Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
§ 3. Das Königreich Württemberg.
Das Königreich Württemberg bildet ein ziemlich abgerundetes Gebiet,
welches von 47 ° 30' bis 49° 35' nördl. Br. und von 8° 22' bis 10° 29'
östl. L. v. Gr. liegt, sich vom Bodensee nordwärts bis zum oberen Tauber
erstreckt und im Nordosten von der Frankenhöhe, im Südosten von dem Lech,
im Westen von dem Schwarzwalde und dem Neckarberglaude begrenzt wird.
Der Staat wird von dem Königreiche Bayern (im Osten) und dem Großherzog-
tum Baden (im Westen) fast ganz umschlossen; nur im Süden greifen außerdem die
hohenzollernfchen Lande tief in dasfelbe ein und es wendet am Bodensee auch eine
kurze Uferstrecke der Schweiz zu. Im Westen greift der badensche Amtsbezirk
Pforzheim in das Königreich ein. Von diesem werden im Norden einige kleine
badensche, im Süden einige preußische und badensche Gebiete umschlossen, wiederum
jedoch finden sich auch mehrere kleinere Anteile Württembergs in badenscher (im
Norden und Süden des Hauptgebietes) und preußischer (im Süden) Umfassung.
In alter Zeit wurde das Land von Sneven bewohnt, welche ostwärts
bis zum Lech und westwärts bis zum Rheiue saßen, später (seit dem 2. Jahr-
hundert) sich Alemannen nannten, nach der Schlacht bei Zülpich aber ihren
alten Nameu wieder erneuerten; derselbe verwandelte sich allmählich in
Schwaben. Über dem Lande walteten seit Konrad I. Herzöge. Bei dem
Untergange der Hohenstaufen zerfiel Schwaben in viele kleinere Gebiete, aus
welchen allmählich Württemberg emporwuchs. Die Geschichte des Landes
beginnt mit dem Grafen Ulrich I. von Württemberg (1241 — 65), welcher ein
kleines Gebiet in der Gegend von Stuttgart besaß. Unter seinen Nachfolgern
erweiterte sich das Laud mehr und mehr; hervorzuheben sind besonders Graf
Eberhard Ii. (der Greiner), Eberhard V. im Barte (znm Herzoge erhoben
1495), Herzog Ulrich (Einführung der Reformation), Karl Eugen (erst wild
und verschwenderisch, dann um das Wohl seines Volkes besorgt), Friedrich Ii.
(durch Napoleou König, seit 1805) und Wilhelm (Erlaß einer Verfassung, 1819).
Von den Ahnen der Könige von Württemberg erscheint schon 1092 Konrad
urkundlich, Graf Ulrich I. (1241—1265) nannte sich nach seiner Stammburg Württem-
berg bei Rothenburg, besaß außerdem die Burg Beutelsbach, die S**dte Stuttgart,
Leonberg, Schorndorf, Nürtingen, Kannstatt und Waiblingen und erwarb Urach.
Eberhard der Erlauchte (gest. 1325) gewann Kalw, Asperg, Göppingen ze. und erkor
Stuttgart zu seiner Hauptstadt. Ulrich Iii. gelangte in den Besitz von Tübingen,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Ulrich_I._von_Württemberg Eberhard_Ii Eberhard_V. Ulrich_( Karl_Eugen_( Karl Eugen Friedrich_Ii Friedrich Napoleou_König Wilhelm Konrad Eberhard Kalw Ulrich_Iii
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Slawen an der Ostsee und in Rußland. 37
slawischen Osten. Allein die kurze Nachblüte wurde von den Dänen zerstört,
die unter König Waldemar im Jahre 1172 die Herrlichkeit für immer
vernichteten. Zur Ohnmacht und Verschollenheit verdammt, ragte Vineta
fortan wie sein eigner Schatten aus dem herumliegenden Getrümmer, um
welches die Sage rasch ihre üppigen Ranken flocht. Der pommersche Fischer,
der im Kahne leise auf der glatten Fläche des klaren Meeres dahinzieht, will
zuweilen tief unten auf dem Boden die alten Straßen und Häuser noch sehen.
Ullnormannische Familie.
Mit dem Pflug und dem Schwerte hatten die Deutschen unterdessen
einen großen Teil der ihnen entfremdeten Ostmarken bis zur Oder wieder
zurückerobert und dem weiteren Vordringen der Slawen ein Ziel gesetzt.
