehernen Zungen gepredigt, und auf blutgetränktem Boden ist hier die Kirche gegründet. Das kam daher, daß die Sachsen mit ihrem Glauben zugleich ihre Freiheit und Unabhängigkeit verteidigten. Der Hauptgrund lag aber darin, daß bei den Sachsen die väterliche Religion noch wirklich lebendig war. Der Kern des Sachsenvolkes war nicht gewandert, sondern hatte nur sein Gebiet nach Westen gegen den Rhein vorgeschoben. Die Sachsen beteten noch in denselben ehrwürdigen Hainen wie ihre Vorfahren seit Jahrhunderten. Gegen alle andern Völker abgeschlossen, hatten sie deutsche Sitte und Brauch noch ungebrochen bewahrt. Sie sind ein Bauernvolk, ohne Städte, auf ihren weitzerstreuten Höfen wohnend, von römischer Kultur unberührt. Die Gesetze sind streng, die Todesstrafe wird oft an- gewandt, auch Ehebruch wird mit dem Tode bestraft. Jeder Gau lebt für sich, die drei Stämme des Volkes bilden kein geschlossenes Ganzes. Die Stände, Adel, Gemeinsreie und Unfreie, sind scharf geschieden, eheliche Ver- bindungen zwischen ihnen waren bei Todesstrafe verboten. Könige kennt das Volk nicht. Das hat den Widerstand gegen die Franken gelähmt, denn fast nie ist es das ganze Volk, das in den Kampf tritt. 2. Her Krieg wird 772 begonnen, aber erst die Feldzüge von 775 und 776 werden mit der ganzen Heeresmacht unternommen, und 776 hören wir zum erstenmale, daß die besiegten Sachsen auch geloben, Christen werden zu wollen. Karl sieht jetzt das Reich als erobert an und trifft die ersten Anordnungen für die Mission in dem eroberten Lande. Aber einen ruhigen Fortgang hatte das Werk noch nicht. Es bedurfte neuer Feldzüge, und erst 782 wurde aus einer Reichsversammlung an den Quellen der Lippe eine durchgreifende Regelung vorgenommen. Das Gesetz ist mit Blut geschrieben, in schauerlicher Einförmigkeit kehrt die Drohung der Todesstrafe immer wieder. Wer in eine Kirche einbricht, wer eine Kirche anzündet, wer einen Bischof, Priester oder Diakonen tötet, wer dem König die Treue bricht, aber auch, wer die Taufe unterläßt, wer in den Fasten Fleisch ißt usw., der soll sterben. Das Gesetz ließ den Sachsen nur die Wahl zwischen Taufe und Tod, es zwang ihnen das Christentum mit Gewalt auf, und wir verstehen es, daß jetzt der Krieg aufloderte wie nie zuvor. Jetzt erhob sich die Masse des Volkes. Wittekind, der geflohen war, kehrte zurück und scharte das Volk um sich. Die christlichen Priester wurden getötet oder verjagt, die Kirchen verbrannt, ein fränkisches Heer «28*

