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1. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 435

1913 - Wittenberg : Herrosé
435 245. Kaiser Friedrich Iii. Letzte Fahrt. 6. Juni 1888. „Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm) noch einmal die Plätze hier herum, am liebsten auf Alt Geltow zu. — und Ihr kommt mit, die Kinder und Du." Das Dorf. es lag im Sonnenschein, in die stille Kirche tritt er ein. die Wände weiß. die Fenster blank, zu beiden Seiten nur Bank an Bank, und auf der letzten — er blickt empor auf Orgel und auf Orgelchor und wendet sich und spricht: „Wie gern vernähm' ich noch einmal ,Lobe den Herrip; den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören, Bicky, latz Du das Lied mich hören." Und durch die Kirche, klein und kahl. als sprächen die Himmel, erbraust der Choral, und wie die Töne sein Herz bewegen, eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen, eine Lichtgestalt, an den Händen beiden erkennt er die Male: „Dein Los war leiden. Du lerntest dulden und entsagen. drum sollst Du die Krone des Lebens tragen. Du siegtest, nichts soll dich fürder beschweren: Lobe den mächtigen König der Ehren ..." Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt, so lauscht er der Stimme. Die Orgel schweigt. Theodor Fonlane. 246. Kaiserin Auguste Viktoria. Ruhig und still zieht das Leben der Landesherrin an unserm geistigen Auge vorüber. Aus goldenen Fäden ist es gewebt, aber den Einschlag bilden Liebe und Herzensgüte und werktätiges Schaffen abseits vom Lärm der Welt. Als die kleine Prinzessin am 22. Oktober 1858 auf dem Ritter- gut Dölzig bei Sommerfeld das Licht der Welt erblickte, da winkte ihr keine Krone; denn ihr Vater, der Herzog Friedrich Christian zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. hatte in den Wirren der Zeit die Regentschaft verloren. Bei ihrer Taufe aber ging bereits ein strahlender Schein an ihrem Lebenshimmel auf: zwei nachmalige Kaiserinnen. Augusta und Viktoria, waren ihre 28*

2. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 416

1913 - Wittenberg : Herrosé
416 Tugendpreis von 5000 Franken zu. Luise ist über die Nach- richt voller Freuden: aber nicht an die große Auszeichnung denkt sie, sondern an ihre Armen und ruft aus: „Ich bin meinem teuren Heiland wahrhaft dankbar, daß er mir, nachdem ich so manches Jahr die Gehilfin und Almosenpflegerin unsers ehrwürdigen Vaters war, am Ende meines Lebens noch die Freude vorbehalten hat. meinen Nebenmenschen Hilfe zu leisten!" Oberlin hat die große Auszeichnung seiner geistigen Tochter nicht erlebt, er war im Jahre 1806 aus seiner reichen und ge- segneten Wirksamkeit in das bessere Jenseits hinübergegangen. In einem hinterlassenen Briefe weiß er die Tugend seiner Tochter Luise nicht genug zu preisen und bittet seine Kinder inständig, die große Schuld durch Liebe und Dankbarkeit abzutragen. Trotz der täglich sich wiederholenden Anstrengungen im Dienste der werktätigen Nächstenliebe erreichte Luise ein Alter von 74 Jahren. Noch wenige Tage vor ihrem Tode war sie in voller Tätigkeit. Den Abschied vom Leben hatte sie sorg- fältig vorbereitet. Ihr Totenhemd hatte sie mit eigner Hand genäht, den Leichentext gewählt und einen ausführlichen Ab- schiedsbrief geschrieben. Am 25. Juli 1837 ging sie zur ewigen Ruhe ein. Das ganze Steintal folgte ihrem Sarge und weinte am Grabe seiner Mutter. Man bettete die treue Magd neben den treuen Seelsorger. So ruhen beide auch im Tode vereint von ihrem gottgesegneten Werke aus, bis sie am Jüngsten Tage die gütige Stimme ihres Herrn hören werden, der ihnen zurufen wird: „Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzet das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist!" 236. Die deutsche Mutter. 1. Drei Rosse stehn vor dem kleinen Haus und stampfen den Grund mit den Hufen. Hell tönet ihr Wiehern, als wollten sie heraus die Reiter rufen. 2. Es drängt die Menge wohl um das Haus, die Söhne der Witwe zu schauen. Ernst blicken die Männer und schütteln das Haupt, es weinen die Mädchen und Frauen. 3. Die Ärmste sah vor nicht langer Zeit den liebenden Gatten sterben. Nun reißt drei Söhne der armen Frau der Krieg ins Schlachtenverderben. 4. Da tritt sie heraus mit ernstem Blick inmitten der stattlichen Jungen. Ein letzter Kuß, noch ein Händedruck, und sie haben aufs Roß sich geschwungen.

