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Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
rung des hohen Dichters; gelehrte Kommentarien bclenchteten oder umwölkten
die kühnen Gebilde seiner Phantasie.
Minder erhaben, aber weit anmuthsvoller und reiner tönend sind die
Gesänge, durch welche Francesco Petrarca*) seine schwärmerische Liebe
zu Laura, der Tochter des Ritters von Noves und Gemahlin Hugo's
von Sade, verewigte. So lange es fühlende Seelen gibt, wird Petrarca
mit süßer Rührung sie erfüllen: seine Zeitgenossen riß er fast zu anbetender
Bewunderung hin. Doch nicht blos die neuere italische, auch die altrö-
mische Sprache strömte lauter und kraftvoll von seinen Lippen; und nicht
blos als Dichter, auch als Gelehrter, als patriotischer Redner, als einsichts-
voller Rathgeber in Staatssachen, als tugendhafter Weiser war Petrarca groß.
Giovanni Boccaccio, der Sohn eines Kaufmanns zu Florenz (geb.
1313, f 1373), verzweifelnd, in gebundener Rede den melodischen Petrarca zu
erreichen, brach sich eine eigene Bahn, und veredelte die romantische Prosa.
Sein „Decamerone“ (hundert Novellen, in Abtheilungen von je zehn er-
zählt), ob mitunter durch Weitschweifigkeit ermüdend, auch öfters für die
Sittsamkcit anstößig, ward als Meisterwerk der Phantasie und Rede mit En-
thusiasmus aufgenommen und, als den geschmackvollen Lesern jedes Zeitalters
und jedes Volkes werth, seit 1470 in mehr als hundert Ausgaben über alle
Länder verbreitet.
Aber die drei herrlichen Dichter fanden längere Zeit mehr Bewunderer als
glückliche Nachahmer. Erst im folgenden Zeitraume ward das von ihnen glor-
reich begonnene Werk der italischen Sprachbildung erfolgreich fortgesczt.
In Teutschland verstummten allmälig die Minnesänger, sö wie
das edlere Ritterwefen aufhörte; ihre Nachfolger, die Meistersängcr,
stehen weit unter ihnen; nur wenige mögen bei unbefangener Würdi-
gung den Beifall eines geschmackvollen Zeitalters ansprechen. Hugo von
Tr y mb erg, Sebastian Brand, Heinrich von Alk mar, Melchior
Pfinzing, Hans Sachs und einige Andere zeichnen sich verglcichungsweise
aus. Doch gewann die Sprache Selbst durch ihren fortwährenden schriftlichen
Gebrauch, desien Kreis indessen die abgöttischen Verehrer der lateinischen
noch gebieterisch verengten.
') Geboren zu Arezzo 1304, f 1374 auf seinem Landsize bei Padua.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Francesco_Petrarca* Laura Petrarca Petrarca Giovanni_Boccaccio Petrarca Hugo Sebastian_Brand Heinrich_von_Alk Heinrich Melchior
Pfinzing Hans_Sachs
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des siebenjährigen Krieges.
übrigen Feinde. Der Schrcckcnsruf: „Die Preußen geben kein Quartier!"
läuft durch die russischen Reihen. — „Und wir auch nicht," tönt cs gräßlich
durch dieselben wieder. Und jczt ward gestritten mit aller Wuth der Rache,
der Barbarei und der Verzweiflung. Aber so groß das zweitägige Morden
war, und mit so glänzendem Ruhme diese Schlacht abermal den König, neben
ihm auch den edlen General Seidliz bedeckte, vernichtet war die moskowi-
tische Macht doch nicht; sie brach vielmehr, nach dem Abzüge Friedrich's gegen
Sachsen, von Neuem in die Marken, bis der Winter sie in Die Quartiere
nach Polen rief.
In Sachsen, wohin sich der König wandte, hatten die Oeftrcicher unter
Daun von einer, die Reichs arm ce von der anderen Seite den Prinzen
Heinrich gedrängt. Dresden war ihr Ziel. Der König vereinte sich mit
seinem Bruder, ward aber bei Hochkirchen (14. Qkt.), allwo seine eigen-
sinnig gewählte schlimme Stellung zum Angriffe einlud, von Daun über-
fallen und niit großem Verluste an Streitern, Feldherren und Heergeräthe ge-
schlagen. Doch niemals war Friedrich größer, als im Unglück. Er entriß
dem siegenden Daun alle Früchte des Triumphes durch überlegene Taktik,
und behauptete Sachsen.