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 170

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
170 3. Nicht, daß sie unterlegen waren, drückte diesen Männern das Herz ab, wenn sie in strenger Winternacht um ihre Feuer saßen. Sonst schauten sie nach einer Niederlage bitter oder trotzig zum Himmel auf, wo Wodans bekanntes Gejaid wie ergrimmt im Nordsturm fuhr. „Wodan hat es nicht anders bestimmt," sprachen sie schlicht. Und mit derselben hartnäckigen Ruhe, mit der sie ihr Letztes und Bestes, ja, sich selbst dem glücklichen Spieler übergaben, wenn sie im Glücksspiel verloren hatten, mit derselben gläubigen Hartnäckigkeit schauten sie in ihre Feuer und be- rechneten die Wege, die trotz alledem noch zur Rettung führen konnten. Auch scharten sie sich wohl auf entlegner Waldlichtung um ihre Opfer- feuer, die Männer in den rauhen Fellgewanden, die Frauen in ihrem stolzen Goldhaar, und mit dem Opferrauch stiegen eine Nacht lang ihre Gebete zu den schlafenden Göttern. Gegen Morgen dann, wenn der Wald wach wurde, gingen sie mit kräftigem Händedruck und ruhigem „Heil!" zu neuer Umschau und Arbeit an ihr Tagewerk. 4. Nichts mehr von alledem! Ein schlimmerer Feind als der Franke hatte in ihre Herzen Eingang gefunden. Die Säule Jrmins hatte Karl gestürzt — auch in ihren Herzen! Ihre Heiligtümer waren vernichtet, ihre Götter verspottet. Und das Unglaubliche war geschehen: — nicht einen Finger hatten die beschimpften und entehrten Germanengötter ge- rührt! Wann hatte man solche Ehrlosigkeit, solche Feigheit im Nordland erlebt?! — Da zog ein großes Irrewerden über dies Land des graden Glaubens; ein bisher unbekanntes Unkraut, der Zweifel an den eignen Göttern, sproßte nun im Sachsenland in allen Herzen auf, ausgesät von den Priestern des Südens. 5. Lüge war, was sie bis jetzt geliebt. Der Schwur, den der Mann dem Manne geschworen bei den Göttern des freien Waldes, der Schwur war Lüge. Donar, der im Wetter dahinfuhr; Wodan, der mild- starke Mantelgott mit Speer und Sonnenauge; Freya, die Liebliche: die Prophetinnen und weißen Frauen am Waldquell; die Nixe der Wasser, die Kobolde und Zwerge der Waldklüfte, die Elfen in den Weiden der Nebeltäler — Lüge! Leer wie eine Winternacht lag die deutsche Welt. Nichts mehr, das diese Enttäuschten freute, nichts mehr, für das sie glühen und um das sie kämpfen mochten. Denn nicht für seine Scholle bloß kämpft ein Volk, für seine Götter kämpft ein Volk. Für seine Welt- anschauung, für seine ganze äußere und innere Welt kämpft ein Volk. Niemals hätte des Franken Schwert das Sachsentum zerrüttet, wäre ihm nicht der stärkere Bundesgenosse zur Seite gezogen: die Gedankenmacht des Christentums. Sie machte das unbeholfne Sachsenvolk an seiner eignen Welt irre, kränkelte sie an mit des Zweifels Blässe und entwand ihnen mit lächelnder Überlegenheit die Streitaxt. „Wenn alle unsre Götter nichts sind, wenn das da erst, was die Franken an goldnen Kreuzen

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 171

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
171 tragen, der oberste Gott ist — wozu dann unser Kampf?' Wider den obersten Gott zu streiten, ist nicht gut." Noch gingen wie Uu mehr- maliges Anfzucken der Liebe zu Göttern und Heimat die mehrfachen Kriege über das Sachsenland. Aber zu einer vollen Entfaltung innersten Willens fehlte die Kraft. Müde, mit herbstlicher Gleichgültigkeit, ließen sie endlich die Kreuze siegen. „Es ist alles nichts! Was du glaubst und liebst, wird dir morgen als Lüge totbewiesen. Glaube nichts, liebe nichts, kämpfe um nichts!" Eine Verzweiflnng an allem! Sachsenland war reif für das Christentnm. — 6. Widukind lehnte schweigend an seiner Eiche. Und in nnsäglichem Weh zog dieser Schmerz seines Volkes durch sein eigen Herz. Nicht mehr Trauer war es über das Elend seines Landes, nicht mehr Haß gegen Karl und noch nicht Liebe zum Christentum: — ein viel tieferes Leid zog vor jener freiwilligen Unterwerfung durch die Seele des Sachsen- herzogs: dumpfe Gleichgültigkeit gegen Welt und Himmel. > 7. Seine Leute hatten weiter hinten im Wald um ihre Feuer ge- sessen. Einer von ihnen nahte sich jetzt und fragte seinen Herzog, ob er zu essen wünsche. „Nein," antwortete der düstere Mann und reckte sich auf, „kommt, wir gehen nnn zum Frankenkönig." Eine Unruhe um die Feuer, ein Fragen und Zurnfen, ein Anfbrnch in den Liefen des Waldes, und endlich trat der Haufe seiner Getrenen langsam und zaudernd ins Mondlicht heraus. Sie schritten ihrem einsam voranswandelnden Herzog nach über die harte Wintererde hinab ins Lager der Franken. Fritz Lienhard. 155. Krambambuli. 1. Vorliebe empfindet der Mensch für allerlei Gegenstände, Liebe, die echte, unvergängliche, die lernt er — wenn überhaupt — nur ein- mal kennen. So wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie- viele Hunde hat er schon gehabt und auch gern gehabt, aber lieb, was man sagt lieb und unvergeßlich, ist ihm nur einer gewesen — der Krambambuli. Er hatte ihn im Wirtshause Zum Löwen in Wischau von einem stellenlosen Forstgehilfen gekauft oder eigentlich eingetauscht. Gleich beim ersten Anblick des Hundes war er von der Zuneigung ergriffen worden, die dauern sollte bis zu seinem letzten Atemzuge. Dem Herrn des schönen Tieres, der am Tische vor einem geleerten Branntweingläschen saß und über den Wirt schimpfte, weil dieser kein zweites umsonst hergeben wollte, sah der Lump aus den Augen. Ein kleiner Kerl, noch jung und doch so fahl wie ein abgestorbener Baum, mit gelbem Haar und gelbem, spärlichem Bart. Der Jägerrock, ein 1 Iberrest vermutlich aus der