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 28

1913 - Wittenberg : Herrosé
28 2. Vor allem macht' ihm Überdruß ein Wort, das sie an alles knüpfte, das freilich in der Rede Fluß gedankenlos dem Mund entschlüpfte: „In Gottes Namen", sprach sie dann, wenn schwere Prüfungsstunden kamen, und wenn zu Weine ging ihr Mann, dann sprach sie auch: „In Gottes Namen." 3. Das schien ihm lächerlich und dumm mitunter frevelhaft-vermessen; oft schall er, und sie weinte drum und hat es immer doch vergessen. Gewöhnung war es früher Zeit und klösterlich verlebter Jugend; so war es keine Sündlichkeit und war auch eben keine Tugend. 4. Ein Sprichwort sagt: „Wem gar nichts fehlt, den ärgert an der Wand die Fliege"; so hat dies Wort ihn mehr gequält, als andre — Hinterlist und Lüge. Und sprach sie Janft: „Es paßte schlecht!" durch Demut seinen Groll zu zähmen, so schwur er, übel oder recht, werd' es ihn ärgern und beschämen. 5. Ein Blütenhag war seine Lust. Einst sah die Frau ihn sinnend stehen und ganz versunken, unbewußt, so Zweig an Zweig vom Strauche drehen; „In Gottes Namen!" rief sie, „Mann, du ruinierst den ganzen Hagen!" Der Gatte sah sie grimmig an, fürwahr, fast hätt' er sie geschlagen. 6. Doch wer da Unglück sucht und Reu', dem werden sie entgegeneilen; der Handel ist ein zart Gebäu und ruht gar sehr auf fremden Säulen. Ein Freund falliert, ein Schuldner flieht, ein Gläub'ger will sich nicht gedulden, und eh' ein halbes Jahr verzieht, weiß unser Krämer sich in Schulden. 7. Die Gattin hat ihn oft gesehn gedankenvoll im Sande waten, am Kontobuche seufzend stehn, und hat ihn endlich auch erraten;

4. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 67

1913 - Wittenberg : Herrosé
67 wird aus feinem Weizenmehl mit Milch und Hefe hergestellt. Zwieback enthält Ei. Makkaroni sind Mehlnudeln mit Ei oder Kleber. Das Brot mutz gut ausgebacken werden; es darf beim Anschnitt nicht feucht sein und nicht zu sauer schmecken. Frisches Brot ist sehr weich, aber schwer verdaulich. Am gesundesten ist 2—3 Tage altes Brot. Bei der Aufbewahrung des Brotes mutz man achthaben, datz es weder zu trocken noch zu feucht liegt; im ersten Falle verdorrt es schnell und wird altbacken und unschmackhaft; in letzterm bilden sich in und auf dem Brote Schimmelpilze, die sein Aussehen und seinen Geschmack verändern und es zu einem un- gesunden, Krankheiten des Magens verursachenden Nahrungs- mittel machen. Am besten bewahrt man das Brot an kühlem, trocknem Orte in einer gut schlietzenden Blechkapsel auf; auf diese Weise erhält man es viele Tage lang frisch und dabei reinlich und appetitlich. — Das feine Gebäck und der Kuchen werden in ähnlicher Weise bereitet wie das Brot. Zur Lockerung des Teiges ver- wendet man gewöhnlich Hefe. Bei der weitern Bearbeitung nimmt man statt des Wassers Milch und setzt Butter, Eier, Rosinen, Mandeln und mancherlei Gewürze zu. Bei den Konditorwaren (Honigkuchen, Konfekt, Konfitüren) kommen neben dem Mehle Honig und Zucker reichlich zur Ver- wendung. Die Lockerung wird meist durch Hirschhornsalz bewirkt, das sich in der Hitze des Ofens verflüchtigt und dadurch die Masse auftreibt. Zu häufiger Genutz von Zuckerbackwerk hat oft Fäulnis der Zähne zur Folge; zu reichlich genossen, erzeugt es besonders bei Kindern gern Verdauungsstörungen. Nach I. ®. Paust u. a. 53. Jung gewohnt, alt getan. 1. Die Schenke dröhnt, und an dem langen Tisch ragt Kopf an Kopf verkommener Gesellen, man pfeift, man lacht; Geschrei, Fluch und Gezisch ertönte an des Trankes trüben Wellen. 2. In dieser Wüste glänzt ein weitzes Brot, sah man es an, so ward dem Herzen besser; sie drehten eifrig draus ein schwarzes Schrot und wischten dran die blanken Schenkemesser. 3. Doch einem, der da mit den andern schrie, fiel untern Tisch des Brots ein kleiner Bissen; schnell fuhr er nieder, wo sich Knie an Knie gebogen drängle in den Finsternissen. 5*

5. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 225

1913 - Wittenberg : Herrosé
225 Teelöffel voll. Alsdann mutz das Kind aufgefordert werden, „rrrr zu machen", d. h. hinten im Halse die Gurgellaute von sich zu geben. Nach einiger Übung gerät dies. Sobald es zur Zu- friedenheit geglückt ist, gietzt man in dem Augenblick, wo das Kind gerade rrrr sagt. einen kleinen Teelöffel voll Wasser in den Hals: es ist ja selbstverständlich, datz dieses Wasser, wie es beim regelrechten Gurgeln der Fall ist, bei dem Rrrrrfagen mitgurgelt, alsdann allerdings hinuntergeschluckt wird. was ja aber vor der Hand nichts schadet. Das Kleine wird sich vielleicht bei den ersten Malen ein wenig verschlucken, aber das macht nichts. Die Haupt- sache ist. datz die Mutter es versteht, den ganzen Vorgang recht amüsant zu gestalten. Wenn das erste Gelingen heiteres Ge- lächter. großes Lob und Staunen hervorruft, dann sagt der kleine Künstler bestimmt unermüdlich: „Noch mal" und bemüht sich, seine Sache ganz vorzüglich zu machen. Selbst der ärgste Zappel- philipp wird nach der angegebenen einfachen Art und Weise die Grundidee des Gurgelns in kürzester Zeit tadellos bewäl- tigt haben. Hat man einige Tage hindurch auf die genannte Weise Vor- übungen gemacht, so gilt es nun. dem Kinde beizubringen, das Wasser nach dem Gurgeln nicht hinunterzuschlucken. sondern es auszuspeien. Zu diesem Zwecke läßt man das Kind aufrecht sitzen oder. wenn es das schon vermag, aufrecht stehen, stellt vor das Kind einen Eimer, worauf es den Auftrag erhält, den Kopf hinten- über zu neigen. Nun wiederholt sich dasselbe, wie es in liegender Stellung geschah. Das Kind hat rrrr zu sagen: dabei gietzt die Mutter einen Teelöffel Wasser in das Hälschen: einen Augenblick gurgelt das Kind hiermit, worauf die Mutter rasch kommandiert: „Ausspucken" und das Köpfchen geschickt vornüber beugen hilft. Gelingt dies auch nicht gleich beim erstenmal, das zweite- und drittemal wird's schon besser werden, und nach einigen Ver- suchen hat der kleine Kerl die Sache kunstgerecht ausgeführt. Selbstverständlich gibt es nun eine kleine Belohnung, und wenn Baby sieht, wie Mama sich freut, dann macht ihm die ganze Ge- schichte ungeheuren Spatz. Und so soll es auch sein. Denn wenn der Gurgelunterricht sowohl als auch nachher das tägliche Gur- geln als bitteres Mutz von dem Kinde empfunden wird, dann erschwert sich für Mutter und Kind diese Angelegenheit unge- mein. Es ist aber so ungeheuer wichtig, datz unsre Kleinen so früh wie möglich mit der Kunst des Gurgelns vertraut gemacht werden, datz es sich die Mütter angelegen sein lassen sollten, ein Mutzestündchen zu benutzen, um auf die angegebene Art und Weise ihrem Kleinchen spielend diese Fertigkeit beizubringen. Aus: Deutsches Volksblatt für Oberschlesien. Kutsche, Lesebuch. 15

6. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 248

1913 - Wittenberg : Herrosé
143. Für die sieben Tage. Sprich, liebes Herz, in deines Tempels Mitten für sieben Wochentage sieben Bitten. Zum ersten Tag: Latz deine Sonne tagen und Licht verleihn der Erd' und meinen Schritten! Zum zweiten Tag: O laß dir nach mich wandeln, wie Mond der Sonne nach mit leisen Tritten! Zum dritten Tag: Lehr' deinen Dienst mich kennen, und wie ich dienen soll mit reinen Sitten! Zum vierten Tag: Du sollst mich nicht verlassen in meiner Woche, meines Tagwerks Mitten! Zum fünften Tag: O donnre deine Worte ins Herz mir. wenn sie meinem Sinn entglitten! Zum sechsten Tag: O laß mich freudig fühlen, wodurch du mir die Freiheit hast erstritten! Zum siebenten: Die Sonne sinkt am Abend; o dürft' ich mir so hellen Tod erbitten! Lücken 144. Sonntagmorgen. Die Himmelsaugen blicken matt und fallen mählich brechend zu. Es schläft im Wald noch jedes Blatt, und jeder Stamm und jeder Stein, die Vöglein all in Busch und Baum, die Blümlein all am Born und Rain. Da ganz zuerst am Waldessaum der Schlehdorn aus dem Traume schreckt; wie der sich frisch den letzten Schlaf vom taubeperlten Haupt geschüttelt, das Amselnest ein Veerlein traf. und nebendran vom Wind gerüttelt, der Erlen loses Volk erwacht; die haben kaum mit knapper Müh' die grünen Äuglein aufgemacht, so necken sie in aller Früh' auch schon den alten Tannenbaum, und kichern, wie im Schlaf er nickt, und zupfen ihn am Kleidessaum. Doch wie er gram auch niederblickt, halb noch im Schlafe mürrisch zankt, sie halten scherzend ihn umrankt, da must er endlich doch erwachen — was will er mit der Jugend machen? Dieweil hat sich vom kleinen Schrecken die Amsel munter aufgerafft; zuerst hört's aus der Nachbarschaft

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 252

1913 - Wittenberg : Herrosé
— 252 — die dumpfige Stube verschlosi sie solang': nun spielen sie wieder im Freien: sie schlagen den Reif, und sie werfen den Ball: die munteren Füllen, entsprungen dem Stall. — sie tummeln sich lustig und rufen mir all: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! 5. Doch abseits an der Linde auf hölzerner Bank, da sitzt ein Paar, sich zu sonnen. die Tochter, sie führet die Mutter so krank, die heute dem Lager entronnen: wie erwärmt ihr die Sonne das matte Gebein, wie schlürft sie die Lüfte, die labenden, ein! Bier Augen leuchten in seligem Schein: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! 6. Nun aber hör' ich in festlichem Chor vom Turme die Glocken erschallen: still tret' ich mit ein in das heilige Chor, da braust's durch die dämmernden Hallen: Der Herr ist erstanden aus Grabesnacht, der Tod ist verschlungen, der Sieg ist vollbracht, lobsinget ihr Christen und jauchzet mit Macht: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! 7. Und als ich trat aus dem Gotteshaus, da grünten die Gräber im Kreise, da sucht' ich mir eines, mein teuerstes, aus: dort stand ich und betete leise: da säuselt in Lüften ein seliger Klang, wie wenn sein Gefieder ein Engelein schwang, da tönt es hernieder wie Seraphsgesang: Wir feiern die fröhlichsten Ostern! *ari ©ero*. 147. Pfingstlied. 1. Pfingsten ist kommen; nun schmückt sich der Wald und die Heide; Garten und Wiese, sie prangen im festlichen Kleide: nieden die Flur, droben der blaue Azur glänzet im Frühlingsgeschmeide. 2. Pfingsten ist kommen; so komm auch, der alles belebet. Odem des Höchsten, der einst auf den Wassern geschwebet, der mit Gebraus vormals zu Salem durchs Haus und durch die Herzen gebebet!

8. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 259

1913 - Wittenberg : Herrosé
259 152. Zum Jahresschlüsse. 1. Auf dunklen Schwingen senkt sich wieder so ahnungsvoll, so tröstlichmild des Jahres letzter Abend nieder zum winterlichen Schneegefild. Derabendglocken fromm Geläute tönt hehren Klanges durch die Nacht und predigt, wenn ich's recht mir deute: „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" 2. Verrauscht ist nun der bunte Reigen des Jahreslaufs mit Lust und Leid; doch Gottes ew'ge Sterne steigen so tröstlich aus der Dunkelheit, und freundlich winkt aus blauen Höhen der Abendstern in milder Pracht; ob Jahre kommen, Jahre gehen: „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" 3. Habt Dank — wie seid ihr schnell entschwunden, ihr Freuden, die das Jahr mir bot! Fahr hin — nun bist du über- wunden all dieses Jahres Müh' und Not! Schlaft wohl, ihr abgeschiednen Lieben! Ob einmal noch der Schmerz erwacht, mir ist ein süßer Trost geblieben: „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" 4. Und wenn auch ich in dumpfer Bahre itzt bei den andern draußen schlief, und wenn mich noch im alten Jahre zur Rechnung Gottes Engel rief; Herr, deck auf meiner Jahre Sünden den Mantel dieser dunklen Nacht, dann darf ich's erst getrost ver- künden : „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" 5. Nun sammelt sich im Kreis der Zecher die Welt zum rauschenden Gelag und übertäubt im Klang der Becher der Mitternacht gewicht'gen Schlag; ich aber will mich schlafen legen und unter Gottes treuer Wacht entschlummern mit dem Abend- segen: „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" 6. In seinem Schalten ohne Sorgen schlummr' ich hinein ins neue Jahr, als Morgenstern erscheint er morgen, der heute Abendstern mir war; mein Pilgerstab ist Gottes Treue, die gnädig mich hierher gebracht; vom alten Jahr ererbt's das neue: „Der Herr hat alles wohl ge- macht!" Karl Gerok. 153. Die Neujahrsnacht eines Unglücklichen. Ein alter Mensch stand einsam in der Neujahrsmitternacht am Fenster und schaute mit dem Blicke einer bangen Verzweif- lung auf zum unbeweglichen, ewig blühenden Himmel und herab 17*

9. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 307

1913 - Wittenberg : Herrosé
— 307 das Auge hell und fest. Kuckucksruf aus dem Wald: Du blickst uns an und lächelst schalkhaft. Wir klopfen dreimal an die Tasche. Nun gürtest du um den Leib den grauen, körnerschweren Samensack. Der rechte Arm, nackt bis zum Ellenbogen, mit flatterndem Ärmel, geht im Schwung mit dem Schritt. Aus der Hand fliegen saufend im Bogen die Körner, sorglich erlesen, glatt und prall und glänzend in Keimkraft. Stillbedächtig. wie in verhaltener Lust, empfängt sie die Erde und zieht sie ein in den harrenden Schoß, Hampfel um Hampfel. Immer seh' ich dich so, mein Bater, als Säemann. Immer so im festen Schritt über den frischgepflügten, dampfenden Acker hin, wie von heimlicher Musik aus der Tiefe der Erde begleitet. von segnenden Winden umsungen aus des Himmels leuchtender Höhe. Michael Georg Tonrad. 193. Zum Walde. 1. Schön ist die Flur (Gott sei gedankt!), wenn segenschwer die Ähre schwankt: mich aber lockt der kühle Wald, der Hirsche schatt'ger Aufenthalt. 2. Still ist es hier, fern lärmt die Welt, die Morgensonne purpurn fällt durch Vlütenzweige warm und mild in seinen Schoß, der duftend schwillt. 3. Der Kuckuck ruft. und Amsel schlügt, die Wipfel flüstern windbewegt. vom Eichenhorste schwingt der Weih hinauf sich in die Lüfte frei. 4. Der stolze Hirsch, das sanfte Reh. sie tummeln sich in Moos und Klee: im Silberschmuck der Schlehdorn blüht, und purpurrot Dornröschen glüht. 20*

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 434

1913 - Wittenberg : Herrosé
434 es, die den Kranken und Verzweifelnden ihre Schmerzenszeit er- leichtern, das sind — die Ärzte, die Geistlichen und die Kranken- pflegerinnen." — Ja. schön und erhaben sind diese ernsten und schweren Lebensberufe. Ist doch ihr Panier auch eins der be- deutungsvollsten Gebote des Christentums: die hingehendste und aufopferungsvollste Nächstenliebe. Nach Mathilde Weber. 244. So einer war auch Er! 1. Liegt ein Dörflein mitten im Walde, überdeckt vom Sonnenschein, und vor dem letzten Haus an der Halde sitzt ein steinalt Mütterlein. Sie läßt den Faden gleiten und Spinnrad Spinnrad fein und denkt an die alten Zeiten und nickt und schlummert ein. 2. Heimlich schleicht sich die Mittagsstille durch das flimmernde grüne Revier. Alles schläft; selbst Drossel und Grille und vorm Pflug der müde Stier. Da plötzlich kommt es gezogen blitzend den Wald entlang und vor ihm hergeflogen Trommel- und Pfeifenklang. 3. Und in das Lied vom alten Blücher jauchzen die Dörfler: „Sie sind da!" Und die Mädel schwenken die Tücher, und die Jungen rufen: „Hurra!" Gott schütze die goldenen Saaten, dazu die weite Welt: des Kaisers junge Soldaten ziehn wieder ins grüne Feld! 4. Sieh. schon schwenken sie um die Halde, wo das letzte der Häuschen lacht. Schon verschwinden die ersten im Walde, und das Mütterchen ist erwacht. Versunken in tiefes Sinnen, wird ihr das Herz so schwer, und ihre Tränen rinnen: „So einer war auch Er!" Arno Holz.
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