Der Feldzug wider die Franzosen in Westphalen und am Rbein,
wie wohl gleichfalls blutig und wechselvoll, bietet geringeres Interesse dar.
Anstatt Richelieu hatte jezt der Graf von Clermont Abt von St.
Germain des Pros, den Stab ergriffen, ein durchaus werthloscr Günst-
ling der Pompadour. Derselbe räumte, von dem Herzog Ferdinand
gedrängt, in flüchtiger Eile alles nieder sächsische und westp hä lische
Land. Erst am linken Rhcinufer hielt er sich sicher; aber der Herzog ging
über diesen Strom, und schlug seinen erbärmlichen Gegner bei Crcfeld (23
Juni). Der Nachfolger Clermvnt's, Marquis von Contadcs, untcrstüzt
von den Hcerhaufen der Feldherren Soubise und Broglio, drückte zwar
Ferdinand abermals über den Rhein zurück; auch errangen die Franzosen
in mehreren kleineren Treffen den Sieg: aber gleichwohl befreite Ferdinand
noch vor dem Einbrüche des Winters Westphalen, welches Contadcs auf
Befehl des Kriegsministers Bellisle in eine Wüste verwandeln sollte, von
dem barbarischen Feinde, und zwang ihn, jenseits des Rheins seine Winter-
quartiere zu nehmen.
17'
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand Marquis_von_Contadcs Ferdinand Ferdinand Ferdinand
— 77 —
nemark, die Suethan in Schweden und die Nerigonen in
Norwegen.
3) Slavische Völkerstämme vom Don bis zur Elbe
und von der Ostsee bis zum adriatischen Meer:
Die Wenden; Lutitzer an der nördlichen Neiße (Lausitz),
Hcveller an der Havel, Ukrer an der Uker.
Die Letten und Finnen im nordöstlichen Theil von Rußland.
Das griechische oder byzantinische Kaiserreich um-
faßte die Länder der heutigen europäischen und asiatischen Türkei.
8. 42.
Die Franken.
Klodwig 482—511 n. Ehr.
Heber die Franken, welche um den Niederrhein, die Maas
und die Schelde und im ganzen Niederlande wohnten, regierten
kleine Fürsten mit abwechselndem Oberbefehl. Diesen führte 482
Klodwig (Hludwing oder Ludwig), als er noch nicht
zwanzig Jahr alt war. List, Mord und Gewalt verschafften
ihm später die Alleinherrschaft. Wahrscheinlich war er der erste
von den germanischen Fürsten, welcher den Titel „König" (von
chun d. h. kühn) annahm. Vorher hießen sie Thuidan.
So wie Klodwig König der meisten fränkischen Stämme
geworden war, fing er an durch Eroberungen um 500 seine
Besitzungen auszudehnen. Zuerst besiegte er den letzten römi-
schen Statthalter im Mittlern Gallien, Syagrius, ließ
ihn hinrichten, und dehnte so sein Reich bis an die Seine aus.
In einer blutigen Schlacht bei Zülpich, südlich von Cöln,
überwand er die Alamanen. Seine Gemahlin Klotildc,
eine burgundische Königstochter, hatte ihn oft schon vergebens
zur Annahme des Christenthums zu bewegen gesucht. Als in
der Schlacht gegen die Alamanen der Sieg zweifelhaft war, da
rief er „den Gott Klotildens und der Christen" an und gelobte
Christ zu werden, wofern er siegen würde. Mit 3000 vorneh-
men Franken ließ er sich taufen und hieß, wie später alle Könige
Frankreichs, „der allerchristlichste König," obschon er nach wie
vor ein roher und grausamer Mensch blieb. Den König der
Westgothen, Alarich, tödtete er eigenhändig in einem Treffen
und machte dann Paris zur Hauptstadt aller seiner schönen
Länder, wo er 511 im 45sten Lebensjahr starb.