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 436

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
436 am Süntel völlig vernichtet. Aber es gelang Karl, den Aufstand zu dämpfen, und furchtbar war seine Rache. Bei Verden ließ er 4500 ihm ausgelieferte Sachsen hinrichten. Die Bluttat bleibt ein Flecken auf Karls Charakter. Die Tat, die anfangs betäubend wirkte, rief dann die Sachsen zum Verzweiflungskampfe auf. Aber in den Schlachten bei Detmold und an der Haase wurde ihre Kraft gebrochen. Wittekind gab die Sache seines Volkes verloren. 785 ließ er sich taufen und blieb seitdem dem Franken- könig treu. Aber erst 804 war jeder Widerstand überwunden. 3. Mit Waffengewalt sind die Sachsen zum Christentum gezwungen worden. Aber der Gewalt ging auch eine treue Fürsorge für das Land zur Seite. Karl beginnt nicht damit, Bischöfe einzusetzen, sondern damit, daß er Hirchspiele schafft. Jede Kirche soll einen Hof mit zwei Hufen Landes haben, und je 120 Kirchspielseingesessene sollen ihr einen Knecht und eine Magd stellen. Außerdem wird ihr der Zehnten von allem Er- werb gegeben. Erst später folgt die Gründung von Bistümern. Es ist nicht mit Bestimmtheit festzustellen, welche schon von Karl selbst gegründet sind. Im großen und ganzen ist die Bekehrung der Sachsen Karls eigene Tat, und man darf wohl sagen, die größte und einflußreichste Tat seines Lebens. Mit der Bekehrung der Sachsen war dem Christentum zugleich der Weg weiter gebahnt nach Norden und Osten. Es ist wunderbar, daß gerade der blutgedüngte Boden Sachsens so schnell herrliche Früchte zeitigte. Nachdem der Widerstand einmal gebrochen war, nahm der tief religiöse Stamm der Sachsen nun auch den christlichen Glauben mit einer Hingabe und Innigkeit auf wie kaum ein anderer. Das beweist die Tatsache, daß Sachsen bald nach seiner Bekehrung selbst die Mission so kräftig in die Hand nimmt. Das Opfer, das der sächsische Stamm bringen mußte, ist nicht vergeblich gebracht, die Blutsaat auf sächsischem Boden hat reiche Frucht getragen. Das mag uns mit Karls Gewalttat aussöhnen. Nach Gerhard Uhlhorn. 251. Arr- -e« Kl-sterlktze« im zehnten Lahrhundert. 1. Wollte ein deutscher Landesherr ein Kloster gründen, so ver- ständigte er sich mit den Mönchen eines bestehenden Mutterklosters. Dann wurde der Platz sorgfältig überlegt, vielleicht war es ein alter Tummelplatz heidnischer Dämonen in tiefem Walde, wie bei Ganders- heim, oder eine günstige Kulturstelle, wie bei der zweiten Anlage (822) von Corvey. Ackerscholle, Quell und Teich, das Gestein und das Sonnenlicht auf Wald und Hügel, die Straße, der Ausblick in das Land und die Nachbarschaft wurden sorglich erwogen, Brüder wurden als Späher ausgesandt, bei den Frommen der Umgegend ward Kunde eingeholt, dann erst wurde eine Gesellschaft der Brüder abgesandt zur Gründung des Klosters. Die Gesandten begingen Flur und Tal, darauf