Nach langem und hartem Kampfe war in den städtischen Niederlassungen,
die sie gründeten, Sicherheit und Ruhe eingetreten, und allmählich und un-
vermerkt vollzog sich eine Verschmelzung der slawischen Bevölkerung mit
den germanischen Einwanderern. An der Nord- und Ostsee (an letzterer
die „wendischen Städte") entfaltete die deutsche Hansa ihre Blüte und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Erwerbung von chinesischen Gebieten. 57
allen Dingen aber war Rußland im stände, von hier aus seinen Einfluß
auf China auszudehnen, der in neuerer Zeit zu einer ganz besonderen Be-
deutung gelangt ist. Schon von jeher war Rußland den übrigen euro-
Peuschen Mächten in dieser Beziehung überlegen, denn seit 1680 hatte es
eine stehende Gesandtschaft und eine Mission in Peking begründet, die fort-
während bei den Chinesen in großer Achtung gestanden haben. Mußte es
auch ^ein siegreiches Vordringen im Amurgebiete zeitweilig unterbrechen
Irkutsk.
und war es auch genötigt, im Vertrage von Nertschinsk 1689 den Besitz
dieser Geg -tden wieder aufzugeben, so gab es doch damit seine umfassenden
Pläne nicht auf. Mit der ihm eigentümlichen Geduld und Ausdauer rückte
es ganz allmählich und stetig vorwärts. Diplomatische Kunstgriffe und
Waffengewalt — alles ward zu seiner Zeit und am richtigen Orte an-
gewandt. Während Engländer und Franzosen Millionen auf einen Krieg
mit China verwendeten und das Blut ihrer Söhne im Himmlischen Reiche
floß, schoben die Russen einfach durch bloße Verhandlungen ihre Grenzen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 313
und Schlesien, im Süden an das Königreich Sachsen, die sächsischen Herzog-
tümer sowie an die Fürstentümer Renß j. L. und Schwarzbnrg-Sondershansen
(Arnstadt), im Westen an die Provinzen Hessen-Nassau und Hannover sowie
an das Herzogtum Braunschweig.
Zur Provinz Sachsen gehören zehn meist südlich gelegene Exklaven, von denen
Schleusingen und Ziegenrück besondere Kreise bilden. Die anhaltischen Lande trennen
den nördlichen Teil (den Bezirk Magdeburg) fast vollständig von dem südlichen (den
Bezirken Merseburg und Erfurt). Im nördlichen Teile liegen ein paar kleine
anhaltische Enklaven, das braunschweigische Fürstentum Blankenburg und das Amt
Calvörde, im südlichen die beiden schwarzburgischen Unterherrschaften, das weimarische
Amt Allstedt und einige kleinere Enklaven der sächsischen Herzogtümer (Weimar und
Kobnrg-Gotha).
Die Hauptstadt der Provinz ist Magdeburg; die Provinz zerfällt in
drei Bezirke: Magdeburg, Merseburg und Erfurt.
Geschichtlich erscheinen die Gebiete der Provinz im 5. Jahrhundert
größtenteils als Bestandteile des Thüringerreiches, später kam der südliche
Teil an das Frankenreich, der nördliche siel den Sachsen zu; damals hatten
Slawen das Land bis an die Saale inne. Mit der fränkischen Herrschaft
fand allmählich das Christentum Eingang, zuerst durch Bonifatius. Nach Er-
obernng der Länder des Sachsenstammes geriet Karl der Große in Kampf mit
den Slawen und fuchte gegen dieselben seine Nordostgrenzen durch die Anlegung
von Marken zu sichern. Unter den sächsischen Kaisern wurden die Slawen-
marken erneuert (Nordmark. Ostmark und Mark Meißen). Unter den folgenden
Wirren erhoben sich in diesen Gebieten besonders die Wettiner als Kurfürsten
und Herzöge von Sachsen, die Markgrafen (Kurfürsten) von Brandenburg,
deren Herrschaft sich freilich besonders ostwärts verbreitete, und die Fürsten von
Anhalt, zu denen mehrere kleinere Dynasten, Stifter und Reichsstädte traten.
Die Hohenzollern erwarben zuerst die Nord-(Alt-)mark, dann die Stifter
Magdeburg und Halberstadt (1648), das Stift Quedlinburg (1697), die kur-
mainzischen Besitzungen (Erfurt und das Eichsfeld, 1803) und nach dem Be-
freinugskriege von dem Königreich Sachsen den Rest der Provinz.
Das Thüringerreich wurde 531 vernichtet und bei dieser Gelegenheit die Unstrut
die Grenze zwischen dem fränkischen und sächsischen Gebiete. Bonifatius brachte
Thüringen in Abhängigkeit zu dem Metropolitansitze Mainz und zu Rom. Zur
Sicherung der Ostgrenzen seines Reiches gegen die Slawen schuf schon Karl der Große
zwei Marken mit Magdeburg und Erfurt als Mittelpunkten, zur Begründung des
Christentums in diesen Gegenden aber das Bistum Halberstadt. Die Zeiten der
letzten Karolinger waren für diese Gegenden sehr traurige, indem nicht nur erbitterte
Kämpfe mit den Slawen geführt werden mußten, sondern auch verheerende Einfälle
der Ungarn stattfanden. Bessere Zeiten brachen erst an, als mit Otto dem Er-
lauchten ein kräftiges Geschlecht die Herzogswürde über Sachsen und Thüringen zu
führen begann. Durch den Heldenmut Heinrichs I. wurden damals den Ungarn
ihre Raubzüge hierhin für immer verleidet und es trat zugleich das bisher den
Wenden gehörige Gebiet an den Elbmündungen unter deutschen Einfluß. Die in
der Nordmark und der Mark Meißen, zu welchen unter Otto I. noch die Ostmark
lzwifchen Bode und Saale) kam, waltenden Markgrafen errichteten allenthalben
Burgen als feste Stützpunkte und verteidigten dieselben gegen die Wenden durch
zahlreiche deutsche Kolonisten, aus welchen ein mannhaftes, tapferes Volk heranwuchs.