Seine Nachkommen, nach seinem Großvater Meroväus Me-
rovinger genannt, regierten in Haß und Feindschaft unterem-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig) Ludwig Klotildc Meroväus_Me-
— 79 —
Noch größeres Verdienst erwarb sich sein Sohn Karl Mär-
tel l, der Hammer, durch seinen Sieg über die Araber oder
Mauren. Von Arabien aus waren sie längs der Küste Nord-
afrika's über die Straße von Gibraltar (Gebel al Tarif, Berg
des Tarif) erobernd in Spanien eingefallen. Nachdem sie den
westgothischen König Roderich bei Xeres unweit der Mün-
dung des Guadalquivir besiegt hatten, drangen sie in das Fran-
kcnreich ein und wurden hier 732 durch die Niederlage bei To urs
an der untern Loire von den Franken unter Karl Martell zur
Umkehr nach Spanien genöthigt.
Arabien, Muhameb, aus dem Stamme Korcisch aus Mekka, von
gebieterischem Ansehn, großer Klugheit, ausgezeichnetem Muth und hoher
Beredtsamkcit, tritt als Prophet und als Stifter einer neuen Lehre auf. „Es
ist nur Ein Gott, und Muhamed ist sein größter und letzter
Prophet." Seine Jugend. Flucht nach Medina. Hedschra, 622 n.
Ehr. Seine Eroberungen und die Verbreitung seiner Lehre. Er stirbt 632.
Islam. Moslemin. Koran. Die Kalifen zu Bagdad am Tigris. Mu-
hamedaner. Türken. Araber. Mauren. Das griechische Feuer.
Karl Martell hatte durch seinen Sieg das Christenthum in
Europa und das fränkische Reich gerettet, und das Ansehn und
die Würde seiner Familie fest gegründet. Ihm folgte sein Sohn
Pipin der Kurze. Klein von Körper, stark aber von Arm
und Geist, ließ er sich, da der König Childerich gar zu unwür-
dig regierte, nach alter Sitte auf einen Schild heben und zum
König salben. Childerich starb im Kloster. „Muß der König
König heißen, welcher die Königsgcwalt ausübt, oder der, wel-
cher nur den Namen trägt?" Pipin half dem Papste, der diese
Frage zu seinen Gunsten entschieden hatte, gegen die Langobar-
den und schenkte ihm das denselben abgenommene Gebiet, woraus
die weltlichen Besitzungen des Papstes, der „Kirchenstaat," ent-
standen sind. Pipin starb 768, aufrichtig von allen seinen Un-
terthanen betrauert.
§. 44.
Christenthum in Deutschland.
Bonifacius.
718 — 788 n. Ehr.
Wie mächtig der römische Bischof war, geht daraus hervor,
daß sich selbst weltliche Fürsten, wie Pipin der Kurze, auf seine
Entscheidung beriefen. Er wurde heiliger Vater, Papa, Pabst
genannt, und stieg noch im Ansehn, als er auch Länder zu eig-
ner Regierung sich erworben hatte. Eine gewaltige Stütze hatte
er in den meisten Ländern an der Geistlichkeit und an den M ö n-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Mär- Karl Roderich Karl_Martell Karl Muth Karl_Martell Karl Childerich Childerich Childerich Bonifacius
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Mekka Medina Bagdad Europa Deutschland
— 84 —
seiner Länder (Sendgrafen) hatte sich Karl bei den Fürsten an-
derer Staaten den höchsten Ruhm erworben. Er empfing Ge-
sandtschaften vom Patriarchen von Jerusalem, von den griechi-
schen Kaisern und zweimal von dem berühmten Kalifen Harun
al Raschid. Für die ihm zum Zeichen der Achtung über-
sandten Geschenke (Schlaguhr, der große Elephant Abulabaz)
machte auch er Gegengeschenke.
Er nahm 813 seinen Sohn Ludwig zum Mitregcnten an
und starb 72 Jahr alt am 28. Januar 814. In einem Ge-
wölbe der von ihm erbauten prächtigen Kirche zu Aachen wurde
er im Kaiserschmuck beigesctzt. Ueber der versiegelten Gruft stan-
den auf einer Art Triumphbogen die Worte: „Hier ruht der
Körper Karl's, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das
Reich der Franken glorreich erweiterte und 47 Jahr glücklich
regierte."