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 169

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
169 schaftliche Dinge. Und wir waren bald in ein Gespräch verwickelt, das die Zeit bis zum Kreuzweg reichlich ausfüllte. Mit einem herzlichen Händedruck und einem ruhigen „Glückliche Reise!" verließ mich der ernste Mann. Fritz Lienhard. 154. Widnkind. 1. An Deutschland war Winter. Schars pfiff der Nordwind über die sächsischen Wälder, die zackigen Reiser des Eichwaldes zitterten und froren. Sterne blickten über leerem "Sanfte, Winteröde, soweit der Ge- danke flog. An einem Baum am Waldrand lehnte ein hoher Krieger, in den Mantel gehüllt, die Arme über der Brust gekreuzt, das buschige Auge regungslos hinausgerichtet auf einen freien Punkt. Tief dort im Dämmer der Mondnacht funkelte König Karls Heerlager. Eine Welt war in Aufruhr im Herzen dieses einsamen Mannes; eine Welt voll Schmerz und Weh. Aber keinen Seufzer fand er in dieser entscheidenden Nacht, die Zähne biß er zusammen, in keinem Laute gab er seinem Herzweh Luft. Starr und kalt stand er, eine Eiche unter Eichen. Das war der Sachsenherzog Widukind. Gehetzt von den Franken, irrte der Fürst wie der Wolf in den Waldgründen seiner zertretenen Heimat. Ein Verbannter in seinem eignen Lande war er, ein Verfemter und^ Gehaßter, den der gemeinste fränkische Schütze hinterrücks nieder- schießen durste. 2. And wie er, so feierten alle Sachsen ein trauriges Julfest. Man sah ihre Lichter nicht in diesem erstorbnen Lande, die scheu Gehetzten saßen sinster in den Tiefen ihrer Wälder. Dort draußen aber strahlte der Lichterglanz des Bistums Paderborn, und seltsam weihevolle Gesänge trug der Nachtwind auf kalter Luft herüber. Dort fangen die fränkischen Zertrümmerer Kirchengesänge, ein „Frieden auf Erden" scholl viel- stimmig und kunstvoll in die sächsische Winternacht. Welche Qual ging [an jenem Todesabend eines freien Volkstums durch das Herz des Sachsenlandes, durch das Herz dieses besten und ge- waltigsten seiner Söhne! Der Widerstand wider den fränkischen Eroberer war unnütz gewesen; Sachsenland, dies Land der treuen deutschen Eichen- Männer, war ein Kirchhof geworden. Die Aller hatte bei fürchterlicher, vom König angeordneter Hinrichtung das Blut von 4500 Söhnen ihrer wertvollen Erde getrunken; und der letzte und beste, der nichts verbrochen hatte, als daß er mit vollem Fug und Recht, mit aller Kraft seiner Liebe sein angestammtes Land verteidigte, der letzte und beste drückte sich wie ein wundes Raubtier durch die kahlen Hecken und Dornen seiner Winterwälder.

6. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 435

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
435 „Den Schild hab’ ich, ihr Heben Herrn, das Kleinod hätt’ ich gar zu gern, doch das ist ausgebrochen.“ 27. Zuletzt tät man Herrn Milon sehn, der nach dem Schlosse lenkte; er ließ das Rößlein langsam gehn, das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hinterm Vater her und trug ihm seinen starken Speer zusamt dem festen Schilde. 28. Doch wie sie kamen vor das Schloß und zu den Herrn geritten, macht er von Vaters Schilde los die Zierat in der Mitten. Das Riesenkleinod setzt’ er ein, das gab so wunderklaren Schein als wie die liebe Sonne. 29. Und als nun diese helle Glut im Schilde Milons brannte, da rief der König frohgemut: „Heil Milon von Anglante! Der hat den Riesen übermannt, ihm abgeschlagen Haupt und Hand, das Kleinod ihm entrissen.“ 30. Herr Milon hatte sich gewandt, sah staunend all die Helle: „Roland, sag an, du junger Fant! wer gab dir das, Geselle?“ „Um Gott, Herr Vater, zürnt mir nicht, daß ich erschlug den groben Wicht, derweil Ihr eben schliefet!“ Ludwig Uhland. 259. Das weitze Sachsenrotz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht. Die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg und aus der Schlucht des Donners Siegesrusen hallt. 28*

7. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 437

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
437 dem Kampf der Völker will ich wehren du, denke dieser Stunde heut', ich bin der König Karl genannt." 9. Der Sachse reichet ihm die Hand: „Hast sränk'sche Großmut du genannt, so lern' auch Sachsentreue kennen: Ich will dir deinen Gastsreund nennen, Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand, ich bin der Wittekind genannt." 10. Da rief Herr Karl: „Ja, treu und frei! Das edle Roß, das ist dein Bild! Nun soll der goldne Friede tagen, du sollst die Herzogskrone tragen; das weiße Roß, das führ' im Schild, für ewig sei es treu und frei!" Max ö. Oer. 260. Heinrich der Vogelsteller 1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd recht froh und wohlgemut; aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröte Glut. 2. In Wies' und Feld und Wald und Au, — horch, welch ein süßer Schall! Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, die süße Nachtigall! 3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut' die Welt! Was gilt's? Heut' gibt's 'neu guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt. 4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar: „Ei doch! Was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschar?" 5. Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht der Waffen Klang. „Daß Gott! Die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang!"

8. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 439

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
439 mußte an Haus, Hof au Hof sich schließen; alles wurde mit Mauern und Wällen umschlossen. Ohne Rast und Ruhe ging die Arbeit fort; ungewohnte Anstrengungen mutete Heinrich dem Volke zu, denn es sollte im Frieden sich abhärten, um die Entbehrungen des Kriegs leichter bestehn zu können. So stiegen schnell mit Wällen und Mauern umringte Ort- schaften in jenen Grenzgegenden auf; kleinere Plätze wurden vergrößert, zerstörte Befestigungen hergestellt, oft erhoben sich zahlreichere Wohnungen der Menschen plötzlich, wo früher nur eine einsame Hütte gestanden hatte. Damals wurde Quedlinburg am Harz auf Fluren, welche die Bode durch- fließt, von Grund aus aufgebaut; Merseburg, das dem Könige immer ein teurer Ort war, wurde vergrößert und erhielt eine neue steinerne Mauer. 3. In Merseburg eröffnete Heinrich zugleich ein Asyl für Verbrecher; es geschah, um die Stadt zu bevölkern und wehrhaft gegen die Feinde zu machen. Dieses verdächtige Volk wohnte in der Vorstadt Merseburgs, während die eigentliche Burg von verläßlicheren Dienstleuten besetzt war. Heinrich gab ihnen Äcker und Waffen und gebot ihnen, mit ihren Lands- leuten Frieden zu halten; gegen die Wenden aber erlaubte er ihnen auf den Raub auszuziehen, so oft sie es wollten. 4. Aber auch auf andre Weise suchte Heinrich die Bevölkerung der neuen Burgen zu heben. Er gebot, alle Gerichtstage, Volksversammlungen und Gelage fortan innerhalb der Burgmauern zu halten; so oft die Sachsen .zusammenkamen, sollten sie sich in den Burgen versammeln, damit sie, die das Leben in eingeschlossenen Orten immer noch für eine Einkerkerung hielten, sich allmählich daran gewöhnten. Auch hier scheint er dem Bei- spiel König Eduards gefolgt zu sein, der in ähnlicher Weise alle Kauf- handlungen innerhalb der Burgtore vorzunehmen gebot. Aber die befestig- ten Ortschaften Sachsens und Thüringens sollten bei einem neuen Einbruch der Feinde nicht nur die Möglichkeit zu einem kräftigeren Widerstand gewähren, sondern zugleich allen Grenzbewohnern Zuflucht und Sicherheit bieten. Deshalb mußte jeder neunte Manu von den Dienstleuten in die Stadt ziehen, hier für sich und zugleich für feine acht Gefährten Wohnung herrichten, wie auch Speicher und Vorratskammern besorgen; denn der dritte Teil aller Feldfrüchte, die man gewann, mußte in die Stadt ein- geliefert werden und wurde dort aufgespeichert. Die acht aber, die draußen waren, bestellten für den in der Stadt das Feld, säten und ernteten für ihn und brachten die Ernte in seine Scheunen. Außer- halb der Stadt sollten diese Dieustleute sich keine oder nur wertlose Wohnungen anlegen, da diese doch bei dem ersten Angriff vom Feinde zerstört würden. 5. Obwohl diese Anordnungen zunächst nur für die Marken Sachsens und Thüringens getroffen waren und auch nur dort durchgeführt werden konnten, wirkten sie doch auch tiefer in das Land hinein und gewöhnten

9. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 436

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
436 2. Ein srünk'scher Mann, gar müd' und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Slrand: „Hallo, ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse hoch, mit stolzem Blick, sieht lang' und fremd den Franken an: „Kommst du, um Gastfreundschaft zu bitten, so bist du sicher in Sachsenhütten." Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen schweigend einander an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf gen unsern König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen." Da führt' der Sachse ihn an der Hand hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O, laß das schöne Roß uns fangen!" So sprach der Franke mit Verlangen., „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei." 7. Und wie er es gerufen mild, da kommt es lustig wiehernd an und bäumt die schlanken Vordersüße und bringet seine besten Grüße. Da sprach der Sachse: „Siehe da, das ist des Sachsenvolkes Bild!" 8. Der Franke reichet ihm die Hand: „Das war ein Wort zu seiner Zeit; du sollst von frünk'scher Großmut hören,
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199 9