Das Christentum aber wurde in diesen Gegenden durch das Erzbistum Magdeburg
und die Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz (später Naumburg) weiter befestigt.
Die Schwäche der meisten folgenden Kaiser und die auf Italien gerichtete Politik,
welche mit Otto I. ihren Anfang nahm, führten das Emporkommen mehrerer Grafen.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Otto Heinrichs_I. Otto_I. Otto_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 375
langobardischen Sueven (südlich). Die Sigambrer machten den Römern viel zu
schaffen (Lollius geschlagen, 16 v. Chr.). Nach mehrfachem Vordringen durch diese
Gebiete nach der Weser und Elbe zu (Drusus, Tibcrins) erlitten die Römer in der
Nähe der Provinz unter Varns eine schmähliche Niederlage (durch den Cherusker-
Hermann, 9 n. Chr.), machten unter Germanieus neue Anstrengungen, festen Fuß
zu fassen, gaben aber zuletzt (47 n. Chr.) ihre Bemühungen auf. Später traten die
Bewohner dieser Gegenden uuter dem Sammelnamen der Franken auf, deren west-
licher Zweig sich, aus dem heutigen Holland und Belgien südwärts vordringend,
unter dem Merowinger Chlodwig im heutigen Frankreich ein mächtiges Reich gründete
und auch einen Teil des östlichen Zweiges sofort unterwarf. Der damals im heutigen
Westfalen wohnende östlichste Teil der Franken scheint sich indes mit dem aus ferner
wohnenden Germanen (Cheruskern :e.) entstandenen großen Völkerbunde der Sachsen
vereinigt zu haben, deren unabhängiger, dem Heidentum zugewendeter Sinn ihm
zusagte. Bei dem langwierigen Kampfe der Franken mit den Sachsen wohnten hier
die Westfalen (nordöstlich von ihnen nach der Weser zu die Engern und von diesen
östlich, zwischen Weser und Elbe, die Ostfalen), setzten unter Wittekind Karl dem
Großen heftigen Widerstand entgegen und beugten sich erst 803 diesem und dem
Christentum. Bei der Teilung des Frankenreichs fiel Westfalen mit dem übrigen
Lande der Sachsen Ludwig dem Deutschen zu. Unter den Wirren der letzten Karo-
lingerzeit erhob sich im Sachsenlande ein mächtiges Herzogshaus, welches mit Heinrich I.
die deutsche (ostfränkische) Königswürde erwarb. Nun erlangte das Haus der Bil-
lunger und nach deren Aussterben Lothar v. Süpplingenburg die Herzogswürde.
Bei dessen Erhebung zum Kaiser erhielt mit Heinrich dem Stolzen das Welsenhaus
Sachsen; als aber mit der Ächtung seines Sohnes, Heinrichs des Löwen (1180), das
große Gebiet des Herzogtums zerstückelt wurde, entstanden neben dem Herzogtum
Westfalen, welches den größten Teil des jetzigen Bezirks Arnsberg und Teile der
Bezirke Minden und Münster umfaßte (zu Kurköln), die reichsunmittelbaren Stifter
Osnabrück, Paderborn und Münster, die Grafschaften Mark, Ravensberg, Tecklen-
bürg, Siegen :c. Die Länder Mark und Ravensberg fielen später an Jülich-Kleve
und bildeten einen größeren Staat, von welchem 1609 Johann Sigismund von
Brandenburg Kleve, Mark und Ravensberg erhielt. Ein späterer Hohenzoller, der
Große Kurfürst, gewann (1648) das Stift Minden, ein andrer, König Friedrich I.,
erwarb durch Kauf (1707) die Grafschaft Tecklenburg. Nach Auflösung der geist-
lichen Gebiete (1803) kam vorübergehend das eigentliche Herzogtum Westfalen an
Hessen-Darmstadt, Paderborn und der östliche Teil von Münster an Preußen; andre
Stücke des geistlichen Besitzes an die Fürsten von Salm (später den Herzog von
Arenberg) und die Herzöge von Croy und von Looz-Corswaren. Unter der Herr-
schast Napoleons I. wurde der jetzige Bezirk Münster zu Frankreich, der Bezirk
Minden zu dem Königreiche Westfalen geschlagen; nach dem Sturze des Corsen ge-
wann Preußen (1815) nicht nur diese Gebiete, sondern auch seine früheren Be-
fitzungen und das Fürstentum Siegen, welches seit 1255 einer Linie des Hauses
Nassau-Oranien gehört hatte. Die gegenwärtige Provinz setzt sich aus folgenden
ehemaligen Gebieten zusammen, und zwar der Bezirk Münster: aus dem Stift
Münster mit den Standesherrschaften Dülmen, Rheina-Wolbeck, Bocholt, Ahaus
und Horstmar nebst Cappenberg, dem Fürstentum Tecklenburg, der Grafschaft Reck-
linghausen (Besitz des Herzogs von Arenberg) und den Herrschaften Steinfurt,
Anholt und Gemen; der Bezirk Minden: aus dem Weserlaude mit den Stiftern
Minden und Paderborn, der Abtei Corvey, den Grafschaften Ravensberg und Riet-
berg, der Herrschaft Rheda und dem früheren Osnabrückischen Amte Reckenberg;
der Bezirk Arnsberg: aus dem Herzogtum Westfalen, der Grafschaft Mark mit Lim-
bürg und Lippstadt, dem Gebiete der Reichsstadt Dortmund, den Grafschaften Witt-
genstein und dem Fürstentum Siegen.