Ihm folgte sein Sohn Ludwig der Fromme, 814—840. Die Söhne
desselben theilten nach Kriegen mit ibm und unter sich endlich das Reich durch
den Friedensvertrag von Verdun so, daß der älteste, Lothar, Italien, die
Schweiz, das linke Rheinufer bis Holland und die Kaiserwürde erbielt (Loth-
ringen, welches bald für sich bestand, bald mit den anderen vereinigt war);
der jüngste, Karl der Kahle, Frankreich, und Ludwigdcr Deutsche
die deutschen Länder; Ludwig's Residenz war Frankfurt am Main.
Die deutschen Könige aus dem Hause der Karolinger waren: Lud-
wig der Deutsche, Karl der Dicke, Arnulph, Ludwig das Kind,
von 843—911.
Das deutsche Reich.
§. 48.
Die Geschichte des deutschen Reiches beginnt mit dem
Theilungsvertrage von Verdun 843. Die Franken, Sachsen,
Baiern, Schwaben, Lothringer waren nunmehr die fünf
Hauptstämme der Deutschen. Bei ihnen bestanden eben so we-
nig, wie bei den übrigen Völkern jener Zeit, feste Thronfolge-
gesetze; sie gingen aber nicht gern von der alten Herrscherfamilie
ab. Die deutschen Herzoge wählten nach dem Erloschen der
Karolinger den Herzog von Franken, Konrad, zum König,
welcher zwar guten Willen, aber nicht Macht und Geschicklich-
keit genug zur Regierung besaß. Konrad I- regierte von 911 —
919. Auf seine Empfehlung wurde sein früherer Widersacher,
der Sachsenherzog Heinrich, zu seinem Nachfolger erwählt.
Die Ungarn, die Slaven und die Normannen waren da-
mals die gefährlichsten äußeren Feinde.
Die Hcimath der Normannen war vorzüglich Skandinavien.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Harun
al_Raschid Ludwig Ludwig Ludwig Lothar Karl_der_Kahle Karl Karl_der_Dicke Karl Ludwig Ludwig Konrad Konrad Konrad_I- Konrad Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Aachen Verdun Italien Holland Frankreich Frankfurt Main Verdun Sachsen Baiern Schwaben Ungarn Skandinavien
— 85 —
Dies arme Land konnte die Menge seiner kräftigen und kriege-
rischen Bewohner nicht ernähren, weshalb diese genöthigt waren,
die südlicheren Küsten Europa's plündernd heimzusuchen.
Die sächsischen Kaiser 919 —1024.
105 Jahre.
Heinrich I. 919 — 936 n. Chr.
Einen Würdigern, als Heinrich den Vogelsteller oder
Städteerbauer, hätte die Wahl nicht treffen können. Ein
heller, durchdringender Verstand, rasche Ausführung der mit
Vorsicht gefaßten Entschlüsse, Muth und Klugheit zeichneten ihn
aus. Die beiden unzufriedenen Herzoge von Schwaben und
Baiern zwang er zum Gehorsam und schritt dann zu dem groß-
ßen Werke, die Ungarn zu demüthigen und Deutschland vor
ihren steten räuberischen Einfällen zu sichern. „Die Ungarn,"
erzählt ein alter Geschichtschreiber, „führten das Volk wie Vieh
hinweg, Edle und Unedle, Jung und Alt, banden sie mit den
Zöpfen aneinander, verbrannten Mönche und Kirchen und tran-
ken der Erschlagenen Blut. Was fest und zur Wehr gerichtet
war, Städte und Schlösser, ließen sie liegen, zogen auf die Klö-
ster und Stifte zu, plünderten sie, gingen wild mit den Geist-
lichen um, hingen und brieten sie. Damit sie den Leuten groß-
ßen Schrecken einjagten, tranken sie Blut, aßen auf der Todten
Leib, saßen auf ihnen zu Tisch, schnitten ihnen den Bauch auf,
nahmen Eingeweide und Herz heraus und fraßen dasselbige;
ihre Weiber waren so gräulich, wie die Männer. Ihr Glaube
war, daß Jeder so viel Knechte in der andern Welt haben würde,
als er hier Feinde umgebracht hätte."
