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1. Unsere Volksschule - eine Arbeitsschule - S. 46

1914 - Ansbach : Prögel
46 Wenn im ersten Jahrgang alle Laute richtig erfaßt finb, dann werden sie miteinander verbunden, es werden Wörter- gruppen gebildet. Wir suchen Wörter mit R als Anlaut: Rose, Rosa, Rind, Rudolf, Regina, Richard, rot: als Inlaut: hören, Haare, turnen, schreiben usw. Wir bilden Wörter mit Pf als Anlaut, für uns Pfälzer ist es eine wichtige Übung, da pf selten gesprochen wird. Z. B. Pfalz (Palz), Pfarrer, Pfanne, Pfahl, Pfropfen: als Inlaut: rupfen, zupfen, Zapfen, klopfen; als Auslaut: Rumpf, Strumpf, Sumpf usw. Dann folgen Übungen mit dem weichen und harten „ch". Deutlich sprechen: ich, dich, sich, mich, nicht, Licht, frech, Blech, Rechen, Bücher, Tücher, Dächer, rechnen usw. Dann: ach, Sache, lachen, machen, Buch, Tuch, doch, Docht, Loch, Fach, Tochter. Dann folgt die Unterscheidung: Dach — Dächer; Tuch — Tücher; Fach — Fächer; Tochter — Töchter; Buch — Bücher; Loch — Löcher usw. Es folgen dann Übungen mit g. Regen, Degen, Magen, liegen, biegen, Berg usw. Unterscheide zwischen: Regen und Rechen; liegen und Licht; Magen — machen; Magd — Macht; Sage und Sache usw. Bei diesen Übungen und ähnlichen sind die Kinder sicher geistig tätig. 5. Aufsatz. Motto: „Der Aufsatz ist der Prüfstein für das Ergebnis des gesamten Unterrichts." Das Endziel des Aufsatzes ist der freie Aufsatz. Aber derselbe wird nicht auf einmal, sondern nach und nach erreicht. Wie soll man nun verfahren? Wie sollen Aufsätze vor- bereitet werden? Manche wollen alle Fehler verhüten. Alles wird richtig gestellt und an die Tafel geschrieben, damit nur ja keine Fehler Vorkommen. Ich möchte bemerken, daß ein Schüleraufsatz ohne Fehler kein Aufsatz ist.

2. Unsere Volksschule - eine Arbeitsschule - S. 72

1914 - Ansbach : Prögel
72 sondern nach ganz andern Gesichtspunkten behandelt. Das ist Denkarbeit, Produktion. Wenn wir jedes Lesestück auf diese Weise behandeln, dann haben wir wirkliche Arbeit geleistet. — Welchen Gang schlagen wir ein bei Behandlung eines Gedichtes? Das läßt sich nicht leicht sagen; eine Schablone läßt sich nicht aufstellen. Bei lyrischen Gedichten kommt es hauptsächlich nur auf die Vorbereitung oder Einstimmung an. Darauf wird das Gedicht frei vorgetragen, nicht vorgelesen. Bei epischen Gedichten kommt eine sprachliche Besprechung und Worterklärung vor; Sprachlehre darf aber nicht getrieben werden. Die Unterredung, die dem Vortrag des Gedichtes vorangeschickt wird, knüpft sich an einen Unterrichtsgang, den wir z. B. vor Behandlung des Gedichtes „Erlkönig" an einem stürmischen Sonntag nach der Abendandacht an die Trualb mit den vielen Bäumen unternommen haben. Dann folgt der freie Vortrag des Gedichtes und dann die Besprechung, die ästhetische Wertung. Wir machen auf die Schönheit der Sprache aufmerksam, wie der Dichter malt. Z. B. Erlkönig. — Was wir hören, sehen (Bild ausmalen!). Was das Kind sieht, hört, fühlt (ausmalen!). Versmaß an die Tafel schreiben. — Nachahmung des Hufschlages. — Geräusch (Schilf) ß, ß-Laute. Selbstlaut i = das Flüstern, dann das Rufen, das Röcheln. Chorsprechen. — Vortrag mit verteilten Rollen. — Die Behandlung ist beendet. — In manchen Gedichten folgt auch eine ethische Wertung. Sie findet sich zwar nicht in jedem Gedicht, wo sie aber vor- kommt, müssen wir sie erwähnen, z. B. in dem Gedicht „Die Rache" von Uhland. Da erkennen die Kinder: Jede böse Tat wird gestraft, oder „Wer dem andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" usw. Beim Vortrag der Gedichte benütze der Lehrer neben Betonung auch Gesten, z. B. vor vielen, vielen Jahren (Hand- bewegung!), Horch, wer kommt? Brr! — Was wolltest du mit