Werfen wir einen Blick auf die Erhebungsverhältnisse der Provinz,
so finden wir, daß die südöstliche Hälfte derselben weit überwiegend aus Berg-
land, die nordwestliche hingegen in eben dem Maße aus Tiefland besteht.
Im Bezirk Arnsberg gehört nur der nördlichste Teil, im Bezirk Minden nur
das Gebiet nördlich vom Wiehengebirge, der Landstrich zwischen diesem und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Drusus Hermann Germanieus Chlodwig Karl_dem
Großen Karl Ludwig Heinrich_I. Heinrich_I. Lothar_v Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Stifter
Osnabrück Johann_Sigismund_von
Brandenburg_Kleve Johann Friedrich_I. Friedrich_I. Arenberg Croy Napoleons_I. Cappenberg Arenberg
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Frankreich Westfalen Sachsen Sachsen Westfalen Westfalen Sachsen_Ludwig Sachsenlande Welsenhaus
Sachsen Herzogtum
Westfalen Arnsberg Paderborn Ravensberg Siegen Westfalen Hessen-Darmstadt Paderborn Napoleons Frankreich Westfalen Rheina-Wolbeck Bocholt Ahaus Steinfurt Anholt Minden Weserlaude Paderborn Rheda Reckenberg Arnsberg Herzogtum_Westfalen Lippstadt Fürstentum_Siegen Arnsberg Minden
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
4 Aus Schlesiens Vergangenheit.
und genötigt, weiter nach Westen zu ziehen. Nur in den gebirgigen Gegenden
blieben noch Germanen zurück, welche den angestammten Sitten treu blieben, bis
Deutsche, wiederum rückwärts nach Osten wandernd, in den Slawenreichen wieder
festen Fuß faßten. Drei große Slawenreiche bildeten sich damals, nämlich das
polnische, böhmische und großmährische. Als dieses letztere aber um das Jahr
900 unterging, war Schlesien noch ohne Namen und keineswegs eine in sich
abgeschlossene Provinz, sondern in der von der Oder aus östlich gelegenen
Hälfte den polnischen, in der westlichen aber den böhmischen Slawen unter-
worfen. Erst im 10. Jahrhundert rissen die Polen das ganze Land an sich,
und so ist Schlesien am Anfange seiner Geschichte ein Teil Polens.
Die Slawen waren bei ihrer Einwanderung ein nomadisches Volk, das
erst nach und nach sich dem Ackerbau zuzuwenden begann. Ferner ist es nach-
gewiesen, daß die Slawen damals noch in Hütten wohnten, welche sie leicht ab-
brechen und mitnehmen konnten, wenn sie nach einem andern Weideplatze zogen.
Sie hatten eine patriarchalische Verfassung und lebten nur unter Familienober-
Häuptern, die bei allgemeinen Angelegenheiten sich miteinander berieten. Sie
waren gastfrei, treu und redlich, liebten die Freiheit und zeigten Mut und Tapfer-
feit; gegen ihre Beleidiger waren sie grausam, und man erzählt sich, daß sie im
Kriege sich vergifteter Pfeile bedienten. Bei der durch die großen Völkerzüge
zunehmenden Schwäche der germanischen Stämme drangen die Slawen immer
weiter nach Westen vor bis über die Elbe, und sie würden sich noch weiter
ausgedehnt haben, wenn sie nicht in den Franken, in Karl dem Großen und
seinen Nachfolgern, kräftige Feinde gefunden hätten.