Zuerst schloß Heinrich mit den Ungarn einen neunjährigen
Waffenstillstand, und benutzte diese Zeit, die Deutschen fleißig
in den Waffen zu üben (Reiterheere, Ritter, Tourniere), und
Städte und feste Burgen (Bürger) anzulegen. Glänzender
Sieg nicht weit von den Feldern der Leipziger Freiheitsschlacht,
bei Merseburg, über die Ungarn 933. Noch jetzt wird i» dem
Dorfe Keuschberg jährlich ein kirchliches Fest zum Andenken an diesen Sieg
begangen.
Die Wenden besiegte er und legte gegen sie die Markgraf-
schaften Meißen und Brandenburg an; Eroberung der wen-
dischen Veste Brennabor (Brandenburg). Gegen die Nor-
mannen gründete er die Markgrafschaft Schleswig. Im spä-
ten Alter lernte Heinrich noch lesen und schreiben. Er starb im
sechzigsten Jahr 936.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich Heinrich Muth Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
— 81 —
Wasserprobe, Kreuzgericht, Bahrrecht, Kesselfang, der geweihte
Bissen und das heilige Abendmahl. Die Mönche erlaubten sich
hierbei manche Betrügereien.
§. 45.
Karl' s des Großen Reich.
Das große fränkische Reich erstreckte sich von der Tiber
bis an die Eider, den Gränzfluß zwischen Deutschland und Jüt-
land, und vom Ebro bis zur Elbe und Raab, einem Zufluß
der Donau im westlichen Ungarn.
Der von Karl eroberte östliche Theil von Spanien bis an
den Ebro hieß spanische Mark, mit der Hauptstadt Barce-
lona. Die Balkarischen Inseln gehörten dazu; auch Corsica
und Sardinien standen unter Karl's Oberhoheit.
Das eroberte Land zwischen Baiern und dem Raabflusse,
wo die Avaren wohnten, wurde die östliche Mark genannt.
Hauptniederlagen ausländischer Maaren befanden sich zu
Magdeburg, Erfurt, Regens bürg. Abwechselnde Kaiser-
sitze waren Aachen, Ingelheim bei Mainz und der Falken-
hof bei Nimwegen.
Nordsee, Rhein, Main, Rednitz — Canal — Altmühl,
Donau, schwarzes Meer. Dieser Canal ist jetzt vom König
Ludwig von Baiern wirklich gebaut und heißt der Ludwigs-
canal.
Hamburg angelegt. Die Städte Lyon, Tours, Osna-
brück (am nördlichen Ende des Teutoburger Waldes), Metz (an
der Mitte der Mosel), Fulda, St. Gallen (südlich vom Boden-
see), Bologna und Pavia waren berühmt durch Schulen. Im
Sachsenlande wurden Burgen und Bischofssitze angelegt; zu
Magdeburg (an her östlichen Biegung der Elbe), Halber-
stadt (zwischen dem Brocken und Magdeburg), Paderborn
(nahe bei hen Quellen der Lippe), Münster (im Gebiete der
obern'ems), Minden (an der Weser nördlich von der Porta
Westphalica), Bremen und Hildes he im (an der Innerste
südlich von Hannover).
8. 46.
Karl der Große als Mensch und Regent.
768—814 n. Ehr.
Karl wurde auf dem Schlosse Karlsbcrg am Wurmsee in
Oberbaiern geboren; nach anderen Angaben zu Ingelheim oder
Kapp, Leitfaden. a
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Extrahierte Personennamen: Raab Karl Karl Rednitz_—_Canal_—_Altmühl Ludwig_von_Baiern Ludwig Metz Karl Karl Karl Kapp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Donau Ungarn Spanien Sardinien Baiern Magdeburg Erfurt Aachen Mainz Falken-
hof Nimwegen Nordsee Rhein Main Donau Ludwigs- Hamburg Fulda Bologna Pavia Sachsenlande Magdeburg Magdeburg Paderborn Minden Porta
Westphalica Bremen Hannover Schlosse_Karlsbcrg Wurmsee Oberbaiern
— 83 -
um, Wälder ausroden und verpflanzte edle Obstarten aus Ita-
lien nach Deutschland. Die verwilderte Geistlichkeit brachte er
in Ordnung und ließ durch Mönche fleißig Bücher für seine
Bibliothek zu Aachen abschreiben.