3. Unsere Volksschule - eine Arbeitsschule - S. 105

1914 - Ansbach : Prögel
105 Tag. Morgens um 7 Uhr ertönte die Schulglocke. Ich nahm schnell die neue Schiefertafel und den Griffel und ging fort in die Schule. Die Lehrerin kam bald herein und die andern standen sogleich auf und grüßten. Ich machte es auch so. Die Lehrerin fragte uns nach dem Namen, was ich gut beantworten konnte. Dann wollte sie sehen, was wir schon können. Als die Reihe an mich kam, stand ich auf und zählte bis auf Hundert. Dann beteten wir und gingen fröhlich nach Hause. I. Huber, Vi. Kl. Unser Schwalbennest. An unserm Hause haben wir drei Schwalbennester. Ich beobachtete die Schwalben manchmal wie sie gebaut haben. Sie holten an einer feuchten Stelle Erde, manch- mal war auch ein Strohhalm dabei und klebten es an die Wand. Es sind Hausschwalben. In ein paar Tagen war das Nest fertig. Nun legten sie die Eier und das Weibchen brütete sie aus. Im anderen Jahre kamen die Schwalben wieder. Ich freute mich als die Schwalben das Nest bauten, denn die Leute sagen, wo Schwalben- nester an den Häusern sind, würde der Blitz nicht ein- schlagen. I. Huber, Vi. Kl. Lebensgeschichte einer Blechbüchse. Zuerst wurde ich bei einem Blechschmiede zu einem länglichen, viereckigen Bleche geschnitten, dann kam ich in eine dicke Walze und wurde rund gedrückt und mit Nieten zusammengenietet. Dann bekam ich noch einen Deckel und einen Boden. Jetzt war ich fertig. Auch wurden noch viele Kameraden mit mir bereitet. Am andern Tage wurden wir an die Nordsee zu einem Fischer ge- schickt und wir wurden ganz voll Fische gemacht, welche man Rollmöpse nennt. Nach einiger Zeit kam ein Briefchen, in welchem geschrieben stand: ,,Wenn Sie noch Rollmöpse haben, so schicken Sie mir 10 Schachteln voll.“ Der Fischer holte einen großen Kasten und griff

4. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 252

1914 - Ansbach : Prögel
— 252 — Hohenlohe-Brauneck, die später von dem Rittergeschlechte der Seinsheim abgelöst wurden (am Anfange des 15. Jahrhunderts). Um für die Seinsheimische Schutz- oder Oberherrschaft Anschauungen zu sammeln, stehen wir eines Tages vor dem dreifachen Ritterdenkmale in unserer Kirche. Ich habe mir den Vorgang einer solchen Betrachtung sofort nach vollzogenem Ausgange niedergeschrieben, kann ihn also hier wiedergeben wie solgt: Abb. 38. (Kinderzeichnung.) Wir stellen uns in gemessener Entfernung vor dem ziemlich hoch oben in die Wand eingelassenen Denkmal auf. Mir ist es wohlbekannt, darum kann ich mich mit dem Rücken gegen die Wand vorläufig meinen Schülern zuwenden. Wohl haben es die meisten während der Gottesdienste schon gesehen, weil ich sie aufmerksam gemacht hatte; sonst sind die Anschauungen oft recht dürftig. Nun lasse ich sie zuerst still betrachten, etwa 2 Minuten lang. Sie sind alle, wie ich mit Befriedigung sehe, mit Interesse bei der Sache. — So, nun was hat euch gefallen? — Bunte Antworten: Die Ritterfrau, die drei Figuren, der junge Ritter, der Säbel. Ich wünsche nun mit Absicht Einzelheiten. Es ist oft possierlich, was den Schülern besonders gefällt. „Een Lehrer, das Eündle, das unter dem Schemel vorguckt — Mir der Löwenkopf — Mir gefallen die Achselklappen

5. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 329

1914 - Ansbach : Prögel
— 329 — die sich oft nur um eine Sache drehen, unbedingt eine Vergleichungsoder Verknüpfungsstufe einzufügen. Viel wichtiger ist die Begriffs-, Systems- oder Zusammenfassungsstufe. Sie kann in keinem guten Unterrichte fehlen; denn etwas Höheres soll doch bei jeder geistigen Verarbeitung erzielt und befestigt werden. In dem Rathausgebiet habe ich sie in drei Teile gegliedert, in das Intellektuelle, in das Aesthetische und in das Ethische. Es muß nicht gerade sein, daß man die Ergebnisse in drei Abteilungen hintereinander reiht, obwohl die Besinnung auf die drei Hauptrichtungen der Bildung sicherlich den planmäßigen Unterricht stützt. In unserem Türmergebiet kann sichergestellt werden: a) In Marktbreit wohnten auf dem Stadtturm von 1590—1845 Türmer. Das trifft ziemlich genau zusammen mit der Vollendung der Befestigung und mit deren Niederreißung. Sollte das bloßer Zufall fein? Warum waren sie ehedem notwendig, warum sind sie jetzt entbehrlich? Der Türmer hatte ein wichtiges Gemeindeamt inne; er beschwor alljährlich auf dem Rathause vor dem Schultheißen, überhaupt vor dem Stellvertreter der Obrigkeit, seine Pflichten mit einem Eid und Handgelübde. Im Laufe von fast 300 Jahren hat sich merkwürdig wenig geändert; seine Pflichten blieben in der Hauptsache dieselben. b) Der Türmer sorgte nicht bloß für die Sicherheit, er pflegte auch Musik, blies anfangs bloß Horn, später auch Trompeten mit seinen Gehilfen und Posaunen auf dem Kirchturm zu gewissen Zeiten. Auf dem Chor der Kirche begleitete er, immer eine Strophe überspringend, die Orgel. Er war auch ein reinlicher (alle 14 Tage Bad) und gewandter Mann (Aufwärter bei Hochzeiten). c) Uns ist der Türmer lieb geworden. Auch der Türmer Hans Ebeling von Sommerhausen („Der Schulmeister und sein Sohn") ist uns in guter Erinnerung. Die Türmer übten treu ihr Amt aus, wachten in der Nacht für die Schlafenden, hüteten sie vor Feindes- und Feuersgefahr. Denke ich an die Glocken, die in der zweiten Wechselreihe ihren Platz haben, und sür sich ein kleines Gebiet sind, so erinnere ich mich folgender Sätze: a) Unsere Glocken stammen aus der Medernbreiter Dorfzeit. Die Zwei größten sind die jüngsten und sind in dem Jahre 1498 gegossen worden. Die zwei kleinsten sind die ältesten; die eine ist 1385 gegossen worden, die andere vielleicht noch 100 Jahre eher. Die zwei größten

6. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 330

1914 - Ansbach : Prögel
— 330 — Glocken sind Marienglocken, die dritte ist allen Heiligen gewidmet, die vierte lehrt uns das gotische große Alphabet. Die zwei größten goß Bernhard Lachamann. b) Schönes Geläute; besonders die beiden großen Glocken lauten voll. Schöne Form. Feierliches Geläute, traurig und wiederum fröhlich, wie wir eben fühlen (Schillers Glocke!). c) Sie sind uns sehr lieb. Die Medernbreiter haben sie schon gehört, wir hören mit unseren Ohren dieselben Töne, ein geistiges Band der Zusammengehörigkeit. Ich will aufhören, ich könnte die Beispiele leicht vermehren; ich möchte aber den eigenen Gedanken des Lesers nicht zu weit vorgreifen. Um keinen Preis der Welt dürfen solche Sätze Maulsache werden. Was ist für die Durchbildung des Menschen gewonnen, wenn er fleißig plappern kann? Von innen heraus, warm gebildet, möchte ich die Menschen sehen, nicht so äußerlich, so kalt, so abstoßend, wie sie oft sind. Wenn wir so von einem Stück zum andern, von einem Gebiet durch das andere gehen und wandern, dann tut's aber auch not, daß wir von Zeit zu Zeit und am Jahresende förmliche Uebersichten veranstalten, die selbst wieder Lektionen auf der Zusammenfassungsstufe bilden. Wer meinen Lehrgang durchblättert, findet solche Uebersichten, z. B. Marktbreit vor dem Großen Krieg, ein übersichtliches Kulturbild (1. Reihe Iii, 11), Uebersicht über die regierenden Herrn (Iii, 12), Rückblick und Uebersicht auf den Großen Krieg (Iii, 23) usw. Diese Uebersichten oder Reihen sind für die Ordnung im Gedankenkreise, für die Befestigung der Reihen, für das Verflechten aller Teilgebiete zu einem einheitlichen Ganzen außerordentlich wichtig. Wer sich und seine Schüler nicht an Gedankenordnung, und das ist gute Gedankenzucht, gewöhnt, erzieht zerfahrene, sich überhebende Kinder. Sich Rechenschaft geben, Ordnung, Klarheit schaffen, sind sittlich sehr wertvolle Tätigkeiten, womit Gefühle der Bescheidenheit, aber auch eines berechtigten Selbstgefühls Hand in Hand gehen. Die Uebersichten werden gewinnbringender für die Schüler, wenn sich interessante Ergänzungen darein mischen; doch ist es zweckmäßig, Maß zu halten, und das lernt sich erst richtig, wenn man denselben Stoff schon ein- oder mehreremal durchgearbeitet hat. Oft drängen sich mitten in der Jahresarbeit neue Stoffe, die man zufällig (eigentlich nie ganz zufällig) entdeckt und die einem wichtig genug erscheinen, daß man sie noch verwertet; auch dazu gibt mein Lehrgang Beispiele. Bei Wieder-

7. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 266

1914 - Ansbach : Prögel
in der Buchstabenform als in der Rechtschreibung, war es mir dadurch möglich, fast alles zu entziffern. Mit Absicht habe ich die neuhochdeutsche Schreibung zum Abdrucke gewählt; es liest sich so bequemer. Dabei habe ich aber die ursprünglichen Wortformen nach ihrem Klange sowohl als nach ihren besonderen Kennzeichen wiedergegeben. Charakteristisch ist z. B. das „e" für „ct" in Gleser, verbremt, ungesetzlich, Benk, Behelter, Kendlein, Spann-Sege, Stender, Leger (als Mehrzahl für Lager) usw. Ferner finde ich immer wieder in alten fränkischen Urkunden einen merkwürdigen Wechsel zwischen „0" und „a". Da steht z. B. Hot und hat, dorinnen und darinnen, domit und damit, Foß und Faß usw. Mir ist nach und nach zur Gewißheit geworden, daß man das „a" (wie heute oft noch mundartlich) ziemlich tief, dumpf gesprochen hat. Eigentümlich ist sodann gu-et, Fu-eder u. a. So hört man heute noch; aber sehr lange wird es nicht mehr dauern, dann hat unsere gleichmachende Schriftsprache auch diese Ueberbleibsel alter Zeit vernichtet. Der Bauer läßt sich leider Gottes selten mehr in Gegenwart von Gebildeten in seiner Ursprache vernehmen. Wie jeder Schreiber in seiner Weise den Wortklang zu fixieren suchte, zeigen folgende Beispiele. Der eine (ältere) schreibt: „kuessen" für Küssen, der andere „khinssen". Heute lautet das Wort Küssen (Kissen). Für „knbell", wie der erste schreibt, setzt der zweite „kiubell"; das Wort lautet heute noch in der breiten Bauernsprache Kuebel. Hier läßt er übrigens entgegen seiner Gewohnheit das „h" nach dem „k" weg (kharren, khummet); wer scharf aufmerkt, wird jetzt noch in mancher Aussprache des Fränkischen den Hauchlaut nach k wahrnehmen. Nach meiner Ueberzeugung hat man früher auch für Küssen Messen gesprochen; möglicherweise existiert die Aussprache auch noch. Der zweite Schreiber schreibt für „Achtheil seck" „Achttel Seck", für „flechfen" „fleichfen". Daß man im Fränkischen häufig den ä-Laut mit ei oder ai ausgedrückt hat, ist mir längst eine bekannte Tatsache; auf diesem Gebiete ist, scheint mir, überhaupt noch manches im unklaren und bedarf der gründlichen Erforschung. Für „Trnehenn" oder „Drue-henn" liest man beim zweiten Schreiber „Drugen", statt „Hannts welenn" „Handquellen", statt „Mörser" „Morscher" usw. Man sieht, jeder hat der herrschenden Aussprache in seiner Weise gerecht werden wollen; denn wer Ohren hat zu hören, der weiß, daß auch heute noch in ein und demselben Ort manches Wort verschieden gesprochen wird. Das Wort

8. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 51

1914 - Ansbach : Prögel
— 51 — mehr aushalten. Ich mischte mich wieder unter das Heer. Wir hatten schwere Verluste zu erleiden. Dazu brach auch noch eine Seuche aus und viele Soldaten starben. Auch ich wurde von der Seuche angegriffen. Ich konnte nicht mehr mit weiter ziehen. In guter Pflege wurde ich bald wieder gesund. 4. In Oberitalien. Im nächsten Jahre zog ich mit Kaiser Karl V. über die Alpen nach Oberitalien. Wir hatten schon viele Städte erobert. Da kamen wir an eine gut befestigte Stadt. Ich war zum Fahnenjunker erhoben. Wir konnten sie nicht erstürmen; darum belagerten wir sie. Als wir abermals einen Sturm versuchten, flog eine Kugel wider meine Fahnenstange. Die Kugel zerschmetterte meine Fahnenstange. Sie riß mir den Helm vom Kopfe und brachte mir auch Verletzungen bei; sie waren aber nicht tödlich. So mußte ich viele Strapazen erleiden. Hat euch die Geschichte gefallen, meine Herrn? (Morgen ist mein Geburtstag.)11 K. D. Während ich sonst Beobachtung, Betrachtung, Sammlung von Erfahrungen dem eigentlichen Unterricht vorauslaufen lasse, schlage ich diesmal mit gutem Grund (wenigstens nach einer Richtung) einen anderen Weg ein (das Schloß — Amtsgericht — als Wohnsitz haben die Schüler vorher schon angeschaut). In der Kirche hängt nämlich eine große hölzerne Gedächtnistafel. Wer achtet sie? Wir sind fertig geworden in der Schule, haben auch im Geiste den Leichenzug vom Schlosse aus zum Tor hinaus bis hinter den Hohenlandsberg verfolgt. Jetzt ist die richtige Stimmung und starkes Interesse dafür da, auch die Tafel, die die Marktbreiter ihrem Herrn („Vater" nannten sie ihn) einst nach seinem Tode (1591) stifteten, zu betrachten und zu studieren. Drum wandern wir hinein in die Kirche, stehen und schauen die Bilder und mühen uns, die teilweise verwischte Schrift der hoch hängenden Tafel zu entziffern. Es geht nicht recht; doch sind wir zufrieden und freuen uns, daß die Tafel schon zweimal (zuletzt 1863) aufgefrischt worden ist. Eine kleine Schar bleibt noch bei mir und hilft mir die Inschrift auf dem alten Taufstein, der zu Georg Ludwigs Zeiten schon stand, lesen. Dann ziehen auch wir fröhlich heim zum Mittagessen. 4*

9. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 1

1914 - Ansbach : Prögel
A. Einleitung Meine Entwickelung im Unterrichte der Heimatgeschichte. 1. Wie ich ohne Heimatunterricht aufwuchs und vorgebildet wurde. Heimatunterricht, Heimatgeschichte! Denke ich zurück an meine Volksschulzeit, so erinnere ich mich wohl dunkel an Karl den Großen, Otto von Wittelsbach in der Berner Klause, an Friedrich den Rotbart und an sonst noch einiges; aber Heimatgeschichte ist mir so fremd geblieben. So wuchs ich ohne richtiges Geschichtsverständnis auf und hatte doch, vorläufig mir selbst unbewußt, ein tiefes, inneres Sehnen, einzudringen in die Vergangenheit. Die wenigen Denkmäler, das zweiflügelige Schloß auf dem Berg, das so stolz herunter schaute, die alte, ergraute Kirchhofmauer mit der Jahrzahl 1670, der sog. Eiskeller im Wald verborgen, diese wenigen Denkmäler gruben sich ein, obwohl ich fast nichts von ihnen wußte. Aber in dem Eiskeller, da ließ es sich so schön „Räuberles" spielen und der Schloßhof hatte so schöne Versteckwinkel. Von dem abseits gelegenen Kirchhof wußte ich nur, daß das Dorf, das sich einst ringsum gruppierte, einen anderen Namen trug als mein Heimatdorf. An dem erschien mir gar nichts alt, nicht einmal die Kirche, die doch schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut war, auch die Orgel nicht mit den schönen Barockverzierungen; aber die Wappenmännlein mit den drei Lilien (Wolfskeel) gefielen mir wohl. Warum sollte mir das alt sein? Meinem in der ersten Kindheit erwachenden Bewußtsein war das alles neu, alles Gegenwart. Die Jahrzahl 1670 am Kirchhof gab mir mit erwachendem Verständnis doch einen Anhalt für Vergangenheit. Das war so schrecklich lange her, das steckte mir noch tief im Dreißigjährigen Krieg. Vom Dreißigjährigen Krieg hatte ich doch etwas läuten hören. Und das Schloß? Da war die Fama doch noch zu geschäftig. Wirkliche Ritter hatten da gewohnt; Sporen hatte man in der Umgebung gesunden. Da drin ging's um; Hexen Zimmermann, Geschichte, Mittelstufe. 1

10. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 79

1914 - Ansbach : Prögel
— 79 — großer Schülerschar wird man abteilungsweise hinaufführen. Alle sind begierig, obwohl viele Knaben schon allein droben waren. Und es ist scheinbar so wenig, was wir sehen: Eine winzige Küche, ein größeres Zimmer, in das der Glockenstrang des kleinen Glöck-leins in der sog. Turmlaterne herunterhängt, und darunter zwei recht ursprüngliche Kammern. Aber da hat eben der Türmer gewohnt, da ist er hinausgetreten auf den sog. Turmkranz, da hat er sich umgeschaut, wenn er seine ordnungsmäßige Runde gemacht hat, da hat er so manches gesehen, oft Schreckliches! Wir werden's noch hören. Die schöne Aussicht über das prächtige Maintal und den Breitbachgrund bis zum Bullen-heimer Berg hinan erfreut auch Kindergemüter. So jetzt recht langsam und bedächtig wieder herab; sie wissend selber. Da entdeckt einer noch eine steinerne Tafel mit verwitterter Inschrift. 156 können wir gerade noch lesen; alles zu lesen haben wir keine Zeit, muß einmal ausgeschwärzt werden. — Jetzt geht es wirklich hinab; überall stehen Posten und ich nehme hilfreich einen ängstlichen Schüler, der sich nicht traut, die steile Stiege herabzusteigen, sorglich bei der Hand. — Gottlob, es ist alles gut gegangen und lange noch hallt die Turmbesteigung in den Schülern wider. B. I. In der Geschichtsstunde: Nun wollen wir hören, was der Gerichts- oder Ratsschreiber im Jahre 1591 über das Amt des ersten Türmers in dieses Buch eingeschrieben hat! — Es ist den Schülern schon bekannt, da es dasselbe ist, das auch die Amtsleute-Verzeichnisse aufbewahrt. „Bestallung darauf Georg Plaicher von Oettingen, jetziger Türmer, soll angenommen werden." Das hat sich der Türmer wohl auch nicht träumen lassen, daß sein Name nach so langer Zeit wieder aufersteht. Wie lang ist das doch? Wißt ihr nicht noch etwas vom Jahre 1591? Georg Ludwig von Seinsheim ist gestorben. Oettingen wird auf der Karte gezeigt. Ich darf den Namen nicht weglassen, die Kinder sind peinlich; sie wollen alles genau wissen. Ich will auch gar nicht haben, daß sie sich so einen Allerweltstürmer denken. Denken? Dem allgemeinen hauchen die wenigsten Leben ein. Unser Georg Plaicher aber hat Fleisch und Blut. „Bestallung!" Einige meinen: „Bestellung." Ist recht; warum aber Bestallung? Man kann im Unterricht nicht immer mit Salonbeispielen kommen; sie sind auch gar nicht zimperlich, werden erst ver--
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