Schlesien gehörte bald ganz zu dem großen polnischen Slawenreiche und
teilte mit letzterem Verfassung, Sitten und Schicksale; aber es litt sehr durch die
beständigen Kriege mit den Böhmen, die sich gern den westlichen Teil des Landes
zurückerobert hätten. Diese westliche Hälfte bestand damals aus verschiedenen
Gauen, deren größter Zlasane hieß und das Land der Slenza, d. h. der kleinen
Lohe, welche bei Nimptsch entspringt und bei Masfelwitz in die Oder fällt, um-
faßte; zu ihm gehörten etwa die heutigen Fürstentümer Breslau, Brieg bis an
die Oder und ein Teil des Fürstentums Schweidnitz.
Obgleich die Polen und Böhmen sich einander vielfach befehdeten, so wurde
doch von Böhmen her den Polen das Christentum gebracht. Der polnische
Fürst Miesko nahm im Jahre 966 das Christentum an, nachdem er ein Jahr
zuvor die als Christin getaufte Dubrawka, die Schwester des Herzogs Boleslaw
des Frommen von Böhmen, geheiratet hatte. Er stiftete ein Bistum in Posen,
das dem Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde, und wußte auch die zu seinem
Reiche gehörenden Bewohner Schlesiens zur Annahme des Christentums zu
bewegen; aber auf die Sitten hatte die neue Religion keinen Einfluß, das Volk
blieb noch lange Zeit roh unter seinen gewaltthätigen Herrschern. Der Bischof
Dithmar von Merseburg schildert uns die Polen damaliger Zeit ganz anders,
als wir sie früher kennen gelernt haben; er sagt, das Volk müsse man wie
Ochsen und faule Esel züchtigen, ohne schwere Strafen könne es nicht beherrscht,
könne das Wohl des Fürsten nicht erhalten werden. Die Einführung des
Christentums machte deshalb große Schwierigkeiten und ging nicht ohne Gewalt
vor sich; ja diejenigen, welche dem heidnischen Glauben treu blieben, wurden
sogar mit Einziehung ihrer Güter oder mit dem Tode bestraft. Denjenigen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die ersten Herrscher. 441
Welt ohne Sonne, was ein Reich ohne König?" Darauf schilderte er in den
lebhaftesten Farben die Leiden des Landes und die Schmach des Volkes und
führte als Ursache des Verfalles an, daß dem Reiche das Haupt, der König,
fehle. Lauter Beifall ward dem Redner zu teil; die Versammlung bat ihn, die
Krone anzunehmen und das Reich aus den Trümmern wieder auszurichten:
Crae sträubte sich lange, die ihm angebotene Ehre anzunehmen. Endlich gab
er den eindringlichen Bitten nach, ergriff das Zepter und handhabte die ihm
übertragene Macht mit solcher Weisheit und Mäßigung, daß er Vater des
Volkes genannt wurde. Mit den Nachbarn führte er siegreiche Kriege, viele
Feinde unterwarf er seiner Herrschast. An der Weichsel gründete er eine Stadt,
die er nach seinem Namen Krakau nannte, machte sie zu seinem Wohnsitze und
sprach von dort aus Recht und gab den Lechiten, d. h. den Polen, Gesetze, welche
noch lange nach ihm als die Grundlage des polnischen Rechtes geachtet wurden.
Krakau konnte jedoch lange Zeit nicht zu der gewünschten Blüte gelangen;
denn in den Höhlen um die Stadt lag ein riesengroßer, grimmiger Drache, der
die Herden auf den Triften, das Zugvieh auf den Feldern, selbst Menschen an-
fiel und verschlang. Kein Wunder war es also, wenn die Menschen in bestän-
diger Angst waren, sich nicht in jene Gegend wagten, in der sie nicht sicher
leben konnten. Kein Fremder kam, um sich in Krakau niederzulassen; und die-
jenigen, welche dort wohnten, entschlossen sich, dem wilden Getier allwöchentlich
eine bestimmte Anzahl Vieh zum Fräße preiszugeben; doch reifte bei vielen
der Entschluß, lieber die Stadt zu verlassen, als täglich ihr Leben und Gut
bedroht zu sehen. Da rief der alternde Crae, der seinem Vaterlande ein zärt-
licherer Sohn als seinen Söhnen ein zärtlicher Vater war, seine beiden Söhne,
Lech und Crac, zu sich und sprach zu ihnen: „Euch, meines Lebens Hälfte, habe
ich in meinen Tugenden erzogen; ich habe gewollt, daß ihr tapfer seid und die
Verteidigung und Beschirmung des Wohles eurer Mitbürger übernehmt. Zaudert
also nicht, sondern gehet hin und waffnet euch zur Erlegung des Ungeheuers,
das die Bürger peinigt." Die Söhne gehorchten willig den Worten des Vaters,
konnten aber mit den Bürgern das Ungeheuer nicht so leicht besiegen, als sie
gehofft hatten.