8. 47.
Karl der Große als Feldherr.
In seiner ganzen Regierung war nur ein Jahr, in welchem
er gar keinen Krieg geführt hatte. Seine Kriege sind folgende:
1) Beinahe 32 Jahre, von 772—803, beschäftigten ihn die
heidnischen Sachsen, welche er sowohl für ihre räuberischen
Einfälle in seine Länder züchtigen, als auch zu Christen bekeh-
ren wollte. Oester zwang er sie zum Frieden. Sobald er
jedoch wieder auf neuen Unternehmungen in anderen Ländern
war, fingen sie den Krieg abermals an. Er es bürg. Jr-
mensul. Wlttekind und Albion. Schlachten am Berge-Suntel,
bei Detmold und an der Hase.
2) Während des Krieges mit den Sachsen eroberte er die
Lombarde mit der Hauptstadt Pavia, nahm den König De-
sidcrius gefangen und ließ sich mit der eisernen Krone der
Longobarden krönen. 774.
3) Krieg mit den Mauren in Spanien. Die spanische
Mark. 778. Im Pyrenäenthale Noncesvalles fiel Nutland (der
berühmte Ritter Noland), Graf der Seeküste am Canal.
4) Krieg mit Thassilo, dem Herzog der Baiern. Sein
Land wurde von Karl in Besitz genommen, er selbst anfänglich
zum Tode verurtheilt, dann aber in ein Kloster geschickt. 788.
5) Die Avaren in Oesterreich und Ungarn wurden wegen
früherer Raubzüge von Karl heimgcsucht und gedemüthigt.
Oestliche Mark. 796.
6) Er zwang die wendischen Stämme, welche sich mit
den Sachsen verbündet hatten, sich ihm zu unterwerfen.
Im Jahre 800 zog Karl nach Rom, um eine gegen den
Papst Leo Iii. ausgebrochene Empörung zu däinpfen. Zum
Dank ^ dafür setzte ihm der Papst am ersten Wcihnachtstag in
der Kirche eine kostbare Krone vor dem versammelten Volk auf,
welches den Frankenkönig jubelnd als römischen Kaiser be-
grüßte. Er war als solcher der oberste Schirmherr der Kirche,
und nach ihm haben noch lange die deutschen Könige den
Titel römische Kaiser geführt. Sie heißen deshalb gewöhnlich
deutsche Kaiser.
Durch solche Kriegsthaten und durch die weise Regierung
6*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Thassilo Karl Karl Karl Karl Karl Karl Leo_Iii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Ita- Deutschland Aachen Sachsen Berge-Suntel Detmold Sachsen Pavia Spanien Pyrenäenthale_Noncesvalles Baiern Oesterreich Ungarn Sachsen Rom
— 98 —
Bergströmen, welche aus den Gletschern dringen. Hier dehnen
sich weite Wasserflächen aus und begränzen den Horizont, dort
sieht man grünende Auen, die stille Heimath weidender Heerden,
und nackte, graue Felsen unter dem eisigen Himmel oder unter
der glühenden Sonne. Der furchtbare Sturz der Wasser neben
der ruhigen Herrlichkeit der Alpen, die uralten Schneeberge,
deren Glanz in die Nacht hineinlcuchtet, entzücken den Wanderer
und machen die Schweiz zum Ziel einer großen Anzahl von
Reisenden.
§. 57.
Ursprung des preußischen Staats.
Kurfürst Friedrich I. von Hohenzollern.
1416—1440.
In der heutigen Provinz Brandenburg zwischen der Oder
und Elbe wohnten um die Havel und Spree in alter Zeit
zwei Stämme der Sueven, die Semnonen und die Longo-
barden. Bei der großen Völkerwanderung verließen auch sie
ihre Wohnsitze, welche wegen ihrer damaligen Unfruchtbarkeit
und Rauhheit beinahe hundert Jahre unbebaut blieben, bis sla-
vische Völkerschaften, die Wenden, und besonders ein Haupt-
stamm derselben, die Wilzen, sie in Besitz nahmen. Diese
machten das Land urbar, beschäftigten sich fleißig mit Jagd,
Fischerei und Viehzucht und sollen selbst schon Handel getrieben
haben. Unter den von ihnen erbauten Städten wurde Bren-
nabor oder Brandenburg die wichtigste. Mit den Sachsen
verbanden sie sich gegen Karl den Großen, unterwarfen sich ihm
aber nur zum Schein und hingen auch ferner noch ihrer Götzcn-
lehre an. Heinrich I. jedoch unterjochte sie, besiegte die Heveller
an der Havel, eroberte Brennabor und führte das Christenthum
ein. Damit die Wenden es sich aber nicht beikommen ließen,
gegen ihn, wie gegen Karl, zu handeln, legte er an der Havel
und Elbe eine Mark- oder Gränzgrafschaft an, welche Nord-
mark, Nordsachsen oder wendische Mark genannt wurde.
Die Statthalter oder Markgrafen der Nordmark hatten ihren
Sitz zu Soltwedel oder Salzwedel, welches auf der linken
Seite der Elbe, zwischen der Lüneburger Heide und der Havel-
mündung, liegt. Die Markgrafen mußten fortwährend mit den
unruhigen Wenden Krieg führen. Die größten Grausamkeiten
fielen beiderseitig vor; so ließ Graf Gero einst dreißig wendische
Häuptlinge ermorden. Das Land wurde dabei in großes Elend
gestürzt.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I._von_Hohenzollern Friedrich_I. Karl Karl Heinrich_I. Karl Karl Gero
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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
großen Gewinne der Wissenschaft geliefert und darin den Freunden der Rechts-
wissenschaft wie der Geschichte, viele, überraschend neue, gleich anziehende,
als lehrreiche Ansichten eröffnet.
Die wichtigste derselben zeigt uns die Kurien als eine blos p atrizisch e
Gemeinde, als „den großen Rath der patrizischen Geschlechter",
die Centurien als Nationalgemeinde oder die Vereinigung der bei-
den Hauptstande des Adels und der Gemeinen, zu einer Gesammtheit, die
Tribus endlich als die rein plebejische Gemeinde.
Es müssen jedoch hier die alten oder ursprünglichen, der Sage nach
schon von Nomulus errichteten, drei Tribus von den neueren, d. h. von
Servius Tullins geschaffenen, dreißig Tribus (vier städtische und sechs und
zwanzig ländliche, welche zwar später durch den Landverlust an Porsenna eine
große Verminderung erfuhren, allmälig aber wieder stiegen, und in der Ge-
sammtzahl auf fünf und dreißig gebracht wurden) wohl unterschieden werden.
Die ersten waren eine nach Stämmen, die zweiten eine nach Bezirken
oder Regionen gemachte Eintheilung des Volkes, und zwar jene des um die
patrizischen Geschlechter gesammelten, diese des plebejischen Volkes.
Jeder der drei romnlischcn Stämme oder Tribus (der Titics, Ramnes
und Luceres) war in zehn Kurien getheilt, jede Kurie enthielt eine be-
stimmte Anzahl (wahrscheinlich zehn) Geschlechter. Ein Geschlecht bestand
nicht eben aus einer Familie, sondern aus einem Inbegriffe freier,
durch einen ererbten gemeinschaftlichen Namen — welcher jener des edelsten
oder ursprünglich vorherrschenden Hauses ist — verbundener Familien. Aus
diesen Geschlechtern der Stämme — und zwar anfangs blos aus jenem der
Luceres (oder Priester?), dann aber auch ans jenem der Ramnes (Krie-
ger?), endlich, was durch Tarquinius Priscus geschah ans dem dritten, der
Tities (daher patres minorum gentium) — wurden, aus jedem hundert (also zu-
sammen drei hundert) Männer, ausgehoben zur Bildung des Senates, wie
des Ausschusses oder engeren Rathes des edlen Volkes. Doch konnte
derselbe in wichtigen Dingen nicht handeln ohne Genehmigung des großen
Rathes, d. h. der Kurien und zwar aller Tribus, selbst schon in der-
jenigen Zeit, da nur noch eine derselben im Senate rcpräsentirt war, viel-
mehr also in der Zeit der folgenden Könige, da auch die Repräsentanten der
beiden anderen Stämme darin Stimme führten.
Stimmgebend in den Kurien waren aber alle— aber auch nur die —
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]