Aus den Worten des Vaters hatte der jüngere Bruder erkannt, daß beide
Söhne dem Vater gleich lieb sind, beide ihm in der Herrschaft folgen sollen.
Er, ergrimmt über dieses Ansinnen, betrachtet fortan seinen ältern Bruder als
Feind und erschlägt ihn, um in den alleinigen Besitz der väterlichen Krone und
Herrschaft zu gelangen. Von dem Morde seines Bruders kehrt er heim zum
Vater und weint, der Drache habe den Bruder erschlagen; der trauernde Vater
begrüßt seinen Sohn und dankt ihm für die Tapferkeit, daß er dem Ungetüm
wenigstens den teuren Leichnam entrissen habe.
Als man einsah, daß man im offenen Kampfe den Drachen nicht besiegen
konnte, nahm man zur List Zuflucht. Rinderhäute wurden mit Pech, Schwefel
und andern brennenden Stoffen angefüllt, in die Nähe der Höhlen geworfen
und an versteckten Stellen angezündet. Der Drache stürzte sich auf die Häute
und verschlang sie mit gewohnter Gier, wurde aber nun vom innern Brande
im Leibe verzehrt.
So wurde Krakau von der Plage befreit und gewann bald an Größe und
Ausdehnung, so daß Gnesen fast gänzlich verdunkelt wurde. Crac regierte noch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Grafen von der Mark. 343
ihrer uneinnehmbaren Feste Trotz, die sie nach jenen Worten des Grasen von
Arnsberg von nun an Altena nannten. So die Sage; die Geschichte jedoch
verlegt die Entstehung ein Jahrhundert später in die Zeit Kaiser Heinrich's Iv.
Danach haben die Vögte von Berg, Edle fränkischer Abkunft, die in Deutz resi-
dirten (advocati Tuitienses), die Altenburg als Grenzfeste des Herzogthums
Franken gegen Sachsen besessen und haben die Burg Altena als zweiten festen
Punkt in das feindliche Altsachsen vorgeschoben. Eine Zweiglinie legte sich den
Namen der Grasen von Altena bei. So stellt es Dr. G. Natorp in seinem
vortrefflich geschriebenen Buche: „Ruhr und Lenne" dar, dem wir zumeist als
Gewährsmann gefolgt sind. Berg und Altena blieben eine Zeit lang vereinigt;
aber 1170 ging Altena an einen Grafen Eberhard über und blieb fortan ge-
sondert. Die Nachfolger erweiterten mit Glück ihr Gebiet; im 13. Jahrhundert
erwarben sie den Oberhof Mark an der Lippe, in der Nähe der bald darauf
erbauten Feste Hamm. Von nun an nannte sich auch der damalige Graf Adolf
„Graf von der Mark", wie es in den Urkunden vom Jahre 1226 an stehender
Titel blieb.
Die Grafen von der Mark haben sich besonders im 13. und 14.Jahr-
hundert durch Mannhaftigkeit und Tapferkeit ausgezeichnet. Sie führten blutige
Fehden mit dem Erzbischos von Köln, den Erzbischösen von Münster und Osna-
brück, mit den Grafen von Arnsberg und anderen Fürsten. Ja, sie trugen ihr
siegreiches Schwert selbst nach dem sernen Osten in die Niederungen der Weichsel
und stritten dort gemeinsam mit den Deutschordensrittern gegen die Sarazenen
und das „böse grausame Heidenvolk". Sie begleiteten die deutschen Kaiser auf
ihren Heereszügen und verrichteten Heldenthaten, welche die Geschichte aufgezeichnet
hat. Besonders zeichnete sich durch persönlichen Muth Graf Engelbert Iii. aus
bei der Belagerung der Stadt Lüdinghausen. Ein andermal plünderte er das
Gebiet des Erzbischoss von Köln und erwartete ihn zum Zweikampf; doch sein
Gegner vergaß das Kommen. Nicht minder ritterlich zeigte sich im letzten Jahr-
hundert des Mittelalters Junker Johann, der Sohn Herzog Adolfs von Kleve,
welcher bei seinem Oheim Jean sans peur von Burgund höfische Sitte gelernt
hatte. Als 25jähriger Jüngling zog er den bedrängten Lippstädtern und Soestern
zu Hülse. Anfangs ward er von den Feinden mit Spott als „das Kind von
Gent" empfangen; aber bald flößte er denselben Respekt ein. Und als endlich
die böhmischen Scharen von den Mauern Soests abziehen mußten, drückten
ihre Anführer persönlich dem heldenmüthigen Jüngling ihre Bewunderung aus.
Besonders aber übten die märkischen Dynasten die Grundsätze weiser Staats-
Politik, indem sie die Einheit und Unteilbarkeit ihres Territoriums den Erb-
schaftszerfplitterungen gegenüber festhielten. Doch galt es, noch gar manchen
blutigen Kampf zu bestehen. Besonders Adolf Iii., der eigentliche Begründer
der Grafschaft (1198—1249), der wilde Eberhard Ii. und Engelbert Iii.
(1347 —1392) hatten harte Fehden auszufechten, ehe sie sich den Besitz ihres
Landes sicherten, das sie mit einem steinernen Ring von Grenzfesten umgaben.
Ihre Streitigkeiten, namentlich mit dem Erzbischos von Köln, erinnern lebhaft
an den Kampf der Ghibellinen und Welfen. Adolf Iii. gerieth auch mit feinem
eigenen Bruder Gerhard, dem Bischof von Münster, in Zwist. Graf Eberhard Ii.
soll nach der Einnahme von Menden die Monstranz aus der dortigen Kirche
genommen und sie nach dem der heil. Maria geweihten Kloster Fröndenberg.
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Extrahierte Personennamen: Eberhard Adolf Adolf Engelbert_Iii Johann Adolfs_von_Kleve Adolfs Jean Adolf Eberhard_Ii Engelbert_Iii Adolf Adolf Eberhard_Ii Maria
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
392 Die Lenne, das mittlere und untere Ruhrthnl,
Kohensyburg. Einer der romantischsten Punkte der mittleren Ruhr ist
die alte Sachsenfeste Hohenfybnrg am Einfluß der Lenne, ans dem Rücken einer
jähen Bergwand, welche wie einst die Eresburg (Marsberg oder Stadtberg) zu
den ältesten Festen in Deutschland gezählt wird. Hier vertheidigte sich der
kühne Sachsenherzog Wittekind tapfer gegen Karl den Großen: hier erschallte das
berühmte Schlachtgebet seines zähen, hartnäckigen Volkes: „Hilli kroti Woudana
(Heiliger, großer Wodan), ilposk un osken panna "Wittekin (hilf uns und
nnserm Bannerherrn Wittekind), ok stelta of ten aiskena Carlari, ten slakten
ena (auch den Unterfeldherren gegen den abscheulichen Karl, nnsern Todtschläger)!
Ik gif ti in aur un tou scapa im tat rofe (Ich gebe dir einen Auerochsen und
zwei Schafe und den Raub), ik slacte ti all funka np tinem iliken artisperko
(ich schlachte dir alle Gefangenen auf deinem heiligen Harzberg!)" Unsere Feste
wird zuerst in den Annalen Einhard's, des Biographen des fränkischen Kaisers,
erwähnt, wie folgt: „Während seines Winteraufenthaltes in Carifiaeus (775)
beschloß der König, das treulose und bundesbrüchige Volk der Sachsen mit Krieg
zu überziehen und nicht zu ruhen, bis sie besiegt und zum Christenthum bekehrt
oder ganz ausgerottet wären. Nachdem er also den Reichstag zu Düren ab-
gehalten hatte, setzte er über den Rhein und zog mit der ganzen Macht seines
Reiches nach Sachsen. Gleich beim ersten Sturme eroberte er die Feste Sigi-
bürg, wo eiue Besatzung der Sachsen war." Wie die Sage erzählt, fiel die
Burg durch Verrath eines Bauern, welcher auf heimlichem Pfade lange Nah-
rungsmittel deu Belagerten zuführte. Dieser zerstörte das Wasserrad, wodurch
die Besatzung ihr Wasser zog. So mußte sich Wittekind nothgedrnngen ergeben
und taufen lassen; der Verrätherische Bauer aber ward in den Adelsstand erhoben
und zum Besitzer der eroberten Burg gemacht. Geschichtlich ist, daß die Sachsen
nach dem Wegzuge Karl's des Großen wieder die Eresburg eroberten und die
Feste Hohensybnrg belagerten, bis der Kaiser zu ihrem Entsatz heranrückte.
Die Annalen der Abtei Looch enthalten darüber noch mancherlei Einzelheiten,
sie erzählen unter Anderm, wie die Erscheinung zweier blntrothen Schilde über
der Kirche die feindlichen Heiden in Schrecken gesetzt und in die Flucht gejagt hätte.
Der Name Syburg ward von dem germanischen Volksstamme der Sigam-
bern abgeleitet; Andere erklären ihn für „Siegesburg". Man nimmt an, daß
sie Wittekind's Eigenthum war und mit ihrem Oberhof zum Reichshofe gemacht
wurde, bis sie 1300 an den Grasen Eberhard von der Mark kam. Uebrigens
sind die Ruinen, die man heutzutage auf den Anhöhen sieht: ein Thurm, zwei
weite Gemächer und Theile der Ringmauer, nicht die Ueberreste der alten
Sachsenfeste, sondern stammen offenbar aus einer späteren Zeit. Denn u\ den
Sachsenkriegen bediente man sich nicht solcher zinnengekrönter Ritterburgen,
deren Modell die Trümmer unserer Hohensyburg aufweisen; sondern man ver-
theidigte sich hinter sogenannten Wallburgen oder Hünenringen, mit Wall und
Graben umgebenen freien Plätzen auf steilen Anhöhen, von denen man noch
vielfach Spuren im Sauerlande gewahrt. Solche größere Wallburgen wurden
unter einander durch kleinere, mehr versteckte Waffenplätze verbunden, wo man
vielleicht Vorräthe und Vieh schleunigst in Sicherheit brachte. In den größeren
sorgte man natürlich auch durch Brunnen für Wasser. Auf uuferer Hohen-
sybnrg kann man namentlich auf der Ostseite noch deutlich die Spuren der
früheren Umwallnng erkennen.. Die Burgruinen dagegen, der verfallene Belfried
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Eberhard
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
394 Die Lenne, das mittlere und untere Ruhrthal.
Paladinen und Herzögen auf dem Chore stand und Gebete murmelnd den ge-
waltigen Bart wiegte, während der Pontifex von den sieben Hügeln, Leo Iii.,
mit einem unzählbaren Gefolge von Fürsten in der Kirche umherschritt und die
Wände salbte und segnete und die Stätte weihte, wo das blinde Heidenvolk
eine Jrminsul oder ein Krodobild, den „Krottenteufel", verehrt hatte." —
Uebrigens beruht die Figur eines alten sächsischen Götzen Krodo auf einer reinen
Erfindung Bothels in seiner „Kronecke der Sachsen" (1492), wie dies Delhis
zu Anfang unseres Jahrhunderts unwiderleglich dargethan hat. Eben so wenig
ist die Kirche von Karl dem Großen erbaut und von Papst Leo Iii. ein-
geweiht worden; sie stammt vielmehr aus dem 12. Jahrhundert. Das schließt
nun nicht aus, daß an der Stelle der jetzigen früher eine von dem fränkischen
Kaiser erbaute Kirche oder Kapelle stand, wie die Annalen melden, und hier
beugte, der Sage nach, Wittekind nach 32jährigem Widerstand vor dem Papste
Leo Iii. sein Haupt zur Taufe, wobei Karl der Große ihm als Pathe zur Seite
gestanden haben soll. Ja, man will das Bild des Kaisers und Papstes am
Gewölbe über der Thür noch erkennen. Das Schiff der Kirche im byzan-
tinischen Stile gehört dem 12. Jahrhundert, der Thurm verschiedenen Epochen
und der gothische Chor dem 14. Jahrhundert an.
Zu Ehren des hochverdienten leutseligen Oberpräsidenten L. v. Vincke, des
„Vaters der Provinz", ist westlich von den Burgruinen ein gothischeraussichts-
thurm errichtet worden, welcher im Jahre 1857 feierlich eingeweiht wurde.
Ein zweites Denkmal erhebt sich weiter westlich zum Andenken der in den
glorreichen Jahren 1870 und 1871 gefallenen deutschen Krieger, eine mit
dem preußischen Adler gekrönte Siegessäule mit der Inschrift:
„Den Todten zum Gedächtuiß, den Lebenden zur Mahnung/"
Unsere Wanderung führt uns weiter zu dem reizend gelegenen Herdecke,
das seinen Namen von einer der germanischen Göttin Hertha, oder richtiger
Nerthus, geheiligten Eiche haben soll. Auf der Höhe erhebt sich die wahr-
scheinlich aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammende Stiftskirche, die von
einer Nichte Karl's des Großen, Frederune, gegründet worden sein soll. Zwölf
fromme Stiftsdameu widmeten sich dort der Verpflegung von Fremden und
Unterstützung von Armen sowie der klösterlichen Erziehung junger Mädchen.
Eine herrliche Aussicht genießt man von dem stattlichen Steinthurm auf
dem Kaisberg (nicht Kaiserberg, nach einem angeblichen Lager Karl's des Großen).
Der Thurm ist zum Andenken des berühmten preußischen Ministers Frei-
Herrn vom Stein errichtet, der in dieser Gegend schon im 25. Lebensjahre
als Oberbergrath wirkte.
„Die Ruhr strömt in silbernen Windungen, rechts die Höhen des Ardeys
gebirges bespülend, und schlägt jetzt ihren Bogen um die Freiheit Wetter, die
von dem alten Schloß überragt wird, das, einst eine Burg der Grafen von der
Mark, in späterer Zeit ein Amtshaus, heute eine Eisengießerei des Volksmannes
Fr. Wilh. Harkort in sich ausgenommen hat." Diesem wackern Vorkämpfer
für Volkswohlfahrt und Volksfreiheit, der auch in zahlreichen Schriften seine
Ansichten energisch vertrat, hat Emil Rittershaus in der Gartenlaube (Nr. 2
des Jahrgangs 1870) einen ehrenden Denkstein gesetzt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Karl_dem_Großen Karl Leo_Iii Leo Leo_Iii Leo Karl_der_Große Karl L. Emil_Rittershaus